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Silent Eve

Aki x Tsurugi
von

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Nachdenklich betrachtete Aki das Gesicht von Tsurugi. Im Schlaf waren die Muskeln entspannt wie nie, die Sanftheit seiner Züge kam noch deutlicher zur Geltung. Immer noch war der Körper wärmer als im Alltag, das war aber auch kein Wunder. Der Bassist hatte keinerlei Scheu gehabt, den Gitarristen mehrere Stunden lang zu beschäftigen.

Vorsichtig strich er durch die gebleichten Haare, entfernte die hellen Strähnen aus der blassen Haut des Gesichtes und legte auch den Hals frei, über den er seine Finger wandern ließ, über das Schlüsselbein zur Brust und an der Seite entlang bis seine Finger schließlich den Schritt des Bettbesuches streiften.

Sofort waren die Augen des Gitarristen geöffnet, war er doch erst ein paar Minuten vorher eingeschlafen. Der Blick war immer noch glasig und in den Vorwurf mischte sich erneute Lust. „Hast du noch nicht genug?“

„Niemals“, flüsterte der Bassist in das Ohr des anderen, was mit der milden Strafe eines festen Kratzers über den gesamten Rücken bestraft wurde. Denn obwohl Tsurugi im Bett ein ziemlicher Uke war, ließ er es sich nie nehmen, am Anfang noch kurz die Wildkatze frei zu lassen. Sehr zu Akis Unterhaltung.

Wenn der Bassist allerdings bedachte, wie das alles angefangen hatte, wirkten ihre Taten beinahe frevelhaft.
 

Tsurugi hatte im Bandraum gesessen, hinter der Couch versteckt, die Beine angezogen und von den Armen umschlungen und den Kopf versteckt.

„Was ist los?“ Aki hockte sich vor den Gitarristen und hatte einfach gewartet, dass dieser reagierte. Die Band war noch nicht lange genug zusammen, als dass er irgendwas machen würde. Denn obwohl sie gerade erst angefangen hatten, die Band seit knapp einem halben Jahr miteinander spielte, waren sie schon jetzt in einem Label, unternahmen aber privat kaum etwas. Es war eine reine Geschäftsbeziehung.

„Mein Freund… Er hat angerufen… Er findet Frauen… wohl doch interessanter…“, schluchzte der Gitarrist, hob den Kopf aber nicht an, schniefte stattdessen kurz in seine dunkle Jean.

„Und deshalb machst du dir solche Gedanken und heulst hier? Obwohl er Arschloch gespielt hatte?“ Der Bassist war nie der feinfühligste gewesen. Er hielt einfach nicht viel von Gefühlen, für ihn waren sie sinnlos, schmerzvoll und eigentlich auch reine Zeitverschwendung. Man sollte ihn wohl auch nicht Lyrics schreiben lassen, das wäre ein Desaster.

„Was denkst du denn?“, fauchte der Gitarrist plötzlich und ging somit in Angriffsmodus über. „Dass es mich kalt lässt, dass die Person, mit der ich seit zwei Jahren eine Beziehung führe, mich wegen einer Frau verlässt?! Am Anfang meiner Karriere?!“

„Ist doch sein Problem, oder?“, fragte Aki nur ruhig und betrachtete sein Gegenüber gelassen, der die Situation aber nicht so locker nahm, sondern stattdessen zum Schlag ausholte, um seinem Ärger Luft zu machen.

Er kam gar nicht dazu, die fremde Haut unter seiner Handfläche zu spüren. Sein Handgelenk wurde noch in der Bewegung abgefangen und bevor Tsurugi es mitbekam, lag er auch schon mit dem Rücken auf dem Boden und hatte einen Bassisten über sich, den er gerade mal sechs Monate kannte.

