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Worthalten

Ein Geburtstagsdrama in fünf Akten
von

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Die Sache mit dem Vertrauen

Hallo!
 

Endlich habe ich das nächste Kapitel fertig. ^______^
 

@ LydiaDeetz: Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin die letzte, die über lange Wartezeiten meckern darf. Man schaue sich nur an, wie lange dieses Kapitel gedauert hat. -_-° Ich freue mich, dass es dir so gut gefällt, dass du mir überhaupt einen Kommentar hinterlässt. Und vielen Dank für deine ganzen Komplimente. =)

Und ja, die Beziehung zwischen Jian und Seto zeichnet sich deutlich durch ein Katz und Maus Spiel aus. Das wird man in diesem Kapitel genauer sehen. Ich hoffe, du hast Spaß daran.

@ Onlyknow3: Tja, wie antwortet Seto wohl. Eigentlich klar oder? Nur ist das nicht ausschlaggebend für ihre weitere Beziehung. ;) Wo kämen wir denn hin, wenn Jian plötzlich eine abweisende Antwort akzeptieren würde?! ;) Ich hoffe, das Ergebnis entspricht deinen Vorstellungen.

@ Sachmet9559: Du hast das Zusammenhänge mal wieder sehr gut getroffen. Abgesehen davon, das Jian eher nicht süß ist. Der geht eher in Richtung Setos Charakter mit deutlich mehr Abgründen. ;) Ansonsten hast du Setos Beweggründe aber gut erkannt und deine Vermutung trifft es gut. Aber das wirst du ja sehen. Ich hoffe, es gefällt dir!

@ Salmandria: Danke für deinen Kommentar! Ich freue mich, dass dir die FF so gut gefällt. Setos Antwort gibt's gleich am Anfang des Kapitels. ;)

@ red-skyangel: Schön, dass dir die FF gefällt und danke für dein Kompliment. :)Und die Länge des Kommentars hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Jian als toll zu bezeichnen, finde ich ein wenig zweifelhaft. Er ist oftmals ein herrischer, rechthaberischer Arsch. Aber dadurch passt er natürlich wunderbar zu Seto und ihm gegenüber verhält es sich sogar für seine Verhältnisse echt nett. ;) Insofern hast du Recht. :) Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.
 

Auch allen anderen viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, es gefällt!
 

LG Zyra
 

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4. Akt: Die Sache mit dem Vertrauen
 

„Du wirst so oder so nichts ändern“, sagte Kaiba nach einem Moment bestimmt. Er hatte die Frage nicht erwartet, aber dennoch brauchte er sich keine Gedanken über detaillierte Forderungen zu machen.
 

Jian würde nichts an seinen Geschäftspraktiken ändern. Dazu war er viel zu sehr Geschäftsmann. Mit der Aufgabe eines Teils seiner illegaler Aktivitäten brächen ihm etlichen Einnahmen weg. Die genauen Dimensionen konnte Kaiba nicht abschätzen, aber der illegale Sektor beschwerte dem anderen sicherlich mehrere hundert Millionen pro Jahr.
 

„Die Entscheidung solltest du wohl mir überlassen!“, verlangte Jian. Wieder einmal näherte sich sein Tonfall der Gereiztheit. Er atmete tief durch und wurde ruhiger. „Es sind meine Geschäfte, nicht wahr? An ihnen müsste sich etwas ändern, aber wir hatten vereinbart, dass wir uns nicht in die Arbeit des anderen einmischen. Auch ein Grund, warum du gegangen bist, nehme ich an. Das war es, was du heute Morgen gemeint hast.“
 

Kaiba nickte nur. Es wunderte ihn nicht, dass Jian diese Zusammenhänge erfasste. Nicht ohne Grund war sein Gegenüber derzeit einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner weltweit. Er wartete Jians Reaktion ab. Der rieb sich nachdenklich-frustriert die Augen. Kein gutes Zeichen.
 

