Zum Inhalt der Seite

Everything I do

Molly Weasley & die Liebe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dem Chaos auf den Fersen.


 

- Montag –
 

Es war ein typischer Montag. In jedem Haus verschliefen Schüler und ein jeder schleppte sich mehr oder weniger motiviert zum Unterricht. Hier und da gähnte jemand und verpasste das Frühstück. Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen.
 

Für alle, außer für Molly Weasley.
 

Nervös und unausgeglichen hockte sie bereits am Frühstückstisch, schleppte Dominique energischer denn je von einer Unterrichtsstunde zur nächsten und konnte sich so gar nicht auf den gelehrten Stoff konzentrieren. Mit halbem Ohr hörte sie McGonagall zu und schenkte auch Professor Silvester nicht unbedingt ein höheres Maß an Aufmerksamkeit. Erst, als sie Zaubertränke zusammen mit Gryffindor hatten und sie sich neben ihren besten Freund nieder ließ, wie es allseits bekannt war, stieg ihr Blutdruck weiter an. Molly lauschte noch nicht einmal der Aufgabenstellung, die Slughorn wie üblich, vorher mit ihnen durchsprach. Vor ihr blubberte ein mysteriöser Inhalt im Kessel vor sich hin und Fred schrieb konzentriert einige wichtige Feinheiten mit. Das sie ihn dabei nicht aus den Augen ließ, schien er nicht zu bemerken.
 

„Gut“, sprach der Weasley schließlich und riss sie damit aus ihren Gedanken, oder viel eher aus ihren Anstarr-Modus. „Magst du die Beeren vierteln? Ich kümmere mich dann um die Wurzeln.“ Molly nickte heftig, vielleicht etwas zu begeistert. Doch als sie besagte Beeren vor sich auf den Tisch hatte und nach dem Messer griff, fragte sie sich, wie sie das Ganze angehen sollte. Zuerst einmal musste sie Fred an einem Ort haben, an dem sie unbeobachtet waren. Dann konnte sie sich daran machen ihn in die Ecke zu drängen. Den Plan dazu hatte sie schon. Ihr Blick schweifte durch den Kerker. James hockte neben Scamander-Perfekt, damit er nicht vollkommen in Zaubertränke durchfiel, doch wie es aussah war der Schulsprecher mehr damit beschäftigt den Potter davon abzuhalten helfen zu wollen, als den Trank voran zu treiben. Es war eindeutig: James würde durch seine UTZs fallen.

Mitleidig schüttelte Molly den Kopf und blickte zu Dominique, die sich ihre Fingernägel besah. Das aus dem Kessel vor ihr ein merkwürdiger grüner Dunst stieg, schien ihr egal zu sein. Molly sah wieder auf die Beeren und plötzlich war ihr, als hätte jemand die Kerze in ihrem Kopf angezündet. Ein diabolisches Lächeln schmückte ihre Lippen.
 

„Aua!“
 

Ein Tuch um die Hand, roten Sanft tropfend und ein mörderisches Messer in Reichweite, presste sie ein paar Tränchen aus ihren staubtrockenen Augen. Es gelang ihr und sofort drehte Fred sich um: „Was ist passiert?“

„I-Ich habe mich geschnitten“, erklärte sie mit wehleidiger Stimme und sah die Besorgnis in den Augen ihres besten Freundes, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Fred erhob sich und teilte Professor Slughorn mit, dass sie ein Problem vorliegen hatten. Der alte Hauslehrer der Slytherins kam auf sie zugewatschelt und warf einen übertriebenen leidsvollen Blick auf Molly, die sich alle Mühe gab, so elend wie nur möglich auszusehen und presste weiter das Tuch auf ihre Hand. „Bringen Sie Miss Weasley sofort in den Krankenflügel. Ich bin sicher Madam Pomfrey kann sich besser darum kümmern als ich.“ Er sah knapp auf James und Molly kam in Versuchung sich ihren Teil dabei zu denken. Wahrscheinlich hielt Slughorn sich für fahrlässig, wenn er die Katastrophe auf zwei Beinen auch nur drei Minuten alleine ließ. Molly erhob sich und täuschte ein leichtes Schwindelgefühl vor. Sie fand, sie spielte ihre Rolle ganz hervorragend, besonders nachdem Fred sie am Arm fasste und vorsichtig aus dem stickigen Kerker führte.
 

Doch kaum, dass sie den Kerker hinter sich gelassen hatten, beschleunigte Molly ihre Schritte und griff mit der „gesunden“ Hand nach dem Arm ihres Cousins. Verdutzt ließ er sich mit ziehen und sprach, als sie demonstrativ die falsche Richtung einschlug: „Zum Krankenflügel müssen wir dort lang.“

„Ich weiß“, war ihre knappe Antwort und der Griff um seinen Arm wurde fester. Schließlich hatte sie den leeren Raum erreicht, zu dem sie wollte. Sie stieß Fred hinein und verschloss die Tür mit einem energischen Ruck hinter sich. Das unbenutzte Klassenzimmer diente als Abstellraum, weshalb sie sich nun zwischen Tischen, Stühlen und alten Puppen befanden, die in Verteidigung gegen die dunklen Künste einst als Übungsmaterial gedient hatten. Irgendwo ruckelte sogar eine Truhe und Molly vermutete dort einen eingesperrten Irrwicht drin.

„Molly, wir sollten wirklich schnell zu Madam Pomfrey“, sprach Fred und deutete auf das Tuch um ihrer Hand. Rote Flüssigkeit tropfte zu Boden und sie schnaubte verächtlich.
 

Sie warf das befleckte Tuch zu Boden und entblößte eine unverletzte Hand. Dann zog sie ihren Zauberstab aus dem Umhang. „Wir haben etwas zu klären, Weasley!“

Überrumpelt und gleichzeitig verwirrt verzog Fred das Gesicht. „Wovon redest du?“ Er schritt auf sie zu und wollte das Tuch aufheben: „Und was in Merlins Namen hat dich dazu gebracht einen Lehrer anzulügen, Molly, wenn das rauskommt, dann wird Slughorn Ravenclaw ordentlich Punkte abziehen, was macht das denn für einen Eindruck auf dich als Schulsprecherin?“
 

Kurz nagte das schlechte Gewissen an ihr, doch dann hob sie den Zauberstab und ging drohend auf ihren besten Freund zu. Ihre Miene war kühl und entschlossen. „Und was macht es für einen Eindruck, wenn man seine beste Freundin anlügt?“

Daran, wie Fred sich ganz kurz auf die Unterlippe biss, erkannte sie, dass sie ihn ertappt hatte. Noch bevor er noch einmal lügen konnte, zischte sie: „Wage es nicht zu leugnen! Ich weiß ganz genau, was du getan hast!“ Sie wusste überhaupt nichts, aber das musste er nicht unbedingt wissen. Pokern hieß hier das Zauberwort.
 

