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Herbsttage

von

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Fahrrad und andere Seltsamkeiten

Kapitel 1: Fahrrad und andere Seltsamkeiten
 

Ryou trat ungeduldig von einem Fuss auf den anderen. Das durfte doch echt nicht wahr sein!

Dieser Kerl war schon über 20 Minuten zu spät!

Dabei hatte doch der andre Treffpunkt und Uhrzeit vorgeschlagen! Und er hatte auch Ryous Handynummer.

Da könnte er ja wenigstens eine SMS schreiben, wie viel Verspätung er habe. Die blassen Hände waren nämlich schon ganz kalt und er hätte sich gerne eine heisse Schokolade geholt. Aber er hatte Angst, dass er den anderen dann verpassen würde.

Wobei, eigentlich konnte es ihm egal sein. Er hatte jetzt eine halbes Stunde auf einen Typen gewartet, von dem er nichts wusste. Rein gar nichts, nicht einmal den Namen. Er kannte gerade mal sein Erscheinungsbild!

Langsam fing Ryou an zu zittern. Es war erst Ende Oktober, aber bereits saukalt. In den höher gelegenen Regionen hatte es sogar bereits Schnee gegeben.

Ob er einfach gehen sollte?

Aber dann hätte er umsonst gewartet. Und zudem wollte er diesem Fremden seine Meinung sagen! Erneut flammte Zorn in Ryou auf, als er wieder einmal auf seine Uhr guckte und darüber nachdachte, warum er überhaupt hier stand.
 

Es war vor einer Woche gewesen, Freitagabend nach der Schule und Ryou war noch Eier und Mehl einkaufen gegangen. Freitags kochte er immer Abendessen, damit seine Mutter wenigstens einen freien Abend in der Woche hatte. An diesem speziellen Tag sollte es Omelett geben.

Ryou war friedlich vor sich hinsummend auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause gewesen, als ihn plötzlich etwas von der Seite gerammt hatte und er zu Boden gefallen war.

Dieses ‚etwas’ hatte sich Sekunden später als Fahrrad herausgestellt und ehe sich der Weisshaarige bewusst war, war genau passiert war, wurde er auch schon angeschrieen.

Er war so verwirrt und perplex, dass er dem unvorsichtigen Radfahrer Namen, Telefonnummer und Anschrift gegeben hatte.

Gestern hatte dieser angerufen, um Ryou mitzuteilen, dass sie sich heute treffen sollten und er ihm einen Gefallen schulde, da schliesslich wegen ihm sein Rad kaputt gegangen sei.

Ob so viel Dreistigkeit war der arme Junge überrascht, dass er zugestimmt hatte.
 

Aber diesmal würde er nicht einfach schweigen!

Er hatte sich den ganzen Tag die Worte zurechtgelegt, mit denen er den dunkelhäutigen Kerl zurechtweisen wollte.

Und die Verspätung würde er dabei auch noch zur Sprache bringen.

Was fiel diesem Typen eigentlich ein?

„Hey!“

Ryou starb beinahe an einem Herzinfarkt, als ihn jemand an der Schulter packte.

Da war dieser Idiot also endlich!

Sogleich musterten sie sich gegenseitig. Der andere hatte lange, blonde Haare, einen dunklen Teint, trug ein verwaschenes schwarzes T-Shirt und beige Hosen, die an den Knien zerschlissen war und garantiert schon lange keine liebevolle Behandlung mit dem Bügeleisen mehr bekommen hatte.

Der Idiot streckte seine Hand aus, Ryou tat es ihm gleich und so schüttelten sie sich die Hände.

Dabei guckte ihn sein Gegeüber an, als ob er der grösste Trottel der Welt wäre und dem Weisshaarigen wurde plötzlich klar, das der andere eigentlich einen Handschlag hatte machen wollen.

Er wurde leicht rot um die Nasenspitze und fühlte sich für einen Moment ganz klein, bevor ihm einfiel, dass er heute hatte stark und dominant wirken wollen, wenn er dem Dunkelhäutigen die Leviten las.

