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Ein Geburtstagsdrama in fünf Akten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo! :)

Hier ist also das letzte Kapitel dieser FF. Ob es das letzte über die beiden Streithanseln sein wird, bezweifele ich irgendwie. Dazu macht es viel zu viel Spaß, sie auf einander zu hetzen. ;P Muhahaha ...

Viel Spaß!

LG Zyra Komplett anzeigen

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In aller Früh

In aller Früh
 

Es war fünf Uhr morgens, als Jian durch ein leises Piepen geweckt wurde. Obwohl noch reichlich dösig, griff er rasch nach seiner Armbanduhr, um den integrierten Wecker abzustellen. Er gönnte seinem Freund mehr als die drei kläglichen Stunden Schlaf, die er selbst diese Nacht haben würde.
 

Seto schlief nah bei ihm, hatte einen Arm locker über Jians Taille gelegt und seinen Kopf an dessen Brust geschmiegt. Glücklicherweise benutzte er heute nicht den Oberarm des anderen als Kopfkissen. Jian hatte aufgehört zu zählen, so oft war er bereits wegen eingeschlafener Gliedmaßen aufgewacht. Er hatte sich deswegen nie beschwert, ahnte er doch, dass es nur in einer unbefriedigenden Diskussion enden würde. Schließlich war er selbst der Grund, warum sein Geliebter so dicht bei ihm schlief. Seto wartete wahrscheinlich nur darauf, ihn damit aufzuziehen, dass er ständig sämtliche Decken an sich riss – ob er sie nun brauchte oder nicht.
 

In diesem Moment schien alles perfekt zu sein. Trotz des wenigen Schlafs und des anstrengenden gestrigen Tages fühlte er sich ungewöhnlich wohl. Es war behaglich warm gemeinsam mit Seto unter der Decke. Seichter Atem strich über seine Brust und weiche Haare kritzelten ihn an Schultern und Hals. Bei jeder seiner Bewegungen streifte er verführerische, nackte Haut.
 

Es hätte ein perfekter Morgen werden können. Dösig-entspannte und stürmisch-befriedigende Morgenstunden mit dem Mann an seiner Seite. Nur, dass er leider bis spätestens neun Uhr wieder zurück in seinem Ferienhaus sein musste.
 

Jian beugte sich über seinen Geliebten, um ihm einen kurzen Kuss zu stehlen. Wie immer erwiderten Setos Lippen den Druck leicht. Leise seufzte er. Mindestens sechs Monate ohne Momente wie diesen. Dabei hatte er die letzten zwei schon kaum ausgehalten. Seto-Entzug, gab es etwas Schlimmeres?
 

Der Gedanke, wie wichtig ihm sein Freund geworden war, wirkte immer wieder beängstigend. Jian war es nicht gewöhnt, jemanden zu haben, der ihm so viel bedeutete. Unwillkürlich strich er über die dünne, helle Narbe, die sich 15 Zentimeter lang über Setos Schulter zog. Seinen Geliebten entführt und verletzt zu wissen, hatte ihm erst die Augen geöffnet. Das Leben seines Freundes abhängig von Irren – das hatte ihn beinahe wahnsinnig gemacht.
 

Jian spürte, wie die Erinnerung an die Entführung immer lebendiger wurde. Seine Anspannung stieg. Unter leisem Rascheln schob er Setos Decke von sich. Er wollte ihn nicht wecken. Wie erwartet, dauerte es nicht lange bis Seto sich auf die andere Seite rollte. Kaum eine Minute später drehte er sich erneut, lag nun in die Decke eingewickelt und wieder mit dem Gesicht zu Jian.
 

Ein leiser Seufzer entwich ihm, während er seinen Freund beobachtete und versuchte seine Gedanke in eine andere Richtung zu lenken. Die kommende Zeit ohne ihn war da ein vielversprechendes Thema. Er würde ihn vermissen.
 