Es funktionierte.
 

Fred verschränkte nervös die Arme vor der Brust, seine typische Abwehhaltung. „Woher willst du das wissen?“ Eine feine Augenbraue der Schulsprecherin rutschte in die Höhe und sie bediente sich eines Tricks, den sie oft bei ihren Vater beobachtet hatte. Arrogant reckte sie das Kinn und erklärte ohne die kühle Miene zu verziehen: „Willst du mir hier etwas unterstellen?“ – „N-Nein“, bemühte sich Fred.
 

Molly beschloss zum Äußersten zu gehen und legte so viel Verachtung, wie sie nur konnte in die nächsten Worte: „Du enttäuschst mich! Von dir habe ich mehr erwartet, wie zum Beispiel Ehrlichkeit! Wieso erzählst du mir, du hast den Abend des Balls mit James verbracht, obwohl das ganze eine Lüge ist?“

In dem Gesicht ihres Cousins zuckte etwas, er wirkte erschlagen von der Wahrheit und Molly schritt etwas nach rechts, den Zauberstab noch immer auf ihn gerichtet.

„Können wir das nicht ohne Magie regeln?“, fragte der Weasley flehentlich und ließ das gefährliche Stück Holz dabei nicht aus den Augen.
 

Da sie nicht antwortete, war ihm diese Aussage genug. Fred lehnte sich gegen die leere Wand und atmete tief durch: „Ja, du hast recht. Ich bin um acht Uhr zusammen mit James in die große Halle, aber als die Reels begannen, habe ich ihn aus den Augen verloren.“ Er schwieg und Molly setzte nach: „Und?“

„Und dann habe ich da diese Hexe bezirzt. Ich kam mir richtig schlecht dabei vor, weil es ja sonst nicht meine Art ist den ersten Schritt auf jemanden zu zumachen“, brach es aus ihm heraus. „Wir haben getanzt, etwas getrunken und eins ist zum anderen gekommen.“ Die Nüchternheit mit der er sprach, ließ Molly rot werden, gleichzeitig würde ihr erschreckend schwindelig. Es war Fred mit dem sie geschlafen hatte. Fred! Der Boden unter ihren Füßen wurde seltsam brüchig.
 

„Und dann habe ich mit ihr geschlafen!“, sprach er das Todesurteil aus und griff sich dramatisch an die Stirn. „Zum Gnom, Molly, ich wusste selbst nicht wie das passieren konnte, aber als ich aufwachte lag Dominique neben mir und ich-!“

„Was?“ Molly starrte ihn an. Die Augen weit aufgerissen.

„Das muss der Alkohol gewesen sein, denn ich schwöre, ich würde mich niemals dermaßen gehen lassen, geschweige denn-!“
 

Noch einmal unterbrach Molly ihn: „Moment, du sprichst hier von Dominique, meiner besten Freundin?“ Sie musste blinzeln, um sich diese Tatsache wirklich bewusst zu machen, Fred dagegen starrte sie verständnislos an. „Natürlich, ich…“ er hielt inne und dann schien es ihm langsam zu dämmern. Verlegen räusperte er sich und zum ersten Mal sah sie, wie seine Wangen eine verräterische Farbe annahmen. „Was hast du denn gedacht?“

Molly musste Luft holen. „Nun, ich weiß nicht, aber das war es definitiv nicht.“
 

Sie schwiegen und vermieden es einander anzusehen.

Nur mit Mühe raffte Molly sich auf, diese peinliche Stille zu beenden. „Dann, ähm, hast du also wirklich mit Dominique geschlafen?“

„Ja“, antwortete er knapp mit rauer Stimme. Die Weasley spürte, wie ihr Herz plötzlich leicht wurde und eine große Welle der Erleichterung ihren Körper durchflutete.

Fred war es nicht.

Glücklicher hätte sie kaum werden können. Ohne sich unter Kontrolle zu haben, strahlte sie ihn an, was ihn verunsicherte. Skeptisch verzog er das Gesicht.
 

„Äh, hallo, alles in Ordnung? Warum grinst du so?“ Er schien die Welt nicht mehr zu verstehen. „Ich dachte, du wärst deswegen unheimlich verstimmt und würdest mir jeden Moment einen Unverzeihlichen ins Kreuz hexen.“

Statt zu reagieren, grinste Molly weiter vor sich hin wie ein Honigkuchenpferd. „Nein, ich bin nur, irgendwie gerade sehr glücklich.“

„Weil ich mit Dominique geschlafen habe?“

„Ja“, schnell begriff sie die verquerte Logik. „Also nein, ich… Moment mal!“ Die Heiterkeit wich aus ihrem Gesicht, stattdessen machte sich Ungläubigkeit breit. „Ich dachte immer, du bist der Letzte, der auf Veela-Reize abfährt!“
 

Und da waren sie wieder, in der wirklichen Realität.
 

Während Fred beschämt zu Boden sah und erklärte, dass er selbst nicht so genau gewusst hatte, wie ihm geschah, nahm Molly alles mit sichtlichen Erstaunen zu Kenntnis. Es wirkte irgendwie surreal das ausgerechnet ihre beiden besten Freunde den Abend zusammen verbracht hatten. Und das Bild von ihnen gemeinsam wollte irgendwie nicht so recht zusammen passen. Trotzdem nickte Molly immer wieder und ihr wurde deutlich, dass Fred wirklich eine Menge getrunken haben musste, um dermaßen seine Moralgrenze zu verlieren. Welche Erklärung Dominique für diese Schandtat hatte, würde sie noch herausbekommen.

„Jedenfalls lag sie da und ich wäre am liebsten disappariert“, endete er mit seinen Ausführungen und Molly kannte dieses Gefühl nur zu gut. „Ich dachte, ich befinde mich im falschen Muggelfilm!“ Seine Panik spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder und Molly seufzte. Mittlerweile tat es ihr leid, dass sie ihn so überrumpelt hatte. Wahrscheinlich war sein schlechtes Gewissen so groß wie England.
 

