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Die Chroniken von Khad-Arza - Das Imperium der schwarzen Sonne

Zweites Buch
von

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Enthüllung

Der Kaiser von Zuyya war ein alter Mann. Und dementsprechend wahnsinnig bockig. Während er vor ihr im Thronsaal seines pompösen, gigantischen Palastes auf und ab tigerte und dabei wutentbrannt vor sich hin fluchte und die ganze Welt verwünschte, dachte Chenoa sich, dass er wirklich ein dummer, einfältiger Typ war. Er glaubte eben, alles wäre noch so wie in der grauen Vorzeit, in der er einmal jung gewesen sein musste oder vorgab, es je gewesen zu sein. Chenoa hatte ihn schon als alten Greis kennengelernt, seitdem war er nur noch älter, unansehnlicher und biestiger geworden.

„Du lügst mich in einem fort an und ich verliere die Geduld mit dir, Chenoa!“, fuhr der Greis sie in dem Moment an und sie zog ungerührt eine Augenbraue hoch, als er sich vor ihr aufbäumte in seinen edlen Gewändern, an denen hundert Schneider wochenlang arbeiteten, um sie anzufertigen, und mit dem Finger auf sie zeigte. „Ahrgul fällt nicht! Ahrgul ist noch nie gefallen, nicht einmal am Tage des Untergangs, am Tag des Vulkanausbruchs vor elf Jahren! Diese Stadt ist so alt wie die Menschheit!“

„Und ihre Mauern sind spröde und werden den Gletschern nicht standhalten, die von Norden kommen.“, addierte die Beraterin gelassen. „Seht es Euch doch an, Euer Gnaden. Seht Ihr vom Fenster aus die gewaltigen Wände aus Eis und Geröll, die vor den Mauern liegen? Sie haben die halbe Landmasse unter sich begraben und nur ein Zittern der Erde wird nötig sein, um die ganzen Eiswände über die Stadt stürzen und auch sie unter sich begraben zu lassen. Die Zeiten haben sich geändert, und Ahrgul... ist kein sicherer Ort mehr.“

„Ahrgul war immer ein sicherer Ort!“, brüllte der Kaiser wutentbrannt, „Du vertreibst mich aus meinem Palast, du elende Heuchlerin! Ich sehe dich, Chenoa, ich weiß genau, was du treibst, während du zu mir die Loyale spielst und hinter meinem Rücken mit den Tharranern verkehrst!“ Sie zog eine zweite Augenbraue hoch.

„Entschuldigt, ich verkehre nicht mit Tharranern, ich habe auch Ansprüche.“ Sie hielt es für sinniger, das Thema galant zu umgehen; wie gesagt, er war ein Greis. Er ließ sich leicht ablenken. „Wenn Ihr nicht wollt, dass Euer... Imperium begraben wird, solltet Ihr Ahrgul verlassen. Das Tal in Suyuhhr wird Platz bieten für alle, die jetzt aufbrechen. Ihr solltet meinen Rat befolgen... wir sollten nehmen, was wir tragen können, und in Suyuhhr ein Notlager bauen. Beruft die Versammlung der Könige ein. Und wenn alle heil in Suyuhhr angekommen sind... das heißt, so viele, wie eben heil ankommen mögen... entscheiden wir, was wir weiterhin tun.“ Sie hörte ihn grummeln.

„Du verlangst von mir, meinen Palast aufzugeben und mich stattdessen wie ein Urzeitmensch in einer Bruchbude niederzulassen? Wie lange... willst du uns noch alle an der Nase herumführen, Chenoa? Wie lange willst du noch fackeln, bevor du mal mit einem glorreichen Plan herausrückst, der uns vor dem sicheren Untergang bewahrt?!“ Sie zeigte ihm ihr falsches, lange antrainiertes Lächeln.

So lange, bis ich die verdammte Batterie gefunden habe, Euer Gnaden... Sie würde sich hüten, es auszusprechen, sie wollte ihm keinen Grund geben, ihr noch mehr zu misstrauen. Der Kaiser verengte die schmalen Augen zu so kleinen Schlitzen, das man seine Iriden fast nicht mehr sah.

„Du hast... einmal von Sieben gesprochen, die das Schicksal des Imperiums tragen.“

„Von Khad-Arza, nicht des Imperiums.“

„Khad-Arza ist jetzt nur noch das Imperium.“, entgegnete er aalglatt und sie widersprach ihm nicht weiter. Nach einer Pause fuhr er fort. „Was ist mit denen? Warum retten sie uns nicht, wenn es doch ihre Bestimmung ist?“ Chenoa sah ihn einen Moment an und seufzte dann.

„Sie werden es tun, wenn die Zeit gekommen ist.“

„Ah. Und wann ist das?“

Wenn Ihr gefallen seid und Eure Knochen mit denen Eures Imperiums im Boden verrotten... Abermals sprach sie es wohlweislich nicht aus und ließ ihr Lächeln verschwinden.

„Keine Antwort, Chenoa? Schade. Wenn du die Könige versammelst, bring mir diese Sieben gleich mit. Ich will sie sehen – ich will denen in die Augen sehen, die das Schicksal meines Imperiums tragen sollen, und vielleicht sind sie ja unfähig...“ Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und begann jetzt ruhiger vor ihr auf und ab zu gehen, während die Frau minimal die Augen weitete – sie war trainiert genug, sich ihren Schrecken über sein Verlangen nicht anmerken zu lassen. Wenn er die Sieben träfe, wäre es schlecht... die meisten wären ihm egal, aber mit Thira und Simu würde er nicht einverstanden sein...

„Und was würde es nützen?“, fragte sie den Imperator lauernd, und sie musste einräumen, dass er zwar äußerlich ein Greis war, aber sein Verstand nicht so schlecht, wie sie geglaubt hatte. Er wusste genau, dass sie hinter seinem Rücken Fäden zog... sie fragte sich, ob er auch merkte, dass alle ihre Fäden sich nach und nach um seine Kehle schlangen und sie am Ende nur noch einmal zu zupfen bräuchte, um ihn zu enthaupten...

„Ich sagte, bringe sie mir.“, forderte er kaltblütig, „Dann entscheide ich... ob ich mein Imperium in die Hände einer alten Legende gebe oder es lieber selbst... in die Hand nehme... in Suyuhhr, so Katari denn will. Enttäusche mich lieber nicht, Weib... hüte dich. Ich könnte mir sonst überlegen, das, was dir am Herzen liegt... zufällig... zerspringen zu lassen... das Werk deines... verehrten Vaters Alrik Jchrrah.“

Sie musste sein schäbiges Lächeln nicht sehen um zu wissen, dass er von der Batterie der Tari Randora sprach... von dem Herzstück des Meisterwerkes, ohne das die ganze Welt dazu verdammt wäre, für immer ein sterbendes Imperium zu bleiben... solange, bis es aufhörte zu sterben und tatsächlich tot war.

Bastard... ich werde schon noch herausfinden, wo du sie verdammt noch mal versteckt hältst, und dann werde ich sie mir holen. Falls du bis dahin noch immer am Leben sein solltest, Gnade dir Katari... du mörderischer Hurensohn.
 

Es war den ganzen Tag dunkel auf Zuyya – aber in den Nächten war es nicht nur dunkel, sondern absolut rabenschwarz, dass man nicht einmal die eigene Hand vor Augen hätte sehen können. Neisa war euphorisch; als Kind hatte sie sich vor der Finsternis etwas gefürchtet, aber sie verspürte nicht den Hauch einer Angst, als sie in der schäbigen, kleinen Hütte der Derrans in Zoras' Armen lag und ihn mit einer Wildheit küsste, mit der sie niemanden außer ihn jemals geküsst hatte. Auch nicht Tayson... Tayson! Sie wollte jetzt nicht an ihn denken, während sie bei einem anderen Mann lag, während sie sich energisch gegen ihn presste und sich auf eine inzwischen wohl vertraute Weise unter ihm wand, zuließ, dass seine Finger ungeduldig ihre Bluse aufschnürten. Sie hatte sich eine neue Bluse und einen neuen Rock genäht in den letzten Wochen. Tagelang hatte sie daran gearbeitet, und jetzt hatte sie ihrem Geliebten stolz ihre Arbeit präsentiert, und es hatte ihm gefallen... sehr sogar, wie er ihr gerade etwas verlegen versicherte, indem er sich zu ihrem Ohr beugte und leise Worte wisperte, die in ihren Lenden das Feuer entzündeten. Sie löste sich aus dem Kuss und stöhnte vor Erregung, ehe er ihren Mund rasch wieder mit seinem verschloss und sie unsanft daran erinnerte, dass sie nicht alleine in der Hütte waren. Neisa war egal, was seine Eltern hörten... sie wussten sicher sowieso, was sie hier trieben, so viele Nächte schon, wieder und wieder.

