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Sinnfrei

Beitrag zum Wettbewerb "Wortvorgabe"
von

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Wortspiele :-))

Johnny lag auf seinem Bett und versuchte sich seiner Hose zu entledigen. Da er nicht aufstehen wollte, war dieses jedoch ziemlich umständlich. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er es dann geschafft und wischte sich mit einem Taschentuch, welches er auf dem Nachttisch liegen hatte, übers Gesicht. Die Musik, welche konstant im Hintergrund lief, machte es ihm unmöglich sich auf das Buch zu konzentrieren. Dabei musste er doch seine Hausaufgaben erledigen. Durch das offene Fenster wurde ihm nun kalt und er zog sich die Strickjacke seiner Oma über, die er aus dem Blumentopf neben der Tür gezogen hatte. Seine Laune verschlechterte sich von Minute zu Minute, da er diese verdammte mathematische Gleichung nicht lösen konnte. Es war echt brechreizerregend, da er nichts mehr hasste, als zu versagen. Dann überkam ihn Nostalgie, als er an die letzte Woche dachte. Das Corpus Delicti lag noch immer unter seinem Bett. Und er wollte es schon längst entsorgt haben. Wenn seine Oma dieses fand, käme das einem Himmelfahrtskommando gleich. Sein Blick hatte sich verwässert, als er sich bei der zu erledigenden Hausarbeit mit einer Nadel

stach. Dieser Schmerz war nichts im Vergleich mit dem Präzedenzfall, den er erst kürzlich bewältigt hatte. Das Pflaster über seinem rechten Auge zeugte noch von der Auseinandersetzung mit seiner Mutter, die dazu geführt hatte, dass er nun bei seiner Oma wohnte und eine Flasche Wodka nach der anderen in einem Zug leerte. Dabei hatte er doch nur wissen wollen, wer sein Vater war... Eingesperrt in diesem Zimmer fiel ihm die Decke auf den Kopf. Da nützten ihm auch die selbstgestrickten Handschuhe nichts. Er durchsuchte sein Zimmer in der Hoffnung etwas nützliches für seine Flucht zu finden. Doch alles was er fand, war eine fast leere Flasche Shampoo. Also entschied er sich, die Zeit sinnvoll zu nutzen und ein Bad zu nehmen. Er konnte kaum gerade stehen und es war ihm mehr als unangenehm, dass er auf dem Flur nun ausgerechnet seiner Oma begegnete. Sie fragte ihn, ob er etwas getrunken hatte. Denn schließlich war er genau aus diesem Grund hier. Er war froh darüber, dass Wodka farblich neutral war und er ihn so im Aquarium verstecken konnte. Er hatte ganz einfach das Wasser gegen den Alkohol ausgetauscht und da Oma noch immer mit Hilfe einer Zeitungsannonce nach geeigneten Fischen für das Becken suchte, fiel es ihr auch nicht auf. Johnny musste noch bis zur Sommersonnenwende aushalten und dann konnte er endlich dieses mittelalterlich anmutende Gebäude verlassen.
 

Dann war es endlich soweit. Er war so ungestüm beim Verlassen seines Gefängnisses, dass er bestimmt im Jahresrückblick bei diversen Fernsehsendern einen Platz in den Top 10 belegen würde. Das war nun mal der bittere Beigeschmack, den das Leben für einen Versager wie ihn bereithielt. Er hatte alles verloren und keinen Ort wo er hingehen konnte. Deshalb ging er ziellos durch die Stadt. Schließlich fand er eine Parkbank auf der er übernachten wollte. Gerade als er eingeschlafen war, tauchte ein Mann auf und weckte ihn unsanft. Er stieß ihm seinen Regenschirm in die Seite und verlangte von ihm, dass er ihm Platz machen sollte. Johnny kam der Aufforderung nach und der Mann setzte sich neben ihn. Er stellte sich als Philosoph vor, der an einer Denkblockade litt. Johnny verstand nicht, weshalb der Mann sich ausgerechnet zu ihm gesetzt hatte, denn schließlich wollte er doch nur auf der aerodynamisch geformten Bank seine müden und schmerzenden Knochen ausruhen. Sein Auszug bei seiner Oma kam einer Flucht gleich, die sich wie ein gigantischer Urknall entladen hatte. Der Mann neben ihm betrachtete Johnny nachdenklich und bedankte sich für die metaphorische Beschreibung des Geschehenen. Der Mann verabschiedete sich um das gehörte auf seinem Computer nieder zu schreiben. Johnny begegnete diesem komischen Mann nie wieder, aber pünktlich zu Weihnachten erhielt er eine Überraschung. Er erhielt einen Umschlag mit seinem Namen und als er ihn öffnete, fand er darin nur eine Büroklammer und eine kleine Notiz. Er sollte sich am Neujahrstag um Punkt 14 Uhr im Rathaus einfinden. Johnny war daraufhin so aufgeregt, dass er unter Schlafapnoe litt und kein Auge zu machte. Am Neujahrstag war er wie gefordert zur vorgegebenen Zeit im Rathaus. Zu seiner Überraschung traf er dort den Mann aus dem Park und einen streng dreinblickenden Soldaten. Rückblickend betrachtet wünschte er sich, den Termin nicht eingehalten zu haben. Er wünschte aus dem Albtraum, den man Leben nannte, aufzuwachen. Der Soldat versuchte ihm beim Stressabbau zu helfen, denn es war offensichtlich, dass Johnny unter Stress stand. Der Soldat erklärte ihm, dass der Philosoph sein Vater war und Johnny sein Sohn, den er schon seit Jahren suchte. Johnny verstand nun auch weshalb ihm das Gesicht der beiden Männer, die ihm gegenüberstanden vertraut vorkamen. Seine Angst vor den beiden wich einem unbeschreiblichem Glücksgefühl und alle drei salutierten voreinander. Nun war Johnny endlich nicht mehr allein und hatte ein neues zu Hause gefunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Trollfrau
2012-03-27T10:15:09+00:00 27.03.2012 12:15
Wodka im Aquarium? Ich denke, das war wohl die Stelle, wo ich mich ernsthaft beherrschen musste. Auf sowas muss man erst mal kommen. XD
Aber das Ende ist wirklich süß. Schöne Geschichte. Hast gut was aus den Vorgaben zusammenbekommen.
Von: abgemeldet
2011-10-17T18:56:04+00:00 17.10.2011 20:56
Wow.

Glückwunsch. Du hast der Sache vermutlich mehr Sinn gegeben als ich =)

Das Ende gefällt mir =) Happy Ends sind immer gut und ich hab auch ein wenig schmunzeln können, leider hab ich nicht richtig lachen können. Aber dein Schreibstil gefällt mir.

LG
yumi


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