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Das Wunder des Lebens

von

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Willkommen in der Familie

V. Willkommen in der Familie
 

„Brian?“
 

„Guten Morgen, Sonnenschein!“ erwiderte Brian, der frisch geduscht mit einer Kaffeetasse bewaffnet auf der Bettkante saß.
 

„Du bist wieder da…“, stellte Justin fest, während sein ziemlich verunstaltetes Gesicht ein leichtes Lächeln zeigte. Aber das würde heilen. Über Nacht war seine Temperatur weiter gesunken, so dass er wieder halbwegs ansprechbar war. Dennoch sah er übel aus, nicht nur wegen der Pusteln, mitgenommen und etwas ausgezehrt, blasser noch als sonst. Schichtnougat kaufen, notierte Brian innerlich. Und Vitaminpillen reinstopfen. Er rutschte zu seinem mitgenommenen Ehemann hinüber. Justin griff nach seiner Hand. „Wie war’s in Mexiko…?“ wollte er wissen. Seine Mutter hatte irgendetwas erzählt… Er bekam es nicht mehr zusammen.
 

„Wie soll ich sagen…? Unglaublich…? Ja, das trifft es. Und ich hab uns etwas mit gebracht...“
 

„Eine Pinata?“
 

„Nein… Obwohl es echt Stimmung verbreitet…“
 

„Einen Sack voller Tortillas?“
 

„Auch nicht. Aber schön, dass du wieder Hunger bekommst.“
 

„Ich kann noch nicht wieder richtig schlucken…“
 

„Bedauerlich.“
 

„Einen Zeh von Frida Kahlo?“
 

„Nah dran, es ist etwas Organisches. Und vielleicht ist auch was von Frida Kahlo mit drin, wer weiß…“
 

„Was ist es denn?“ wollte Justin wissen.
 

„Soll ich’s dir zeigen?“
 

„Ich bitte drum.“
 

Brian stellte seine Tasse auf dem Nachttisch ab und eilte aus dem Raum. Nur ein paar Augenblicke später kam er wieder, ein Bündel auf dem Arm tragend.
 

Es gab leise quakende Geräusche von sich.
 

„Oh mein Gott, Brian!“ entfuhr es Justin. Er rappelte sich halb auf. Brian hielt sein Gepäckstück so hin, dass Justin es sehen konnte. „Oh mein Gott! Ist die winzig! Das ist ja unglaublich! Nein… ich fass es nicht! Hallo, Lilly!
 

Auf seinem erschöpfen Gesicht zeichnete sich ein staunendes Strahlen ab, das Brian gleichzeitig dazu verlockte, Justin zu umarmen und ihn zu ohrfeigen. Volle Ladung Kindchenschema und Justins sowieso schon wabbeliges Gehirn verwandelte sich endgültig zu Brei. Wenn er schon Mal dabei war, könnte er sich auch selbst eine runterhauen, da sein Gesicht auch gerade nicht mehr seinem Geist folgte und nur ein doofes Grinsen zustande brachte.
 

„Ohhh…!“ quetschte Justin nur noch hervor und starrte Lilly mit geweiteten Pupillen an.
 

„Sag hallo zu Justin“, befahl Brian Lilly, „und keine Angst… er sieht nicht immer so komisch aus… Normalerweise hat er keine Punkte, sondern isst, malt, lächelt und wackelt mit dem Hintern.“
 

„Schön, das du meine Persönlichkeit so treffend charakterisieren kannst… Kann ich sie mal halten? Der Arzt meint, ich sei völlig unbedenklich…?“
 

„Klar“, meinte Brian und krabbelte mit dem konfus um sich blickenden Säugling neben Justin ins Bett.
 

Andächtig streckte Justin die Arme aus. „Himmel… du Winzling… Gus war viel größer bei der Geburt…“ Er musste es ja wissen. Er war ja da gewesen. Dort hatte die Sache ihren Anfang gehabt.
 

Justin streckte die Finger aus und strich über Lillys Gesicht und ihren Kopf, bevor er ihre Miniaturhände zu fassen bekam und beäugte: „Bist du süß… Himmel! Du wirst bestimmt einmal eine Schönheit! Und schlau! Oh, schau Mal, sie ist ja ein Skinhead… sowas in unserem Hause… Oh, diese Händchen! Ohhhh… sie gähnt…!“ Justin war völlig weg getreten. Brian verfolgte das Schauspiel. Er wusste ja, dass Justin Kinder mochte, aber dass er gleich so ausflippen musste… Aber hatte ja schon irgendwie recht…
 

Justin stupste Lillys Nase an, woraufhin sie einen verblüfften Laut von sich gab. Er lachte. Fiesling.
 

„Mein Gott, sie ist einfach… Daphne muss so glücklich sein!“ sagte er schließlich.
 

