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Eine kleine Weihnachtsgeschichte

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Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Eine kleine Weihnachtsgeschichte
 

Schnee.

Wunderschöner Schnee.

Er rieselt leise und ohne Hast vom dunkeln Nachthimmel, schwebt im leichten Wind, bevor er die Erde mit einer weißen, weichen Schicht bedeckt und allen Kindern Freude bringt.

Schnee.

Jede Flocke so einzigartig wie kaum etwas sonst auf dieser Welt. Gleichzeitig aber so vergänglich, dass eine Berührung, ein Hauch sie sofort zerstören könnte.

Es schneit und das am heutigen Abend, perfekt. Es ist Heiligabend und was wäre das Weihnachtsfest ohne Schnee? Richtig, es wäre nur halb so schön. Eine ganz andere Stimmung würde entstehen. Die Lichter, die die Bäume und Häuser zieren, würden ihren gesamten Glanz verlieren. Das wohlige Gefühl vor dem heimischen Kamin, unter dem wunderschön mit glitzernden, bunten Kugeln geschmückten Weihnachtsbaum würde wohl nicht in solch einer Intensität entstehen.

Aber was rede ich hier. Ich sollte mich erst einmal vorstellen, nicht wahr? Nun ja, mein Name ist Aki. Ein komischer Name, findet ihr nicht? Für einen Menschen mag das zutreffen, aber ich bin kein Mensch. Ich bin eine Katze.

Was ich euch zu erzählen habe? Nun, es ist meine Geschichte, die ich euch erzählen möchte. Ich war nicht immer so glücklich wie heute. Ich hatte nicht immer so ein wunderbares Heim mit so liebevollen Menschen. Und vor allem war ich nicht immer so begeistert vom Schnee und von Weihnachten.

Wie es dazu kam und warum ich nun anders denke, wollt ihr wissen? Ich werde es euch erzählen.
 

Alles begann in einer Nacht wie dieser …
 

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Es war Heiligabend, das Fest der Liebe und des Beisammenseins mit der Familie hatte begonnen. Die letzten Geschenke wurden noch schnell verpackt und unter die reich geschmückten Weihnachtsbaum gelegt.

Auch in einem kleinen Haus in der Nähe einer Großstadt packten die Eltern eines 7 jährigen Jungen das letzte Geschenk für eben diesen ein. Dies gestaltete sich jedoch als ein wenig schwieriger als gedacht, denn das Geschenk, ein kleines graugetigertes Kätzchen mit leuchtend blauen Augen, wollte einfach nicht still halten und sich eine Schleife um den Hals binden lassen.

Das kleine Kätzchen war einfach viel zu aufgeregt. Erst an diesem Tag war es aus dem Tierheim geholt worden und konnte es nun kaum erwarten sein neues Zuhause zu erkunden.
 

Doch alles sollte anders kommen.
 

Die Zeit zum Geschenke auspacken war gekommen, der siebenjährige Junge war mit Feuereifer dabei und seine Eltern erfreuten sich an seinem glücklichen Gesicht, wenn er ein neues Päckchen öffnete. Als nur noch ein Packet übrig war, das größte von allen, war der Junge so aufgeregt, wie bei keinem Päckchen vorher. Er hoffe auf eine Spielekonsole, diese hatte er sich schon so lange gewünscht. Er riss die Schleife herunter, nahm den Deckel ab und zum Vorschein kam … das kleine graue Kätzchen. Der Junge war sprachlos, wohl eher fassungslos, stieß das Packet in eine Ecke des Raums und wandte sich trotzig seinen anderen Geschenken zu.

Seine Eltern waren sehr erschrocken über diese Reaktion und versuchten den ganzen Abend ihren Sohn für das kleine Kätzchen zu begeistern. Doch vergebens, er wollte nichts von dem quietschenden Etwas wissen.

