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Burn it all

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Soooo, nach einer gefühlten Ewigkeit gibt es auch mal wieder etwas neues von mir!

Ich weiß, dass ich sehr sehr lange für das neue Kapitel benötigt habe... Beruflich und auch Privat hat sich vieles ergeben, was mir die Zeit zum Schreiben geraubt hatte...

Ich hoffe, dass es in Zukunft wieder schneller vorangeht mit dem Fortschritt beim Schreiben... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach einer gefühlt ewig dauernden Schreibblockade melde ich mich auch mal wieder zu Wort. Ich hoffe, dass ihr es mir verzeihen könnt. Komplett anzeigen

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Die Entscheidung

„Das kannst du doch nicht ernst meinen? Du bist eine junge Frau und die hat in so einem Beruf nichts zu suchen. Ich verbiete es dir!“

„Und ob ich das kann! Du hast mir überhaupt nichts mehr zu sagen! Falls es dir entfallen sein sollte, ich bin jetzt Erwachsen und kann Tun und Lassen was ich will. Und ich will diesen Job. Du wirst sehen, ich bekomme was ich will. Mit oder ohne deine Erlaubnis!“

Haruka hatte sich wütend umgedreht und vor lauter Wut die Tür zugeknallt. Ihre Mutter blieb fassungslos zurück.

<Dieses Kind macht mich wahnsinnig. Ich mache mir doch nur Sorgen um sie. Ich habe bereits meinen Mann durch diesen Beruf verloren und möchte das nicht noch einmal erleben. Sie ist doch mein einziges Kind und dazu ist es ein reiner Männerberuf. Aber mein kleiner Sturkopf wird es schon noch selbst merken, dass das nichts für sie ist. Zumindest hoffe ich das.>
 

Haruka war unterdessen auf ihrem Zimmer angekommen und packte nun ihre Sachen. Sie würde morgen ihre Ausbildung beginnen und sie wollte ihrer Mutter wenigstens vorher davon erzählen und nicht einfach so verschwinden. Schließlich hatte sie sich ohne deren Wissen an der Feuerwehrschule angemeldet. „Das hat man nun davon, wenn man mal nett sein möchte. Ich weiß gar nicht, warum sie sich so darüber aufregt. Es ist doch nichts dabei. Papa war schließlich ebenfalls bei der Feuerwehr.“ Während sie packte murmelte sie nur so vor sich hin und bemerkte so nicht, dass ihre Mutter ihr gefolgt war.
 

„Ich weiß genau, dass dein Vater ebenfalls bei der Feuerwehr war und auch, dass du dich bereits als kleines Mädchen dafür interessiert hast. Aber versuch doch bitte mich zu verstehen. Ich mache mir schreckliche Sorgen um dich. Du warst schon immer so ein Wildfang und kanntest keine Angst. Aus diesem Grund möchte ich nicht, dass du das tust. Natürlich traue ich es dir zu und ich bin auch überzeugt davon, dass du es schaffen kannst. Doch die Angst um dich kann ich einfach nicht ablegen. Ich habe doch bereits deinen Vater durch diese Tätigkeit verloren und möchte dich nicht auch noch verlieren.“ Mit tränengefüllten Augen und brüchiger Stimme trat Naomi Tenou auf ihre Tochter zu. Haruka tat es bei dem Anblick ihrer Mutter, sowie der Erinnerung an den Verlust ihres Vaters leid, diese zuvor so angefahren zu haben. „Tut mir Leid, Mom, dass ich so harte Worte zu dir gesagt habe. Ich weiß doch, wie sehr du dich immer um mich sorgst. Aber es ist nun mal mein größter Wunsch und ich habe den Eignungstest bereits bestanden. Bitte lass es mich versuchen. Ich werde schon auf mich aufpassen und verspreche dir, nichts Waghalsiges zu tun.“ Zögerlich nickte Naomi und umarmte ihre Tochter. „In Ordnung. Ich werde es versuchen. Aber versprich mir, dass du dich regelmäßig meldest, damit ich mir nicht ganz so viele Sorgen mache.“ Haruka erwiderte die Umarmung und gab ihrer Mutter dieses Versprechen.
 

Den Abend verbrachten die beiden Frauen damit, in Erinnerungen zu schwelgen. Naomi wollte noch einmal mit ihrer Tochter über deren Vater sprechen, der die junge Familie bereits sechs Jahre nach Harukas Geburt auf tragische Art und Weise verlassen hatte.
 

-Flashback-

Steven Tenou, ein halb-Japaner war gerade in mit seinem Truppmann Cody in das brennende Gebäude vorgedrungen um nach den gemeldeten vermissten Personen zu suchen. Er war mit Leib und Seele Feuerwehrmann und für ihn gab es neben der Zeit mit seiner kleinen Familie kein schöneres Gefühl, als anderen Menschen aus einer Notlage zu helfen. Sein Kamerad war gerade frisch von der Feuerwehrschule zu seinem Löschzug gekommen und in seinem jugendlichen Leichtsinn stürmte er ohne auf Konsequenzen zu achten, blindlings in das Gebäude hinein. Steven blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und ihn vor einer Dummheit zu schützen. Doch leider übersah er selbst dabei seine Absicherung, welche ihm dann letztendlich zum Verhängnis wurde.
 

Voll ausgerüstet mit Atemschutzgerät und Strahlrohr tastete sich Steven immer weiter in das dicht verqualmte Gebäude vor. Er konnte kaum seine Hand vor Augen erkennen und so tastete er sich halb blind vor um nach seinem Partner zu suchen. Dieser war bereits an der Treppe angekommen und begab sich nun auf den Weg nach oben, wo er die vermissten Personen vermutete. Steven folgte ihm und hatte dabei ein ungutes Gefühl, welches er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht einordnen konnte.
 

Schließlich fanden die beiden ein kleines Kind, welches bitterlich weinte. Cody kroch so schnell er konnte zu dem weinenden Kind. Vorsichtig hob er es auf seine Arme und versuchte es vor den giftigen Rauchgasen zu schützen, indem er dem Mädchen behutsam eine sogenannte Fluchthaube überzog, während er ruhig auf sie einredete. „Es ist alles in Ordnung, Kleines. Ich bin von der Feuerwehr und ich werde dich jetzt hier heraus holen. Als erstes muss ich jedoch von dir wissen, ob außer dir noch jemand in dem Haus ist. Kannst du mir das vielleicht verraten?“ Das Mädchen schien, trotz der misslichen Lage und ihrer großen Angst, darüber nachzudenken und schüttelte letztendlich den Kopf. „Nein, tut mir Leid.“ Cody bemerkte den traurigen Ton in der Stimme des Mädchens und er strich ihr beruhigend auf die Wange. „Schon in Ordnung. Mein Kollege wird sich darum schon kümmern. Ich werde dir jetzt diese Maske aufsetzen, damit du nicht diesen ganzen Qualm einatmest. Wir wollen doch schließlich nicht, dass du dadurch krank wirst.“ Das kleine Mädchen beruhigte sich langsam und nickte.
 

Nachdem Cody ihr die Fluchthaube aufgesetzt hatte, nahm er sie auf seine Arme und trug sie Richtung Treppe. An dieser angekommen traf er auf Steven, der die ganze Situation zufrieden beobachtet hatte. „Ich bringe die Kleine eben nach draußen und komme dann zu dir zurück.“ Steven nickte seinem Partner zu und so blieb er alleine zurück.
 

Steven wusste, dass das eigentlich verboten war, da die Trupps immer zusammen bleiben sollten. Da jedoch noch weitere Personen vermisst wurden, hatte der Einsatzleiter ihnen diese Freiheit gelassen. Die Wache war chronisch unterbesetzt und so mussten sich die Trupps von Zeit zu Zeit auch mal trennen, damit die Menschen in Notlage nicht zu lange in dieser Situation blieben. Und so machte Steven sich schon mal daran die nächsten Räume auf dieser Etage zu durchsuchen. Cody würde den Weg schließlich anhand des verlegten Schlauches sehen und ihn so auf jeden Fall wieder auffinden. Doch leider hatte Steven dabei nicht bedacht, dass in einem brennenden Gebäude auch noch so einige Gefahren lauern konnten.
 

Gerade als er die Tür zu einem weiteren Raum öffnete, welche er zuvor auf Hitze geprüft hatte indem er diese mit bloßer Hand berührte, gab es im hinteren Teil des Hauses eine Explosion. Die Erschütterung war so stark, dass das gesamte Gebäude erschütterte und begann einzustürzen. Steven hatte keine Chance mehr sich zu retten und so mussten seine Kameraden hilflos mit ansehen, wie das Gebäude ineinander fiel und Steven unter dem Schuttberg begraben wurde.
 

Cody war gerade durch die Eingangstür getreten und im Begriff das Gebäude mit dem Mädchen auf seinem Arm zu verlassen, als die Druckwelle der Explosion ihn erfasste und zu Boden riss. Geistesgegenwärtig drehte er sich im Fallen so, dass das Mädchen auf ihn fiel und sich somit nicht verletzte. Sofort waren Sanitäter zu ihm geeilt und hatten sich dem Mädchen angenommen. Cody rappelte sich auf und wollte wieder zurück in das Haus. Doch noch bevor er die Tür wieder erreichte, brach das Gebäude zusammen. „NEIN!! STEVEN!!!“
 

Direkt nach dem Einsturz herrschte vollkommene Stille. Niemand war in der Lage sich zu bewegen. Der Schock über das, was soeben geschehen war, saß zu tief. Jason, der Einsatzleiter machte sich die größten Vorwürfe. Schließlich war es seine Verantwortung, dass der Trupp sich getrennt hatte und nun einer ihrer Kameraden unter dem kollabierten Gebäude begraben war. <Ich hätte von Anfang an darauf bestehen sollen, dass die beiden zusammen bleiben. Dann wäre das nicht geschehen.>
 

Alle Versuche Steven über Funk zu erreichen, während seine Kameraden versuchten den Schutt zu beseitigen um ihn zu retten, blieben erfolglos. Einzig das laute Piepen des ‚Totmannwarners‘ zeigte den Feuerwehrmännern, wo sie suchen mussten. Diese Absicherung hatte jeder Feuerwehrmann unter Atemschutz für den Fall eines unvorhergesehenen Unfalls bei sich zu tragen und es war in der Regel am Beckengut des Tragegurtes vom Atemschutzgerät angebracht.
 

Als die Feuerwehrmänner ihren Kameraden endlich auch sehen konnten, erhöhten sie ihre Bemühungen nochmals. Doch es war bereits zu spät. Viel zu viele Trümmer hatten Steven regelrecht begraben und so konnten die Sanitäter, sowie der Notarzt nur noch den Tod des Feuerwehrmannes feststellen.

-Flashback Ende-
 

Haruka und Naomi hatten bei der Erinnerung an die damaligen Ereignisse Tränen in den Augen. Dennoch war Haruka noch immer fest von ihrem Vorhaben überzeugt. „Ich werde für dich da weitermachen, damit du Stolz auf mich sein kannst.“ Sie blickte das Foto ihres Vaters, welches Naomi in der Hand hielt und flüsterte nur leise vor sich hin. Naomi blieben diese Worte trotzdem nicht verborgen. Sie wand sich an ihre Tochter und strich ihr über das kurze blonde Haar. „Er wäre mit Sicherheit stolz auf dich. Du warst immer das wichtigste für ihn und er wird immer über dich wachen.“

Erste Begegnung

Noch sichtlich verschlafen erreichte Haruka am nächsten morgen noch so eben pünktlich das Feuerwehrinstitut, wo ihre Ausbildung stattfinden würde. Von weitem konnte sie schon ihre Ausbilder über den Flur laufen sehen und begab sich deshalb gleich in den Schulungsraum. Sie wollte sich gleich einen Platz in einer der hinteren Reihen suchen, als sie ein kleines Grüppchen bemerkte.
 

„Hey Püppi, was machst du denn hier?“ „Hast du dich etwa verlaufen?“ „Du wirst es niemals schaffen die Ausbildung zu überstehen. Das ist doch viel zu schwer für dich.“ „Genau, Jason hat Recht. Aber vielleicht bist du ja auch nur hier, um uns etwas Abwechslung zum Ausbildungsalltag zu bieten.“ Haruka trat auf die Jungs zu, die mit dem Rücken zu ihr da standen und anscheinend jemanden in eine der Ecken drängten. Langsam schritt sie auf die Gruppe zu und erblickte dort eine junge Frau, etwa in ihrem Alter. Sie hatte schulterlanges türkises Haar und schien leicht verunsichert zu sein.
 

Haruka hatte noch nie viel von solchen anmachen gehalten und fand es einfach niveaulos. Gerade als dieser Jason einen Schritt auf das Mädchen zutrat und diese nicht weiter zurück weichen konnte, mischte Haruka sich ein. „Hey, was ist denn hier los? Meinst du nicht, dass es ihr überlassen bleiben sollte, ob sie hier sein möchte oder nicht? Außerdem, was spricht denn dagegen?“ Jason ließ von dem Mädchen ab und musterte Haruka nun skeptisch. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht. Du bist doch nur so ein reicher verzogener Schnösel, der vom wahren Leben keine Ahnung hat. Am besten gehst du zurück nach Hause und hängst dich an Muttis Rockzipfel. Das hier ist für dich ebenfalls nichts.“ Haruka war kurz davor die Beherrschung zu verlieren, doch das Eintreten des Ausbildungsleiters verhinderte eine Eskalation.
 

Jason schritt mit selbstgefälligem Grinsen an Haruka vorbei, die ihn jedoch noch kurz am Arm festhielt. „Bild dir hier ja nichts ein. Ich werde dir schon noch beweisen, wer von uns hier fehl am Platz ist.“ Diese Worte waren zwar nur geflüstert, aber dennoch verstand Jason die Drohung, welche dahinter stand und nickte. Daraufhin ließ Haruka seinen Arm los und wand sich an die türkishaarige. „Na komm, lass uns zu unseren Plätzen gehen. Wir wollen doch nicht schon vor Beginn der Ausbildung Ärger bekommen.“ Sie zwinkerte ihrem Gegenüber zu und gemeinsam setzten sie sich auf ihre Plätze.
 

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Ausbildungsleiter waren nun die Schüler an der Reihe sich vorzustellen. Haruka lauschte mehr oder weniger interessiert den Ausführungen der anderen. Erst als die junge Frau neben ihr an der Reihe war sich vorzustellen, war ihr Interesse wieder geweckt. Seit der ersten Sekunde, als sie die türkishaarige erblickt hatte, war sie von deren Ausstrahlung fasziniert. Zwar hatte Haruka bisher noch kein Wort mit ihr gewechselt, doch alleine schon der Anblick der anderen, ließ ihr Herz höher schlagen. Noch niemals zuvor war ihr etwas Vergleichbares passiert. Sicher, sie hatte sich schon öfters zu dem ein oder anderen Mädchen hingezogen gefühlt, doch das hier war anders. Und nun saß sie auf ihrem Platz und lauschte den Ausführungen der jungen Frau neben ihr.
 

