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Space and Time

to be or not to be
von

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Ein seltsamer Fisch [X]

Alkohol. Es roch nach Alkohol, nach schalem Bier und schlechtem Wein. Auf dem Betonboden der Lagerhalle lagen zerbrochene Flaschen und leere Pappbecher herum. In dem düsteren Zweilicht derflackernden Neonröhren konnte man einige angerostete Frachtcontainer erkennen deren Aufschriften über die Jahre unleserlich geworden waren. Leises Geflüster war aus den Containern zu hören, gewimmer und das unterdrückte Schluchtzen von Kindern. Luc erschauderte bei dieser Szenerie und musste Schlucken damit ihr der Muffin nicht wieder hochkam

„ Alles in Ordnung Lu?“ fragte eine tiefe Stimme hinter ihr.

„Was? Ja…es wird nur irgendwie nie…leichter…“ antwortete sie und biss sich auf die Lippe.

Sie legte ihr Fernglas beiseite, mit dem sie die Lagerhalle beobachtet hatte und drehte sich zu Pazcal um.

„Das sollte es auch nicht…“ erwiederte der Riese und fuhr sich durch das kurze mausgraue Haar.

Ein fremder Beobachter wäre von dem Bild verstört gewesen das sich ihm geboten hätte. Ein breiter Hüne wie er und ein kleines niedliches Mädchen waren nicht gerade ein gewohnter Anblick im Hafenviertel von Linorvo, nicht das sie zusammen überhaupt irgendwo ein gewohnter Anblick währen. Lu zog ihre Hose hoch und stopfte ein paar rote Haarsträhnen wieder unter ihr Barret. Pazcal zog ihr neckend die Mütze über die Augen und sie starrte ihn finster aus einem blauen Auge an

„ Lass das! Wir sind nicht zum rumblödeln hier!“ zischte sie und zog die Mütze zurecht, so das die Augenbinde welche ihr zweites auge verbarg nicht mehr zu sehen war. Nein, sie waren hier um zu arbeiten. Sie waren hier um Ordung zu schaffen, um sauber zu machen.

Sie hatten die Lagerhalle seit gestern Morgen beobachtet, doch endlich schien es als könnten sie zum Zug kommen.

„ Lass uns gehen, heute gibt es Sorbet zum Nachtisch. Wenn wir nicht pünktlich sind essen die anderen uns alles weg…“

Der Riese nickte mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht und hob Luc auf seine Schulter ehe er mit erstaunlicher Leichtigkeit vom Dach des Gebäudes sprang. Trotz seiner Masse bewegte er sich flink schnell und leise und stand innerhalb weniger Minuten am Hintereingang der Lagerhalle. Luc spähte noch einmal scharf durch die verstaubten Fenster ehe sie Pazcal ein Zeichen gab. Der Hüne legte seine Hand um das dicke Vorhängeschloss und drückte zu. Fast wie Alufolie begann das Schloss zu knittern und zerbröselte schlieslich. So leise wie möglich sties er die Metalltür auf und huschte in den Schatten einiger Kisten. Die Halle war von innen fast genauso leer wie sie von außen gewirkt hatte. Ein einizger Wachposten stand im Dunkeln, nahe der Container. Luc grinste ob dieser dreisten Dummheit. Da dachten diese Kerle doch tatsächlich sie könnten sich einfach in Paps Territorium breit machen. Allerdings hatten sie da die Rechnung ohne die Familie gemacht und man sollte immer mit la Familia rechnen. Der Wachposten schien seine Aufgabe nicht gerade ernst zu nehmen da er sich eine Zigarette ansteckte und nach einer Weile gelangweilt zu einer Kiste schlurfte um sich auf ihr niederzulassen. Nun grinste auch Pazcal.
 

Eine knappe Stunde später standen mehrere Polizeiwägen vor der alten Lagerhalle nachdem eine hysterisch klingende Kinderstimme der Polizei gemeldet hatte, dass dort Schüsse gefallen seien.

