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Living On A Prayer

von

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Candles

Wenn meine Zeit kommt, vergiss nicht,dass ich das falsche getan habe.
 

Helfe mir einen Grund zu hinterlassen damit man mich vermisst.
 

Bitte nimm mir es nicht übel.
 

Und wenn du dich leer fühlst,
 

behalte mich in deinen Erinnerungen.
 

Lasse den Rest weg.
 

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Der Tag vergeht ereignislos. Ich wurde am Rand gehalten und warte nur auf die Lautsprecher die mich zur Krankenstation rufen oder das Umeda an meine Tür klopft.
 

Aber nichts passiert.
 

Absolut gar nichts.
 

Ich mache meine Hausaufgaben. Lese ein bisschen. Nehme ein Bad. (Ich bemerke, dass Nakatsu alle Rasierer verschwinden lassen hat.) Wundere mich wo zur Hölle dieser Arzt ist.
 

Ich glaube ich sollte dankbar sein. Ich möchte nicht ins Krankenhaus. Wenn ich es tun würde, würden sie mein Gehirn mit Pillen niederdrücken und mir erzählen, dass ich falsch denke. Und meine Tante wird her fahren und meinen Vater anschreien und sie wird ihn wahrscheinlich ignorieren und meinen Vater dafür bezahlen dieses mal einen DNA Test machen zu lassen.
 

Aber niemand kommt für mich.
 

Wenn es Nacht wird und es Zeit zum schlafen ist, wartet Nakatsu bis ich im Bett liege bevor er unter seine Decke schlüpft, trotz der Tatsache dass er schon den ganzen Tag gegähnt hat. Selbst nachdem ich langsam atme, damit er denkt ich sei eingeschlafen, gibt seine Aura immer noch von sich, dass er hell wach ist. Er driftet in den Schlaf und wieder raus, Erschöpfung kämpft mit der Sorge um mich.
 

Ich denke darüber nach weg zu rennen.
 

Es wäre einfach. Ich habe die Kreditkarte die ich benutzen könnte bis mein Vater sie sperrt. (Und ich weiß, er würde es nicht tun. Er würde nicht wollen, dass ich hungere und wenn ich unvorsichtig bin könnten mich die Behörden aufspüren. Nicht, dass ich es wäre.) Ich könnte zur Bank gehen und mein Konto leeren. Ich brauche nicht viel von hier. Ein paar Kleidungsstücke in eine Tasche, ein paar Bücher. Das ist alles was ich wirklich brauche.
 

Wo würde ich hingehen? In Japan könnte ich nicht bleiben. Die Polizei würde mich blitzschnell finden. Ich müsste so schnell wie möglich aus dem Land und das ohne meinen Reisepass zu gebrauchen. Ich bezweifle, dass ich das sicher tun könnte.
 

Ich könnte rennen und in den Bergen leben. Ich hätte die Geister der verschollenen Bergsteiger und der Suizidopfer bei mir. Ich könnte mich ritzten, hungern und schreien so viel ich wollte und niemand würde es interessieren.
 

Ich könnte. Die eine Person die mich stoppen könnte wird bald genug einschlafen. Ich könnte wirklich.
 

Aber aus irgendeinem Grund bleibe ich mit meinem Bett verbunden.
 

Es ist nicht meine Mutter, die am Rand meines Bettes sitzt und in den Himmel schaut. Zurückgetreten. Mich aufgegeben. Was Sinn macht. Ich bin hoffnungslos, oder ? Es gibt nichts, was sie jetzt für mich tun könnte. Es gibt nichts, was irgendjemand tun könnte, um mir zu helfen. Ich bin fertig. Ich bin schon tot.
 

Ich bin verloren.

Ich kann den Weg aus dem Schnee nicht finden. Ich habe viel zu lange gefroren, ich denke nicht, dass ich mich an die wärme der anderen um mich erinnern könnte.
 

Weil ich nicht zulassen kann, dass sie in meine Nähe kommen. Um mich herum habe ich Wände aus Eis konstruiert um mich vor meinen Freunden und meiner Familie zu schützen. Ich bin in den gefrorenen See gefallen, habe hohe Türme errichtet und Wachen positioniert, damit niemand versucht mich hinaus zu ziehen und mich in die Sonne bringt.
 