„Du bist eine schamlose Nymphe, Neisa... eine Hure, die sich willig einem anderen Mann öffnet und dabei alle belügt und betrügt, zu denen sie eigentlich gehört...“ Die Geister kicherten in ihrem Kopf und tadelten sie... sie wollte es nicht hören.

„Nein...“, stöhnte sie und zerrte unruhig an dem Stoffband, das Zoras' Hose zusammenhielt, um es auseinander zu ziehen und die Finger in einer so geübten Bewegung in seine Kleidung gleiten zu lassen. Er keuchte über ihr und zu hören, wie ihre Anwesenheit ihn verrückt machte, steigerte ihren eigenen Rausch. Seine Hände glitten unter ihren neuen Rock und schoben ihn ungeduldig empor, ehe er an ihrer Unterwäsche nestelte und sie sich keuchend unter ihm aufbäumte in einem Schwall aus purer Hitze, der sie durchfuhr, weil seine Finger so dicht an der intimsten, empfindlichsten Stelle ihres Leibes waren, weil sie sie in Brand steckten.

„Lügnerin!“, riefen die Geister in ihrem Kopf und verdarben ihr die Vorfreude auf die Vereinigung, indem sie sie immer wieder neckten. „Schämen solltest du dich, du Flittchen... was würde dein Vater sagen, wenn er erfährt, wie du ihn anlügst? Und deine Mutter? Und Karana? Und Tayson?“

„Seid ruhig!“, zischte die Frau wütend, „Lasst mich in Frieden! Es ist recht so! Hier bin ich richtig... hier, nur unter diesem einen Mann bin ich richtig!“ Die Worte ließen die Geister grollen und verschafften ihr so furchtbare Kopfschmerzen, dass ihre Lust verflog und sie wimmernd auf die Seite rollte. Zoras schnaubte über ihr, ließ augenblicklich von ihr ab und rollte sich von ihr herunter, um sich neben sie auf das Schlaflager zu legen.

„Verarsche mich nicht, Neisa.“, grollte er, „Mich erst so aufzuheizen und dich dann wegzudrehen, entscheide dich.“

„Die Geister verderben es mir!“, jammerte sie und griff fast weinend nach ihrem schmerzenden Kopf, „Es tut so wahnsinnig weh...“ Sie spürte, wie er ihr über die Schulter streichelte, sie dann an sich heranzog und sie zärtlich in den Nacken küsste. Er war so warm... seine Nähe hinter ihr ließ die Schmerzen prompt etwas abflauen und sie schluckte heftig, als sie spürte, dass er noch erregt war, als sie sich zärtlich gegen seinen Unterleib drückte. Er zischte und fuhr zusammen, bemühte sich offenbar darum, sein Verlangen zurückzudrängen.

„Wie ich sagte...“, flüsterte er er leise, „Entscheide dich, Neisa. Ich spreche nicht von der Vereinigung jetzt. Ich spreche von der Zukunft. Wie lange... willst du Tayson und mich noch für deine eigene Befriedigung benutzen? Eine Frau darf keine zwei Männer haben, die Sitten der Vorfahren verbieten es... und mich macht der Gedanke ziemlich wütend, dass du in den Nächten, in denen du nicht bei mir liegst, mit demselben Elan unter Tayson liegst...“ Sie schauderte. Das verstand sie gut... natürlich machte ihn das wütend!

„I-ich kann es nicht!“, wimmerte sie und spürte den stechenden Kopfschmerz zurückkehren. „Ich... bringe es einfach nicht übers Herz... es ihnen zu sagen! Sie werden mich hassen...“

„Dann hassen sie dich eben.“, sagte er erstaunlich kalt und sie fuhr zusammen. „Sei ehrlich, das hättest du verdient. Wenn du es nicht kannst, dann komm nie wieder zu mir. Dann heirate Tayson und lass die Finger von mir.“

„Willst du das wirklich?“, fragte sie dumpf. „Dass ich dir den Rücken kehre? Du begehrst mich... so wie ich dich. Ich liebe dich... die Geister haben uns miteinander verbunden, ich spüre es, Zoras!“

„Dann löse dich von deiner Truppe und werde meine Frau!“, empörte er sich, „Ich habe es dir oft gesagt. Du hast die Wahl, entweder sie oder ich. Und vielleicht hätte dein Vater weniger dagegen gehabt als du annimmst... solange du ihn nicht angelogen hättest. Dadurch, dass du es ihnen allen ewig verschweigst, machst du es schlimmer. Eines Tages werden sie es erfahren! Nehmen wir den schlimmsten Fall... du wirst schwanger. Und dein Kind hat erstaunlicherweise zwei Schamanengene und hat wie durch ein Wunder die schmalen Augen eines Mannes, der nicht Tayson heißt! Stell dir mal das Drama vor...“ Sie stockte. Schwanger? Ja, daran hatte sie bisher gar nicht gedacht... sie war eine Frau. Natürlich konnte sie schwanger werden... Sie keuchte und krallte sich unsicher an das Fell, auf dem sie lagen, als er sie losließ und sich hinter ihr umdrehte.

„Ein Kind von dir...“, flüsterte sie entzückt bei der Vorstellung, „Ich hätte... gerne eins.“ Er gab ihr einen leichten Schlag auf die Schulter.

„Denke nicht mal dran! Wenn du meine Kinder willst, heirate mich. Wenn ich erfahre, dass du schwanger wirst, solange dieses Lügenspiel noch andauert, schwöre ich dir, dass ich dein ungeborenes Kind töten werde, egal, ob es von mir oder von Tayson ist. Und glaub mir, ich weiß, wie man das gewaltlos macht, ich habe es meine Mutter in Holia oft genug tun sehen, die natürlich keinen Bastard von Arlon oder Loron bekommen wollte.“ Sie zischte; ja, sie wusste es auch. Sie war Heilerin, sie kannte die Kräuter, aus denen man den speziellen Tee zubereitete, der ungeborenes Leben im Bauch einer Frau zerstören konnte. „Ich ziehe heute einen Schlussstrich, Neisa.“, erklärte ihr Liebhaber ihr ernst, „Du wirst nie wieder zu mir kommen, bis du es geklärt hast. Entscheide dich... kehre mir den Rücken oder Tayson, aber beende diese Lügenmärchen. Sie machen nicht nur mich wütend, sondern dich kaputt... du hast Paranoia und du hast sie verdient.“

Sie wollte nicht mehr darüber sprechen. Ohne ihm zu antworten drehte sie sich zu ihm herum und hob eine Hand, um ihm versöhnlich über die nackte Brust zu streicheln. Sie wollte nicht mit ihm streiten... sie wollte die störenden Warnungen der Geister nicht mehr hören oder über ihr schlechtes Gewissen nachdenken, das sie mehr und mehr auffraß... er hatte ja recht. Sie musste es beenden... aber sobald sie ihre Familie ansah, entwich ihr immer aller Mut... und der Gedanke, all ihre Liebe für immer zu verlieren, tat ihr weh.

Sie hätte das Vertrauen ihres Vaters für immer verloren, würde er es je erfahren. Und sie hatte es verdient... und der Gedanke schmerzte sie.

