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Das bewegte Leben der Lady Oscar

Warum sie zu einer stolzen Rose wurde
von

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Auf Messers Schneide

Zeit ist in der Welt der Menschen ein bedeutsames Gut. Nicht jeder weiß sie zu schätzen.

Seit gut einem Tag ist Oscar in ihrer Dunkelheit gefangen. Von außen sieht sie aus wie ein schlafendes Kind, aber in ihrem inneren lodert ein Kampf. Ein Kampf ums Überleben.

Doctor la Motte untersuchte sie wieder, wie am Abend ihres Eintreffens und am Morgen danach. Keine Veränderung. //Dieses arme junge Mädchen. Was hat sie denn bloß bei dem Wetter auf dem Berg gemacht? Zumal sie so krank ist.// Er schüttelt mit dem Kopf. Als Monsieur Albert gestern mit dem jungen Ding im Arm bei ihm vor der Tür stand und ihm erzählte wo er sie gefunden habe konnte er es kaum glauben. Man wusste nicht wie lange sie schon dort auf dem Berg gelegen hat. Die Kopfverletzung war zudem sehr groß und je länger sie bewusstlos war desto mehr befürchtete er eine Schädigung des Gehirns. Zudem hatte sie Fieber und die Atmung war sehr angestrengt. Die Haut zog sich schon zwischen ihre Rippen, solche Atemnot hatte sie. Wer konnte so ein krankes Kind überhaupt aus dem Haus lassen? Der Arzt wusste nicht wer sie war. Ihr Gesicht hatte er noch nie zuvor gesehen. Er konnte keine Familie benachrichtigen, obwohl es so ernst um sie stand. Er befürchtete das schlimmste. Mademoiselle Lilly betrat das Zimmer. Sie war eine junge und hübsche Frau, die sich in dem kleinen Krankenhaus um Patienten kümmerte und sie pflegte. Der ernste und besorgte Gesichtsausdruck des jungen Arztes entging ihr nicht. „Was hälst du davon, wenn wir eine Nachricht an alle umliegenden Dörfer schicken mit ihrer Beschreibung?! Vielleicht finden wir so ihre Angehörigen?!“ schlug sie vor. Er nickte zustimmend. „Du hast recht, das sollten wir tun. Es ist unsere einzige Chance.“ Beide betrachteten das schwerkranke Kind. „Ich bleibe bei ihr. Schauen sie doch ruhig zu ihren anderen Patienten“ schlug Lilly mit einem zarten Lächeln vor. „Ja, sie haben recht. Ich werde jetzt mal nach den anderen schauen. Bitte benachrichtigen sie mich, sollte sich etwas verändern“ bat er. „Aber natürlich.“ Die elfenzarte Frau setzte sich zu Oscar ans Bett und nahm ihre Hand. Sie glühten fast und waren schweißgetränkt. Lilly nahm eine Schüssel mit Wasser und kühlte Oscars Körper etwas mit dem kühlen nass. //Oh je, das arme Ding. Hoffentlich finden wir jemanden.//

Weitere 2 Tage vergingen und noch immer blieb die Situation unverändert. Oscars Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Immer mehr rang sie nach Luft. Das Fieber war selbst mit Chinin und kalten Wickeln kaum zu senken. Die Hoffnung auf eine Genesung sank von Stunde zu Stunde. Lilly wachte wie fast die ganze Zeit an Oscars Bett. Auch Doctor La Motte hatte sich zu ihr gesellt. Eine schwermütige Ruhe breitete sich im Zimmer aus.