„Guten morgen, mein Name ist Michiru Kaiou und ich komme ursprünglich aus Japan, was sicherlich schon mein Name verrät. Kurz nach meiner Geburt sind meine Eltern hierher ausgewandert und als ich etwa sechs Jahre alt war, verlor ich meine Eltern bei einem Brand. Das ist auch gleichzeitig der Grund, weshalb ich mich entschieden habe, diese Ausbildung anzutreten. Ich möchte die Möglichkeit haben, anderen dieses Schicksal zu ersparen.“ Dann wand sich Michiru noch einmal speziell an ihre Mitschüler, die sie bisher nur belächelt hatten. „Und dabei ist es mir egal, ob ich von euch akzeptiert werde oder nicht, nur weil ich eine Frau bin. Ich bin davon überzeugt, dass ich es schaffen werde.“
 

Haruka war von der plötzlichen Selbstsicherheit Michirus fasziniert. Noch nie war ihr jemand mit solch einer Entschlossenheit begegnet und sie freute sich darüber, dass sie nicht alleine mit all den jungen Männern war. Zwar hielten die Haruka wahrscheinlich aufgrund ihres Aussehens für ebenfalls für einen jungen Mann, doch das würde sich in Kürze ändern. Sie hatte sich bei der Anmeldung an der Feuerwehrschule bewusst für die Wahrheit entschieden. Schließlich kannten einige ihrer Ausbilder ihren Vater und somit auch sie. Es wäre mehr als riskant gewesen, sich für etwas auszugeben, was sie gar nicht war. Und da die Stadtverwaltung sich für Gleichberechtigung in allen Berufen aussprach, wurde sie nach erfolgreichem Eignungstest an der Feuerwehrschule angenommen. Jedoch hatte sie damals nicht gewusst, dass es eine weitere Auszubildende gab und sie beide nun gemeinsam hier sitzen würden.
 

Der Ausbildungsleiter nickte und bedankte sich bei Michiru, ehe er dann Haruka aufforderte sich vorzustellen. Diese zuckte bei der Erwähnung ihres Namens zusammen. Sie war kurz in Gedanken versunken und nickte nun schnell bevor sie aufstand und anfing sich vorzustellen. „Nun gut, mein Name ist Haruka Tenou, ich bin die Tochter von Steven Tenou, den einige vielleicht kennen werden. Mein Vater war mit Leib und Seele Feuerwehrmann und er starb bei einem Einsatz, als er versuchte in einem brennenden Gebäude nach vermissten Personen zu suchen. Schon als kleines Kind habe ich mich für die Feuerwehr und die Technik der Fahrzeuge interessiert, weshalb ich jetzt hier sitze. Mein Ziel ist es, dort weitermachen zu können, wo mein Vater aufhören musste.“ Zufrieden mit ihren Worten ließ Haruka sich zurück auf ihren Stuhl fallen. Alle anderen Schüler starrten sie geradezu mit großen Augen an. Fassungslosigkeit war in ihren Gesichtern zu sehen, was Haruka zufrieden grinsen ließ. <Na da scheinen die ja jetzt echt was zum nachdenken zu haben. Scheint wohl eine große Überraschung zu sein, dass ich ebenfalls eine Frau bin. Dabei ist es ja eigentlich nicht so schwer zu erraten. Da sieht man mal wieder, wie Oberflächlich die meisten sind.>
 

Da Haruka die letzte war die sich vorstellen sollte, begann der Ausbildungsleiter auch gleich mit dem nächsten Punkt. Der Ausbildungsplan wurde ausgeteilt, sowie die Zimmerbelegung festgelegt. Haruka und Michiru würden in einem Zimmer am anderen Ende des Gebäudes untergebracht werden, damit sie von den Jungs nicht belästigt wurden. Diese Erklärung des Ausbilders, ließ Haruka amüsiert auflachen. Sie hatte sich bisher immer selbst durchgesetzt und wusste genau wie sie sich die Typen vom Hals halten konnte. Zumal sie eh nichts von ihnen wollte. Und sie würde nun bestimmt nicht davon abweichen. <Als ob das nötig wäre. Diese Weicheier haben doch nicht die geringste Chance gegen mich. Aber das werden sie dann noch merken. Bei Michiru bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob es nicht doch gut ist, dass so etwas beschlossen wurde. Sie schien ja eben schon so einige Probleme gehabt zu haben sich gegen die Anmachen der Jungs zur Wehr zu setzen. Und wenn die ihr zu nahe kommen, dann werden die mich halt kennenlernen. Wir sind alle gleich hier und das werde ich ihnen beweisen.>
 

Michiru war bereits bei der Erwähnung des Namens von Harukas Vater so vorgekommen, als würde dieser ihr etwas sagen. Doch sie kam in dem Moment nicht darauf, weshalb das so war. Als sie erfuhr, dass Haruka ebenfalls eine junge Frau war, freute sie sich, dass sie nicht vollkommen alleine mit all den jungen Männern war. Mit einem kurzen Seitenblick musterte sie die große Blonde. <Hm, wenn sie das jetzt nicht von selbst gesagt hätte, ich hätte sie auf den ersten Blick nicht für eine Frau gehalten. Dieses kurze und wild aussehende blonde Haar und ihr selbstsicheres Auftreten, lassen einen zunächst wirklich denken, dass dort ein junger Mann den Raum betritt. Doch wenn man dann genauer hinschaut, dann sieht man durchaus die feinen Gesichtszüge, die einem das Gegenteil beweisen…>
 

Plötzlich hatte Michiru das Gefühl, als würde ihr Herz jeden Moment stehen bleiben. Ihr Blick hatte die Augen Harukas getroffen und sie augenblicklich in ihren Bann gezogen. Und auch ihrem Gegenüber schien es nicht anders zu gehen, was ihr die leicht verlegene Gesichtsfarbe zeigte.

Haruka hatte zu ihrer Tischnachbarin geschaut und wie der Zufall es so wollte, traf ihr Blick den der anderen. Sofort schlug ihr Herz ein paar Takte schneller und sie hatte das Gefühl in dem dunklen Blau, welches sie an den Ozean erinnerte, zu versinken. Es fiel ihr sichtlich schwer den Blickkontakt wieder zu lösen und ihr Hals fühlte sich trocken an.
 

Nachdem der Ablauf geklärt und alle ihre Zimmerschlüssel in Empfang genommen hatten war erst einmal eine Pause angedacht, in der die Zimmer bezogen werden sollten. Haruka und Michiru machten sich gemeinsam auf den Weg und gingen schweigend nebeneinander her. Keine von beiden wusste so recht, was sie sagen könnte und so wurde die Stille zwischen ihnen immer unangenehmer. Kaum dass sie ihre Unterkunft erreicht hatten, schloss Haruka die Tür auf und ließ ihrer Kameradin den Vortritt.
 

Michiru betrat das Zimmer und schaute sich erst einmal um. Haruka trat neben sie und tat es ihr gleich. Der Raum war nicht besonders groß, dennoch bot er ausreichend Platz für zwei Personen. An der einen Seite des Raumes standen zwei Betten und vor dem Fenster, gegenüber der Tür, befand sich ein großer Schreibtisch. Vor dem Tisch standen zwei Stühle, damit beide Bewohner Platz zum Lernen hatten und dies eventuell auch gemeinsam könnten. An der, den Betten gegenüberliegenden Wand, waren zwei geräumige Spinte, wo die Bewohner ihre Kleidung unterbringen konnten. Desweiteren bot dieses Zimmer noch eine Besonderheit. Im Gegensatz zu den Räumen am anderen Ende hatten die beiden Frauen hier ein eigenes Badezimmer, welches sie durch die Tür neben den Spinten erreichen konnten.

„So, das wäre dann also für die nächste Zeit unser neues zu Hause.“ Haruka lächelte ihre Zimmerkameradin an und begab sich dann weiter in den Raum hinein. Michiru folgte ihr und machte sich auch gleich daran ihre Kleidung in einen der Spinte zu packen.
 

Haruka beobachtete die andere dabei, ehe sie sich selbst daran machte ihre Sachen zu verstauen. „Du bist wohl nicht sehr gesprächig, oder?“

Es war ein erneuter Versuch ein Gespräch mit ihrer Kameradin zu beginnen und zu ihrer Überraschung erhielt sie diesmal sogar eine Antwort.

„Eigentlich nicht. Ich bin es nur nicht gewohnt, angesprochen zu werden. Die meisten Leute ignorieren mich.“ während dieser Worte senkte Michiru ihren Blick und Haruka bemerkte den traurigen Unterton in deren Stimme.

„Aber wieso? Ich meine, du bist hübsch und scheinst auch ziemlich schlau zu sein. Und eben hast du so selbstsicher gewirkt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass das was du da gesagt hast stimmen soll.“ Haruka verstand die Worte der anderen wirklich nicht. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand diese wunderschöne junge Frau ignorierte.

„Glaub mir, es ist so wie ich es gesagt habe.“ Michiru hatte inzwischen sichtlich Mühe die Tränen, die in ihr aufstiegen, zurück zu halten. Sie wand sich von Haruka ab und starrte aus dem Fenster.

Haruka trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube dir ja. Und wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich gerne etwas an dieser Situation ändern. Wenn du also mal jemandem zum Reden brauchst, dann weißt du ja wo du mich findest. Ich glaube es wird noch schwer genug für uns hier werden, also sollten wir versuchen die Zeit gemeinsam zu überstehen. Und wer weiß, vielleicht werden wir mit der Zeit ja auch gute Freunde.“

Michirus Laune hatte sich mit jedem Wort, welches die andere ihr entgegen brachte, gebessert. Sie konnte sogar darüber Lächeln und drehte sich nun zu der Blondine um. „Danke, das ist sehr nett von dir.“

„Keine Ursache. Wir müssen doch schließlich zusammenhalten.“ Haruka zog ihre Hand wieder zurück und räumte die letzten Dinge in ihren Spint.
 

Die kurze Berührung der anderen hatte Haruka regelrecht wie ein Stromschlag durchzogen. Ihr ganzer Körper kribbelte und sie hatte Mühe sich zu beruhigen. Nur mit großer Anstrengung schaffte sie es ihre Stimme normal klingen zu lassen. <Verdammt, was ist denn jetzt los? So etwas ist mir doch noch nie passiert… Bei ihr muss ich echt aufpassen, damit ich mich nicht als Idiot hinstelle. Was würde sie dann von mir denken? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie mich verstehen würde. Wohlmöglich wird es sie sogar dazu veranlassen sich von mir abzuwenden. Nein, dass kann ich unmöglich zulassen. Ich werde einfach versuchen normal mit ihr befreundet zu sein.>
 

Auch Michiru fühlte plötzlich einen Schauer, der sich über ihren Körper ausbreitete als Haruka ihre Schulter berührte. Da sie nach dem Verlust ihrer Eltern in ein Waisenhaus kam und dort immer alleine war, konnte sie dieses Gefühl nicht zuordnen, welches sich ihr nun bemächtigte. Zumal sie durch die Einsamkeit und die ständigen Hänseleien keine Freunde hatte und sie sich durch Harukas offene Art überfordert fühlte. <Was ist das denn jetzt? Kann es sein, dass sich so eine Freundschaft anfühlt? Ich war wohl eindeutig zu lange alleine. Und sie ist so zuvorkommend und nett, vielleicht kann ich ja wirklich eine Freundschaft zu ihr aufbauen…>
 

Erst als sich die Pause zu Ende neigte, ergriff Haruka wieder das Wort. Beide hatten schweigend ihren Gedanken nachgehangen und dabei beinahe die Zeit vergessen. „Hey, ich glaube wir müssen langsam mal wieder zurück.“

Michiru nickte nur abwesend und folgte Haruka dann in kurzem Abstand zurück zum Schulungsraum.
 

Dort saßen die Jungs bereits auf ihren Plätzen und konnten sich diverse Sprüche nicht verkneifen. „Na, seid ihr auch endlich da? Der Schönheitsschlaf scheint wohl etwas zu kurz ausgefallen zu sein, nicht wahr Blondie? Wo hingegen bei Püppi so etwas gar nicht notwendig ist, die ist auch so heiß genug. Oder habt ihr euch etwa überlegt, ob es nicht vielleicht doch besser für euch wäre, hier zu verschwinden…“ Weiter kamen sie jedoch nicht, da Haruka auf die Jungs zugegangen war und sich nun denjenigen, der diese Äußerung getätigt hatte, schnappte und am Kragen hochzog.

„Was hast du da eben gesagt? Ich glaube du tickst nicht ganz richtig. Ich warne dich jetzt nur dieses eine Mal. Halt dich von mir und auch von Michiru fern, sonst erlebst du dein blaues Wunder. Und wer von uns hier fehl am Platz ist, dass wird sich erst noch zeigen.“ Haruka war richtig aufgebracht und in ihren Augen konnte man ihre Wut und Anspannung deutlich sehen.
 

Michiru hatte sich ein wenig im Hintergrund gehalten und fragte sich, weshalb Haruka plötzlich so gereizt war. Sie war es gewohnt derartige Sprüche zu hören und gab darauf nichts. Michiru hatte im Laufe der Jahre gelernt ihre Gefühle hinter einer Mauer zu verstecken. Nur wenn man sich nichts anmerken ließ, war man unverwundbar. Wie es in ihrem Inneren aussah, konnte sie ohnehin nicht beschreiben.
 

Als die Situation drohte zu eskalieren trat sie auf Haruka zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter, ganz so wie diese es zuvor getan hatte.

„Lass es gut sein. Die sind es nicht Wert, dass du dir wegen denen Ärger einhandelst. Du wirst deine Chance schon noch bekommen.“

Zu ihrer Überraschung zeigten die Worte sogar Wirkung, denn Haruka ließ tatsächlich von dem Sprücheklopfer ab. Haruka drehte sich zu Michiru und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Du hast ja Recht. Komm, lass uns zu unseren Plätzen gehen. Die sind es echt nicht wert, sich mit ihnen abzugeben.“

Herausforderung

Für den Rest des Tages standen, nachdem die Dienstpläne verteilt und Gruppeneinteilungen vorgenommen waren, die rechtlichen Grundlagen auf dem Plan. Stundenlang wurde den angehenden Feuerwehrleuten erzählt, was sie während ihren Diensten zu beachten hatten und welche Besonderheiten für Einsatzfahrten zu beachten waren. Der Ausbilder war anscheinend völlig in seinem Element, da er ohne Unterbrechung fortfuhr und tiefer ins Detail ging, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
 

Haruka hatte sichtliche Schwierigkeiten dem Vortrag zu folgen. Viel lieber schaute sie hin und wieder mal zu ihrer Tischnachbarin herüber, die ebenfalls gelangweilt zu sein schien. <Hätte ich gewusst, dass es erst einmal so langweilig werden würde, dann hätte ich mir das mit der Ausbildung wohl doch noch mal überlegt. Hm, aber dann wäre ich ihr nicht begegnet. Ich weiß nicht warum, doch mit ihr in meiner Nähe ist es nur halb so schlimm, auch wenn ich mir im Moment nichts mehr wünsche, als mit ihr gemeinsam ganz woanders zu sein. Vielleicht können wir ja mal etwas gemeinsam unternehmen, wenn wir frei haben. Ich könnte sie bei Gelegenheit ja mal fragen. Aber was wird sie dann von mir denken? Ach, warum muss das nur alles so kompliziert sein….>
 

Michiru entgingen die Seitenblicke von Haruka nicht, auch wenn diese noch so gut versuchte es zu verbergen. Ein Lächeln schlich sich auf Michirus Lippen und auch sie riskierte hin und wieder einen recht verhaltenen, geradezu schüchternen Blick zu Haruka. <Ihr scheint es ähnlich schwer zu fallen wie mir, sich auf das Thema zu konzentrieren, aber das ist ja auch kein Wunder, so wie der da vorne redet. Da kann man ja gar nicht anders, als abzuschalten und über etwas anderes nach zu denken... Hoffentlich ist der Tag bald zu Ende. Ich würde im Moment viel lieber mehr über Haruka erfahren, vor allem weil ich ständig darüber nachdenken muss, weshalb mir der Name ihres Vaters so bekannt vorkommt. Vielleicht können wir ja nachher noch etwas gemeinsam unternehmen, oder wir könnten uns einfach ein wenig unterhalten… Ach was, warum sollte sie ausgerechnet mit mir etwas unternehmen wollen, geschweige denn mit mir mehr als das Nötigste reden? Sie ist so anders als ich es bin und wahrscheinlich hat sie eh schon was vor. Für sie ist es bestimmt kein Problem neue Kontakte zu knüpfen und Anschluss zu finden…>
 

Kaum hatte der Ausbilder seinen Monolog und somit den Ausbildungstag beendet, sprangen die Anwärter regelrecht von ihren Plätzen auf. Auch Haruka und Michiru erhoben sich von ihren Plätzen, packten ihre Unterlagen zusammen und begaben sich zur Tür.