Seto, der ihm selbstsicher Paroli bot; der sich grundsätzlich erst einmal gar nichts sagen ließ; mit dem er so hervorragend um Recht und Kontrolle ringen konnte; den er nie wirklich unterwerfen konnte, selbst wenn der lustvoll stöhnen unter ihm lag; mit dem er die besten Diskussionen führen konnte; der so oft seinen Humor teilte; der häufig bereits wusste, was er tun würde, bevor er es tat; der gleichzeitig genial wie das reiste Chaos sein konnte. Sein Seto.
 

Jian seufzte abermals. Genervt strich er sich eine leicht verknotete Haarsträhne aus dem Gesicht. Die nächsten Monate würden hart werden. In doppelter Hinsicht. Mit viel Stress und ohne Geliebten, der das irgendwie kompensieren konnte. Seto wäre dazu bestens in der Lage – das hatte er herausgefunden.
 

Nach kurzem Überlegen rutschte er näher zu seinem Freund. Ein paar Liebkosungen würden ihn bestimmt nicht wecken. Mit einer Hand streichelte er durch die weichen, zerzausten Haare und zeichnete sanft den Unterkiefer nach.
 

„Ich werde dich vermissen“, murmelte er nachdenklich, nachdem er ihm einen sachten Kuss auf die Stirn gegeben hatte.
 

Jian musste unweigerlich lächeln, als Seto sich wohlig seufzend an ihn schmiegte. Das war einer der Gründe, warum er die Momente mit seinem schlafenden Freund so genoss. Unterbewusst reagierte Seto deutlich stärker auf seine kleinen Liebkosungen. Zufrieden legte Jian seine Arme um ihn.
 

Er wollte nicht gehen – schon gar nicht für unbestimmte Zeit. Selbst wenn er seine Gefühle außer Acht ließ, blieb immer noch die Frage, wie sich Setos Leben in diesen Monaten entwickeln würde. Vielleicht lernte er ja jemanden anderen kennen, ohne dass Jian überhaupt die Chance bekam, zu intervenieren.
 

Jemanden, der ihn nicht ständig verstimmte; der nicht wegen jeder Kleinigkeit um Recht und Kontrolle rang; der ihn seinen dominanten Charakter mehr ausleben ließ; der nicht temporär zu Grobheit neigte; der mehr Zeit für ihn hatte und sich nach seinem Terminplan richtete. Ein anderer.
 

Jian hätte noch eine Weile so weiter machen könnten. Er wusste, dass er ein herrschsüchtiger Mensch war und viele seiner Eigenschaften als Geschäftsmann nicht unbedingt beziehungstauglich waren. Und genauso war er sich darüber im Klaren, dass ihn diese Liste letztlich nicht im Mindesten interessierte. Er würde Seto aufs Verrecken nicht hergeben. Dazu hatte er diesen eigensinnigen Klugscheißer viel zu gern an seiner Seite.
 

Vor dem Gedanken von jemandem abhängig zu sein grauste es ihm – selbst wenn dieser Jemand sein Freund war. Jedenfalls würde er keine Kontrolle über diese Situation haben. Das ließ die Aufgabe der nächsten Monate nicht zu.
 

Der Blick auf den Wecker zeigte, dass es nun endgültig Zeit war, aufzustehen. Ein letztes Mal vergrub er sein Gesicht den Haaren seines Geliebten, um den einmaligen „Seto nach dem Sex“-Geruch zu verinnerlichen.
 

„Im Grund hättest du jemand tausendfach besseren verdient“, sagte Jian seufzend, ehe er ihn sanft küsste. Es stimmte ihn ein wenig versöhnlich, dass Seto Lippen wie gewohnt den Druck leicht erwiderten.
 

Kaum war Jian aus dem Bett geschlüpft, änderte sein Geliebter prompt seine Position. Um die verlorene Wärmequelle zumindest etwas zu kompensieren, deckte Jian ihn mit beiden Decken zu. Dann sammelte er seine Kleidungsstücke zusammen und verschwand im Bad, um schnell zu duschen.
 

Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, drückte er Seto einen letzten Kuss auf die Wange. Er musste los. Durch die vorherige Gefühlsduselei hatte er seinen Zeitpuffer bereits dezimiert. Ein zweites Mal konnte er sich das nicht leisten. Mit seiner Tasche über der Schulter verschwand er nach draußen auf den Flur.
 

