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„Und ja schön Kondome verwenden!“, hörte ich Mike hinter mir noch blöken.

Grinsend drehte ich mich nochmals um und zeigte ihm meinen gut geformten Mittelfinger.

Ich war ihm ja dankbar, dass er mich ein Stückchen zu Janis begleitet hatte, aber solche dämlichen Bemerkungen konnte er wirklich lassen. Als ob ich Janis nach einer Woche schon vögeln wollen würde...

Innerlich hustete ich ein wenig. Selbstverständlich hatte ich keine Kondome und Gleitgel eingepackt...

(Das musste wohl von allein in den Rucksack gekrochen sein!)
 

„Luke!“, Janis blickte mich überglücklich an, als ich endlich in seinem Zimmer stand und ihm ein “Naa Kleiner!“ an den Kopf geworfen hatte.

Er saß wieder auf seinem Bett, was mich dazu verleitete, gleich zu ihm zu krabbeln, wo ich mit stürmischen Küssen empfangen wurde.

Gott, das konnte ja ein Wochenende werden...

Gerade als ich ihn so richtig nah zu mir ziehen wollte, flog die Tür auf: „Ist nicht wahr, oder?!“

Ich brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, wer uns denn beehrte. Genervt verdrehte ich die Augen und murrte missmutig vor mich hin: „Anscheinend schon...“

„Das ihr jetzt irgendwie zusammen seid, okay. Aber ihr kennt euch noch nicht mal eine ganze Woche, müsst ihr da schon ein Wochenende zusammen verbringen?!“, Mo klang aufgebracht. Kurz darauf schob sich auch Fine an ihm vorbei ins Zimmer und sah ihren Freund seufzend an: „Wenn sie sich doch lieben...“

„Ja, aber am Ende fickt Luke Janis das Wochenende und danach ist Schluss! Man weiß doch nie, was der für wirkliche Absichten hat!“, ‚der‘ hörte hier immer noch mit, lieber Mo!

„Mo!“, nuschelte nun auch Janis vorwurfsvoll, „Wir werden schon keinen... also, wir werden schon nicht mit einander... schlafen oder so.“

Mein Blick fiel zu meinem Liebsten, der knallrot war und beschämt zu Boden schaute. Och wie süß.

„Ach, und du willst dich gegen ihn wehren, wenn er es drauf anlegt?!“, Mo zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Alter!“, fuhr ich ihn an, „Wir machen es, wann es uns passt und nicht, wann es dir passt?! Oder willst du vielleicht noch zusehen und Tipps geben? Wie man sich am besten ein Kondom überzieht. Oder wie ich ihn am besten weite oder vielleicht, wie ich mich in ihm bewegen soll?!“

Jetzt blickte Mo verdattert aus der Wäsche, schüttelte dann angewidert den Kopf: „Nein danke. Das klingt irgendwie befremdlich...“

„Komm Schatz, lass sie doch...“, meinte Fine, schob dann ihren Liebsten aus dem Zimmer, lächelte uns noch kurz zu, ehe sie die Tür von außen schloss.

„Tut mir Leid...Mo kann manchmal echt... naja, du weißt schon, sein.“, hörte ich nun Janis nuscheln.

Ich nickte, seufzte dann aber erleichtert: „Jetzt ist er ja weg.“

„Hmh“, Janis nickte, dann suchte seine Hand meinen Körper um meine Schulter zu fassen. Kurz darauf saß er rittlings auf mir, um mich intensiv zu küssen.

Bitte?

Eher sollte ich hier Angst haben, dass er über mich herfiel.

Grinsend erwiderte ich jedoch seinen Kuss. Ich würde nichts dagegen haben, wenn er es tuen würde...
 

Jedoch kam es dazu letztendlich nicht.

Inzwischen saßen wir bei Pizza und Musik im Zimmer und überlegten gerade ernsthaft, was wir mit dem Wochenende anstellten. Mit Musik deshalb, weil er keinen TV besaß, was mich sehr verwunderte. Aber gut, es sollte auch Leute geben, die ohne Verblödung auskamen.

„Wasch hällscht du davon“, nuschelte ich mit der Pizza im Mund, „Wenn üsch dir morgen Mike vorstell?“

„Wer ist Mike?“, bitte? Hatte ich Janis noch nie von meinem Lieblingskumpel Mike erzählt?