Später an diesem Abend zog der Vater des Jungen seinen Mantel an und verschwand mit dem Kätzchen in der Nacht. Er setzte es in der kältesten und schneereichsten Zeit des Jahres einfach auf der Straße aus.
 

Das graue Kätzchen wusste nicht was es falsch gemacht hatte. Warum hatte man es hierhergebracht? Es war schrecklich kalt. Unsicher und am ganzen Leib zitternd, tapste das Kleine durch den tiefen Schnee. Versuchte einen Unterschlupf zu finden, einen Ort wo es zumindest die Nacht überstehen konnte und warten. Vielleicht würde ihr neues Heerchen ja wieder kommen, wenn es denn nur brav genug war und hier bleib.
 

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Doch er kam nicht zurück. Ich wartete zwei Tage in meinem Versteck, umsonst. Völlig durchgefroren und fast verhungert, fand mich eine Alte Kätzin und nahm mich auf. Sie kümmerte sich um mich so gut sie konnte, brachte mir alles bei was sie wusste und gab mir den Namen Aki. Mit der Zeit wurde ich zu einer echten Straßenkatze. Ich war nicht länger auf die Menschen angewiesen und das machte mich froh, denn nie wieder in meinem Leben wollte ich so verletzt werden.

Vielleicht versteht ihr jetzt warum ich Schnee und Weihnachten früher nicht leiden konnte. Ich hatte schlimmes erlebt und jedes Jahr auf’s neue wurde die Zeit um Weihnachten die schlimmste des Jahres.

Aber heute weiß ich, dass der Heilige Abend ein magischer Tag ist. Denn an diesem Tag geschehen Wunder und das immer wieder.
 

Als sich für mich das vierte Weihnachten meines Lebens näherte, geschah etwas neues …
 

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Eine graugetigerte Katze streifte durch den Schnee in einer dunklen Seitenstraße. Sie stöberte zwischen dem Müll herum um etwas Fressbares zu finden. Das war der große Vorteil einer Großstadt, man fand fast immer etwas zum essen. Ihre Augen blitzten in einem strahlenden blau auf, als sie in einer der Mülltüten den Geruch einer Forelle wahrnahm. Jetzt musste sie nur noch irgendwie an den Leckerbissen herankommen. Zum Glück gestaltete sich dieses Unterfangen weniger schwierig, als angenommen. Denn die Tüte war nicht zugeknotet worden. So musste sie nur mit ihrer Pfote nach der Forelle angeln.

Nachdem sie die üppigen Reste des wohlschmeckenden Fisches verspeist hatte, machte sie sich wieder auf den Weg, um weiter ihr Territorium zu durchstreifen. Währenddessen dachte sie ein wenig nach. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie die Menschen nur so verschwenderisch mit allem umgingen, was ihnen in die Hände kam. Eigentlich hatte sie keinen Grund sich zu beschweren, da sie so immer genug zu fressen fand und das selbst in dieser kalten Jahreszeit. Aber verstehen konnte die grauen Katze es trotzdem nicht, war diesen Zweibeiner denn nichts auf dieser Welt heilig.

Plötzlich erregte ein unbekannter Geruch ihre Aufmerksamkeit und lenkte sie von ihren Überlegung ab. Sie war ein wenig verwirrt, denn es war eindeutig der Geruch eines Katers. Aber was hatte ein Kater in ihrem Gebiet verloren? Im Allgemeinen bevorzugten sie das Farmland, sowie die Wälder und Wiesen des Umlandes als ihre Territorien. Viele von ihnen meinten, es würde ihre Stärke und Unabhängigkeit unterstreichen. Sie kamen nur sehr selten in die Stadt, lediglich wenn der Geruch einer rolligen Katze zu ihnen herüberwehte, dem sie nicht widerstehen konnten.

Also was hatte ein Kater in ihrem Gebiet verloren? Sie war weder rollig, noch lag ihr Territorium besonders nahe am Umland.