„Und…“, sie wagte es kaum anzusprechen. „… jetzt schweigt ihr über die Nacht, oder wie sieht es aus?“ Dominique und Fred hatten am Tag nach dem Ball so wie immer miteinander geredet. Zynisch, sarkastisch und ironisch. Bei Dominique war es normal das sie aus einer Nacht keinen Skandal machte, aber das Fred sich so gut unter Kontrolle hatte, wunderte sie dann doch.

„Von wegen“, sprach er düster. „Sie hat mich damit erpresst, dass wenn ich dir etwas sagen sollte, sie dafür sorgt, dass du kein Wort mehr mit mir sprichst.“

Molly hob eine Augenbraue. „Was soll das bitte sein?“ Unwirsch zuckte Fred mit den Schultern und gestand, dass er keine Ahnung hatte, aber Dominique hätte ihn so in die Ecke gedrängt, dass er daran keinen Gedanken verschwendet hatte. Molly strich sich eine Haarsträhne zurück in den gelösten Zopf. Das Spielchen zwischen ihren beiden besten Freunden hatte sie noch nie verstanden, aber da würde sie sich raushalten.
 

„Nun denn“, sprach sie und machte sich daran die Tür wieder zu öffnen. „Ich bin jedenfalls heil froh, dass du neben Dominique aufgewacht bist.“ – Und nicht neben mir, setzte sie in Gedanken hinzu. Kaum, dass sie den Abstellraum hinter sich gelassen hatten, sah Fred sie verwirrt an: „Was soll das heißen?“

„Nichts!“, antwortete Molly eine Spur zu heftig und spürte den kritischen Blick ihres besten Freundes auf sich. „Mallory Aurelia Weasley“, der Klang seiner Stimme verriet ihr, dass er gänzlich verstimmt war. „Du rückst jetzt sofort mit der Wahrheit raus, immerhin habe ich gerade ebenfalls einen Seelenstrip hinlegen müssen.“ Molly blieb stehen und musterte ihn ernsthaft, dann zwang sie sich zu einem Lächeln: „Ein anderes Mal.“
 

„Molly!“, knurrte er drohend, doch davon ließ sie sich nicht einschüchtern. Sie hob gebieterisch die Hand. „Ich sagte nicht, nein, sondern lediglich nicht heute.“ Gerade, als er noch etwas erwidern wollte, brach ein Sturm von Schülern über sie herein. Es klingelte zur Pause und Molly nutze die Gelegenheit ihrem Freund zu entwichen. Gedanklich strich sie einen weiteren Namen durch, als sie sich auf den Weg zur Bücherei machte, um in der Freistunde ein paar Hausaufgaben fertig zu bekommen.
 

Louis Weasley

Richie Harper

Lorcan Scamander

Fred Weasley

John McBeal

Robert Monore

Lysander Scamander

Albus Potter

James Potter

Scorpius Malfoy
 

Blieben noch zwei.
 

Und die würde sie auch noch zu knacken bekommen. Dabei wollte Molly nicht daran denken, was passierte, wenn es tatsächlich einer der beiden war. Wer ihr lieber war, konnte sie im Moment nicht sagen und überhaupt, dass wollte sie noch nicht einmal denken. Ebenso die Tatsache, was sie machte, wenn es am Ende auf keinen von beiden hinaus lief. Während sie auf ihre beste Freundin zu schritt, die bereits an der Bibliothek auf sie wartete und ihre Tasche in den Händen hielt, musste sie sich unbedingt einen Plan zurecht legen, um den nächsten Verdächtigen zu überprüfen. Dominique gähnte ihr entgegen und Molly verzichtete darauf, sie auf Fred anzusprechen. Dieses Desaster durften beide unter sich ausmachen.

„Und, hat Pomfrey deine Hand wieder geheilt?“, begann die Veela mit harmlosen Smalltalk und Molly nickte. Sie wollte wissen, was sie bei Slugy verpasst hatte, doch da ihre Cousine nur mit den Schultern zuckte, wurde ihr klar, dass die beim Slytherin Hauslehrer selbst vorbei schauen musste.
 

Wie üblich ließen sie sich an ihrem Stammplatz nieder, an einer kleinen Nische eingerahmt von hohen Regalen. Der kleine Tisch wackelte und routiniert schob Dominique ein Stück Papier unter das zu kurz geratene Tischbein. Dann zückte sie einen Taschenspiegel um ihren sündig roten Lippenstift nachzuziehen. Zeitgleich griff die rothaarige Weasley energisch nach ihrer Feder.

Immer wieder dachte Molly daran, dass nur noch James und Lysander übrig waren. Mit beiden hatte sie ein wirklich schlechtes Los gezogen. James würde gewiss die Schule in Entzücken versetzten, wenn er von diesem Ausrutscher erzählen würde. Dann war ihr guter Ruf als Sauber-Hexe jedenfalls weg. Bei Lysander würde sie schlicht mit Nachsitzen auf Lebenszeit drohen müssen. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, warum er sich überhaupt auf sie eingelassen hatte. Schließlich war sie nun wirklich nicht der Typ Mädchen, der sämtliche Blicke auf sich zog.
 

Fakt war: Sie würde etwas unternehmen müssen.
 

Geräuschevoll klappte Molly ihr Buch zu und beschloss direkt zum Plan über zu gehen. Überrascht sah Dominique sie an, doch ohne ihre Beste in ihrem Plan einzuweihen, packte sie ihre Sachen und rauschte aus der Bibliothek. Selbst war die Frau und in diesem Fall verließ sie sich ganz auf ihr Talent für gewisse Verhöre. Kaum, dass sie hastig um die Ecke bog und in jemanden rein rannte, rutschte ihr das Zaubertränkebuch aus den Armen. „Entschuldigung.“ Molly bückte sich, aber jemand kam ihr zuvor. Als sie aufsah, hätte sie am liebsten einen kleinen Luftsprung gemacht. „Scamander!“, strahlte sie und blickte in das skeptische Gesicht des Slytherins. „Na, du freust dich aber verdächtig mich zu sehen.“

„In der Tat!“ Heftig und begeistert nickte die Schulsprecherin und nahm ihm das Buch aus den Händen.
 

