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Und dann kam dieser Brief

Das erste Schuljahr der Emily Dursley
von

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Gleis 9 3/4

Die Sommerferien waren wie im Flug an Emily vorbei gegangen. Viel zu schnell hatte sie sich von Cupcake verabschieden müssen. Tränenreich hatte sie dem Pony versprochen, Weihnachten wieder bei ihm zu sein.

Ihren Schulfreunden erzählte sie, sie würde auf ein Reitinternat in Schottland gehen und könnte Cupcake leider nicht mitnehmen, da sie Schulpferde reiten müsste. Sie hasste es, sie anlügen zu müssen. Sie fand das idiotisch, wusste aber, dass sie die magische Welt nicht verraten konnte. Sie hatte durch eines der Schulbücher in Erfahrung gebracht, dass Muggel und Zauberer noch nie lange friedlich zusammen leben konnten. Immer wieder gab es Streit und Missverständnisse. Anderseits, dachte sich Emily, konnte es auch mal gut gehen und ihre Freunde würden sie schon nicht verraten. Sie waren in Ordnung und hatten nicht mal das kleinste Geheimnis weiter erzählt, dann würden sie so etwas erst recht nicht weiter sagen. Oder?

Vielleicht war das mit Magie anders. Emily war anders als sie. Das merkte sie schon jetzt und sie war stolz darauf. Sie war etwas Besonderes und vielleicht würden sie eifersüchtig werden und…

„Emily! Komm runter. Wir wollen los!“ Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken. Emily sprang von ihrem Bett auf.

„Ich komm gleich!“ Schnell packte sie noch Muffin in seinen Katzenkorb und stürmte die Treppe herunter zu ihren Eltern.

„Da bin ich“, sagte sie überflüssigerweise. Etwas skeptisch beäugte sie Dudley. Er sah besorgt aus. „Dad. Jetzt ist mal gut. Ihr seht mich Weihnachten wieder und könnt mir schreiben.“ Doch wusste sie nicht, ob sie es sagte, um sich selbst zu beruhigen.
 

Einige Zeit später waren sie am Bahnhof. Dudley schob den Gepäckwagen Emilys vor sich her. Er kannte diesen Bahnhof noch gut genug. Sechs Jahre lang hatten seine Eltern Harry hier her gebracht und wieder abgeholt. Immer war er durch diese Absperrung verschwunden. Der Gedanke daran, gegen eine Wand zu rennen, behagte ihm nicht. Das war eine Sache, die typisch für diese Welt war. Abnormal und seltsam. Aber er musste es tun. Zumindest seiner Tochter zu Liebe.

„Da ist es!“, rief Emily plötzlich aufgeregt und deutete zwischen Gleis Neun und Zehn. Da musste sie also durch. Ein wenig mulmig zumute war ihr schon, immerhin machte man so etwas nicht täglich. Eigentlich war Emily noch nie absichtlich gegen eine Wand gerannt.

„Wenn du willst, können wir zusammen durch“, sagte Dudley sanft.

Emily schüttelte ihren Kopf. „Nein. Ich kann das schon. Ich habe keine Angst.“

Eliza und Dudley tauschten einen Blick aus. „Gut. Das kannst du natürlich auch tun“, sagte Eliza. „Auch mit dem Wagen?“

„Ja.“

Dann rannte sie los. Tante Ginevra hatte ihr dazu geraten, wenn sie sich unsicher war. Das war wohl so einfacher. Emily dachte, sie würde gleich laut scheppernd zurück gestoßen werden.

Es schepperte auch, doch war es nicht die Absperrung gewesen.

„Pass doch auf!“ Es war der Junge aus der Winkelgasse. Schlagartig wurde Emily rot und Muffin fauchte wütend. Aber der war ihr gerade egal. Es war ziemlich peinlich, zweimal in ein und dieselbe Person zu laufen.

„Steh nicht im Weg herum“, giftete sie zurück. Sie hatte keine Lust, sich bei diesem Jungen zu entschuldigen. Das letzte Mal hatte er sich auch nur lustig über sie gemacht, das musste sie nicht nochmal haben.