„Ich liebe dich...“, wisperte sie Zoras zu, der das wohl als Einverständnis betrachtete, es erst zu klären und danach erst wieder zu ihm zu kommen, falls überhaupt. Er wand sich mit einem nervösen Keuchen, als sie sich lächelnd über seinen nackten Oberkörper beugte und sein Schlüsselbein zu küssen begann, während ihre Hand seine Hose weiter hinab streifte, bis sie nicht mehr im Weg war. Ihre Finger strichen in versöhnlicher Zärtlichkeit über sein hartes Glied und sie kicherte leise, als er unruhig wurde und seinerseits die Hände hob, um sie ungeduldig über sich zu zerren.

„Das ist das letzte Mal... Neisa.“, stöhnte er, und sie lächelte für sich; ja, vielleicht. Für heute, aber nicht für immer. Sie hatte es etwas anders vor als er, und er wirkte erst ergrimmt, als sie sich weiter nach unten aalte, statt sich endlich auf ihn zu setzen, wurde aber schnell wieder milder und japste heftig, als sie ihre Zunge über seine Brust gleiten ließ, weiter hinunter über seinen angespannten, flachen Bauch. Er war ein so bildschöner Mann... er war muskulöser als Tayson oder ihre Brüder, es machte ihr Spaß, ihn zu berühren. Ihre Hände steckten ihn genauso in Brand wie sie selbst, spürte sie, als er leise stöhnte und sich unruhig bewegte, nach ihren fliegenden, blonden Haaren angelte und zuließ, dass sie noch weiter hinab rutschte, bis sie auf seinen Schenkeln saß und ihr Gesicht über seine Mitte beugte. Davon hatte sie gehört... von anderen Frauen, sie hatte es schon immer einmal selbst tun wollen, dachte sie, und die Euphorie kehrte zurück und verjagte die Kopfschmerzen, als sie sich über seinen Mannknochen beugte und ihn mit der Zunge berührte. Sie leckte ihn und knabberte an ihm und umschloss ihn mit den Lippen, um ihn in sich aufzunehmen, und er fuhr unter ihr zusammen und stöhnte plötzlich ungewöhnlich heftig auf, als sie es tat. Es gefiel ihm... und wie es ihm gefiel, er krallte sich keuchend und wimmernd in ihre Haare und presste sich ungeahnt wild gegen sie, um es intensiver zu machen, als sie ihn aus ihrem Mund hinaus gleiten und wieder eindringen ließ, als wäre es ein anderer Körperteil von ihr, den er so penetrierte.

„N-Neisa!“, stöhnte er und seine Stimme war so benebelt und im Rausch wie sie sich fühlte, als er ihren Namen stöhnte und offenbar arge Schwierigkeiten hatte, an sich zu halten. Er zappelte unter ihr und bewegte sich unruhig, viel unruhiger als er es bei normalen Vereinigungen tat. Die Intensität seiner Reaktionen auf das, was sie mit ihm machte, erregte sie selbst so sehr, dass sie stöhnte, während sie ihn berührte und eine Hand hinzu nahm, um ihre Berührungen zu intensivieren. Er stöhnte und wand sich keuchend unter ihr, versuchte irgendwie, ihren Kopf festzuhalten... aber wirklich wollen, dass sie aufhörte, tat er nicht, das merkte sie, als er ihren Kopf heftiger erfasste und statt sie wegzuschieben unruhig die Hüften etwas anhob und sich dadurch fester an sie heran presste. Sie spürte, dass er vor Ekstase zitterte, während er in dem offenbar verzweifelten Versuch, sich irgendwie zu beherrschen, immer mehr keuchte und nach Luft schnappte. Und als er sich im Augenblick seines Höhepunktes entspannte und sich in sie ergoss, erfüllte er sie nicht nur mit dem Lebenssaft, der Kinder machen konnte, sondern mit dem Feuer, das sie nur bei ihm verspürte... es war, als ginge seine Ekstase auch auf sie über, und sie erzitterte in ihrem Rausch, als sie von ihm abließ und bebend schluckte. Es war so dunkel, dass sie Zoras nicht wirklich sehen konnte, als sie sich aufsetzte, aber sie spürte ihn unter sich noch benommen zittern. Sie fühlte, wie die Euphorie und die Erregung sie völlig benebelten, und sie krabbelte wieder über ihren Liebhaber und beugte sich über sein Gesicht, um ihn verlangend zu küssen und mit den Händen über seine Brust und seine Rippen entlang zu streichen.

„Ich will nicht... fortgehen...“, wisperte sie benommen, als sie von seinen Lippen abließ und spürte, wie er ihren Rock abermals nach oben schob und ihre Hüften erfasste. „Nie wieder... Zoras.“

Sie dachte nicht mehr an seine Worte von vorher, als sie sich vereinten und sie über ihm saß und sich in ihrem Rausch bewegte, oder an das Zischen der Geister, das sie erfolgreich verdrängt hatte. Und er würde es auch nicht mehr ansprechen...
 

Saidahs Botschaften in Form von Federn suchten sich immer ihren Weg zu demjenigen, den sie erreichen wollten, auch durch Türen hindurch. Als die schwarze Kondorfeder Puran Lyra im Morgengrauen des nächsten Tages erreichte, lag er noch quasi im Halbschlaf auf seinem Schlaflager, und seine Frau drückte ihren zierlichen, nackten Körper gegen seinen Rücken, mit ihren Fingern zärtlich über seine Haut streichelnd.

„Du hast eine Botschaft, Liebling...“, wisperte sie ihm zärtlich ins Ohr, sich dabei etwas aufrichtend und sich über seinen Kopf beugend, „Vielleicht ist es wichtig.“ Er stöhnte nur, ergriff ihre Hand, die gerade über seinen Bauch streichelte, und hielt sie murrend fest.

„Ja... gleich...“

„Sei nicht so faul.“, tadelte Leyya ihn gedämpft, lächelte aber bei ihren Worten, er konnte es spüren, als ihr warmer Atem ihn im Nacken kitzelte und sie seinen Hals mit einer Reihe von zärtlichen Küssen berührte. „Soll ich sie lesen?“ Er spürte, wie ihre freie Hand sich um seinen Körper herum aalte und vermutlich nach der Feder griff, die gekommen war. Er stöhnte erneut und nahm nur wenig Notiz von dem, was sie tat. Verdammt, er hatte so schön geschlafen... wenn Saidah ihm Federn schickte, gab es sicher Rat... oder irgendetwas anderes Schlimmes. Konnte er nicht einfach mal einen Tag nur mit seiner Frau im Bett liegen und ihre Wärme und ihre Nähe genießen, ohne immerzu an das Unheil denken zu müssen, das ihnen drohte? Das war egoistisch... aber er war so erschöpft, er wollte nur noch liegen...

„Keine Lust...“, grummelte er mehr zu sich und Leyya strich ihm durch die zerzausten Haare, die am Morgen nach dem Schlafen immer noch furchtbarer aussahen als ohnehin schon. Er hasste seine störrischen Haare... Leyya küsste seinen Nacken etwas intensiver und das Gefühl ihrer heißen Lippen ließ ihn jetzt aus einem anderen Grund stöhnen. Er mochte es da...

„Ach wirklich?“, raunte sie, „Das sieht aber nicht so nach Keine Lust aus, mein Lieber...“

„Mach weiter, das ist gut...“, seufzte er und musste verhalten im Halbschlaf grinsen, während ihre Hand, die er wieder losließ, über seinen Bauch hinab fuhr, um wie zufällig zwischen seine Schenkel zu rutschen. Keuchend drehte er sich in ihre Richtung auf den Rücken, als ihre Berührungen ihn etwas wacher machten, und als er in ihr schönes, junges Gesicht sah und sie sich lächelnd über ihn beugte und ihm Saidahs Botschaft vor die Nase hielt, wusste er, dass sie eine echt berechnende Ziege war...

„Wenn du brav aufstehst und deiner Pflicht nachgehst, mache ich später da weiter, wo ich gerade aufgehört habe.“, versprach sie dämonisch lächelnd, und er stöhnte frustriert.

„Du falsche Schlange, mich erst so zu umgarnen...“ Widerwillig zwang er sich, die Nachricht zu lesen, die ihm vorgehalten wurde, und brauchte ob des Frustes länger als nötig um zu begreifen, was da stand:

Geh jetzt gleich zum Rat im Palast. Und bring die Sieben mit, der Kaiser verlangt sie zu sehen. Sprich vorher mit Chenoa wegen Thira und Simu.
 

