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Paranoia

von

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Wer reitet so spät...?

Die Kutsche ratterte über die Pflastersteine Londons und Ciel drehte seinen Spazierstock zwischen seinen Händen.

Er war mit Sebastian nach London gefahren um Besorgungen zu machen, unter anderem auch ein neuer Stock, denn es war zwar nicht viel, aber er wuchs doch.

Seit Finnian weg war war es ungewöhnlich ruhig geworden in seinem Anwesen und selbst Ciel bemerkte, dass Meirin und Bard sich fast nur noch in der Küche aufhielten, während Sebastian dagegen mit ungewöhnlich viel Elan an die Arbeit ging, auch wenn er einen recht merkwürdigen Gesichtsausdruck dabei auflegte. Für einem Moment lang hatte Ciel in Erwägung gezogen, dass Sebastian sich über irgendetwas nicht im Klaren war und darüber sinnierte, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Was sollte Sebastian schon so nachhaltig beschäftigen?
 

Plötzich und mit einem Ruck hielt die Kutsche an und Ciel, der in Gedanken versunken nicht damit gerechnet hatte, wurde unsanft aus seinen Tagträumen gerissen.

Die Tür öffnete sich etwas und Sebastian lächelte Ciel entgegen.

"Junger Herr, es ist noch eine Besorgung zu erledigen. Würde es Ihnen etwas ausmachen hier zu warten?", fragte er.

"Ähm...nein...nein, ich denke nicht.", antwortete Ciel überrascht und setzte sich wieder ordentlich hin.

Es war bereits später Abend und so war Sebastian nur schummrig zu erkennen. Verbessert wurde die Sicht, durch die Tatsache, dass es wie verrückt regnete, nicht gerade. Sebastian nickte nur, schloss die Tür wieder sorgfältig und entfernte sich von der Kutsche.

Ciel begann wieder seinen neuen Stock zwischen den Händen zu drehen und lehnte den Kopf gegen die kühle Innenwand der Kutsche.
 

Sebastian schüttelte die pitschnassen Haare etwas aus und betätigte die Klingel der schweren, zweifellos gut verschlossenen, Tür vor ihm, die den Eindruck erweckte mehr dem Zweck zu dienen, ein gefährliches Tier weg zu sperren, als ein Eingang zu sein.

Es dauerte nicht lange, da öffnete jemand die Tür. Eine recht unfreundlich aussehende und nicht gerade schlanke alte Frau in einer etwas schmuddelig aussehenden Krankenschwesterkluft musterte Sebastian und fragte: "Und Sie wollen?".

Sebastian lächelte höflich, griff in seine Manteltasche und zog ein gefaltetes Blatt heraus, dass er ihr gab, ehe er antwortete: "Mein Name ist Michaelis. Ich war bereits vor einigen Tagen hier."

Die Frau überflog das ihr gereichte Dokument und trat dann beiseite um Sebastian ein zu lassen.

"Folgen Sie mir.", meinte sie nur, schloss die Tür wieder und trabte in Richtung Gebäudeinneres davon, ihre schlichte gräuliche Kleidung blähte sich hinter ihr auf. Sebastian tat wie ihm geheißen und folgte ihr schweigend durch die Gänge, die Treppen hinauf bis in den dritten Stock, wobei die alte Schwester ein solch pfeifendes Atmen von sich gab, dass Sebastian dachte sie würde gleich rücklings die Treppen wieder hinunterfallen.
 

Endlich vor einer eisernen Tür, mit verschließbarem Sehschlitz, deren weißer Lack bereits an vielen Stellen abgesplittert war, angekommen öffnete die Frau das Schanier und machte etwas Platz, damit Sebastian hindurchsehen konnte.

"Er war ganz aufgeregt als man ihm gesagt hat, jemand wolle ihn mit nehmen. Könnte aber auch an seinem Irrsinn gelegen haben, wer weiß.", meinte sie schulterzuckend und verschränkte mühsam die Arme vor ihrem ausladenden Vorbau.

Sebastian irgnorierte sie geflissentlich und betrachtete den Jungen, der sich, in eine Zwangsjacke gezwängt, in eine Ecke des kleinen und nicht gerade sauberen Zimmers drängte und mit dem Kopf immer wieder nervös zuckte, während er vor sich hin brabbelte. Er war kaum größer als Ciel, dürr und bleich mit ausgemergeltem Gesicht und einer Nase, die aussah als hätte man sie schon mindestens dreimal gebrochen. Stumpfes, orangerotes Haar fiel ihm ins Gesicht und große grüne Augen zuckten unfokussiert mal hier hin, mal da hin.