„Los, komm!“

Die beiden schritten über den Platz wo sie sich verabredet hatten und bald öffnete der seltsame Fremde eine Autotüre.

Ryou nahm einfach an, dass er sich auf den Beifahrersitz begeben sollte und öffnete ebenfalls eine Türe.

Er fuhr eigentlich nicht gerne Auto, ihm wurde immer schlecht dabei.

Aber er brachte den Mut nicht auf, den anderen anzusprechen!

Dieser drehte den Zündschlüssel und sogleich wurde Ryous Haut noch blasser, als ohrenbetäubender Lärm aus den Boxen drang.

Netterweise wurde der Krach etwas leiser gedreht, aber er frage sich wirklich, wer freiwillig etwas hörte, bei dem der ‚Sänger’ klang, als würde er versuchen, ein Geschwür durch seine Stimmbänder zu pressen.

Leider war der Fahrstil genauso miserabel wie die Musik und Ryou konzentrierte sich die ganze Fahrt darauf, sich nicht zu übergeben.

Als sie endlich in einer Tiefgarage parkten flüchtete er so schnell wie möglich aus dem Fahrzeug und er schwor sich, nie wieder mit diesem Menschen in ein Auto zu steigen, selbst nicht, wenn es aus irgendeinem Grund seine einzige Überlebenschance sein sollte.

Ryou erblickte neben dem geparkten Auto ein Fahrrad und ging darauf zu. Er betrachtete es lange und war sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um dieses eine Fahrrad handelte.

Aber… es sah völlig intakt aus!

Am Telefon hatte ihm der andere gesagt, es sei wegen ihm kaputt gegangen!

Diesen Gedanken formulierte er auch sogleich aus: „Ähm… sieht doch gut aus, dein Fahrrad.“

Und überhaupt, wer brauchte ein Rad, wenn man ein Auto hatte?

„Klar, was denkst du denn? Ich kann doch nicht eine ganze Woche ohne leben! Darum habe ich es selbst geflickt.“

„Aha.“ Was machte er denn bitteschön noch hier?

„Und wozu brauchst du dein Fahrrad so unbedingt?“

Erneut traf ihn ein Blick, als sei er der grösste Dummkopf dieser Welt.

„Na, um zur Schule zu fahren natürlich!“

Okay, jetzt war Ryou verwirrt. „Zur Schule? Aber du kannst doch Autofahren!“

„Klar kann ich. Aber unter der Woche braucht es mein Vater und zudem hat er mir verboten mit seinem Wagen zu fahren.“

Na, das konnte er sich gut vorstellen.

„Aber ich find das eh voll scheisse, dass ich noch nicht Auto fahren darf. In den USA darf man auch mit 16 schon fahren, warum also hier nicht?“

Ryou klappte der Unterkiefer runter. „Du… du bist noch nicht volljährig?“

„Natürlich nicht!“

Erneut wurde ihm schlecht. Es grenzte also an ein schieres Wunder, dass er noch lebte!

In diesem Moment schwor er sich, nie, nie wieder in ein Auto zu sitzen, bevor er die Lizenz des Fahrers gesehen hatte.

„Kommst du?“

Ryou wurde zu einem Fahrstuhl dirigiert und sie fuhren in den vierten Stock.

„Wie heisst du eigentlich?“

„Mariku.“

Wieder wurde der Weisshaarige mit einem Blick betrachtet, der ihm sagte, dass er einfach nur dumm sei.

Mariku führte ihn zu einer Wohnungstüre, die wohl mal weiss gewesen war, inzwischen aber ein schmutziges Grau angenommen hatte.

„Du… Mariku…, sag mal, warum gehen wir eigentlich zu dir?“

Ohje, und schon wieder dieser Blick…

„Na, weil es in der Garage und im Flur verboten ist, zu rauchen!“

Hätte Ryou auch nur fünf Sekunden mit seiner Frage gewartet, hätte er sie nicht zu stellen brauchen.

Sobald nämlich die Türe geöffnet war, stank es fürchterlich nach abgestandenem Rauch.

Einzig sein Anstand liess den Weisshaarigen nicht sogleich die Flucht ergreifen, sondern nur einen Schritt nach hinten machen.