Diesmal schluckte ich das Pizzastück vorher runter: „Mein bester Freund. Der brennt darauf, dich endlich mal kennen zu lernen.“

Ja, das tat er wirklich! Auch wenn er nach wie vor ein wenig mürrisch drauf war, wenn ich ihm wegen Janis absagte, aber dennoch wollte er wissen, wer denn da mein Herz im Seesturm erobert hatte.

„Oh okay“, meinte Janis, „Können wir machen.“

„Gut, was hältst du von Skaterpark?“

„Ist okay“, er lächelte mich an, „Solang ich nicht fahren muss...“

„Ach, da wäre ich mir nicht so sicher“, grinste ich ihn breit an, „Aber im Notfall, wenn du fällst, fang ich dich.“

„Na da“, auch er grinste und biss ein Stück von seiner Pizza ab, „Üsch schreib schunma‘ mein Töschtament.“

„Hey! Vertraust du mir etwa nicht?“, ich pikste ihm in die Seite. So was Freches!

Er lachte jedoch bloß.

Gut, morgen also im Skaterpark mit Mike. Das war doch schon mal etwas.

„Naja, und Sonntag“, fing ich an, „Können wir ja deiner Mam im Garten helfen. Rosen schnippeln oder so!“

„Hey!“, meinte er nun protestierend, „Lass mich mit dem Scheiß in Ruhe!“

Jetzt war ich der, der lachte.

„Arsch“, murrte Janis, konnte aber auch bloß grinsen.
 

Uh... es roch so gut...

Zufrieden kuschelte ich mich in Janis Bett, da ich die Ehre besaß, bei ihm im Bett schlafen zu dürfen. Der Herr selber war soeben noch im Bad, jedoch hörte ich bald die Zimmertür auf- und wieder zugehen.

„Endlich!“, meinte ich erleichtert. Ich wollte ihn einfach nur noch knuddeln.

„Hihi“, Janis kicherte, kurz darauf spürte ich etwas Schweres auf mich drauffallen.

„Sorry!“, kam es erschrocken von Janis, „Ich hab dich nicht liegen sehen!“

Dann krabbelte er mühsam über mich hinweg zur Wand, da ich es nicht mochte, an der Wand zu schlafen.

„Schon okay“, ich grinste und half dem kleinen Knackarsch auf seinen Schlafplatz. Dann griff ich nach meinem Handy um ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen und wartete bis er sich in seine Decke eingekuschelt hatte.

Das Handy legte ich wieder weg und rutschte an Janis: „Und? Hast du Angst?“

„W-Wo vor?“

„Das ich dich jetzt küsse. Meine Hand über deine Brust streicht, bis runter zu deinem Bauch“, ich legte meine Lippen an sein Ohr und redete wie ein kranker, perverser Mensch auf ihn ein, „Dann vergreife ich mich an deinem Höschen. Streichle deinen Kleinen solang bis du nicht mehr kannst, laut aufstöhnst und kommst. Dann weite ich dich, und dringe ohne Kondom in dich ein, um dich hart zu nehmen, bis du vor Schmerzen weinst und um Gnade schreist.“

Nein, das war jetzt nicht im Geringsten eine Anspielung auf Mo...

„Hrrr“, Janis kicherte zunächst noch, versuchte dann eine erotische Stimme aufzulegen, „Oh jah... tu es, bring mich zum Weinen...“

„Nichts lieber als das, mein Schatz!“, ich beugte mich über ihn und küsste ihn. Löste mich dann aber von ihm und neben ihn wieder in die Kissen zu sinken: „Nein, echt mal. Ich kann Mo nicht verstehen. Hilf mir mal, das alles zu verstehen...“

Janis seufzte: „Na er denkt halt, ich werde immer von allen ausgenutzt. Und das du halt nur Sex willst...“

„Tu ich aber nicht!“, meinte ich fest überzeugt.

„Ich weiß...“, seine Hand strich sich an meinem Körper entlang, bis sie meine fand und sie umklammerte, „Aber sag mal. Wie kommst du eigentlich auf das schmale Brett, dass ich der Passive sein soll?!“

„Wieso denn nicht?“, ich grinste, „Du bist so klein, zierlich und schwächlich. Du kannst gar nicht aktiv sein!“

„Hey!“, jetzt boxte Janis mir in die Seite, „Ich geb dir gleich klein, zierlich und schwächlich!“

„Ooohjaah! Gib es mir! Los, besorg es mir! Jaah! Härter!“, ich stöhnte ihm einen Orgasmus vor, musste dann jedoch laut loslachen.