Haruka bemerkte, wie die Unterlagen der türkishaarigen, die zwei Schritte vor ihr her ging, anfingen zu rutschen. Sofort machte Haruka einen Satz auf ihre Kameradin zu und versuchte die Sachen vor dem herunterfallen zu schützen, doch durch die plötzliche Gegenbewegung ihrer Unterlagen erschrak Michiru so sehr, dass sie ihre Hände fortzog. Mit einem dumpfen Knall landeten die Papiere, sowie der Hefter mit Lernmaterial auf dem Boden.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht so erschrecken. Das war nicht meine Absicht. Ich habe nur gerade gesehen, dass dir der Hefter aus der Hand rutscht und wollte dir behilflich sein…“ Haruka hatte sich schnell zu den, auf dem Boden verteilten, Unterlagen gebückt um diese aufzuheben.

„Schon gut. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich war in Gedanken versunken und habe es deswegen nicht richtig mitbekommen.“ Michiru hockte auf dem Boden und begann damit die ganzen verstreuten Zettel einzusammeln, während sie der Blonden leise flüsternd antwortete. Haruka half ihrer Kameradin die heruntergefallenen Unterlagen aufzusammeln, da sie sich die Schuld daran gab, dass die Sachen herunter gefallen waren. Als sich dann ihre Finger, bei dem Versuch das gleiche Blatt aufzuheben berührten, zuckten beide erschrocken zurück. Wie ein Stromschlag durchzog es sie, so dass Michiru und auch Haruka die bereits aufgesammelten Papiere erneut aus den Händen fielen.
 

Dass beide von der Tür aus beobachtet wurden, bemerkten sie zunächst nicht. Erst als Jason sich einen Kommentar an Michiru nicht verkneifen konnte, richtete Haruka ihre Aufmerksamkeit in diese Richtung.

„Und so jemanden wie du, der so tollpatschig und schreckhaft ist, darf allen Ernstes an dieser Ausbildung teilnehmen? Da muss man ja glatt Angst um seine eigene Sicherheit haben, sollte man mit dir in einem Trupp sein. Zum Glück bin ich ja nicht mal in deiner Gruppe, aber die anderen tun mir jetzt schon leid.“

Diese verachtenden Worte waren für Michiru wie ein Schlag in den Magen. Sie hatte sichtlich Mühe die aufkommenden Tränen zurück zu halten. Das wiederum war Haruka nicht entgangen und so war die Blondine regelrecht aufgesprungen und auf Jason zugegangen. Bedrohlich baute sie sich vor ihm auf und sprach dennoch ganz ruhig, ja sogar beinahe gelangweilt.

„Ich weiß gar nicht, was du hast. Du hast doch eben sogar selbst gesagt, dass du nicht in unserer Gruppe bist. Also sieh einfach zu, dass du uns in Ruhe lässt und im Gegenzug lasse ich dich in Ruhe. Michiru und ich, wir werden dir schon beweisen, wer hier das bessere Team ist.“

Jason schien zunächst nicht beeindruckt von Harukas Worten und sah der Blondine herausfordernd in die Augen.

„Na wenn das so ist, dann hast du bestimmt nichts dagegen wenn wir daraus einen kleinen Wettbewerb machen.“

Diese Provokation und Herausforderung konnte und wollte Haruka nicht auf sich sitzen lassen und so stimmte sie mit siegessicherem Grinsen zu.

„In Ordnung. Von mir aus beweise ich dir gerne, dass du hier einfach nur eine große Klappe hast, bei der nichts dahinter steckt.“

Jason lachte nur kurz auf, ehe er dann den Raum verließ und die beiden jungen Frauen alleine ließ. „Na da bin ich ja jetzt schon gespannt darauf, wie du das anstellen willst.“
 

Nachdem der Störenfried den Raum verlassen hatte, drehte sich Haruka wieder um und stellte fest, dass Michiru noch immer auf dem Boden hockte und die Blondine mit großen Augen ansah.

„Warum hast du das gemacht? Er hat doch recht damit, was er gesagt hat. Ich bin manchmal schusselig und es könnte doch tatsächlich zu einer Gefahr werden…“ nun konnte Michiru auch ihre Tränen nicht länger verbergen.

Haruka war mittlerweile wieder bei ihr angekommen und hockte sich nun der türkishaarigen gegenüber. „Nimm dir das bloß nicht zu Herzen. Dieser Idiot hat doch überhaupt keine Ahnung, was er da eigentlich von sich gibt. Und genau das werden wir ihm auch beweisen.“ Dabei legte sie eine Hand auf Michirus Schulter, um dieser so zu signalisieren, dass sie nicht alleine war.

Michiru schaute, überrascht von der Überzeugung in Harukas Worten, in deren Gesicht. „Und wie bitteschön, willst du das schaffen?“

„Das erkläre ich dir bei Gelegenheit noch mal ganz in Ruhe, aber jetzt lass uns erst einmal von hier verschwinden.“ Haruka hob einen ganzen Schwung Papiere auf einmal hoch und nachdem sie sich diese unter einen Arm geklemmt hatte, reichte sie Michiru ihre noch freie Hand. „Na los. Ich wollte hier eigentlich nicht übernachten. Und ich denke mal, dir geht es da genauso.“

Michiru konnte das alles noch immer nicht so ganz glauben. Immer war sie auf sich alleine gestellt gewesen und hatte keinerlei Freunde. Und nun war da plötzlich Haruka, die sie mit ihrer offenen und freundlichen Art geradezu in ihren Bann zog. Lächelnd legte sie ihre Hand in Harukas und ließ sich von der Blondine aufhelfen. „Danke…“ erneut verspürte sie bei dieser Berührung die wohlige Wärme, die sich in ihr ausbreitete.
 

In ihrem Zimmer angekommen legte Haruka ihre eigenen, sowie Michirus Unterlagen, welche sie die ganze Zeit über getragen hatte, auf den Schreibtisch und drehte sich zu der anderen um. „Puh, endlich Ruhe für heute. Dieses lange sitzen und nichts tun ist absolut nicht mein Fall. Ich hoffe doch mal, dass wir bald auch mit der praktischen Ausbildung beginnen, denn sonst geb ich wahrscheinlich doch noch auf...“ Sie ließ sich auf einem der Stühle nieder und wartete darauf, dass Michiru es ihr gleichtat.

Doch diese hatte nur die Tür hinter sich verschlossen und Haruka noch immer den Rücken zugedreht. Sie schien keinerlei Anstalten zu machen, diesen Zustand zu ändern. Sie versuchte noch einmal kurz ihre Gedanken zu ordnen, ehe sie sich zu der Blondine umdrehte. „Warum tust du das?“

Haruka verstand nicht gleich, worauf Michiru hinaus wollte und antwortete mit einer Gegenfrage. „Warum tu ich was?“

Michiru seufzte einmal kurz, während sie sich auf ihrem Bett niederließ. „Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, aber…“

Haruka verstand einfach nicht, worauf die andere hinauswollte. Doch als sie bemerkte, wie Michiru erneut um Fassung rang, stand sie von ihrem Stuhl auf und ging zu ihr hinüber. Sie kniete sich vor die Türkishaarige und schaute sie von unten herauf an. „Hey, was ist los? Und was soll ich nicht falsch verstehen? Du scheinst ja bisher eine Menge mitgemacht zu haben. Wenn du mal reden möchtest, dann kannst du jederzeit zu mir kommen. Immerhin sitzen wir beide im gleichen Boot und müssen zusammenhalten.“

Haruka hatte diese Worte bewusst so gewählt, da sie sich dadurch erhoffte die andere ein wenig besser kennen zu lernen. Michiru schien fremden Menschen gegenüber misstrauisch und zurückhaltend zu sein, weshalb sie an Haruka vorbei blickte und keinerlei Regung zeigte, was die Blondine nachdenklich werden ließ.

<Vielleicht hat sie etwas Schlimmes in ihrem bisherigen Leben durchgemacht. Am besten lasse ich ihr einfach ein wenig Zeit und bedränge sie nicht so sehr…>
 

Mit diesem Gedanken stand Haruka auf und begab sich nun zur Tür. „Ich geh noch mal ne Runde um den Block.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verließ die Blondine den Raum und ließ eine mit ihren Gefühlen völlig überforderte Michiru alleine zurück.

Nachdem die Tür geschlossen war schaute Michiru vom Boden, welchen sie die ganze Zeit über angestarrt hatte, auf und stellte fest, dass sie alleine war. Sie war so sehr in Gedanken versunken, dass sie die Worte der Blondine nicht einmal mitbekommen hatte. <Wo ist Haruka denn hin? War sie nicht eben noch hier und hat am Schreibtisch gesessen?> Suchend schaute sie sich im Raum um, wobei sie auf dem Tischchen neben Harukas Bett ein Foto entdeckte. Sie stand auf und ging drauf zu. <Hm, wer das auf dem Foto wohl ist? Es gehört sich ja eigentlich nicht, die privaten Dinge von jemandem anzuschauen ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Aber da ich ja vorhin so abweisend war, kann ich sie jetzt nicht fragen. Vielleicht merkt sie es ja nicht, wenn ich es nicht anfasse…>

Hin und her gerissen, ob sie nun einen Blick riskieren sollte oder nicht, fing sie an im Zimmer auf und ab zu gehen. Einerseits war das die Neugierde, doch andererseits meldete sich auch ihr Gewissen ständig, so dass sich Michiru schließlich am Schreibtisch niederließ und den Lernstoff studierte. Ihr Gewissen hatte ihre Neugierde besiegt und damit auch das so blieb versuchte sie sich mit Lernen abzulenken. Das hatte damals im Waisenhaus schon immer funktioniert und so verfiel sie wieder in ihr altes Muster.
 

Haruka lief unterdessen planlos durch die Gegend und versuchte ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Ihr war während des Tages klar geworden, dass es nicht leicht für sie werden würde, mit Michiru viel Zeit zu verbringen. Schon von der ersten Sekunde an war sie der türkishaarigen auf, für sie selbst unerklärliche Weise, verfallen.

<Oh man, was soll ich denn nur tun? Michiru ist mit Abstand die schönste und geheimnisvollste Frau, die mir jemals begegnet ist. Ich würde so gerne wissen, was sie die ganze Zeit über beschäftigt, doch ich habe angst davor sie dadurch zu verletzen… Immerhin kennen wir uns ja erst seit ein paar Stunden und wenn ich sie jetzt mit irgendwelchen Fragen bedränge, dann kann ich es knicken sie besser kennen zu lernen…>

Haruka war so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte wie schnell die Zeit verging. Es war mittlerweile kurz vor Mitternacht und nach einem erschrockenen Blick auf ihre Uhr machte sie sich schnell auf den Rückweg.
 

Unterdessen saß Michiru noch immer am Schreibtisch über ihren ausgebreiteten Unterlagen. Eigentlich hatte sie sich den Lernstoff schon einmal genauer ansehen wollen und eventuell schon mal einige Notizen zu machen, damit sie für die weitere Ausbildung schon etwas besser vorbereitet sein würde. Doch auch nach zwei ein halb Stunden war das Blatt vor ihr noch leer. Sie konnte sich einfach nicht auf die Unterlagen vor ihr konzentrieren. Viel zu sehr beschäftigte sie noch immer das Bild, welches neben Haruka Bett stand und auch die Blondine selbst tauchte ständig vor ihrem geistigen Auge auf.

<Was ist das, was mich ständig an sie denken lässt? Sie hat eine faszinierende Ausstrahlung, keine Frage… Wie sie sich vorhin mit Jason angelegt hat, dass hätte ich mich niemals getraut. Dabei fällt mir ein, dass ich mich zwar bedankt habe, aber sie mir nicht geantwortet hat, weshalb sie das überhaupt getan hat… Ich muss dringend nochmal mit ihr reden und das klären. Vielleicht können wir ja tatsächlich Freunde werden…>
 

Als Haruka wieder am Institut ankam stellte sie fest, dass die Tür verschlossen war und sie somit nicht mehr auf ihr Zimmer zurückkehren konnte. Unschlüssig darüber, was sie nun tun sollte begann sie sich auf dem Gelände umzusehen.

<Verdammt, so etwas kann auch nur mir passieren. Warum sollte es hier auch anders als im Internat sein… Schließlich sind wir ja hier um zu lernen und nicht um die halbe Nacht unterwegs zu verbringen. Was mach ich denn nun?>

Sie ging um das große Gebäude herum, in der Hoffnung irgendwo ein offenes Fenster zu finden. Doch ihre Hoffnung wurde jäh zerstört, da alle Fenster, welche sie ohne Hilfsmittel erreichen könnte, verschlossen waren. Es gab nur ein Zimmer, in dem sie noch Licht brennen sah und da sie nicht wusste, wessen Zimmer es war, blieb sie im Schatten neben dem Fenster erst einmal stehen und versuchte es herauszufinden ohne entdeckt zu werden.
 

Michiru fühlte Müdigkeit in sich aufsteigen und blickte daher auf die Uhr auf dem Schreibtisch. Zu ihrem Erstaunen zeigte dieser ihr, dass es bereits halb eins war.

<Wo bleibt Haruka denn nur? Sie müsste doch eigentlich schon längst zurück sein… Immerhin geht es um acht Uhr schon wieder mit dem Unterricht weiter…>

Sie stand auf und wollte gerade das Licht löschen und sich zur Ruhe begeben, als sie meinte vor dem Fenster eine Bewegung wahrgenommen zu haben.

<Hm, sicher hab ich mir das nur eingebildet…>

Da sie jedoch nicht ganz davon überzeugt war und so keinesfalls beruhigt schlafen könnte, entschied sie sich das Licht zu löschen und dann vorsichtig aus dem geschlossenen Fenster zu schauen, um sich davon zu überzeugen es sich eingebildet zu haben.
 

Haruka hatte einen vorsichtigen Blick in das Zimmer geworfen, jedoch nicht wirklich erkennen können, wer sich in dem Raum befand. Sie konnte nur einen unscharfen Schatten an der gegenüberliegenden Wand erkennen, doch nicht zu wem dieser gehörte. Gerade als sie einen weiteren Blick riskieren wollte, wurde das Licht gelöscht.

<Nein… jetzt ist auch noch meine letzte Chance vorübergegangen. Ich hätte wohl doch einfach an die Scheibe klopfen sollen…>

Der unausgeschlafene Streber

Michiru hatte sich fast zu Tode erschreckt, als sie vor Ihrem Fenster tatsächlich eine Person stehen sah.

<Warum muss Haruka denn nur so lange weg sein? Das ist jetzt doch sehr unheimlich. Wenn ich doch nur nicht alleine in diesem Zimmer wäre.>

Sofort wich sie vom Fenster zurück und rannte regelrecht zur Tür. Ihr Puls raste geradezu. An der Tür angekommen atmete sie erst einmal tief durch um sich zu beruhigen. Ihre Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen.

<Wer treibt sich denn um diese Uhrzeit noch draußen rum? Der Zutritt zum Gelände ist doch Unbefugten gar nicht gestattet…>

Auf einmal kam ihr ein weiterer Gedanke und sie ging wieder zurück zum Fenster.