Mariku indes zog seine Schuhe aus und hatte bereits eine Zigarette angezündet.

Der Kleinere überwand sich und betrat ebenfalls die Wohnung.

Er folgte dem Blonden ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Kante eines schmuddeligen Sofas.

Momente vergingen, in denen er versuchte, die herumliegenden Zigarettenstummel, Bierdosen und Pizzaschachteln zu ignorieren.

Als Mariku zu Ende geraucht hatte seufzte er zufrieden und sagte: „Nun zu deiner Bestrafung…“

„Bestrafung? Wofür denn so, hm?“ Die Wut kam langsam wieder nach oben.

„Na, dafür, dass du nicht aufgepasst hast, in mein Rad gelaufen bist, ich umgefallen bin und meine Lenkstange verbogen war.“

Natürlich. Vollkommen logisch. Das machte doch Sinn! Zumindest, wenn man Mariku hiess.

Ryou schüttelte den Kopf: „Reingelaufen? Sag mal, spinnst du? Du hast mich angefahren! Ich habe wegen dir einen riesigen blauen Fleck an der Hüfte! Das Gehen tut mir immer noch weh! Und meine Eier sind auch zerbrochen wegen dir!“

„Oh. Deine Freundin ist sicher untröstlich.“

Es dauerte einige Sekunden, dann färbte sich die blasse Haut signalrot.

„Das meinte ich nicht!“

Mariku lachte schallend. „Weiss ich doch.“

Er zündete sich eine weitere Zigarette an.

„Aber das ändert nichts daran, dass ich wegen dir den ganzen Abend schlechte Laune hatte und dafür will ich entschädigt werden. Ich dachte, du könntest die Wohnung etwas putzen.“

Nun, Ryous Zimmer könnte man ‚etwas’ putzen. Hier aber musste mal radikal aufgeräumt werden.

„Du bist doch komplett durchgeknallt! Nochmals zum mitschreiben: DU hast MICH angefahren. Ich bin vollkommen unschuldig.“

„Das sehe ich aber anders. Ich will, dass du hier etwas Ordnung machst. Das ist alles.“

„Ach, und bloss, weil du etwas willst, soll ich das jetzt machen.“

„Na klar. Ist doch nicht so schwer zu verstehen.“

„Du bist wohl Einzelkind, was?“

„Schon, aber wie kommst du jetzt da drauf?“

„Vergiss es, ist nicht so wichtig.“ Ryou stand auf. „Also, dann geh ich mal wieder.“

Blitzschnell schoss Mariku vom Sofa hoch und packte ihn am Arm. „Das lässt du schön bleiben. Ich lasse dich gehen, wenn es hier ordentlich ist.“

Na, dann könnte er gleich bis Weihnachten bleiben.

„Nein! Und jetzt lass mich gehen!“

„Nein!“

„Doch! Lass los!“

„Wenn du deine Strafe annimmst!“

„Ich habe nichts getan!“

„Doch!“

„Nein!“

Ryou riss sich mit einem Ruck los und eilte zu seinen Schuhen. Warum nur hatte er sie ausgezogen?

Denn so hatte der Dunkelhäutige leider die Zeit, ihm den Ausgang zu versperren.

Er zog den kleineren an sich heran und zischte: „Wenn du jetzt nicht endlich tust, was ich verlange, werde ich ungemütlich!“

Die Drohung klang ernst.

Zu ernst. Der Weisshaarige bekam es plötzlich mit der Angst zu tun und seine Gegenwehr erlahmte.

Wenn er nur heil hier herauskam!

Warum war er überhaupt hergekommen?

Er war einfach zu gutmütig!

In diesem Moment knurrte Marikus Magen ganz, ganz laut.

„Shit, hab ich Hunger!“ Er blickte den anderen an: „Du auch?“

Ohne eine Antwort abzuwarten schleifte er Ryou zurück ins Wohnzimmer.