„Du bist doch so dumm ey!“, meinte Janis, lachte dann aber auch.
 

„Ach man...“, zufrieden und ein wenig erschöpft von dem Gelache kuschelte ich mich an meinen Süßen, „Ich will ja nicht nerven oder so. Aber... gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?“

„W-Wie meinst du das?“, fragte er unsicher.

„Fine hat eine komische Andeutung gemacht. Dein Bruder ist so überbesorgt. Gab es vielleicht bei dem Mobbing irgendetwas wirklich Schlimmes?“, eigentlich war es ja sinnlos, Janis darauf anzusprechen. Eine klare Antwort bekam ich nie.

„Mobbing ist immer schlimm“, murrte er, dann seufzte er jedoch, „Ich weiß schon, was du meinst. Sie machen sich einfach so Sorgen, weil es einfach nie aufhört. Irgendeiner verarscht mich immer...“

Stirnrunzelnd sah ich ihn an, auch wenn ich durch die Dunkelheit nicht viel sah: „Warum? Du siehst verdammt gut aus und hast einen super süßen Charakter. Warum solltest du gemobbt werden? Du bist doch gar kein typisches Opfer?!“

„Niemand ist ein typisches Opfer“, er machte mir damit wieder klar, dass ich die falsche Wortwahl erwischt hatte, sprach dann aber weiter, „Keine Ahnung. Einen Dummen muss es ja geben. Und wenn sich herum spricht, dass ich mich dafür gut eigne, war‘s das.“

„Was haben sie dir angetan?“, nun wagte ich mich doch direkt aufs Glatteis.

Er schluckte: „Das Übliche halt. Geld gestohlen, mich verprügelt. Mich nach dem Sport unter der Dusche hin und her geschubst und ausgelacht, weil ich zu schwach war, mich zu wehren. Oder eben die typische Masche. Erst einen auf dicken Freund gemacht, und dann Lügen und Gerüchte verbreitet..., aber das ist ja jetzt vorbei! Ich besuche inzwischen eine Privatschule. Nur Mo hat halt immer noch Bedenken. Und wenn du so einen Ruf hast...“

Bitte was für Affen hatten meinem Kleinen so etwas angetan?!

„Zeig mir die Arschgeigen und ich reiße jedem dem Kopf ab“, meinte ich leicht angepisst. Was geht in den Köpfen dieser kranken Menschen vor?!

Ähnliches schien auch Janis durch den Kopf zu gehen: „Ich frage mich, was die davon haben, jemanden zu mobben...“

Ich seufzte und zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Eigentlich wird man ja mal erwachsen. Als Kind denkt man sich ja nicht dabei, jemand anderen zu ärgern...“

„Ach so?“

Ich nickte und seufzte: „Im Kindergarten war ich der Kinderschreck. Ich hoffe du bist nicht sauer auf mich, wenn ich dir sage, dass ich damals andere, vor allem Jüngere gern geärgert habe. Mit der Schule hat es dann aber langsam aufgehört, weil ich nicht gerade der Sympathischste war und ich nun selber ohne Freunde da stand.“

Janis musste ein wenig kichern: „Darf man fragen, was der große Kinderschreck im Kindergarten alles angestellt hat?“

Ja, darüber konnte man im Nachhinein nur schmunzeln. Als Kindergartenkind hatte man ja nichts wirklich Schlimmes gemacht.

„Hm...“, ich grübelte, „Soll ich dir davon erzählen, wie am Ende ich als das Opfer da stand? Beziehungsweise ich mich so fühlte?“

Jetzt lachte Janis: „Gern. Aber bitte fang nicht an zu weinen...“

„Ach, hör mir auf. Das war echt schlimm und wahrscheinlich eine Art Vorschwulität. Danach war ich hetero und kaum kenne ich dich, bin ich wieder schwul“, ich musste selber ein wenig schmunzeln, lief aber rot an. Wenn man daran dachte, wie peinlich das war, und was sich wohl die Erzieher gedacht haben mussten...

Oh großen Loch zum verbuddeln, wo warst du?!

„Wie Vorschwulität?Erzähl!“, Janis‘ Aufmerksamkeit hatte ich anscheinend vollkommen.

Glückwunsch Luke, jetzt machtest du dich ja bloß zum größten Deppen der Nation vor deinem Liebsten...

War ja nichts dabei!

