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SchwarzWeiß

von

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Jäger

Jäger
 

Währenddessen durchstreifte ein schwarzhaariger Junge den dunklen Wald auf der Suche nach seiner Beute. Jahrelang hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet und nun war es endlich soweit. Er war ihm ganz dicht auf den Fersen. Bald würde er seine Rache bekommen. Seine Rache für all die, die ihm zum Opfer gefallen waren. Für diejenigen, die einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen waren. Rache für seine Eltern, seine Geschwister und viele seiner Freunde. Schon lange war der junge Mann einem Dämon auf der Spur. Einem der gefährlichsten Dämonen dieser Welt. Noch nie war diesem Monster jemand lebend entkommen. Dass er noch lebte hatte der Junge nur seinen Eltern zu verdanken, die ihn in einem geheimen Keller ihres Hauses versteckten, bevor der Dämon angriff. Seit diesem Tag vor 10 Jahren hatte der Junge begonnen sich auf seine Rache vorzubereiten. Keiner aus seinem Dorf konnte sich mit dem Schwert gegen ihn behaupten. Ebenso war sein Können ihm Umgang mit den Wurfmessern einzigartig. Plötzlich vernahm der Junge einen lauten Schrei. Nicht unweit von ihm schien jemand in Gefahr zu sein. Welcher Tölpel hatte sich wohl in den schwarzen Wald getraut?
 

Anderenorts hatte Shyla wirkliche Probleme. Nachdem sie blindlings vor dem Drachen davon gelaufen war, stand sie nun auf einer kleinen Lichtung und war dabei in keiner guten Gesellschaft. Ihr gegenüber stand ein riesiger Spinnendämon, der dreimal so groß wie sie selbst war und offensichtlich großen Hunger hatte. Das Mädchen jedoch wollte sich nicht kampflos ergeben und schon gar nicht einfach so verspeisen lassen. Schnell zog sie ihr Schwert und hielt es schützend vor ihren Körper. „Versuch doch mich zu fressen, du zu groß geratenes Krabbelvieh“, fauchte Shyla ihren Gegner an. Die Spinne guckte ihre Beute etwas verdutzt an. Schreien war sie ja gewöhnt aber so etwas. Hoffentlich schmeckte dieses komische Wesen überhaupt, wenn es sich schon so seltsam benahm.
 

Dann setzte der Dämon zum Angriff an, schließlich wollte er nicht den ganzen Tag mit diesem Menschen vergeuden. Shyla wehrte den ersten Angriff mit ihrem Schwert ab, jedoch war es ihr unmöglich alle Beine der Spinne gleichzeitig im Auge zu behalten und so wurde ihr schon bald das Schwert aus der Hand geschlagen. „Verdammt! Was nun?“, fluchte das Mädchen leise vor sich hin. Doch ehe sie sich groß etwas einfallen lassen konnte, griff der Dämon schon wieder an und versetzte ihr einen mächtigen Schlag. Da der Schlag ein wenig unerwartet kam schlug sie gegen den nächsten Baum und schrie vor Schmerzen auf. Gerade als sie sich wieder aufrappeln wollte, drückte sie die Spinne schon wieder zu Boden. Doch bevor das Monstrum Shyla verschlingen konnte verharrte es mit einem Mal in der Bewegung. Dann blickte es ungläubig und schon im nächsten Moment kippte die eine Hälfte der Spinne nach links und die andere nach rechts. Verwirrt blickte Shyla auf den zerteilten Spinnenkörper.
 