Schau was passiert ist als du IHN rein gelassen hast. Die Stimme in meinem Kopf schwingt durch mein Gehirn. Er hat dich tiefer hinein gezogen; nur um zu sehen wie du fällst.

"Stop..." murmele ich in mein Kissen. Ich drücke mein Gesicht hinein und unterdrücke den Schrei. "Stop..."
 

"Kayashima?" Ich hebe meinen Kopf einen Zentimeter zu dem Ton meines Namens. Nakatsus benommene Stimme schwebt zu meiner Etage. "Kayashima? Taiki? Ist alles in Ordnung?" Mit jeder Silbe kann ich die Müdigkeit in seiner Stimme verdunsten hören und den verräterischen Klang seiner Bettdecke, wie sie zur Seite geschlagen wird, ausmachen, als er seine Beine aus dem Bett schwingt. "Was ist los? Bist du verletzt?"
 

"Nein." Ich beiße auf meine Lippen um zu verhindern es herauszuschreien. "Alles in Ordnung. Nur ein schlechter Traum." Nakatsus Aura entspannt sich. Ich kann wieder atmen. "Entschuldige, dass ich dich geweckt habe."
 

"Nein.... es ist okay. Weck mich auf wenn du .... wenn du das Gefühl bekommst dich verletzen zu müssen, okay?"
 

Ich schließe meine Augen und lehne das Gefühl von Glück und Akzeptanz, mit welchem Nakatsu bekennt er kümmere sich mehr über mich als um seinen Schlaf. Verweigere es anzuerkennen, dass Nakatsu dieses tut, weil er sich sorgt.
 

Weil es keinen Interessiert.
 

"Danke, alles in Ordnung. Du kannst dich wieder schlafen legen."
 

Nakatsu murmelt irgendwas als Antwort, aber ich kann es nicht hören weil mein Kopf schon wieder unter Wasser ist.
 

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Diese Nacht, scheint es als ob die Geister besonders verpflichtet seien mich in das eisige Wasser zu tauchen.
 

Der Tag, der dunkelste Tag in meinen Leben wiederholt sich eine Millionen Mal in meinem Kopf. Jedes erneute mal scheint ewig zu dauern, ein Tag schleppt sich in tausend Jahre. Jedes kleinste Detail springt hervor um mir eine Spritze zu setzten. Saugen das Blut aus meinen Wunden. Bringen mich ein kleines Stück weiter an den Rand.
 

Bringen mich um.
 

Aber es braucht überhaupt keine Zeit. Es wiederholt sich nur immer und immer wieder. Und die Uhrzeit ändert sich nie. Die Sonne wird sich nicht erheben und lässt mich in dem tödlichen Griff der Nacht.
 

Ich rolle von meinem Bauch auf meinem Rücken. Meine Mutter bemerkt es und beugt sich vor um meine Stirn zu küssen. Ihr Hand streicht über meine ohne sie ganz zu berühren.
 

Ich weiß nicht ob sie möchte, dass ich geheilt werde. Ich weiß, dass ich sie traurig mache. Ich weiß nicht ob es so ist, weil ich sie getötet habe oder weil ich mein ganzes Leben lang tot war.
 

Ich weiß nicht ob es ihr genau so schmerzt wie meinem Vater. Ich weiß, dass ich ihr Leben zurückgewiesen habe. Ich weiß, sie werden mir es für immer übel nehmen.
 

Mein Vater hat jedes Zeichen, welches ich ihm in meinen Junior High Jahren gegeben habe ignoriert. Ignorierte es wenn ich für Tage nichts gegessen habe, es gab mir das Gefühl des Lebens unwürdig zu sein.Ignorierte es, wenn ich wegen des Hungern mein Bewusstsein verlor. Ignorierte mich, wenn ich im Juli lang-arm Shirts getragen habe. Ignorierte mich wenn ich es wagte ein T-shirt während des Abendessen zu tragen nachdem ich meine Arme mit einem Rasierer aufgeschnitten hatte, nur um zu sehen ob sie es bemerken würden.
 

Sie haben es nicht bemerkt.
 

Jedenfalls haben sie so getan.
 

Ich war nicht wichtig genug um anerkannt zu werden.
 