So leise wie möglich sprang die graugetigerte Katze auf einen der hohen Fenstersimse, von dem aus sie ihre Umgebung bestens im Auge behalten konnte. Dort kauerte sie sich hin, spitze die Ohren und blickte in die Nacht.

Keine zwei Minuten später konnte sie an der nächsten Häuserecke einen, von den auf der anliegenden Straße stehenden Laternen geworfenen, Schatten aus machen. Es war eindeutig der Schatten einer Katze und der Geruch, den sie vorhin wahrgenommen hatte, wurde immer deutlich. Daher war sie sich sicher, dass es der Kater sein musste, der hier eigentlich nichts zu suchen hatte. Sie spannte die Muskeln an und kauerte sich noch tiefer hin, um vorerst im Dunkeln verborgen zu bleiben. Ihre Vorsicht hatte durchaus einen Grund. Kater waren unberechenbar. Manchmal waren sie einfach nur darauf aus ihre schlechte Laune an einem schwächeren Weibchen auszulassen. Und eine Verletzung war das letzte was sie jetzt gebrauchen konnte.

Als der Kater schließlich hinter der Ecke hervortrat, musterte sie ihn genau. Er war schwarz und hatte eine weiße Blässe im Gesicht, weiße Pfoten und eine weiße Schwanzspitze. Seine Nase war schwarz und was besonders auffiel, waren seine leuchtend grünen Augen. Sie bemerkte auch noch, dass der Kater ein graues Halsband trug, was sie dazu veranlasste sich etwas zu entspannen. Er war also ein Hauskater. Diese waren meist sehr naiv und hatte keine Erfahrungen damit sich durch’s Leben schlagen zu müssen. Das machte sie weniger gefährlich. Außerdem wirkte der schwarzweiße Kater nicht besonders kräftig, sie würde ihn, wenn es denn nötig werden sollte, einfach in die Flucht schlagen können. Aber im Moment begnügte sie sich damit ihn neugierig zu beobachten, um vielleicht herzufinden, was er hier machte.
 

Der grünäugige Kater kam langsam weiter in die Gasse geschlendert, in der sie sich immer noch auf dem Fenstersims versteckte. Er wirkte sehr unbekümmert und schnüffelte neugierig in der Gegend herum, aber er schien sie trotzdem noch nicht bemerkt zu haben. Im hinteren Winkel der Gasse standen einige Müllcontainer, auf diese ging der Kater nun zu, er schien etwas zu suchen. Wenn er etwas zu fressen suchte, so würde er dort kein Glück haben, es handelte sich ausschließlich um Papier- und Plastikmüll.

Auch eine komische Art der Menschen, die sie nie richtig verstanden hatte. Sie pflückten ihren ganzen Müll auseinander, um ihn dann doch wieder auf einen Haufen zu werfen. Aber wieder konnte sie sich eigentlich nicht darüber beschweren, denn so fand sie auch immer Stellen an denen sie schlafen konnte, ohne den ständigen Gestank von verfaulenden Resten.

Immer noch stöberte der fremde Kater in dem Müll herum. Sie fragte sich was er da wohl suchen konnte, kam aber zu keiner plausiblen Erklärung. Plötzlich begann einer der aus dem Papiercontainer herausragenden Kartons verdächtig zu schwanken. Der Schwarze schien allerdings so in seine Suche vertieft zu sein, dass es ihm nicht auffiel. Und schon fiel der Karton herunter und landete direkt auf dem Kater, der erschrocken zurücksprang, dabei ins Rutschen geriet und alle Viere von sich gestreckt im Schnee landete.

Ein lustiger Anblick, wie der grünäugige Kater benommen den Kopf schüttelte und zu der Ursache seines Schrecks hinüber sah. Sie könnte sich das lachen kaum verkneifen, aber eine Bemerkung musste sie fallen lassen, sonst wäre sie doch noch in Lachen ausgebrochen.
 