"Können Sie bitte die Tür aufsperren? Ich habe es leider etwas eilig.", meinte Sebastian, nachdem er sich wieder von der Tür gelöst und der alten Krankenschwester zugewendet hatte.

"Hrm, von mir aus. Aber passen Sie auf, er beisst ganz gern mal.", meinte sie nur, zog einen gewaltigen Schlüsselbund hervor und sperrte auf.

Ohne ein weiteres Wort ging Sebastian hinein, zerrte den Jungen an seiner Zwangsjacke hoch und schleifte ihn mit.

"War mir eine Freude mit Ihnen Geschäfte zu machen.", sagte Sebastian als die drei am Eingang angekommen waren und wollte der alten Krankenschwester die Hand reichen.

Diese winkte nur ab und schob Sebastian zusammen mit dem Jungen aus der Tür.

"Ja ja, nehmen sie Peter und verschwinden Sie einfach schnell, am Ende sieht man Sie noch und stellt unangenehme Fragen.", sagte die barsch und schlug die Tür zu, gefolgt vom unverkennbaren Klicken eines Schlosses.
 

Ciel gähnte und studierte zum ungefähr hundertsten Mal die Maserung des Holzes, die in dem bisschen schummrigen Licht, das die Kerze warf, zu sehen war.

Seit einer gefühlten Ewigkeit wartete er nun schon auf Sebastian und langsam aber sicher fing er an trotz dicker Kleidung zu frieren.

Ungeduldig schob er zum wiederholten Male die Vorhänge der Kutschenfenster beiseite und warf einen Blick hinaus. Man erkannte absolut nichts in dem Sturm, nur schemenhaft war die Straße und eine Mauer aus zu machen.

Da flammte ein Blitz am Nachthimmel auf und erhellte die Szenerie. Für einige Momente war die Umgebung klar zu erkennen.

Der Pflasterstein, die Backsteinmauer, ein gewaltiges Gebäude und eine Art Torbogen wurden gestochen scharf sichtbar und Ciel sah die metallenen Lettern, die in einem Bogen über der Zufahrt des Gebäudes gespannt waren.

[style type="italic"]Bethlem Royal Hospital[/style]. Eine Irrenanstalt.

Panik ergriff den jungen Earl. War Sebastian deswegen mit ihm hier? Weil er ihn in eine Irrenanstalt sperren wollte?

Das würde zumindest die ständige gute Laune des Dämons erklären, denn was wäre für ihn amüsanter, als dass Ciel, der sich selbst doch stets als willensstark dargestellt hatte, verrückt werden würde.

Ciel dachte nicht weiter nach, er handelte im Affekt als er die Kutschentür aufriss und hinaus sprang.

Er stolperte, rutschte auf dem nassen, glitschigen Pflasterstein aus und fiel hin. Ungeachtet seines schmerzenden Knies rappelte er sich schnell wieder auf und begann zu rennen. Er wollte nur weg, weg von Sebastian, weg vom Hospital. Niemals würde er freiwillig einen Fuß in diese Einrichtung setzten.
 

Sebastian zog den fast schon hysterisch wirkenden Jungen in der Zwangsjacke mit sich zu Kutsche und klappte den Stauraum im hinteren Bereich des Gefährts auf. Es war nicht besonders viel Platz, aber er würde wohl hineinpassen.

Der Junge rebellierte und versuchte sich ständig aus seiner Zwangsjacke zu winden, als wüsste er was ihm bevorstünde.

Genervt vom Gewinsel des Jungen packte Sebastian dessen Kopf und überdrehte ihn ruckartig, dass mit einem scharfen Knacken sein Genick brach.

Der sich windende Körper erschlaffte und Sebastian packte ihn in den freien Raum, wobei er nicht umhin kam noch einige andere Knochen zu brechen um ihn hinein zu bekommen.

Als die Leiche endlich verstaut war ging Sebastian um die Kutsche herum und klopfte leicht an die Tür ehe er sie öffnete, um Ciel zu sagen, es könne weiter gehen.

Doch als er die Tür öffnete war da kein Ciel.

Sebastian starrte verblüfft in die leere Kutsche und schlug dann die Tür wieder zu. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen den Earl unbeaufsichtigt einfach stehen zu lassen. Dann musste er ihn eben suchen.
 

Ciels Lungen brannten wie von Feuer, er rannte schon seit einigen Minuten ohne Unterlass durch Londons Straßen. Mittlerweile hatte er komplett die Orientierung verloren, aber dafür hatte sein rationales Denken sich wieder größtenteils gemeldet.