„Ich wüsste nicht, was ich ändern könnte“, sagte Jian schließlich und lehnte sich leicht zu ihm hinüber. Kaiba setzte zu einer bissigen Antwort an, aber Jian schüttelte den Kopf und legte einen Finger an seine Lippen. „Das heißt nicht, dass ich nichts ändern will. Das Problem liegt in dem, was ich tun kann. Es wird sich nicht positiv auf deine Sicherheit auswirken, wenn ich einfach die illegalen Geschäfte abbreche. Damit bringe ich meine Geschäftspartner nur gegen mich auf. Falls ein Deal kurzfristig platzt, haben auch sie Verluste. Das macht es nicht besser.“
 

„Ich kann warten“, hörte Kaiba sich sagen und wusste im selben Moment, dass es „von Herzen“ kam – wie Mokuba sagen würde. Kurz schloss er die Augen und überdachte seine Antwort. Kühl und geschäftsmäßig setzte er hinzu: „Ich erwarte nicht, dass du das Problem von heute auf morgen lösen kannst. Es ist mir auch egal, wie du es löst. Aber wenn du den Kontakt zu mir wünscht, wirst du es lösen und mir Beweise dafür vorlegen – welcher Art auch immer.“ Jians Miene verdüsterte sich. Diesmal war es Kaiba, der ernst den Kopf schüttelte. „Nach dem, was passiert ist, werde ich dir sicher nicht blind vertrauen.“
 

Er sagte nicht, dass er das nicht konnte. Ein Kaiba ist stets bemüht, keinen Fehler zwei Mal zu machen. Er gestand es sich nicht gerne ein, aber er hatte Jian blind vertraut … und hatte die Konsequenzen tragen müssen. Nicht ohne Grund war er starker Befürworter des Grundsatzes: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“
 

„Verstehe“, erwiderte Jian leise. „Ich kann wohl nicht erwarten, dass sofort wieder alles ist wie zuvor.“
 

„Es wird niemals wieder so sein wie zuvor“, erwiderte Kaiba bestimmt. Das war eine Tatsache, was nicht hieß, dass er nicht durchaus eine Chance sah, dass es ebenso gut sein konnte. Aber definitiv anders.
 

„Natürlich nicht“, murmelte Jian resigniert. Er beugte sich die letzten Zentimeter vor und küsste Kaiba sanft. Dieses Mal ließ er es einfach geschehen, genoss die vermisste Berührung und das warme Gefühl, das sich in seinem Körper auszubreiten begann.
 

„Wer weiß, dass du hier bist?“, fragte Kaiba, nachdem Jian den Kuss beendet hatte und er wieder klar denken konnte.
 

„Abgesehen von uns beiden nur dein Bruder“, antwortete Jian und es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich schöneres vorstellen konnte, als ein Gespräch zu führen.
 

Kaiba hob skeptisch eine Augenbraue. „Du bist dir sicher, dass dir niemand gefolgt ist? Und von deinen Leuten weiß ebenfalls keiner, wo du dich aufhältst? Nicht einmal Lang?“
 

„Lang hat eine Woche Urlaub“, erklärte Jian. Normalerweise war sein Personal Assistent wie sein Schatten und wusste immer über alles Bescheid. „Offiziell bin ich in meinem Ferienhaus 50 Kilometer von Tokio entfernt und arbeite allein an ein paar geheimen Projekten. Als ich ging, war ich sehr vorsichtig. Nicht einmal mein eigenes Sicherheitspersonal hat bisher meine Abwesenheit bemerkt. Gefolgt ist mir niemand, da bin ich mir sicher. Ich weiß, wie ich unbemerkt bleibe.“
 

Kaiba nickte nur. So gesehen war es irrelevant, wann Jian ging. Wenn niemand wusste, dass er hier war, konnte auch niemand über seine Aufenthaltszeit auf dem Kaiba‘schen Grundstück Rückschlüsse darauf ziehen, wie ein Gespräch zwischen ihnen ausgegangen war.
 

Jian beugte sich abermals vor und küsste ihn. Erst ganz sanft, schnell aber stürmischer. Kaiba ging gerne darauf ein. Als Jians Zungenspitze verlangend gegen seine Lippen stieß, öffnete er sie bereitwillig, nur um im nächste Moment mit seiner Zunge vorzuschnellen und Jians zurückzudrängen. Diese Initiative kam für Jian anscheinend überraschend, denn Kaiba schaffte es beinahe mühelos den Zungenkuss in Jians Mund zu verlagern.
 