Oh mein Gott, hätte ich bloß nicht angefangen!

„Ähhm, also: Ich war damals so, fünf oder sechs Jahre. Jedenfalls gehörte ich schon zu den Großen und naja. Es war eben Sommer und wir haben draußen gespielt. Und da hatte mich immer so ein kleiner Knirps verfolgt. Keine Ahnung wie alt der war. Vielleicht drei oder so? Jedenfalls war der mir voll auf’n Sack gegangen. Egal wo ich hin ging, folgte er mir. Dann verkloppte mich eine dämliche Erzieherin, ich solle doch mit dem spielen. Gesagt, getan. Wir haben im Sandkasten gespielt und weil der mir nach wie vor auf die Ketten ging, hab ich ihm einfach eine Hand voll Sand in seine Hose, inklusive Unterhose, geschüttet...“

Janis musste lachen: „Ne oder? So macht man sich aber an keinen Kerl ran!“

„Ach halt die Klappe!“, ich boxte ihm in die Seite.

„Und weiter?“, Janis kuschelte sich wieder an mich.

„Ähm, na jedenfalls bin ich dann wieder zu meinen Jungs spielen gegangen und der Kleine fing an, sich die ganze Zeit an seinem Schritt zu kratzen und so. Die Erzieherin wurde dann aufmerksam und die kleine Ratte hatte mich natürlich verpetzt. Ende vom Lied, ich wurde mit in den Waschraum gezogen. Dort wurde der Kleine unten rum erstmal entblößt, schaute mich dabei richtig treu doof an, der war also nicht mal böse oder so. Und als Strate durfte ich ihn unter Aufsicht waschen“, zum Ende hin wurde ich immer leiser, doch Janis verstand jedes Wort, lachte dann wieder los.

Toll.

Jetzt stand ich wirklich als Depp da.

„Meine Güte. So kommen die ersten sexuellen Erfahrungen im Kindergarten. Und als Kind weiß man es selbst nicht einmal!“, er kicherte belustigt vor sich hin, „Kennst du ihn heute noch?“

Ich schüttelte den Kopf: „Nein. Leider nicht. Ich würde ihn gern mal wieder sehen. Allein um zu sehen, wie er jetzt ausschaut.“

„Du bist aber auch mit mir zufrieden, oder?“

„Hmmm“, ich schmunzelte, „Ich weiß ja nicht, was du zu bieten hast...“

„Sau!“, schon hatte ich wieder eine Faust in der Seite sitzen, „Lief danach noch zwischen euch etwas? Oder war es dabei geblieben?“

„Ich sag ja: Vorschwulität.“, ich seufzte, und lief wieder rot an, „Während Jungs in dem Alter versuchen, mal ein Mädchen aus Spaß zu küssen, habe ich es bei dem probiert...“

„Ne, echt?!“, Janis klang erstaunt, kicherte sich dann aber ins Fäustchen.

„Das Blöde an der Sache war, er hat sich nicht gewehrt. Und Gott, du hättest mal die Erzieherinnen sehen sollen. Die sind ausgeflippt! Danach war sozusagen Schluss zwischen ihm und mir“, wirklich, die waren kurz davor mich zu schlagen. Stundenlang hatten sie auf mich eingeredet, ich solle das lassen und das wäre verboten und Abschaum. Selbst meine Eltern wurden über eine Entwicklung in Kenntnis gesetzt. Da gab es gleich doppelt und dreifach Ärger. Und schwups die wupps, war ich hetero.

„Ohhh“, Janis tat so, als ob er mich bedauern würde, „Da wird junge Liebe verboten...“

„Liebe vor allem!“, ich musste grinsen.

„Ist doch so!“, meinte Janis trotzig.

Ich schüttelte den Kopf und beugte mich über ihn: „Ich weiß erst seit dir, was Liebe ist...“

Er schluckte, das hörte ich deutlich, dann kam seine zitternde Stimme zu Wort: „S-sag doch nicht so was...“

„Ist aber so“, ich küsste ihn auf die Stirn. Danach auf den Mund, wo ich fast schon gierig empfangen wurde.
 

Vogelgezwitscher machte mich unfreiwillig munter. Ich murrte und vergrub meinen Kopf wieder in die Kissen: „Jaaaniiis... bring die Viecher um...“

Doch auf meinen Befehl hin kam keine Reaktion, und die Viecher piepten demzufolge fröhlich weiter.