Ich seufze und dehne meinen Hals. Mein Vater gestand, dass er wusste was zu der Zeit los war, einmal hat er vor mir geweint. Ich lag im Krankenhausbett, meinen Arm voller Nadeln, die Medikamente, Wasser und weiß Gott für ein Zeug hinein pumpen. Ich war unfähig zu sprechen. Er hielt meine Hand und seine mit Tränen-gefüllten Augen vermieden es in meine leeren Augen zu sehen.
 

An dem Tag hat er mir gesagt ich würde nach Osaka gehen. Er erzählte mir ich müsste meine alten Klassenkameraden nie mehr sehen. (Viele von ihnen haben mir Entschuldigungen gemailt, nachdem sie davon gehört hatten was ich getan hatte. Ryoto war keiner von ihnen. Er war der einzige der zählte.) Er verbot mir, dass Haus allein zu verlassen, während ich noch bei ihm lebte.
 

Er schrieb die Schule persönlich an und erzählte ihnen von meiner "Situation" und fragte, ob sie mich eventuell mit einem optimistischen Mitbewohner zusammen stecken könnten.

Mein Arzt verschrieb mir rund fünf Millionen verschiedene Medikamente, einige um mein Selbstbewusst sein zu heben und andere die meine Verrücktheit verkleinern und wieder andere, die die blinkenden Klingen verschwinden lassen sollten. Und noch mehr, die mich erschöpften. So müde, ich konnte nicht einmal versuchen, übers verletzten zu denken. Ein paar Tage schleppte ich mich aus dem Bett um zu Abend zu essen, mit den Steinen die die Pillen um meinen Kopf banden.
 

Er steckte so viel Mühe hinein, mich am Leben zu halten, wenn er mich doch nur hätte sterben lassen können. Lass ihn allein.
 

Er liebt dich.
 

Ich schaue auf, aber meine Mutter ist still. Sie schaut sorgenvoll in den Mond. Wahrscheinlich wünschte sie sich, dass sie bei ihm sein könnte anstatt an ihrem gescheiterten Sohn zu kleben. Der Geist, der in der Welt der Lebenden steckengeblieben ist.
 

Welcher Geist kann nicht einmal sterben?
 

Ich höre das nicht missverständliche Geräusch von Schritten die die Treppen hinauf schreiten. Meine Hand geht zu meinem Gesicht und ich merke, dass nasse salzige Tränen mein Gesicht hinab laufen.
 

Ich weine. Ein halb ersticktes Schluchzen entweicht aus meiner Kehle, wie ein Schuldeingeständnis.
 

Und ich habe Nakatsu geweckt.
 

"Kayashima? Was ist los?" Nakatsus Stimme ist leicht panisch, etwas entlastend mich hier in einem Stück zu sehen.
 

Ich wische mir über die Augen. "N-Nichts. Ich bin in O-o-ordnung...."
 

Nakatsus starke Arme legen sich um mich. Er sitzt auf meinem Bett und nutzt die Hand, die nicht um meine Taille liegt, um mein Gesicht an seine Brust zu drücken. Seine Finger fahren durch mein Haar als ob er ein Tier streichelt.
 

"Du darfst weinen." Flüstert er in mein Haar. "In der Tat ist es wahrscheinlich besser, wenn du es tust. Ich werde nicht weggehen. Einfach weinen."
 

Ich tat es.
 

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Als ich morgens aufwachte, liegt Nakatsu auf dem Boden. Seine Bettdecke auf ihn geworfen und sein Kissen unter seinem Kopf geklemmt. Meine Decken liegen säuberlich auf mir, sorgfältig platziert um mich zu wärmen.
 

Dann erinnere ich mich was wir heute für ein Datum haben. Es ist der 22. Februar. Mein Geburtstag. Ich bin 17.
 

Huh. Ich vergaß, dass er herangezogen kam.
 

Ich schiebe mich aus dem gefrorenen Bett und schüttele Nakatsu.
 

"Nakatsu..... wach auf. Es ist Zeit für die Schule."
 

Er stöhnt und streckt sich, dann scheint er zu erkennen, wo er ist und sitzt aufrecht. Fast hätte er mich am Kopf getroffen.
 

"Richtig.... ja. Lass uns gehen."
 

Wir ziehen uns schnell an und gehen zu Cafeteria. Die anderen sehen überrascht zu mir, aber niemand sagt etwas, bis Nakao beschließt seinen großen Auftritt zu machen.
 

