Gefühle
Gefühle
„Na ist dir unten langweilig geworden?“ Er grinste und warf einige
seiner Klamotten auf das Bett. Wie sie es sich schon gedacht hatte,
war er im großen Bad am Ende des Ganges gewesen. Anscheinend
hatte er seinen Kopf unter Wasser gehalten, denn sein Haar war
komplett nass. Zu allem Überfluss war er auch noch oben herum nackt
und Ruîn konnte förmlich spüren wie ihr Gesicht rot anlief. Er stand
nun dicht vor ihr und betrachtete sie eingehend. Ruîn wollte ihren Blick
senken aber er hielt sie gefangen. Das rote Haar funkelte im Licht der
untergehen Sonne und seine eisblauen Augen hielten sie förmlich fest.
Sie fühlte die kalten Wassertropfen auf ihren Wangen als er sie langsam
an sich zog. „Wir müssen nicht unbedingt zum WoE…“ Er schüttelte
gemächlich den Kopf und Ruîn schloss die Augen. Seine Lippen waren
so unglaublich weich und seine Hände verursachten eine rege Gänsehaut
auf ihrem ganzen Rücken. Drei, Vier Küsse lang versuchte sie sich ein
wenig von ihm abzuwenden, doch dann erwischte Jeran ihre rechte
Hand und zog sie nach oben. Er küsste ihre Finger, die Handfläche,
das Handgelenk und dann wieder ihre Lippen. Ihre Hand hielt er
solange an seiner Schulter bis er sich sicher war, das sie sie auch
dort lassen würde. Er musste lächeln, es war gar nicht so einfach sie
dazu zu bringen ihn zu umarmen. Da Ruîn nicht trainieren gewesen war,
trug sie noch keine Rüstungsteile und keine Bandagen, lediglich ihren
leichten lilafarbenen Body und die Assassinen Strümpfe. So war es ein
leichtes für Jeran an ihre nackte Haut zu gelangen. Er küsste ihren Hals
und streifte ihr das Oberteil von den Schultern. Ruîn ließ ihre Hände
über seinen Nacken streifen, seine Haut war heiß, genauso wie seine
Küsse. Langsam drängte er sie ein wenig nach hinten. Erst ein Schritt,
dann ein weiterer, bis sie plötzlich an etwas anstieß. Etwas erschrocken
ließ sie sich nach hinten fallen und fand sich auf dem Bett wieder. Jeran
lächelte leicht, ergriff mit einer Hand eine der Bettstangen nahe der
Decke und blickte sie an. Ruîn konnte ihren Herzschlag beinahe
schon hören, so nervös war sie unter seinem durchdringenden Blick.
Auch sie betrachtete ihn nun eingehend, seine breiten Schultern,
sein durchtrainierter, schlanker Oberkörper und seine schmalen
Hüften, und obwohl sie ihn schon einmal so gesehen hatte, war es
nun etwas vollkommen anderes. Er ließ die Stange los und kniete
sich auf das Bett. Einen leisen Fluchtgedanken wegschiebend ließ
sich Ruîn nach hinten fallen und schloss die Augen. Seine Hände
wanderten über ihre Beine nach oben zu ihren Knien, wo es ein wenig
kitzelte, und dann weiter über ihre Oberschenkel bis zu ihren Hüften.
