Fallender Schnee
Wie schön die weiße Landschaft doch ist ...
Sie hüllt alles und jeden, in ein reines und unschuldiges Weiß. Wie sie - wunderschön weiß, langsam und elegant zu Boden fallen. Traumhaft.
Mein Blick wanderte vom Fenster aus durch denn fast leeren Bus. Außer mir saß noch ein Mann, in einem strengen Anzug, eine junge Frau - nein besser ein junges Mädchen, das mir die ganze Zeit verführerische Blicke zu wirft und breitbeinig auf ihren Sitz sitzt, damit sie mir ihr hübsches Höschen präsentieren kann. Noch ein Mann, der eigentlich ganz normal aussieht und ein Mädchen.
Ein sehr hübsches Mädchen.
Ein recht jung wirkendes Mädchen.
Was sie so spät noch draußen macht? Vielleicht war sie dreizehn oder auch vierzehn aber auch nicht älter. Sie hat lange blonde Haare, die sie zu einem einfachen Dutt hochgesteckt hatte. Einzelne blonde Haarsträhnen umrandeten ihr markantes Gesicht – wovon ihr einige auch leicht ins Gesicht vielen. Immer wieder strich sie mit einer kurzen und sehr elegant wirkenden Handbewegung zurück hinter ihr Ohr, das mit goldenen Ohrsteckern geschmückt war. Ihre Augen glänzten kraftvoll in einem tiefen Lila und ihr Kleidungsstil recht schlicht und doch sehr niedlich.
Es saß jemand neben ihr doch reichte mein gegebenes Blickfeld nicht ganz aus um zu sagen wer.
"Kamelienweg" Ertönte es durch die Lautsprecheranlage und ich erhob mich. Ich würde gleich aussteigen müssen, auch wenn ich nicht will. Am liebsten möchte ich ja einfach sitzen bleiben und weiter fahren.
Ich stellte mich an die Türe vom Bus und sah nun auch, wer neben dem jungen Mädchen saß.
Es war ein Junge nicht älter als sie. Er sah recht normal aus aber auch nicht gerade schlecht. Wie ein typischer Junge halt. Schwarze Haare, grüne Augen. Schwarz/grau karierte Hose, weißes Hemd, Jacke und einen Schal.
Der Bus hielt und ich stieg aus. Eine Weile blieb ich noch an der Haltestelle stehen und blickte hinauf in den Sternen Himmel. Der weiße Schnee fing langsam an mich ein Zuschneien.
Hübsch, dachte ich und eine Schneeflocke landete auf meiner Nase. Eigentlich würde ich jetzt grinsen aber war mir gerade einfach nicht danach.
Ich entfernte das hinterlassene Nass, nachdem die kleine Flocke geschmolzen war und ging mit gesenktem Kopf und einer Tüte in der linken Hand nach Hause.
Der weg war nicht weit. Die Straße hinunter und erste die erste Straße rechts. Schon bin ich da.
Zu Hause angekommen stellte ich die Tüte ab und schüttelte mich erst mal. Überall an mir war Schnee.
Ich zog meine schwarze, warme Jacke und grauen Schal aus sowie die hellgraue Mütze. Mein Blick glitt zur Garderobe, wo ich meine Sachen ja eigentlich immer hinhänge, doch warf ich die Sachen dann doch einfach auf den Boden, zog meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer.
Stören könnte es eh niemanden, da ich alleine wohne.
Im Wohnzimmer vielen mir gleich die zwei farbigen hefte auf und die einzelnen Blätter, die überall zerstreut lagen.
Ist jemand hier?, fragte ich mich selber und schaute mich um.
Plötzlich kam jemand ins Wohnzimmer und begrüßte mich herzlich - was ich wirklich wenig erwidern konnte oder auch wollte. Es war meine Mutter und ich fragte mich, was sie hier machte. Sie kommt sonst immer nur Mittwoch, wobei ich bemerken sollte, dass wir Sonntag haben.