„Du solltest dich lieber vor so gefährlichen Pappkartons in Acht nehmen! Sonst brichst du dir noch was oder erschreckst zu Tode. “, sagte sie mit leicht spöttischem Unterton.

Der Kater drehte sich leicht erschrocken und verwirrt zu der graugetigerten Katze um.

„Nun“, sagte er, richtete sich auf, wandte sich ihr zu und leckte sich kurz über die rechte Vorderpfote, bevor er sich setzte und sie aus seinen strahlenden blauen Augen ansah, „vielen Dank für deinen Rat, ich werde ihn beim nächsten Mal sicher beherzigen.“.

Seine Bemerkung war sehr umsichtig gewesen, das musste sie ihm lassen. Ihm war sicher klar, dass er von ihr nichts Gutes zu erwarten hatte, wenn er sich jetzt mit ihr anlegte.

Sie sprang von ihrem Fenstersims herunter und schritt langsam auf ihn zu, während sie meinte: „Ist dir bewusst, dass du dich in meinem Territorium befindest? Ich schätze es nicht besonders, wenn sich fremde ohne meine Erlaubnis hier herumtreiben. Was suchst du also hier?“.

Mittlerweile war sie fast bei dem Kater angekommen, einige Schritte vor ihm blieb sie stehen und schaute ihn herausfordernd an. Es schien so, als würde er sich seine Antwort genau zu Recht legen, dabei musterte er sie genau, bis ein scharmantes lächeln seine Züge zierte.

„Entschuldige bitte.“, seine Stimme war melodisch und er sprach als könnte ihn kein Wässerchen trüben, „Mir war nicht klar, dass dieses Gebiet dir gehört. Hier ist alles neu für mich, meine Familie ist erst vor kurzem hier her gezogen. Wenn du es wüschst, werde ich dich bei meinem nächsten Besuch um Erlaubnis bitten.“.

„Das will ich hoffen. Aber du hast meine zweite Frage noch nicht beantwortet. Was suchst du hier?“, gab sie gespielt gereizt zurück.

Der grünäugige Kater seufzte kurz auf, dann sagte er: „Bald ist Heiligabend und ich suche für das kleine Mädchen, das sich um mich kümmert ein Geschenk.“.

„Ein Geschenk?“, fragte die graugetigerte Katze sarkastisch und legte dabei leicht die Ohren an, dann fuhr sie fort, „Tu was du nicht lassen kannst und dann verschwinde von hier!“. Schon hatte sie sich umgedreht und verschwand hinter der nächsten Ecke in der Dunkelheit. Der Kater schaute ihr einen Moment betrübt hinterher, dann setzte er seine Suche fort.
 

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Als ich damals nach der Begegnung mit diesem Kater allein durch die Straßen lief, hätte ich nicht gedacht, dass er mir in nächster Zeit noch einmal über den Weg laufen würde. Aber wie sich herausstellen sollte, würde ich mit meiner Vermutung nicht Recht behalten.
 

Es war Heiligabend, als mein Leben völlig auf den Kopf gestellt werden sollte …
 

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Die graugetigerte, blauäugige Katze lag in einer kleinen Gasse zusammengerollt in einem großen auf der Seite liegendem Karton und versuchte sich mit den Pfoten die Ohren zu zuhalten. Überall waren Weihnachtslieder zu hören und zeugten von Glück, Zusammenhalt, Freundlichkeit, Barmherzigkeit und vor allem Liebe. Sie konnte es nicht mehr ertragen, diese Heuchelei. Es war einfach nur schrecklich. Resignierend seufzte sie und sah auf. Das konnte nicht so weiter gehen, so würde sie keine ruhige Minute finden. Also stand sie auf, lief die Gasse hinunter und auf die Straße hinaus. Es war nicht viel los, es fuhren kaum Autos, alle schienen ihre Zeit mit ihrer Familie zu verbringen und die, die es nicht taten, trieben sich nicht auf der Straße herum, sondern in einer warmen Stube fernab von dem ganzen Schnee.