„Lass los, du Idiot“, fauchte der Gitarrist wütend und versuchte, sich irgendwie zu befreien, was leichter klang, als es war. Denn Aki war ziemlich gut in Form und war auch dementsprechend stark. „Jetzt lass endlich los! Das ist Nötigung oder Körperverletzung oder sonst was!“

Aki hatte allmählich genug. Diese Mitleidstour ging ihm auf die Nerven und das Gefauche auch, also hatte er den Gitarristen einfacherweise geküsst, was wohl auch ziemlich effektiv war, denn Tsurugi war still geworden, nachdem er kapiert hatte, dass er gerade für zwei Sekunden Lippenkontakt mit dem doch sehr ernsten und kalten Bassisten gehabt hatte.

Der hatte anscheinend erreicht, was er wollte und stand auf, um sich auf die Couch zu setzen und seine Zeitschrift weiter zu lesen. Er selbst hatte nicht viel Lust nachhause zu fahren. Es spielte nichts Interessantes im Fernsehen und es erwartete ihn auch niemand. Also würde er hier bleiben, noch ein bisschen üben und hier dann schließlich auch übernachten. War ja nichts Neues für ihn.

Bis auf das kleine Detail, dass ein gewisser Gitarrist mit roten Augen sich nun auf seine Hüfte setzte und ihm das Magazin wegnahm, das auf den Tisch gepfeffert wurde. „Würdest du das… wiederholen?“, kam es zögerlich über die aufgebissenen Lippen, die doch einiges von der Verzweiflung und Trauer abbekommen hatten.

Aki war immer schon schnell im Kopf gewesen, also dauerte es nur einen Moment, da saß der Gitarrist auch schon auf der Couch, der Bassist kniete über ihm und nahm seinen Mund in Beschlag, diesmal aber nicht zögerlich sondern beinahe brutal.

Für Tsurugi war es eine willkommene Ablenkung von seinen innerlichen Schmerzen, also schlang er die Arme um den fremden Hals und schloss verzweifelt die Augen, um sich voll und ganz dieser Lösung der Verdrängung hinzugeben.
 

Sanft knabberte Aki an dem Nacken den er so schön vor Augen hatte. Er hatte gar nicht vor, den Gitarristen dermaßen in Beschlag zu nehmen, da dieser schon ein paar Stunden im Bett hinter sich hatte, die doch ziemlich wild zugegangen war. Stattdessen lag Tsurugi mit dem Rücken zu ihm und durfte die zarten Berührungen der nicht eigenen Hand genießen, die sanft den doch so bekannten Brustbereich neu erforschten.

„Du lässt mich diese Nacht nicht schlafen, oder?“, flüsterte Tsurugi leise und betrachtete die Welt nur noch aus halbgeöffneten Augen. Wobei diese Welt aus den dunklen Vorhängen und einer weißen Wand voller Poster bestand.

Er bekam keine Antwort, stattdessen verbiss sich Aki leicht an einer Stelle am Schulteransatz und versuchte leichte Zahnabdrücke zu hinterlassen, ohne seinem Freund all zu sehr wehzutun. Kein so einfaches Unterfangen, aber inzwischen war er Meister darin. Es dauerte beinahe zwei Minuten bis sich die hellen Bissspuren auf der erhitzten Haut abzeichneten, die jedoch vorsichtig mit der Zunge wieder beseitigt wurden, um dann auch noch mit dem Mund bedeckt zu werden.

Als Tsurugi sich revanchieren wollte und seine Hand an die Hüfte des Bassisten wanderte, wurde das Handgelenk einfach geschnappt und der ganze Arm wieder nach vorne geworfen. Als kleine Bestrafung wanderten die Bassfinger kurz über die leichte Erregung, kaum mehr als eine federleichte Berührung, um dann über dann flachen Bauch zu wandern.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Tsurugis Lippen. Denn obwohl Aki im Bett ein wahrer Sadist war, war er dennoch der liebevollste Liebhaber denn man nur haben konnte. Vorausgesetz er hatte diese so seltene Zeit in der er alles daran setze, seinen Partner auf diese vorsichtige Art zu verwöhnen.
 

In dieser Nacht kam es nicht zu mehr als einem Kuss. So weit war Aki nicht gegangen. Er war vielleicht nicht gerade ein Gentleman, aber er nutzte nie die Situation aus, auch wenn Tsurugi zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich zu allem bereit gewesen war. Doch es blieb bei einer Knutscherei und nur ein paar Knutschflecken auf der Haut des Gitarristen zeugten noch von dem Geschehenen.

