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Der Wind, zwei Elstern und ein Springbrunnen

oder : Das Tuch
von

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The one and only

Mal wieder saß er auf der Fensterbank seines Zimmers.

Wie jeden Tag ruhte sein Blick in der Ferne. Schaute vorbei an den Bäumen, den akkurat geschnittenen Gräsern und über die Mauern der Akademie hinaus.

Vor sich sah er einen anderen Ort, weit entfernt, zu einer anderen Zeit. In einem anderen Leben, wie es schien.

Denn nun war er hier, musste warten, sich unauffällig Verhalten und hoffen das sein Feind unaufmerksam ist und sich zeigt. Dabei Sehnte sich sein Herz danach wieder nach Hause zu können, in eine friedliche Welt. In eine Welt in der Yuki ihn wieder mit diesen wundervollen fröhlichen Augen ansehen würde, ohne Schatten der Sorge darin.

Ja es waren die selben Gedanken die Kaname Kuran jeden Abend quälten. Doch wie immer ließen sie ihn nicht los, ließen sich einfach nicht vertreiben. Viel zu groß war der Wunsch nach einer Antwort auf die Frage ob sie ihn noch immer liebte und sei es nur als Bruder. Ihre Abneigung oder gar ihren Hass könnte er nicht ertragen. Sicher würde sie verstehen das er ihr die ganzen Jahre nicht eröffnen konnte wer er war und viel wichtiger: Wer SIE IST.

Oder?

Unbewusst drückte er das rosa Taschentuch etwas fester an seine Brust und sah das fröhlich lachende Gesicht seiner kleinen Schwester vor sich, die ihn mit einem ausgestreckten Arm aufforderte mitzukommen. Ob sie bei ihm bleiben wird wenn sie endlich alles erfährt. Fragend hebt er das Tuch vor sein Gesicht und lässt es zwischenzwei Fingern baumeln.

Plötzlich spürte er wie etwas an dem Tuch zog, kurz runzelte er die Stirn und wunderte sich was es sein könnte, schließlich befand er sich allein in einem Zimmer im zweiten Stock. Doch schon hatte sich das Tuch mithilfe des Windes seiner Finger entwunden und lies ihn geschockt zurück. Unfähig etwas zu tun außer ihm zuzusehen wie es immer Höher empor getragen wurde und sich Stück für Stück seinem Aktionsradius entzog.

Doch als es langsam gen Boden schwebte löste er sich endlich aus seiner Starre, sprang aus dem Fenster und lief in Richtung der Bäume über denen er es zuletzt gesehen hatte.

Suchend lies er seinen Blick über den Boden und die Äste schweifen, doch konnte er nirgends auch nur einen Zipfel seines Kleinodes erblicken. Mit jedem Schritt wurde er nervöser. Was sollte er nur machen wenn er es nicht mehr finden konnte?

Schließlich war es das einzige Geschenk das er noch von Yuki hatte, niemals könnte er ihr erklären das er es verloren hätte. Nicht das die Wahrscheinlichkeit sehr hoch gewesen wäre das sie sich noch daran erinnerte, schließlich war sie damals erst zwei. Aber darum ging es hier schließlich nicht.

Plötzlich hörte er ein rascheln in einem der Bäume rechts neben ihm und kurz darauf sah er einen schatten an seinem Kopf vorbei huschen. Irritiert drehte er sich nach links in die Richtung in der es zwischen den Ästen verschwunden war. Darauf bedacht keinen Laut zu verursachen schlich er sich näher an das Gestrüpp um zu ergründen was es geschafft hatte sich unbemerkt an ihn heran zu schleichen. Als er auch schon etwas weißes an einem Baum vorbeihuschen sah. Natürlich war sein erster Gedanke das es sich dabei um den auf Patroullie befindlichen Zero Kiryuu handeln müsste. Was seiner Gemütsverfassung keinen Gefallen tat. Heute war nun wirklich nicht sein Tag, erst verlor er das Tuch und nun auch noch Zero. Konnte es noch schlimmer kommen?

Nicht nur das er ein absolut nervender Zeitgenosse war, nein er war Yuki ein Bruder, ein Freund und Vertrauter. Kurzum alles was er selbst schon seit Jahren nicht für sie sein konnte, nicht sein durfte, da es sie in Gefahr bringen würde. Schon alleine dafür hasste er ihn, doch was dem ganzen die Krone aufsetzte war das dieser kleine niemand versuchte sich an seine Schwester heran zu machen.

