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Squalo im Wunderland

von

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Squalo der Rattenflüsterer

Er schrie laut „VOOOOOOOOOOOOOOIII!!“, um den Wesen zu signalisieren, dass er sich nicht erschrecken lassen würde und auch zurückschlagen konnte. Es kitzelte ihn erneut, doch diesmal war ihm klar, dass das Etwas zitterte. Squalo stand auf und betastete es vorsichtig. Es schien eine Maus zu sein, doch kurz darauf erfühlte er den langen Rattenschwanz, der für eine Maus viel zu lang war.

Er hatte keine Probleme mit Ratten und auch nichts dagegen, sich diesen Gang mit ihnen teilen zu müssen. Im Gegenteil, er war froh, dass er eine gefunden hatte. Denn nun hatte er einen Plan und sie würde ihm bei der Ausführung sehr behilflich sein.

Er stellte sich rechts neben die Ratte, hielt sie fest. Dann hob er sein linkes Bein, schwang es über den Rücken des Tieres und setzte sich auf es. Er beugte sich nach vorne zum Ohr der Ratte, während er ihr zart über den Kopf streichelte. Mit leiser, beruhigender Stimme sprach er zu dem Nager „Keine Angst, meine Kleine. Ich tue dir nichts, bitte hilf mir und bringe mich schnell hier raus...“ und sofort gehorchte die Ratte und setzte sich in Bewegung.

Das Tier war Squalos Rettung gewesen! Bis eben hatte er noch gedacht, er würde in diesem Loch sterben, doch nun konnte er sich ausruhen und bewegte sich dennoch zeitgleich ziemlich schnell voran.

Er merkte sich, dass er in Zukunft wohl freundlicher zu Nagern, ins besondere zu Ratten sein sollte, immerhin würde er dieser wahrscheinlich dann sein Leben verdanken.

Vielleicht würde er sogar etwas zu essen finden, denn es war klar, dass die Ratte auf dem schnellsten Weg zur Nahrung gehen würde, falls welche da war.

Inzwischen hatten sich seine Augen so an die Dunkelheit gewöhnt, dass der Geschrumpfte sogar einigermaßen den Weg erkennen konnte.

Unmittelbar vor sich bemerkte er eine Weggabelung, also musste er darauf vertrauen, dass die Ratte den Richtigen wählen würde. Diese rannte auch ohne zu zögern den linken Weg entlang.

Er sah sich etwas um. Das hier war wirklich keine schöne Umgebung...

Überall stank es bestialisch! Bei den Bewohnern ja eigentlich nicht verwunderlich, dennoch störte es wirklich. An den kahlen, leicht gebogenen Wänden wuchsen Schimmel, Moos und Pilze aus der Erde, die auf den Boden bröckelte und den Anschein erweckte, dass die ganze Konstruktion hier bald einstürzen würde.

Es war stockfinster, schwarz wie die Nacht, doch die „Sterne“ waren nicht so schön wie die am Himmelszelt. Um genau zu sein waren diese „Sterne“ modrige Knochen kleiner Tiere, die auf den Boden lagen, aus den Wänden heraus ragten oder von der Decke hingen. In einer Ecke konnte er eine Maus erkennen, oder zumindest deren Überreste, denn ihr Fleisch war teilweise bis zum Skelett abgenagt, vor ihr lag etwas Rundes auf dem Boden, es sah glitschig aus. Als er näher ran kam bemerkte er, dass es das Auge der Maus war.

Das arme Tier musste unglaublich gelitten haben. Er war sehr schockiert, als er es leise und jämmerlich fiepen hörte. Es klang so schmerzerfüllt, gequält. Fast schon mitleiderregend. Doch da er sich nur vorgenommen hatte, zu Ratten, und nicht zu Mäusen netter zu sein, genoss er den Gedanken, nicht als einziges so leiden zu müssen.

Erneut wurden seine Überlegungen unterbrochen, als ihm etwas Ekliges, Miefendes ins Gesicht spritzte. Es war nicht zu verwechseln, der Urin. Es stank wie Urin, hatte dieselbe Konsistenz wie Urin, und so ungern er auch zugeben wollte, dass er es wusste, es schmeckte wie Urin! Wie Rattenurin, um genau zu sein.