Jian gab einen positiv überraschten Laut von sich, der Griff um Kaibas Hände wurde fester und nachdem ein leichter Ruck durch dessen Körper gegangen war, fand er sich auf Jians Schoß wieder. Kaiba seufzte auf und prompt nutzte der andere die Reaktion, um wieder die Oberhand zu gewinnen. Ihre Hände lösten sich voneinander und schlangen sich wie von selbst um den Körper des jeweils anderen, um nach der langen Zeit wieder ein paar Erkundungen anzustellen.
 

Erst als Jians Finger unter Kaibas T-Shirt schlüpften, wurde es dem zu viel. Er erbebte unter der sanften Berührung und brach den Kuss ab. Ihr beider Atem ging schnell, beinahe keuchend.
 

„Was?“, fragte Jian rau und blickte ihn erstaunt an. Seine Finger glitten streichelnd über Kaibas untere Wirbelsäule. Ohne dass der es verhindern konnte, breitete sich Gänsehaut auf seinem Rücken aus.
 

„Lass das“, murmelte er und rang mit sich. Für einen Moment herrschte in ihm ein Chaos aus Gedanken und Gefühlen, in dem er nicht wusste, was er wollte. Dann begriff er, dass es auch in dieser Sache wohl nicht so einfach war, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Er schien nicht in der Lage zu sein, die Begierde seines Körpers die Oberhand gewinnen zu lassen, obwohl nicht viel dazu fehlte.
 

„Nein“, flüsterte Jian und Kaiba wollte bereits protestieren, als die warmen Hände von seiner Haut verschwanden. Er blickte in die braunen Augen seines Gegenübers und erkannte Resignation und Frustration in ihnen. Es war keine Weigerung, Jian schien eher mit sich selbst zu sprechen. „Nicht das auch noch.“
 

Er legte seine Hände locker um Kaibas Rücken, sodass der jederzeit problemlos aufstehen konnte. Seine Lippen suchten und fanden dessen Mund. Der Kuss war kurz, aber zärtlich. Sacht drückte er seine Stirn gegen Kaibas. „Ist das … so in Ordnung für dich?“, fragte er nach einem Moment und wirkte tatsächlich ein wenig unsicher.
 

„Seit wann interessierst du dich fürs Kuscheln?“, erwiderte Kaiba und alleine aus Gewohnheit schlich sich ein leicht spöttelnder Unterton in seine Stimme. Dabei war er eher erstaunt. Jian hatte daran nie großes Interesse gezeigt.
 

„Seit ich anscheinend dein Vertrauen zu mehr verloren habe“, sagte Jian und das ehrliche Bedauern war nicht zu überhören. Er drückte Kaiba ein wenig fester an sich und vergrub sein Gesicht in dessen Haaren.
 

Abermals jagte Kaiba der leichte Atemhauch, der über seine Kopfhaut strich, einen Schauer über den Rücken. Ganz automatisch lehnte er sich an den anderen und genoss tatsächliche die Situation. Er fühlte den warmen, kräftigen Körper unter sich und es war einfach angenehm … entgegen jeder seiner Erwartungen. Er hätte niemals gedacht, dass dieses stille Beisammensein und das schlichte … Spüren des anderen eine solche Wirkung auf ihn haben würde.
 

„Trainierst du mit?“, fragte Kaiba irgendwann leise. Er wollte nicht, dass Jian ging. Es behagte ihm zwar auch nicht, dass der andere ihm beim Trainieren zu sehen würde, aber seine Abwesenheit erschien ihm momentan alles andere als wünschenswert. Seltsamerweise nahm er dafür in Kauf, dass Jian sah, in welchem Maß er nach der – durch die Verletzungen diktierten – Trainingspause an Form verloren hatte.
 

„M-hm“, brummte Jian. Seine Lippen wanderten kurz von Kaibas Haaransatz über dessen Hals, aber er löste sich von ihm und schlüpfte aus seinem Pullover und dem langärmligen Shirt, dass er darunter trug.
 

Sie trainierten eine halbe Stunde lang, wobei Jian einfach nur Kaibas Geräteeinstellungen übernahm, die aufgrund seiner Fitness keinerlei Anstrengung für ihn waren. Am Ende hatte er noch nicht einmal geschwitzt, während Kaiba ausgepowert war.
 

Kaiba zog missmutig die Augenbrauen zusammen. Verdammt. Er hatte tatsächlich einiges an Form verloren. Zwar hatte er nie ganz mit Jian mithalten können, weil der so viel Kampfsport betrieb, aber im Sommer dieses Jahres hatte er zumindest teilweise Anschluss finden können. Der Aufwand war rückblickend für die Katz gewesen.
 