„Na toll.“, sagte Simu, als er später gemeinsam mit Karana, Iana, Thira, Eneela, seinem Vater, Sagal und Yarek in der Stallgasse stand, bereit zum Aufbruch, „Das wird ja ein Vergnügen mit dem kauzigen Kaiser.“

„Ich komme mit, wenn er ausfällig wird, schlage ich ihn nieder. Oder so.“, machte Yarek todernst, und Iana verschränkte die Arme.

„Und ausgerechnet jetzt ist Neisa bei Shais, außerdem ist der kleine Kampfzwerg nicht hier.“ Das war in der Tat ein Problem und Simu sah seinen Vater sich genervt die Haare raufen.

„Ach, ist das alles eine Akterei!“, meckerte er, „Simu, tust du mir den Gefallen und holst die beiden? Wo Shais Hütte steht, dürftest du wissen, Zoras ist, soweit ich weiß, in Intario... ich glaube, da der werte Herr Derran ja bisweilen recht unkooperativ ist, erreichst du noch am ehesten etwas bei ihm...“ Der Blonde raufte sich auch die Haare, nickte dann und machte sich bereits auf den Weg, den Stall zu verlassen. Er schlug sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf, um nicht so aufzufallen, ehe er noch einmal zurück zu den anderen sah.

„Treffen wir uns dann vor dem Palast?“

„Richtig. Pass auf dich auf, Simu.“, sagte Puran mit einem kurzen Lächeln, und der junge Mann nickte und zeigte auf das Tsukibo, das er bei sich trug, rein sicherheitshalber.

„Keine Angst, ich bin jetzt grausam und böse, ich bin schließlich Zuyyaner.“, versetzte er mit einem kecken Grinsen, ehe er davon eilte.

Es war eiskalt; das war es immer, aber im Moment war es extrem, fand er, als er sich beeilte, durch die Straßen von Ahrgul nach Süden zu laufen. Menschen, an denen er vorbei hastete, starrten ihn erschrocken an, vermutlich wegen der großen Waffe; aber gerade, wenn sie jetzt alle vor den Kaiser treten sollten, der ihm und Thira den Tod wünschte, kam er sich ohne Waffe einfach zu schutzlos vor... nicht, dass er gedachte, sie ernsthaft gegen diesen Mann zu erheben, der hier Herrscher war. Auch, wenn er ein Problem war, es hatte schon einen Sinn, jemanden als Führer zu haben. Ohne den Kaiser würde es sicher Probleme geben...

Simu überlegte sich, zuerst Zoras zu suchen; der Weg ins Lager von Intario war weiter und er fand es motivierender, zuerst den weitesten Weg zu erledigen, um dann mit einem Schlenker ins Lager von Kisara und zu Shais schnurstracks zurück zum Palast kehren zu können. Hoffentlich fand er den jungen Mann auch schnell... warum musste Zoras sich immer von ihnen absondern, Himmel? Mit diesen Gedanken beeilte er sich, schneller zu laufen.
 

Zoras kam sich dumm vor. Das kam oft vor, aber inzwischen wurde es fast zur Gewohnheit, was ihn etwas ärgerte. Er zog Neisa unsanft am Handgelenk hinter sich her durch das Lager, und dass das Mädchen offenbar gute Laune hatte und sich gar nicht einschüchtern ließ, ärgerte ihn auch. Er musste wirklich beenden, was zwischen ihnen lief, jetzt, noch heute. So konnte es nicht weitergehen...

„Wenn du geglaubt hast, nur, weil du mich gestern Nacht so um den Finger gewickelt hast – na ja, eher um die Zunge – würde ich dich jetzt verschonen, hast du dich geirrt.“, zischte er gedämpft, als sie das Lager von Intario verließen und in Richtung Norden durch die Ansammlung der Zelte stampften. „Ich bringe dich jetzt heim und ich will dich nie wieder sehen, es sei denn, du entscheidest dich für mich. Wenn nicht, verübele ich es dir nicht, aber dann bleib bei deinem Tayson und komm niemals wieder in mein Bett!“

„Ich habe keine Angst vor dir.“, sagte Neisa seufzend und sie wurde langsamer, womit sie ihn zwang, das Tempo ebenfalls zu bremsen. „Ich... ich habe aber Angst vor meiner Familie. Vor... vor Karana, er... wird das niemals zulassen mit uns.“

„Ist Karana dein Vater?“, brummte Zoras, „Hat er darüber zu entscheiden, wen du heiratest? Soweit ich weiß, würde er dich doch am liebsten selber heiraten, dieser perverse Spinner!“ Er hielt an und sah Neisa erröten; Volltreffer. Irgendwie hatte er schon immer das Gefühl gehabt, dass Karana seine Schwester nicht mehr wie eine Schwester ansah... irgendwie kam es nicht in seinen Kopf, wie man sexuelles Interesse an seiner eigenen Schwester haben konnte.

„Karana... ist ein Dämon.“, murmelte Neisa dumpf und er sah sie zweifelnd an, als sie sich an seine Hand klammerte und nicht gewillt war, loszulassen. „In seinem Inneren... ist der Geist des Dämons, ich habe es... in meinen Träumen gesehen.“ Sie hatte plötzlich ihre gute Laune verloren und er erstarrte, als die Frau zitterte und das hübsche Gesicht tief senkte. „Hilf mir...“, wisperte sie gebrochen und er schnappte verwirrt über ihren Stimmungswandel nach Luft. „Hilf mir... Zoras. Du kennst... Karana... du weißt, dass er gefährlich ist.“ Sie schauderte und wirkte plötzlich so hilflos und verzweifelt, dass er seufzte und sie unwillkürlich an sich zog, um sie sanft in seine Arme zu schließen. Er küsste ihre Haare und ihr Ohr, während er sie festhielt und sie sich zärtlich an ihn schmiegte.

„Ich beschütze dich schon vor Karana.“, sagte er, „Wenn du das Lügenspiel beendest. Versprichst du es mir, Neisa?“ Sie zitterte in seinen Armen und drückte sich so zärtlich und schutzsuchend gegen seine Brust, dass er sein Herz schneller schlagen spürte bei der Intensität und dem Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte. Wenn er sie so hielt, widerstrebte es ihm so sehr, sie gehen zu lassen... zuzulassen, dass sie jemals wieder zu diesem unfähigen Tayson kam. Geschweige denn zu Karana... bei dem Gedanken wurde ihm schlecht und er drückte sie unwillkürlich fester an sich. „Versprich es mir!“, forderte er scharf und zwang sich, sich nicht von ihrer Liebe erweichen zu lassen. Neisa keuchte und löste sich leicht von ihm, um ihm mit apathischem Blick ins Gesicht zu starren.

„Spürst du... das Geisterband?“, flüsterte sie und legte dabei die Hand auf seine Brust, dorthin, wo sein Herz so energisch klopfte. Er errötete verlegen. Ja, er spürte es... er hatte es instinktiv sein ganzes Leben lang gewusst, merkte er, als Neisa zärtlich seine Hand in ihre nahm und sie auf ihre Brust legte. Ihre kleinen Brüste waren weich... er fasste sie so gerne an und drückte unwillkürlich etwas zu, worauf sie auch errötete, aber wohlwollend lächelte. Seufzend beugte er sich herunter und lehnte die Stirn gegen ihre, bewegte sich etwas und küsste ihren Mundwinkel.

„Geh heim.“, murmelte er, „Komm zu mir zurück, wenn du deiner Familie die Wahrheit gesagt hast. Oder lass es, wenn du lieber Tayson willst, es ist dein Recht, zu wählen. Aber tu es endlich... ich werde dich nicht noch einmal bei mir schlafen lassen.“

„Ich liebe dich...“, flüsterte sie benommen und er seufzte erneut, bevor die Frau sich streckte und ihn verlangend auf den Mund küsste. Er hielt sie fest und erwiderte den Kuss in innigster Hingabe, während ihre Hände über seine kalten Wangen und durch seine schwarzen Haare glitten und sie den Mund öffnete, um seiner Zunge den Einlass zu gewähren – in diesem Moment war es, das sie unterbrochen wurden, als plötzlich vor ihnen jemand erschrocken japste und dann das Geräusch eines zu Boden fallenden Gegenstandes aus Metall folgte.