„Na das war aber ganz schön knapp“, sagte in diesem Augenblick ein junger Mann, der nun hinter dem Spinnendämon hervor trat. Dann fiel sein Blick auf das Mädchen, das immer noch auf dem Boden saß. „Du bist verletzt“, merkte der Junge an. Das Mädchen rührte sich keinen Millimeter als er gesprochen hatte. Sie stand scheinbar unter Schock. Behutsam bewegte sich der Schwarzhaarige auf sie zu. Als er nur noch einen Meter von ihr entfernt war, sprang das Mädchen plötzlich auf. „Autsch.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie ihren Arm. An welchem nun das Blut herablief. Sie musste sich bei dem Zusammenstoß mit dem Baum die Haut aufgerissen haben. Der Junge trat wieder einen Schritt auf sie zu und sagte dabei mit ruhiger Stimme: „Zeig mal her. Das muss bestimmt verbunden werden.“ Automatisch wich das Mädchen wieder einen Schritt zurück. Was wollte dieser Fremde bloß von ihr. Shyla hatte von klein auf gelernt keinem Fremde zu vertrauen, egal wie nett er schien. Daher sagte sie nun mit kühler Stimme: „Danke, dass du mich gerettet hast. Aber ich hätte diesem Dämon auch alleine fertig gemacht. Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte die Lichtung verlassen. Doch waren ihre Beine von dem Schock noch so wacklig, dass sie gleich umknickte und gefallen wäre hätte der Junge sie nicht festgehalten. „Soso. Du kannst kaum geradeaus laufen und dann willst du so einem Dämon besiegen?“ Seine Stimme klang sehr belustigt und auch ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Shyla riss sich abrupt los, musste sich aber sogleich wieder an einem Baum festhalten, da ein heftiger Schmerz ihren linken Knöchel durchzog. „Mist verdammter“, fluchte sie leise.
 

Scheinbar hatte sie sich jetzt auch noch den Knöchel verstaucht. Missmutig blickte sie den Jungen an. Er hatte rabenschwarze kurze Haare, wobei ihm einige Strähnen frech ins Gesicht fielen. Um seine Hüfte hatte er an rotes Tuch geschlungen an dem sein Schwert befestigt war. Seine Hose und sein Oberteil hingegen waren ebenfalls schwarz. Shyla konnte sich nicht helfen, aber irgendetwas an diesem Jungen war seltsam. Er schien von einer dunklen Aura umgeben zu sein. Schließlich sah sie seine Augen und erschrak. Sie waren pechschwarz und strahlten eine unglaubliche Traurigkeit aus. Augenblicklich senkte sie ihren Blick, dabei fielen ihr die Wurfmesser auf, die an seinem Bein befestigt waren. Shyla war so darin vertieft sich den Jungen genauer anzusehen, dass ihr sein prüfender Blick gar nicht auffiel. Auch er betrachtete neugierig das Mädchen vor sich. Noch nie hatte er jemanden mit so weißen Haaren gesehen. Zudem strahlte sie irgendwie von inne heraus. Zu dieser hellen Aura passten ihre schwarzen Kleider so ganz und gar nicht.
 

Langsam trat der Junge nun zu der Stelle an der noch immer das Schwert des Mädchens lag. Er ob es auf und begutachtete es ausgiebig. „Keine schlechte Arbeit. Aber es fehlt dir scheinbar an Übung, um hiermit entsprechend um zugehen“, sagte er während er auf Shyla zu ging. Als er bei ihr angekommen war hielt er ihr das Schwert entgegen. Schmollend nahm sie ihm das Schwert ab. Dabei trafen sich zum ersten Mal ihre Blicke. Der junge Mann sah fasziniert in zwei rubinrote Augen, die ihn misstrauisch betrachteten. „Mein Name ist Raven und wie heißt du?“, fragte er sie schließlich. Shyla drehte trotzig den Kopf beiseite und versuchte stattdessen vorsichtig ihren linken Fuß zu belasten. Doch wieder zuckte sie vor Schmerz zusammen. Raven trat noch einen Schritt an sie heran und nahm sie schließlich ohne Vorwarnung auf den Arm. Shyla wollte sich sofort wieder losmachen, doch er hielt sie fest und sagte: „Ich kümmere mich um deine Verletzungen. Beweg dich nicht so viel.“ Mit diesem Worten trug er Shyla zu einem nahegelegenen Bach und setzte sie dort so ab, dass sie sich mit dem Rücken an einem Baum anlehnen konnte. Dann besah sich Raven auch schon die Verletzung an ihrem Arm. Sehr tief war die Wunde zwar nicht, aber sie musste gewaschen werden. „Warte hier einen Moment“, sagte Raven und schon war er zwischen einigen Bäumen verschwunden.
 