„Was zur …?“, entfuhr es ihm überrascht, bis er sich darauf besann, dass er Seto ja nicht wecken wollte.
 

„Guten Morgen!“, begrüßte ihn Mokuba Kaiba gutgelaunt, obwohl er ihn gerade kräftig angerempelt hatte und es noch nicht einmal sechs Uhr am Morgen war.
 

„Was willst du?“, zischte er ungehalten. Die kleine Nervensäge hatte ihm gerade noch gefehlt.
 

„Dass du dich anständig von meinem Bruder verabschiedest. Das gehört sich so, wenn man sich länger nicht mehr sieht“, antwortete der in bester Moralapostelmanie.
 

Jian verdrehte die Augen. „Ich hab keine Zeit …“
 

„Mit mir darüber zu diskutieren, sicherlich“, unterbrach ihn der kleine Kaiba selbstsicher. Eigentlich hatte Jian „für diesen Unsinn“ sagen wollen. „Also gehst du am besten gleich zurück, denn ich werde dich nicht eher vorbeilassen, bis du dich nicht ordentlich verabschiedest hast.“
 

„Wir haben uns bereits gestern Abend anständig verabschiedet“, knurrte Jian genervt, aber auch diese Strategie schlug fehl.
 

Mokuba Kaiba schüttelte energisch den Kopf. „Das zählt nicht!“, sagte er mit Bestimmtheit. Er zeigte auf Setos Schlafzimmertür. „Mindestens zehn Minuten, oder ich ruf den Sicherheitsdienst!“
 

Dieses Mal gelang es Jian, das Fluchen zu unterdrücken. Der Sicherheitsdienst. Woher wusste der Bengel nur, womit er drohen musste? Bemerkt zu werden, war das letzte, was er gebrauchen konnte. Seto würde sich ewig beschweren, schließlich lief es ihrer Abmachung zuwider.
 

Jian funkelte den Plagegeist wütend an und machte kehrt. Zumindest zerstörten die zehn Minuten seinen Zeitplan nicht. Nach wie vor lag sein Freund in die zwei Decken eingerollt im Bett. Vorsichtig nahm er auf der Bettkante Platz und rüttelte leicht an dessen Schulter.
 

„Hey Seto“, sagte Jian leise, aber eindringlich, „dein Bruder ist eine penetrante Nervensäge.“
 

„Das fällt dir erst jetzt auf?!“ Der Satz klang reichlich genuschelt. Dennoch bemerkte Jian, dass Seto nicht tief und fest geschlafen hatte.
 

„Du warst wach?!“ Verdammt! Er hatte doch nicht etwa seine gefühlsduseligen Äußerungen mitbekommen.
 

„Nicht richtig“, antwortete Seto dösig. „Die Dusche.“
 

„Hm.“ Das war einleuchtend und beruhigte ihn. Jians Hand begann abermals sanft durch Setos Haare zu streicheln. „Er ist der Meinung, ich solle mich ordentlich verabschieden.“
 

„Das überrascht mich nicht“, meinte er immer noch nicht vollständig wach und rollte sich zu Jian herum. Dessen Hand kam auf seiner Wange zum Liegen.
 

„Er droht, den Sicherheitsdienst zu rufen, wenn ich innerhalb der nächsten zehn Minuten, dein Zimmer verlasse“, erklärte Jian verdrießlich. Nicht, dass der andere nur im Entferntesten auf den Gedanken kam, die folgenden Minuten wären seine eigene Idee gewesen.
 

Begehrlich schaute er auf Seto hinab. Der blickte verschlafen zurück und schien sich nicht bemüßigt zu fühlen, etwas dagegen zu tun, dass Jian auf ihn herabsah. Jian stellte sich vor, wie es wohl wäre, in diesem Zustand mit ihm zu schlafen. Ohne ihr ständiges Machtgerangelt; wenn er einfach etwas gefügiger wäre. So verging eine Minute schweigend bis wieder Leben in seinen Geliebten kam – und der sich prompt aufsetzte, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein.
 