„Bist du nicht die aus der Winkelgasse?“, fragte er und überging Emilys Worte. „Das Lipurtá-Mädchen?“ Er grinste.

„Ja, das bin ich“, sagte sie stolz und reckte ihr Kinn in die Höhe. „Und ich muss nun gehen.

„Blödmann? Ich?“ Der Junge klang verärgert. „Du bist in mich hinein gelaufen und nicht ich in dich. Da solltest du überlegen, wer hier der Idiot ist.“

Emily gab es ein leises „Tz“ von sich und stolzierte davon. Sie würde weiter vorne auf ihre Eltern warten.
 

„Wer war denn der Junge da?“, fragte Eliza neugierig, als sie bei ihrer Tochter ankam. Emily zuckte mit den Schultern. Sie war froh, dass ihre Eltern den peinlichen Zwischenfall nicht gesehen hatten.

„Ach, nur jemand, den ich kurz in der Winkelgasse getroffen habe. Im Buchladen.“

„Na, vielleicht kannst du dir ja mit ihm ein Abteil teilen.“

„Jaah“, sagte Emily gedehnt. Sie hatte überhaupt keine Lust, mit diesem Jungen eine ganze Zugfahrt zu verbringen. „Vielleicht.“

Eliza sagte nichts weiter. Als Mutter wusste sie, wann es klüger war, zu schweigen. Und dies traf im Moment sowohl auf den Jungen, als auch auf den allgemeinen Platz zu. Immerhin schien Dudley nicht begeistert, hier zu sein. Schließlich musste er sich nun von seiner Tochter bis Weihnachten verabschieden und sie in die verhasste magische Welt ziehen lassen. Eliza konnte es ihm nicht vollkommen verübeln.

„Bringen wir erstmal deinen Koffer rein. Dann kannst du ja sehen, mit wem du dich triffst“, sagte sie und hievte den Koffer vom Wagen.

„Schatz? Kannst du den rein tragen? Er ist ein wenig schwer.“ Mit einem zuckersüßen Augenaufschlag, den sie ihrer Tochter auch vererbt hatte, sah sie ihren Mann an.

„Ja, natürlich.“ Was hätte er auch sonst sagen sollen?

Er ergriff das Gepäck Emilys und lief in Richtung Zug. Emily fand es sehr bewundernswert, wie einfach ihr Vater den schweren Koffer hochhob (sie selbst konnte ihn gerade ein paar Zentimeter anheben, und das auch nur mit viel Aufwand). Sie wusste, dass er schon als Teenager geboxt hatte und sogar Juniorchampion geworden war. Heute boxte er noch ab und an. Allerdings nicht mehr in Wettbewerben und das sah man auch. Zwar hatte er im Laufe der Zeit einen kleinen Bauch angesetzt (eine Eigenschaft, die er an Emily weiter vererbt hatte), aber seine Arme kamen ihr immer riesig und stark vor. Und dass er dies war, konnte man vor allem in diesem Moment sehen.

Sie hatten schnell ein Abteil gefunden und die Sachen und Muffin verstaut, bevor sie den Zug noch einmal kurz verließen. Allzu viel Zeit bis er losfuhr hatten sie nicht mehr. Es war bereits viertel vor elf.

Ein unangenehmes Schweigen herrschte. Eliza Dursley musste zugeben, dass der Abschied schwerer war, als sie gedacht hatte.

„Nun“, sagte Emily und schaute ihre Eltern nachdenklich an. „Ich denke, ihr könnt schon gehen. Ich komme sicher alleine klar.“

Sekunden später fragte sie sich, warum sie das überhaupt gesagt hatte. In Wahrheit hatte sie furchtbare Angst.

„Sicher? Wir haben Zeit, Liebling.“ Eliza klang besorgt.

„Ja. Natürlich“, sagte Emily ohne darüber nachzudenken. Sie wollte nicht wie ein Mamakind rüberkommen, egal wie viel Bammel sie davor hatte, ganz alleine zu sein.

Eliza umarmte Emily und Dudley tat es ihr gleich.

„Ich schreibe euch“, versprach Emily, „und Weihnachten sehen wir uns ja auch schon wieder. Es ist nicht sehr lange bis dahin.“

„Und wir werden dir antworten“, sagte Dudley, der sich zu einem Lächeln durchringen konnte.
 

