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Voll erwischt

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Bonuskapitel 4 Teil 2 Wir wollen hoch hinaus

„Wow, guck dir das Riesenteil an!“ Domenik bestaunte das Riesenrad und war ganz hibbelig es auszuprobieren. Es war zwar nicht das LondonEye, aber trotzdem nicht zu verachten.

„Da müssen wir rein! Das ist ja sooooo romantisch.“ Philipp konnte ihm da nur Recht geben. Sie waren sonst sehr ausgelassen, für manche vielleicht zu sehr. Doch diese Momente, die nur ihnen allein gehörten und auch eine andere Seite von ihnen zeigten, liebte er am meisten.

„Dann holen wir uns Tickets und danach geht es dann zur Achterbahn.“ Philipp und Domenik liebten die Achterbahn. Der Rausch der Geschwindigkeit und der Kick, wenn sie aus der Höhe fast im neunzig Grad Winkel hinuntersauste.

Als das Riesenrad am höchsten Punkt anhielt, quietschte der kleinere der beiden vergnügt.

„Schau mal, da hinten irgendwo ist euer Haus! Und hier, da man kann es sogar sehen, ist meins. Wie geil. Es sieht fast so aus, als könnte man von hier mit einem Fernglas in mein Schlafzimmer schauen. Irgendwie ist das ein geile Vorstellung.“ Domenik grinste zweideutig und Philipp ahnte, was er sich bei diesem Gedanken ausmalte.

„Ich wusste gar nicht, dass du auf Voyeure stehst.“ Er fasste seine Hand und ließ seinen Daumen über Doms Handballen gleiten, weil er wusste, dass er davon Gänsehaut bekam.

„Kommt drauf an, wer mich beobachtet.“

Philipp knuffte ihn liebevoll in die Seite und ergatterte sich einen Kuss. Da das jedoch immer ausartete, zog er sich nach kurzer Zeit wieder zurück. Immerhin hatten sie heute noch viel vor.

„Warum hörst du auf? Mehr!“ Domenik zog ihn wieder zu sich und Philipp ließ sich wider besseres Wissen darauf ein. Die Welt um ihn herum wurde trüb und das einzige, was zählte, waren die weichen Lippen, die sich auf seinen anfühlten wie Seide.

„Ähem. Sie müssen aussteigen oder die nächste Runde bezahlen.“ Die Fahrkartenverkäuferin sah sie ein wenig genervt an, aber Dom und Philipp war es vollkommen egal. Sie stiegen aus und winkten ihr fröhlich zu.

„Bis zum nächsten Mal!“

„Wo wollen wir jetzt hin?“ Philipp sah Dom an und dieser zuckte zuerst mit den Schultern, aber plötzlich zog er ihn mit sich.

„Wo wollen wir denn hin?“ Doch sein Freund gab ihm keine Antwort und zerrte ihn einfach hinter sich her. Als klar wurde, welches Ziel er anvisierte, musste Philipp ein breites Lächeln unterdrücken. Das war typisch sein Freund. Der Freie Fall hatte es ihm schon immer angetan und nun war er schon dabei Tickets zu holen. Als sie drin saßen und festgeschnallt wurden, zusammen mit den wenigen Freiwilligen, schlug sein Herz bis zum Hals. Er war kein Feigling, aber das Ding hatte es in sich. Denn es war eine Kombination aus mehreren Fahrgeschäften. Er überprüfte gedanklich noch einmal, ob er seine Taschen geleert hatte. Sie hatten alles an der Garderobe abgegeben, denn wenn aus dieser Höhe etwas herausfiel, dann war es unter Garantie danach zerstört oder jemand machte sich mit der „gefundenen“ Beute aus dem Staub.

Es ging immer höher und sein Adrenalinspiegel war bestimmt schon in einem ungesunden Bereich. Als sie ganz oben waren, hielt er die Spannung fast nicht mehr aus. Es half ein bisschen, dass Doms Hand in seiner lag, aber gleich würde er loslassen, damit er sich an den Sicherheitsbügeln festhalten konnte. Diese Sekunden, die der Freie Fall in der Luft hing, waren eine Tortur für sein gehetztes Herz. Er war schon oft auf dem Jahrmarkt gewesen, aber es war immer wieder ein Abenteuer.