Die Beamten fanden zwei Frachtcontainer voller verängstigter Kinder und einen gesuchten Menschenhändler der um seinen Tod bettelte da er der festen Überzeugung war das der Teufel nach ihm geschickt hatte. Zwei Schatten verschwanden unbemerkt in Richtung des Wassers.
 

Lucia Blackwater blickte aus dem Fenster der Limousine starrte in den düster werdenden Himmel. Bald würde es ein Gewitter geben.

Nachdem sie Gestern mit Pazcal wieder in Milano angekommen war hatte ihr Vater sie umgehend zu sich nach Genova gebeten. Scheinbar hatte dies jedoch keinen bestimmten Grund, jedenfalls keinen Arbeitsbezogenen. Genova war wie Linorvo eine Hafenstadt und hatte regen Frachtverkehr, weshalb la Familia auch hier vertreten war.

„Pazcal, halt bitte an. Ich will laufen.“ meinte sie verträumt als die ersten Tropfen vielen. Regen. Sie liebte Regen. Als Pazcal die Limousine parkte und ausstieg war aus den einzelnen Tropfen bereits ein prasselnder schauer geworden. Lucia stieg aus und zupfte ihr Kleid zurecht. Es war ein wenig altmodisch, ebenso wie die Lackschuhe mit den goldenen Schnallen.

Sie lies ihre Füße gehen wohin sie wollten und blickte in den Himmel hinauf, spürte wie einzelnen Tropfen auf ihre Haut vielen und sie langsam durchnässten. Pazcal ging ihr unter einem Regenschirm hinterher. Anfangs hatte er sich stets um ihre Gesundheit gesorgt doch nicht einmal der Alte hatte ihr diese nassen Spaziergänge ausreden können. Wie in Trance ging sie Schritt für Schritt unter der grauen Wolkendecke entlang und landete schlieslich am Meer. Gerade lief ein großer Frachter in Hafen ein und schlug hohe Wellen. Sie beobachtete gerade fasziniert die Wellen und lehnte sich gegen ein Geländer, als ihr eine Bewegung im Wasser auffiel.

„Pazcal…!“ Sie packte ihren Begleiter am Arm und deutete in das Wasser unter sich. Der Hüne blickte zuerst verwirrt doch dann weiteten sich seine Augen vor Überaschung. Dort unten im Wasser war ein Mensch, mit dem Kopf nach unten. Ohne lang zu überlegen, schlüpfte sie aus ihren Schuhen und sprang ins Wasser. Sie wusste nicht genau was sie erwartet hatte, eine Leiche vermutlich, jedoch hatte sie nicht mir dem gerechnet was sie sah. Der Mann steckte mit dem Kopf nach unten unter einem rostigen Stahlträger fest, war jedoch noch sehr lebendig wie sein Puls ihr mitteilte. Pazcal tauchte neben ihr ins Wasser, da er das ganz von oben beobachtet hatte. Er hob den Stahlträger ohne Probleme an und zog den Mann mit nach Oben. Lucia viel etwas silbernes auf und sie packte es gerade noch bevor es im tieferen Wasser verschwand. Minuten später schnappte sie nach Luft als sie ans den kleinen Sandstrand nahe der Hafenschneise kroch. Pazcal hatte den Mann mit an Land gezogen und überprüfte seine Vitalzeichen

„Sein Puls ist unregelmäßig und langsam, allerdings scheint ihn das nicht zu stören“ brummte der Riese und wollte den Geretteten gerade in die stabile Seitnlage bringen als dieser die Augen aufriss und sich schlagartig aufsetzte. Für einen Augenblick glaubte Lucia rote Augen mit geschlitzten Pupillen zu sehen, doch da sackte er auch schon wieder in sich zusammen und blieb diesmal Bewusstlos.