Dann spürte sie seine Lippen an ihrem Bauchnabel. Sanft glitten seine
Fingerspitzen über ihren nackten Oberkörper während er sich immer
weiter nach oben tastete. Dann lag er auf ihr. Sie schlang ihre Arme
um seinen Hals und sie küssten sich. Erst ganz langsam und sanft,
dann immer wilder und fordernder. Ruîn krallte sich an seiner
Schulter fest und warf den Kopf nach hinten. Sie hatte das Gefühl
das ihr schier die Luft weg blieb. Wie machte er das nur? Warum
hatte sie so etwas nicht schon vorher gefühlt? Bei Helios oder bei
Solar? Was war hier nur so anders? Jeran küsste sie am Hals und
seine Hand glitt langsam an ihr nach unten. Er wusste genau was
er da tat. Er wusste ganz genau wie er sie verführen konnte. Und
mit einem Mal wurde Ruîn klar, was diese ganzen Einkerbungen
an den Pfosten bedeuteten. Entsetzt schob sie Jeran von sich weg
und starrte auf die ganzen Einschnitte. „Was…?“ Er folgte ihrem
Blick und an seinen Augen konnte sie genau erkennen, dass sie
Recht hatte. Er schüttelte heftig den Kopf während Ruîn aufsprang
und ihr Oberteil wieder anzog. „Nein!“ Sie stürzte an die Tür und
kämpfte mit den Tränen. „Ich werde sicherlich nicht zu einer Markierung
an deinem Bett werden!“ „Nein so ist das nicht!“ Doch sie schüttelte
nur den Kopf und verschwand im Flur. So schnell sie konnte lief sie
aus dem Gildenhaus und hinüber zum WoE Treffpunkt. Was zum
Teufel hatte sie sich bloß wieder dabei gedacht? Sie wusste doch
ganz genau das Jeran mit allen Frauen spielte. Nur weil sie zusammen
in der Gilde waren und gemeinsam trainierten machte sie das noch
lange nicht zu einer Ausnahme. Sie musste sich abreagieren.
Sie musste irgendwen töten.
Die nächsten paar Tage hielt sich Ruîn so weit es ging von Jeran fern.
Tagsüber war das kein Problem da sie ja sowieso mit Solar in der
Gegend um Lighthalzen unterwegs war, aber beim nächtlichen
Training war es leider unmöglich. Da sie nicht darauf verzichten
wollte schleppte sie schließlich Danu als neutrale Bufferzone mit.
Die junge Priesterin war sehr erfreut das sie mitgehen konnte und
schien sich zudem noch blendend mit Duir zu verstehen. Von Jeran
hielt sie sich ein wenig entfernt. Sie waren an der Küste nahe Alberta
unterwegs wo sie Nine Tails und Dragonflys jagten. Mit der
Unterstützung einer tatkräftigen Priesterin war das natürlich eine leichte
Übung. Gegen drei Uhr morgens entfachten sie ein kleines Feuer an
den Klippen. Duir und Jeran durchsuchten das Loot um einige neue
Pfeile herstellen zu können und Danu setzte sich neben Ruîn auf die
andere Seite des Feuers. Der Rauch hatte eine sehr abschreckende
Wirkung auf die Dragonflys, so dass sie sich ein wenig entspannen
konnten. Während sie die beiden Männer dabei beobachteten wie
sie ihre Pfeile bastelten beugte sich Danu zu Ruîn und deutete auf
Jeran. „Das weiß aus der Gilde sonst keiner, aber er ist der Grund
dafür gewesen das ich damals beigetreten bin…“ „Hmm?“ Ruîn
war überrascht. „Ich habe ihn in Comodo auf einem Fest kennen
gelernt, wir haben getanzt…“ Ein leichter Wind wehte vom Meer
herüber und ließ einige Funken in der Dunkelheit umherfliegen.
„Er hat mich verführt. Und ich bin ihm in die Gilde gefolgt.
Aber als er mich dann wieder gesehen hat…“ Danu schüttelte
den Kopf und lächelte. „Er hat nichts gesagt, ich glaube er
konnte sich gar nicht mehr an mich erinnern.“ Die Priesterin
seufzte und Ruîn nickte. „Das kann ich mir gut vorstellen. Diese
Männer, alles Schweine.“ Beide kicherten, doch dann schüttelte
Danu ihren braunen Lockenkopf. „Nein, nicht alle…“ Sie blickte
durch das Feuer und Ruîn bemerkte das es nicht Jeran war,
den sie ansah. In der Nähe bellte ein Ninetail und so erhoben
sie sich um es in der Dunkelheit zu suchen, nicht das es sie
plötzlich aus dem Hinterhalt angriff. Einzelne dieser kleinen
Monster waren zwar kein Problem aber bei größeren Mobs
mussten sie ein wenig Acht geben das es sich nicht um den
großen Boss des Waldes, Eddga, handelte. Dieser Bär war
immer mit einigen Ninetails in diesem Gebiet unterwegs und
etwas gefährlich. Sie kämpften sich langsam in Richtung Osten
vor und Ruîn merkte das Jeran immer in ihrer Nähe war. Er passte
auf wenn sie Kämpfte, er hielt ihr die größeren Mobs vom Hals
und fing sie auf als sie, peinlicherweise, in der Dunkelheit über einen
Baumstumpf stolperte. „Vorsicht…“ „Mist! Ja ich hab das nicht
gesehen.“ Er sah sie nicht an, aber er behielt ihre Hand in seiner.