Ebendieser knirschte leicht unter ihren Pfoten, die langsam aber sicher unerträglich kalt wurden und nun fing es auch noch an zu schneien. Schlimmer konnte es wohl nicht mehr werden. Sie musste schnell einen Unterschlupf finden, sonst würde sie sich noch den Schwanz abfieren. Mit diesem Gedanken im Kopf steuerte sie auf die Einkaufsmeile der Stadt zu. Dort gab es einige Hinterhöfe mit Lagern, in denen man sich gut verkriechen konnte, ohne dieses ständige weihnachtliche Geträller.

Als die blauäugige Katze ihr Ziel fast erreicht hatte, erregte ein Ruf ihre Aufmerksamkeit, der so gar nicht in die eigentliche Geräuschkulisse passte. Die Rufe klangen verzweifelt und wurden immer lauter. Bevor sie auch nur reagieren konnte, schoss eine schwarze Gestalt um eine Ecke und rannte in sie hinein. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen und riss sie von den Pfoten. Ihre Glieder schmerzten, aber sie wusste, sie durfte nicht liegen bleiben. Sie hatte noch keine Ahnung wer oder was sie da umgerannt hatte, vielleicht müsste sie sich gleich verteidigen oder die Flucht ergreifen. Als sie sich aufrichtete und die Ursache ihrer unfreiwilligen Begegnung mit der Boden Ausschau entdeckte, weiteten sich ihre Augen.

Es war der schwarzweiße Kater mit den grünen Augen, der sich ebenfalls gerade wieder aufraffte, eine kurze Entschuldigung murmelte und schon wieder weiter renne wollte. Doch die graugetigerte Katze stellte sich ihm in den Weg. Er sah sie gehetzt und leicht wütend an.

„Was? Ich habe jetzt keine Zeit dich um die Erlaubnis zu bitten in deinem Territorium zu sein. Ich habe es sehr eilig.“, sprach er schnell und wollte an ihr vorbei springen, doch auch dies ließ sie durch eine schnelle Bewegung nicht zu.

„Warum so eilig? Und vor allem, warum bist du so unhöflich? Bist du etwa spät dran und kommst jetzt zu spät zu deinen Futtergebern?“, fragte sie mit leicht sarkastischem Unterton.

Jetzt wirkte der Kater erst recht wütend, seine Pupillen verengten sich zu Schlitzen und blitzten in einem unheilvollen Grün auf. Er legte die Ohren an und fauchte kurz. „Du würdest das eh nicht verstehen, also lass mich jetzt durch.“, in der Stimme das Katers schwang nicht nur Wut, sonder noch etwas anderes mit.

Konnte es etwa Sorge sein. Die blauäugige Katze konnte es nicht recht einordnen, sie wusste nur, dass etwas mit dem Kater nicht stimmt. Sie war ihm zwar nur einmal kurz begegnet, aber das passte überhaupt nicht in das Bild, das sie sich von ihm hatte machen können. Sie wollte wissen was da los war, vielleicht konnte sie ihm ja helfen. Sie wusste zwar nicht warum sie das wollte, aber sie mochte diesen Kater wohl irgendwie.

„Was würde ich nicht verstehen? Erklär es mir doch, dann werden wir sehen ob ich es verstehe oder nicht!“, ihre Stimme war zwar fordernd, aber sie sah ihn sanft an und machte einen Schritt auf ihn zu.

Das schien zu wirken, die Wut in den Augen des Katers machten einer unendlichen Sorge platz. Schließlich begann er zu erklären.