Dann, nach einigen Worten, an die sich Emily auch nach vielen Jahren nicht mehr erinnern konnte, waren sie weg. Emily winkte ihnen nach und kämpfte gleichzeitig mit den Tränen. Das konnte sie ja nun wirklich nicht machen. Sie war fast erwachsen. Da weinte man doch nicht, nur weil man alleine Zug fahren würde.

„Hallo. Du bist auch neu hier, oder?“ Eine freundliche Stimme riss Emily aus den Gedanken. Vor ihr stand ein Mädchen, das ihr Opa Vernon Dursley sicher als „empörend“ beschrieben hätte.

Emily fand, dass sie einfach nur cool aussah. Sie war um einiges größer als Emily, was zwar kein Kunststück war, das Mädchen aber um einiges hübscher und erwachsener erscheinen ließ. Ihre Haare waren blond, gingen ihr gerade mal bis zu den Ohren und standen frech ab.

Sie trug eigentlich ziemlich viel, doch so geschickt verteilt, dass es aussah, als gehöre alles zusammen. Unter schwarzen Shorts trug sie über einer schwarzen Strumpfhose noch eine grellgrüne aus Netzstoff. Ihr Oberteil war ähnlich gestaltet. Unter einem, eigentlich viel zu weitem, lila Pulli trug sie ein Top, das dieselbe Farbe wie die Netzstrumpfhose hatte. Zum krönenden Abschluss saß eine schwarze Ratte auf ihrer Schulter.

Emily konnte nicht anders, als sie für den Mut, solche Klamotten zu tragen, zu bewundern. So cool sie das auch fand, sie selbst würde es nie tragen. So dauerte es auch einige Zeit, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.

„Ja, bin ich. Ich bin Emily Dursley.“ Emily streckte ihre Hand aus. Das Mädchen lächelte.

„Olivia McPhee, aber nenn mich Oli.“

Beide grinsten.

„Hast du schon ein Abteil?“, fragte Oli. Ihr Koffer stand noch neben ihr, wie Emily jetzt erst bemerkte.

„Ja. Komm, ich zeig’s dir.“
 

Wenig später saßen sie sich gegenüber im Abteil. Emily hatte sich nicht getraut, Muffin heraus zu nehmen. Die letzten Wochen hatten gezeigt, dass er so dumm war wie behauptet. Würde sie ihn nun heraus lassen, befürchtete sie, er würde abhauen. Aphrodite, Olis Ratte, würde er nicht fressen, denn bis jetzt hatte er keinerlei Interesse an Nagetieren gezeigt. Er war wohl einfach zu blöd zum Jagen, doch Emily mochte ihn trotzdem.

„Gleich fährt der Zug los“, sagte Oli plötzlich.

„Echt? Wow. Ich bin richtig gespannt.“

„Ich auch. Und wie. Ich mein, durch meinen Cousin weiß ich ein wenig über Hogwarts, aber das ist nicht dasselbe.“

„Dein Cousin war in Hogwarts?“ Emily klang aufgeregt. Oli schien also aus einer magischen Familie zu stammen.

„Ja. Und meine Eltern auch, und deren Eltern, und deren Eltern, und …“

„Also deine ganze Familie. Cool.“ Emily lachte.

„Jap. Genau. Du bist also muggelgeboren?“

„Ja. Aber Onkel Harry ist ein Zauberer. Seine Kinder gehen auch dahin. Naja, er ist nicht mein richtiger Onkel. Sondern der Cousin von meinen Vater, aber ich nennen ihn schon immer On…“

„Moment mal“, unterbrach Oli sie. „Harry wie Harry Potter?“

„Ehm, ja. Genau der.“

„Wow“, sagte Oli und Emily fiel ein, dass Harry hier eine Berühmtheit war. Sie hatte es durch die ganze Aufregung vollkommen vergessen, aber jetzt, wo sie sich wieder daran erinnerte, fand sie es ziemlich cool, mit einem Star verwandt zu sein.