Seine Augenbrauen rutschten in die Höhe und als sie begriff, was sie von sich gegeben hatte, stammelte sie: „Nein – also ich wollte damit eigentlich etwas ganz anderes sagen.“ Während Molly nach den richtigen Worten suchte, fiel ihr auf, dass seine Krawatte mal wieder falsch gebunden war. „Du siehst schrecklich aus“, entgegnete sie ihm und drückte ihm das schwere Buch zurück in die Arme, dann griff sie einfach nach den katastrophalen Krawattenknoten und öffnete das gute Stück. Sorgfältig legte sie das Stück Stoff unter den Kragen und begann das Malheur zu beheben.

„Jetzt kriege ich wirklich Angst“, witzelte der Scamander. „Wird das ein versuchter Mord, indem du mir gleich die Luft abschnürst?“

„Unsinn“, versuchte Molly seine Bedenken beiseite zu schieben. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, am Wochenende mit mir nach Hogsmeade zu gehen.“ Sie zog an der Krawatte und setzte den Knoten so perfekt, wie es sich für die Tochter Percy Weasleys gehörte.
 

Überrascht musterte Lysander sie und Molly rechnete schon fest mit einer Absage, als er den Knoten etwas lockerte und sich räusperte: „Ähm, klar, warum nicht. Gibt es einen bestimmten Anlass dafür?“

„Sollte ich den haben?“, stellte sie die Gegenfrage und er grinste breit. „Vielleicht ein freies Butterbier? Denn lass dir gesagt sein, ich bin pleite, du wirst also bezahlen müssen.“

Molly rollte gespielt die Augen. „Das werde ich sicherlich gerade noch so verkraften können.“

Sie verabredeten sich für zwei Uhr an der großen Treppe und als Molly sich überschwänglich von ihm verabschiedete, wusste der verwirrte Junge noch immer nicht den Grund ihrer guten Laune. Für sie jedoch zählte nur die Tatsache, dass sie am Samstag nur noch horchen musste, was genau Lysander am Ballabend gemacht hatte. Das Ganze konnte schließlich nicht so schwer sein.
 

Nun musste sie sich noch etwas wegen James einfallen lassen.
 

Die Schulsprecherin eilte wie von selbst die große Treppe empor und machte sich auf den Weg zum Schulsprecherraum. Wenn sie sich das Wochenende frei halten wollte, dann musste sie vorher unbedingt ein paar Dinge erledigen. Jemand von dem Vertrauensschüler musste sich um die Nachsitzer kümmern und Molly war versucht das Haus Slytherin für diese Aufgabe zu missbrauchen. David und Nicole kamen dieser Aufgabe im siebten Jahr nämlich nicht gerade zuverlässig nach. Mit der Schulter stieß sie wenig später die Tür zu den Schulsprecherräumen auf und vernahm sogleich eine Stimme, die ihr ziemlich bekannt vor kam. Molly sah zu den beiden Schreibtischen, die sich gegenüber standen. Und was sie sah, ließ sie blinzeln.
 

Erst einmal, dann zweimal.
 

Molly musste schlucken als sie die zarte Gestalt ihrer Schwester erkannte. Lucy war all das, was sie immer gerne gewesen wäre. Sie hatte langes, dichtes verführerisches dunkles Haar, ganz nach ihrer Mutter, große braune Kulleraugen und war eher klein und zierlich. Trotzdem waren doch deutliche Rundungen vorhanden. Am meisten beneidete Molly ihre jüngere Schwester jedoch um die weiße Schneewittchenhaut. Nicht eine einzige Sommersprosse hatte Lucy aufzuweisen, ganz anders als sie selbst. Ihr Gesicht war davon übersäht.
 

Besagte Schwester schien ihren Rock erschreckend gekürzt zu haben und Molly fragte sich, ob in der Schulordnung eine Regel stand, welche dies untersagte. Lange schlanke Beine steckten in schwarzen Stiefeln und sie bemerkte, dass sich Lucy vorgebeugt hatte. Sie schien mit Scamander zu diskutieren.

„Du bekommst das Feld am Donnerstag nicht“, sprach der Schulsprecher so kühl, wie Molly es von ihm gewohnt war. Sie machte sich bemerkbar, indem sie ihn begrüßte und Lucy leicht anstieß. „Du hast es gehört, du kriegst das Feld nicht“, witzelte sie und fragte sich gleichzeitig, warum ihre Schwester mit diesem Anliegen nicht zu ihr kam. Als Lucy sich umdrehte, wusste sie warum.
 

Die blassen Lippen waren rot geschminkt, die Bluse stand ein paar Knöpfe offen und auf die Krawatte hatte ihre Schwester komplett verzichtet. Die beliebte Hufflepuff sah sie mahnend an und warf sich das lange Haar über die Schulter. Selbstsicher schritt sie um den Schreibtisch des Scamanders herum setzte sich auf mit ihren kleinen Hintern auf ein paar Akten auf seinem Tisch. Ungläubig beobachtete Molly das Geschehen. Ganz Herr der Lage lehnte sich Lorcan auf seinem Schreibtischstuhl zurück und Lucy schlug die Beine übereinander.

„Nur weil du Schulsprecher und Quidditchkapitän bist, heißt das noch lange nicht, dass du deine Macht missbrauchen darfst, Lorcan.“

Molly öffnete verblüfft den Mund. Seit wann nannte Lucy ihn Lorcan? Langsam bekam sie immer deutlicher das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

„Ich missbrauche meine Macht nicht“, sprach er monoton und sah sie scheinbar gelangweilt an. Molly war es ein Rätsel, wie er bei Lucys Anblick so kühl bleiben konnte. Aus der Gerüchteküche wusste sie, dass sich halb Hogwarts den Kopf verdrehte, wenn Lucy durch den Gang schritt. Sie war bei beiden Geschlechtern sehr beliebt. Die Hexen wollten sie zur Freundin, während die andere Seite unbedingt mit ihr ausgehen wollte.
 

Nur mit Mühe gelang es Molly sich zu setzten und ihre Augen von dem Schauspiel abzuwenden, doch sie konnte nicht. Schließlich war sie zum ersten Mal Zeugin davon, wie Lucy versuchte ihren Willen bei jemand durchzusetzen, der noch sturer war, als sie selbst. Die rothaarige Weasley schluckte kaum merklich, nachdem sie beobachtete, wie Lucy mit den manikürten Fingernägeln über die penibel gebundene Krawatte des Schulsprechers strich.
 