„Lass und Pizza bestellen.“ Er zückte sein Handy, durchsuchte seine gespeicherten Nummern und rief bei einem Pizzakurier an. Während er auf das Freizeichen wartete, fiel ihm plötzlich was ein: „Ryou, hast du Kohle dabei?“

„Nein.“ Natürlich hatte er, aber das würde er dem Blonden garantiert nicht sagen. Ansonsten würde er noch ausgeraubt!

„Liefern Sie auch kostenlose Pizzen?“

Der Weisshaarige glaubte sich verhört zu haben.

Dann lachte er los, als er das enttäuschte Gesicht des anderen sah.

„Die wollen mir keine Pizza schenken! Dabei bin ich ihr bester Kunde!“

“Das glaub’ ich dir aufs Wort“, zwinkerte Ryou.

„Was soll das jetzt schon wieder heissen?“

„Ach nichts!“

Wieder grummelte Marikus Magen. „Ah, fuck! Ich hab solchen Hunger!“

“Wenn du willst, kann ich was kochen“, antwortete er, bevor er darüber nachdachte.

„Echt? Du kannst kochen? Ist ja geil!“

Und schon ging’s hin zur Küche.

Vor deren Anblick hatte Ryou zwar Angst, aber zu seinem Erstaunen war sie sauber – zumindest im Verhältnis zum Wohnzimmer.

Ein paar schmutzige Teller und Gläser standen auf der Ablage, aber es gab keine verschimmelten Essensreste und auch keine, die als Behausung von kleinen, netten, weissen Würmchen dienten.

„Was habt ihr denn hier?“

Mariku begann, wahllos irgendwelche Schränke zu öffnen und trug zusammen, was da war.

Es war nicht gerade viel. Etwas Reis, Backpulver, Grüntee, Sahne, eine Dose Maiskörner und Schokoladenpulver.

Zweifeld blieben die braunen Augen an letztgenanntem hängen und er überlegte, wer zur Hölle auf die Idee kam, Schokoladenpulver zum kochen zu benutzen.

„Habt ihr Mayo und ein paar Gewürze?“

Hatten sie. Sogar Essiggurken waren noch welche im Kühlschrank.

Ryou kontrollierte die Ablaufdaten der Lebensmittel und meinte dann: „Ich könnte improvisierten Curryreis machen, mit Maissalat. Passt zwar nicht wirklich, aber für alles andere müssten wir einkaufen gehen.“

Doch das Leuchten in Marikus Augen war unmissverständlich.
 

„Also ich weiss echt nicht, was du hast. Schmeckt doch geil!“

„Aber sowohl der Reis als auch der Salat sind gelb. Das ist optisch nicht ansprechend.“

„Mir scheissegal. Ich will noch mehr!“

„Nur, wenn du bitte sagst!“

Dieser Satz lies sie beide zögern. Ryou, weil er sich fragte, woher er den Mut nahm, Mariku erziehen zu wollen und Mariku, weil er sich wunderte, dass ihm jemand Anweisungen geben wollte.

„Nö.“ Dann schöpfte er sich selbst.
 

„Puah, bin ich satt! Das war echt mega lecker!“

Ryou wurde heiss und meinte: „War doch nichts besonderes.“

„War es wohl! Mann, ich schulde dir was. Sag mir, was du willst.“

„Schon okay. Ich will nichts von dir. Und ich sollte langsam nach Hause. Es ist schon spät“

„Das ist aber schade. Dabei bist du ziemlich süss.“

Erneut errötete er. Mit ungeschickten Bewegungen schlüpfte er in seine Schuhe und verabschiedete sich schnell.

Er vergass zu fragen, wo die nächste Busstadion war und so irrte er über eine Viertelstunde durch das Quartier, bis er eine fand.
 

Am darauf folgenden Montag sass Ryou in einer Englischstunde und kritzelte verträumt in seinem Terminkalender herum. Verschnörkelt hoben sich die Worte „Du bist ziemlich süss“ vom restlichen Gekritzel ab.

Dieser Satz beschäftigte ihn. Er bekam höchst selten Komplimente und wenn, dann betraf es immer seine schulischen Leistungen.

Es war schon seltsam… es war nur eine kleine, beiläufig dahergesagte Bemerkung gewesen, aber sie hatte sein Innerstes aufgefühlt.