„Ich wette, er horcht auf Stimmen“, sagte Seto spöttisch. „Mich anzustarren, als wolltest du mich sicher und zur freien Verfügung in deinen Keller sperren, ist zwar schmeichelhaft, wird allerdings nicht dazu beitragen, dass du pünktlich dieses Grundstück verlässt.“
 

„Warum stand diese Möglichkeit nie zur Diskussion?“, entgegnete Jian, der dem Gedanken tatsächlich nicht abgeneigt war. Würde viele Probleme lösen …
 

„Weil du nicht möchtest, dass ich dich bis zum Ende deiner Tage hasse.“ … und deutlich größere schaffen. „Außerdem wurde mir glaubhaft versichert, ich wäre kein angenehmer Gefangener.“
 

Dem hatte Jian nicht viel entgegenzusetzen. Allein Seto zu bändigen, bedurfte einer nicht geringen Kraftanstrengung. Ihn gegen seinen Willen, irgendwo festzuhalten, wäre tierisch umständlich.
 

„Unter der ein oder anderen Bedingung würde ich das sogar in Kauf nehmen“, sagte Jian und vergrub eine Hand besitzergreifend in den wirren, braunen Strähnen. Wenn der andere sich einen anderen Liebhaber nehmen wollte, zum Beispiel.
 

Mit düsterem Blick legte Seto die Stirn in Falten. Er schien sich gut ausmalen zu können, was das bedeutete. Plötzlich lächelte er schmal, neigte den Kopf und beugte sich zu Jians Ohr hinüber – ungeachtet der Hand in seinen Haaren.
 

„Sollte ich dich in den nächsten Monaten betrügen, erfülle ich dir die Fantasie, die dir gerade eben durch den Kopf gegangen ist“, flüsterte er verheißungsvoll, pustete ihm neckisch ins Ohr und küsste ihn flüchtig auf die Wange.
 

Jian erstarrte. Nur seine Augen weiteten sich leicht. Ein gefügiger Seto wäre bestimmt ein grandioses Erlebnis, aber nichts, was das Gefühl eines Betruges wegmachen könnte.
 

„Du hast nicht die leiseste Ahnung, was ich mir vorgestellt habe“, murmelte Jian abwesend.
 

„Vollkommen irrelevant“, erwiderte Seto selbstsicher und winkte ab. „Du könntest verlangen, wonach dir der Sinn stände. An deiner Stelle würde ich allerdings nicht allzu viel Zeit darauf verwenden, dir etwas auszudenken. Dich zu betrügen, gehört nicht im Entferntesten zu den Dingen, die ich während deiner Abwesenheit zu tun gedenke.“
 

Das Angebot klang überzeugend. Seto, Kontrollmensch durch und durch, würde niemals riskieren, ihm so ausgeliefert zu sein. „Versprochen?“
 

„Sicher. Du kannst mir gerne, nachdem alles erledigt ist, in aller Ausführlichkeit hinterherspionieren“, sagte Seto spöttisch. Er hasste es, wenn jemand das tat. Es dennoch anzubieten, bedeutete, dass er bereit war, in ihre Vereinbarung zu investieren. Alles nur, damit Jians Eifersucht ihren Plan nicht zerstören konnte.
 

„In Ordnung“, erklärte Jian und fragte sich, warum es solcher Abmachungen bedurfte, um genug Vertrauen in seinen eigenen Freund zu haben. Er lockerte seinen Griff und kraulte entschuldigend durch die Haare. „Das gleiche gilt natürlich für dich.“
 

„Unnötig“, bestimmte sein Freund und legte die Arme um Jians Nacken. Die blauen Augen funkelten neckisch. „Ich bin sicher, du wirst dich nach mir verzehren und noch viele weitere Fantasien entwickeln. Vielleicht kommt ab und an ein Beitrag über mich in den Spätnachrichten, dann kannst …“
 

Jian unterbrach ihn mit einem Kuss. Diese Frotzelei musste er sich nicht anhören. Traurig genug, dass es der Realität ziemlich nahekommen würde. Sich die Wirtschaftsnachrichten für den Abend aufzunehmen, wäre wahrscheinlich keine allzu auffällige neue Angewohnheit.
 