Das Woher tat hier nichts zur Sache! Leise murmelte er zum Tier „Mädchen, wenn wir hier raus sind, müssen wir beide dringend ein Bad nehmen... Gott, verdammt! Ich werde hier wirklich noch so ein Psycho wie Bel...“

Aber die Ratte hörte ihm ja sowieso nicht zu, sie war voll und ganz in die schnellen, gleichmäßigen Bewegungen vertieft- ins Rennen, und das konnte sie gut. Weiter vorne, mitten zwischen der ganzen Nagerscheiße, sah er etwas Metallisches liegen. Darauf waren in einer knallig-grünen Neonschrift, die vom Stil der auf dem Etikett des Fläschchens ähnelte, die Worte „Iss mich“ geschrieben.

Na lecker, essen, mitten in einem Misthaufen. Hätte er nicht so unglaublich großen Hunger, wäre er nie auch nur auf den Gedanken gekommen, dieses Kistchen anzurühren. Doch in jener Situation war es das Naheliegendste, die Box aufzuheben, um nicht zu verhungern.

Er wollte die Ratte anhalten, doch diese Reagierte auf keines seiner Signale. „Hey, Schätzchen... oh man, wenn ich hier raus bin kann ich gleich in die Klapse... jetzt nenne ich eine Ratte schon Schätzchen! Hey, ähm... Trudi! Bleib bitte stehen“ er konnte kaum glauben, dass er die Ratte soeben Trudi genannt hatte, das war aber immerhin besser als Schätzchen, „Bleib stehen, Trudi!“

Doch egal, was er sagte oder machte, „Trudi“ blieb einfach nicht stehen. Entweder, sie wollte so schnell wie möglich zum Futter, oder das Metall lies den Geruch nicht durch und sie würde einfach daran vorbeirennen.

Squalo hielt sich gut fest und lehnte sich zur Seite. Als die Ratte kurz vor der Box immer noch nicht das Tempo drosselte, streckte er seine Hand seitlich nach vorne aus. Während Trudi am Kästchen vorbeisprintete, schnappte seine Hand danach und zog es zu sich ran. Dann setzte er sich wieder normal auf das Tier.

Er dachte sich nur Scheiße, denn diese hing nicht nur an der Box, sondern nun auch an seiner Hand. Wenn das hier nicht auf Platz 1 des Rankings seiner schlimmsten Erlebnisse kam, dann definitiv Nummer 1 bei den Ekligsten!

Er starrte auf seine Hand. Diese wischte er an Trudis Fell ab. Für die Ratte tat es ihm ja Leid, aber immerhin musste er ja wegen ihr in die Kacke greifen. Als er wieder aufsah, bemerkte er etwas. Sofort lächelte Squalo, als er in weiter Ferne Licht erblickte. Es war zwar schwach, aber Licht war dennoch Licht.

Selbst, wenn es nicht der Ausgang war, Licht bedeutete wenigstens, dass er etwas sehen können würde. Und laut seinen bisherigen Erfahrungen hier, war er auf dem richtigen Weg.

Als er dem Licht näher kam, sah er es. Es war tatsächlich ein Ausgang. Und hinter diesem schien etwas Weißes zu sein. Es sah aus, wie... die Innenseite eines Gebisses. Würde er wieder in diesen Raum kommen? Der Ausgang war definitiv ein Schädel.

Trudi rannte immer weiter, das matte Licht rückte immer näher. Squalo konnte schon die Kerzen erkennen, die dort im Raum leuchteten. Auf den Boden lag etwas, das die Flammen spiegelte und im Licht glänzte. Es war sein Schwert.

Gleich würden sie den Tunnel verlassen, vor ihnen war der Schädel. Doch das Tier drosselte das Tempo nicht. Würde es gegen den Totenkopf rennen? Diese Frage beantwortete sich von selbst, als Trudi kurz vor den Zusammenprall eine Vollbremsung machte.