Ganz langsam wurde seine Sicht auf den Kopf gestellt. Er schluckte hart und versuchte sein wummerndes Herz zu beruhigen, indem er einen halben Blick auf Dom riskierte. Dessen freudestrahlendes Gesicht war es wert gewesen, den Kopf auf sehr unbequeme Art verdrehen zu müssen. Der Himmel über ihnen war strahlend blau und er wartete darauf, dass sich die Bühne wieder um ein Stück drehte. Immer nur ein kleines Stückchen, dann anhalten. Als sie wieder nach vorn schauen konnten, in der Waagerechten, dachte er schon ‚Ich bin vorbereitet, gleich fällst du.‘ Aber sie bewegte sich nicht in diese Richtung, sondern kippte immer weiter nach vorn. Ihm war schlecht vor Angst. War das Ding kaputt? Würden sie nun wegen einem Adrenalinkick sterben? Nach einer ca. 90 Grad- Neigung hielt es wieder an und er atmete auf. Die Aussicht war atemberaubend. Die Menschen klein wie Ameisen, kaum erkennbar aus dieser Höhe. Jetzt würden sie sicher wieder in die Ausgangsposition zurückgehen und dann würden sie fallen. Doch mit einem Mal quietschte es. Er merkte, wie ihm die Säure in die Kehle stieg. Soviel Angst hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gehabt. Plötzlich. In Sekundenschnelle näherten sie sich dem Erdboden, mit dem Blick auf die Zuschauer, in der Angst, auf diese zuzurasen. Das Kreischen und Schreien der anderen Mitfahrenden klang dumpf in seinen Ohren. Philipp war speiübel. Genauso plötzlich, wie sie gefallen waren, hielten sie knapp vor dem Boden an. Seine Atmung ging flach und er dachte, er hätte das Schlimmste überstanden, aber die Bühne drehte sich wieder in ihre Ausgangsposition und stieg wieder in die Höhe.

„Oh mein Gott. Nicht noch einmal.“ Er schloss die Augen, doch das machte es nur noch schlimmer. Er riss sie wieder auf, nur im gleichen Moment – sie waren noch nicht auf der Hälfte der Höhe – wieder ein Fall. Er war nicht darauf vorbereitet. Ihm war immer noch kotzübel und so langsam hatte er die Befürchtung, dass er es nicht würde halten können. Sein Shirt war bereits durchgeschwitzt und er hoffte einfach nur noch, dass es bald vorbei war. Noch nie waren ihm vier Minuten so lang vorgekommen. Doch natürlich wurden seine Gebete nicht erhört. Stattdessen ging es noch einmal hoch. Und diesmal hielt die Bühne nicht an, sondern am höchsten Punkt fing sie an sich zu drehen. Einmal komplett um den Pfeiler und immer schneller. Als Philipp dachte, dass er es keine Sekunde länger aushalten würde, sanken sie ganz langsam drehend ab – und wumm! ging es wieder schlagartig abwärts.
 

„Man, das war der Hammer! Megageil! Da haben die sich was ausgedacht. So einen genialen Freien Fall hatte ich noch nie! Und dann wieder hoch und das Drehen und dann BÄM! wieder runter. Ich würde am liebsten gleich nochmal. Philipp? Alles in Ordnung? Du bist ein bisschen grün um die Nase.“ Dom sah seinen Freund skeptisch an.

„Alles gut. Ich muss mich nur kurz beruhigen. Mir ist immer noch schwummrig.“ Er setzte sich hin und starrte nur vor sich hin und hoffte, dass sein Blickfeld aufhörte sich zu drehen.

„Komm, wir gehen zum Breakdance, wenn es dir wieder besser geht.“

„Ich bezweifel, dass das in den nächsten Stunden der Fall sein wird. Hattest du keine Angst?“ Philipp wusste zwar, was Dom antworten würde, aber es war trotzdem unglaublich.

„Nö. Das war doch genial. Da müssen wir nachher nochmal mit Konstantin und Jona rein. Jona will bestimmt. Der steht total auf den Freien Fall, wenn man ihn auch sonst in nichts reinkriegt.“ Der Größere der beiden schüttelte nur den Kopf.

„Ohne mich. Das steh ich nicht noch einmal durch. Sorry, dass ich so eine Memme bin, aber mir ist wirklich schlecht und ich bin nur froh, dass es vorbei ist.“ Dom setzte sich auf seine Knie und hauchte ihm einen Kuss gegen die Stirn.

„Willst du was trinken? Soll ich dir was holen?“ Philipp nickte und Dom lief völlig entspannt zum nächsten Shop.