Er war sich gewohnt, stark zu sein. Nicht physisch, aber er war ein leistungsstarker Schüler und hatte auf seine Mutter und seine Schwester gleichermassen aufzupassen, da sein Vater viel arbeiten musste.

Und bisher hatte er sein Leben immer gemocht.

Er hatte nie ernste Probleme weder in der Schule, noch in der Familie gehabt.

Aber diese wenigen Worte… sie weckten etwas ihn ihm. Ryou wusste es nicht zu benennen, dafür war das Gefühl zu substanzlos.

Aber er hatte die unbestimmte Ahnung, dass sich bald Veränderungen einstellen würden.
 

Eine solche Veränderung bemerkte er bereits am Abend. Er lernte Vokabeln. Beziehungsweise versuchte es.

Immer wieder sah er Marikus Gesicht vor sich.

„Wie soll ich denn bitte schön lernen, wenn ich mich nicht konzentrieren kann?“

Frustriert legte er seinen Kopf auf den Schreibtisch.

„Das ist schön doof, dass ich immer an Mariku denken muss!“

Drei weitere Male versuchte er, den Faden wieder aufzunehmen, aber es wollte nicht klappen.

Letztendlich entschloss er sich, dass er eben morgen lernen würde und er sich jetzt lieber einen Tee machen sollte.

Naja, netter Plan.

Aber Ryou lernte spätestens am Tag danach, dass sich Probleme nicht einfach in Luft auflösten.

Wieder war er unkonzentriert und hatte obendrein schlechte Laune. Das durfte doch echt nicht wahr sein!

Er überlegte lange, kam aber zum Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab: er musste Mariku wieder sehen.

Und sei es nur, damit er wieder anständig lernen konnte.

Leider hatte er die Handynummer immer noch nicht.

Er schaltete seinen Computer an und suchte im Internet nach der Adresse. Es dauerte ziemlich lange, bis er herausbekommen hatte, wo genau Mariku denn wohnte, da er sich gerade mal an den Namen der Busstation erinnern konnte.

Der blasse Junge suchte sich auch die Telefonnummer raus.

Soweit, so gut.

Nur traute er sich leider nicht, anzurufen.

Ryou hatte allgemein Probleme mit telefonieren, da man nie genau wusste, wer am anderen Ende dranging.

Er kannte Marikus Eltern noch nicht mal!

Und es war irgendwie peinlich, auf das Hometelefon anzurufen.

Ein schwerer Seufzer entkam ihm. Lernen könnte er aber vergessen, wenn er jetzt nicht endlich anrief.

Daher nahm er all seinen Mut zusammen und wählte die Nummer.

Es klingelte lange und er wollte schon wieder auflegen, als sich eine Stimme meldete.

„…u Ishtar“

„Äh, guten Abend Herr Ishtar. Ich bin Ryou Bakura, ein Freund von Mariku. Ist er vielleicht zu Hause?“

„Ryou? Warum rufst du denn an?“

In diesem Moment wurde ihm heiss, als er seinen Fehler erkannte. Mist, war das peinlich! Er hatte Mariku für dessen Vater gehalten!

Das brachte ihn etwas aus dem Konzept.

„Ähm… äh, na ja, weil ich eben, tja, ich habe…“

“Zuerst denken, dann sprechen!“

Ryou verstummte.

„Ein Bekannter von mir… bö? Kann ja mal fragen.“

„Wie bitte?“

„Habe grade ein paar Kumpels hier… wir gehen Morgen zusammen was trinken und Honda fragt, ob du Lust hättest mitzukommen.“

Ohne zu Zögern antwortete er sofort: „Natürlich!“
 

Zweifeld stand Ryou einen Tag später neben dem Stadtkino und wartete.

Mariku war über zehn Minuten zu spät.

Der konnte wohl nie pünktlich sein?

Warum nur hatte er zugesagt?

Er mochte eigentlich weder Alkohol noch Kneipen.

Aber wenn er dafür Mariku wieder sah…!