Langsam wurde ihm bewusst, dass es eigentlich keinen Sinn hatte weg zu laufen. Er hatte immer noch den Faustian im Auge, war im Vertrag an Sebastian gebunden. Er würde ihn überall finden, egal wohin er lief.

Allmälig wurden seine Schritte langsamer, er kam wieder halb wegs zu Atem, auch wenn es nur abgehackt und von Husten unterbrochen war.

Da hörte er Schritte hinter sich.

Ciel schrie auf und begann wieder zu rennen. Weg, nur weg.
 

Keuchend rannte er durch die dunklen Gassen, eisiger Regen prasselte herab und lies seine Kleidung an ihm kleben. Er wollte entkommen, doch rutschte er erneut auf dem glitschigen Pflasterstein aus. Doch diesmal fehlte ihm die Kraft sich erneut auf zu richten. Sein Knie pochte schmerzhaft und sein Asthma schnürte ihm das letzte bisschen Luft ab. Hinter sich hörte er langsame Schritte, er kam um ihn zu holen.
 

Warme Arme schlossen sich um den durchgefrorenen, bis auf die Knochen zitternden Körper Ciels und hoben ihn hoch.

"Lass mich runter!", brüllte er und versuchte sich aus dem Griff zu wenden, doch es war zwecklos. Atemlosigkeit, Erschöpfung und Kälte beraubten ihn seiner Kräfte und machten seine Schläge zu kaum mehr als einem Stupsen.

"Sssch...alles ist gut, junger Herr.", versuchte Sebastian den tobenden Jungen zu beruhigen, doch nur mit mäßigem Erfolg.

Es dauerte den halben Weg zurück zur Kutsche, bis Ciel ruhiger wurde.

Er krallte sich in Sebastians Mantel fest und fixierte ihn.

"Sebastian, ich will nicht ins Irrenhaus!", sagte er und sein Blick bohrte sich in den seines Butlers.

"Junger Herr, niemand will euch ins Irrenhaus bringen.", meinte Sebastian verwirrt und öffnete, mittlerweile bei der Kutsche angekommen etwas umständlich die Tür um Ciel hinein zu bugsieren.

"Lüg nicht! Warum sonst würden wir hier stehen?"

"Junger Herr, ich hatte hier nur eine Besorgung zu machen. Ich versichere Euch, es lag nie in meiner Absicht Euch hier unter zu bringen.", sagte Sebastian und wrang Ciels Mantel etwas aus ehe er die ganze Kutsche unter Wasser setzte.

"Du...du lügst doch nicht, oder?", fragte Ciel unsicher.

"Junger Herr, Ihr wisst doch, ich bin kein Mensch. Ich lüge niemals.", sagte Sebastian und schloss die Kutschentür.

Mit Ciel stimmte zwar zweifellos etwas nicht, warum wäre es sonst so...verunsichert, aber ihn in ein Sanatorium zu bringen wäre absurd gewesen. Sebastian hatte viel zu viel Spaß damit zu beobachten wie Ciel, der zunehmend vollkommen neben sich stand, alles um sich herum und letztendlich auch sich selbst in seinem Wahn zu Grunde richtete.
 


 


 


 

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Tja, (endlich) wieder ein Update ^^" Es hat etwas länger gedauert als sonst weil ich am Hut meines Bruders gearbeitet hab. Ja, am Hut, ich mach Larp-Kleidung bzw. Accessoires (schreckliches Wort >_>). Nüja, seis wies sei, ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich für meinen Teil troll mich jetzt mal ins Bett. *pappt sich noch neue Pflster auf die Finger und huscht weg*

Tüdelü!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yukito_Nishii
2011-06-22T15:45:33+00:00 22.06.2011 17:45
Der Arme Junge. *schnief* Naja besser als Finnian aber ich finde
es schon heftig, als Ciel dachte er müsste ins Irrenhaus.
Aber es war schon beängstigent wie Ciel durch den Regen rannte.
Ich bin mal gespannt ob Ciel krank wird aber ich denke schon, dass
er eine Grippe bekommen wird.^^

Bitte schreibe ganz schnell weiter.^^

LG

DX
Von:  Pentragon
2011-06-22T07:28:55+00:00 22.06.2011 09:28
mein erster GEdanke war:
Scheiß Sturm mit eisigem Regen und Gewitter und der arme Kutscher und seine armen Pferde müssen da im strömenden Mistwetter ausharren XD


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