In Philipp war Chaos. Ihm war schlecht, sein Kopf fuhr Karussell und sein Herz raste immer noch. Seine Hände zitterten. Seine Knie waren Wackelpudding. Und er konnte es nicht leiden, wenn er seinen Körper nicht unter Kontrolle hatte.

„Hier, Schatz.“ Dom hielt ihm eine Flasche Wasser hin und in wenigen Schlucken hatte er sie vernichtet.

„Danke. Los, gehen wir zum Breakdance. Das Schlimmste was passieren kann, ist, dass ich mich übergebe. Immerhin muss ich dort keine Todesangst haben.“

Das Breakdance machte beiden ungeheuren Spaß. Allerdings sorgte es nicht dafür, dass Philipp weniger schlecht war. Die ganze Dreherei, der laute Bass und das Gekreische von den anwesenden Mädchen, ließen seinen Kopf wummern und sein Blickfeld verschwamm immer mehr.

„Ich glaube, wir sollten zum Erste-Hilfe-Zelt gehen. Du bist kalkweiß.“ Domenik sah ihn besorgt an und er nickte nur schwach.
 

„Konstantin! Was ist los? Wo ist Jona?“ Dom lief auf Philipps großen Bruder zu, der nervös vor dem Ambulanzzelt auf und ab tigerte.

„Der Arzt hat gesagt, dass ich draußen warten soll. Er untersucht gerade Jonas Hand. Er hat Kevin die Nase gebrochen.“ Der letzte Satz kam eher schadenfroh als mitfühlend heraus und Dom fragte sich, warum er immer die guten Szenen verpassen musste.

„Ist der Idiot etwa auch da drin?“ Er sah Hünen an und dieser nickte.

„Er muss ja auch versorgt werden. Obwohl er meinetwegen auch Schlimmeres verdient hätte, als nur ein gebrochenes Nasenbein. Auf jeden Fall wird er sich demnächst nicht so schnell raus trauen. Die Haut über seiner Nase und auch das eine Auge, fängt schon an dick und blau zu werden.“ Den Stolz in seiner Stimme versuchte er erst gar nicht zu verstecken. Jona hatte ganze Arbeit geleistet. Die Hauptsache war nur, dass er sich nicht die Hand gebrochen hatte. Aber dann könnte er ihn gesund pflegen und verwöhnen. Der Arzt würde mindestens eine Prellung diagnostizieren, das war sehr schmerzhaft. Und dann konnte er auch alltägliche Dinge wie duschen und sich anziehen nicht alleine machen.

„Warum grinst du so dreckig?“ Philipps Kommentar kam kläglich über seine Lippen. Aber er erhielt keine Antwort.

„Was ist überhaupt mit euch beiden? Warum seid ihr hier? Philipp sieht aus wie der Tod.“

„Wir waren im Freien Fall – diesem Mörderteil – und ich scheine das auf und ab nicht so gut zu vertragen.“ In dem Moment rannte er schön zum nächsten Gebüsch.

„Freier Fall? Da wollte Jona auch hin. Ich glaube, das lassen wir dann mal lieber, außerdem habe ich unsere Wette gewonnen.“

„Welche Wette?“ Domenik lauschte gespannt Konstantins Ausführungen und sie beschlossen, dass sie sich nicht wieder trennen würden, wenn immer so etwas Aufregendes passierte.

Nachdem er fertig war und sie beide nervös auf Jona und Philipp warteten, der in der Zwischenzeit von einer netten Schwester entführt worden war, trat Kevin aus dem Zelt.

„Na, hast du endlich das bekommen, was du verdient hast, Stalker?“ Doms gehässiger Kommentar war vielleicht nicht angebracht, aber für ihn befreiend. Dieser Typ war das Schlimmste, was ihm in seinem Leben passiert war und er würde in Zukunft sehr genau darauf achten, mit wem er sich anfreundete. Außerdem hatte er Philipp, der jeden anderen Typen in den Schatten stellte.

„Wenn ich gewusst hätte, dass die Jungfrau so zuschlagen kann, hätte ich ihn vielleicht nicht so gereizt. Diese Sandrine hätte mich ruhig warnen können, dass er so gewalttätig ist.“ In dem Moment wurde Konstantin hellhörig.

„Sandrine? Du meinst seine kleine Schwester?“

„Ach, die sind verwandt? Sie hatte mich das letzte Mal nur auf ihn angesprochen, weil er meine Schwester so verletzt hatte und dem Haken konnte ich natürlich nicht widerstehen. Immerhin ist er Frischfleisch, das bekommt man heutzutage nicht mehr so oft.“ Er zwinkerte Konstantin frech zu.