<Was, wenn Haruka nicht mehr rein kommt? Hatte der Ausbilder nicht etwas davon gesagt, dass zur Nachtruhe die Türen verschlossen werden? Dann kann es ja durchaus sein, dass sie das da draußen ist. Das wäre zumindest logisch>
 

Haruka war gerade dabei sich in der näheren Umgebung umzusehen, als sie erneut eine Bewegung am Fenster von der anderen Seite aus wahrnahm. Eigentlich hatte sie sich bereits damit abgefunden draußen übermachten zu müssen, als das Fenster tatsächlich geöffnet wurde und jemand leise ihren Namen aussprach.
 

Michiru war fast davon überzeugt, dass sie mit ihrer Vermutung zu der Person vor dem Fenster richtig lag und sammelte all ihren Mut zusammen bevor sie entschlossen den Griff umlegte und sich in das geöffnete Fenster stellte und Harukas Namen in die Nacht hinaus aussprach. Dabei war sie darauf bedacht, nicht zu laut zu sein, damit nicht jemand falsches davon erfuhr, dass Haruka nicht im Zimmer war.
 

Erleichtert darüber, dass sie in der Dunkelheit zufällig an ihrem eigenen Zimmer angekommen war und dass Michiru tatsächlich auch noch wach war, nickte Haruka ihrer Kameradin zu. Erst nach dieser Geste fiel ihr ein, dass diese das ja gar nicht sehen konnte in der Dunkelheit und sie musste über sich selbst den Kopf schütteln. „Michiru, Gott sei Dank bist du noch wach. Und dann hast du mich auch noch bemerkt, so dass ich jetzt nicht hier draußen übernachten muss.“

„Komm doch erst einmal rein, ehe du weiter redest. Nicht, dass dich noch jemand hört und es dann ärger gibt.“ Michiru fiel ein Stein von Herzen, als sie den Blondschopf entdeckte.

Die Türkishaarige trat beiseite um der Sportlerin Einlass zu gewähren.
 

Haruka trat an die Fensterbank und zog sich gekonnt daran hoch. Sie hatte kaum Mühe durch das Fenster einzusteigen und stand so schon kurze Zeit später vor Michiru. Nachdem sie das Fenster geschlossen hatte, drehte sie sich lächelnd und dankbar zu ihrer Kameradin um. Diese schaute ungläubig zu der Großen. „Wie… wie hast du das gerade gemacht? Ich meine… ach, vergiss es einfach…“

Die türkishaarige stammelte unbeholfen vor sich hin, da sie sich soeben bewusst wurde, dass ihre Fitness bei weitem nicht so ausgeprägt war, wie Harukas.

<Oh man, wie soll ich denn mit der mithalten können. Die Jungs sind bestimmt ebenso fit, wie Haruka…>
 

Als Haruka Michirus abwesenden und deprimierten Gesichtsausdruck erblickte, kam in ihr der Drang auf den Grund hierfür erfahren zu müssen. Und dieses Mal würde sie sich nicht mit Ausreden oder Schweigen zufrieden geben. Schließlich würden die beiden noch eine ganze Zeit lang Zimmergenossen und in einem Team sein.

„Was ist los? Und komm mir jetzt nicht wieder mit Schweigen oder einem –Es ist nichts- haben wir uns verstanden? Also, raus mit der Sprache.“

Die Entschlossenheit war Haruka geradezu ins Gesicht geschrieben, so dass Michiru gar nicht erst nach einer Ausrede suchte und mit gesengtem Kopf, begleitet von einem leichten Rotschimmer auf den Wagen, antwortete.

„Ich… mir…“ Sie musste erst einmal nach den richtigen Worten suchen, ehe sich nochmals ansetzte. „Weißt du, mir ist gerade klar geworden, dass ich viel zu wenig drauf habe um mit dir und mit Sicherheit auch den anderen mitzuhalten. Ich bin bei weitem nicht so sportlich wie du es bist. Vielleicht hat Jason ja doch recht und ich gehöre einfach nicht hierher…“

Haruka konnte nicht glauben, was ihre Kameradin da sagte. „So ein Unsinn. Du gehörst genauso hierher, wie ich auch. Du hast doch selbst bei deiner Vorstellung sehr gute Gründe vorgetragen, weshalb das so ist. Und was die Sportlichkeit angeht, kannst du gar nicht so schlecht sein, wenn du den Aufnahmetest bestanden hast. Also mach dich nicht schlechter, als du bist. Ich bin mir sicher, dass in dir noch viel mehr steckt, als du es im Moment selbst von dir vermutest. Wenn du möchtest, dann können wir auch gemeinsam an deiner Fitness arbeiten. Ich würde dir sehr gerne helfen.“ Das war zwar nicht ganz uneigennützig von Haruka, aber dass sie es ernst meinte konnte Michiru ihr deutlich ansehen. Harukas Augen glänzten regelrecht vor Entschlossenheit.

„Das würdest du tatsächlich für mich tun?“ Michiru konnte es noch nicht so ganz glauben.

„Natürlich meine ich das ernst.“ Haruka verstand nicht, was daran so schwer zu verstehen war und fügte daher nach einem kurzen Blick auf die Uhr an, dass es wohl Zeit wurde sich hinzulegen. „Lass uns jetzt aber erst einmal schlafen gehen. Es ist doch schon ziemlich spät geworden und wir müssen ja wieder früh aufstehen.“

Michiru blickte ebenfalls auf die Uhr und stimmte dem zu.
 

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker für die beiden Frauen doch viel zu früh. Michiru fiel es deutlich leichter aufzustehen, als ihrer Zimmerkameradin. Diese hatte sich einfach die Decke über den Kopf gezogen und brummte etwas Unverständliches. Michiru beschloss sich schon mal frisch zu machen, während die andere wohl noch Zeit benötigte um aufzustehen.

Als die trükishaarige dann aus dem angrenzenden Bad zurück in das gemeinsame Zimmer trat, stellte sie überrascht fest, dass die sandsteinblonde sich nicht einen Millimeter gerührt hatte. <Sie scheint einen wirklich gesunden Schlaf zu haben. Aber es ist ja auch nicht wirklich verwunderlich, dass sie noch weiter schlafen möchte, schließlich haben wir ja beide die halbe Nacht geredet. Ich wäre ja auch lieber noch liegen geblieben…> Kurz blickte sie auf die Uhr und stellte fest, dass es so langsam wirklich eng mit dem Frühstück werden würde, wenn die Blonde noch weiter schlief. Aus diesem Grund ging sie nun zu deren Bett und rüttelte vorsichtig an der Schulter der schlafenden.

„Hey, Haruka. Es wird Zeit zum Aufstehen. Wir kommen sonst noch zu spät.“

Außer einem erneuten unverständlichen Grummeln kam jedoch zunächst keine Reaktion. Doch so schnell gab Michiru nicht auf und es kam ihr die Idee an den Stolz der anderen zu appellieren.

„Haruka, wenn du nicht bald aufstehst, dann muss ich wohl oder übel alleine zum Unterricht gehen. Das wird dann bestimmt eine echte Genugtuung für deinen neuen besten Freund Jason sein und er hat ordentlich was zu lachen. Ich…“

Mehr Worte waren dann tatsächlich nicht notwendig, denn die Sportlerin sprang regelrecht aus dem Bett und wirkte direkt hellwach.

„Das wagst du dich nicht.“

Herausfordernd grinsend stand Michiru ihr nun gegenüber. „Lass es doch auf einen Versuch ankommen. An deiner Stelle würde ich das jedoch nicht tun.“

Haruka war von Michirus plötzlicher Selbstsicherheit ziemlich überrascht, aber zugleich freute sie sich darüber, da die andere mit solch einer Einstellung doch viel Ehrgeiziger und stärker wirkte. „Es freut mich, dass du endlich mal etwas Mut beweist, indem du dich zu solch mutigen Worten durchringen konntest. Bewahr dir das gut auf. Du wirst das noch oft genug brauchen.“

Mit diesen Worten schritt Haruka an der völlig perplexen Michiru vorbei und ging ins Bad.

<Was war das denn gerade? Und wie hat sie das gemeint?> Michiru war über sich selbst erschrocken und konnte sich zudem keinen Reim darauf machen, was Haruka gemeint hatte.
 

Haruka benötigte nur knapp 5 Minuten im Bad und trat frisch gewaschen wieder in das gemeinsame Zimmer. Michiru hatte sich in dieser Zeit nicht einen Millimeter bewegt und starrte Löcher in die Luft.

„Hey, was ist denn jetzt? Ich dachte wir müssen los? Erst machst du so einen Stress und dann stehst du einfach so da, als wärst du eine Statue. Eine verdammt hübsche Statue, wie ich zugeben muss.“ Haruka fand es zu niedlich, wie die türkishaarige einfach so da stand und offensichtlich vor sich hin träumte. Den letzten Satz hatte sie eigentlich gar nicht aussprechen wollen, doch die Worte waren eher über ihre Lippen gerutscht, als wie Ihr Kopf arbeitete.

Die Worte der Blondine ließen Michiru erst einmal zusammen zucken. Sie war so sehr in Gedanken versunken, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, dass Haruka bereits zurück war. Auch ein Hauch von Röte legte sich auf ihre Wangen und ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauchraum aus. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, drehte sie sich schnell um. Doch es war nicht schnell genug, als dass die veränderte Gesichtsfarbe ihrer Kameradin nicht aufgefallen wäre.

„Hey, dass muss dir doch nicht peinlich sein. Ich wollte dir lediglich ein Kompliment machen. Na los, es wird nun wirklich Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Ich habe nämlich keine Lust mit hungrigem Magen im Unterricht zu sitzen.“
 

Nachdem sich die kleinere wieder gefangen hatte und Haruka bereits an der Tür angekommen war, machten sich die beiden Frauen auf den Weg zum Speisesaal.

Da die beiden doch schon ziemlich spät dran waren, hatten sie den Raum erst einmal für sich alleine. Schnell schnappten sie sich etwas zu Essen und eine Tasse Kaffee, ehe sie dann zum Unterricht gingen.

Gerne hätte Haruka mehr Zeit zu Verfügung gehabt um noch mehr von und über Michiru zu erfahren, doch die viel zu kurze Nacht hatte ihren Tribut gezollt und so blieb keine Zeit mehr. Sie musste dieses Vorhaben wohl auf den Nachmittag und Abend verschieben.
 

Kaum hatten die beiden Frauen den Schulungsraum betreten meldete sich auch schon Jason zu Wort, der natürlich gleich wieder provozieren wollte. Doch Haruka, die er sich als Ziel für seine Sticheleien ausgesucht hatte, reagierte gar nicht erst. Die großgewachsene Blondine ging geradewegs zu ihrem Platz.

Jason war von Harukas kühler und lässiger Art erst recht aufgestachelt und so stand er von seinem Platz auf und baute sich vor dem Platz des Blondschopfs, mit in die Seiten gestemmten Armen, auf.

„Hey, ich rede mit dir! Ich verlange von…“

Weiter kam Jason jedoch nicht, da Haruka ihn nun barsch unterbrach. „Ich habe aber keine Lust mit dir zu reden. Und es ist mir auch egal, was du verlangst. Mit so jemandem wie dir will ich einfach nichts zu tun haben. Und jetzt entschuldige mich, der Unterricht beginnt gleich und ich will darauf vorbereitet sein.“

Damit hatte Jason nicht gerechnet. Gerade als er sich wieder gefangen hatte und erneut ansetzen wollte, kam die nächste Unterbrechung.

„Es wäre sehr zuvorkommend, wenn Sie sich nun auch endlich mal auf ihren Platz begeben damit wir anfangen können. Des Weiteren möchte ich Sie nicht noch einmal daran erinnern müssen, dass Sie hier sind um eine Ausbildung zu absolvieren. Flirten können Sie gerne außerhalb des Instituts. Innerhalb dieser Einrichtung ist jegliche Annäherung untersagt, habe ich mich da klar ausgedrückt?“

Der Ausbildungsleiter hatte die Situation zwischen den beiden Anwärtern falsch gedeutet und so, sehr zur Unterhaltung der anderen beitragend, seine Ansprache abgehalten.

Sofort versuchte Jason dieses wieder richtig zu stellen. „Sie haben da etwas falsch verstanden. Mit so einer da würde ich niemals etwas anfangen wollen. Die ist überhaupt nicht mein Typ. Ich wollte lediglich mit ihr über den Ernst der Ausbildung reden und sie davon überzeugen, dass das nichts für Frauen ist.“

Diese Worte hatten Haruka dann doch noch provozieren können. „Was bildest du dir eigentlich ein? Ich werde dir, wie bereits gestern schon gesagt, beweisen wer hier nicht her gehört.“ Um sich mit diesen Worten keinen Ärger einzuhandeln fügte sie daher noch an, dass Sie es schließlich mit Leichtigkeit geschafft hatte die Aufnahmeprüfung zu bestehen und bereit war jede Aufgabe, die noch gestellt werden würde, zu meistern.
 

Michiru hatte alles von ihrem Platz aus beobachtet und ihre Kameradin interessiert beobachtet. <Sie weiß wirklich was sie will. Selbst mit ihrer lässigen Art von eben wirkt sie noch elegant. Und dieses Kompliment vorhin. Ich komme noch immer nicht darüber hinweg. Wie sie das wohl gemeint hat? Wäre es möglich, dass sie sogar auf Frauen steht und das deswegen gesagt hat? Wie soll ich sie denn bitte danach fragen? Verdammt, ich kann doch nicht einfach hergehen und sie danach fragen. Wer weiß was sie dann von mir halten wird… Vor allem, wenn das gar nicht stimmt…>

„Würdest du uns vielleicht an deinen Gedanken teilhaben lassen, Michiru?“

Bei der Erwähnung ihres Namens zuckte diese zusammen und blickte erschrocken ihren Ausbilder an, der inzwischen vor ihrem Tisch angekommen war. Am liebsten wäre die türkishaarige im Erdboden versunken, da alle sie anstarrten und die Jungs sich auch nicht verkneifen konnten zu lachen. Einzig und alleine Haruka saß ganz still da und regte sich nicht.

„Ähm, entschuldigen Sie bitte. Ich bin wohl noch nicht ganz wach.“ Michiru hoffte, dass der Ausbilder sich damit zufrieden geben würde und schaute ihn erwartungsvoll an. Dieser enttäuschte sie nicht und drehte sich mit einem knappen nicken zum Rest der Klasse um. „Das ist auch für Sie die letzte Ermahnung. Ich weiß selbst, dass Theorieunterricht nicht gerade der interessanteste Teil der Ausbildung ist. Dennoch ist er notwendig und Sie sollten besser ausgeruht und wach hier erscheinen.“
 

Nach dieser kurzen Ansage begann der Ausbilder damit das Thema vom Vortag nochmals aufzunehmen, was seinen Schülern ein leises Aufstöhnen entlockte. Haruka schielte zu Ihrer Kameradin herüber und fing dabei an mit ihren Gedanken abzuschweifen, bei dem Anblick der sich ihr bot.

Schnell lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne, gerade noch rechtzeitig, denn der Ausbilder blickte genau in diesem Moment zu ihr herüber.

„Miss Tenou, können Sie mir vielleicht eine Antwort darauf geben, was man unter Löschmittelarten versteht und weshalb es überhaupt unterschiedliche Arten gibt?“

Grinsend nickte Haruka ihrem Ausbilder zu.

„Natürlich Sir. Unter Löschmittelarten versteht man die verschiedenen Aggregatzustände des Löschmittels. Also Fest, Flüssig und Gasförmig. Jede Löschmittelart wird für eine andere Brandklasse, welche sich ebenfalls an den Aggregatzuständen orientiert, bevorzugt genutzt. Wasser wird zum Beispiel bei brennbaren festen Stoffen der Brandklasse A eingesetzt. Wohingegen Pulver als festes Löschmittel nahezu universell eingesetzt werden kann. Die einzige Ausnahme, welche ich im Zusammenhang mit dem Löschpulvereinsatz kenne, ist ein Fettbrand. Brennendes Fett sollte man nach Möglichkeit durch Ersticken oder mit Hilfe eines speziellen Feuerlöschers für die Brandklasse F, welcher mit einer Salzlösung gefüllt ist, gelöscht werden.“
 

Alle Anwesenden schauten ungläubig zu Haruka, die vollkommen selbstverständlich einen Vortrag über die unterschiedlichen brennbaren Stoffe und die dafür geeignetsten Löschmittel hielt. Irgendwann hatte sogar der Ausbilder Schwierigkeiten Harukas Ausführungen zu folgen und unterbrach so den Vortrag und entließ die Schüler zur Mittagspause.