„Überanstreng dich nicht“, sagte Jian in seinem besten Befehlston und hielt ihm eine Mineralwasserflasche hin. Kaiba sah ihn kalt an, nahm die Flasche allerdings gern entgegen. Er hatte Durst. „Es ist ja nicht so, als ob du völlig untrainiert wärst“, fügte Jian versöhnlicher hinzu, aber Kaiba war sich sicher, dass der andere die aus der körperlichen Kraft resultierende Machtstellung in gewissem Maß genoss. Alles andere wäre nicht Jian gewesen.
 

„Zumindest habe ich mich angestrengt“, meinte er kühl und vorwurfsvoll, aber Jian zuckte lässig mit den Schultern. Kaiba nahm mehrere große Schlucke Wasser.
 

„Ich denke, ich kann meine Energie sinnvoller verwenden“, erwiderte er und um seine Lippen legte sich ein anzügliches Lächeln.
 

„Für den Nachhauseweg?“, fragte Kaiba spöttisch-distanziert und hob eine Augenbraue. Das musste er sich wirklich nicht bieten lassen.
 

„Peripher auch dafür“, antwortete Jian sachlich. Sein Lächeln schwand etwas, wenn ihn der Konter allerdings getroffen hatte, dann verbarg er es gut. „Im Wesentlichen hatte ich an etwas anderes gedacht.“
 

Nachdem Kaiba die halbe Flasche leer getrunken hatte, stand er auf und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Er lächelte innerlich, als sich Jians Blick scheinbar automatisch auf seinen nackten Oberkörper richtete.
 

„Ich gehe duschen“, sagte er und blieb auf seinem Weg ins angrenzende Badezimmer vor Jian stehen. „Schade eigentlich, dass du keinen Grund hast, mitzukommen, weil du nicht geschwitzt hast.“
 

Er küsste Jian flüchtig und drückte ihm das T-Shirt in die Hand. Dessen Miene veränderte sich kaum, aber Kaiba spürte dennoch die leichte Verstimmung – wahrscheinlich darüber, sich ein Eigentor geschossen zu haben.
 

Hoch erhobenen Hauptes marschierte er ins Bad hinüber und spürte dabei Jians begierigen Blick im Rücken. Er lächelte schmal. Es machte Spaß, Jian zu reizen und in die Schranken zu weisen. Der sollte nur nicht zu überheblich werden, aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit.
 

„Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, dich aus deinen engen Shorts zu schälen“, sagte Jian provokant, als Kaiba gerade dabei war, sich seine Sportschuhe auszuziehen.
 

„Und das soll das Niveau eines Mannes sein, der so gerne damit hausieren geht, sämtliche Abschlüsse mit 1,0 bestanden zu haben?!“, spöttelte Kaiba. Zu seiner Überraschung lachte Jian leise auf.
 

„Ein Satz über Niveau aus dem Munde desjenigen, der meint, es nötig zu haben, so enge Shorts zu tragen, ts“, schoss er genauso spöttisch zurück.
 

„Die lag gerade obenauf“, log Kaiba, ohne mit der Wimper zu zucken. Außerdem waren sie gar nicht so eng. Figurbetont sicherlich und auch enger, als die Sporthosen, die normalerweise trug, aber es war nun nicht so, als würden sie ihm am Körper kleben. „Also fühl dich gar nicht angesprochen.“
 

„Selbstverständlich“, meinte Jian ironisch. Seine Augen wanderten kurz über Kaibas Körper. „Ansprechend finde ich es dennoch.“
 

Kaiba zog seine Socken aus und schloss kurz die Augen. Es war seltsam, wie einfach es war, wieder in alte Angewohnheiten zu verfallen – trotz ihrer stillschweigenden Einigung, einen gewissen Punkt nicht zu überschreiten. Nicht, dass es ihm nicht Spaß machte, aber es wunderte ihn.
 

Er verstand sich selbst nicht. Nur zu deutlich spürte er sein Begehren, dennoch war es plötzlich zu viel gewesen. Trotzdem bereitete es ihm keinerlei Probleme, Jian sexuell zu reizen. Er legte es quasi darauf an, dass der sich vergaß. Das war doch paradox.
 