Er hatte dies nicht erwartet und sich deswegen nicht gut genug festgehalten. Seine Augen überrascht aufgerissen, hob er sich vom Rücken der Ratte ab. Mit dem Gesicht voraus flog er zwischen den Zähnen hindurch. Unter sich hörte er, wie die Ratte dennoch gegen den Knochen stieß. Durch die Erschütterung flog das Gebiss zu. Um nicht eingeklemmt zu werden zog er schnell die Beine heran, durch die Bewegung machte er einen Salto in der Luft.

Die weißen Haare flogen in einem Bogen hinter ihm her. Auch sie glänzten im Licht der Kerzen. Doch nun flog sein Gesicht geradewegs auf die Platte zu. Um sich beim Aufprall nicht zu verletzten, machte er, als er aufkam, eine Rolle. Doch noch war er nicht außer Gefahr, denn sobald er nach seinem kleinen Flug die Füße aufsetzten wollte, war dort kein Boden mehr!

Durch den Schwung bewegte sich sein Körper nach vorne, er ruderte mit den Armen, in der Hoffnung, das Gleichgewicht halten zu können und nicht zu stürzen, doch ehe er sich versah rutschte auch sein Hintern von dem Brett und er fiel.

Mit einem lauten Aufschrei wachte Squalo auf. Normalerweise war er ja nicht so schreckhaft, aber dieser Traum war wirklich fürchterlich gewesen. Er spürte, wie seine Kleidung an einigen Stellen an seiner Haut klebte. Der Geruch seines eigenen Schweißes stieg ihm in die Nase.

Er streckte sich und öffnete die Augen. Dieses matte Licht, dieser Boden... er erstarrte. Also war doch nicht alles ein Traum! Die Enttäuschung stieg in ihm auf. Er hatte den Sturz überlebt... aber ob er das positiv sehen sollte, oder doch eher negativ, darüber war er sich nicht so ganz im Klaren.

Sicherlich gab es noch einige Sachen, die er machen wollte, aber es war nicht unwahrscheinlich, dass er sterben würde, bevor er wieder das Tageslicht erblicken und zur Zivilisation finden konnte.

Vielleicht wäre der Tod ja eine Erlösung für ihn... schnell fiel sein Blick auf das Schwert, welches nun sehr viel größer als er war. Sollte er... ?

Nein! Daran durfte er gar nicht erst denken! Immerhin war er ein Mitglied der Varia, da begeht man nicht so einfach Selbstmord, ohne sich nicht wenigstens bei so einem verflixten Häschen zu rächen. Überhaupt die Tatsache, das Rache von Nöten war, machte noch mal deutlich, wie sehr dieses Mistvieh dem Tode geweiht war und dass er es nicht einfach so davon kommen lassen durfte.

Sein Blick wurde entschlossen. Nein, er würde nicht einfach so aufgeben. Zuerst würde er dieses Häschen zu Hackfleisch verarbeiten, dann bekam dieses Arschloch, das ihn umgezogen hatte, einen mächtigen Tritt in den Schritt. Sobald er sie gefunden hätte konnte er sich ja immernoch Sorgen machen, wie er hier rauskommen soll.

Aber erstmal musste er herausfinden, was in der Box war! Wo lag diese eigendlich…?

Na toll! Jetzt hatte er auchnoch sein wohl verdientes und lange gesuchtes Essen verloren. Wie viel Pech konnte man denn haben?! Seufzend stand er auf und sah sich um.

Der Innenausstatter wurde wohl von den vielen Farben verrückt und hat daher nicht beachtet, dass man normalerweise auch Licht braucht, wenn man vorhat, etwas zu sehen!

Aber was soll’s, immerhin hatte Squalo schon Schlimmeres überlebt. Er konzentrierte sich und ließ den Blick nicht nur flüchtig durch den Raum wandern.

Da lag es! Das Kästchen! Natürlich, wenn diese neongrüne Farbe ihm selbst in völliger Dunkelheit auffiel, dann musste er es hier doch auch finden. Wozu einen ein bisschen Konzentration und Aufmerksam nicht alles führen konnte!