Eine seltsam erotische Atmosphäre entstand und Molly fühlte sich vollkommen fehl am Platz. „Hör zu, ich könnte mich für diese Gefälligkeit durchaus erkenntlich zeigen.“

Im ersten Moment verstand Molly nicht, doch dann neigte Lucy leicht den Kopf und Lorcan antwortete ungewohnt dreist: „So, darf ich fragen wie?“

Eine kleine Pause entstand, in der die Schulsprecherin kaum merklich die Luft anhielt und spürte, wie ihr Herz bis zum Hals klopfte. Was in Rowenas Namen tat sie hier eigentlich?
 

Lucy veränderte ihre Position und Molly konnte nicht sehen, was genau sie tat, doch als sie die laszive Stimme ihrer Schwester hörte, brannten bei ihr sämtliche Sicherungen durch.

„Ich könnte dich auf interessanter Art und Weise unterhalten“, dabei glitt die schmale Hand über das Hemd des Schulsprechers und fuhr tiefer. In diesem Augenblick ergriff Molly einen Bücherstapel ganz in ihrer Nähe und ließ diesen laut auf ihren Schreibtisch knallen.
 

Erschrocken führ Lucy herum und Molly bemühte sich um Beherrschung. Merlin, wo war sie hier denn gelandet? Wo war ihre kleine süße Schwester, die keiner Fliege etwas zur Leide tun konnte! Sie atmete tief aus und wagte es nicht, Scamander anzusehen, denn ihr war durchaus bewusst, dass ihre Wangen vor Scham rot geworden waren.

„Luciane“, sprach sie beherrscht den ganzen Namen ihrer Schwester. „Ich bin sicher, dass sich Scamander bei einem vernünftigen Gespräch umstimmen lässt, also würdest du die Güte besitzen und uns alleine lassen?“
 

Die Jüngere leckte sich aufreizend über die roten Lippen, nickte allerdings knapp und verkündete heiter: „Tja Lorcan, jetzt wirst du dich in eine anstrengende Debatte stürzen müssen und ich bekomme am Ende trotzdem, was ich will.“ Sie zwinkerte und rutschte vom Schreibtisch, dabei strich sie sich durch das Haar. „Das Ganze hättest du auch viel entspannter kriegen können.“
 

Das wollte sich Molly im Augenblick überhaupt nicht vorstellen. Lucy winkte ihr gut gelaunt zu und hüpfte aus dem Raum. Dabei fielen Molly die vielen Armbänder an dem zarten Gelenk ihrer Schwester auf. Sie arbeitete wirklich mit allen möglichen Tricks um die gewöhnliche Schuluniform aufzupeppen. Kaum, dass die Tür sich schloss, herrschte eine erdrückende Stille. Molly räusperte sich und traute sich zum ersten Mal, seit der Peinlichkeit von eben, ihren Partner anzusehen. Scamander hatte sich aber bereits wieder seinen Hausaufgaben gewidmet, denn er schlug gerade eine Seite im Zauberkunstbuch um. Molly kramte nach dem Quidditchplan und sah, dass am Donnerstag für die nächste Woche nur Gryffindor um siebzehn Uhr trainierte und das Feld ab neunzehn Uhr frei war.
 

„Normalerweise ist Luciane nicht so“, begann sie langsam. „In Wirklichkeit ist sie ein wohlerzogenes, liebes Mädchen“, versuchte sich Molly unsicher zu entschuldigen. Ohne aufzuschauen antwortete Lorcan ihr: „Du hast ein falsches Bild von deiner Schwester, denn sie ist ein kleines Miststück, dass genau weiß, wie sie ihren Willen durchsetzt.“

Es gefiel ihr gar nicht, wie er über Lucy urteilte, doch sie wusste, dass sie diplomatisch vorgehen musste. Leise seufzte sie und erhob sich. „Wieso gibst du ihr das Feld nicht Donnerstag, wenn James fertig ist?“ Sie schritt um ihren Schreibtisch herum, auf seinen Zu. „Ist ja nicht so, als würde sich Slytherin darum reißen, ebenfalls Donnerstag trainieren zu dürfen.“ Molly hatte das Gefühl, dass sie immer noch nicht seine gesamte Aufmerksamkeit hatte. Also versuchte sie es weiter, während sie seiner Feder dabei zusah, wie sie über das Papier kratzte. „Magst du Luciane nicht?“, wechselte sie das Thema und bemerkte, dass er kurz inne hielt. „Doch, aber ich mag keine Hexen, die mit jeden Mittel arbeiten um ihren Willen zu kriegen. Es ist manipulativ.“
 

Seine Aussage überraschte sie. „Trotzdem ist sie hübsch, sportlich-!“

„Intelligent und charmant, ja ich weiß.“

Molly legte ihm den Plan auf den Tisch. „Und weil sie all das ist, wirst du ihr das Feld am Donnerstag geben. Tust du das nicht, wird sie dich so lange mit großen, verführerischen braunen Schokoladenaugen ansehen, bis du nachgibst.“
 

Lorcan verzog das Gesicht und sie konnte nicht genau sagen, ob er darüber verstimmt oder eher genervt von war. Erfreut jedenfalls nicht. Sie setzte noch einen drauf: „Du hast etwas gut bei mir.“ Nun sah er zum ersten Mal auf und sie glaubte Misstrauen zu erkennen. „Das wird ein verdammt großer Gefallen sein, ist dir das klar, Weasley?“

Sie schluckte. „Natürlich.“ Was konnte das schon sein? Nachtdienst oder sonstige Sklavenarbeit, das würde sie gewiss überleben. Und wo sie schon gerade dabei war, ihn weich zu klopfen, konnte sie auch gleich Nägel mit Köpfen machen. „Übrigens, können am Samstag nicht Nicole und David den Dienst für das Nachsitzen übernehmen?“
 

Lorcan ließ die Feder sinken, er wartete ab und Molly erklärte knapp und mit trockener Stimme: „Ich, ähm, habe eine Verabredung und würde sie ungern absagen.“

Ohne eine Regung von sich zu geben, nickte er und widmete sich wieder seinen Hausaufgaben und sie drehte sich um. Doch noch bevor sie ihren Platz erreichte, fiel ihr etwas ein. Sie saß hier immerhin an der Quelle des allmächtigen Alles-Wisser. „Scamander, was würdest du tun, wenn dein Bruder etwas Tragen würde, einen Umhang oder etwas ähnliches, was du unbedingt haben willst?“
 

Verwirrt sah er sie an und sie erläuterte: „Na ja, du möchtest unbedingt, dass er dieses Kleidungsstück auszieht, wie würdest du das Ganze angehen.“

„Kleidungsstück?“, echote er nicht verstehend und sie nickte: „Ja, es ist dir wichtig und er soll es nicht tragen.“ Molly wurde klar, dass sie sich ziemlich dämlich anhörte und die Frage mehr als nur verdächtig klang. Scamander wandte sich ab und sie verstand, dass er auf solch eine dumme Frage nicht antworten würde.
 