Vielleicht war er dann endlich in der Lage, sein Gefühl zu definieren und wieder zur Ruhe zu kommen.

Weiter zehn Minuten verstrichen, ehe Mariku mit seinen Freunden endlich auftauchte.

Es waren alles eher breit gebaute, etwas grobschlächtige Kerle und Ryou fühlte sich sofort fehl am Platze.

Ganz instinktiv blieb er immer in der Nähe des Blonden.

Wenige Meter von ihrem Treffpunkt entfernt betraten sie eine Kneipe, an deren Türe ein Schild darauf hinwies, dass nur Volljährige eingelassen würden.

Der Weisshaarige blieb stehen, aber die anderen ignorierten das einfach und da Ryou bereits bei beim Eingang stand, blockierte er den Weg. Darum beeilte er sich dann doch, Mariku hinterher zu kommen.

„Ha!“ Dieser war daran, sich zu setzen und in freudiger Erwartung auf Alkohol die die Hände zu reiben.

Der Weisshaarige platzierte sich schnellstmöglich rechts neben ihn.

Kaum hatten sich alle gesetzt, stand auch schon ein Kellner da und nahm die Bestellung auf.

Panisch überlegte Ryou, was er denn jetzt bestellen sollte.

Bei Mineral oder Cola würden ihn die anderen sicher auslachen. Aber er wollte sich mit Marikus Freunden verstehen!

Bald würde er an die Reihe kommen! Aber wie so immer, wenn man sehr schnell denken sollte, stellte das Gehirn aus.

Ryou hörte, wie der Blonde neben ihm etwas sagte, dann war er an der Reihe. Und wusste immer noch nicht, was er denn bestellen sollte.

Darum sagte er schlicht: „Für mich auch, bitte.“

Da war er mal gespannt, was der hübsche Typ neben ihm denn bestellt hatte. Aber er würde dasselbe wie Mariku trinken. Dann würde er eine Vorliebe von ihm kennen lernen!

Ryou lächelte glücklich.

„Hey, was grinst du so?“

„Ach, nichts!“

“Lachst du mich aus?“

Er hob abwehrend die Hände: „Ich? Niemals!“

„Und das soll ich dir glauben?“ Mariku packte den kleineren, knuffte ihn in die Seite und legte ihm einen Arm um die Schulter.

Entspannt lehnte er sich gegen den starken Arm.

„Du da… hallo… du mit den weissen Haaren!“

Es dauerte einige Sekunden, bis Ryou peilte, dass er von der Person die ihm gegenübersass, angesprochen wurde.

„Wie heisst du eigentlich?“

„Ryou“

„Freut mich! Ich bin Honda.“ Der Weisshaarige lächelte zurück.

Die anderen Freunde von Mariku stellten sich auch noch vor, aber leider war Ryou noch nie der beste im Namen merken gewesen und so war es leider auch diesmal.

Als ihre Getränke kamen, war er etwas… nun, irritiert, denn vor ihm wurde ein grosses Glas abgestellt, gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit.

Der weisse Schaum oben lies ihn annehmen, dass es sich um ein Bier handelte, auch wenn er immer gedacht hatte, Bier sei goldgelb.

„Deine Wahl gefällt mir!“, rief Mariku von der Seite und prostete dem Weisshaarigen kurz

zu, bevor er sein Glas an die Lippen setzte.

Wohl oder übel tat dieser es ihm gleich.

Er war so ein Idiot! Er wusste, dass ihm Bier nicht schmeckte! Er kniff die Augen zusammen und nahm den ersten Schluck.

Sofort breitete sich ein bitterer Geschmack auf seiner Zunge aus. Nicht so schlimm wie er erwartet hatte, aber immer noch schlimm genug.

Er schluckte und frage sich, wer so etwas mochte. Sein Blick wanderte zur Seite und traf auf die Augen Marikus.

„Geil, oder? Ich liebe das Zeug einfach.“

Er streckte die Hände mit der Handfläche nach aussen hin aus, in der Mitte das Bier. Dann öffnete er den Mund und gab ein langes, sphärisch klingendes ‚Aah’ von sich.