„Mmm, jaaaa…“ erwiderte Brian.
 

Justin richtete seinen Blick auf ihn: „Wie? Was ist…? Wo ist…?“
 

„Drei messerscharf formulierte Fragen, sie könnten von mir kommen. Leider habe ich keine Antwort.“
 

„Was…?“ entfuhr Justin.
 

„Das war die Vierte… Hat deine Mutter dir nichts gesagt?“
 

„Ich war total platt, kann sein… Was ist los? Wo ist Daphne?“ Seine Stimme bekam einen erschrockenen Unterton.
 

„Soweit ich weiß, geht es ihr gut…“
 

„Soweit du weißt? Was, bitteschön soll das denn heißen?! Oh… sie hat ja auch total kleine Füße…“
 

„Daphne ist abgehauen“, sagte Brian lakonisch.
 

Justin schwieg kurz, dann ertönte ein: „Was?!“
 

„Daphne-ist-abgehauen. Nach der Geburt war sie weg, irgendwer muss ihr geholfen haben… Und dieser Affenzirkus von einem Krankenhaus hat mir als dem liebenden Papa Lilly in die Hand gedrückt.“
 

Justin starrte ihn mit offenem Mund an. Brian nahm ihm vorsichtshalber Lilly wieder ab. Sein blonder, verpustelter Gemahl ließ sich wieder zurück in die Kissen sinken. „Okay“, sagte er, „vielleicht erzählst du mir jetzt einfach mal, was um Gottes Willen in Mexiko passiert ist?“
 

Dem kam Brian nach, so gut er es vermochte. Lilly schlief an seiner Brust ein. Zumindest ihr ging es an ihrem Zwergenarsch vorbei, der locker in eine seiner Handflächen passte.
 

Justin lauschte, es strengte ihn an, das konnte Brian sehen. Aber er musste es erfahren.
 

„Das ist doch…“, sagte er schließlich und verstummte. „Ich fass es einfach nicht! Warum sollte Daphne so etwas tun! Ausgerechnet Daphne! Das kann doch gar nicht… Die eigene Tochter im Stich zu lassen! Was soll denn aus Lilly werden…?“
 

„Tja, mein Name steht auf der Geburtsurkunde, es sei denn, ich fechte das an… Ich vermute Mal, dass Gus sich jetzt über ein Schwesterchen freuen darf…?“
 

Justin dreht sich zu ihm. „Willst du das…?“
 

„Was hätte ich denn sonst tun sollen?!“
 

„Das habe ich nicht gefragt.“
 

Brian schluckte: „Ich weiß… ich weiß es einfach nicht… Es ist so… Ich habe nicht darum gebettelt… Aber Lilly… Was soll denn sonst mit ihr werde…? Sie braucht doch… wen… Und was ist mit dir…?“
 

„Ich wollte immer Kinder. Zwar nicht unbedingt… so. Aber ich hätte nicht anders gehandelt als du.“
 

„Ich weiß…“
 

Brian rückte mit Lilly im Arm wieder näher an Justin, dass dieser sich anlehnen konnte. „Sie ist so niedlich…“, murmelte er.
 

„Und sie brüllt, ist ständig hungrig und nässt ein. Und sie pennt maximal drei Stunden, bevor der Terror von vorne anfängt… Schau sie dir mal genau an!“
 

Justin tat wie geheißen.
 

„Fällt dir irgendetwas auf?“
 

„Naja… sie ist eine totale halbe Portion… sie hat keine Haare… blaue Augen… helle Haut…“
 

„Exakt. Und – wie sieht die flüchtige Mutti aus…? Ist die etwa eine schwedische Häuptlingstochter?“
 

„Daph hat irgendwas gemacht…“
 

„Ach was, du Superhirn.“
 

„Aber was?“
 

„Wir sollten uns testen lassen.“
 

Justin fuhr auf: „Du hast in Mexiko rumgefickt!?“
 

„Nein! Du blödes… Ich meinte Vaterschaftstests!“
 

Justin fiel zurück in die Kissen. „Es tut mir leid“, sagte er dann. „Du hast recht. Meinst du, du oder ich könnten…?“
 

„Theoretisch ist hier alles möglich. Sie hat sehr helle Haut, genau wie du…“
 

„Das haben auch andere. Ihre Wimpern… sie sehen aus wie deine…“
 

„Kann alles sein. Vielleicht projizieren wir hier auch nur etwas rein. Gewissheit wäre da besser, bevor uns der Rest an Geist abhandenkommt, der in diesem Raum noch überlebt hat. Und selbst wenn nicht…“
 

„Ja… stimmt. Aber es ist doch sonst alles okay mit ihr…? Daphne hat ihr nicht Flügel oder nen Drachenschwanz angehext…?
 