"Hi mein süßer. Wo warst du denn so lange bei dieser Kälte? Hast du dich auch schön warm angezogen?" Fragte sie mich gleich besorgt, worauf ich mich nur von ihr wegdrehte.
"Ich ...Ich war weg. Einen Freund treffen." Gab ich ihr knapp zur Antwort. Es stimmte ja auch. Ich war gerade bei einem guten und alten Freund. Er hatte Stress mit seinen Eltern und ist dann abgehauen. Und da ich so einer bin der für seine Freunde halt alles tut, hab ich mich angezogen und bin bei dieser verdammten Kälte extra mit dem Bus zum Park rüber gefahren, um mich mit ihm dort zu treffen. Er hat mich gefragt, ob er für eine Weile bei mir wohnen kann und ich sagte natürlich zu. Er ist darauf hin nach Hause um ein paar Sachen zu hohlen. Er müsste in knapp einer Stunde kommen.
"Einen Freund?", fragte sie neugierig nach. "Was für ein Freund denn? Kenne ich ihn?"
Warum musste sie so viel fragen? Mein Leben geht sie nichts mehr an. Sie kann froh sein das Ich denn Kontakt zu ihr nicht ganz abgebrochen habe.
"Das geht dich nichts an. Was machst du überhaupt hier? Es ist Sonntag, haben wir nicht vereinbart, dass du nur mittwochs kommen darfst." Fragte ich sie leicht betonend, damit meine Stimme kraftvoller und sicherer klang.
Zu meiner Mutter hatte ich keinen guten Draht und ich hatte auch allen Grund dazu.
Mein Vater starb bei meiner Geburt. Als er hörte, dass meine Mutter mit mir ins Krankenhaus kam, weil die Fruchtblase geplatzt sei, hat er alles Stehen und Liegen gelassen, um zu ihr zu kommen. Auf dem Weg hatte er dann einen Unfall.
Autounfall!
Er hat es leider nicht überlebt ...
Meine Mutter und ich erbten das Geld und das Haus von meinem Vater aber glücklich machte es sie auch nicht. Was hatte sie von dem ganzen Geld, wenn mein Vater nicht mehr da war ... Sie wollte nur ihren Mann, meinen Vater haben und kein Geld.
Sie suchte sich dann irgendeinen Typen, der aussah wie mein Vater und ließ sich von ihm schwängern. Sie bekam ein zweites Kind, was ich aber nicht kennenlernen konnte. Der Mann verließ uns einfach und nahm das Kind mit.
Er wollte nur, dass meine Mutter ihm ein Kind schenkte ... mehr aber auch nicht.
Sie war am Boden zerstört und verletzt das Sie sich fünf Jahre hat total gehen lassen. Sie machte was sie will und schlief mit jedem, der willig war. Ich derweil schämte mich für meine Mutter doch versuchte ich sie zu unterstützen und wieder zu Vernunft zu bringen.
Sie lernt dann diesen einen Typen kennen denn ich nie vergessen werde ...
Er hieß Jean Chevrier und war Franzose. Ich konnte ihn gleich von Anfang an nicht leiden. Wie er mich immer anschaute ... mit seinen Perversen blicken und dieser aufdringlichen Art. Einfach widerlich. Und auch noch dieses Geschleime bei meiner Mutter ließ mich fast erbrechen.
Dann geschah es.
Er fing an mich anzufassen gegen meinen Willen. Er tat es immer wieder, bis ich mich entschloss, es meine Mutter zu sagen. Sie lachte nur und meinte das, das nicht stimmt. Sie dachte ich will ihn loswerden, damit ich meine Mutter für mich alleine habe, worauf sie mich später auch schlug, als ich nicht mit diesen Anschuldigungen aufhörte.
Erst ein halbes Jahr später, als sie früher von der Arbeit kam und die Polizei vor unserem Haus sah, wie sie ihren Mann abführten, erfuhr sie es ...
Die pure Wahrheit.