Die Gruppe erreichte eine kleine steinerne Hausruine auf einer
Anhöhe. In einiger Entfernung den Hügel hinunter, konnte man
die Lichter der Handelstadt erkennen. „Pause, ich mag nicht
mehr!“ Duir gähnte und ließ sich auf einen großen Felsen fallen.
Danu nickte, ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder und
kontrollierte ihren Gemstones Vorrat. Ruîn zog ihre Hand
aus Jerans und wanderte nach vorne an die steinernen
Überreste eines Fensters. Sie blickte nach unten in die
Dunkelheit des Waldes und die Lichter der Stadt die durch
diese hindurch schimmerten. „Damit du eines weißt, ich
hatte niemals vor dich an dem Pfosten zu verewigen. Das
ist vorbei.“ Jeran war neben ihr und folgte ihrem Blick zu
den Lichtern. Sie sagte nichts und senkte den Kopf auf ihre
Arme, die sie an den Steinresten abgestützt hatte. Er tat es ihr
gleich und sie blickten sich an. „Sieht dir gar nicht ähnlich,
Leute wegen ihrer Vergangenheit zu verurteilen.“ „Vergangenheit,
hmmm?“ Sie stand auf und schüttelte den Kopf. „Ja vielleicht
tue ich das…“ Langsam ließ sie sich auf dem steinernen Boden
der alten Hausruine nieder und blickte nach oben zu den
Sternen. In der ferne hörte sie Danu kichern die sich wohl
mit Duir unterhielt. Dann war Jeran wieder neben ihr. Er
deutete nach oben. „Siehst du die Sterne dort? Wenn du
genau hinsiehst sehen die aus wie ein Aco.“ „Meinst du?“
Die Assassine kniff die Augen zusammen. „Ja und da drüben,
siehst du, das ist ein Poring.“ „Hmmm ja, mit viel Fantasie.“
Sie kicherte und schüttelte den Kopf.
Sie waren weit länger als geplant unterwegs gewesen und der
neue Tag war schon längst hereingebrochen als sich die vier
Kämpfer endlich wieder in Prontera einfanden. „Voll
Schlimm, gleich beginnt ja schon unsere Thors Party.“
Jeran hängte sich an Duirs Hals. „Als ob das deine erste
durchgemachte Nacht wäre.“ Der Hunter schüttelte den
Kopf und die Mädels kicherten. Während Jeran und Duir
sich gleich zum Partytreffpunkt aufmachten betraten Danu
und Ruîn das Gildengebäude. Sie wollten sich noch ein
wenig hinlegen. Als Ruîn ihr Zimmer betrat war Solar natürlich
schon längst wach. Es saß am Fenster und war sichtlich sauer.
„Warum bist du mitten in der Nacht abgehauen?“ Ruîn
seufzte. „Ich konnte eben nicht schlafen.“ „Du hättest mich
doch auch wecken können!“ Sie mochte es gar nicht
wenn er so laut wurde. „Es reicht doch wenn ich nicht
schlafen kann.“ Sie regte sich ja auch nicht auf wenn
er lange im PvP unterwegs war. „Außerdem weißt du
ganz genau was ich von dem Barden halte!“ Er war
aufgestanden und deutete aus dem Fenster. Er hatte
sie also gesehen. „Wir waren ja nicht alleine unterwegs!“
Langsam bekam sie Kopfschmerzen. „Oder hast du nun
auch noch was gegen Duir?“ Sie blickte ihn streng von
oben herab an, was nicht sonderlich schwer war, da sie
auch ohne ihre hohen Schuhe ein paar Zentimeter größer
war als Solar. „Nein gegen ihn habe ich nichts.“ Er schüttelte
den Kopf. „Aber…“ „Habe ich jemals irgendetwas gegen
einen deiner Freunde gesagt?“ Nun war sie wirklich wütend.