"'Shima, bist du gestern nicht beim Arzt gewesen?" fragt er ungläubig ein paar Sekunden nachdem er sich hingesetzt hat. Ich nehme einen Schluck Kaffee. Die anderen lehnen sich vor, begierig nach der Antwort auf die Frage, die sie stellen wollten.
 

"Ja. Er ruft meinen Vater an." Das ist Wahrheit genug.
 

"Das ist alles?"
 

"Willst du das ich gehe?" schnappe ich, bereue es sofort. Sein Gesichtsausdruck fällt.
 

"Nein.... es ist, weil ich wollte das Umeda etwas tut."
 

Nanbas Ankunft lenkt jeden aus der Interpretation von Nakaos Worten.
 

Auch dieser Tag verging, ohne das ich zum Arzt gerufen wurde. Ich begann mich zu fragen, ob Umeda es einfach vergessen hatte.
 

Ich entschied mich, am Ende des Tages direkt zu Umeda zu gehen und zu fragen, ob er im Begriff war mich zur Klinik zu fahren oder mich hierbehalten wollte. Ich verdiene es zu wissen.
 

Als die letzte Glocke läutet, kommt Nakao auf mich zu und beginnt mit mir zu gehen. Sobald die Schule aus war hätte ich nur die Tür im Blick gehabt, wenn es nicht bedeuten würde, dass ich meine Freunde beunruhige. Ich ignoriere sein Geschwätz, als wir rüber zur Krankenstation gehen.
 

Ich möchte praktisch dorthin gehen um den Arzt an dieser Stelle anzuschreien. Ich bin wütend, darüber im Dunkeln gelassen zu werden, darüber zu bestimmen was besser für mich ist, wie bei einem Kind. Aber die Wut und der Groll verdampft sobald der Schnee unter meinen Stiefeln knistert und ich sehe 2 Personen vor der Arztpraxis stehen, ihre Gesichter in einen Schal gehüllt, ihn sorgenvoll anschauend. Beide heben den Kopf als sie hören wie ich mich ihnen nähere. Er setzt ein falsches Lächeln auf und hebt eine Hand, als er mich sieht.
 

"Dad."
 

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Nach einem kurzen Kennenlernen von Nakao, Miyako und Dr. Kayashima laden mich meine Eltern in ihr Auto und fahren mit mir zu einem "Geburtstagsabendessen". Bullshit. Sie würden nicht den ganzen Weg hierher fahren, nur um mich auf ein Abendessen einzuladen. Wir alle wissen, warum sie hier sind. Wir alle wissen, das es damit endet das ich in die Klapsmühle gefahren werde.
 

Aber sie haben kein Wort gesagt, seit ich sie vor Dr. Umedas Büro gesehen habe.
 

Also, sitze ich hier. Esse zu Abend. Ich sitze auf der einen Seite des Tisches und meine Eltern auf der anderen Seite, die Hände zur Unterstützung unter dem Tisch gefaltet. Eine vereinte Front gegen den missratenen Sohn. Ihre Waffen sind geladen und meine Abwehrkräfte sind unten. Es wird ein kurzer Kampf.
 

..... Also, warum sind wir immer noch hier?
 

Wir haben nun etwa 8 Minuten geschwiegen. Geben vor in das Essen vertieft zu sein. Ich halte mich nach vorn gebeugt damit meine Haare mir ins Gesicht hängen um sie nicht sehen zu müssen. Meine Arme sind unter den Ärmeln versteckt, aber ich spüre die Schnitte brennen, um auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen.
 

Miyako räuspert sich und ich blicke durch die dunklen Spitzen meiner Haare zu ihr auf. Ihr Beitrag zum Gespräch hat sich im Grunde auf meine Noten und ihre Nichte und drei Neffen spezialisiert. Jetzt wirft sie meinem Vater einen spitzen Blick zu und steht auf.
 

"Ich muss ein paar Kunden zurückrufen." sagt sie. "Ich bin gleich wieder da." Bevor sie geht lächelt sie mich an. Ich verdrehe meine Augen.
 

Sie lügt. Sie würde ihre Kunden während eines seltenen Besuches bei mir nicht anrufen. Sie wird wahrscheinlich ihre Schwester anrufen und mit ihr quatschen, bis wir heraus kommen. Sie täuscht es vor, damit mein Vater einige Zeit mit mir allein reden kann.
 

Wie auch immer.
 