Gerade, als sie sich setzten wollte, sprach er jedoch: „Ich würde es mal mit den Aquamenti-Zauber versuchen und wenn gar nichts hilft Mobilcorpus ausprobieren.“

Molly strahlte und mal wieder wurde Scamander-Perfekt seinen Ruf gerecht.
 


 

- - -
 

Die folgende Woche verbrachte sie damit, ihren eigenen Cousin so gut es ging zu beschatten. Sie setzte Fred auf ihn an, wenn sie verhindert war, doch dieser konnte ihr nur regelmäßig berichten, dass James Potter von einem Ort zum anderen verschwand und keinen festen Rhythmus in seinem Alltag hatte. Seine Freunde waren überall und er hielt sich immer dort auf, wo es ihm beliebig war. Dominique war als Fred-Ersatz zumindest überhaupt keine Hilfe. Sie mischte sich unter James Begleitung und folgte ihm jedoch nicht mehr, wenn sie sich in einem bestimmten Umfeld wohl fühlte.
 

Das Ende vom Lied: Molly würde sich selbst an seine Fersen heften müssen. Das tat sie dann auch. Ihre langen Haare zum Zopf geflochten, bequeme Turnschuhe an den Füßen, folgte sie ihm bereits vor der Schule und versuchte ihn mit dem Aquamenti-Zauber zu treffen, ihr Pech war allerdings, dass ihr ein Erstklässler dazwischen sprang und sie irgendetwas falsch gemacht zu haben schien. Denn der kleine Hufflepuff schwoll gefährlich gelb an.

Nachdem sie den Jungen heuchlerisch besorgt in den Krankenflügel gebracht hatte, verbrachte sie die nächsten zwei Tage damit, den Aquamenti-Zauber zu üben.
 

Natürlich an Fred.
 

Unauffällig trafen sie sich zusammen mit Dominique in einem leeren Klassenzimmer. Während ihre Beste sich immer wieder mit der Zauberstabspitze an den Kopf tippte und so ihre Haarfarbe magisch wechselte, schwoll Fred beim ersten Versuch genauso gelb an, wie der Erstklässler. Beim zweiten Mal verdrehte er schlicht die Augen und fiel um. Besorgt fragte Molly sich, ob Scamander ihr überhaupt den richtigen Zauberspruch verraten hatte. Dominique bestätigte ihr, dass der Aquamenti-Zauber durchaus etwas mit Wasser zu tun hatte.
 

Während Fred wieder zu sich kam und ein großes Stück Schokolade verschlag, musterte Molly ihn feindselig. Er verstand den missmutigen Ausdruck auf ihrem Gesicht falsch. „Hey, ich falle nicht nur zum Spaß um!“

„Das weiß ich“, erwiderte sie ungehalten. „Aber irgendetwas mache ich falsch.“ Sie richtete den Zauberstab auf das Lehrerpult und sprach energisch: „Aquamenti!“ Es sollte Wasser aus ihrem Zauberstab schießen, stattdessen jagte sie das Pult in die Luft. Dominique und Fred zuckten zusammen und letzter merkte an: „Professor Silvester wird sich über einen neuen sicherlich freuen.“

Wütend und frustriert stampfte Molly mit den Fuß auf und Dominique wagte es zum ersten Mal an diesem Abend einen Ratschlag zu geben. „Vielleicht solltest du den Spruch eher ruhig und beherrscht sagen. Im Moment bist du nämlich eher hysterisch und verstimmt. Keine gute Mischung, wenn du mich fragst.“
 

Molly schluckte und atmete tief durch, dann drehte sie sich zu ihrem besten Freund um. Dieser wich direkt zurück und wollte abwehren: „Bitte, ich denke, für heute ist es genug.“

„Sei kein Hasenfuß!“, wies Dominique ihn zickig an. „Bist du nun ein Gryffindor, oder nicht?“

Gerade als Fred etwas erwidern wollte, richtete Molly bemüht ruhig den Zauberstab auf ihn und sprach klar: „Aquamenti!“ Ein Strahl Wasser schoss auf ihn zu und durchnässte ihn. Begeistert klatschte die Veela in die Hände, während Fred die Augen geschlossen hatte und sich nicht rührte. Molly dagegen umso mehr. Erfreut, dass es zum ersten Mal geklappt hatte, drehte sie sich um die eigene Achse.
 

„Wunderbar“, kam es Sarkastisch von dem jungen Zauberer und er schüttelte sich. Sein Blick traf den von Dominique und sie bedachte ihn mit einem zweideutigen Lächeln. Molly hatte für all dies keine Augen, zu sehr freute sie sich darüber, dass der Aquamenti-Zauber kein Ding der Unmöglichkeit mehr war. Prinzipiell mischte sie sich nicht zwischen ihren beiden besten Freunden ein. Es schien wie immer zu sein, sie stritten und fluchten übereinander und miteinander. Viel eher würde sie sich Sorgen machen, wenn sie plötzlich nett zu einander wären.

„James Sirius Potter, ich kriege dich!“, jubelte sie zuversichtlich und bedankte sich überschwänglich bei Fred, indem sie ihn so energisch trocken zauberte, dass seine roten Haare in alle Himmelsrichtungen abstanden.
 

Dominique rutsche vom Tisch und legte ihr die Hände auf die Schulter. „Und angesichts deines Sieges, solltest du nun unbedingt eine Tasse Tee trinken und dich wieder beruhigen, denn sonst setzt du morgen das ganze Schloss unter Wasser.“

Molly ließ sich jedoch nicht beruhigen. Weder mit Tee, noch mit Schokolade. Weshalb sie am nächsten Tag vollkommen hibbelig auf der Lauer lag. Das Quidditchtraining der Gryffindors war vorbei und sie hockte auf der großen Treppe, sicher versteckt vom Gelände. Sie hörte die Stimmen der Löwen und lugte nach unten. Zielsicher richtete sie ihren Zauberstab auf einen schwarzen Haarschopf und murmelte: „Aquamenti!“
 

Es funktionierte.

Fast.

Mehrere Stimmen schrien empört auf.
 