„Kerngesund. Aber die Überraschungen mögen noch kommen. Wer weiß…“
 

„Aber wie sollte Daphne, gesetzt den Fall dass, an mein oder dein Erbgut gekommen sein…?“
 

„Ich glaube nicht, dass es das ist. Ansonsten hätte sie nicht ein derartiges Spektakel veranstaltet…“
 

„Aber wenn…“, Justin grübelte. Das öffneten sich seine Augen in einem Anflug von Erleuchtung. „Die Wichslappen!“ sagte er.
 

„Was…?“ war jetzt Brian an der Reihe.
 

„Die W-i-c-h-s-l-a-p-p-e-n im Bad! Als Daphne da war!“
 

„Äh… die waren doch ad acta…“
 

„Nein, du unaufgeklärte Nuss! Die kleinen Schwimmer sind zäh. Die überleben nen halben Tag auch außerhalb ihres natürlichen Habitats! Und selbst wenn die den Geist aufgeben, frisch haben sie noch jede Menge zu bieten.“
 

„Ach du Sch…“
 

Justin warf einen Blick auf Lilly. „Komm schon Lilly“, gurrte er, „wer ist dein Papa? Mir kannst du’s sagen! Wer ist dein Papa?“
 

„Vergiss es“, meinte Brian, „habe ich auch schon versucht. Sie schweigt wie ein Grab.“
 

„Bockig, was? Dann ist sie wohl eher von dir!“
 

Brian starrte Justin an, dann begann er zu lachen: „Klar… von dir kann sie das ja garantiert nicht haben.“
 

„Niemals!“ behauptete Justin stur.
 

„Tja… kann sein… oder auch nicht… daher Test, und zwar diskret.“
 

„Warum das?“
 

„Daphne hatte… Angst um Lilly. Dass irgendwer raus bekommt, was sie mit Lilly gemacht hat. Das sollten wir nicht einfach dem nächst besten Hausarzt ins Ohr pusten, Schweigepflicht hin oder her, ich trau den Brüdern – und Schwestern – nicht. Wir gehen zu verschiedenen Ärzten.“
 

„Okay… Und wie geht es weiter mit ihr…?“
 

Brian starrte nachdenklich auf das schlafende Bündel hinab, das vertrauensvoll und warm an seiner Brust lag. „Ich weiß nicht… Ich muss arbeiten, ich bin kein Angestellter, der Laden hängt von mir ab. Und du… du brauchst auch Zeit… Wir werden Hilfe brauchen…“ Das gestand er sich nicht gerne ein, aber er war realistisch.
 

„Ich kann meine Eltern fragen… und Molly…“
 

„Das wird nicht reichen. Sie haben auch ihre eigenen Leben. Und meine Mutter… Weiß der Himmel, was sie davon hält. Aber ich will sie hier nicht als dauernden Logiergast haben. Lilly ist noch so… klein… Für’s erste braucht sie uns… Das schaffen wir… Aber dann sollten wir über professionelle Hilfe nachdenken…?“
 

„Ja… du hast recht… Emmet war doch Mal bei so einer Agentur…?“
 

„Ein nackter Babysitter? Nein, danke! So eine angefettete Matrone würde gehen.“
 

„Auf die Suchanzeige freue ich mich…“
 

„Aber Justin?“
 

„Ja?“
 

„Du stehst nicht auf der Urkunde… Momentan bist du rechtlich für Lilly…“
 

„… gar nichts, ich weiß. Wie damals Mel. Wir werden sehen. Aber das spielt jetzt erst mal keine Rolle. Du hast sie als Tochter angenommen. Das hätte auch ich sein können. Wie auch immer… willkommen in der Familie, Lilly“, sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die glatte Stirn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-10-03T15:54:01+00:00 03.10.2011 17:54
Oh ja... da würde Lance ganz schön gucken... Aber der dürfte mittlerweile beim bloßen Gedanken an die Taylor-Kinneys Anfälle bekommen :-)
Mal sehen, was Daphne da so zusammen gemixt hat... *ggg
Lieben Dank!
Ishtar
Von:  brandzess
2011-09-29T18:58:21+00:00 29.09.2011 20:58
also ich würde ja mal in erwägung ziehen das Brian UND justin die Väter sind. also so von jedem etwas, Daph hat sich das beste von beiden rausgesucht um ein wunderschönes baby zu kreiren.........bin tierisch gespannt! mal sehen was die ärzte sagen und wie die beiden das hinbekommen mt Lilly und was Gus und der rest im bekanntenkreis wohl sagt?...............wie Lancilein wohl reagiren würde wenn er wüsste das Brian noch so ein (um es mit seinen worten auszudrücken) "elendes Balg" hat XDD


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