„Also?“, fragte Jian und hob provokant eine Augenbraue.
 

„Danke, nein. Ich brauche deine Hilfe nicht“, antwortete er kühl, streifte aber langsam und für den anderen gut sichtbar, seine beiden Shorts ab. Damit provozierte er abermals eine Grenzüberschreitung Jians. Dessen Augen klebten zwar förmlich an ihm und seine Lust war nicht zu übersehen, aber er hielt sich zurück.
 

Während Kaiba duschte, spürte er geradezu Jians Blick in seinem Rücken. Mehrmals juckte es ihm in den Finger, sich extra aufreizend zu bewegen. Warum war er bereit, Jian so zu reizen? Wollte er etwa einfach nur die Bestätigung, dass der sich unter Kontrolle halten konnte und nichts täte, was ihm widerstrebte? Scheinbar. Es war jedenfalls die einzige Erklärung, die ihm einfiel.
 

„Ich bin einem entspannendem Bad nicht abgeneigt“, erklärte Jian zu Kaibas Überraschung, als der sich gerade das Shampoo aus den Haaren wusch. „Du könntest ebenso eins vertragen.“
 

„Der Whirlpool ist nebenan“, meinte Kaiba leichthin, „aber das weißt du ja sicherlich bereits.“
 

„Allerdings“, bestätigte Jian selbstsicher. Kaiba konnte nicht sagen, ob er sich illegal Baupläne besorgt oder sich vorhin in den Nebenräumen umgesehen hatte. Wahrscheinlich beides. Es würde jedenfalls zu Jian passen.
 

Kaiba beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, als er in den Nebenraum verschwand. Jians Miene blieb wie so oft ungerührt und weder Lust noch Langeweile waren aus ihr abzulesen. Er schien sich wieder voll und ganz unter Kontrolle zu haben, aber Kaiba zweifelte daran. Für ihn wirkte es eher wie das Ziehen der Notbremse. Wenn Jian sich der Kontrolle sicher gewesen wäre, hätte er keinen Grund gehabt zu gehen und Kaiba nicht weiter zu beobachten.
 

Einen Moment lang überlegte Kaiba, sein Spiel mit Jians Selbstbeherrschung bereits ruhen zu lassen. Aber er wollte nicht. Im Gegenteil, er wollte die Grenzen sehen. Den schmalen Grad bis zu dem er gehen konnte. Er wollte wissen, ob er Jian soweit vertrauen konnte.
 

Kaiba spülte sich den Rest Shampoo aus den Haaren, trat aus der Dusche und griff nach mehreren Handtücher. Doch anstatt sie zu benutzen, nahm er sie mit nach nebenan. Als er eintrat, lag Jian bereits in dem sprudelnden Wasser. Er hatte die Augen geschlossen, sich entspannt zurückgelehnt und wirkte geradezu ungefährlich.
 

Kaiba wusste aus eigener Erfahrung, dass das nicht stimmte. Er hatte gesehen, dass Jian einem seiner Bediensteten aus dem Schlaf heraus beinahe eine Schulter ausgekugelt hatte, als der unbedacht versucht hatte, ihn zu wecken. Kaiba würde die präzise, schnelle Bewegung in seinem Leben nicht vergessen.
 

Seit dem Moment hatte er sich überraschend sicher gefühlt, immer wenn er mit Jian in einem Bett geschlafen hatte. Der Gedanke, dass es ihm einmal genauso ergehen konnte, hatte ihn seltsamerweise nie beunruhigt und Jian hatte ihn auch nie angegriffen.
 

Kaiba legte die Handtücher auf der breiten Massagebank ab und ließ sich versetzt Jian gegenüber in das heiße Wasser sinken. Er streckte sich und streifte mit Absicht das Bein des anderen. Geradezu genüsslich strich er mit seinem Fuß an dessen Oberschenkel entlang.
 

Jians Augen richteten sich glühend auf ihn. Im Gegensatz dazu war seine Stimme gewohnt kühl: „Wenn das dein übliches Spielchen um die bessere Selbstbeherrschung sein sollte, gebe ich mich hiermit geschlagen. Unter den gegebenen Bedingungen ist es“ Seine Stimme schwankte kurz, als Kaiba seinen Fuß abermals an seinem Bein rieb. „sicherlich keine sonderlich gute Idee, das bis zum Ende auszutragen.“
 

„Wenn du meinst“, erwiderte Kaiba gelangweilt und belächelte ihn. Verstärkt breitete sich das Triumphgefühl in ihm aus, das sich am Anfang ihres Treffen nicht hatte einstellen wollen. Es gefiel ihm, dass Jian so leicht eingestand, dass er derjenige mit der besseren Selbstbeherrschung war. Außerdem beruhigte es ihn, dass Jian einem Kontrollverlust vorbeugen wollte.
 