„Janis?“, verpennt richtete ich mich auf und sah neben mir, doch da lag nichts mehr, „Janis?“

Ich drehte mich um, doch er war auch nicht im Zimmer.

War der Junge schon in aller Frühe ins Bad gesprungen, um sich fertig zu machen? Seufzend stand ich auf. Unseren ersten gemeinsamen Morgen hatte ich mir anders vorgestellt.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als Richtung Bad zu trotten und Janis zurück ins Bett zum kuscheln zu holen.

Am Bad angekommen vernahm ich Stimmen, da die Badtür leicht offen war.

„Wie lange soll das noch so weiter gehen?“, Mo klang besorgt.

„So lange, wie es halt geht“, meinte Janis.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Verheimlichte Janis mir nach wie vor etwas?!

Was sollte das?!

„Was soll noch weitergehen, solang es geht?“, mit der Frage betrat ich das Bad und Janis zuckte mit Mo ruckartig zusammen.

Dann sah Mo genervt zu mir: „BOAH! Kannst du nicht anklopfen! Und P.S., man belauscht keine Leute!“

„Zu diesen Leuten gehört zufällig mein Freund!“, zickte ich ihn an, dann betrachtete ich die beiden irritiert, „Warum schminkst du Janis?!“

Mo hatte Kajal in der Hand und hatte sich vor Janis gehockt, der auf der Kloschüssel saß.

„I-Ich kann das einfach nicht“, meinte Janis schüchtern und lief ein wenig rot an, „Das schaut bei mir immer aus, wie Kriegsbemalung.“

„Okay. Ich kann es dir ja mal beibringen“, ich lächelte meinen Kleinen an, ging zu ihm und küsste ihn auf die Stirn, „Und was war jetzt?“

„Ni-nichts wichtiges“, dabei sah Janis fast schon hilfesuchend zu Mo. Na klar, nichts Wichtiges. Wer‘s glaubte.

Skeptisch sah ich nun seinen großen Bruder an, der irgendwann laut aufstöhnte und sich durch die Haare wuschelte: „Janis! Das geht nicht mehr! Wir sollten es ihm sagen!“

„NEIN!“, fuhr Janis in erstaunlich lauter Stimme seinen Bruder an.

„Doch“, meinte der und sah mich fest entschlossen an, „Janis hat ein Problem...“

„Moooohooo!“, Janis klang nun den Tränen nahe und hielt bettelnd die Hand des großen Bruders, „Bitte nicht!“

„Janis... es ist besser so!“, meinte dieser zu seinem Kleinen, ehe er wieder zu mir sah: „Janis ist zu schlecht in der Schule. Er muss das Jahr jetzt vermutlich zum dritten Mal wiederholen. Wenn er es dann wieder nicht schafft, steht er ohne Abschluss da.“

Bitte?

Ein wenig sprachlos sah ich beide zunächst an. Bemühte mich dann aber, meine Gefühle in Worte zu fassen: „Da-Das ist alles...? A-Also nicht das es toll ist, aber ich habe jetzt irgendwie mit etwas anderem gerechnet...“

Janis sah beschämt zu Boden: „I-ich hatte Angst, dass du mich dann nicht mehr magst, weil ich zu dumm bin... ich gehe ja auch jeden Mittwoch zur Nachhilfe!“

Vollkommen baff ließ ich mich auf den Badewannenrand sinken: „Nur weil du nicht so gut bist, soll ich dich nicht mehr mögen? Wie kommst du auf das schmale Brett?!“

„Versetz‘ dich doch bitte mal in seine Lage!“, giftete Mo mich an. Und kaum zu glauben, aber er hatte Recht. Gerade verhielt ich mich nicht wie ein liebender Freund.

„Sorry Schatz!“, ich ging wieder zu ihm und nahm ihn in meine Arme.

Er nickte: „Sorry dass ich es dir nicht gesagt habe...“

„Ist das der Grund, weshalb du immer gemobbt wurdest?!“, oh ja. Neben fetten oder hässlichen Kindern werden auch gerne Dumme gemobbt. Aber war dumm überhaupt der richtige Betriff? Ich mein, wenn interessierte es später noch, ob man eine Sinusfunktion zeichnen und berechnen konnte?