„Du erinnert dich vielleicht, dass ich nach einem Geschenk für das kleinen Mädchen gesucht haben, dass sich um mich kümmert. Nun ja, sie hat mit angesehen wie sich ihre Eltern heftig gestritten haben und ist weggelaufen. Sie ist doch erst 6 Jahre alt, wenn ich sie nicht finde, wird sie erfrieren. Ich muss sie einfach finden.“, während er sprach huschten seine Augen nervös hin und her und suchten die nähere Umgebung ab in der Hoffnung das kleinen Mädchen zu finden.

Die graugetigerte hatte ihm aufmerksam zugehört und er hatte recht gehabt, sie verstand es nicht, wie konnte man nur sein eigenes Leben für einen Menschen riskieren. Denn nichts anderes tat er gerade. Rannte Kopflos und unüberlegt durch die Gegend, das konnte nicht gut enden. Se verstand es wirklich nicht, aber sie konnte dem schwarzweißen ansehen, dass seine Sorge ehrlich war und tief reichte. Dieses Mädchen schien ihm wirklich wichtig zu sein.

„Ist sie dir wirklich so wichtig, dass du bereit bist dein eigenes Leben zu riskieren?“, fragte sie deshalb vorsichtig.

Er sah sie ernst an und antwortete mit fester Stimme: „Ja, sie ist mir wichtiger als alles andere auf dieser Welt und ich kann nicht zulassen, dass ihr irgendetwas zustößt.“.

Das reichte ihr um sicher zu sein, dass er es ernst meinte.

„Wenn das so ist, dann werde ich dir helfen sie zu suchen.“, sagte sie und lächelte ihn aufmunternd an.

Er blickte sie überrascht an und wollte schon etwas erwidern, als sie ihm zuvorkam.

„Ich habe dich schon lange genug aufgehalten. Also sag mir einfach wie die Kleine aussieht und wir machen uns auf die Suche!“.

Er lächelte sanft und berichtete ihr, dass das kleine Mädchen blonde lange Haare hatte und einen rosa Nekomütze trug. Außerdem hatte sie eine rosa Daunenjacke und eine helle Jeans an. Das sollte reichen um die Kleine zu erkennen, auch wenn sie sie noch nie gesehen hatte. Aber welches sechsjährige Mädchen war schon am Heiligenabend allein in den Straßen unterwegs.

Sie machten noch aus was sie tun würden, wenn einer von ihnen das kleine Mädchen finden würde. Dann liefen die los und machten sich getrennt auf die Suche.
 

Die graugetigerte Katze suchte bereits über eine halbe Stunde jeden Winkel der Innenstadt ab, hatte aber noch keine Spur von dem Mädchen entdeckt. Es hatte ihr allerdings die Gelegenheit gegeben etwas nachzudenken. Sie könnte immer noch nicht verstehen, wie der schwarzweiße Kater sein Leben für einen Menschen riskieren konnte. Dieses Mädchen musste etwas ganz besonderes sein. Was sie auch nicht verstand war, warum sie nun auch ihr Leben aufs Spiel setzte. Bevor sie Zeit hatte weiter darüber nach zudenken, kam sie auf einem großen Platz an, dieser war der Knoten Punkt des Einkaufsgebietes der Stadt und gleichzeitig das Ende ihres Territoriums. Sie blieb unsicher stehen, nicht sicher ob sie weiter gehen sollte. Es war gefährlich sein angestammtes Gebiet zu verlassen, das wusste sie. Aber sie ließ dies außer Acht, als sie gerade weiter laufen wollte, konnte sie ein leides Wimmern hören.

Es kam aus der Richtung, in der der große Christbaum stand, den die Menschen hier jedes Jahr aufbauten und mit vielen bunten Kugeln und hellen Lichtern schmückten.