„Ja. Er ist echt nett. Meine Tante auch. Nur, naja…“ Emily grinste und machte eine Pause, die dramatisch wirken sollte. „Seine Söhne sind echt ätzend. Besonders dieser James. Ein Großkotz, wie er im Buche steht.“ Sie konnte es einfach nicht lassen. James hatte sie noch nie leiden können.

„Und ich dachte, er hätte coole Kinder.“ Oli schien zwischen Enttäuschung und Amüsement hin und her zu schwanken.

„Seine Tochter Lily ist aber in Ordnung. Sie ist richtig nett und kommt auch nach Hogwarts.“

„Cool, so eine berühmte Verwandtschaft“, sagte Oli. „Ich habe nur einen Großonkel, der ein Mittel gegen Mitesser gefunden hat. Nicht sehr aufregend, aber cool ist er trotzdem.“

Emily grinste. Sie fand es (wenn sie es auch nicht zugeben würde) total spannend, dass Oli aus einer Familie voller Magier stammte. Bis vor wenigen Wochen hatte sie ja nicht mal gewusst, dass es solche Menschen gab.
 

Gerade wollte sie etwas sagen, als die Tür aufgemacht wurde. Ein Mädchen mit dunklen Haaren und ebenso dunklen, mandelförmigen Augen stand in der Tür. Sie wirkte ein wenig älter als die beiden und Emily fragte sich, warum sie hier war. Sie war doch mindestens in der zweiten Klasse.

„Hi“, sagte das Mädchen ein wenig nervös. „Darf ich mich setzen? Es ist sonst nur noch Platz bei älteren… ihr seid doch auch beide neu hier, oder?“

„Natürlich darfst du hier rein und ja, wir sind auch beide neu“, sagte Emily lächelnd. „Mein Name ist Emily Dursley und das ist Olivia McPhee.“

„Aber nenn mich Oli. Ich kann meinen Namen nicht ausstehen“, warf Oli schnell ein.

„Okay. Danke. Ich bin Felicitas Nott.“ Sie lächelte ein wenig nervös, während sie ihre Sachen verstaute.

„Und das ist Odin.“ Sie deutete auf einen schönen Uhu, der nur ein Auge hatte. Offensichtlich, hatte er das andere in einem Kampf verloren.

Felicitas folgte Emilys Blick, der fasziniert auf dem Auge des Vogels lag. „Er ist netter als er aussieht. Eigentlich ist er sogar ein richtiges Schmusetier.“
 

Felicitas hatte sich gerade gesetzt, als die Abteiltür erneut aufging. Es war Lily.

„Hey. Ich kann ja zu euch kommen, oder? Ich habe keine große Lust, die Fahrt mit James und Albus zu verbringen.“

Lily grinste und Emily erwiderte es.

„Na klar kannst du.“

Sie verstaute ihre Sachen und setzte sich.

„Ich bin Oli McPhee.“

„Und ich Felicitas Nott.“ Die beiden lächelten Lily zu.

„Mein Name ist Lily Potter.“

„Wie Harry Potter?“ Felicitas wirkte überrascht. Lily hingegen nicht, sie sah sogar ein wenig pikiert aus.

„Oh“, sagte Oli schnell, die verstand, dass sie nicht über ihren Vater reden wollte. „Emily hat schon von dir erzählt. Du sollst nett sein.“

Lily wirkte überrascht, aber glücklich. „Hat sie? Danke!“

Emily wollte gerade antworten, als es einen Ruck gab. Der Zug fuhr los.
 

„Jetzt geht es also los“, sagte Oli. „Wenn ich ehrlich bin, bin ich ziemlich nervös.“ Die Anderen nickten.

„Jaah. Aber das wird schon. So schlimm kann das ja gar nicht werden“, sagte Emily, obwohl sie sich dessen nicht sicher war. Aber zugeben, dass ihr Herz gerade schneller schlug als je zuvor, wollte sie auch nicht. Auch noch auf ihrer neuen Schule als Feigling gelten wollte sie nicht. Das sollte ab nun der Vergangenheit angehören.

„Wird schon werden“, sagte Lily grinsend. Sie klang recht überzeugt.

„Das haben auch andere vor uns überlebt“, sagte Felicitas.
 

Und so begann ein Abenteuer…



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