„Ja, ich meine“, bestimmte der im herrischen Ton, aber er war nicht zu übersehen, wie sehr er mit sich rang.
 

Kaiba lehnte sich entspannt zurück und ließ sich vom sprudelnden Wasser massieren. Seinen Fuß beließ er, wo er war, und genoss das Gefühl der harten Muskeln unter der Haut, sparte es sich aber, ihn vorwitzig an Jians Schenkel entlang zu bewegen.
 

„Bleibst du und verwöhnst mich, wie du es versprochen hast?“, fragte er nach einem Moment des Schweigens. Ihm waren wieder die Vorteile von Jians Versprechen eingefallen. Irgendwann einmal hatte er sich vorgenommen, eine Liste zu machen, was er von dem anderen immer schon mal verlangen wollte, aber darüber war er hinweggekommen. Er grinste innerlich. Einiges würde ihm sicherlich aus dem Kopf einfallen.
 

„Willst du mich beleidigen oder muss ich mir Sorgen machen, dass du unter plötzlicher Amnesie leidest?“, entgegnete Jian halb im Ärger, halb sarkastisch. Sein Blick lag immer noch brennend auf Kaiba.
 

„Dann massier mich“, verlangte er in seinem besten Befehlston und rutschte so wenig umständlich wie möglich hinüber an Jians Seite.
 

„Das hatte ich mich eigentlich anders vorgestellt“, murmelte der kaum verständlich, aber deutlich säuerlich.
 

„Bitte?“, harkte Kaiba lauernd nach und hob eine Augenbraue. Dieses Mal unabsichtlich streifte sein Knie über Jians Oberschenkel. Kaiba sah durch das blubbernde Wasser wie erregt der andere war.
 

„Ich denke, wir sollten erst …“, sagte Jian bemüht ruhig, brach dann aber ab. Seine Augen waren dunkel vor Lust. „Ich lass dich auch freiwillig nach oben, sollte das etwas ändern“, bot er überraschend an.
 

„Es ändert nichts“, antwortete Kaiba ruhig, abgesehen davon wollte er gar nicht freiwillig nach oben. Die wenige Male, die er – nach einem wie auch immer gearteten Kräftemessen – den dominanten Part übernahm, waren ein Triumph und den würde er sich nicht schmälern lassen, in dem Jian es ihm freiwillig gab. Ansonsten würde es fortan immer heißen, er hätte einfach nachgegeben.
 

„Ich habe befürchtet, dass du das sagst“, meinte Jian seufzend und schloss um Kontrolle ringend die Augen.
 

„Ich nehme an, du wolltest vorschlagen, das Bad zu beenden und mich erst zu massieren, wenn ich mir ein wenig übergezogen habe?!“, sagte er sachlich, aber wahrscheinlich blitzten seine Augen amüsiert.
 

„Du hast die abkühlende kalte Dusche vergessen“, bemerkte Jian trocken. Sein Blick war mehr lustverschleiert als amüsiert. Alles andere hätte Kaiba auch gewundert. Nun hatte er den anderen wohl lange genug gereizt. Noch mehr wollte er dann doch nicht riskieren.
 

„Nein, habe ich nicht“, sagte er und küsste Jian neckisch, nachdem er sich zu ihm hinübergebeugt hatte. Der stöhnte langgezogen auf, als Kaiba Hand ihren Weg in seinen Schritt gefunden hatte. „Ein kleiner Vorgeschmack auf eine andere vielleicht mögliche Befriedigung.“
 

***
 

Kaiba lehnte sich zufrieden im Sofa zurück und blätterte in einem Wirtschaftsmagazin. Von seinen Schultern stieg ihm der leicht würzige Geruch des Massageöls in die Nase. Er fragte sich, warum er früher nie auf die Idee gekommen war, Jian um eine Massage zu bitten. Der Mann konnte selbst das in einem Maß, das an Perfektion grenzte. Jedenfalls fühlte sich sein Rücken so entspannt an, wie schon lange nicht mehr.
 