Die blauäugige Katze ging langsam auf den Baum zu, ihre Augen blitzten auf, als sie ein kleines, zusammengekauertes, in eine rosa Jacke gekleidetes Kind erkannte. Das konnte nur das Mädchen sein, das sie gesucht hatte. Sie ging näher heran und bemerkte, dass das kleine Mädchen am ganzen Leib zitterte und unaufhörlich schluchzte. Wahrscheinlich war sie schon unterkühlt, es war also höchste Zeit Hilfe zu holen. Mit einem lauten Schrei rief sie nach dem grünäugigen Kater und hoffe, dass der nah genug war um die zu hören. Bis er da sein würde, würde einige Zeit vergehen, in der sie nicht untätig sein wollte. Also schritt sie vorsichtig auf das Mädchen zu, legte sich auf das zitternde Bündel und versuchte sie so zu wärmen.
 

Es vergingen einige Minuten, die der graugetigerten Katze wie Stunden vorkamen. Aber das kleine Mädchen schien sich etwas zu beruhigen, es hatte aufgehört zu schluchzen. Dies gab ihr die Möglichkeit die Kleine etwas zu betrachten und sie musste zugeben, dass sie niedlich aussah mit ihren strohblonden Haaren und der kleinen Stupsnase. Ein Ruf riss sie aus ihren Überlegungen und sie erkannte den grünäugigen Kater.

„Sie ist hier.“, rief sie und der Kater steuerte direkt auf sie zu.

„Gott sei Dank.“, flüsterte er erleichtert, bevor er fragte, „Wie geht es ihr?“.

„Sie ist unterkühlt und muss so schnell wie möglich ins Warme, aber verletzt ist sie denke ich nicht.“.

„Ich muss unbedingt Hilfe holen. Ihre Eltern sind auch auf der Suche. Ich muss sie finden und herbringen.“, sagte er hektisch. Aber die blauäugige Katze konnte in seinen Augen erkennen, dass er das Mädchen nicht allein lassen wollte. Er machte sich immer noch Sorgen, sie hatten die Kleine zwar gefunden, aber viel mehr konnten sie jetzt nicht für sie tun.

„Geh schon! Ich werde auf sie aufpassen und sie weiter warmhalten.“, meinte die Graugetigerte daher mit fester Stimme. Der Kater sah sie dankbar an und rannte mit einem, „Ich bin bald wieder da.“, davon. In diesem Moment regte sich das Mädchen unter ihr und begann zu zappeln. Um die Kleine wieder zu beruhige, find die blauäugige Katze an zu schnurren. Es schien zu wirken, dann nach kurzer Zeit hörte das Mädchen auf zu zappeln.
 

Wieder verging einige Zeit in der nichts geschah. Bis plötzlich ein gefährliches Knurren zu hören war. Die Katze drehte sich erschrocken um und erblickte einen riesigen Pitbull, der sie aus schwarz blitzenden Augen aufmerksam beobachtete.

Angst erfüllte sie und sie begann zu zittern. Diese Viecher waren zwar strohdumm, aber sie hatten nichts anderes im Sinn als andrer zu verletzen und wenn möglich auch zu töten. Sie selbst könnte zwar davon laufen, aber das kleine Mädchen hätte keine Chance. Sie schlief wusste nichts von der Gefahr, die ihr gegenüberstand. Auch wenn sie wach wäre, wäre sie nicht schnell genug um vor dem Pitbull zu fliehen. Er würde sie gnadenlos zerfleischen.

Auch wenn die graugetigerte Katze nicht besonders viel für die Menschen übrige hatte, so machte sie sich doch Sorgen um das kleine Mädchen. Sie konnte nicht zulassen, dass dieser Köter sie zu fassen bekam.

Aber was sollte sie tun? Sie war nicht stark genug, um sich gegen dieses Monster zu behaupten. Sie musste ihn so lange wie möglich ablenken und von dem Mädchen fernhalten.

Sie legte die Ohren an und fauchte dem Pitbull entgegen, dann sprang sie auf, rannte auf ihn zu und bevor dieser auch nur reagieren konnte, verpasste sie ihm einen ordentlichen Kratzer auf der Schnauze. Der Pitbull jaulte erschrocken auf und leckte sich über sie Schnauze. Als er sich wieder gesammelt hatte, funkelte er die Katze wütend an und stürmte mit gefletschten Zähnen auf sie zu. Er schnappt nach ihr, sie wich mit größter Mühe immer wieder aus und versuchte mit ihren Pfoten nach ihm zu schlagen.