„Das war echt beeindruckend, Haruka.“ Auch Michiru war sichtlich überfordert mit den ganzen Informationen, welche die Blonde von sich gegeben hatte. „Ich würde echt gerne wissen, woher du das alles weißt.“

Aufgrund der Worte, die Michiru ihr gegenüber soeben geäußert hatte, wurde Haruka zunächst einmal verlegen.

Die türkishaarige fand es zu niedlich, wie die größere mit leicht geröteten Wangen so vor ihr stand.

Bevor eine von beiden auch nur noch ein weiteres Wort sagen konnte, meldete sich Harukas Magen, der deutlich nach Aufmerksamkeit verlangte wodurch sich deren Hautfarbe nochmals deutlich ins rötliche änderte.

Erkenntnis und Annäherung

Im Speisesaal angekommen schnappten die beiden sich zunächst einmal jeder ein Tablett. Michiru konnte noch immer nicht mit dem Kichern aufhören, da sie ständig an das peinlich berührte und mit einem Rotschimmer bedeckte Gesicht von Haruka denken musste, wie diese mit knurrendem Magen vor ihr stand.
 

Nachdem sie sich mit Essen versorgt hatten suchten sie sich einen abgelegenen Platz im Saal und begannen ihre hungrigen Mägen zu füllen. Doch ganz so einfach war es für Michiru nicht, sich auf ihre Mahlzeit vor sich zu konzentrieren. Viel zu viele Dinge spukten ihr durch den Kopf.

<Warum muss ich nur ständig daran denken, was sie heute morgen zu mir gesagt hat... Und dann noch diese Unsicherheit, die mich immer überkommt, wenn Haruka in meiner Nähe ist... Was ist das bloß? Und außerdem werde ich das Gefühl nicht los, als verbindet uns irgendetwas…>
 

Haruka hatte ihren Teller bereits fast komplett geleert, als ihr auffiel, dass ihr Gegenüber noch fast gar nichts zu sich genommen hatte und sie beobachtete.

„Hast du denn gar keinen Hunger?“ ein wenig Sorge schwang in der Stimme der Blondine mit, obwohl das nicht beabsichtigt war.

Beinahe wäre Michiru die Gabel aus der Hand gefallen, so sehr war sie in Gedanken versunken und hatte nicht mitbekommen, dass Haruka sie nun ihrerseits musterte.

„Doch klar, aber…“

Die Röte, die das Gesicht der türkishaarigen erfasste, war nicht zu übersehen. „Was aber? Dich scheint ja echt was oder jemand ziemlich zu beschäftigen, wenn du dafür sogar das essen vergisst.“ Diese Worte von Haruka sorgten für eine nochmalige Steigerung der Verlegenheit.

Als die Blondine dies bemerkte, lenkte sie sofort von dem Thema ab. Schließlich wollte sie Michiru nicht damit aufziehen. „Los, nun iss schnell auf. Wir haben ja nicht ewig Pause und wir wollten doch noch ein wenig reden und uns umsehen, wo wir wann am besten was für deine Praxistauglichkeit tun können.“

Unfähig zu widersprechen oder auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen begann nun auch die türkishaarige mit dem Essen.
 

„Ach so, während du es dir schmecken lässt, kann ich dir ja schon mal deine Frage von gerade eben beantworten.“ Der Blondine war gerade eingefallen, dass ihre Kameradin sie ja noch etwas gefragt hatte.

„Also, mein gesamtes Wissen kommt daher, dass mein Vater selbst Feuerwehrmann war und ich mich schon immer dafür interessiert habe. Nach seinem Tod habe ich mir das Ziel gesteckt, es ihm gleich zu tun und zur Feuerwehr zu gehen. Dafür habe ich schon früh angefangen mich mit seinen alten Unterlagen zu beschäftigen. Klar, manches davon ist inzwischen schon längst veraltet, aber dennoch eine gute Ausgangslage um wenigstens die Grundlagen der verschiedenen Themen zu verstehen.“

Aufmerksam hörte Michiru den Ausführungen der sportlichen Blondine zu. Sie bemerkte auch gleich, wie sich deren Gesichtsausdruck verfinsterte, als Haruka ihren Vater erwähnte. Zusätzlich überkam sie eine Vermutung, auf die sie ihre Kameradin später ansprechen wollte.
 

Nachdem beide ihre Mahlzeiten zu sich genommen hatten, machten sie sich auf um sich das Gelände und die Trainingsmöglichkeiten etwas näher zu betrachten. Dabei unterhielten sie sich über die verschiedenen Ausbildungsbereiche, die noch vor ihnen lagen und schmiedeten schon eifrig Pläne für eben diese.

Haruka freute sich insgeheim schon auf die Praxiseinheiten, wo sie sich dann auch entsprechend auspowern konnte. Das lange sitzen und stupide lernen war einfach nichts für sie.

Als die beiden sich auf dem Rückweg zum Unterrichtsraum befanden um am Nachmittagsseminar teilzunehmen, hatten sie sich darauf verständigt, dass sie fortan die Zeiten zwischen den einzelnen Theoriestunden damit verbringen würden sich gezielt auf die Praxiseinheiten gemäß dem Ausbildungsplan vorbereiten würden. Zudem würden Haruka und die türkishaarige jeden Abend vor der Nachtruhe in den Fitnessraum gehen und dort an ihrer physischen Verfassung zu arbeiten.

„Somit hätten wir das alles besprochen und wissen nun auch, wo wir was finden. Ich würde erst mal vorschlagen, dass wir uns heute Abend nochmal den Ausbildungsplan genauer anschauen und dann ab morgen mit dem Training beginnen.“ Haruka hatte die Zweisamkeit mit ihrer Kameradin genossen und freute sich schon darauf mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
 

Abends saßen die beiden auf ihrem Zimmer und hatten gerade die letzten Seiten des Theoriestoffes für die Sprechfunkprüfung gelesen. Als erstes würden sie ihre Prüfung zum Sprechfunker ablegen, da das Funken für den weiteren Ausbildungsverlauf sehr wichtig war. Denn ohne den Funk wäre eine Kommunikation zwischen Einsatzleitung und Trupps in einem Objekt nicht möglich.

„Ich wusste gar nicht, dass Koordinatenlesen so wichtig ist in der heutigen Zeit. Man sollte meinen, dass es dafür Navis gibt. Wofür also Kartenlesen?“ Haruka fand es vollkommen überflüssig sich mit so veralteten Methoden der Orientierung beschäftigen zu müssen.

„Stimmt schon, dass es heutzutage Navis gibt. Aber was ist, wenn mal kein Satellitenempfang da ist und du dann in ein unbekanntes Gebiet musst. Willst du dann ernsthaft anhalten und nach dem Weg fragen?“ Michirus Lippen umspielte ein amüsiertes Schmunzeln, als sie die Frage der Blondine mit einer Gegenfrage beantwortete.

„Nein, das wäre ja mehr als peinlich.“ Auch Haruka musste nun herzhaft anfangen zu lachen, als sie sich diese Situation bildlich vorstellte.

„Stell dir mal vor, du gehst eine Straße entlang und siehst ein Feuerwehrauto mit Blaulicht und Martinshorn in deine Richtung fahren und plötzlich hält es neben dir an und ein Feuerwehrmann fragt dich: Entschuldigung, wo geht es denn hier zu dem brennenden Haus?“ Mittlerweile hatte Michiru schon Lachtränen in den Augen und hielt sich den Bauch.

Dann erinnerte sie die Blondine auch noch an das Funkalphabet, welches sie sich als letztes angesehen hatten. „Und am peinlichsten wäre es, wenn du den Straßennamen dann noch buchstabieren musst, weil der Passant schwerhörig ist…“

Dadurch traten dann auch der sportlichen Blonden Lachtränen in die Augen.

Es war eine sehr ausgelassene Stimmung in dem kleinen Zimmer und beide genossen es herumzualbern.
 

Nachdem sich beide wieder erholt hatten, beschlossen sie die Lehrbücher für den Tag zu schließen. Schlafen gehen wollten sie jedoch noch nicht, weshalb sie eine lockere Unterhaltung über ihr bisheriges Leben begannen, um sich besser kennenzulernen.

Dafür hatten sie es sich auf Harukas Bett bequem gemacht, indem sie nebeneinander saßen und sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt hatten.

Irgendwann, nachdem sie einige Zeit über Belanglosigkeiten wie ihre schulische Ausbildung und Hobbies gesprochen hatten, kam Michiru nochmal auf das Thema vom Mittag zurück, welches sie so sehr beschäftigt hatte.

„Du hattest heute Mittag gesagt, dass dein Vater ebenfalls bei der Feuerwehr war und inzwischen verstorben ist. Wie kam es dazu? Ich meine, du hast bei deiner Vorstellung davon gesprochen, dass er bei einem Einsatz ums Leben gekommen ist…“

Dieser plötzliche Themenwechsel kam für Haruka überraschend. Sofort verschwand der Glanz aus ihren Augen und sie eine tiefe Trauer überkam sie. Es war ihr nicht möglich sofort zu antworten, weshalb Michiru ein schlechtes Gewissen bekam.

„Tut mir leid. Ich wollte nicht dir nicht die Stimmung vermiesen. Es geht mich ja schließlich auch nichts an.“

Langsam hatte Haruka sich gefangen und schüttelte nur den Kopf.

„Schon in Ordnung. Ich hatte ja heute selbst davon angefangen…“ Sie gab der türkishaarigen keine Schuld an ihrer momentanen Verfassung und begann, entgegen Michirus Erwartungen, sogar an über den Tod ihres Vaters zu reden.

„Es ist schon ziemlich lange her, als er gestorben ist. Ich war damals gerade einmal 6 Jahre jung und es war ein ganz schöner Schock, als meine Mutter und ich von seinem Chef erfuhren, was damals passiert ist. Mein Vater ist bei einem Einsatz ums Leben gekommen. So wie sein Chef uns berichtete war es ein tragischer Unfall. Er und sein Truppmann Cody waren in einem brennenden Haus und haben nach vermissten Personen gesucht. Sie konnten wohl…“
 

Interessiert lauschte Michiru den Worten der Blondine. Je mehr sie über die Todesumstände von Harukas Vater erfuhr, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass ihr eigenes Schicksal wohl damit zusammenhing und driftete in ihre eigene Erinnerung ab.
 

-Flashback-

Überall ist dichter Rauch, der mir das Atmen immer schwerer macht. Ich habe große Angst, weil es um mich herum immer trüber und heißer wird. Ich bin ganz alleine in diesem Zimmer. Ich hatte die Tür zu gemacht, damit nicht ganz so viel Rauch hineinkommt.

<Wo sind denn meine Eltern? Sie müssen doch wissen, dass ich hier bin. Ich habe solche Angst…>

Plötzlich höre ich Geräusche und bemerke, dass jemand vor der Tür ist. Ich hoffe, dass es Mama oder Papa sind um mich hier heraus zu holen.

Dann geht die Tür auf und zwei Gestalten kommen auf mich zu. Sie sehen komisch aus und ihr Atem klingt so merkwürdig. Eine der Gestalten kommt auf mich zu und fängt an mit mir zu reden. Seine Stimme klingt komisch.

Er erzählt mir, dass er von der Feuerwehr ist und er mich nach draußen bringen möchte. Dann fragt er mich, ob noch jemand im Haus ist.

Ich überlege, aber ich weiß es nicht. Meine Eltern sind verschwunden, aber ich kann ihm nicht sagen, ob die im Haus sind oder unterwegs. Also schweige ich.

Dann hält er mir eine komische Maske vor mein Gesicht und ich bekomme wieder große Angst. Ganz ruhig erklärt er mir, dass ich die Maske brauche um nicht noch mehr von dem ganzen Qualm einatme. Ich werde langsam ruhiger und lasse mich von ihm nach draußen tragen. Sein Kollege bleibt im Haus.
 

Gerade als er mit mir nach draußen tritt, gibt es einen furchtbar lauten Knall und wir fliegen durch die Luft. Andere Männer kommen auf uns zu und nehmen mich von ihm weg. Ich sehe noch, dass das Haus plötzlich zusammenstürzt und der Mann, der mich rausgebracht hat auf die Knie sinkt und etwas schreit, was ich aus dem Krankenwagen heraus nicht klar hören kann. Den anderen Feuerwehrmann, der mit ihm zusammen im Haus war, sehe ich allerdings nicht mehr.

Und dann wird alles schwarz um mich herum…

-Flashback Ende-
 

Es dauerte etwas bis Michiru sich von ihren traumatischen Erinnerungen erholt hatte und war überrascht davon, dass sie sich nun in einer Umarmung ihrer Kameradin wiederfand.

Haruka bemerkte, während sie vom Unfall ihres Vaters berichtete, wie die türkishaarige immer blasser wurde und irgendwie abwesend wirkte. Intuitiv rutschte sie näher an ihre Kameradin heran und zog die kleinere in eine schützende Umarmung. „Hey Michiru. Was ist denn plötzlich los mit dir?“

„Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das… das alles…“ verzweifelt suchte Michiru nach den richtigen Worten. Sie war sich beinahe sicher, dass es der Vater ihrer Zimmergenossin war, der sie damals gemeinsam mit seinem Partner aus dem Haus gerettet hatte.

<Nur, wie soll ich das denn Haruka beibringen, wo ich es doch selbst kaum fassen kann… Aber es kann kein Zufall sein, dass Haruka gerade eine so detaillierte Beschreibung meiner Erinnerungen an damals geäußert hatte.>

„Es tut mir leid Haruka, vor allem weil ich dir den Abend vermiest habe.“ Die Schuldgefühle der anderen gegenüber wurden immer heftiger und erste Tränen bahnten sich ihren Weg.
 

Haruka war leicht überfordert von diesem plötzlichen Gefühlsausbruch ihrer Kameradin und in ihrer Verzweiflung zog sie sie noch näher an sich heran.

„Es ist alles gut. Ich bin darüber hinweg, auch wenn ich zugeben muss, dass er mir sehr fehlt. Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst.“

Michiru hatte ihren Kopf in Harukas Halsbeuge vergraben und klammerte sich geradezu an die Blondine.

„Doch, es ist alles meine Schuld…“

Kopfschüttelnd und mit starkem Herzklopfen genoss Haruka einfach die Situation, so Skurril und verwirrend diese auch war. Sie wollte einfach nur für ihre Kameradin da sein und deren Nähe genießen.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis Michiru sich wieder beruhigt hatte. Deutlich spürte sie die Wärme in ihrem Inneren, die sich nun in ihr Bewusstsein drängte, die keineswegs unangenehm war. Auch ein leichtes kribbeln in ihrem Bauch machte nun auf sich aufmerksam.

<Ich fühle mich in ihren Armen so wohl und beschützt, wie noch niemals zuvor. Wenn ich ihr nun davon erzähle, an was ich mich soeben erinnert habe, dann mache ich das alles kaputt. Sie wird dann bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben wollen… Das kann ich nicht zulassen...> Sie schüttelte die trüben Gedanken beiseite und kuschelte sich noch enger an die größere heran.
 

Im ersten Moment fühlte sich die sportliche Blondine überfordert mit allem. Doch die Anziehung, die die Frau in ihren Armen auf sie hatte, ließ sie nach und nach alles vergessen.