„Gibt es irgendetwas das ich dir verbiete?“ Jetzt trat er einen
Schritt zurück. Das sie sich so lautstark verteidigte war neu.
Sie schloss die Augen, etwas stimmte nicht. Sie atmete ein
paar Mal tief durch aber es half nicht. „Ich sage ja auch nicht
das ich dir etwas verbieten will oder so.“ Nun klang Solar
ein wenig kleinlaut. „Aber ich kenne diesen Kerl halt schon
länger als du.“ „Wir sind aber nur Freunde uns sonst gar
nichts!“ Schrie Ruîn nun viel lauter als eigentlich beabsichtigt.
Und plötzlich krampfe sich alles in ihr zusammen und sie
sank auf die Knie. Solar war entsetzt und sprang auf sie zu.
„Lass mich!“ Sie hieb mit der Faust auf den Boden, die
Schmerzen waren höllisch. „Nein, du musst aufstehen,
komm mit.“ Mit Solars Hilfe schaffe sie es auf die Beine
zu kommen und er führte sie ans Bett. „Leg dich hin, ich
hole Hilfe!“ Damit rannte er auch schon los. Ruîn schloss
erneut die Augen und versuchte nochmals tief durchzuatmen.
Ganz langsam ließ der Schmerz nach. Was war das bloß
gewesen? Konnte man durch Wut solche Schmerzen
bekommen? Als Solar mit einem fremden Scolar und
einer Alchemistin aus der Gilde wieder zurückkam, saß
sie schon wieder auf dem Rand des Bettes. Sie bestand
zwar darauf, das es ihr wieder gut ginge, bekam aber
trotzdem von der Alche einen sehr widerlich schmeckenden
Kräutertrunk für den Magen verabreicht. Naja wenigstens
hatte sich der Streit mit Solar erledigt.
Als sie sich am folgenden Morgen immer noch irgendwie
schlecht fühlte, beschloss Ruîn am nächsten Tag die Ärzte
in Juno aufzusuchen. Vielleicht hatte sie sich irgendeine Grippe
eingefangen. Sie wollte nur nicht das heutige Gildenevent
verpassen. Duir hatte es geplant um die Gildenkasse mal
wieder etwas aufzustocken. Beinahe die komplette Gilde
versammelte sich also gegen Mittag in der großen Eingangshalle
und wartete auf die Warps. Irgendwie fand es Ruîn passend,
dass es in die Nähe von Juno ging. Duir wollte dort unterhalb
des El Mes Plateaus die Goats wegen ihrer Herbs jagen.
Es machte allen eine Menge Spaß die einzelnen Monster
umherzujagen, kleinere Gruppen in den Storm Gust der
Wizzards zu mobben und gelegentlich beim Anblick einer
der seltenen Harpyen mit gespieltem Entsetzen herumzuschreien.
Duir stand am oberen Ende des Hügels und schickte gekonnt
einige Leute hin und her, während Jeran zwischen den einzelnen
Wizzards und Priestern hin und her wanderte und mal hier,
mal da ein Bragi erklingen ließ. Wenn er an Ruîn vorbei kam,
versorgte er sie immer mit den neuesten Informationen über
die verschiedensten Gildenmitgliedern die er gerade sehen
konnte. „Die da hinten haben schon fast 100 blue Herbs,
das wird ein nettes WoE geben.“ „Unsere Dancer da oben
kann einfach nicht den Takt halten, wie soll ich da ne Combo
mit ihr spielen?“ „Duir sind die Fallen ausgegangen, warte,
ich muss ihn mal kurz auslachen gehen.“ Ruîn hatte wirklich
ihren Spaß. Die Kämpfe mit den Goats waren zwar etwas
anstrengend aber durchaus schaffbar. Sie musste nur aufpassen,
dass sie sie mit ihren harten Hörnern nicht stunnten. So was
konnte böse enden.