Verwirrt blickte das Mädchen dem Schwarzhaarigen hinterher. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Eines war jedoch klar, sie war im Moment auf seine Hilfe angewiesen. Mit diesem Knöchel konnte sie sich unmöglich allein durch den Wald schlagen. Kurz darauf kam der Junge auch schon wieder zurück und trug über seiner Schulter zwei Taschen. Shyla erkannte ihre, die sie bei dem Kampf verloren haben musste, sofort wieder. Wieder ließ sich Raven neben dem jungen Mädchen nieder, er öffnete seine Tasche und holte ein weißes Tuch hervor. Dieses tauchte er sogleich in den Bach und begann damit ihre Wunde zu reinigen. Shyla verzog das Gesicht als sie das Brennen der Wunde spürte. Reflexartig wollte sie ihm ihren Arm wieder entziehen, doch er hielt sie fest. „Die Wunde muss gereinigt werden, sonst entzündet sie sich“, sprach der Raven ruhig während er weiterhin die Verletzung versorgte. Nachdem der Dreck aus der Wunde entfernt war, entnahm Raven seiner Tasche einen kleinen Behälter. Diesen schraubte er auf und tat etwas von der darin enthaltenen Salbe auf die Verletzung des Mädchens. Danach verband er sie und richtete wieder das Wort an Shyla: „Die Salbe wird den Heilungsprozess beschleunigen. Du solltest jedoch darauf achten den Arm im Moment nicht zu sehr zu belasten.“ Er hatte sehr ruhig gesprochen und nachdem er nun mit ihrem Arm fertig war ließ er ihn wieder los.
 

Jetzt machte er sich daran Shylas Stiefel aufzuschnüren. Vorsichtig zog er den Stiefel von ihrem Fuß und das Mädchen musste einen Schmerzensschrei unterdrücken. Mit schmerzverzerrtem Gesicht betrachtete sie ihren Knöchel. Er war geschwollen und die Haut um den Knöchel begann sich bereits blau zu verfärben. „Das sieht gar nicht gut aus“, murmelte Raven besorgt und besah sich den Knöchel behutsam von allen Seiten. Dann begann er Shylas Fuß abzutasten. Tränen des Schmerzes schossen ihr in die Augen, aber sie versuchte keinen Laut von sich zu geben. Schließlich ließ Raven ihren Fuß vorsichtig sinken und sah dem Mädchen in die Augen. „Du scheinst Glück zu haben. Der Knöchel ist scheinbar nur leicht verstaucht und nicht gebrochen“, richtete er wieder das Wort an sie. Shyla jedoch hielt seinem Blick nicht lange stand und blickte noch einem kurzen Augenblick beiseite. Dann spürte sie wieder seine fürsorglichen Hände an ihrem Bein. Auch den Knöchel versorgte er mit einer Salbe und legte ihr einen festen Verband an, damit sie den Fuß nicht allzu sehr bewegen konnte. Nachdem er fertig war stand er auf und begann damit ein wenig Feuerholz zu sammeln.
 

Shyla beobachtete Raven stillschweigend. Als er schließlich das gesammelte Holz aufeinanderschichtete und er es anzündete, richtete sie das Wort an ihn: „Shyla.“ „Wie bitte?“ verwirrt sah Raven das Mädchen an. Als sich ihre Blicke trafen wiederholte sie ruhig: „Shyla, das ist mein Name.“ Sie lächelte ihn kurz an und wendete dann schnell wieder den Blick ab. Doch etwas an ihrem Lächeln war unwirklich gewesen. Es erreichte nicht ihre Augen. Nachdenklich betrachtete Raven das Mädchen. Was machte sie überhaupt hier?



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