Ihr erstes gemeinsames Mal war tatsächlich erst zwei Monate später gewesen. Der Gitarrist hatte Aki damals zu sich eingeladen, um ihr Konzert zu feiern und sie hatten einiges getrunken. Tsurugi wahrscheinlich zu viel, denn er hatte alles daran gesetzt, noch einmal diese seidigen Lippen zu spüren, die ihm schon so manchen Traum beschert hatten.

Er hatte sich damals für eine Dusche entschuldigt, die er trotz gehörigen Alkoholpegel ohne Verletzung überstanden hatte, um sich, nur mit einem Handtuch bekleidet, dem Bassisten an den Hals zu werfen. Natürlich war Aki nicht dumm und ließ sich so eine Gelegenheit entgehen, immerhin war Tsurugi ein schöner Mann, in dem Sinne doch sehr bereit und diesmal nicht von einer frischen Trennung geplagt.

„Bist du dir sicher?“, fragte der Bassist leise und knabberte vorsichtig an der Haut unterhalb des Ohres. Er mochte den Hals des Gitarristen, obwohl dieser am Bauch eigentlich empfindlicher war, aber dieses schlanke und grazile Körperteil hatte es ihm schon an dem Abend vor ein paar Wochen angetan.

„Ich will dich und zwar jetzt sofort. Ich will deine Lippen nicht nur auf meinem Hals spüren und das nur einmal in meinem Leben“, murmelte der Gitarrist und stand auf, zog seinen Kollegen von der Couch in sein Schlafzimmer und zog ihm dort erst das Shirt und die Hose aus. Somit war es quasi auf Gleichstand, denn Tsurugi hatte nur noch das Handtuch um, das allerdings schon gefährlich locker saß, und Aki trug nur noch seine Unterhose.

Doch das Handtuch fiel zu Boden, als der Bassist seine zarte Seite im Keller erhängte und den Gitarristen zum Bett drängte, auf dass er ihn unsanft stieß, um sich über ihn zu knien und seinen Hals sowie seine Brust mit leichteren oder festeren Küssen zu malträtieren.
 

„Unser erstes Mal…“, murmelte Aki nachdem er einen Freund zum Höhepunkt getrieben hatte und seine Finger nur noch langsam die leichte Erektion bearbeiteten, „Was war das für dich?“

Tsurugi drehte sich um, um dem Bassisten in die Augen sehen zu können. „Das war die Nacht, in der ich trotz Alkohol bemerkt habe, dass ich mich in dich verliebt habe. In diese nachdenklich Augen“, seine Finger strichen zart über die Unterlider und wanderte über die Wange abwärts, „und diese sinnlichen Lippen“, sein Zeigefinger wanderte über die Unterlippen und schob sich kurz in den warmen Mund, um über die Zahnreihen zu streifen, „diesen schlanken Hals“, sie strichen über die Halsschlagader, „deinen muskulösen Körper“, über die Brust und den Bauch, „und in deinen kleinen Kumpel“, schloss der Gitarrist amüsiert und fing sich einen strafenden Blick ein.

„Sexentzug für dich“, murmelte der Bassist finster und zog die Augenbrauen zusammen, die jedoch ohnehin von den derzeit schwarzen Haaren verdeckt wurden.

„Das hältst du nicht lang genug aus, als das ich damit Probleme haben würde“, kicherte Tsurugi fröhlich und holte seine Hand wieder nach oben, um sie mit der seines Freundes zu verschränken.

Daraufhin fing er sich einen Todesblick ein.

„Wieso fragst du überhaupt?“, fragte der Gitarrist nach einer Weile und musterte aufmerksam die feinen Gesichtszüge, um auch ja keine Reaktion zu verpassen.

