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Gefangen

von

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Flucht

Sie rannten durch den Schnee. Ihre nackten Füsse waren beinahe erfroren, die dünnen Säcke, welche sie sich übergeworfen hatten halfen nicht sie gegen die Kälte zu schützen.

Hinter ihnen konnten sie die anderen hören, aber auch die Verfolger. Sie holten noch weiter aus.

Der Junge kam ins straucheln und seine Schwester packte seinen Arm, zog ihn mit sich, sie mussten rennen! Soweit weg wie es nur möglich war, weit weg von diesem Haus!

Lauf, lauf, lauf, dachte das Mädchen, manchmal hatte sie das Gefühl, als würde sie fliegen!

Die ersten Schüsse fielen.

Geschrei folgte.

„LAUF!“, sie schrie.

Dann kamen Lichter in Sicht; Der Stadtrand!

„Robin lauf schneller, nur noch ein kleines Stück, sieh da vorne ist“, es knallt, „der Stadtr- ahaa!“, sie knickte nach rechts weg und lies seine Hand los um sich zu stützen, „Verdammt!“, Tränen schossen ihr in die Augen, sie waren doch so nahe, dieses kleine Stück mussten sie einfach noch schaffen!

Mit zusammen gebissenen Zähnen ergriff sie die Hand ihres Bruders!

„Oh ihr Götter, helft uns doch!“, sie stiess die Worte hervor und rannte weiter, ihre rechte Hüfte brannte wie Feuer, die Kugel hat sie voll erwischt und sie wusste nicht wie schlimm es war, wollte es lieber auch nicht wissen – wieder fielen Schüsse doch keiner kam ihnen auch nur nahe, es waren noch genug andere Opfer am herumrennen.

Der Stadtrand kam näher und näher, niemand stellte sich ihnen in den Weg, sie konnten grade ausrennen. Robin sah die Lichter nun auch und er gewann an Geschwindigkeit, überholte sogar seine Schwester und zog sie hinter sich her, sie verlor an Geschwindigkeit, was er gewann.

Nur noch einen Kilometer, dachte er glücklich, während ihm die Hand seiner Schwester entglitt.

Die ersten Sekunden fiel es ihm gar nicht auf, dann stoppte er und rannte zurück, sie lag im Schnee, war etwas eingesunken und fror, der Schnee auf ihrer rechten Seite hatte sich rot gefärbt.

„Steh auf! Wir müssen weiter!“, er kniete sich zu ihr nieder, legte einen Arm unter ihre Schulter, doch sie stiess ihn leicht von sich weg. „Renn weiter, du hast nicht mehr weit, ich werde es nicht schaffen, aber ich werde ihnen wieder entkommen! Ich werde es noch ein zweites Mal schaffen, lauf du, geh und flieh! Damit hilfst du uns am meisten und irgendwann kannst du uns sogar befreien, wer weiss!“, sie blutete heftig und er begann zu weinen – sie schlug ihm die blutige Hand ins Gesicht!

„VERSCHWINDE ENTLICH!! Willst du, dass alles umsonst war! GEH!!!“

Robin war verzweifelt, raffte sich hoch und sah noch einmal auf sie herab, sie sah kalt zu ihm auf, Hass breitete sich auf ihrem Gesicht aus als er noch zögerte.

„Wir werden uns nie wiedersehen“, das wussten sie beide, denn die Wächter würden sie nicht am Leben lassen, nicht nach dem sie die ganze Sache geplant und sogar zustande gebracht hatte, sie war eine zu grosse Gefahr.

„Lass dich bloss nicht erwischen…“, sie wankte und kippte wieder zur Seite.

Sie sah wie sich seine Füsse von ihr abwanden und dann davon rannten – dem Licht entgegen.

„Wenigstens einer, für den es sich gelohnt hat.“, damit brach sie zusammen, die Kälte umhüllte sie leitete ihr den Weg in den Schlaf, es war einfach zu verlockend dem Schlaf nach zugeben.

Besser als der andere Weg den Tod zu finden, bei diesem Gedanken breitete sich ein erleichtertes Grinsen über ihr Gesicht aus, sie hatte einen Sieg davon getragen, auch wenn es nur ein kleiner war, es war einer!
 

Robin schnappte nach Luft als er die Lichter durchbrach, die Häuser türmten sich rechts und links von ihm auf. Er war beinahe in Sicherheit. Der grösste Feind, den er hier in der Stadt noch hatte, war die Kälte, sie nagte an allem, an jedem Zentimeter seines Körpers. Seine Schritte führten ihn den Häusern entlang, er sucht eine Nische, ein Loch egal was, es musste ihn bloss vor der Kälte schützen!