Was zum Geier... habe ich denn hier verpasst, Neisa?!“

Und Zoras riss sich von ihr los und fuhr keuchend herum, ebenso wie seine Geliebte, als sie vor sich Simu stehen sahen; dessen Gesichtszüge eindeutig sagten, dass er mehr gesehen hatte, als gesund für ihn war.
 

Zoras keuchte und hatte plötzlich das Bedürfnis, entweder den Kopf gegen eine Wand zu schlagen oder schreiend im Kreis zu rennen; was machte dieser Sack hier?!

„Das... ist jetzt leicht ungünstig.“, sagte er dann bloß, während er Simu ansah und sich räusperte, und seine Liebhaberin hüstelte gekünstelt.

„Ähm – Simu?!“, japste sie, und der Blonde fand seine Sprache jetzt auch endlich wieder, schüttelte ungläubig den Kopf und bückte sich, um das Ding vom Boden aufzuheben, das er fallen gelassen hatte. Sah wie eine Waffe aus... ein Stab wie ihn seine Hellebarde auch hatte, nur kürzer, und die Klinge war mondförmig.

„Das ist nicht ungünstig, Zoras Derran, das... erklärt einiges!“, keuchte er, „Jetzt wird mir... einiges klar über deine... beste Freundin Mila, Neisa!“

„Es ist nicht so, wie es aussah!“, japste sie panisch und Zoras hinderte sie daran, sich hinter ihm zu verstecken, indem er sie festhielt.

„Hier geblieben.“, knurrte er, „Steh zu deiner Schande, wie ich es auch tue, Frau!“ Er ignorierte die aufziehende Röte auf seinen Wangen, als er Neisas Bruder ins Gesicht blickte. „Was willst du hier, Simu?“

„W-was ich-... Alter!“, japste der Blonde, „Du... und Neisa! Während sie uns vorgaukelt, sie wäre bei Shais und verstünde sich prächtig mit Mila, war sie die ganze Zeit bei dir, habe ich recht?! Wie lange geht das schon so mit euch beiden?!“

„Vermutlich so lange wie sie zufällig zu Shais geht.“, war Zoras' Antwort.

„Und das sagst du so schamlos!“, empörte der wenig größere sich entsetzt, „Sprich, Neisa! Das, was ich hier gerade gesehen habe, sagt ja wohl genug... du hast uns die ganze Zeit angelogen! Wie... wie konntest du uns alle so hintergehen? Vor allem Tayson? Du... beschämst die ganze Familie mit deinem Verhalten!“

„Es ist mein Recht, mir einen Mann zu wählen, den ich will!“, keuchte die Blonde hysterisch, „Es... es tut mir leid, ich... ich wollte nicht, dass daraus so eine Lüge wird! Ich... ich habe es nicht übers Herz gebracht, es euch zu sagen-... ich... ich konnte einfach nicht! Bitte verrate mich nicht... K-Karana würde mich umbringen! Oder Zoras...“

„Entschuldige mal, so unfähig bin ich nicht, dass ich mich von Karana töten lasse...“ Zoras merkte, dass er ignoriert wurde, weil Simus Augen grimmig auf Neisa ruhten.

„Wie war das? Ich soll dich decken bei deinem... schamlosen Treiben? Bist du noch zu retten?! Du hast deinem Vater unverfroren ins Gesicht gelogen, du hast uns alle wochenlang an der Nase herumgeführt! Nenne mir einen Grund, warum ich dir dabei helfen sollte, es weiterhin zu tun!“ Der Schwarzhaarige spürte, wie Neisa neben ihm zitterte, und er hütete sich, sie jetzt vor Simus Augen weiter anzurühren. Er hatte genug gesehen...

„Simu hat recht.“, fiel er seiner Geliebten in den Rücken und sie fuhr zusammen. „Ich habe es gesagt. Du musst damit aufhören... mit diesen Lügen. Ich will dich nicht mehr sehen, bis du das geklärt hast. Oder auch gar nicht mehr, wenn du bei Tayson bleibst. Da Simu dich jetzt beschützen kann, kann ich ja wieder gehen.“ Er drehte sich schon um, da fiel Simu ihm ins Wort.

„Nein, warte!“, rief er. „Ich brauche dich. Also, euch beide, ich sollte euch holen. Es geht um die Sieben. Der Kaiser will uns alle in seinem Palast sehen, jetzt gleich. Wir können das hier später klären.“ Er senkte die Brauen, als Zoras sich mürrisch wieder zu ihm umdrehte, und der argwöhnische, kalte Blick aus Simus blauen Augen galt unmissverständlich ihm. „Und gib nicht nur Neisa die Schuld an diesem Vergehen, du trägst sie genauso. Schließlich hast du es mit dem Wissen getan, dass sie einen anderen hat, damit beschämst du dich genauso wie sie auch.“ Zoras zischte, umklammerte seine Hellebarde und stampfte ohne weiter auf Neisa oder Simu zu achten an beiden vorbei nach Norden.

„Dann trage ich die Schuld mit Würde.“, knurrte er, als er an Neisas blondem Bruder vorbei trat, „Ich bin froh, wenn dieses Versteckspiel jetzt aufhört. Ich würde gerne mit offenen Karten spielen, Simu. Die Frage ist, ob ihr das auch könnt.“
 

Die anderen warteten bereits im Vorhof des Palastes, als Simu mit Neisa und Zoras zu ihnen stieß. Keiner der Drei sprach ein Wort und Yarek zog in aller Ruhe an seiner Kippe, während er einen nach dem anderen stirnrunzelnd musterte. Er hatte Zoras Derran lange nicht gesehen, da er ja grundsätzlich nie mit den anderen sechs Auserwählten zusammen war. Gewachsen war er definitiv nicht, aber seine Haltung unterschied sich sehr von der, die er auf Tharr gehabt hatte; auf Tharr hatte er zurecht verwirrt und konfus gewirkt durch alles, was ihm widerfahren war ob seiner Bestimmung. Jetzt marschierte er erhobenen Hauptes einher mit der Würde eines Königs, obwohl Yarek die Vermutung grinsen ließ, dass er sein Haupt vielleicht auch nur so erhoben trug, um den anderen ins Gesicht sehen zu können bei seiner Größe. Er war wirklich klein für einen Mann, fast nicht größer als Neisa, die von ihnen allen die Kleinste war. Der Rothaarige musterte die gigantische Hellebarde von Yamir, die Zoras bei sich trug. Das Erbstück eines mächtigen Clans der Schamanen von Tharr, wie Yarek gelernt hatte... er fragte sich, ob inzwischen jemand dem Knirps gesagt hatte, aus welcher Blutlinie er eigentlich stammte.

„Da seid ihr ja.“, kommentierte Chenoa da das Auftauchen der letzten drei, „Wunderbar. Ich habe dem Kaiser die tharranischen Könige voraus geschickt und nutze die kurze Zeit, um eines klarzustellen: Der Imperator ist nicht wirklich angetan von allem, wie ihr wisst. Thira und Simu... hätten tot sein sollen, wenn es nach ihm ginge. Wir können sie ihm aber schlecht verschweigen, seid aber darauf vorbereitet, dass der Imperator nicht begeistert sein wird.“

„Ist der überhaupt von etwas begeistert außer seinem Imperium?“, fragte Karana konfus, und die Beraterin des Kaisers warf ihm einen kurzen Blick zu.

„Vermutlich nicht.“, sagte sie, und Yarek zog zum letzten Mal an seiner Kippe und warf den Stummel dann zu Boden, um ihn auszutreten. Dann traf ihn auch der Blick der zuyyanischen Seherin und er brauchte keine Worte ihrerseits um zu wissen, was er zu tun hatte.

Schütze sie, Yarek. Ich werde es auch tun... ohne die Sieben sind wir alle verloren.

Er kannte den Befehl... er kannte ihn schon lange, und er hatte nicht vor, die Frau zu enttäuschen, bei der er die Hälfte seiner Kindheit verbracht hatte und der er sein Leben und alles verdankte, was er heute war.