Über die Gryffindors brach ein Monsunregen zusammen. Es goss aus einer Wolke, wie aus Eimern und Molly wollte gerade über das Gelände linsen, als jemand brüllte: „Da oben!“ Mehrere Flüche wurden auf sie ab gefeuert. Jemand quiekte und sie begriff, dass sie es selbst war. Wie ein Spezial-Auror Rang A rollte sie sich über den Boden und schoss dann den Gang entlang. Hinter sich hörte sie, dass ihr jemand folgte. Molly rannte so schnell, wie sie nur konnte. Mehrmals stolperte sie und bog scharf nach rechts ab. Ihr langer Schatten wurden verschluckt. Kopflos achtete sie nicht, wo sie hinlief und hastete Sekunden später eine runde Turmtreppe hoch. Am Ende würde sie noch im Klassenzimmer für Wahrsage landen. Der Weasley kam es vor, als würde sie schier ewig im Kreis laufen. Ganz langsam wurde ihr schwindelig und ihr Atem ging heftiger. Seitenstiche machten sich bemerkbar und Schweiß lief ihr über den Rücken. Beinahe hilflos zog sie sich nun Stufe für Stufe den Turm hoch und wünschte endlich das Ende herbei. Die Schritte kamen dafür immer näher.
 

„Locomotor mortis!“, donnerte es hinter ihr und noch bevor Molly sich verteidigen konnte, verknoteten sich ihre Beine und sie stürzte. Der Aufprall auf die Steintreppe war hart und sofort schmerzten ihr mehrere Glieder. Sie stöhnte und bemerkte, dass sich jemand über sie beugte. Wasser tropfte auf sie herunter. Zu ihrer grenzenlosen Wut ging der Atem ihres Verfolgers vollkommen ruhig. Er schwieg und es dauerte, bis sie sich halbwegs im Griff hatte und die Tränen, die ihr aufgestiegen waren vor Pein, weg blinzelte.

„Molly?“

Sie stöhnte erneut, natürlich. James.

Sofort löste er den Fluch und half ihr auf. Eins wusste sie für die Zukunft, mit einem Potter würde sie sich nicht duellieren. Mit einem Ruck hatte er sie hochgehoben und Molly besah sich ihre offenen Knie. Die weißen Strümpfe färbten sich langsam rot, dann sah sie zu ihrem Ellenbogen. Das würde einen großen blauen Flecken geben.
 

„Ich…“, begann der Gryffindor und raufte sich typisch für ihn, die Haare. „- hast du einen Troll gesehen? In der Eingangshalle da hat jemand die gesamte Gryffindormannschaft verflucht und-!“

„Das war ich“, sprach sie langsam und schluckte hart. Verflucht, was hatte es dieser dämliche Beinklammerfluch in sich. Erstaunt sah er sie an und dann fiel es ihm scheinbar wie Schuppen von den Augen. „Dann waren die Flüche in der Woche auch an mich gerichtet? Der Erstklässler der gelb anlief-!“

„Und auch Fred und Dominique, die sich plötzlich in deiner Gesellschaft befanden.“

Im ersten Moment schien seine Miene Unglauben, schließlich Wut und dann Verwirrung wieder zu spiegeln. Sie sah, dass eine ungewohnte Röte an seinen Wangen empor kroch. Es gab nicht häufig Situationen, in denen James Potter seine arrogante Pokerface verlor.
 

Allerdings war er auch ebenso wenig richtig wütend und zornig anzutreffen. Molly musste deshalb noch einmal schlucken und taumelte leicht. Vorsichtig setzte sie sich hin. Der Sturz hatte sie doch ganz schön mitgenommen.

Du verfluchst mich, warum?“, James sah sie verwirrt an, während sie sich die Knie besah. „Ich hatte da was mit dir zu klären“, murmelte Molly und Herrje, wer hätte den ahnen können, dass der kleine Zauber so nach hinten los ging? Sie wäre besser dran gewesen, wenn sie ihm ganz auf Muggelart einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt hätte.

„Ging das nicht-!“, er ruderte heftig mit den Armen. „-offensichtlicher? Mussten wir uns dafür duellieren? Geht es immer noch darum, das ich Hufflepuff das Feld weggenommen habe?“

Empört sah sie ihn an. Sie war nachtragend, aber doch nicht so! Man konnte es auch übertreiben. Kurz biss sich Molly auf die Unterlippe, doch dann sprach sie: „James, ich muss wissen, was du in der Nacht getan hast, als wir Hogwarts 700 Jährigen Geburtstag gefeiert haben.“
 

Die Röte verschwand aus den Wangen und sie ahnte Schlimmes, als sie ihren Cousin ansah. Er schien entsetzt, fast schon panisch.

„Warum?“, wollte er mit heiserer Stimme wissen und sie ahnte Schlimmes. Mit einem Mal begriff Molly die Tragweite dieses Verhörs. Was, wenn es tatsächlich James war, mit den sie geschlafen hatte? Dann war sie eine von vielen und würde mit Dominique auf einer Stufe stehen. Merlin, sie hatte geglaubt niemals mit einem Jungen zu schlafen, der auch schon in den Genuss ihrer besten Freundin gekommen war.
 

„Es ist mir wichtig“, presste sie hervor. „Bitte James, erzähl mir, was du gemacht hast, mit wem du zusammen warst und wie du an diesem Abend ausgesehen hast, es ist mir wirklich sehr wichtig.“

Sie sah, wie er mit sich selbst kämpfte, schließlich entschied er sich zu ihren Gunsten. „Gut, von mir aus, aber nicht jetzt und auch nicht hier.“ James blickte an sich herunter. „So hole ich mir den Tod und das Ganze könnte etwas dauern. Du verzeihst also, wenn ich einen anderen Zeitpunkt wähle.“

„Wann?“, wollte Molly sofort wissen. Kurz schwiegen sie sich an und sie ignorierte ihre brennenden Knie. Am liebsten hätte sie ihn hier und jetzt zur Rechenschaft gezogen, aber auch sie sah ein, dass es durchaus bessere Orte gab, so etwas Wichtiges zu besprechen.
 