<Ich weiß zwar nicht, warum Michiru plötzlich so sehr meine Nähe sucht, aber ich habe absolut nichts dagegen. Es fühlt sich einfach richtig an, sie in meinen Armen zu halten. Von mir aus kann dieser Moment ewig dauern…>

Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die türkishaarige Schönheit in ihren Armen betrachtete. Während sie ihren Gedanken nachhing strich sie stetig sanft über den Rücken der anderen.

Michiru genoss die Streicheleinheiten und stieß einen zufriedenen Seufzer aus. Auch sie wollte den Moment so lange wie möglich auskosten.
 

So verharrten beide noch eine ganze Weile in der Umarmung der jeweils anderen. Irgendwann bemerkte Haruka, dass Michirus Atmung ruhiger und gleichmäßiger wurde und ein Blick hinab, bestätigte ihre Vermutung. Michiru war eingeschlafen.

Die blonde Sportlerin blickte kurz auf ihren Wecker und stellte fest, dass es schon recht spät geworden war. Sie entschied sich dafür die andere schlafen zu lassen und legte sich vorsichtig, ohne die Umarmung zu lösen, hin und breitete ihre Decke über beide aus.

Übungsdienst

Als am nächsten morgen der Wecker klingelte und Michiru sich zu diesem umdrehen wollte, fühlte sie sich irgendwie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Noch leicht verschlafen öffnete sie die Augen und fand sich in einer liebevollen und zugleich festen Umarmung wieder. Sogleich begann ihr Verstand zu arbeiten.

<Ich muss wohl gestern über meine Gedanken hin eingeschlafen sein. Gott, ist mir das peinlich. Was mag Haruka jetzt von mir bloß denken? Aber warum hat sie mich denn nicht geweckt?> Weiter konnte Sie jedoch nicht denken, denn die große Blondine war inzwischen auch aufgewacht und hatte den nervigen Wecker abgeschaltet, obwohl ihre Augen noch immer geschlossen waren.

„Guten Morgen, Prinzessin. Hast du auch so gut geschlafen, wie ich?“ Lächelnd verstärkte Haruka nochmals die Umarmung zu zog die türkis-haarige somit näher an ihren Oberkörper.
 

Durch diese ungewohnte Anrede war Michiru nicht sofort in der Lage zu antworten. In ihrem Körper machte sich ein angenehmes Kribbeln breit und sie legte ihren Kopf auf dem Brustkorb ihrer Kameradin ab.

Als sie so dem ruhigen, beständigen Herzschlag der anderen hörte und spürte, wie Haruka ihr sanft über den Rücken strich, entspannte Michiru sich zunehmend und war kurz darauf auch in der Lage eine Antwort zu geben.

„Ja, so gut habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen. Und ich könnte glatt hier einfach so liegen bleiben...“
 

Auch Haruka genoss die Nähe der anderen sichtlich. Doch nach einigen Minuten lockerte sie widerwillig ihren Griff und machte sich daran aufzustehen. Schließlich hatten sie noch einen anstrengenden Tag vor sich. Denn es standen die ersten praktischen Übungen auf dem Plan und darauf freute sich die sportliche Blondine schon sehr.

„Na komm, die werden bestimmt nicht ewig auf uns warten. Und nun geht es endlich an die interessanten Teile der Ausbildung.“
 

Schnell machten sich beide fertig und gingen zum Frühstück. Anschließend gingen sie zum Unterrichtsraum und kurz nach ihrem Eintreten erschienen auch die Ausbilder für den Tag. Für ihre Gruppe standen Vormittags nach der Fahrzeug- und Gerätekunde die ersten Gruppenübungen und Nachmittags dann die Übungsfahrten für die praktische Funkprüfung an. Jasons Gruppe hatte hingegen ein genau gegenteiliges praktisches Programm. Somit konnten die beiden Streithähne sich nicht in die Quere kommen.
 

Haruka konnte aufgrund ihres Wissensvorsprungs den anderen Gegenüber mal wieder vor den Augen der Ausbilder glänzen und wurde von ihrer Gruppe zum Gruppenführer gewählt. Keiner ihrer Kameraden wollte auf das Know How verzichten. Haruka selbst fühlte sich zwar geehrt, dass die anderen sie respektierten und ihr dieses Vertrauen entgegen brachten. Doch so wirklich wohl fühlte sie sich nicht. Immerhin war es der Gruppenführer, der nur da stand und den anderen Befehle gab.

Mit dem Befehle geben hatte sie weniger ein Problem und auch mit der Verantwortung für die Gruppe fühlte sie sich keineswegs überfordert. Es war eher die Tatsache, dass sie selbst nichts viel zu tun hatte, die sie störte.
 

Da sie aber nichts an der Entscheidung ändern konnte, fügte sie sich ihrem Schicksal und versuchte das Beste daraus zu machen.

Nachdem sich ihre Gruppe entsprechend der Aufgaben am Fahrzeug Aufstellung bezogen hatte, sah sich Haruka lauter fragend dreinblickenden Gesichtern gegenüber und wandte sich somit auch gleich ihrem Ausbilder zu.

„Und was jetzt? Ich meine, ich weiß was ich zu sagen habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob die anderen das verstehen werden. Sie sehen auf jeden Fall alle nicht sonderlich überzeugt aus.“

Tim, ihr Ausbilder schmunzelte nur und gab der Blondine zu verstehen, dass es ihre Aufgabe wäre den anderen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und er nur eingreifen würde, wenn es gar kein vorankommen mehr gäbe.

„Ach ja, Wasserentnahme erfolgt am offenen Gewässer. Auch wenn hier kein Teich oder so in der Nähe ist. Diese Übung soll ja nur die Handgriffe verdeutlichen und ihr sollt ein Gefühl dafür bekommen. Es wird so zusagen die Grundlage für alles weitere.“
 

Haruka atmete noch einmal tief durch und schloss für einen Moment die Augen um sich daran zu erinnern, wie die Übungsdienste damals bei ihrem Vater ausgesehen hatten. Diese Erinnerungen musste sie ja nun nur noch mit dem gelernten Theroriestoff in Einklang bringen und es würde schon irgendwie klappen. <Nun gut. Augen zu und durch. Wie war das noch gleich...>
 

Mit festem Blick stand sie nun vor ihrer Gruppe und begann ihren Text zu sprechen.

„Wasserentnahme offenes Gewässer. Verteiler nach zwei B-Längen. Schlauchtrupp unterstützt den Wassertrupp. Angriffstrupp verlegt bis zur Einsatzstelle selbst. Melder unterstützt. Angriffstrupp zur Brandbekämpfung mit erstem C-Rohr zum linken Zielfeuer über den Platz vor!“
 

Doch statt sich nun in Bewegung zu setzen, starrten ihre Kameraden sie nur an.

„Ihr habt es gehört! Wir sind gestern noch die Aufgaben der einzelnen Trupps durchgegangen. Habt ihr etwa über Nacht alles vergessen?“ Tim trat neben Haruka und gab barsch den Ton an.
 

In Haruka begann es zu kribbeln. Sie wollte nicht untätig bleiben und es war immerhin ihre Aufgabe die Gruppe anzuführen. Sie ging somit auf ihren Wassertruppführer zu und stellte sich vor ihn.

„4 A Längen“ rief sie laut aus und streckte dabei beide Arme von sich und zeigte somit auch die Richtung an, wie die Saugleitung für die Wasserentnahme verlegt werden sollte.

Anschließend wandte sie sich an ihre Trupps, welche für die Wasserleitung zuständig waren.

„Ihr holt jetzt die einzelnen A-Leitungen und legt sie hinter dem Fahrzeug in einer Linie hin. Mike, du als Maschinist holst die Leinen und die Kupplungsschlüssel und legst diese bereit für die anderen.“
 

Die angesprochenen nickten nur und setzten sich in Bewegung. In der Zeit trat Haruka zu ihrem Angriffstrupp und instruierte sie. „Ihr beide holt jetzt zwei B-Schläuche und verlegt diese vom Fahrzeug bis zu der Stelle, wo der Verteiler liegen wird. Danach holt ihr euch die beiden C-Leitungen um diese an den Verteiler anzuschließen und macht euch daran das Zielfeuer zu löschen.“ Mit einem Kopfnicken machte der Trupp sich an die Arbeit.

Zu guter Letzt gab sie Michiru, die als Melder eingeteilt war, ihre Anweisungen.

„Okay, du schnappst dir jetzt den Verteiler und hilfst dem Angriffstrupp die B- und danach die C-Leitungen anzuschließen. Danach gibst du den Befehl 'Wasser Marsch' an den Maschinisten weiter. Zu guter Letzt bleibst du solange beim Verteiler, bis ich dir etwas anderes sage. Verstanden?“

Michiru nickte und machte sich direkt auf den Weg.
 

Da nun alle in Bewegung waren, trat Haruka wieder zu ihrem Ausbilder, der anerkennend und zufrieden nickte.
 

Doch die Zufriedenheit währte nicht lange. Denn nachdem die Saugleitungsteile aneinander gekuppelt waren, wurde sie von ihren beiden Trupps dort fragend angeschaut. Der Wassertrupp hatte die beiden Leinen in der Hand und sah ratlos aus.
 

Der Ausbilder trat gemeinsam mit Haruka an die überforderten Anwärter heran und lächelte. „Okay, das machen wir dieses Mal noch gemeinsam. Immerhin hatten wir das ja nur in der Theorie und die Knoten und Stiche kommen erst in der nächsten Woche.“

Er drehte sich auf der Stelle um und rief auch die anderen Gruppenmitglieder zu sich um allen zu zeigen, was mit den beiden Leinen gemacht werden sollte.

„Kannst du deinen Kameraden hierbei helfen? Oder soll ich es euch zeigen?“ fragte er an den blonden Gruppenführer gewandt.

Haruka überlegte kurz und war sich nicht sicher, ob sie es noch richtig in Erinnerung hatte. Dennoch wollte sie sich selbst daran versuchen.

„Ich würde es gerne selbst testen. Sie können mich ja korrigieren, wenn ich etwas falsch mache. Es ist immerhin schon über zehn Jahre her, dass ich meinem Vater bei einer Übung zusehen durfte.“

Tim nickte ihr zu und übergab ihr dir beiden Leinen.
 

Ein kurzer Blick auf die beiden Schnüre und Haruka war zumindest der Sinn klar. Beide Leinen waren rot eingefärbt und somit schon mal richtigerweise Arbeitsleinen. Eine der beiden hatte am Ende einen Karabiner. Somit konnte es sich hier nur um die Ventilleine handeln.

Überzeugt davon hakte sie den Karabiner an der dafür vorgesehenen Lasche am Saugkorb ein und wickelte die Leine soweit ab, dass sie das andere Ende beim Fahrzeug ablegen konnte. Dies erklärte sie auch ihrer Gruppe. Danach ging sie wieder an das Ende der Saugleitung um sich an der anderen Leine zu versuchen.

„Okay, die sogenannte Halteleine dient der Absicherung der Saugleitung und wird mit Hilfe eines...“ sie blickte zu ihrem Ausbilder, da ihr der Name des zu verwendenden Knotens nicht einfallen wollte.

„Ein Zimmermannsstich macht den Anfang. Gefolgt von mehreren Halbstichen entlang der Leitung.“ kam Tim ihr zur Hilfe.
 

Um die genannten Knoten anbringen zu können, wies sie ihre Trupps an die gesamte Saugleitung anzuheben. So konnte sie sich daran machen die Knoten anzubringen. Wobei sie diese auch nicht so wirklich drauf hatte. Tim kam ihr zu Hilfe und gemeinsam befestigten sie die Leine an den Schläuchen.
 

Nachdem die Arbeit getan war und Mike, der Maschinist, die Saugleitung an die Pumpe angekuppelt hatte, ging es mit dem normalen Übungsablauf weiter.
 

Haruka gab zunächst ihrem Wassertrupp den nächsten Befehl.

„Wassertrupp ausrüsten und mit zweitem C-Rohr zum rechten Zielfeuer über den Platz vor!“ Die beiden Kameraden des Wassertrupps machten sich auf den Weg zum Fahrzeug um sich ihre benötigte Ausrüstung zu holen.
 

Derweilen teilte Haruka ihrem Schlauchtrupp mit, dass sie dieser nun eine Schlauchhaspel nehmen sollte um dem Wassertrupp die Leitung von der Einsatzstelle zum Verteiler zu legen. „Gleichzeitig nehmt ihr aber auch schon euer Strahlrohr mit, da ihr dann mit Hilfe der Haspel eure Leitung zum dritten und somit mittleren Zielfeuer verlegen werdet.“ Ein entschlossenes Nicken versicherte der Blondine, dass ihr Trupp verstanden hatte und sie konnte nun dem regen Treiben ihrer Kameraden zuschauen.
 

Nachdem alle Trupps ihre Leitungen verlegt hatten und den Befehl „Wasser Marsch“ gegeben hatten, war es an der Zeit die Übung zu beenden. Hierfür erklärte Tim ihr das weitere Vorgehen.

„Bei der Prüfung wird es dann später so sein, dass du nun deinen Melder zu dir rufen musst, damit dieser eine Meldung an den Übungsleiter macht.“

Haruka rief also laut: „Melder zu mir!“ woraufhin sich Michiru auf den Weg zu ihr machte.

Bei ihr angekommen, übernahm Tim die Wortführung, da der Gruppenführerin nicht klar war, was sie nun sagen sollte.

„Also Haruka, merk dir diese Worte: Meldung an den Übungsleiter, Übung wie befohlen durchgeführt, drei C-Rohre vorgenommen.“ Haruka hatte aufmerksam zugehört und wiederholte die Worte sogleich.
 

Michiru musste die Worte nochmals an Haruka gerichtet wiederholen und dann noch ein weiteres Mal an Tim gerichtet, der in diesem Fall ja der Übungsleiter war.

Als Antwort teilte Tim ihr mit, dass die Übung nun beendet wäre und sie Haruka darüber informieren sollte.

„Übungsende. Zum Abmarsch fertig.“
 

Mit diesem Worten kehrte Michiru wieder zu Haruka zurück, die daraufhin an alle gerichtet laut „Zum Abmarsch fertig!“ über den Platz rief. Die türkis-haarige kehrte zum Verteiler zurück um auf Zuruf der Trupps „Wasser Halt!“ die Ventile zu schließen und dem Maschinisten den Befehl weiter zu geben.
 

Nachdem alle Geräte und Schläuche wieder im Fahrzeug verstaut waren, wurde die Übung nochmals wiederholt. Dies ging den ganzen Vormittag über und die Trupps wurden munter durch gewechselt, damit jeder mit jedem zusammenarbeiten musste. Nur Haruka war bei jedem neuen Start immer der Gruppenführer und sie wirkte voranschreitender Zeit immer gereizter.
 

Irgendwann kam dann auch die, für die Blondine, erlösende Mittagspause und alle begaben sich gemeinsam in den Speisesaal.

„Also, von mir aus könnt ihr gerne auch mal den Gruppenführer spielen. Das ist so ziemlich der langweiligste Posten, den man haben kann. Ich tausche gerne mit einem von euch. Ich will was tun und nicht nur doof in der Gegend rumstehen.“ hoffnungsvoll blickte sie in ihre Gruppe.

Doch sehr zu ihrem Leidwesen machte keiner der anderen Anstalten ihr diesen Gefallen zu tun. Resignierend setzte Haruka sich dann an einen freien Tisch und stocherte lustlos in ihrem Essen herum.
 

Michiru hatte den enttäuschten Blick ihrer Zimmergenossin bemerkt und hatte sich ihr gegenüber niedergelassen. „Du bist eine großartige Gruppenführerin. Alleine schon, wie souverän du die Befehle erteilst. Da ist es doch kein Wunder, dass wir anderen uns das nicht so zutrauen.“

Auch die anderen hatten sich bei den beiden Frauen am Tisch niedergelassen und sahen nun zu Michiru und stimmten der türkis-haarigen zu.