Mein Vater hält seinen Blick auf mein nach unten gerichtetes Gesicht. Beobachtet mich. Ich schaue nicht auf. ich werde ihm nicht die Genugtuung geben. Dr. Kayashima räuspert sich.
 

"Taiki, ich..."
 

"Ich weiß warum du hier bist, Dad." unterbreche ich ihn und werfe meine Essstäbchen auf den Teller. "Dr. Umeda hat dich angerufen. Ich weiß es. Ich sagte es ihm." ich spähe durch meine Wimpern, um seine Reaktion zu sehen. Sein Gesicht bleibt ausdruckslos.
 

"Ja..... er sagte mir, dass du unter dem Einfluss deiner Freunde zu ihm kamst."
 

"Es war meine eigenen Entscheidung." Ich hebe den Kopf, wage es ihm zum ersten Mal seit Jahren in die Augen zu schauen. Natürlich wendet er seinen Blick ab.
 

"Deine Freunde gingen vorher aus Sorge zum Arzt, oder nicht?"
 

"Ich musste nicht alleine gehen." sage ich, die Fäuste unterm Tisch ballend Wenn ich einen Funken Mumm hätte, würde ich dieses dumme Steakmesser auf dem Tisch nehmen, meinen Ärmel hoch rollen und schneiden.
 

Aber das würde hauptsächlich alles vermasseln.
 

Ich beiße mir auf die Lippe.
 

"Es ist mir egal." sagt mein Vater den Kopf senkend. "Ob du es zugibst oder nicht, du hast dich selber verletzt, schon wieder." Er schließt die Augen und atmet kräftig durch die Nase. Er atmet zittrig aus.
 

"Also wirst du mir dieses Mal etwas sagen?" Ich beiße. "Mich nicht einfach nur ignorieren und weiterhin dein perfektes Leben leben?"
 

Seine Augen blitzen zu meinen kalten Kobra Augen. Schlangengift umhüllt meine Lippen. "Was soll ich deiner Meinung nach tun? Warten, bis ich dich wieder irgendwo hängen sehe?"
 

Er greift an den Tisch, zittrig atmend, versucht sich davon abzuhalten auf zu stehen und mich sinnlos zu schlagen.
 

"Und mein Leben ist ganz und gar nicht perfekt." Er schaut auf und blickt über mein linkes Ohr in den Raum. "Nicht, wenn du sterben willst."
 

Ich beiße mir so kräftig auf die Zunge, dass ich Blut schmecke.
 

Warum zur Hölle kümmert es dich?
 

"Mir geht es gut."
 

"Geht es dir nicht." Er knallt mit der Hand auf die Tischplatte, die Teller zittern und ich springe auf. Er zittert. Zittert nur.
 

"Du ritzt dich. Du denkst darüber nach dich umzubringen. Du bist krank. Du brauchst Hilfe."
 

Warum? Warum seid ihr alle so darauf besessen mich zu heilen. Ich bin gebrochen, nicht mehr zu reparieren. Ich bin es der Mühe nicht wert. Warum? Warum kümmert es dich?
 

Ich starre ihn an. Er vermeidet immer noch Augenkontakt. Wie er es immer tut.
 

Wenn ihr mich brechen sehen wollt...
 

"Warum kümmert es dich?"
 

Das muss ihn genug geschockt haben um in mein Gesicht zu schauen.
 

"Was meinst du warum mich das interessiert?"
 

"Warum interessiert es dich wenn ich mich ritze? Warum kümmert es dich wenn ich sterbe?" Meine Hand greift das Messer. "Warum interessierst du dich überhaupt für mich?"
 

Dr. Kayashimas Hand umfasst meine, die derzeit das Messer greift. Seine Daumen streichen über meinen Knöchel.
 

"Du bist mein Sohn." sagt er leise. "Ich liebe dich."
 

Ich lasse das Messer zurück auf den Tisch fallen. Ich ziehe meine Hand zurück, weg von diesem Mann.
 

"Wie die Hölle." Ich spucke. "Du warst nicht einmal Aufmerksam wenn ich vor dir stand. Du hast nicht mal etwas gesagt, obwohl du wusstest das ich mich ritze."
 

"Ich hatte Angst um dich."
 

"Was auch immer." Ich stehe auf. Es gibt keinen Grund dieses Gespräch weiterzuführen. Es ist vorbei.
 