Sie ging zu einem der Polizisten um sich zu erkunden, was passiert ist. Ihr wurde alles erzählt. Dass eine Frau aus der Nachtbarschaft die Polizei gerufen hatte, da sie Hilfe rufe und Bitterliches weinen hörte, als sie ihren abendlichen Spaziergang machte. Es stellte sich raus, dass Jean dabei war, mich zu vergewaltigen. Hätte die Frau nicht die Polizei gerufen ... wer weiß, was er mir angetan hätte.
Am selben Tag zogen wir noch weg. Nach Konoha. Dort wo ich auch geboren wurde.
Wir lebten zusammen und meine Mutter fand auch einen Neuen. Sein Name war Noaki. Da ich aber Angst hatte das, das vor zwei Jahren wieder passieren könnte, zog ich aus. Ich ließ meine Mutter entscheiden, ich oder er ... und sie wählte ihn.
Ab dem Tag hasse ich sie.
"Ist ja schon gut." Meinte sie und lächelte nur akzeptierend. "Ich weiß das Ich eigentlich erst mittwochs kommen darf aber es ist wichtig", erklärte sie mir und ich schaute sie fragend an. Sie bat mich zu setzten.
Ich kam ihrer Forderung nach. Ich setzte mich neben ihr und schaute auf die Zettel, die auf dem Tisch lagen.
Schulwechsel. Las ich in Gedanken die einzelnen Buchstaben. Sollte ich etwas die Schule wechseln?
"Ok. Es geht darum Naruto, ich will das du ab morgen auf eine andere Schule gehst." Sagte sie.
"Wa-Warum das denn?", fragte ich total erschrocken.
"Nun ja...", murmelte sie und schaute mich ernst an, worauf ich verstand.
"Ist ja ok." Flüsterte ich noch verständlich. Irgendwie bin ich glücklich das ich auf eine andere Schule komme.
Ich hasse meine Schule.
Meine Klasse.
Meine Lehrer und alle anderen auch.
"Auf welche Schule werde ich gehen?", fragte ich sie. Ich war schon neugierig welche Schule sie für mich ausgesucht hatte. "Auf das Konoha-Internat", sagte sie streng und starrte auf die Blätter.
"Das kannst du vergessen." Fuhr ich sie sauer an und sprang wütend auf.
"Warum denn nicht?" Sie blickte mir mit einem verständnislosen Blick in die Augen. "Ich will nicht auf ein Internat. Ich will nicht dauernd dort sein." Erklärte ich ihr worauf sie lächelte.
"Das habe ich mir schon gedacht. Du wirst von Montag bis Freitag dort sein und am Wochenende zuhause. Was sagst du dazu?", fragte sie mich neugierig auf meine nächste Reaktion und beobachtete mich aufmerksam.
Ich nickte.
Solange ich am Wochenende zuhause sein kann wäre es ok für mich.
"Einverstanden. Ab wann werde ich dort zur Schule gehen?", wollte ich mich erkundigen bei ihr, worauf sie grinste und sich am Hinterkopf kratzte.
"Also ... Morgen. Morgen ist dein erster Tag." Gab sie kleinlaut von sich und ich hätte am liebsten irgendwas kaputtgemacht. Etwas runter geworfen. Auf irgendetwas eingeschlagen.
"Ok." Schnauzte ich genervt. "Das heißt dann ich muss Sachen packen?", fragte ich und sie nickte stumm. "Gut werde ich dann." Zischte ich und drehte mich von ihr weg.
Eigentlich war es mir egal das Ich ab morgen schon dort hin muss. Wütend machte mich eigentlich nur das sie sich anscheinend erst jetzt Zeit genommen hatte – einen verfluchten Tag vorher um es mir zu sagen.
"Du wirst dann morgen von Noaki abgeholt." Nuschelte sie noch leise und verschwand auch schon bevor ich, was sagen konnte.
Ich hörte wie die Türe ins Schloss viel.
Verdammt wie ich sie hasse.... Dachte ich und schmiss vor lauter Wut denn Tisch um.