Der Ratssaal im Palast hieß sicher nicht ernsthaft Ratssaal; bei den zuyyanischen Kaisern gab es gar keinen Rat. Der Kaiser bestimmte und fertig. Es gab erst Rat, seit die tharranischen Könige auf Zuyya lebten. Sie waren nicht mehr wirklich Könige, die waren nur mehr Aufpasser über ihre Haufen Menschen, die mit ihnen hergekommen waren, aber sie einfach zu übergehen schien selbst der Imperator nicht fertig zu bringen, auch, wenn er es augenscheinlich zu gern getan hätte. Die Sieben behielten alle kollektiv ihre Kapuzen auf den Köpfen, damit Thira und Simu, bei denen das unvermeidbar war, nicht so auffielen, während sie wie eine sehr kleine Schulklasse hinter Yarek an der Seite des Saals standen und darauf warteten, dass der Imperator nach ihnen verlangte. Der schien zunächst die Politik klären zu wollen und hatte ihnen bisher nur einen giftigen Blick geschenkt. Yarek sah den Imperator nicht zum ersten Mal... aber zum ersten Mal von so nahe. Als er zehn gewesen war, als er nach Zuyya gekommen war als Kriegsgefangener, hatte er den Mann aus weiter Ferne schon einmal gesehen und nur anhand seiner pompösen Aufmachung erraten, dass er der Kaiser sein musste. Er war sich sicher, dass der Kaiser ihn nicht erkannte... es hatte so viele Gefangene gegeben und er war nicht der einzige, der überlebt hatte; wenn auch vermutlich der einzige, der spurlos aus seinem Verlies verschwunden war. Offenbar war es für egal befunden worden, jedenfalls hatte Chenoa nie Probleme damit bekommen. Jetzt stand der Kaiser an der Spitze des edlen Tisches und vor ihm an den Seiten eben dessen saßen die Könige von Tharr, ganz vorne die von Alymja und Senjo mit ihren obersten Untertanen, die sich ja dem Imperium verschrieben hatten, und ganz am Ende die vermutlich in des Kaisers Augen schwärzesten Schafe, die erboste Königin von Tejal mit ihrem Mann und Puran Lyra und Sagal.

„Wir stehen vor einem neuen Zeitalter.“, begann der Imperator ergrimmt, „Ich habe Euch einberufen, um mitzuteilen, dass Ahrgul... am Ende steht.“ Er ließ die Worte zunächst wirken und die Nichtmagier unter den Königen wirkten bestürzt. Sagal schnaubte auf seinem Platz, die Königin von Tejal verzog verbiestert das Gesicht und der König von Janami verschränkte arrogant die Arme. „Meine Beraterin hat mir nahegelegt, wir sollten die Stadt verlassen. Und obwohl ich es nicht begrüße, haben wir wohl keine Wahl. Ihr habt die Gletscher gesehen im Norden – es bedarf nur... eines Bebens und sie brechen über Ahrgul herein, um uns alle lebendig zu begraben. Durch welche Ketzerei auch immer sie so plötzlich so schnell gewachsen sind...“ Bei diesen Worten warf der grimmige Kaiser vor allem den Magiern unter den Königen einen anklagenden Blick zu, „Katari... hat beschlossen, diese Festung zu vernichten. Wir sollten ihn nicht erzürnen... und Ihr besonders nicht!“ Die Tharraner wagten nicht zu widersprechen, obwohl die meisten der Angesprochenen deutlich machten, dass die Worte sie sehr beleidigten. Yarek verübelte es ihnen nicht... Der Imperator schritt vom Tisch weg und ließ von einem der Diener aus der Ecke des Saals eine große Rolle aus Pergament herbei bringen, aufrollen und mit Hilfe zweier weiterer Untertanen an einem Haken an der Wand anbringen. Zu sehen war eine Weltkarte des Imperiums, eine Aufzeichnung aller Landmasse, die es auf Zuyya gab. Ein verblüffend großer Teil war schwarz schraffiert worden; der schraffierte Teil endete knapp nördlich von Ahrgul. „Wie Ihr seht, bedecken die wandernden Berge schon einen großen Teil des Imperiums. Sie werden weiter wachsen und zuletzt am Äquator ankommen. Deshalb werden wir dorthin fliehen; in die Provinz Suyuhhr im Süden.“ Er zog aus seinem Gewand ein kleines Messer und warf es gekonnt auf die Karte, sodass es genau an der Stelle stecken blieb, die das Tal in Suyuhhr markierte. Yarek hatte von Chenoa Landeskunde gelernt, er kannte die Gegend nahe dem Äquator aus ihrem Unterricht, ebenso die zuyyanische Schrift, die die Tharraner zu größter Wahrscheinlichkeit nicht lesen konnten. „Wir werden so rasch wie möglich aufbrechen, aber nicht alle zugleich, das gäbe Chaos. Ich werde natürlich zuerst die Bewohner zuyyanischer Abstammung evakuieren, danach Lager für Lager auch die tharranischen Flüchtlinge. Zuerst diejenigen, die sich Katari treu ergeben...“ Dabei sah er die etwas zusammengesunkenen Könige von Senjo und Alymja falsch grinsend an, die darauf von ihren tharranischen Kollegen böse Blicke ernteten, „Und am Schluss diejenigen, die Katari lästern und... nicht würdig sind. Überlegt es Euch also, meine Herren, der Gott wird Euch mit Leben und Gnade belohnen.“ Yarek brummte; das machte ja Stimmung. Die Königin von Tejal sah aus, als hätte sie den Kaiser am liebsten eigenhändig zerfleischt für diese Frechheit, sie zitterte am ganzen Körper vor Wut und ihr Mann bemühte sich offenbar, sie festzuhalten. „Nun gut. Für den Abbau der Lager ist natürlich jeder von Euch selbst verantwortlich, ebenso für die sichere Reise seines Volkes nach Suyuhhr; die Atarus, die Diener Kataris, werden sicher erfreut sein über die Opfer langsam wandernder Menschen.“

„Die Diener Kataris würden das Opfer des Imperiums begrüßen und noch mehr das des kauzigen Imperators.“, hörte Yarek Thira voller Hass und Abscheu murmeln, sie hütete sich aber, es lauter zu sprechen, um die Lage nicht eskalieren zu lassen. In dem Moment wandte sich der Kaiser an die Gruppe am Rand und musterte sie argwöhnisch, ehe er, ohne den Blick von ihnen zu wenden, zu Chenoa sprach, die neben ihm am Kopf der Tafel saß.

„Aber wir sind ja nicht ohne Hoffnung!“, feixte er dabei sarkastisch, „Vielleicht werden wir alle gerettet... nicht wahr, Chenoa? Gerettet von sieben... Kindern. Eine uralte Legende aus dem Schatten... bringt uns die Rettung in Form von sieben Auserwählten, wie es aussieht – wenn ich dir Glauben schenken soll. Zeig mir deine Sieben, Chenoa – und zeige den tharranischen Lagerhäuptlingen doch gleich einmal, welch große Hoffnung wir alle haben.“

„Arsch.“, schnappte Karana hinter Yarek erbost, „Von wegen Lagerhäuptling, was bildet der sich ein?!“

„Ruhe, Karana.“, mahnte Simu ihn kalt, als Yarek auf einen Wink von Chenoa gefolgt von den Schicksalskindern vortrat und sie nebeneinander aufreihte, als wären sie eine Auswahl von Ehefrauen für den Kaiser persönlich. Wobei Karana als Ehefrau sicher ein lustiges Bild abgab.

„Es gibt da ein Missverständnis, Euer Gnaden.“, sagte Chenoa kalt, die sich erhob. „Sie sind nicht die Rettung des Imperiums... wie ich bereits sagte. Sondern die Rettung von Khad-Arza – sie vertreten alle drei Welten und machen sie... zu einem Ganzen, wie es einst war, bevor die Menschen entstanden. Die meisten sind zwar Tharraner – wir haben eine Ghianerin und eineinhalb Zuyyaner – aber da Tharr der am dichtesten besiedelte aller drei Planeten war, rechtfertigt es das vermutlich. Ihre Geburt war schon vorherbestimmt, als noch nicht mal ihre Eltern gezeugt worden waren. Ihre Bestimmung war schon im Schatten geboren, lange bevor diese sieben das Licht der Welt erblickt haben.“ Während Chenoa sprach, stellte Yarek sich neben die Reihe der Sieben, unauffällig direkt in die Nähe des Imperators, um zur Not das Schlimmste verhindern zu können, wenn es eskalierte... und das würde es garantiert. Er hatte Thira und Simu extra ans Ende der Reihe gestellt...