Wieder nickte er: „Ja...“

„Idioten“, murrte ich, küsste ihn dann aber auf die Schläfe, „Kommst du wieder mit ins Bett kuscheln?“
 


 

„Wann treffen wir uns eigentlich mit Micha?“, Janis hatte sich eng an mich gekuschelt und hielt mich fest umschlungen fest. Den dummen Vögeln hatte er sogar den Gar ausgemacht, indem er das Fenster geschlossen hatte. Hätte ich auch selber drauf kommen können...

„Micha?“, ich musste ein wenig schmunzeln, „Er wird sich über seinen neuen Namen sehr freuen...“

„Man...“, und schon hatte ich wieder die Faust vom Vortag in der Seite kleben.

„Hey, auuu!“, beschwerte ich mich, kam dann aber wieder zum Thema zurück, „Wir haben uns für 16 Uhr im Park verabredet, wenn es recht ist.“

„Ist okay“, er küsste mich auf die Wange, „Wie spät haben wir es?“

Ich fischte nach meinem Handy: „Warte... öööh, kurz nach um eins.“

Jetzt grinste Janis mich bedrohlich an: „Da haben wir ja noch ein bisschen Zeit...“

Noch ehe ich fragen konnte, was für ein Attentat er denn nun auf mich vorhatte, drückte er seine Lippen an meinen Hals und arbeitete sich zu meinem Mund hoch.

Hier halbnackt, sprich nur mit Boxer, liegen und Janis küssen... das war wohl die schönste Beschäftigung überhaupt.

Ich war jedoch erstaunt über mich selbst, wie gut ich mich beherrschen konnte, auch wenn uns das ganze durchaus auch recht geil machte. Aber Mo hatte wohl wieder Recht. Wir kannten uns ja nicht mal eine Woche, beziehungsweise jetzt genau eine Woche. Da musste man ja nicht gleich mit einander schlafen.
 

„Heeeeeeey!“ ,gröhlte uns Mike entgegen, als wir auf dem Skaterpark eintrafen. Sofort kam er angerollt.

„Er heißt im Übrigen Mike...“, flüsterte ich Janis noch mal schnell zu. Nicht dass er jetzt womöglich ein Max aus ihm machte oder so.

„Na was geht, Großer?!“, Mike umarmte mich sofort, ehe er sich Janis zuwandte, „Und du bist Janis? Hey, nicetomeetyou, Sweety!“

„Nice tomeetyou, too“, nuschelte dieser ein wenig verlegen und lehnte die Hand, die Mike ihm reichte scheinbar ab, da er sie knallhart ignorierte.

„Schüchtern also“, schmunzelte Mike. Oh gott. Was hatte ich mir nochmal bei dem Treffen gedacht? Mike und Janis... das waren ja zwei ganz verschiedene Welten.

„Und, Kleiner, kannst du skaten?“, Mike schien nicht locker zu lassen, eine Konversation mit Janis aufbauen zu wollen. Er sollte mal nicht vergessen, wie es mir am Anfang ging...

„N-Nein. Und ich möchte es auch nicht können...“

„Was? Warum?!“, jetzt verstand Mike die Welt nicht mehr. Für ihn war skaten alles.

Janis Druck an meiner Hand erhöhte sich ein wenig.

„Ach, lass ihn“, meinte ich dann, „Er kann ja heute mal in Ruhe zusehen, und vielleicht findet er irgendwann Gefallen daran.“

„Okay!“, damit rauschte Mike ab und wir folgten ihm Hand in Hand.

Einige, die mich kannten, schauten mich skeptisch an.

Ja man, ich war seit Neustem auf den Kerl gekommen!

„Hier!“, Mike rollte ein Board zu mir und ich sprang drauf, an meiner Hand konnte ich merken, wie Janis erschrocken zusammen zuckte.

„Sorry“, ich musste ein wenig schmunzeln und stieg wieder ab, dann zog ich ihn zu einer Bank, wo wir unsre Taschen und Jacken ablegten, „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mal kurz eine Runde fahren wollen. Kannst ja zusehen.“

Er nickte: „Okay...“

Damit sprintete ich wieder zu dem Board –Mike hatte immer zwei mit, fragt lieber nicht, warum- und fuhr zu Mike, wo wir ein bisschen rumalberten und ein paar Sprünge übten.
 