„Gut. Wenn das so ist, kann ich mir in der Zwischenzeit ja ein paar hübsche, japanische Sexsklaven halten. Vielleicht finde ich ein Exemplar mit blauen Augen“, gab er spöttisch zurück. Das konnte er so schließlich nicht auf sich sitzen lassen.
 

„Das würde ich merken.“
 

„Wie denn, wenn du mir nicht hinterherspionierst?“
 

„Im Bett.“ Aus Seto sprach die pure Überzeugung.
 

„Ich bitte dich.“ Jian runzelte die Stirn. Das wäre beunruhigend. Ihm fielen auf Anhieb drei Situationen ein, in denen er jemand anders gehabt hatte, nachdem er schon mit Seto geschlafen hatte.
 

„Vor unserer zweiten Begegnung und vor Peking im Januar.“ Sein Freund blickte ihn mit erhobener Augenbraue herausfordernd an.
 

Verdammt. Er traf vollkommen ins Schwarze. Aber das war am Anfang ihrer Bekanntschaft gewesen. Das konnte er ihm unmöglich übelnehmen.
 

„Ja und ja“, gab er also zerknirscht zu.
 

Die kühlen Augen funkelten triumphierend. „Und dann war da noch etwas im Mai. Ich befürchte allerdings, dass es nicht allzu befriedigend war.“
 

Jian knirschte mit den Zähnen. Die Sache konnte er ihm übelnehmen. Besser er erklärte das. „Wieder richtig“, brummte er. „Das war vor meinem Geburtstag. Ich musste meine Familie davonabhalten, für die Tage bei mir einzuziehen. Die zwei Callboys haben prima funktioniert.“
 

Seto lachte auf und Jian entspannte sich. Kein Problem also. Zu fragen, was Seto in der Zeit so getrieben hatte, traute er sich jedoch nicht.
 

„Bist du bis zu deinem Geburtstag fertig?“, fragte Seto. Er sah ihn dabei nicht an, sondern schlang sich die zweite Bettdecke um die Schultern.
 

„Das strebe ich an“, bestätigte Jian. Die Zeit war viel zu lang.
 

„Gut, dann kann ich dir deine Geschenke vor der Konferenz in Lissabon geben. Das hätte etwas von eine Jahrestagfeier gehabt.“ Er verdrehte die Augen. „Solche Dinge werden allgemein überbewertet.“
 

Der Ausspruch entlockte Jian ein Lächeln. Lissabon als Jahrestag. Also der 17. Juni. Dann waren sie in der Paar-Sache ja doch einer Meinung. Obwohl er Jahrestag eigentlich nicht überbewertet fand.
 

Jian beugte sich zu Seto hinüber und küsste ihn. So gierig, dass es unmöglich gefühlsduselig erscheinen konnte.
 

„Machst du an meinem Geburtstag, was ich möchte?“, fragte er dann schelmisch.
 

Seto schnaubte. „Ich hab drei Geschenke für dich, aber das gehört ganz sicher nicht dazu.“
 

„Drei?“, wiederholte Jian. Ihm fielen kaum drei Wünsche ein, geschweige denn welche von denen sein Freund wissen konnte.
 

„Ich bin ein sehr aufmerksamer Mensch“, entgegnete Seto schulterzuckend.
 

„Eiskalter Analytiker, meinst du wohl.“ Keine fünf Sekunden später schwebte Setos Gesicht mit bedrohlich kaltem Ausdruck dicht vor Jians Nase. Dieser erkannte das spielerische Element.
 

„Pass besser auf, was du sagst“, meinte er leise. „Sonst bin ich nicht mehr so gönnerhaft.“
 

Jian grinste innerlich und unterdrückte mit Mühe die Impulse, sofort über ihn herzufallen oder eine freundschaftliche Rauferei zu beginnen.
 

„Aber dafür liebe ich dich doch“, erwiderte Jian ebenso kühl.
 

Sie lieferte sich ein Blickduell, das Jian verlor, als etwas Hartes gegen seine Brust stieß. Überrascht schaute er nach unten und erkannte den Smartphonekarton in Setos Hand.
 