Sie jagten die Goats bis in die frühen Abendstunden und
machten gelegentlich ein paar Pausen während ein oder
zwei Gildenmitglieder das bereits gesammelte Loot nach
Juno, und damit an das nächste Kafralager schafften. Bei
manchen Leuten war schon etwas Langeweile sichtbar. So
auch bei Solar und einigen seiner Freunden. Sie hatten sich
ein wenig abseits hingesetzt und besprachen wohl ihren
nächsten PvP Ausflug. Ruîn kämpfte gerade mit zwei Goats
und Jeran spielte neben ihr den Assassin Song of Sunset
welcher eine sehr antreibende Wirkung hatte. Als die
Monster besiegt waren wandte sich Jeran mit einem Bragi
an einige andere Leute der Gilde die gerade in der nähe
aufgetaucht waren. Ruîn sammelte ein paar Herbs auf
wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Irgendwie
war es gerade sehr anstrengend gewesen und sie hatte
den ganzen Tag über immer mal wieder einen stechenden
Schmerz in der Magengegend verspürt. Auch jetzt hatte
es plötzlich wieder angefangen. Sie fühlte sich auf einmal
sehr benebelt und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab.
Und dann sah sie es. Auf ihren Schuhen waren Blutflecken.
Sie bemerkte wie sie Herzklopfen bekam. Auch ihre
Bandagen an den Unterschenkeln waren Blutgetränkt.
Sie hob die Hände und betrachtete die nassen, roten
Handflächen. „Jeran…“ Sie konnte den Rücken des Barden
einige Meter vor sich sehen. Ruîn schloss die Augen.
„Jeran!“ Er hatte sich gerade mit einem Goat angelegt
und wollte nun nach dem Loot sehen als er sie hörte.
„Hmmm?“ Er drehte sich zu der Assassine um und sah
gerade noch wie sie auf die Knie fiel, die Blutüberströmten
Hände vor dem Gesicht. Mit einem Satz war er bei ihr und
verhinderte das sie nach hinten umkippte. „DUIR!!
SCHAFFT MIR EINEN PRIESTER HER!!“ Er hob
sie hoch und sah sich um. Ein Paar der Gildenmitglieder
waren in Kämpfe verwickelt, einige blickten erschrocken
zu ihm und von oben kam Duir heran gelaufen. Ihm folgte
Danu. „Mach einen Warp, irgendeine Stadt schnell!“
Danu nickte erschrocken und zückte einen Gemstone.
„Das ist Prontera, unser Gildenhaus.“ Sagte sie noch
schnell bevor Jeran mit Ruîn in dem Warp verschwand.
„Was ist denn los?“ Solar war neben ihnen aufgetaucht.
„Ruîn ist zusammengebrochen, wir brauchen einen Arzt,
ich hole jemanden.“ Damit schob Duir Solar in den Warp.
Auch Danu folgte ihm.
Jeran lief durch die Eingangshalle zu den Treppen. „Mein
Zimmer ist gleich oben das erste!“ Danu eilte an ihm vorbei
nach oben. Sie erreichten das Zimmer der Priesterin und
Jeran legte Ruîn auf das Bett. Sie war noch nicht bei
Bewusstsein. „Sie ist verdammt heiß, sie hat hohes Fieber.“
Jeran hatte sich neben das Bett gekniet und fuhr ihr langsam
über die Stirn. Danu nickte. „Ich hole was.“ Damit
verschwand sie aus dem Zimmer. „Sie hat sich schon
länger krank gefühlt, ich hab sie zum Arzt geschickt
aber sie wollte nicht hören.“ Solar stand an der Tür
und wusste irgendwie nicht was er machen sollte. „Hier
nehmt das, ich gehe nach unten und sehe nach den anderen.“
Damit schneite Danu wieder herein und drückte Jeran
eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Tuch in die
Hand. Er nickte und legte Ruîn den Stoff auf den Kopf.