„Wie auch immer.“, machte der Kaiser unwirsch und fuchtelte mit der knorrigen, alten Hand in der Luft herum, „Zeig sie mir, warum vermummen sie sich so albern?!“ Chenoa seufzte und bedeutete der armen Eneela, die als erste in der Reihe stand, direkt neben Yarek, ihre Kapuze abzusetzen. Das Lianermädchen zitterte am ganzen Körper und sah aus wie ein Häufchen Elend, offenbar völlig eingenommen von Furcht, als die harten Blicke des Kaisers auf ihr ruhten, als wäre sie ein saftiges Stück Fleisch.

„Das ist Eneela Kaniy.“, stellte Chenoa sie ihm vor, „Sie ist unverkennbar Lianerin und wurde auf Ghia geboren. Tochter von Dak und Kaiya Kaniy und einstmals Sklavin von Ulan Manha, dem Schreckgespenst.“

„Dem Sklavenkönig persönlich?“, machte der Kaiser verblüfft, „Sie sieht nicht aus, als könnte sie eine Welt retten, sie fällt eher bewusstlos um, glaube ich!“

„Vielleicht rettet uns das ja.“, sagte Chenoa darauf und Yarek verkniff sich ein Lachen – er konnte sich beherrschen. Als nächstes war Iana an der Reihe. „Iana Lynn, das Himmelskind Akada, ist auch zur Hälfte Lianerin, stammt aber von Tharr. Das Schattenschwert, das sie trägt, trägt das Schicksal... der Vergangenheit.“ Yarek sah Iana die Stirn runzeln und noch etwas anderes fiel ihm auf, als er in die Runde der neugierigen Könige blickte und Karanas Vater am Ende des Tisches plötzlich unwahrscheinlich hellhörig schien. Er kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, denn im nächsten Moment zeigte Chenoa auf Karana und setzte die Reihe fort. „Karana Lyra, seinen Namen kennt Ihr ja, Euer Gnaden.“ Der Imperator starrte Karana an, drehte den Kopf zu seinem Vater und schnaufte:

„Moment, das ist Euer Sohn?!“

„Ist ja wohl nicht zu übersehen.“, sagte Puran Lyra aalglatt, „Ich zumindest habe meine Vaterschaft bisher nicht in Frage gestellt.“

„Vorsichtig, wenn Ihr mich schon verarschen wollt.“, knurrte der Kaiser und sah wieder zu Karana, „Der Prinz... und Thronerbe von Kisara also. So ein Zufall, was, Chenoa?“ Chenoa räusperte sich.

„Er trägt das legendäre Schwert von Mihn. Das Erbstück des Lyra-Clans aus längst vergangenen Jahrhunderten. Eines der... gefährlichsten Magiemedien der Welt. Gemeinsam mit seiner Schwester, der Hellebarde, aber zu der komme ich gleich.“ Als nächstes kam Neisa. „Neisa Lyra wiederum ist Karanas Schwester und Heilerin; und dadurch die Erbin von Leyya Lyra, die einst einen einmaligen Heilzauber entwickelte.“ Der Kaiser sah erneut zu Puran Lyra und der lehnte sich gelassen zurück.

„Ja, ich war fleißig.“ Der Imperator sparte sich einen Kommentar zu Neisa und als nächstes kam Zoras Derran.

„Da hätten wir ja die Schwester des Schwertes, die Hellebarde von Yamir. Der Mann, der sie trägt, heißt Zoras Derran. Seinen Namen kennt Ihr vermutlich nicht, er ist Schwarzmagier wie Karana und Erbe... einer anderen großen Familie, daher die Waffe.“

„Ihr bringt wahrlich beeindruckende, glückverheißende Kandidaten her!“, schnaufte Igrajyo Zhunkan verärgert, „Schamanen und Lianer, bah! Haben wir auch Nichtmagier?!“

„Ja, der kommt jetzt, aber er ist nur zur Hälfte Nichtmagier.“, sagte Chenoa, und Yarek spürte die Anspannung im Raum steigen, als er flüchtig zu Simu sah, der nach seiner Kapuze griff und zögerte. Ohne es sich weiter anmerken zu lassen griff der Rothaarige nach seiner Masamune, nur zur Sicherheit – doch als der Blonde seine Kapuze zurückwarf und dem Imperator sein Gesicht zeigte, kam erst einmal nur ein entsetztes Keuchen von diesem.

„Katari!“, japste er, „Willst du mich verarschen, Chenoa?! Dieser Mann...?! Ich habe dich umgebracht, Nodin!“

Simu verfinsterte sein Gesicht deutlich und Yarek griff die Masamune fester, als der Kaiser erzitterte und wutentbrannt Chenoa anstierte, die absolut gelassen blieb.

„Das ist nicht Nodin.“, sagte sie, „Er kann ja schlecht von den Toten auferstehen.“

„Warum sieht er diesem Bastard und Verräter dann wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich?!“

„Weil es Nodin Ayjtanas Sohn ist, Euer Gnaden. Sein Name ist Simu.“
 

Schweigen erfüllte den Ratssaal und Kaiser Igrajyo Zhunkan machte den Mund auf und zu wie ein Karpfen, ohne einen Ton herauszubringen.

„Ich dachte... das Balg, diese Blutschande, geboren von einer tharranischen Schlampe, wäre auch tot!“, keuchte er dann, „Wie kann das sein?! Und warum bei Katari soll der Sohn eines Verräters... ausgerechnet so einer...?!“ Er ballte die Fäuste und Chenoa war eiskalt, als sie antwortete.

„Nun, vielleicht will Katari Euch sagen, dass Ihr einen Fehler gemacht habt, General Ayjtana hinrichten zu lassen. Katari ist es schließlich... die Mächte der Schöpfung sind es ja... die die Sieben erwählt haben.“ Der Kaiser trug dieses Desaster mit verblüffend viel Fassung, fand Yarek beeindruckt, als er die Masamune wieder locker ließ – er atmete tief ein und aus und grummelte dann, innerlich vermutlich vor Wut bebend, als er sich an Thira wandte, die, ehe jemand etwas hätte sagen können, unaufgefordert ihre Kapuze zurückschlug und dem Imperator mit so unverfrorenem Hass und einer solchen Blutrünstigkeit ins Gesicht stierte, dass dieser unwillkürlich die Schultern straffte und defensiv einen Schritt zurück trat.

„Was zum-...?!“, machte er erbleichend, und Chenoa kam nicht dazu, Thira vorzustellen, weil die grünhaarige Zuyyanerin es schon selbst tat – das war der Moment, in dem Yarek seine Waffe augenblicklich ganz zog.

„Ja, Ihr seht richtig, Meuchelmörder!“, zischte sie, „Thira Pavati Jamali, Erbin des Nordreiches Okothahp und Tochter von Akando Honuk Jamali, den Ihr ermordet habt... und damit Eure Welt in den Untergang gestürzt habt!“

Es ging sehr schnell. Kaum hatte Thira ausgesprochen, schrie der Kaiser und spuckte ihr voller Abscheu vor die Füße.