"Warte! Taiki!" Er greift mich am Arm als ich die Trennwand zu unserm Essbereich erreiche. "Bitte hör mir zu. Ich bin dein Vater. ich liebe dich."
 

Ich reiße den Arm weg.
 

"Du weißt nicht einmal, dass...." sage ich zu dem Boden. "Was ist mit diesem anderen Kerl? Mom's alter Freund? Wenn du dir so sicher bist, das ich dein Sohn bin, warum lässt du meine Tante keinen DNA-Test machen?"
 

Nichts. Ich wusste, er würde dafür keine Worte finden.
 

"Ich denke, dass wir fertig sind."
 

Ich drehe mich zum gehen, aber er packt meine Schultern und reißt mich zurück zu ihm.
 

"Du gehst nirgendwo hin. Wir werden uns hinsetzen und reden. Und danach werden wir dich direkt ins Krankenhaus fahren. Du bist absolut nicht stabil." Er zittert als er seinen Weg zu dem Tisch macht. Legt seine Handflächen auf die glatte Oberfläche um sich aufrecht zu halten. Ich fühle mich als könnte ich vor Wut explodieren, von dem was mir gesagt worden ist was ich tun soll.
 

"Du weißt nie wozu ein Mensch in der Lage ist, bis sie an den Rand gedrängt werden."
 

Halt die Klappe. Halt einfach die Klappe.
 

"Du willst mich also einfach wieder einsperren?" ich schreie fast. "Einfach nur wieder wegsperren, damit du nichts mit mir zu tun haben musst?"
 

"Ich würde nichts lieber tun, als dich nach Hause bringen und mich darum zu kümmern dass nichts scharfes in deiner Nähe liegt." sagt er leise. "Ich möchte mich nicht darum sorgen, dass du mit toten Menschen redest. Ich will nicht nach Hause kommen und dich dort tot liegen sehen." er schaut auf, direkt in meine Seele. "Bitte, Taiki, bitte hör auf dich selbst zu verletzten."
 

Mein Herz explodiert.
 

"Das ist was du nicht möchtest?"
 

Ich nehme das Steakmesser vom Tisch. Dr. Kayashima greift danach, aber ich bin schneller. Ich rolle meinen Ärmel um meine alten und neuen Narben auf meinem Arm zu zeigen.
 

"Das ist es was dir Angst macht?"
 

Ich denke nicht. Ich mache einfach nur eine schneidende Bewegung. Ich warte auf den Schmerz. Ich warte auf irgendwas.
 

Nichts, Ich fühle nichts.
 

Ich hebe meinen Arm und lasse das Blut in die Schluchten, die mich und meinen Vater trennen und auf die holprige Straße, die glatt eine Millionen Meilen zwischen uns ist, tropfen.
 

"Nun, weißt du was? Du bist nicht mein Vater! Du kannst mir nicht erzählen, was ich tun soll!"
 

Ich drehe mich und laufe.
 

Ich ignoriere Dr. Kayashimas hektischen Schreie, als er mir nach kommt. Ich ignoriere Miyako, die hinter mir her schreit nachdem ich das Restaurant verlassen habe.
 

"Es ist vorbei." sagt der Dämon in mir. " Es ist vollbracht. Und damit auch du."
 

Hör auf, Stopp! Hör auf mir das anzutun!
 

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Meine Aufmerksamkeit erlischt. Die Szenen vor mir verändern sich, so als würden sie von einer Rolle abgespielt. Ich fühle mich nicht kalt. Ich fühle mich nicht kurzatmig. Ich fühle keinen Schmerz von dem Schrägstrich auf meinem Arm oder von dem klaffendem Loch in meinem Herzen.
 

Ich habe keine Ahnung wie spät es ist. Wie lange ich laufe. Wohin ich gehe.
 

Der Dämon kämpft um die Kontrolle. " Du bist fertig. Beende es jetzt. Niemand würde es interessieren. Sie werden ohne dich glücklicher sein."
 

Ich wehre mich nicht.
 

Ich stehe auf dem Gelände der Schule. Augenzwinkern und ich stehe im Wohnheim. Ich atme aus und steige die Stufen hinauf. Streiche den Schnee und das Blut aus meinen Gedanken und ich stehe vor der Tür, des Zimmers welches ich mir mit Nakatsu teile.
 

Niemand ist hier.
 