Aki lächelte für den Bruchteil einer Sekunde. „Ich musste gerade daran denken. Dafür, dass es mit einer Trennung angefangen hat, haben wir doch eine sehr tolle Beziehung. Es ist unser siebtes Jahr und du hast mir gezeigt was Liebe ist.“
 

Es dauerte drei weitere Monate, bis Tsurugi den Mut gefunden hatte, seine Gefühle dem Bassisten zu offenbaren. Schon seit ihrer gemeinsamen Nacht nach dem Live führten sie eine heiße Affäre, doch die Gefühle plagten ihn allmählich. Es war für ihn schlimmer als mit all seinen früheren Freunden. Nie hatte er sich nach den Berührungen dermaßen gesehnt, nach den bestimmenden Handgriffen verzehrt oder sich diese weichen Lippenpaare herbei gewünscht. Obwohl er wusste, dass seine Gefühle wahrscheinlich unerwidert bleiben würden, wollte er es durchziehen.

Sie hatten damals ein Date in einem Restaurant geplant, dass der Gitarrist mit Miszukis Hilfe arrangiert hatte. Sie waren einfach da gesessen und Tsurugi hatte kaum etwas gesagt, was sehr untypisch für ihn war. Stattdessen hatte er einfach nach den richtigen Worten gesucht, die ein paar Stunden vorher noch in seinem Kopf gewesen waren.

„Ist es normal, wenn man sich die Anwesenheit von jemand anderem herbeiwünscht? Oder die Blicke aus fremden Augen?“, fragte Aki nachdenklich und betrachtete das Lichtspiel in den gestylten aufgehellten Haaren. Er mochte Tsurugis Haare, denn trotz des Färbens waren sie weich und angenehm, fühlten sich keineswegs kaputt oder spröde an.

Erschrocken sah Tsurugi auf. Aki hatte tatsächlich gerade das in Worte gefasst, was sich in seinem inneren abspielte. Zögerlich nickte er. „Wenn dir diese Person viel bedeutet“, flüsterte er heiser.

„Wenn ich mir auch nur wünsche, einfach neben ihr zu sitzen und mit ihr zu reden? Kein Körperkontakt oder so?“

Ihr? Also redete Aki von einer Frau, wie sich Tsurugi bewusst wurde. Er schüttelte leicht den Kopf, versuchte sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Nein, das ist… dann wohl Liebe…“, murmelte er erstickt.

Der Bassist nickte nur und betrachtete weiterhin nachdenklich den Gitarristen. „Dann liebe ich doch wohl.“

Tsurugi zerbrach den Stiel von dem Weinglas, nachdem er gerade gegriffen hatte. Dass sich das spitze Ende des Bruchstücks dabei in seine Hand bohrte, bemerkte er nicht. Er war damit beschäftigt, den Bassisten erschrocken anzusehen und diese fünf Worte zu verdauen.

Er kam erst wieder zu sich, als Aki nach der verletzten Hand griff und die Scherben vorsichtig entfernte, das Blut zärtlich ableckte. Der Kellner wurde einfach ignoriert, um fremde Blicke mussten sie sich nicht scheren, denn Tsurugi hatte ein separates Zimmer reserviert.
 

„Ja, das ist sie wirklich“, murmelte Tsurugi leise und küsste den Bassisten zärtlich. Normalerweise hätte Aki wohl energischer darauf reagiert, doch jetzt war es einfach nur eine Liebesbekundung, die die Geständnisse unterstrich, die sie sich so eben gegeben hatten.

Es war ein wichtiger Schritt für beide. Für Tsurugi, da er sich in diesem Moment bewusst wurde, dass Aki für ihn die wichtigste Person in seinem Leben war, ohne die er nicht sein konnte oder wollte, der er immer folgen würde und ohne die alles sinnlos wäre, und für Aki, der sich eingestand, dass Tsurugi der einzige war, der in ihm diese Gefühle hervor rufen konnte, der ihn allein mit seiner Anwesenheit beruhigte und glücklich machte und bei dem Gefühle keine Zeitverschwendung waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-04-19T21:45:33+00:00 19.04.2014 23:45
Oh Gott ist das niedlich q///q
Die Geschichte ist wirklich sehr süß geschrieben und bringt auch die Gefühle ziemlich gut rüber ^3^


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