Verräterbrut!“, brüllte er, „Wachen!“ Doch sein Befehl erstickte ihm bereits in der Kehle, weil im selben Moment Yarek hinter ihm war und ihm unverfroren die Masamune gegen die Kehle hielt – und von der anderen Seite war plötzlich auch Dasan Sagal bei ihnen, der sich offenbar teleportiert hatte durch den Saal, um dem Imperator jetzt seinen Gehstock gegen die Stirn zu drücken, als wäre es ein Schwert, während dieser keuchte und in seiner Hand bereits die Seelenkugel erscheinen lassen hatte, die mächtigste und tödlichste Waffe aller Zuyyaner. „Wie könnt Ihr es wagen...“, zischte er und hielt inne, von zwei Seiten bedroht, „Wie könnt Ihr?! Chenoa... ich röste dich! Ich zerfleische dich!“

„Schickt die Wachen wieder weg!“, rief Chenoa zum Korridor, um den Befehl des Kaisers aufzulösen, ehe sie neben Sagal vor den Kaiser trat und ihn geringschätzig anstarrte. Ihre gelben Augen waren so voller Bosheit, dass selbst Yarek kurz schauderte. „Rührt... Thira nicht an, Euer Gnaden!“, befahl sie eiskalt, „Ich werde... persönlich dafür sorgen, dass Ihr es nicht wagt... auch nur in ihre Nähe zu kommen!“

„Ah, richtig...“, zischte der Kaiser, „Du hast ja... jahrelang bei Akando gewohnt, wie konnte ich vergessen... dass du deinem Liebhaber zur Seite stehen würdest?“

„Akando war nicht mein Liebhaber, er war mir wie ein großer Bruder. Das macht mich zu Thiras Tante. Und wenn Ihr es erwägt... sie anzurühren oder ihr ein Haar zu krümmen... dann schwöre ich Euch im Namen von Katari, dass Euer Imperium zerschmettert wird.“

„Ihr... ihr verräterischen Bastarde aus den Himmelclans!“, brüllte der Kaiser, „Die Vier Reiche sind Geschichte, Chenoa – keiner von euren vier Clans wird jemals wieder Macht erlangen, dafür habe ich gesorgt! Ich lasse das nicht zu, hörst du?! Ruf deinen Wachhund hinter mir zurück! Und Ihr...“ Sein Blick galt jetzt offenbar Sagal, Yarek konnte es ja nur erahnen, weil er hinter ihm war, „Ihr habt mir wohl... etwas mitzuteilen, König Puran Lyra von Kisara?!“ Karanas Vater hatte sich erhoben und mit ihm die Königin von Tejal, der König von Janami und der viel zu junge und verpeilte Herr von Intario.

„Genau genommen haben wir alle viel zu sagen.“, sagte Puran vertretend für seine Kollegen, „Genau genommen... gibt es genug zu sagen, in der Tat.“

„Nur eine falsche Bewegung... und ich reiße Euch in Stücke.“, warnte Sagal als Stellvertreter von Puran Lyra den Kaiser, indem er ihm mit dem Stock gegen die Stirn klopfte. „Also überlegt Euch... Eure Worte gut.“ Der Imperator schnaufte wütend.

„Dann fordert Ihr alle mich also offen heraus und stellt Euch... gegen mich? Gegen Katari?“

„Wir haben kein Problem mit Katari.“, sagte die Königin von Tejal, „Aber Ihr seid nicht Euer Gott. Ahrgul fällt – und damit fällt das System. Es ist, wie ihr selbst sagtet – wir... Lagerhäuptlinge... sind für uns selbst verantwortlich. Und Tejal hat nicht vergessen, mit wem es schon immer verbündet gewesen ist! Mit Kisara, Janami und Intario, nicht mit dem zuyyanischen Imperium oder seinen Götzen!“

„Schön.“, sagte der Kaiser und zwang sich wohl zur Ruhe – Chenoa bedeutete Sagal und Yarek, ihn loszulassen, beide Männer gehorchten und Yarek sah die Sieben in ihrer Reihe fassungslos zusehen, wie die Politik auseinanderbrach. „Dann geht Eures Weges. Ihr werdet keinen Schutz finden in Suyuhhr, ich verweigere allen Verrätern und Meuterern alles, was mir gehört.“

„Das Land gehört faktisch Katari.“, sagte Chenoa zu dem Kaiser, „Ihr könnt es uns ja schlecht vorenthalten.“

„Nein, das nicht.“, stimmte der Imperator ihr zu, „Aber hütet Euch... sei gewarnt, Chenoa. Ich werde mich dir... und deinen Machenschaften nicht beugen, weder deinen Sieben noch deinen Lieblingen von Tharr. Macht, was ihr wollt, es ist mir einerlei, ob ihr verreckt oder nicht. Du bist deines Standes und Amtes enthoben, Chenoa Jchrrah, dein Eigentum und deine Besitztümer schuldest du durch deinen Verrat dem Imperium, also mir. Du bist eine Geächtete in meinem Reich, genau wie deine... Nichte Thira Jamali, genau wie deine Freunde aus Kisara, Tejal, Intario und Janami. Genau wie alle, die immer noch draußen in der Pampa herum rennen und eigentlich tot gehören. Das Imperium fällt... mit Ahrgul. Ich werde euch nicht töten... ich habe besseres zu tun. Aber ich werde auch garantiert nichts tun, das euch zum Überleben hilft, verlasst euch darauf. Verlasst meinen Palast – alle. Auf der Stelle, und ich will niemanden von euch jemals wieder hier sehen.“

„Damit erfüllt Ihr unsere größten Träume.“, sagte der König von Janami, „Wir sind Euch wirklich zu Dank verpflichtet.“ Er ging erhobenen Hauptes voran und nach ihm der etwas verunsicherte König von Intario, dann die Königin von Tejal mit ihrem Gatten und am Ende Karanas Vater, dem sich Sagal und die Sieben anschlossen.

„Das wird nicht alles sein.“, sagte Chenoa mit einem dämonischen Lächeln, als sie Yarek am Arm packte und zur Tür zog, „Gehen wir. Lasst Euch gewiss werden, Euer Gnaden, jeder, der dieses... gefallene Imperium verachtet, wird Euch jetzt den Rücken kehren. Und wenn Ihr einst tot seid... werde ich über Eurem Scheiterhaufen stehen und lachen.“
 


 

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Tadaaah. Spaltung of dooooom. Yarek durfte viel cool sein. XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Izumi-
2012-02-28T13:15:23+00:00 28.02.2012 14:15
Vorweg, warum ist DAS nicht adult? o_O Ich meine, nicht, dass es jetzt voll hart gewesen wäre, oder so, aber doch wesentlich deutlicher als das letzte Kapitel, das als adult eingestuft worden ist... oô

Na, egal, zum Kapitel. Ich finde es schön, wie Chenoa und der Kaiser sich bitchfighten. XD Und vor allen Dingen, dass der alte Mann gar nicht mal so doof ist und doch ziemlich genau weiß, was sie vorhat... oder haben möchte, haha. XD
Ja, dann die Szene, die irritierenderweise nicht zum adult geführt hat, wie auch immer. Zoras und Neisa herzen, surprise. ^o^ Ziemlich witzig, dass denen einfach scheiß egal ist, dass Zoras' Eltern im Raum sind... na ja, Neisa ist ja ohnehin bekanntlich etwas ignorant. Und Zoras inkonsequent.
Die Szene mit Puran und Leyya kannte ich ja schon, war aber ganz schön cool, so an sich, ich meine, Leyya hat es drauf. XD
Ach ja, und dann wurde es böse. Simu musste suchen gehen... und erwischt die beiden Idioten. Ich hätte ja beiden eine geknallt, ich meine, hallo? XD Was für Assis. Okay, geht Simu jetzt nicht so viel an... wobei, Neisa hat ihn ja auch betrogen, er ist ja quasi ihr Bruder. Lol und Zoras, die absolut feige Sau XDD Wie er Simu einfach die ganze Zeit zugestimmt hat und ich nur so dachte... Alter, kriech ihm doch gleich in den Arsch, hust. XD Und Simu dann irgendwann, Alter, du hast doch auch Scheiße gebaut! O_o Und ich nur so... ja, danke Simu, DANKE XD
Die Szene im Palast war dann auch sehr cool, einfach der übelste Bitchfight schon wieder und irgendwie eskaliert es und alles ist Thira Schuld. Ich meine, ja, ich verstehe sie schon, aber sie ist doch immer SO beherrscht, warum hat sie nicht einfach die Fresse halten können? úu So ist das doch doof. Immerhin war Yarek cool... hihi <3
Fand, war ein interessantes Kapitel ^o^



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