Die blauäugige Katze hatte erreicht, was sie wollte. Der Pitbull war nun hinter ihr her und das Mädchen war vorerst in Sicherheit. Aber sie würde in nicht mehr lange ablenken können, bald würde er sie erwischen.

Als sie einen Moment abgelenkt war, sprang der Pitbull auf sie zu und traf sie mit den Vorderpfoten am Kopf. Sie viel zu Boden und bleib benommen liegen. Sie bemühte sich wieder einen klaren Kopf zu bekommen und aufzustehen, aber ihre Pfoten sackten immer wieder unter ihrem Gewicht weg. Währenddessen kam der Hund knurrend auf sie zu, er wollte sich für die Kratzer rächen, die sie zugefügt hatte. Das konnte sie in seinen Augen lesen. Dann begann er süffisant zu lachen. Er würde sie quälen, das wusste sie als er das erste Mal zubiss. Er hätte sie mit einem Biss töten können, aber er tat es nicht Er wollte sie Bluten sehen. Und während der Pitbull ein zweites Mal zubiss, wurde der Schmerz unerträglich und der Blauäugigen wurde schwarz vor Augen.

Als sie wieder zu sich kam, konnte sie das tiefe Knurren eines Katers hören, dann Kampfgeschrei und das wütende rufen von Menschen. Dann wurde alles still und die Schwärze holte sie zu sich.
 

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Als ich wieder zu mir kam, lag ich vor einem Kamin in einem weichen Körbchen und das kleine blonde Mädchen streichelte mit über den Kopf. Meine Wunden waren versorgt und es roch nach frisch gebackenen Plätzchen. Der grünäugige Kater kam auf mich zugetapst und lächelte mich zufrieden und dankbar an.

Später erklärte er mir was in dieser Nacht noch passiert war, nachdem ich unmächtig wurde.

Er hatte die Eltern des Mädchens gefunden und führte sie zu dem Baum. Als er sah wie der Pitbull mich töten wollte, hatte er sich auf diesen gestürzt um mir zu helfen. Allein konnte er nur auch nichts ausrichten. Gott sein Dank griff auch der Vater des Mädchens in den Kampf ein und es gelang ihm den Hund mit einem Pfefferspray zu verjagen.

Die Eltern des Mädchens waren überglücklich gewesen ihre kleine wieder zu haben und sie nahmen nicht nur sie mit nach Hause, sondern auch mich. Sie versorgen meine Wunden und kümmerten sich um mich. Es dauerte eine ganze Zeit bis ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, aber sie nahmen mich bei sich auf und wurden zu meiner Familie. Ich war ihnen dankbar dafür und sie zeigten mir das Gute in den Menschen in dem sie mich, eine Straßenkatze, die sie nicht kannte und die verletzt war, einfach mit sich nahmen.

Besonders das kleine Mädchen nahm half mir meine Scheu und meine Vorurteile zu vergessen. Ihr Name ist Maria, heute ist sie 10 Jahre alt und der gütigste Mensch den ich kenne.

Auch der schwarzweiße Kater war mir eine große Hilfe, sein Name ist Arthur.

Und nun ja, wie soll ich sagen … Ich habe mich in ihn verliebt. Wie hätte ich auch nicht, bei seiner gutmütigen Art. Er bringt mich zum lachen und schenkte mir, was ich schon lange meinte verloren zu haben. Den Glauben daran, dass die Liebe das schönste und wichtigste Gut auf Erden ist.

Es ist Heiligabend und ich habe vier kleinen, wunderschönen Kätzchen zur Welt gebracht. Ich war in meinem Leben noch nie glücklicher.



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