„Du hör mal...“, meinte Mike nach einiger Zeit bedächtig zu mir, „Nimm es mir nicht übel, aber Janis ist schon komisch...“

„Er ist nur schüchtern!“, zickte ich ihn an, „Sei du doch mal unter einem Haufen fremder Leute, mit denen du nichts anfangen kannst, weil sie ein anderes Hobby haben!“

„Das meine ich ja gar nicht“, seufzte er und fuhr sich durch die Haare, „Hast du ihn mal beobachtet, während wir gefahren sind?!“

„Wieso?“

„Er hat nicht einmal zu uns gesehen“, klärte Mike mich nun auf, „Der schaut entweder nur auf seine Beine, beziehungsweise auf den Boden. Wenn mein Freund hier rumskaten würde, würde ich ihm doch zuschauen, was er so Tolles kann!“

Wahres war wohl dran...

Ich seufzte jedoch nur und winkte ab: „Er hat einfach kein Interesse daran. Er fühlt sich hier bestimmt fehl am Platz, das ist alles.“

Auch Mike seufzte: „Und wie sollen wir ihm ein besseres Gefühl geben?“

Ratlos zuckte ich mit den Schultern: „Das kommt irgendwann. Wie bei mir halt. Da war er anfangs genauso. Es ist einfach seine Art. Mach dir nichts draus, das wird schon.“

„Aber mal davon abgesehen...“, nun grinste Mike mich an, „Ich kann mir schon vorstellen, was du an dem findest. Er sieht aus, wie eine kleine Porzellanpuppe.“

„Ich sehe es als Kompliment für ihn und meinen Geschmack“, ich grinste meinen Besten ebenso an.

„Und? Habt ihr schon?!“, auf die dumme Frage von Mike hin, bekam er prompt die Faust in den Magen, „Spinner!“

Wir mussten lachen, dann rollte ich zu Janis und kam neben ihm zum Stehen: „Ich sehe hier einen wunderhübschen Jungen sitzen...“

Dieser zuckte zusammen, sah mich dann aber lächelnd an: „Schön das du wieder da bist.“

„Aber noch bist du ja vor Sehnsucht nicht gestorben“, ich grinste ihn an, setzte mich dann aber neben ihn und zog ihn fest in meine Arme, „Haben dir meine Tricks gefallen?“

„Total, die waren echt toll“, schnurrte er mir ins Ohr -was mich gerade wahnsinnig machte- aber er hatte doch gar nicht zu mir gesehen?!

Jedoch kam ich nicht dazu, mir weiter Gedanken darüber zu machen, da er mich bereits innig küsste und mir sämtlichen Verstand raubte.
 


 

Zärtlich küsste ich ihn auf den Mund, arbeitete mich dann zu seinem Hals vor.

Wir lagen wieder im Bett und wollten eigentlich schlafen, nur dazu kam es irgendwie nicht.

„Ich liebe dich...“, hauchte ich gegen seinen Hals.

„Ich dich auch...“, gab er mit zitternder Stimme zurück.

Er war deutlich erregt, das spürte ich, weil ich auf ihm saß. Dieses Gefühl raubte mir fast den Verstand, aber ich wollte ja noch nicht mit ihm schlafen.

Zärtlich küsste ich mich an deiner Brust entlang und liebkoste seine Brustwarzen. Ein leichtes Stöhnen entkam seinen Lippen. Es war das schönste, was ich je gehört hatte.

Meine Hände fuhren zärtlich an seinen Seiten entlang. Er fühlte sich so unglaublich zart an. Weicher als jedes Mädchen, das ich bisher berührt hatte.

Ich rutschte ein wenig tiefer auf seine Oberschenkel, um ihm am Bauch zu küssen.

„Luke...“, nuschelte er fast schon verzweifelt.

„Was?“, ging es ihm zu schnell?

„Du machst mich total wahnsinnig...“, offenbarte er mir leicht keuchend.

„Soll ich aufhören?“

Er schwieg einen kurzen Moment lang, dann nuschelte er kaum hörbar ein: „Nein, glaub nicht...“

Hach, hatte ich schon mal erwähnt, wie unglaublich süß er war???

Zufrieden mit der Antwort machten sich meine Fingerspitzen an dem Bund seiner Boxer zu schaffen, zogen sie dann letztendlich ein Stück runter.

Was ich dann sah, ließ mir den Atem stocken. Vorsichtig berührte ich ihn mit meinen Fingerspitzen und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Der Anblick warf mich jetzt komplett aus den Socken. Gut, außer meinen hatte ich noch nie einen anderen in dem Zustand gesehen.

Zärtlich hauchte ich einen Kuss auf die Spitze, was Janis leicht zusammenzucken ließ.

Uhhwah, wie sollte ich mich da noch beherrschen können?