Er rannte zu der Kiste. Über diesen Anblick war sein Magen viel erfreuter als sein Verstand. Gierig und von Magenknurren begleitet öffnete er die Box. Darin lag…

Squalo lachte. Das war doch wohl ein dummer Scherz, oder?! In der Kiste lagen kleine braune Kügelchen, die aneinander klebten… in dieser gottverdammten Box lag doch tatsächlich nichts anderes als ein Häufchen… Schokopralinen!

Tatsächlich waren es Schokopralinen! Er konnte es nicht glauben, nach Allem, was ihm hier widerfahren war, hätte er nicht gedacht, mit so etwas Köstlichem belohnt zu werden! Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen verzehrte er langsam und genüsslich die Pralinen, eine nach der anderen.

Gegen seine Erwartungen passierte nichts. Dabei hatte er gehofft, endlich wieder normalgroß zu werden. Also musste er wei-

In diesem Moment kribbelte sein Körper wieder und ehe er sich versah, war er auch schon wieder größer.

Als er seine Orginalgröße erreicht hatte, wuchs er dennoch weiter. Mit seinem Gestalt wurde auch sein Grinsen riesig. Er stieß mit dem Kopf fast an die Decke. Das hieß, nun könnte er endlich die Tür öffnen!

Er ging zu dieser und legte die Hand auf den Türknauf. Als er ihn herunterdrückte und an der Tür zog, passierte nichts, also drückte er. Doch wieder bewegte sich die Tür keinen Millimeter.

Das kann doch nicht sein! JETZT war er wirklich sauer! Was sollte dieser Mist? Konnte dieses scheißverfickte gottverdammte Mistteil nicht einfach aufgehen?!

Wütend stapfte Squalo zu seinem Schwert und hob es auf. Er ging in Angriffsstellung und rannte auf die Tür zu, begleitet vom lauten Ausruf „Attaque di Squalo!“

Ihm flogen Splitter der Tür entgegen. Sie hatte garnicht so ausgesehn, als wäre sie aus Holz, aber das war natürlich sehr praktisch für ihn.

Er stocherte mit seiner Waffe in der Tür, die knarrend und ächzend den Geist aufgab und den Weg freigab. Doch ziemlich schnell sah Squalo, dass er da SO niemals durchpassen würde. Die Tür mag zwar riesig gewesen sein, jedoch war der Durchgang dahinter ziemlich klein.

Natürlich wusste Squalo, wie er sich helfen konnte! Das Fläschchen…

Er ging zum Schädel und wollte das Gefäß wieder herausholen, doch seine Hand war nun zu groß.

Er wollte das Glas nicht zerbrechen, indem er auf den Schädel schlug, also brach er eine Stange von irgendeinem Kerzenständer ab und verwendete diese, um das Gläslein herauszufischen.

Nun konnte er es endlich trinken. Zum Glück hatte er es nicht leergetrunken, sondern nur einen Tropfen gekostet! Auf sein Schwert würde er jedoch leider verzichten müssen…

Doch das Überleben hatte definitiv Vorrang! Squalo sah die kleine Flasche an, öffnete sie. Dann trank er ein bisschen davon, legte das Gefäß schnell auf den Boden. Man konnte ja nie wissen, ob man es noch brauchen würde!

Und schon wurde er wieder kleiner. Während seiner Größenveränderung ging er schon zum Durchgang, denn er wusste ja nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb. Als er ankam, war er auch schon klein genug. Er sah geradeaus und erblickte vor sich…

Eine wunderschöne, große und grüne Wiese. Der Boden war gesprengelt mit bunten Blumen. Rote, gelbe, grüne, blaue, lilane, orangene Tulpen und Lilien, Rosen, Vergissmeinnicht, Primeln, Sonnenblumen, Gänseblümchen, Osterglocken, Maiglöckchen, Nazissen, Schneeglöckchen und viele, vieeele mehr!

Und alles wurde großartig beläuchtet von nichts anderem als dem unverfälschlichen Licht der Sonne! Squalo rannte los, direkt auf die Wiese zu und auf dieser angekommen ließ er sich glücklich zwischen die Blümchen fallen und genoss die Sonne, die Natur, seine Freiheit.



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