Nach einigen Minuten hörten sie draußen im Gang eifrige
Stimmen und Schritte. Es war Duir mit einem Arzt aus
Juno und einer High Priesterin. Der Arzt kam gleich an
das Bett und befühlte Ruîns Stirn und Handgelenke
während die High Priesterin auf die Tür deutete.
„Würden sie bitte den Raum verlassen?“ Duir nickte
und deutete Solar ihm zu folgen, auch Danu wandte
sich an die Tür. „Sie auch bitte.“ Solar blickte zu
Jeran ans Bett. „Garantiert nicht!“ Der Barde rührte
sich keinen Zentimeter. „Nagut, ok.“ Die High Priesterin
wandte sich an die Tür bevor Solar den Raum wieder
betreten konnte und schloss diese. „Hey!“ Solar wollte
gerade an der Tür rütteln als Danu ihn herumzog. „Hol
ihre Freundin, hol diese Blacksmith. Hier können wir
sonst nichts tun.“ „Aber dann gehe ich da wieder rein!“
Danu nickte und schob ihn von der Tür weg bis er
sich umdrehte und zur Treppe lief. „Das war knapp.“
Duir seufzte. „Das letzte was wir jetzt brauchen ist
ein Streit da drinnen.“
Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als die
High Priesterin nach draußen kam und in die Runde
blickte. Jeran, der sich nun doch auch draußen
eingefunden hatte, saß mit Isan auf einer hölzernen
Bank in der Mitte des Flurs und hatte den Arm um
die Blacksmith gelegt, damit sie an seiner Schulter
vielleicht ein wenig Schlaf fand. Auch Duir saß neben
ihnen. Vor einiger Zeit hatte er Danu nach oben in
sein Zimmer geschickt damit sie etwas schlafen konnte,
während sie hier ja ihr Schlafzimmer belagerten. Solar
wanderte den Gang nervös auf und ab. „Sie können
nun wieder reinkommen, ihre Freundin hat es geschafft,
sie ist über den Berg.“ Sie musste kichern als sich alle
gleichzeitig durch die Türe zu quetschen versuchten.
Der Arzt wischte sich gerade mit einem Tuch über die
Hände und im Raum roch es stark nach
Desinfektionsmitteln. Danu würde ihr Zimmer wohl sehr
ordentlich lüften müssen. Jeran trat an die linke Seite
des Bettes und ergriff Ruîns Hände. Als sie es bemerkte
öffnete sie die Augen und lächelte. Sie wirkte sehr
erschöpft und sprach ziemlich leise. „Danke, das du
mir geholfen hast…“ „Pssst, ist schon gut, mach die
Augen wieder zu und schlaf.“ Er legte ihr zwei Finger
auf die Lippen und blickte dann hoch zu Solar der auf
der anderen Seite des Bettes stand, mit dem Fuß auf
dem Boden trommelte und ihn sauer ansah. „Was war
los?“ Isan hatte sich an den Arzt gewandet. „Nun ich
weiß nicht ob das schon bekannt war, aber die junge
Dame hier hatte eine Fehlgeburt.“ „Sie war schwanger?“
Isan blickte hinüber zum Bett wo Solar mit den
Schultern zuckte. „Noch nicht sehr lange, vielleicht
einen Monat oder zwei, es kann gut sein das sie es
selber noch nicht gewusst hat.“ Er legte das Tuch
zusammen und sammelte dann ein paar seiner
Instrumente ein, die auf dem Tisch an der hinteren
Wand lagen. „So etwas kann gerade in der ersten
Zeit einer Schwangerschaft leider recht häufig
vorkommen, aber jetzt sollte alles wieder ok sein.“
Er verstaute die letzten seiner Werkzeuge und Isan
nickte während Solar Jeran zwielichtig beäugte. Als
dieser es merkte stand er auf und trat auf den
Assassinen zu. „Glaub jetzt ja nicht, dass ich daran
schuld war, so nahe war ich ihr nie!“ Damit verließ
er den Raum bevor Solar antworten konnte.