Zum Inhalt der Seite

Die zwei Seiten einer jeden Münze:

ein Abschied und ein Wiedersehen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Goodbye!

Und hier ist mal wieder ein neuer schriftstellerischer Selbstversuch! :) Trage die Idee schon seit Längerem mit mir herum und hab es nun endlich geschafft, sie zu "Papier" zu bringen. Das Ende hatte ich mir irgendwie ganz anders vorgestellt, aber ich wollte das Ganze nun endlich mal zu einem Abschluss bringen und lest einfach selbst :) Viel Spaß dabei!
 

-------------------
 


 

"Conan?" Die Hand am Türgriff drehte sich der Junge noch einmal zu seiner Jugendfreundin um, begegnete ihrem Blick, der fest auf ihn geheftet war.

Sie räusperte sich, die Worte kamen nur schwer über ihre Lippen. "Hast du auch alles? Hast du nichts vergessen?" Noch einen kurzen Moment

hielt Conan ihrem Blick stand, ehe er den Kopf senkte. Nein, das war nicht das, was sie ihn hatte fragen wollen. Ihre eigentliche Frage ging

tiefer, hallte in seinem Kopf wider, so als hätte sie sie tatsächlich ausgesprochen - "Warum jetzt auch noch du?"

Kaum merklich schüttelte er den Kopf. "Nein, alles dabei." Er zwang sich zu einem leichten Lächeln und versuchte krampfhaft, ihrem Blick nicht

länger auszuweichen. 'Verdammt!' Der Junge zuckte innerlich zusammen, so als hätte man ihm einen Schlag in die Magenkuhle versetzt.

Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde und doch hatte er sich nicht im Geringsten auf das vorbereiten können, was er in ihren Augen sah.

Sie stand nicht weit von ihm entfernt, eine Armlänge vielleicht, gerade so weit, dass sie widerstehen konnte, ihn zurückzuhalten... Und er konnte

deutlich den Kampf in ihrem Inneren erkennen, als sie versuchte, genau diesen Impuls - ihn festzuhalten, ihn nicht gehen zu lassen - zu

unterdrücken. Es war bewundernswert, wie sie versuchte, ihm ihre Verzweiflung nicht allzu deutlich erkennbar, ihm den Abschied nicht noch schwerer

zu machen, obwohl es sie innerlich nahezu zu zerbrechen schien.

Nur unter Anstrengung gelang es ihm, sich von ihr abzuwenden und erneut nach seiner Tasche zu greifen. "Warte, es regnet! Ich hol' dir schnell

einen Schirm!" Einen Augenblick war Ran verschwunden, ehe sie ihm mit einem buntgeblümten Regenschirm in der Hand die Stufen hinab auf die Straße

folgte. Erleichtert atmete sie auf - das Taxi war noch nicht da. Ein kleiner Moment blieb ihr noch, um sich von dem kleinen Jungen zu verabschieden,

der in ihre Familie gekommen war und den sie so sehr ins Herz geschlossen hatte.

Schweigend standen sie da, an die Hauswand gedrückt, der bunte Schirm über ihren Köpfen leuchtete förmlich in dem Grau in Grau dieses Tages. "Ran?",

setze der Junge vorsichtig an. Fragend sah seine Jugendfreundin ihn an, doch Conan schüttelte nur den Kopf. Nein, es gab nichts, was er ihr sagen

konnte, um es ihr leicher zu machen.

Zögernd griff er nach ihrer Hand, versuchte, ihr wenigstens so ein wenig ihres Schmerzes zu nehmen, und sie erwiderte dankbar seine Berührung. Schon

oft hatten sie einander an der Hand gehalten, doch Conan spürte die Verzweiflung, mit der sie heute ihre Finger um seine geschlossen hielt, als könne

sie ihn so bei sich halten. Noch immer standen sie schweigend da, lauschten dem monotonen Geräusch des Regens.

Erst das Motorengeräusch eines herannahenden Wagens ließ Conan aufblicken. Jetzt war es also so weit... Er hoffte nur, dass es nicht allzu schwer für sie werden

würde. "Ran?" Vorsichtig versuchte Conan, seine Hand aus ihrem Griff zu lösen. "Was?" Entschrocken sah sie auf. "Das Taxi ist da." Conan spürte, wie sich die

Finger seiner Freundin noch einmal um seine verkrampften, ehe sie sich merklich zusammenriss und ihn losließ. Sofort schwand das warme Gefühl, das ihre Berührung

bei ihm ausgelöst hatte und er konnte nicht sagen, warum, aber es fehlte ihm, auch wenn er wusste, dass diese Trennung nicht für immer sein würde. Anders als Ran,

die im Grunde ihres Herzens wohl wusste, dass sie Conan nicht wiedersehen würde. Noch einmal begegnete er ihrem Blick, doch sie lächelte bemüht. "Na los, sonst

verpasst du noch deinen Flieger." Er wusste, dass ihr Lächeln nicht echt war, dass es ihr das Herz zerbrach und dass sie dennoch versuchte, es ihm einfacher zu machen.