Plötzlich kam Albert herein. Jener Mann der Oscar gefunden hatte, als er auf dem Rückweg vom Gipfel war. „Doctor. Mademoiselle. Unten ist ein General, dessen Tochter seit einem Ausflug vermisst wird. Ich habe ihn auf dem Weg nach Lille getroffen. Die Beschreibung könnte passen“ sprudelte aus ihm heraus. „Ja dann holen sie den Herren doch bitte herein.“ Albert drehte sich um und nur 1 Minute später betrat General de Jaryes das Zimmer. Er erblickte Oscar und konnte es nicht fassen. „Oh mein Gott meine Tochter. Was ist bloß geschehen?“ Er kniete vor ihrem Bett nieder und rüttelte an ihr in der Hoffnung sie würde wach werden. Aber sie tat es nicht. „Monsieur, bitte lassen sie es. Sie können sie nicht aufwecken“, ging Doctor La Motte dazwischen. Der General wandte sich zu ihm und sah ihn wütend an. „Was ist mit meiner Tochter? Wie ist das denn passiert? Wird sie wieder gesund?“ Der General durchbohrte mit deinem Blick den Arzt. Dr. La Motte erklärte wie Oscar hier hergekommen sei, und das es ein Glück war, dass Albert sie gefunden habe. Wie es zu der Kopfverletzung kam konnte er nicht sagen, aber sie hatte zudem eine schwere Lungenentzündung gehabt, die sie wohl schon einige Zeit mit sich rumschleppen müsse, so schlecht wie ihre Lunge derzeit sei. Der General traute seinen Ohren nicht. Habe man ihm doch berichtet Oscar sei bei einer Übung verschollen, vermutlich weggelaufen und das keiner wisse warum. Sie sei schließlich gesund, munter und guten Mutes gewesen. Es staute sich Wut ihn im auf. Er sei auf dem Weg zur Akademie gewesen, um die Gemüter zu besänftigen, damit Oscar dort weiterlernen kann. Er dachte Oscar wolle ihn ärgern und einen Streich spielen. Oh je, wie sehr er sich jetzt dafür schämt jemals so etwas von seiner Tochter gedacht zu haben. „Herr Doctor, wie steht es um meine Tochter? Wird sie wieder gesund?“ sprach er nach einigen Minuten des Schweigens. „Ich weiß es nicht. Es liegt jetzt nunmehr in Gottes Hand. Wir haben alles Menschenmögliche getan. Mehr können wir nicht tun. Vielleicht sollten sie die Familie dazuholen“, diese Aussage sprach Bände. Der General wusste plötzlich wie ernst die Situation war.

Nach kurzer Zeit an Oscars Bett ging er nach unten vor das Krankenhaus. Dort warteten einige seiner Soldaten. Er gab ihnen den Auftrag auf dem schnellsten Wege seine Frau zu benachrichtigen und sie herzubringen. Zudem schrieb er einige Zeilen an den Kommandanten der Offiziersakademie, der ausgeliefert werden sollte.

Die Nacht brach herein. Noch immer kämpfte Oscar mit dem hohem Fieber. Ihr Bett war schweißgetränkt. Ihr Körper wurde schwächer. Ihr Vater saß seit gut 12 Stunden an ihrem Bett und wich ihr nicht von der Seite. Immer wieder fragte er sich wie es zu alledem kommen konnte, aber er bekam keine Antwort. Verzweifelt schlief er auf dem Stuhl neben Oscars Bett ein.

Es war bereits morgens als der General aus seinem Schlaf schreckte. Die Sonne war schon aufgegangen. Zuerst überzeugte er sich davon, dass Oscar noch am Leben war. Sie sah schlechter aus, als am Tag zuvor, aber sie atmete.

Gegen Mittag hielt endlich die lang ersehnte Kutsche vor dem Hospital. Madame de Jarjayes stieg aus und lief schnellen Schrittes in das große Gebäude. Sophie folgte ihr, aber auf die letzen Meter konnte die alte Dame nicht schritt halten. Oscars Mutter stürmte zu ihr. Tränen füllten sich in ihren Augen und suchten sich ihren Weg über die Wangen. Reynier stand hinter seiner Frau, nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. Die Stunden danach waren unerträglich. Emilie wich nicht von der Seite ihrer Tochter und der General konnte die Situation nur mit einem Whiskey aushalten und saß am Fenster. „Ich hatte so viel vor mit ihr. Sie hatte so großes Potenzial. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn sie nicht mehr ist“ sprach der General. Seine Frau glaubte nicht was sie da vernommen hat. Nach kurzer Zeit drehte sie sich um und schrie ihn an „Potenzial? Das ist doch wohl nicht dein ernst Reynier. Es ist nur deinem POTENZIAL zu verdanken, dass es Oscar so schlecht geht. Es war deine Idee, dass sie auf diese Akademie geht und dass das alles passiert ist. Du bist schuld, wenn sie....“ ihre Stimme brach „wenn sie sterben sollte“ ergänzte sie flüsternd. Der General war so erschrocken von der Reaktion seiner Frau, dass er dazu nichts erwidern konnte. Er selbst gab sich auch eine Teilschuld.