„Guinness sollte echt zur Religion erklärt werden.“

Alle am Tisch lachten.

„Dummkopf!“, grinste Ryou und gab dem Blonden eine Kopfnuss.

„Du wagst es, den grossen Mariku zu beleidigen?“

„Wer Bier als seine Religion bezeichnet kann man ja nur noch beleidigen!“

“Nicht Bier, Süsser. Guinness.“

„Hm.. o..kay.“ Also war Guinnes doch kein Bier? Aber viel wichtiger war gerade die Frage: warum hatte ihn Mariku als süss bezeichnet?

Ryous Herz machte einen Hüpfer und er fühlte sich, als hätte jemand ein warmes Ei an seinem Herzen aufgeschlagen und die Wärme verteilte sich von da aus über den ganzen Körper.

Er rutschte noch ein Stücken näher und der Blonde, der dies natürlich sofort registriert hatte, legte seinen Arm wieder um Ryou.

Und dabei gab es einen winzigen Moment, wenn man da ein Foto gemacht hätte, wären zwei Menschen drauf gewesen, die so froh wirkten, als hätten sie ewig währendes Glück gefunden.

Natürlich bemerkte es niemand, dafür war er schlicht zu kurz.

„Und, was tust du so, wenn der Tag lag ist?“, wandte sich Honda an Ryou.

„Meine Tage sind eigentlich nie lang… sondern immer viel zu kurz!“

„Haha, ja meine auch!“ Er nahm einen Schluck von seinem Getränk und der Weisshaarige fühlte sich daran erinnert, dass er ja auch noch eines vor sich stehen hatte und er empfand es als unhöflich, es einfach da stehen zu lassen.

Also nahm er nochmals einen Schluck. Und noch einen. Schliesslich wollte er das Zeug bald weg haben.

Mariku hatte sein ganzes Glas schon geleert und bestellte gerade ein zweites.

Ryou schauderte es bei dieser Vorstellung.

Im Laufe des Abends trank Mariku noch zwei weitere, während der blasse Junge neben ihm immer noch mit seinem ersten kämpfte.

Aber ansonsten fühlte sich der Weisshaarige pudelwohl. Vielleicht war da der Alkohol auch noch mit im Spiel, aber wen interessierte das?

Normalerweise hatte er Mühe, Anschluss zu finden. In seiner Klasse war er nicht unbeliebt, aber er hatte da keine richtig guten Freunde und so etwas wie gemeinsam weg gehen kannte er nicht. Nicht, dass ihm das bisher gefehlt hatte. Er mochte es, nach dem lernen abends mit seiner kleinen Schwester vor dem Fernseher zu sitzen und Videospiele zu zocken.

Er hob seinen Blick wieder, der an seinen Händen haften geblieben war, und blieb an seinem Gegenüber hängen. Honda hatte den Typen, der eigentlich neben ihm sass auf seinen Schoss gezogen und leckte ihm gerade über die Wange.

Fasziniert beobachtete Ryou die beiden, und als sie begannen, sich gegenseitig die Zungen in den Mund zu drücken, hörte er eine Stimme neben sich.

„Komm Kleiner, lass uns gehen. Das ist ja nicht mit anzusehen!“

Er nickte und Mariku leere in einem Zug den Rest von Ryous Getränk.

Sie erhoben sich, und ohne sich zu verabschieden verliessen sie die Bar.

„Müssen… müssen wir nicht noch bezahlen?“

Der Blonde grinste: „Das dürfen gerne die anderen übernehmen.“
 

Gemeinsam sassen sie im Bus, Ryou döste an Marikus Arm gelehnt. Er war viel zu müde, um noch an irgendetwas denken zu können.

Er folgte Mariku in seine Wohnung, was er aber eher am Geruch erkannte, er konnte kaum seine Augen offen halten.

Sie gelangten in das Zimmer des Blonden. Natürlich herrschte auch hier Chaos und Mariku entschloss kurzerhand, Ryou zum Bett zu tragen, damit er nicht aus Versehen auf Scherben von Bierflaschen trat, die von seinem letzen Wutausbruch noch übrig waren.