Neugierig betrachteten beide den Mann und beiden viel gleichzeitig die altmodische Kleidung auf die er trug. Doch was Lu’s Interesse am Meisten fesselte war eine Ziernadel mit einem Wappen an seinem Revers. Das gleiche Wappen war auf der Taschenuhr welche sie in der Hand hielt. Beide starrten den Fremden eine Weile an bis ein Donnern sie aus ihren Gedanken riss.

„Ich sollte euch beide nach Hause bringen! Wenn du krank wirst reist mir der Alte den Kopf ab…“ burummelte Pazcal und warf Lucia sein Jacket über welches unter dem Regenschirm trocken geblieben war.

Zwei Stunden später sas Lu mit einer heisen Tasse Kakao neben einem Bett und sah zu wie ihr Ziehvater höchstpersöhnlich den Fremden untersuchte. Sie stützte ihr Kinn auf eine Hand und strich ihm eine schwarze Strähne aus dem Gesicht.

„Und?“ fragte sie leise und verfolgte die gebräunten Hände Alfredo Nucci’ s.

„Er hatte verdammt Glück. Ich kann keine inneren Verletzungen feststellen, ebensowenig hat er Knochenbrüche oder andere Verletzungen. Er ist erschöpft, was verständlich ist und hat einen Schlag auf den Kopf bekommen. Alles in allem sollte er bald wieder auf die Beine kommen…“ Ein Doppelseufzen ertönte im Raum und der Vater der Familia blickte mit einem milden Lächeln auf zwei seiner Kinder.

„Was gedenkst du mit ihm zu tun wenn er wieder zu sich kommt? Du hast ihm das Leben gerettet, also ist er nun in deiner Verantwortung.“ Ein einzelnes tief blaues Auge starrte Alfredo an und ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen einem zuckersüßen Lächeln und absolut tödlicher Entschlossenheit.

„Ich behalte ihn.“ Erwiederte sie schlicht und scheuchte die beiden anderen Männer aus dem Raum. Pazcal stellte sich wie gewöhnlich vor die Tür wie es als Bodyguard seine Aufgabe war, während Alfredo mit verschränkten Armen in den Keller verschwand, gefolgt von seinem eigenen Leibwächter.

Stunden vergingen in denen Lucia sich kein einziges Mal bewegte, jedoch immer müder wurde.

Kurz bevor sie einnickte bewegte sich Dornröschen und schien zu Bewusstsein zu kommen. Sofort rutschte sie weiter nach vorne und wartete bis er sich aufgerichtet hatte. Er blinzelte, rieb sich den Kopf und brauchte einige Minuten um zu sich zu kommen. Dann jedoch sah er sich verwirrt um und sein Blick landete auf ihr. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächelnd und legte den Kopf leicht schief

„Wo bin ich?“ Fragte er mit gebrochener Stimme und blickte sie aus glasigen Augen an.

„In der Villa Aeterna,“ erwiderte sie freundlich und legte ihm eine Decke um die nackten Schultern, da er zu zittern anfing.

„Wie heißt du?“ fragte sie nun ihrerseits und sah ihn weiterhin mit einem neugierigen Lächeln an. Er runzelte die Stirn und blickte auf seine Hände. Auf dem rechten Handrücken trug er ein Tattoo in Form eines Pentagrammes welches er nun betrachtete.

„Se..Sebastian. Jedenfalls…ist dass alles was mir einfällt…“ Seine Stimme wurde bereits wieder leiser und er schien wieder einzuschlafen.

„ Ruh dich aus, Sebstian. Hier tut dir niemand was.“ Sie drückte ihn zurück in die Kissen und deckte ihn zu. Momente später war er wieder eingeschlafen. Über die schwere Aufgabe des Bewachens jedoch wurden ihr selbst die Augenlieder schwer und sie rollte sich neben Sebastian zusammen. Wer ist er wohl? Was ist ihm passiert dachte sie noch ehe sie einschlief.
 

Tief unter der Villa Eterna fuhr eine braungebrannte Hand über ein verschnörkeltes Siegel auf einem Buch.

„Bald ist es soweit…“.



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