Nakatsu ist beim Fußballtraining. Meine Eltern sind im Restaurant.
 

Wo bin ich?
 

Ich bin verloren.
 

Ich gehe zu meiner persönlichen Etage. Meine Hände ballen sich und plötzlich reiße ich meine Bücher aus den Regalen. Seiten fallen heraus und flattern auf den Boden. Pullover und Hosen und Socken folgen ihnen. Mein Bett ist auseinander gerissen. Es scheint als könnte ich die Stimme in meinem Kopf nicht befriedigen.
 

"Worauf wartest du?" Niemand ist hier um dich zu stoppen. Tu es. Beende es jetzt.
 

Ich möchte schreien, aber jemand hat sich in meinen Hals geschlichen und einen Stacheldraht um meine Stimmbänder gelegt.
 

"Niemand kümmert es. Du musst sterben. Heute Nacht."

Lass mich in Ruhe. Geh einfach weg. Lass mich in Ruhe.
 

Es wird nicht zufrieden sein. Meine Füße bringen mich auf die Toiletten und meine Hände durchsuchen die Hausapotheke nach meinen Pillen.
 

Es ist leer.
 

Verdammt, Nakatsu.
 

Das perlenbesetzte Messer meiner Großmutter schlittert zwischen der Matratze und der Kernfedermatratze hervor und findet seinen Weg auf die Seite der Spüle.
 

Ich weiß was zu tun ist.
 

Ich kurble den Wasserhahn auf Kochen. Ich schaue nicht wie sich die Wanne füllt drehe mich um und ziehe mich aus. Meine Faust schließt sich um den Griff des Messers. Ich starre auf mein Spiegelbild. Kondenswasser sammelt sich auf dem Spiegel. Ich bin blasser, als die Toten. Das blaue Wasser unter meiner Haut ist eingefroren. Es bewegt sich nicht.
 

Ich schneide.
 

Ich lege das Messer gegen die Seite meines Halses und ritze runter zu meinem Herzen. Tief genug um mich zu häuten. Tief genug, damit ich endlich etwas fühle.
 

Der Eiskäfig schreit und hüllt sich enger um mein brennendes Herz.
 

Begeisterung rauscht durch mich hindurch. Meine Augen schließen sich, mein Mund öffnet sich, aber die Kehle hat längst auf gehört zu arbeiten. Ich habe aufgehört zu atmen.
 

Die Geister bewohnen meinen Körper, kämpfen um jeden Zentimeter, aber schließlich geben sie auf und fliegen weg. In meinem Kopf zurück und lachen. Salzige Tränen laufen aus meinen sonst leeren Augen. Süßer Schweiß läuft meinen Rücken hinab. Ich bin endlich, endlich warm.
 

"Du bist fertig."
 

Ich hebe meine Hände um das Li....

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"Ich bin mir sicher, dass er nicht zurück kommen wi....." sagt jemand etwa eine Millionen Meilen entfernt. Schritte den Treppenaufgang hinauf steigen, ein Keuchen und ein Fußstapfen findet seinen Weg über den Boden und wirft die Tür auf.
 

Noe steht in der Schwelle zur Welt der Sterblichen und meinem Grab. Er sieht das Messer auf dem Boden. Sieht die rote Farbe in meinem Gesicht, sieht die Wanne mit dem Blut. Sieht mich.
 

Die Schreie meiner Freunde zerschlägt die Spiegel.
 

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Vergesse
 

All den Schmerz in dir, den du gelernt hast so gut zu verstecken.
 

So zu tun
 

als ob jemand anderes kommen kann und mich vor mir selber zu retten.
 

Ich kann nicht so sein wie du.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2012-07-06T22:34:34+00:00 07.07.2012 00:34
Heftig ...
Ich hatte nicht vor, diese FF heute noch in einem Zug durchzulesen (*auf die Uhr schau*) Aber die war so unglaublich heftig, daß ich einfach nicht ausschalten konnte. Dramatische Story. Ich weis jetzt aus dem Kopf gar nicht mehr so genau, ob die abgeschlossen war, oder ob die noch weiter geht. Aber wenn das hier das Ende der Story war, dann ein verdammt gutes. So richtig bis zum finalen Höhepunkt getrieben, und dann Cut, damit nichts als ein "Boar"-Effekt zurückbleibt.
Hmmmm ... sie war aber noch nicht fertig, oder?


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