„Ich hab nie gesagt, dass ich es will“, sagte er belehrend. Jian schloss die Augen. Verdammt. Er war sich so sicher gewesen, dass sein Freund … „trotzdem hast du gewusst, dass ich es mir wünsche.“
 

Darauf wollte er also hinaus. Jian lächelte. „Das klingt so, als sollte ich mich auf meinen Geburtstag freuen.“
 

„Unbedingt“, bestätigte Seto, hielt ihm die Schachtel jedoch weiter hin. Jian hob fragend eine Augenbraue. „Es wäre viel zu leicht zu dir zurückzuverfolgen.“ Jians Mundwinkel zuckte, da es Seto in keinerlei Weise gelang, sein Bedauern zu unterdrücken. „Außerdem ist es peinlich, wie abhängig du von deinem P.A. bist. Leg dir ein ordentliches Terminerfassungsprogramm zu.“ Jian starrte ihn böse an. „Speicherplatz und Leistung für ein paar gute Mafia-Spiele hast du auch.“ Jians Laune sank gegen den Gefrierpunkt. „Und wenn du dein altes Handy weiter zum Telefonieren benutzt, weißt du, wenn das Smartphone klingelt, dass du etwas vermasselt hast und ich deine Hilfe brauche.“
 

Dieser kleine manipulative Mistkerl. Jian griff nach dem Smartphone. Da machte er sich vier Sätze lang über ihn lustig, und mit den letzten vier Wörtern besänftigte und stimmte er ihn um. Typisch Seto.
 

„Du hast die Nummer?!“, brummte Jian.
 

„Sicher. Bekomme ich dann das Nachfolgemodell?“
 

„Kleiner durchtriebener Mistkerl!“
 

Seto lachte auf. „Ich dachte, dafür liebst du mich“, sagte er sarkastisch.
 

Das tat er tatsächlich. Jian drückte seinen Freund in die Laken und küsste ihn verlangend. Mm, das war gut. Wie würde er ihn vermissen. Kurzentschlossen entschied er, Seto als Rache einen kleinen Abschiedsgruß zu hinterlassen. Unter dessen Seufzen saugte und knabberte er an der Haut überm rechten Schlüsselbein bis dort ein Knutschfleck entstand.
 

„Ich glaub, du musst los“, murmelte Seto, fing aber seine Lippen noch einmal für einen Kuss ein.
 

„Bis in ein paar Monaten“, verabschiedete sich Jian, als er Tasche und Smartphone nahm.
 

„Denk an deinen Geburtstag“, erwiderte Seto und zog die verrutschte Deckdecke wieder seine Brust hoch.
 

„Halt den Hemdkragen schön geschlossen“, sagte Jian grinsend auf dem Weg zur Tür. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Setos linke Hand zu seinem Schlüsselbein schnellte.
 

„Immer doch, du Idiot!“, grummelte er, womit er Jian endgültig zum Lachen brachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lunata79
2013-07-16T07:37:00+00:00 16.07.2013 09:37
Wirklich nette FF. Hat mir wirklich gut gefallen.
Aber bei Kaiba´s letzten Kapitel am Schluss habe ich erst nicht durchgeblickt, was gemeint war. Erst als ich Jian´s Kapitel gelesen hab, hab ich gecheckt, was Kaiba meinte. Natürlich musste ich zwecks noch einmal zurückzappen zu Kaiba´s Schlusskapitel, um den Zusammenhang zu kapieren. Das war wirklich hinterhältig.
Bei deinem wunderschönen Schreibstil würde ich mir gerne eine neue Puppyshipping FF von dir wünschen. *schmacht*
Man liest sich ... oder auch nicht. XD

Lg
Lunata79
Von:  Onlyknow3
2013-07-15T06:11:42+00:00 15.07.2013 08:11
Schade jetzt ist es zu ende,dabei würde ich mich über eine Fortsetzung freuen.Das sich die beiden wieder so Nahe kommen kaum zu glauben.Mach weiter so,freue mich auf das nächste Kapitel oder Geschichte.

LG
Onlyknow3


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