„Möchtest du noch ein paar gebrochene Rippen?“ Der Unterton machte sogar Kevin klar, dass er seine Anzüglichkeiten unterlassen sollte.

„Nun ja. Ich werde der Furie mal lieber aus dem Weg gehen. Bevor mich der große Wachhund doch noch beißt.“ Damit schlenderte er davon und Konstantin sah Domenik streng an.

„Kein Wort über seine Schwester. Er muss nicht noch von ihrem Verrat erfahren und vielleicht ist dann endlich mal Ruhe.“

„Klar. Meine Lippen sind versiegelt.“ Er machte eine Reißverschlussbewegung und Konstantin hoffte, dass er Wort hielt.
 

„Konstantin! Dom! Wo ist Philipp?“ Ich umarmte meinen Freund und sah mich suchend um.

„Erst einmal, möchte ich wissen, was der Arzt gesagt hat.“

„Verstaucht, also nur halb so wild. Aber er hat mir und Kevin eine ganz schöne Standpauke gehalten. Das wir besser mit unserem Ärger und unserer Gesundheit umgehen sollen.“ Das hätte sich der Arzt bei Kevin wirklich sparen können. Das ging zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.

„Was machen wir als Nächstes?“ Ich wollte noch mit dem Freien Fall fahren und war nach der ganzen Aktion umso mehr versessen darauf, Dampf abzulassen.

„Liebling, wir müssen auf Philipp warten. Dem ist wirklich nicht gut und ich glaub nicht, dass er heute noch mit etwas fährt. Sonst wird er gleich wieder grün. Und wir sollten langsam mal rausbekommen, was mit Sammy ist.“ Konstantin war immer vernünftig und leider hatte er recht. Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass der Jahrmarkt hier war und mittlerweile auch spät geworden.

„Ich ruf sie mal an.“ Ich wählte die Nummer und nach langer Zeit ging sie ran. Das Kichern, das ihr immer wieder entschlüpfte, zeigte mir, dass sie sich anscheinend prächtig mit diesem Chris verstand und so wunderte ich mich auch nicht, als sie sagte, wir könnten ohne sie gehen.

„Ich hol Philipp jetzt da raus!“ Bevor wir ihn aufhalten konnten, war er schon drinnen verschwunden und ich setzte mich zu Konstantin.

„Ein aufregender Tag, oder?“ Ich kuschelte mich an ihn und erwartete keine Antwort. Ich war froh, dass Kevin weg war und wir endlich alleine. Zumindest für die nächsten fünf Sekunden, bis die beiden Chaoten aus dem Versorgezelt rausgeschmissen wurden.

„Gehen wir nun noch zum Freien Fall?“ Ich äußerte die Frage vorsichtig, doch Philipps entsetztes Gesicht sprach Bände.

„Vielleicht lieber Autoscooter?“ Das wurde einstimmig angenommen und ich konnte Konstantin in voller Aktion in einem Autokrieg mit seinem Bruder bewundern. Sie schenkten sich nichts und dass ich dabei durchgerüttelt wurde, machte es nur lustiger. Auch wenn meine Hand wehtat, diesen Spaß war es wert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  tenshi_90
2013-07-02T17:08:26+00:00 02.07.2013 19:08
Sehr süßes Kapitel :)

Und man merkt das Konstantin total stolz auf seinen Schatz ist :)
Antwort von:  Papierkriegerin
04.07.2013 10:05
Ja, das ist er ^w^ Jona hat sich ja auch weiterentwickelt und nimmt nicht mehr alles wortlos hin!
Antwort von:  tenshi_90
04.07.2013 18:09
Das find ich auch super so :) Die Liebe zu Konstantin lässt ihn aufblühen :)
Von:  FrauGeneral
2013-07-02T08:30:42+00:00 02.07.2013 10:30
Geschwister können ja sooo gemein sein, aber das haben die beiden nicht verdient......
*Zuckerwatte für alle!!!*
Antwort von:  Papierkriegerin
02.07.2013 17:12
Ja, machmal ist es ein Krieg der Geschwister, aber Jona und Konstantin halten zusammen wie Pech und Schwefel und daher werden sie sich gegen jegliche Anfeindungen und idiotischen Einfälle von Sandrine wehren können!
*Zuckerwatte für alle!!!* Dom und Philipp werden sich darüber besonders freuen, wenn Philipp nicht mehr schlecht ist xD


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