„Samstagabend, in der Küche.“
 

Fortsetzung folgt…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kommi-Kermit
2014-02-10T15:22:33+00:00 10.02.2014 16:22
Es darf gelacht werden XD Wenn du meine Kommentare von gestern liest, dann wirst du dir ein Grinsen vermutlich nicht verkneifen können. Ich wollte gestern im Bett "nur noch kurz ein Kapitel" lesen und das Ende vom Lied war, dass ich dann um halb vier morgens auf aktuellem Stand war. Ich war heute den ganzen Tag über immer noch total geflasht ^^ Und wenn ich die Kommis so durchlese, dann war ich nicht die Einzige, die sich komplett geirrt hat ^^

Aber ein Kommi nach dem anderen. Tun wir mal so, als wüssten wir noch nicht, wie es weitergeht :) Ich LIEBE dieses Kapitel! Deine Molly finde ich unheimlich gut gelungen. Schön durchtrieben ^^ Man sollte ja meinen, dass Fred sie als bester Freund kennen müsste, aber den hat sie schön hinters Licht geführt. Ich hatte mir schon sowas gedacht mit Domenique, aber es war total süß, wie er es Molly gebeichtet hat. Und ihre Reaktion war natürlich zu herrlich *g* Ob aus Fred und Dome vielleicht noch mehr wird?

Am besten war aber definitiv ihre "Jagd" auf James und die Erkenntnis, dass man sich mit einem Potter besser nicht duellieren sollte ;) Es sind solche kleinen Sätze, die deine FF zu etwas ganz besonderem machen. Du schreibst so "echt", das ist einfach toll. Das Kapitel hat soo viel Spaß gemacht! Und nach James Ansage konnte ich unmöglich aufhören, zu lesen ^^

Liebe Grüße
Von:  Farbwolke
2013-12-27T21:04:44+00:00 27.12.2013 22:04
Hallo :)
Ein wunderbares Kapitel. Ich finde Lucy nun ja keine Ahnung. Vielleicht sollte sie anschaffen gehen, oder so xD Natürlich hat Mr. Perfect ein paar Sprüche parat. Hätte mich gewundert, wenn nicht. Arme Molly ich hoffe sie erfährt bald wer es war. Fred tat mir schon leid. Wie Molly ihn verhört hat. Also wirklich. Jetzt weis man aber, mit wem Fred zusammen war und wieso die Begleitung con Dome sich betrunken hat haha

Ein tolles Kapitel

Grüße
Traumtaenzerin
Von: abgemeldet
2012-05-28T15:04:12+00:00 28.05.2012 17:04
Hallöchen :)
Ich verstehe nicht, warum du so wneig Kommis hier hast *sfz* Das War ein wirklich tolles Kapitel. Ich mag Lucy nicht sonderlich. Sie wirkt wie eine *piep* auf mich. Aber Molly mag ich dafrü umso lieber. Hach ich freu mich auf das nächste Kapitel. Ich bin gespannt, was Jamie alles berichtet

LG
B0UNTY
Von:  blubbie
2012-04-26T22:02:50+00:00 27.04.2012 00:02
Hi Dahlie :)

Danke für Deine (beiden) ENS. Das Kapitel hat mir wieder mal ein dickes fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert. Ich habe jetzt meine Entscheidung getroffen, von wem ich denke, dass er es ist. Fred und einen weiteren habe ich direkt ausgeschlossen (Fred ist bewiesen und Numemr 2 ist reiner Instinkt bei mir...ich hoffe der trügt nicht). Zwei bleiben noch übrig udn ich habe mich entschieden!!!!!! Ha....es passen dafür zwar noch nicht alle Puzzleteile und es sind noch so einige Fragen offen, aber ich bin mir sicher, dass sich das im kommenden Kapitel ändern wird.^^ Deine Charakterbeschreibungen haben da übrigens auch sehr geholfen, aber mehr verrate ich hier lieber nicht.

Fred tat mir leid. Erst von Dome erpresst und dann so von molly hinters Licht geführt...ich befürchte fast, dass der Ärmste noch so einiges durchleiden muss in dieser Geschichte. Ich hoffe du planst wenigstens ein wohlverdientes Happy End für den Guten!!!! Es ist lustig wie Molly aufdreht und alles daran setzt Mr Springertattoo zu erkennen. Ich fiebere James Geschichte entgegen. Und Lysander tut mir jetzt schon wieder ein wenig leid. Molly hat ihn ja heillos verwirrt :D Aber Mr Perfekt zu fragen, was er machen würde, wenn er wollte, dass Lysander sich auszieht ist schon...hm....ein wenig auffällig. Habe Tränen über den Monsun gelacht, den sie auf James und sien Team heraufbeschworen hat.^^

Nun will ich Dich aber nicht weiter davon abhalten weiter zuschreiben....der Hauptverdächtige ist eingekreist, aber ich will noch mehr Antworten ;)

LG, blubbie
Von:  mudblood
2012-04-25T20:35:53+00:00 25.04.2012 22:35
Und Fred ist es nicht (: Sehr gut!

Nun können es nach Mollys Liste nur noch James und Lysander sein. Eigentlich hatte ich schon gedacht, dass James nun auch weg fällt... aber dann wird das Gespräch verlegt. Ach man. (; Lorcan wird aber sicher auch noch mitmischen.

Das Kapitel war sehr, sehr amüsant. Wirklich! Du hast mich mehrmals zum schmunzeln gebracht und das gesamte Kapitel über hatte ich ein Grinsen im Gesicht. Ein sehr guter Ausklang für einen stressigen Tag. ;]
Molly kann ja wirklich hinterhältig sein... aber es gefällt mir. Wie sich alles fügt und auf welche Ideen sie so kommt. Einfach toll!

Meine liebste Szene war die, wo sie Lysander nach dem Date gefragt hat. Der liebe Kerl muss wahrlich verwirrt sein.. und Mollys Hintergedanke dabei. Ich finds einfach göttlich.

Lucy kam auch drin vor. (: Noch weiß ich nicht was ich von ihr halten soll.... aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass einer der Männer in dieser Geschichte noch für sie bestimmt ist (;

Was Mollys Sexpartner angeht, bleibe ich noch immer bei meiner Meinung... seit etwa schon 2 Kapiteln? Lysander! Fähnchen schwenk
Von:  HexenLady
2012-04-25T20:08:10+00:00 25.04.2012 22:08
hey :D
2 antworten auf molly´s fragen am samstag
juhuuu

Von:  LittleBastard
2012-04-25T16:22:54+00:00 25.04.2012 18:22
oooh maaan.... -.-

wer von den beiden ist es nun? james?

hmm...ich weiss gar nicht wen ich lieber hätte. james oder lysander... :)

auf jedenfall hab ich keinen plan wer es sein könnte.
aber es bleibt verdammt spannend!

lg, LB


Zurück