Die Nacht ist bereits hereingebrochen und Oscars Eltern kauerten neben ihrem Bett. Der General hatte seinen Kopf in die Hände gelegt und schien zu schlafen. Seine Frau kniete vor Oscars Bett und schien ebenfalls eingeschlafen zu sein, jedoch wurde sie geweckt. Und zwar nicht von ihrem Mann, sondern von Oscars Versuch, die Hand ihrer Mutter zu greifen. „Ma....Ma...Maman...“ kam es leise von dem erschöpften Mädchen. „Oh mein Gott. Oscar du bist wach. Oscar mein Schatz du bist wach“ rief sie freudig, so dass auch ihr Mann wach wurde und ah was geschehen war. „Oh mein Kind. Wie froh ich bin, dass du endlich wach bist.“ Er ging sofort los den Arzt holen. Emilie schloss ihre Tochter ganz doll in die Arme und wollte sie nicht mehr loslassen. Erst als der Arzt Oscar untersuchen wollte ließ Emilie von ihr ab.

„Oscar ist noch nicht über dem Berg. Sie ist zwar wach, aber sie hat immer noch hohes Fieber und ihre Lunge ist weiterhin sehr krank“ erklärt Dr. La Motte den besorgten Eltern. „Wichtig ist, dass sie ausreichend trinkt und wenn möglich auch etwas ist. Sie darf sich nicht anstrengen oder aufregen. Bitte überfordern Sie sie nicht. Sie braucht viel Ruhe, wenn sie die Krankheit überstehen soll.“ Der General nickte und fragte „Was meinen wie lange wird es dauern bis wir sie in unser Palais mitnehmen können? Wir haben dort eine ausgezeichnete ärztliche Betreuung.“ Der Doktor schaute ihn etwas unglaubig an. „ Monsieur General de Jarjayes ich weiß nicht ob ihre Tochter die nächsten Tage überlebt, geschweige denn einen Transport. Und glauben sie mir. Sie ist hier in sehr guten Händen.“ „Ja sie haben Recht. Es wäre mir nur lieber, wenn ich sie bei mir hätte. Meine Verpflichtungen rufen mich zurück nach Versailles. Ich lasse meine Tochter nur ungern zurück. Aber da habe ich wohl keine Wahl.“ In diesem Moment bemerkt der General das entsetzte Gesicht und der durchdringende Blick seiner Gattin auf ihn. //Seitdem ich Oscar weggeschickt habe benimmt sich meine Frau auch unmöglich. Fehlt nur noch, dass sie jetzt auch noch ihr Kommentar dazu gibt. So etwas hätte sie damals nie gemacht. Wird Zeit, dass ich mehr durchgreife. Schließlich bin ich das Oberhaupt der Familie.// Der General ist sehr verärgert. Es läuft alles nicht so wie er es gern hätte.

Kaum ist der Arzt gegangen und die zwei sind unter sich redet Madame de Jarjayes auf ihren Mann ein. „Reynier das kann doch wohl nicht dein ernst sein, dass du in dieser Situation nach Versailles zurückreist. Schließlich geht es hier um deine Tochter. Sorgst du dich denn kein bisschen um sie? Ich werde hierbleiben und mich um sie kümmern.“ „Emilie bitte, es gibt Dinge die ein Mann tun muss. Ich habe Verpflichtungen und wenn du dich noch einmal wagst mich und meine Entscheidungen in Frage zu stellen, dann ....“ „Dann was?“ erwidert Emilie. Und plötzlich packt der General sie und hält sie fest. Sein Griff um ihre zierlichen Arme schmerzen. „Das willst du lieber nicht erleben Emilie“, droht ihr der General. Sie kann nichts erwidern. Sie wirkt wie versteinert. Noch nie hat sie ihren Mann so erlebt. Ja er kann durchaus mal jähzornig sein, aber gegenüber ihr war er nie grob oder handgreiflich geworden. Ihr verängstigter Blick lässt seinen Griff lockern. „Ich werde jetzt losreiten, damit ich morgen am Königshof ankomme. Vorher werde ich noch nach Lille reiten um zu klären wie es zu diesem Unglück kommen konnte. Sollte es Neuigkeiten geben verlange ich sofort Nachricht zu bekommen“, sagt er ganz sachlich, dreht sich um und geht. In beiden brodelt es vor Wut. Emilie schüttelt kurz ihren Kopf, atmet tief durch und begibt sich zu ihrer Tochter.

Oscar redet viel wirres Zeug, kann sich kaum orientieren wo sie ist und warum sie da ist. „Es liegt am Fieber. Wenn es runter geht, dann sind ihre Gedanken auch klarer“, beruhigt Lilly Madame de Jarjayes. „Ja vielen Dank ich weiß. Ich habe mehrere Kinder und kenne es, wenn sie hohes Fieber sind.“ „Kann ich ihnen noch etwas anbieten? Was halten sie davon einen Tee mit mir einzunehmen? Oscar schläft und ich glaube sie bräuchten auch mal eine kleine Stärkung“ , schlug Lilly vor. „Nein vielen Dank. Ich möchte gern hierbleiben“ erwiderte sie. „Na gut, dann bringe ich Ihnen etwas her.“ Damit verließ sie das Zimmer.