Sie wusste, dass es auch ihm schwerfiel, sie zu verlassen, dass er es nie ertragen hatte, sie leiden zu sehen. Und das war auch der Grund, weshalb sie versuchte, stark

für ihn zu sein. Ran half ihm, seine Tasche im Kofferraum des Taxis zu verstauen, ehe sie sich zu Conan hinunterkniete, um ihn noch einmal in ihre Arme

schließen zu können. "Pass gut auf dich auf, mein Süßer!" "Na klar doch!" Der kleine Junge erwiederte ihre Umarmung. "Danke für alles, Ran! Und grüß Onkelchen, wenn

er in den nächsten Tagen von seinem Fall zurückkommt!" "Mach ich!" Ran spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Schnell wandte sie den Blick ab und ließ

den kleinen Jungen los. "Conan?" Ihre Stimme klang zittrig. "Sehen wir uns wieder?" Sie schluckte. Einen Moment schloss Conan die Augen. Wenn nur alles gutginge...

"Mach's gut, Ran!." Noch einmal winkte er ihr, ehe er in das Auto krabbelte und der Taxifahrer die Tür hinter ihm schloss.

Ran stand noch einen Moment lang auf der Straße, sah dem Auto hinterher, dass sich schnell entfernte, bis irgendwann nur noch die Rücklichter

durch den strömenden Niederschlag zu erkennen waren. Der bunte Schrim lang achtlos neben ihr auf dem Boden und die Tränen, die sie mühsam zurückzuhalten versucht

hatte, flossen nun in Sturzbächen über ihre Wangen. Die Passanten, die an ihr vorbeigingen, schienen sie nicht

zu bemerken, hielten sie wohl vielmehr für Regentropfen, die von ihrer blassen Haut perlten.

Der Regen hatte ihre Haare durchnässt und die braunen Strähnen klebten ihr förmlich in der Stirn, doch es störte sie nicht im Geringsten.

Nun war auch noch Conan fort...
 


 

Es war dunkel in der Detektei Mori, nur eine kleine Leselampe spendete dem Mädchen Licht, das mit angezogenen Beinen auf der Couch saß und nunmehr seit Stunden

in die Luft vor sich starrte. Die Tasse Tee, die vor ihr auf einem kleinen Tischchen stand, dampfte schon seit geraumer Zeit nicht mehr und das einzige Geräusch,

das zu vernehmen war, war das gleichmäßige Ticken der Uhr. Ran wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit nun auch Conan fort war, sie hatte jegliches Zeitgefühl

verloren. Ihre vom Regen durchnässten Haare hatte sie in ein Handtuch eingewickelt. Sie fröstelte, doch sie wollte - konnte - sich nicht aus der Starre lösen,

die sie gefangen hielt. Ihr Körper fühlte sich taub an und ihre Gedanken kreisten, kamen zu keinem Ergebnis. Sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte,

wie sie zukünftig ihren Alltag meistern sollte, ohne dass der kleine Junge an ihrer Seite war. Er war immer derjenige gewesen, der sie aufgeheitert hatte, wenn sie

ihren Gedanken an Shinichi nachgehangen hatte, der ihr Mut gemacht und sie aufgebaut hatte. Oft genug hatte er sie aufgefangen, wenn Shinichis Abwesenheit ihr einmal

mehr den Boden unter den Füßen wegzureißen drohte und hatte mit ihr zusammen gelacht, wenn ihr Vater sich mal wieder betrunken in den Lösungen seiner Fälle verstrickt

hatte. Conan hatte Farbe in ihr tristes Leben ohne Shinichi gebracht, das nun wieder im Grau versank. Ran fühlte sich müde, ausgelaugt. Sie hatte das Gefühl, als sei

all ihre Kraft aus ihrem Körper gewichen. Wenigstens konnte ihr Vater sie so nicht sehen, war er momentan auf einer "Geschäftsreise", wie er es nannte. Und das war

auch gut so, denn Ran hatte im Augenblick nicht die Kraft, die Sticheleien ihres Vaters zu ertragen, mit denen dieser zu vertuschen versucht hätte, dass ihm der

kleine Knirps, wie er ihn immer liebevoll geschimpft hatte, auch ans Herz gewachsen war.
 


 

----------
 

Weiter in Kapitel 2! :)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Zimtphilosophie
2012-04-14T10:09:33+00:00 14.04.2012 12:09
Dein Schreibstil weckt Begeisterung in mir. Es ist wirklich einer der angenehmsten, den ich seit längeren begegnen durfte.
Auch emotional ist dieser auf einem wirklich sehr hohen Niveau gehalten.
Bereits die Idee, auf der du das Ganze aufgezogen hast,konnte mein Interesse umgehend wecken.
Alles in allem perfekt bis ins kleinste Detail.
Auch ich wäre einem Kommentar deinerseits, zu meiner in englisch gehaltenen Fanfiktion, sehr angetan! Konstruktive Kritik erwünscht!

MfG
holmesthoughts



Zurück