Dann fand er eine Leiter, ihre Sprossen waren aus Holz und sahen nicht mehr sehr stabil aus, jedoch dachte er darüber gar nicht lange nach sondern kletterte empor – drei Stufen gaben unter seinem Gewicht nach, der Rest hielt stand.

Auf dem Dach rannte er gegen die Stadtmitte, bei einem der Häuser fand er tatsächlich ein Fenster, welches zerstört war, so konnte er still in das Haus eindringen und auf dem Dachboden verstecken.

Er begann zu zittern, und auch zu weinen.

Es war nicht gerade warm dort oben, doch es hatte keinen Wind, er fand eine löcherige Decke und der Schnee drang nicht bis zu ihm.

Die Decke wärmte ihn leicht, aber es war für ihn mehr als alles was er bisher kannte. Es waren einmal nicht seine Freunde und Mitgefangenen, die ihn wärmten, in dem sie ihre Körper eng aneinander pressten und die nackte Haut sich an einander rieben, nein er hatte eine Decke. Eine Decke ganz für sich allein!

Er dachte an seine Schwester.

Sie hatte ihn Robin genannt und er hatte ihr den Namen Leila gegeben. Die Kinder haben sich immer gegenseitig Namen gegeben, denn die Wächter kannten nur ihre Nummern, einige Kinder waren sogar so dreist gewesen und hatten sich die gegebenen Namen eintätowieren lassen, einige direkt unter der Nummer der Wächter oder sogar darüber. Diejenigen, welche den Namen drüber geschrieben hatten, wurden zwei Wochen lang jeden Tag ausgepeitscht und ihre Nummer wurde ihnen auf die Stirn tätowiert. Einigen der Jungen wurden sogar kastriert, damit wollten die Wächter erreichen, dass sie mehr gehorchten, bei einigen half es, andere dachten sich danach, dass sie sowieso nichts mehr zu verlieren hatten und es keine Schmerzen gab, welche stärker waren als die der Kastration.

Diese Jungen wurden dann den Raubkatzen vorgeworfen, während alle anderen eine Pause machen durften um dem Schauspiel zuzusehen, alles was übrigblieb frassen dann die Raben.

Nicht viele Jungen hatten es gewagt zu rebellieren nach der Kastration, nach den vier Pausen für die Fütterung der Raubkatzen gab es gar niemand mehr, der es getan hatte. Bis zu diesem Abend.

Leila hatte alles schon seit drei Monaten geplant und sie hat es getan weil ihr Zwillingsbruder kastriert worden ist. Sein Mut war dann weg, er hatte nichts mehr und arbeitete einfach brav weiter. In Robin hatte Leila einen Verbündeten gefunden.

Sie planten vieles, Robin gab ihr die Idee, sie setzte sie um.

Er lachte kurz auf.

Jetzt war sie nicht mehr. Sie würde auch den Raubtieren vorgeworfen werden, er mochte sich nicht daran erinnern, dass jemals so viele Kinder bei einem Fluchtversuch mitgeholfen haben! Sie hatte eine Überzeugungskraft, er schüttelte den Kopf, sie war einfach unvergleichlich gewesen.

„Hört mir zu! Wir wurden genug lange tyrannisiert! Viele von euch haben Angst zu fliehen, sie haben gesehen, was den anderen zugestossen ist, aber ich habe einen Plan.“, er flüsterte die Worte mit denen sie so viele von sich überzeugte, sie sprach die Worte vor drei Monaten, keiner wollte ihr damals glauben, doch durch ihre Taten und Handlungen kamen immer mehr dazu, er wiederholte es noch mal für sich: „Dieses Mal wird es funktionieren. Wir älteren werden uns opfern, wir leben schon zu lange hier, für uns wird es niemals eine Hoffnung geben und sollten es doch einige schaffen, seid froh. Mein eigentliches Ziel sind die Kleinen. Es wird zweier Grüppchen geben, immer ein Grosser mit einem Kleinen. Alle, die noch nicht ihr zwanzigstes Arbeitsjahr hinter sich haben zählen zu den Kleinen!

Wir Kinder müssen zusammenhalten! Die Grösseren werden die Kleineren beschützen, damit wenigstens einige der Kleinen durchkommen! Versucht die Stadt zu erreichen und versteckt euch dort irgendwo!“

Nun hatte er die Stadt erreicht und er hatte sich auf versteckt, doch was sollte nun weiter geschehen? Er hatte keine Ahnung, nur der Schlaf schlich sich in seinen Kopf und liess ihn alles vergessen, liess ihn träumen…



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