„Michiru hat recht. Du bist viel erfahrener als wir es sind. Was ist, wenn wir uns da verhaspeln? Das wäre doch total peinlich.“ Mike hatte die Bedenken der anderen geäußert und wurde nun ebenso wie seine Kameraden ungläubig von der blonden Gruppenführerin angeschaut.

„Das ist jetzt nicht euer Ernst, oder? Wir sind hier um das alles zu lernen. Und falls es euch entfallen sein sollte, auch ich habe mich damit schwer getan. Tim hat mir auch das ein oder andere vorsagen müssen. So etwas kann man nicht von jetzt auf gleich in Perfektion. Wie wäre es...“
 

„Na wen haben wir denn da? Die Loosertruppe unseres Jahrgangs in trauter Runde... Ich hätte euch zu gerne gesehen, wie ihr euch bei eurer Übung angestellt habt. Bestimmt wäre das eine tolle Comedyshow geworden.“ Noch ehe Haruka dazu kam ihren Kameraden einen Vorschlag zu machen, von dem sie alle profitieren konnten, vernahm sie auch schon die provokanten Worte ihres Kontrahenten Jason.

<Der hat mir gerade noch gefehlt...>

Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass die Mittagspause fast vorüber war und sie somit einer Eskalation aus dem Weg gehen konnte, auch wenn Jason sie dadurch als Feigling darstellen würde.

„Wie gerne ich mich jetzt auch mit dir unterhalten würde, leider fehlt uns die Zeit dazu. Unser Terminplan ist leider schon vollständig belegt, im Gegensatz zu deinem, wie es mir scheint.“
 

Ohne Jason einen weiteren Blick zu schenken stand sie auf, stellte ihr Tablett in den dafür vorgesehenen Rollwagen und verließ den Raum.

Ihre Gruppe sah ihr kurz verwirrt hinterher, ehe sie es ihr gleichtaten und die andere Gruppe alleine im Speisesaal zurückließ.
 

Draußen auf dem Parkplatz wurde die Gruppe bereits von Thomas, ihrem Ausbilder für den Nachmittag erwartet.

„Hallo zusammen. Wir haben heute Nachmittag das Vergnügen die Vorbereitung auf die praktische Funkprüfung gemeinsam zu absolvieren. Hierfür werdet ihr in drei Trupps aufgeteilt mit den MTW's (Mannschaftstransportwagen) die von mir vorgegebenen Ziele anfahren. Sobald ihr angekommen seid, werdet ihr euch über Funk mit mir in Verbindung setzen und mir Fragen zu dem Zielort beantworten müssen. Habt ihr das verstanden?“

Haruka trat als Gruppenführerin hervor und bejahte die Frage.
 

Thomas musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er bemerkte, dass die Gruppe vor ihm offensichtlich die blonde Tochter seines ehemaligen Kameraden als Sprecherin und Anführerin erwählt hatte. Er nickte ihr zu und wies sie an, die Aufteilung auf drei gleichgroße Trupps vorzunehmen.
 

Nachdem die drei Trupps die Fahrzeuge besetzt hatten, in welchen sich die benötigten Karten und auch ein Zettel mit der ersten Koordinate befanden, machten sie sich an die Suche des jeweiligen Ziels.

Michiru bewies dabei ein unheimliches Geschick, während Haruka der Sinn nicht klar war weshalb man nicht einfach Navis in den Fahrzeugen hatte und stattdessen auf einer Karte nach dem richtigen Ort suchen sollte.

„Das ist doch total altmodisch. Ich kann mich nicht daran erinnern jemals ein Einsatzfahrzeug gesehen zu haben, wo die Leute mit den Karten auf dem Schoß zum Einsatzort fahren... Warum also dieser Unsinn?“

Chris, der gemeinsam mit Haruka und Michiru in dem MTW saß, konnte ein Lachen nicht mehr unterdrücken.

„Du hast ja recht. Aber dennoch steht das nun mal mit auf dem Ausbildungsplan und es wird auch in der praktischen Prüfung abgefragt.“

Michiru hatte unterdessen den Zielort bestimmen können und teilte dies auch gleich den anderen beiden mit.

„Saubere Arbeit! Dann können wir ja endlich los.“ Sofort schwang sich Haruka hinter das Steuer des Transporters und fuhr los in die genannte Richtung.
 

Michirus Talent die Koordinaten schnell ausfindig zu machen führten dazu, dass ihr Trupp als erstes alle Ziele abgearbeitet hatte und somit nach nicht einmal drei Stunden zurück am Ausbildungszentrum war.

„Das war mehr als beeindruckend Michiru. Mit dir in einem Team sind wir bestens vorbereitet auf die Prüfung.“ Obwohl er zunächst Zweifel hatte, ob es die richtige Entscheidung war mit den beiden Frauen in einem Trupp zu sein, musste Chris zugeben, dass ihm nichts besseres hätte passieren können. Harukas Führungsqualitäten und Michirus Scharfsinn waren die beiden ein perfekt harmonierendes Team in dem er sich von Anfang an wohl gefühlt hatte.

Auch Haruka stimmte ihm zu, dass Michiru eine ausgezeichnete Arbeit geleistet hatte.
 

Da die anderen beiden Trupps noch unterwegs waren und die drei sich nicht die Beine in den Bauch stehen wollten, gingen sie gemeinsam zu der kleinen Kuppel um der anderen Gruppe bei ihrer Übungseinheit zu zuschauen.
 

„Von wegen wir hätten für eine Comedyshow hergehalten. Die sind so was von unorganisiert... Das nenne ich mal einen peinlichen Auftritt.“ Haruka hatte sich einen zynischen Kommentar nicht verkneifen können, als sie die andere Gruppe beobachtete. Jeder tat etwas, aber keiner arbeitete im Team. Es wurde immer wieder was gerufen und Jason, der offensichtlich der Gruppenführer der anderen Gruppe war, hatte alle Hände voll zu tun um wenigstens ein bisschen Ordnung in das vorherrschende Chaos zu bringen.

Auch Chris bemerkte schnell, dass die klaren Befehle, die Haruka ihnen am Morgen gegeben hatte, hier überhaupt nicht erfolgten.

„Scheint so, als hätte Jason ein wenig Nachhilfe von dir nötig.“

Michiru konnte ein Kichern nicht unterdrücken. „Klar, als ob er sich ausgerechnet von Haruka helfen lassen würde. Dafür ist er doch viel zu eitel. Obwohl es ihm bestimmt zugute kommen würde.“
 

Eine ganze Weile lang betrachteten die drei das Geschehen vor ihnen mit einem Grinsen um Gesicht, während nach und nach auch der Rest ihrer Gruppe den Weg zu ihnen fand.

Als alle beieinander standen und den anderen zuschauten, fand Haruka nun endlich die Gelegenheit ihrer Gruppe den Vorschlag zu unterbreiten, welchen sie eigentlich am Mittagstisch schon ansprechen wollte.

„Was würdet ihr davon halten, wenn wir uns zur besseren Findung der Gruppe abends nochmals zu einer kleinen Übung treffen würden. Ich meine, es ist natürlich rein freiwillig. Aber in meinen Augen wäre es doch hilfreich, wenn wir die Zusammenarbeit in den einzelnen Trupps verbessern. Und ich könnte so auch mal mit anpacken und nicht nur dumm rumstehen. Bei der Feuerwehr ist es nun einmal so, dass jeder alles können muss. Darum möchte ich auch meinen Teil dazu beitragen und nicht den Boss spielen.“

Nachdem die anderen die Worte verarbeitet hatten konnten sie dem nur zustimmen. Immerhin hatten ihre Ausbilder noch gleich zur Einleitung gesagt, dass die Trupps ständig gemischt werden würden und am Ende das Los entscheiden würde, wer welche Aufgabe bei der Abschlussübung einnehmen würde.

Somit war es schnell beschlossene Sache und die Gruppe trennte sich vorerst um sich von den Anstrengungen des Tages zu erholen.

Atemschutz

Als Brandbekämpfer muss man sich regelmäßig zum Selbstschutz mit Hilfe eines Atemschutzgerätes gegen Atemgifte schützen. Da die körperliche Fitness hier essentiell ist, verbrachten Haruka und Michiru die Abende nach dem Ausbildungsdienst wie besprochen damit, dass sie gemeinsam den Fitnessraum der Feuerwehrschule aufsuchten und dort vor allem ein Ausdauertraining absolvierten.

Auch mit dem Rest ihrer Gruppe trafen sie sich regelmäßig um gemeinsam einige Übungen durchzuspielen oder gemeinsam zu lernen.

Während den Übungsabenden traf die Gruppe auch immer wieder mal auf Jason und seine Leute, wo es dann häufig zu Wettstreiten zwischen den beiden Gruppen kam.

Jason versuchte regelmäßig die blonde Gruppenführerin zu übertrumpfen und bloß zu stellen. Haruka ließ sich jedoch nicht provozieren und machte einfach mit ihrem eigenen Programm weiter, was ihren Konkurrenten nur noch mehr anstachelte.

Er konnte es nicht ertragen, dass er regelmäßig von einer Frau regelrecht vorgeführt wurde. Im Theorieunterricht hatte sie stets die Nase vorne und auch bei der Praxis stand sie ihm in nichts nach.
 

Als dann am Morgen zum Dienstbeginn verkündet wurde, dass ein kleiner Wettkampf während der Atemschutzübung zwischen den Gruppen stattfinden sollte, war Jason direkt euphorisch geworden und hatte verkündet, dass seine Gruppe eh gewinnen würde. „Ihr Pussys habt doch eh keine Chance. Wer schon eine Frau als Gruppenführerin wählt, der hat keine Eier in der Hose und taugt nicht zum Feuerwehrmann.“

Haruka konnte darüber nur schmunzeln und ging, gefolgt von ihrer Gruppe, an Jason und seinen Leuten vorbei. Als sie auf seiner Höhe war, kam nur ein leises; „Ich halte schon mal Taschentücher bereit“ von ihr.
 

Die Atemschutzübung bestand aus meheren Teilen. Zum einen sollten die Anwärter einen Wettlauf unter schwerem Atemschutz, also mit Sauerstoffflasche und Maske, anschließend einen Wettkampf im Leitersteigen, die Drehleiter hinauf und zu guter Letzt einen Geländeparcourt absolvieren ehe dann ein Parcourt in kompletter Dunkelheit bevorstand. Der Aufbau des Wettkampfes ähnelte einem Staffellauf.

„Es wird immer zwei Trupps gegeneinander antreten. Die Einteilung der Trupps obliegt hierbei den beiden Gruppenführern. Es bilden immer zwei Leute einen Trupp. Da das nicht ganz aufgeht, wird ein Trupp aus einem Dreierteam bestehen. Die Zeit wird erst angehalten, wenn der letzte aus dem finalen Trupp die Strecke hinter sich gebracht hat. Beachtet, dass eine Disziplin als verloren gilt, wenn ein Gerät eines Truppmanns das Warnsignal für zu wenig Restluft abgibt. Habt ihr das alle verstanden?“ erklärte Chris, der Ausbildungsleiter für den Atemschutzbereich.

„Soweit schon. Allerdings würde ich gerne wissen, ob es eine Festlegung gibt, wann der Dreiertrupp an den Start gehen muss. Oder dürfen das auch die Gruppenführer entscheiden?“ kam die Frage aus der Runde.

„Nein, das ist alleine die Entscheidung der Gruppe, bzw. der Gruppenführer. Haruka, Jason. Ihr habt nun 10 Minuten um eure Trupps aufzustellen und die Reihenfolge festzulegen.“
 

Beide Gruppen gingen somit auseinander und berieten sich.

„Also Leute, wie wollen wir vorgehen? Ich würde vorschlagen, dass wir mit dem dreier Team anfangen und dann alles andere zu zweit angehen. Bleibt nur die Frage, wie wir uns aufteilen. Mittlerweile solltet ihr mich gut genug kennen, um zu wissen das ich euch nichts vorschreiben möchte. Also sucht euch eure Trupppartner selbst aus.“ erwartungsvoll schaute Haruka ihre Kameraden an.

„Martin und ich würden gerne den Geländeparcourt bestreiten, wenn das für euch okay ist.“ meinte Phil, der zu den sportlichsten der Gruppe zählte. „Dann übernehmen Thomas und ich das Leitersteigen.“ meldete sich Robert. Alle nickten und somit stand das halte Team schon mal fest.

„Okay, bleiben noch der Wettlauf und der Parcourt in Dunkelheit.“ Alle noch nicht eingeteilten blickten sich an. „Ich bin schon immer gerne und viel gelaufen. Daher ist der Wettlauf wie für mich gemacht, wer ist dabei?“ meinte Chris. Oliver meldete sich direkt dafür, da er kein Interesse an einem Irrlauf durch die Dunkelheit hatte.

Somit blieben noch Mike, Michiru und Haruka übrig.

„Also gut, da der Wettlauf am leichtesten sein dürfte, würde ich hier das Dreierteam an den Start schicken wollen. Michiru, Mike, wer von euch will mit mir in die Dunkelheit? Denn ich werde den letzten Abschnitt bestreiten.“ Haruka schaute die beiden angesprochenen auffordernd an.

„Ladys First, Michiru. Mir ist es egal, ob ein Distanzlauf auf Zeit oder blindes Vortasten. Wir sind alle ein Team und als solches werden wir die anderen auf ganzer Länge schlagen.“

Überrascht schaute Michiru zu ihrem Kameraden herüber. Mike war in den vergangenen Tagen zu einem echten Leader herangereift und hatte sich einen ähnlichen Führungsstil angeeignet, wie die blonde Gruppenführerin.

„Na komm, Michiru. Lass uns den Loosern der anderen Gruppe zeigen, dass wir besser sind als sie und den Wettlauf gemeinsam bestreiten.“ mischte sich nun Oliver ein. Auch die anderen beiden Gruppen luden Michiru in ihr Team ein. Keiner wollte ihr das Gefühl vermitteln, dass sie nicht dazu gehörte.

Haruka beobachtete dieses Geschehen mit einem zufriedenen Lächeln. <Ja, genau so sollte es in einer funktionierenden Einheit sein. Alle stehen füreinander ein und halten zusammen.>

Nach einem Blick auf ihre Uhr forderte sie nun eine Entscheidung ein. „Na los. Wer kommt jetzt mit mir? Egal wer es ist, ich vertraue jedem einzelnen von euch blind und das im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Ich würde...“ Michiru war sich noch immer unschlüssig darüber, ob sie sich der Herausforderung der Dunkeheit stellen würde können oder nicht. Sie wägte die Optionen für sich ab. <Keine Frage, die anderen haben mich bisher immer akzeptiert. Auch wenn das wahrscheinlich an Harukas Führungsstil und ihrer Autorität liegt. Sie hat von Anfang an klar gestellt, dass wir alle gleich sind und es nur gemeinsam zu etwas bringen. Aber, hab ich denn wirklich ausreichend Vertrauen zu den anderen? In Harukas Nähe fühle ich mich immer besonders beschützt. Es ist was vollkommen anderes, als bei den Jungs. Sie sind zwar auch für mich da, aber es fühlt sich so anders an.>

„Lass uns dem Großmaul Jason zeigen, dass unsere Ladys es voll drauf haben. Ich gehe beim Wettlauf an den Start. Dafür zeigen Haruka und Michiru allen, was in ihnen steckt“ entschied nun Mike für sich und Michiru.

Er hatte durchaus bemerkt, dass Michiru sich mit der Entscheidung schwer tat und da er in den letzten Tagen beobachten konnte, wie gut die beiden miteinander harmonierten, war es für ihn nur logisch, dass sie als Trupp ebenfalls funktionieren würden.
 