Zärtlich küsste ich ihn, schaute dann zu Janis hoch: „Du siehst so unglaublich schön aus, weißt du das...?“

Er schluckte hörbar, antwortete nicht mehr darauf, was mich veranlasste, weiter zu machen. Kurz darauf spürte ich ihn leicht beben. Zufrieden lächelte ich. Trotz null Erfahrung schien es ihm zu gefallen. Gut, ein Kerl wusste eben halt, wo es einem anderen gefiel.

Doch dann vernahm ich etwas, was mir gar nicht gefiel.

Janis schluchzte leicht auf. Sofort löste ich mich von ihm und krabbelte zu ihm hoch: „Süßer... hey, was ist los?“

„Ni-Nichts“, meinte er stotternd, musste aber im nächsten Moment wieder schluchzen, hielt sich dann die Hände vor’s Gesicht, „Scheiße!“

Hilflos streichelte ich durch seine Haare: „Ging es doch zu schnell? Tut mir Leid...“

„N-Nein...“, meinte er, danach konnte er sich nicht mehr zurückhalten und presste sich ein Kissen vor’s Gesicht,

„Hey, hey“, meinte ich nach wie vor hilflos. Ich wusste ja nicht mal, warum er jetzt weinte, wie sollte ich ihm da helfen?

Ich strich über seine Brust, über seinen Hals bis hin zu den Haaren: „Was hast du...?“

Er antwortete mir gar nicht und versuchte krampfhaft, seine Tränen zu unterdrücken. Scheiße, und nun? Ich konnte ja schlecht Mo aus dem Schlaf reißen, auch wenn ich momentan echt froh wäre, wenn er hier wäre, da ich nicht einmal im Ansatz wusste, wie ich Janis helfen sollte.

Mir bleib nichts anderes über, als ihn fest zu drücken, und zu hoffen, dass es besser wurde.

Irgendwann beruhigte er sich tatsächlich etwas und nahm das Kissen wieder weg und schmiss es auf dem Boden. Darauf schlafen wollte sicher keiner mehr, bis es gewaschen war.

„D-Du hast doch gesagt“, fing er mit leiser und belegter Stimme an, „D-Dass ich g-gut aussehe...“

„Ja“, antworte ich ihm ein wenig erstaunt, und küsste einzelne Träne weg, die nach wie vor ihren Weg über seine Wange fanden, „Das habe ich auch so gemeint. Du sieht einfach schlicht und ergreifend perfekt aus...“

Er schluchzte wieder kurz auf: „I-Ich wünschte, das könnte ich auch zu dir sagen...“

„Hä?“, irritiert sah ich ihn an. War ich jetzt hässlich, aber er liebte mich dennoch? So ‚Die Schöne und das Biest‘-Like?

Seine Hand suchte meine Wange und strich über sie: „Versteh mich bitte nicht falsch... ich liebe dich!“

Nach wie vor sah ich ihn irritiert an, auch wenn er es vermutlich nicht sah, da es stockdunkel war. Doch ich brauchte nichts sagen, da er von sich aus nuschelnderweise weiter sprach und ich Mühe hatte, ihn zu verstehen, da er immer leiser wurde: „I-Ich..., also, i..h k..nn ni..h..ts seh..n...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  tenshi_90
2012-05-28T12:14:14+00:00 28.05.2012 14:14
OMG... das is jetzt aber mal echt hart.. ich hoffe, Luke lässt ihn jetzt nicht hängen.. das wäre total fies...

Bin gespannt, wie er reagieren wird...

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2012-05-27T20:29:43+00:00 27.05.2012 22:29
Ach du meine Güte.....damit hätte ich jetzt echt nicht gerechnet.

Boar, dass ist definitiv ein Schock gewesen. Ich hab sogar meine kleine Wut auf Mo vergessen, der ha eigentlich in seinem Käfig seien sollte.

Ich hätte echt mit allem gerechnet, aber nicht daran. Ich dachte jetzt eher soetwas in Sachen Missbrauch oder soo.

Aber...man ich bin völlig fertig :(

Der Arme Janis. Kein Wunder das der schlecht in der Schule ist.

Bin mal jetzt sehr auf Lukes Reaktion gespannt. Denke aber nicht dass die schlecht Ausfallen wird sicher geschockt aber nicht schlecht.

Echt wunderbares Kapitel.
Richtig genialer Wendepunkt.

Liebste Grüße
Kira


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