Kaum war Lilly draußen wurde Oscar wach, fasste sich an den Kopf und schrie vor Schmerzen. Sie wühlte sich im Bett hin und her. Lilly und der Arzt hörten es sogar unten und kamen herbeigeeilt. „Oscar was ist denn nur?“ redete ihre Mutter auf sie ein. „Madame bitte lassen sie mich“ drängelte sich der Arzt dazwischen. Und versuchte Oscar zu untersuchen, aber sie wehrte alles ab. „Bitte Madame gehen sie raus. Lilly hol bitte das Chloroform.“ „Aber natürlich“ antwortete die junge Frau und eilte aus dem Zimmer. Madame de Jarjayes stand immer noch neben Oscars Bett. „Bitte Madame verlassen sie das Zimmer. Wir kümmern uns um sie.“ „Aber was ist denn nur mit ihr?“ fragte sie. „Das erkläre ich ihnen später. Bitte gehen sie jetzt.“ Dann kam auch schon Lilly wieder, reichte dem Arzt das Chloroform, nahm Madame de Jarjayes an den Schultern und führte sie nach draußen. „Bitte warten sie hier. Wir kümmern uns um Oscar“ erklärte sie und setzte ein schwaches Lächeln auf. Dann ging sie zurück ins Krankenzimmer. Zurück blieb eine verängstigte Frau, die um das Leben ihres Kindes bangte. Zum Ersten mal kam sie sich absolut hilflos vor. Nun stieß Sophie zu ihr. Sie hatte sich auf der Reise selbst eine schlimme Erkältung zugezogen, weswegen sie sich den Tag über ausgeruht hatte. „Madame, denken sie immer daran. Oscar ist eine Kämpferin. Sie ist hier in guten Händen“ versuchte sie beruhigend auf Madame einzuwirken. Bei diesem Satz traten ihr jedoch auch die Tränen in die Augen. Nun warteten sie auf das was kommen sollte. Keiner sagte ein Wort. Sie saßen einfach nur still beieinander.

Zur gleichen Zeit im Anwesen der Jarjayes machte auch Andre sich Sorgen um Oscar. Er wusste nicht wie schlecht es um sie stand. Als er von der Schule kam, wurde ihm nur mitgeteilt, dass Madame und seine Großmutter auf dem Weg zu Oscar seien, weil sie krank ist. Das es etwas Schlimmeres sein musste hatte er sich gedacht, sonst würden sie nicht so übereilt losfahren. Er saß an ihrer Lieblingsstelle am See und hoffte,dass seine beste Freundin wieder gesund werden würde, auch wenn sie scheinbar nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, denn kein Brief wurde beantwortet. Traurig blickte er an diesem kühlen Herbsttag auf den See und beobachtete wie der Wind mit den Wellen spielt. Mit den Gedanken aber ganz und gar bei Oscar und an ihre schöne gemeinsame Zeit.

Nicht nur Andre machte sich Sorgen, auch Oscars große Schwester Elisabeth hat die Nachricht erhalten, dass Oscar krank sei. Sie hat sich ganz überstürzt auf dem weg von Versailles in das kleine Städtchen gemacht, in dem Oscar um ihr Leben ringt. Als Beth eintrifft, sieht sie ihre Mutter und Sophie völlig aufgelöst auf einer Bank im Flur. Sie ahnt, dass es nicht gut um Oscar bestellt ist. Elisabeth und Oscar hatten immer ein sehr enges Verhältnis. Auch wenn Oscar wie ein Junge erzogen wurde und nach außen auch so wirken möchte, war sie in ihren Augen immer ihre Schwester. Keiner der beiden war imstande zu erklären was passiert ist. Somit setzte sie sich zu ihnen und fing an zu beten.

Der General ahnte von der Verschlechterung nichts als er in Lille an der Offiziersakademie ankam. Der zuständige Kommandant erwartete ihn bereits.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  weisserose
2013-09-13T09:03:17+00:00 13.09.2013 11:03
oh mein Gott die arme Oscar. ich hoffe das sie schnell wieder gesund wird. aber ich muss sagen das du sehr spannt schreibst als mach weiter so.


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