Er kramte ein sauberes T-shirt aus einer Ecke hervor und warf es Ryou an den Kopf, bevor er sich begann, auszuziehen.

Der Weisshaarige tat es ihm gleich und zog sich dann das Oberteil über, das er bekommen hatte. Dann legte er sich hin.

Bald lagen sie beide nebeneinander im Bett.

„Sorry dass mein Bett so klein ist. Ich hoffe du fällst nicht raus.“

„Kein Problem.“

Dann herrschte wieder Stille zwischen ihnen.

Ryou fiel ein, das er das erste Mal in seinem Leben zu Bett ging, ohne sich die Zähne geputzt zu haben.

Plötzlich legte sich ein Arm um seine Hüfte.

Diese Berührung gab ihm die Bestätigung, dass er dem Blonden nahe kommen durfte – es war wirklich eng in dem 90 cm breiten Bett.

Also drehte er sich auf die linke Seite und kuschelte sich an Mariku.

Die Hand schob sich unter das T-Shirt und streichelte seinen Rücken. Leise seufzte er auf. Die warme Hand fühlte sich gut an!

Nun schlang er ebenfalls einen Arm um den anderen und streichelte seine Seite.

Natürlich wurde Mariku rasch fordernder und auch Ryou war bald so heiss, dass er sein Oberteil gar nicht mehr tragen wollte.

Darum zog er es aus und warf es in die Dunkelheit. Sanft liess er seinen Oberkörper weder zurück gleiten, diesmal aber noch näher an den gut duftenden Körper.

Als sich ihre nackte Haut berührte, rann ein wohliger Schauer durch beide hindurch.

Ein Schauer, der nach mehr verlangte.

Der Blonde zog den kleineren auf sich und küsste ihn.

Ryou war so überrascht, dass er gar nicht reagierte, sondern es einfach geschehen liess.

Zum Glück wurden seine Lippen nach einer kurzen Pause erneut liebkost und diesmal machte er mit.

Er umschlang mit beiden Armen den starken Körper unter sich und drückte ihn fest, um zu zeigen, wie glücklich er sich in diesem Moment fühlte.

Die Umarmung wurde erwidert.

Sanft stupste der Weisshaarige mit seiner Nase gegen die Lippen des Dunkelhäutigen, der darauf hin hinein biss.

Ryou kicherte und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge unter ihm.

Mariku indes streichelte den Nacken des Jungen über ihm und stöhnte auf, als sich Zähne an seinem Hals zu schaffen machten.

„Du wagst es?“ Er bäumte sich auf, drehte sich auf den Bauch und begrub Ryou so unter sich.

„Na warte!“ Er legte die Hände an Ryous Hüfte und begann, ihn zu kitzeln.

Leider war dieser aber gar kitzlig und so ging im bloss die Luft ob dem Gewicht des andern aus.

Als Rache hob er eine Hand und schlug nach dem Körper auf ihm, auch wenn er nicht wirklich sah, was er genau traf.

Mariku hingegen spürte sehr gut, wie er den Hintern versohlt bekam.

Es steigerte seine Lust und ohne zu Zögern zerrte er Ryous Boxershort nach unten.

Mit seiner eigenen tat er dasselbe.

Sie fassten sich an, und alles versank in einem Strudel der Lust, dem Weisshaarigen wurde immer heisser und heisser… und als er sich vollkommen diesem Gefühl hingab hörte er gleich darauf Marikus Stimme: „Du bist noch ohne Erfahrung, oder?“

„Mhm… tut mir leid.“

„Kein Problem. Willst du was zum abwischen?“

Ryou bejahte.

Als der Blonde mit Taschentüchern bewaffnet zurückkehrte, war der süsse Junge in seinem Bett bereits eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Naneryia
2011-11-07T14:26:08+00:00 07.11.2011 15:26
noch keine Kommis????
schade, die FF ist iwrklich süß, und der schreibsil ist richtig gut :3aber es geht vllt etwas zu schnell, ich mein, am anfang mögen sie sich nicht und dann landen sie zusammen im Bett.
aber ich finds toll^^

gehts weiter?
LG


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