Somit standen die Trupps fest und alle kehrten zum Ausbilder zurück, der schon zusammen mit der anderen Gruppe auf sie wartete.

„Da nun ja alles geklärt zu sein scheint, können wir ja endlich loslegen. Also dann, rüstet euch alle schon mal mit den Atemschutzgeräten und Masken aus. Wir treffen uns dann gleich an der Laufbahn. Dort wird der erste Wettkampf stattfinden. Anatmen werden nur die Trupps, die dafür eingeteilt sind. Alle anderen werden am Streckenrand stehen und zusehen. Verstanden?“

Einstimmiges Nicken ging durch die Runde und alle Anwärter machten sich auf den Weg um sich auszurüsten.
 

Chris hatte sich, um die Zeiten der Gruppen zu vergleichen, Unterstützung von einem Ausbilderkollegen geholt. Beide würden für jeweils eine Gruppe die Zeit nehmen und am Ende vergleichen.
 

Zur Überraschung der Ausbilder, hatte sich Jasons Gruppe dagegen entschieden den Dreiertrupp als erstes starten zu lassen.

„Ob das so klug war?“ meinte Cody, der seinen Ausbilderkollegen unterstützte bei der Zeitnahme.

„Vermutlich denken sie, dass sie dadurch einen Vorsprung herausarbeiten können. Aber du hast recht, ich hätte mich ebenso wie Haruka dafür entschieden zuerst einen Dreier starten zu lassen. Immerhin sind die anderen drei Aufgaben wesentlich anspruchsvoller.“ gab Chris seine Meinung kund.
 

Wie von den Ausbildern erwartet, hatte zwar Jasons Gruppe die Nase vorn, aber mit nur etwas weniger als einer Sekunde war der Rückstand von Harukas Team überschaubar.
 

Das Leitersteigen sollte diesen Vorsprung rasch zu einem Rückstand werden lassen, da Jason sich hier für das Dreierteam entschieden hatte und selbst mit antrat. Er hatte sichtlich Mühe, die Leitersprossen zu erklimmen, da diese weiter auseinander waren, als bei einer normalen Leiter und die 30m der ausgefahrenen Drehleiter schienen kein Ende nehmen zu wollen.

Fluchend beendete er seinen Abstieg und riss sich auch sogleich die Maske vom Gesicht, da er kaum noch ausreichend Luft bekam. Zu seinem Glück war er gerade von der letzten Leitersprosse abgestiegen, als sein Atemschutzgerät das Warnsignal für den endenden Luftvorrat ertönte.
 

Der Geländeparcourt befand sich einige Meter weiter und wartete schon auf die Trupps.

„Oh man, der ist echt übel. Hätte ich gewusst, dass ich hier über Wände klettern muss, dann hätte ich mich doch nicht freiwillig dafür gemeldet“ meinte Martin, der ehrfurchtsvoll auf das Gelände vor ihm blickte.

Haruka trat neben ihn und besah sich das Gelände. „Du hast recht, der Parcourt hat es echt in sich. Aber ihr schafft das schon. Ich vertraue euch und weiß, dass ihr es drauf habt.“

Mit einem kameradschaftlichen Klopfen auf die Schulter sprach sie ihren beiden Mitstreitern Mut zu und diese begaben sich an den Start.
 

Martin und Phil harmonierten gut miteinander und halfen sich gegenseitig über die Hindernisse. Ganz im Gegensatz zum Trupp der anderen Gruppe. Die beiden hatten anscheinend nicht verstanden, was Teamwork bedeutete und so war es am Ende auch kein Wunder, dass Harukas Kameraden mit weitem Vorsprung im Ziel ankamen und nun ein Zeitvorteil von knapp einer Minute auf ihrer Seite stand.
 

Jason tobte vor Wut, als er mitbekam, dass sein Team immer mehr an Boden verlor. „Was seid ihr alles nur für Idioten. Muss ich denn alles selber machen? Ihr seid so unfähige Looser. Womit habe ich das nur verdient?“
 

Beide Ausbilder schüttelten nur den Kopf und dachten sich ihren Teil dazu. Immerhin hatte Jason sich selbst auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, bei seiner Übung.
 

„Haruka hat ihre Gruppe sehr gut eingeteilt. Alle Trupps haben bisher super funktioniert und Teamgeist bewiesen.“ Chris war mehr als zufrieden mit dem gesehenen und war schon gespannt auf den abschließenden Teil, welchen Haruka und Michiru gemeinsam bestreiten würden.

Auch Cody war sehr angetan von dem was er sah und war stolz auf die Tochter seines verstorbenen Kameraden. <Dein Vater würde platzen vor Stolz.>

„Ja, das hat sie. Ganz im Gegensatz zu Jason. Er ist total von sich überzeugt und stellt die anderen als Unfähig dar. Dabei ist die Gruppe immer nur so gut, wie ihr Anführer. Und Führungsqualitäten kann ich bei ihm nicht erkennen. Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich mich ohne groß zu überlegen, Harukas Team anschließen.“
 

Am „Irrgarten“ angekommen, machten sich beide verbliebenen Trupps bereit um in die Finsternis zu treten. Haruka half Ihrer Kameradin beim Anschließen des Mundstücks an die Atemschutzmaske und sprach noch ein paar beruhigende Worte zu ihrer Kameradin. „Keine Sorge. Ich gehe voraus und du folgst mir. Halte immer Kontakt zu einem meiner Füße, dann kann nichts geschehen. Egal, ob wir als erstes oder als zweites im Ziel ankommen, wir können am Ende stolz auf uns sein, weil wir zusammenhalten.“

Michiru nickte und half Haruka beim Anschließen und gemeinsam machten sie sich dann daran die Strecke zu absolvieren.
 

Jason und sein Team standen im Flur und hatten keinen Blick auf den Monitor, damit sie keinen Vorteil bekamen. Die Strecke war immer nur für einen Trupp freigegeben und so hätte das zweite Team einen klaren Vorteil gehabt, wenn sie die Strecke über die Nachtsichtkameras bereits hätten sehen können.
 

Cody saß am Bedienpult der Anlage und steuerte die Kameras, damit er die beiden Anwärterinnen in der Anlage an jeder Stelle beobachten um im Ernstfall einschreiten zu können.

„Die beiden schlagen sich echt gut. Wenn sie so weitermachen, dann stellen sie auch noch einen neuen Rekord für die Absolvierung des Parcourts auf.“

„Ach Steven, wenn du das nur miterleben könntest.“ sprach er mehr zu sich selbst, als zu den anderen im Raum.

Dennoch hatten Harukas Kameraden das vernommen und wurden sofort hellhörig.

„Steven? Meinen Sie etwa Steven Tenou, Harukas Vater? Haben Sie ihn etwa gekannt?“ fragte Mike auch gleich drauf los.

Cody brauchte einen Moment, ehe er sich dessen bewusst wurde.

„Ähm, ja. Steven war mein Truppführer und ich war mit ihm gemeinsam im Einsatz, als dieser schreckliche Unfall passierte. Ich gebe mir noch heute die Schuld daran. Wenn er heute hier sein könnte, wäre er verdammt Stolz auf seine Tochter. Sie hat so viel von ihm geerbt. Ich würde ihr jederzeit mein Leben anvertrauen, wie ich es einst bei ihrem Vater getan habe. Umso mehr schmerzt es mich, dass ich nichts für ihn tun konnte und ihn alleine zurück gelassen habe.“ Tränen sammelten sich in Codys Augen und die anderen schluckten trocken.

Sie wussten zwar, dass Harukas Vater bei einem Einsatz ums Leben gekommen war, aber dass nun sein ehemaliger Truppmann vor ihnen saß, war auch für sie zu viel.

„Weiß Haruka, wer Sie sind?“ fragte Robert.

„Ich bin mir nicht sicher. Ich habe mich vorhin bewusst immer von ihr fern gehalten. Ich wollte ihre Leistung und Konzentration nicht beeinflussen, falls sie sich erinnert.“
 

Mit neuer Bestzeit beendeten Haruka und Michiru den Partcourt. Dieser hatte durch seine Klettereinlagen über zwei Etagen in einem Gewirr aus Gittern, Röhren und Klappen, sowie schrägen Auf- und Abstiegen alles an Koordinationsgefühl von ihnen abverlangt.

Zufrieden mit ihrer eigenen Leistung hatten die beiden sich zu ihrer Gruppe gesellt. Haruka bemerkte sogleich jedoch die ernst dreinblickenden Gesichter.

„Was ist los? Was haben wir verpasst?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe für die Fortführung nicht wieder so lange zu benötigen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Tora-Bushi
2020-06-01T21:58:18+00:00 01.06.2020 23:58
Soviel dazu, das du auch nur ein wenig schreiben wolltest. Und dann hast du gleich mal ein neues Kapitel so aus den Ärmel geschüttelt, während ich nur kleinen Ergänzungen bei einer meiner Geschichte eingebracht habe.

Das Kapitel an sich ist sehr Interessant gestaltet. Der kleine Wettstreit zwischen den beiden Gruppen ist toll beschrieben. Auch wenn noch eine Disziplin von Jasons Gruppe aus steht, zeichnet sich ja bis jetzt ein deutlicher Sieg für das Team von Haruka ab. Sehr zum Leid von ihrem Widersacher. Der Schäumt sicherlich schon vor lauter Wut. Zumal er sich ja in seinem Einsatz nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat.
Es bleibt als spannend, und so freue ich mich schon auf das nächste Kapitel.

Von:  RukaTenoh
2017-09-14T06:06:40+00:00 14.09.2017 08:06
Ich würde zu gerne wissen wie es bei dieser FF weiter geht 😀
Antwort von:  dreamfighter
14.09.2017 08:23
Hey, wie schön, dass du den Weg zu dieser Story gefunden hast.

Ich arbeite derzeit am neuen Kapitel. Allerdings bin ich noch nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Aber da ich gerade Urlaub habe, komme ich wohl endlich dazu weiter zu schreiben.
Von:  LPMarkus5324
2017-03-12T00:30:59+00:00 12.03.2017 01:30
Ich hoffe doch das du diese Geschichte durchziehen wirst und uns hier nicht vergessen hast. Mach bald weiter bitte🙏🏻😁
Antwort von:  dreamfighter
14.09.2017 08:23
Es wird ein Update kommen. Es befindet sich gerade in der Umsetzung. Nur leider habe ich nicht so viel Zeit, wie ich gerne hätte um voran zu kommen.
Von: Tidus17
2016-10-09T14:10:50+00:00 09.10.2016 16:10
Die Story ist neu. Das Thema über Feuerwehreinsätze und dessen Ausbildung klingt interessant. Jedoch im letzten Kapitel mit den Verlegen und so weiter kam etwas schwer zum lesen. Nur ein eingefleischter kennt sich damit aus. Sicherlich hast du es so gut es geht umgesetzt aber trotzdem war es etwas schwer zu lesen. Die schüchterne Story wird langsam interessanter und die Beziehung zu den Beiden wird stärker. Bin gespannt was noch alles anfällt ;). Dein Schreibstil jedoch ist flüssig und verständlich. Mach weiter so :)
Antwort von:  dreamfighter
09.10.2016 16:31
Vielen Dank für deinen Kommentar. Mir war klar, dass es nicht so einfach sein wird, den Ablauf einer Standardübung, wie sie bei der Feuerwehr im Leistungsnachweis abgehalten wird, so zu beschreiben, dass auch Laien das einigermaßen verstehen. Aber ich wollte halt auch mal einen kleinen Einblick schaffen und habe daher schon die meisten Fachbegriffe weggelassen. Sonst hätte ich wohl noch ein Wörterbuch erschaffen müssen, welches hilft es zu verstehen.
Von:  Tora-Bushi
2016-09-28T12:56:11+00:00 28.09.2016 14:56
Ein sehr tolles Kapitel. Schon der Anfang ließ mich vor Freude am lesen Schmunzeln.
Das du die beiden Streithähne erst einmal voneinander getrennt hast, da sie ja in unterschiedlichen Gruppen sind, finde ich gut. Und das du die Beiden somit nur in bestimmten Situationen aufeinander treffen lässt, gibt der ganzen Sache noch eine gewisse Würze. Bin gespannt, was du daraus alles machen wirst. Die erste interessante Begebenheit hast du ja daraus schon in dem Kapitel eingebaut, indem du Harukas Gruppe am Ende die Übungseinheit von Jasons Gruppe beobachten liest. ^^
Antwort von:  dreamfighter
09.10.2016 20:27
Vielen Dank, mein Schatz.
Ja, ich wollte die Streithähne nicht in eine Gruppe stecken. So können die beiden ihren Konkurrenzkampf auf eine andere Art austragen.
Von:  Sakataki
2016-09-27T13:45:57+00:00 27.09.2016 15:45
Wow. Die Gesichte gefällt mir sehr gut. Da ich selbst bei der Feuerwehr bin. Ich bin gespannt wie es weitergeht.

Gruß Sakataki

Antwort von:  dreamfighter
27.09.2016 16:46
Hi, vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich war bis Anfang des Jahres ebenfalls selbst bei der Feuerwehr und bin auch so zu der Idee zu dieser Geschichte gekommen.
Von:  leewen
2015-01-25T16:32:04+00:00 25.01.2015 17:32
Einer sehr tolle Geschichte ich hoffe du machst schnell weiter ♡
Von:  Tora-Bushi
2015-01-18T11:00:35+00:00 18.01.2015 12:00
Es freut mich sehr, das Du ein neues Kapitel zu dieser Geschichte fertiggestellt hast. ^_^

Ich finde, das du die ganze Sache mit der Vergangenheit von Haruka und Michiru interessant verbunden hast. Zudem finde ich den Wechsel in die "Ich-Perspektive" bei Michirus plötzlichen Rückblick sehr passend angebracht, da sie dadurch ja das erlebte Quasi noch mal durchläuft. Gefällt mir.
Auch das sich die Beiden ein wenig näher kommen finde ich schön.

Freue mich somit auf den weiteren Verlauf deiner Geschichte.
Von:  xXxMephistoxXx
2015-01-18T10:59:46+00:00 18.01.2015 11:59
Super es geht endlich weiter :-) freut mich das du diese FF doch zusenden bringen willst. Hast nen tollen Schreibstil man kann alle gut nachvollziehen und langweilt sich überhaupt nicht. Nur bitte nicht wieder so ne lange Schreibpause :-(
Lg Mephi
Antwort von:  dreamfighter
18.01.2015 15:40
Hallo,
vielen Dank für deinen Kommi.
Ja, meine Pause war sehr lange, was der Arbeit verschuldet war. Da ging es ziemlich lange drunter und drüber. Da sich dieses nun beruhigt, habe ich endlich auch wieder mehr Zeit zum schreiben.

Ich werde mich bemühen das nächste Kapitel schneller fertig zu stellen und dich, sowie auch andere Leser nicht allzu lange warten zu lassen.
Von:  beatjoker
2014-07-15T19:44:46+00:00 15.07.2014 21:44
Diese Geschichte ist genau so gut wie deine andere dein schrei Stil ist leicht zu verstehn und liest sich richtig gut hoffe echt das du weiter schreibst und es nicht alzu lange dauert den aus diesem Anfang kann man ne mega Geschichte erstellen freue mich schon drauf deine Geschichten weiter lesen zu können
Antwort von:  dreamfighter
16.07.2014 22:53
Vielen Dank! Leider habe ich momentan einfach zu viel um die Ohren, so dass ich so gut wie gar keine Zeit zum weiter schreiben habe.
Allerdings kann ich dir jetzt schon versichern, dass bei beiden Storys das nächste Kapitel bereits in Arbeit ist, so dass es auf jeden Fall weitergehen wird.


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