Vollkommen in Gedanken versunken merkte er erst gar nicht das sich noch ein zweiter weißer schatten näherte, als er jedoch ein Gekrächze vernahm sah er auf und erblickte zwei Eltern vor sich in der Luft die sich stritten. Kurz fragte er sich was wohl der Grund dafür war, als er auch schon das Rot des Tuches zwischen dem Flügelgewirr aufblitzen sah.

Während er nun leise auf die zwei vögel zu schlich um sich sein Eigentum zurück zu erobern, kam ihm der Gedanke das dieses Schauspiel sehr viel mit der Realität zu tun hatte, zwei Parteien, namentlich Kiryuu und er, stritten sich um etwas wundervolles, zartes und sehr wertvolles, Yuki.

Wer wohl gewinnen würde?

Vielleicht sollte er sich eine der Elstern aussuchen und die andere zu Kiryuu erklären um sie als Orakel für den Ausgang ihrer Auseinandersetzung zu benutzen? Schließlich benuzten selbst die besten Hellseher Rabenknochen für ihre Vorhersagen und Elstern gehörten ja nun mal auch zur Familie der Rabenvögel, das musste doch etwas wert sein oder?

Doch noch bevor er sich richtig entscheiden konnte sah er aus dem Augenwinkel Wie die eine der beiden Streithähne mit seinem Diebesgut im Schnabel die Flucht ergriff. Schnell setzte er zur Verfolgung an, genau wie der zweite Vogel.

Während Kaname nun so durch das Blätterdach über sich spähte um den vogel ja nicht aus den Augen zu verlieren, musste er sich jedoch eingestehen das diese Wendung des Streites unwahrscheinlich für die Realität war. niemals würde er Yuki entführen, niemals würde er ihr etwas gegen ihren Willen aufzwingen. Also würde nur noch Zero bleiben, aber so wenig er ihn leiden konnte musste er ihm doch zugestehen das er treu war. Eher würde er sich erschießen als ihr etwas anzutun, das war eigentlich auch der einzige Grund warum er überhaupt duldete das sich dieser Jägerabschaum in der Nähe seiner kleinen Schwester aufhielt. Irgendjemand musste ja schließlich als Schutzschild für sie herhalten und diese Aufgabe hatte Kiryuu bis jetzt immer zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Wer hatte denn ahnen können das der sich etwas darauf einbildete und meinte ihm Konkurrenz machen zu müssen, ihm einem Reinblüter. Verdammter Level E, wenn er nicht genau wüsste das Yuki dann kein Wort mehr mit ihm wechseln würde, hätte er ihn schon längst umgebracht. Schutzschild hin oder her für diese Aufgabe hätte er schon jemand anderen gefunden.

Aber es lies sich nun mal nicht ändern, seine kleine Schwester hatte einen Narren an ihrem Schoßhündchen gefressen. Endlich trat er unter den Bäumen hervor und konnte den Vogel wieder ohne Probleme sehen, als sich auch schon der zweite auf ihn stürzte um sich sein Objekt der Begierde wieder zu holen. Zwar schaffte er es das sein Rivale das Tuch los ließ, doch wurde er gleich von diesem attakiert und so glitt es ihm sofort wieder aus den Krallen. Doch ganz in ihren Kampf vertieft bemerkten die zwei es nicht mal. So segelte nun das heiß umkämpfte Stück Stoff sanft und einsam auf das Wasser des Brunnens der in der Mitte des kleinen Platzes über dem sie kreisten fröhlich vor sich hin sprudelte.

Versonnen schaute Kaname dem Tanz des seidigen Erinnerungsstückes zu bis das Wasser eben diesen unterbrach und er sich langsam auf machte es aus dem kühlen Nass zu retten.

Als das Wasser aus dem Stoff über seine Finger rann schaute er noch einmal zu den beiden Vögeln auf und musste sich unwilkürlich fragen ob es ihm und Kiryuu auch so gehen würde.

Würden sie so in ihre Streitereien und Mordlüste verstrickt sein das sie nicht merkten wie Yuki ihnen durch die Finger glitt? Wie sie an dem Schmerz sie beide kämpfen zu sehen ertrank?

Nachdenklich betrachtete er das tropfende Gebilde in seiner Hand, wandte sich in Richtung des Wohnhauses und beschloss im stillen das er es niemals so weit kommen lassen würde.



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