Zuvor hatte Jian ihm eine weitere Anregung gegeben, ihm zu vertrauen. Zwar hatte er seine Arme verlangend um ihn geschlungen und ihn gierig geküsst, aber ansonsten hatte er ihm voll und ganz die Kontrolle überlassen.
 

Und Kaiba würde lügen, wenn er behauptete hätte, dass es ihm nicht gefallen hätte, Jian in der Hand zu haben. Im wörtlichen wie im übertragenem Sinne. Das Gefühl der Macht und Kontrolle war durchaus berauschend gewesen. Gerade bei einem Mann von Jians Kaliber.
 

„Hier“, sagte Jian und zog damit Kaibas Aufmerksamkeit auf sich. Im letzten Moment konnte er reflexartig seine Hand hochreißen, um das Handy aufzufangen. Kurz betrachtete er es skeptisch und schaute danach zu Jian hinüber, der gerade verschiedene Sachen, darunter auch eine winzige Wanze, in seiner kleinen Reisetasche verstaute.
 

„Ich werde das überprüfen“, sagte Kaiba kühl.
 

„Natürlich wirst du das“, erwiderte Jian und lächelte schmal. „Du wärst bescheuert, es nicht zu tun. Ich überprüfe umgehend alle Geräte, die die Konkurrenz in den Fingern gehabt hat.“
 

Er ließ sich dicht neben Kaiba im Sofa nieder und drehte dessen Kopf zu sich, um ihn lange zu küssen. Sanft und besitzergreifend in einer bizarren Mischung. So etwas konnte wohl auch nur Jian.
 

Kaiba hatte festgestellt, dass Jian kaum zehn Minuten von ihm ablassen konnte. Die Tatsache – das gestand er sich zwar nicht gerne ein – gefiel ihm außerordentlich. Er wollte gar nicht reflektieren, warum. In gleichem Maß gefiel es ihm, Jian „herumkommandieren“ zu können. Er grinste in den Kuss.
 

„Sei so gut und mach Kaffee und Kuchen“, sagte er, nachdem Jian seine Lippen wieder freigegeben hatte. Was nach der Wortwahl noch als Bitte durchgehen konnte, klang deutlich wie ein feixender Befehl. Er machte sich nicht die Mühe, seine Belustigung zu verbergen … auch wenn die Chancen hoch standen, dass Jian sich dafür irgendwann revanchieren würde.
 

„Aber natürlich, Airen“, erwiderte Jian übertrieben freundlich und gedehnt. Das war wahrscheinlich seine Methode, im Rahmen seines Versprechens dagegen zu halten. Nicht die schlechteste, wie Kaiba zugeben musste. Er hasste den Tonfall und als „Liebster“ bezeichnet zu werden sowieso. „Wahrscheinlich kann ich froh sein, nicht versprochen zu haben, zu tun, was du willst“, fügte Jian trocken hinzu. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum in Richtung Küche.
 

Im Eingangsbereich schien er auf Mokuba zu treffen, der wohl gerade von seinem Fußballspiel zurückkehrte. Jedenfalls drang ein kurzer, undeutlicher Wortwechsel an Kaibas Ohren und wenig später kam sein Bruder ins Wohnzimmer gestiefelt.
 

„Was tut er denn hier?“, fragte er wenig begeistert
 

„Kaffee kochen und Torte holen“, antwortete Kaiba schlicht und blätterte eine Seite weiter.
 

„Oh, hervorragend“, erwiderte Mokuba sarkastisch. „Du hast einen herrischen Multi-Milliardär als Bedienung engagiert. Ich bin beeindruckt, das schafft auch nicht jeder.“
 

Kaiba lachte auf. Die Formulierung würde er sich auf jeden Fall merken. Damit würde er Jian noch ein Weilchen triezen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2012-01-24T17:17:10+00:00 24.01.2012 18:17
Ach was für ein Kapitel,ich wußte gar nicht das Seto so durchtrieben ist,
aber er hat ja auch recht wenn er Jian in versuchung führt denn nur so bekommt er raus ob er diesem wirklich trauen kann.Mir gefällts,aber schick mir doch nächstes mal ne Ens damit ich es gleich lese.
Mach weiter so ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.


LG
Onlyknow3


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