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Manhattan

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von

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Zweitbester

»Voooi!«, sagte er laut. »Was zur Hölle ist das?«

Xanxus hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stand neben seinem lauten Kommandanten und starrte geradeaus.

»Das, wonach es aussieht, Abschaum«, antwortete er sachlich.

»VOOOI! Das sehe ich!«

»Wieso reißt du dann dein Maul auf?«, wollte Xanxus mit seiner üblichen, leisen und gereizten Stimme wissen.

Squalo schwieg kurz, schien nicht wirklich schlau aus der Situation zu werden. »Und was macht das bitteschön hier?«

»Ich hab’s mir gekauft, Volltrottel«, klärte Xanxus ihn auf.

Squalo zog seine Augenbrauen skeptisch zusammen, riss den Blick schließlich los und sah verständnislos zu Xanxus. »Wieso?«

»Mir war danach.«

»Dir war also danach? Vooi! Was zur Hölle, Xanxus. Und für was brauchst du das bitteschön?«

Xanxus schnaubte gereizt. »Für was braucht man ein Feuerwehrauto denn, Idiot?«, fragte er rhetorisch.

»Vooi!«, sagte er und starrte danach wieder zu dem roten, großen Wagen, der vor ihnen stand. Ja, in der Einfahrt der Variaresidenz stand tatsächlich ein Feuerwehrauto. Ein Feuerwehrauto, das Xanxus sich gekauft hatte. Wieso? Das versuchte Squalo gerade herauszufinden.

»Du kannst mir nicht weismachen, dass du ein Feuerwehrauto kaufst nur um im Notfall ein Brand zu löschen…«, brummte Squalo genervt.

Xanxus sagte nichts und betrachtete den Wagen einige Minuten schweigend.

»Ich wollte schon immer mal ein Feuerwehrauto haben.«

Oh. Achso.

Moment.

»VOOI! Was?«, fragte er lauter als nötig.

»Bist du schwerhörig, Abschaum?«

»Nein, bin ich nicht. Aber wieso zur Hölle wolltest du schon immer mal ein Feuerwehrauto?«

Xanxus hob die Schultern minimal an. »Kleine Jungs haben eben noch Wünsche.«

Squalo zog misstrauisch eine Braue nach oben und betrachtete seinen Boss von der Seite. »Hast du damals nie eins bekommen?«, wollte Squalo trocken wissen.

»Der alte Sack wollte mir nie ein richtiges kaufen«, knurrte Xanxus. »Alles muss man selbst machen.«

Und mit diesen Worten drehte Xanxus sich um und lief wieder auf die gewaltigen Tore des Anwesens zu. Squalo drehte sich nur um, blickte seinem Boss hinterher und wirkte etwas überfordert.

»Voi! Und was machst du damit nun?«

»Keine Ahnung«, hörte er Xanxus noch sagen, ehe er in der Eingangshalle verschwand. Er war schon viel zu lange auf den Beinen gewesen.

Was er damit nun anstellen wollte, wusste er selbst nicht, aber das Haben reichte bekanntlich ja.

Zurück blieb ein kopfschüttelnder Squalo, der sich still fragte, ob sein Boss mal wieder in einer seiner kindlichen Phase steckte, oder seine Kindheit einfach nur nachholen wollte. Trotzdem war dieses Feuerwehrauto wohl doch etwas übertrieben gewesen.

Er warf dem roten Wagen einen Blick zu, schnaubte ihn an und verschwand dann ebenfalls wieder. Wie auch immer; die Arbeit rief.
 

Das Feuerwehrauto zierte inzwischen den Garten des pompösen Anwesens und Xanxus saß in New York City und trank guten Rotwein. Manhattan war abartig. Zumindest, wenn man es auf der Landkarte betrachtete, aber Xanxus hatte natürlich nicht wirklich Zeit damit verbracht, die Stadtkarte anzusehen. Denn der Boss der Varia machte Urlaub. Mehr oder weniger. Eigentlich war er wegen einer Angelegenheit der Vongola hier. Bündnispartner und so. Und anscheinend hatte der alte Sack beschlossen, ihn dorthin zu schicken. Und da man ihm anscheinend kein Vertrauen schenkte, war der Wolkenwächter aus Sawadas Truppe auch hier. Nicht, dass es Xanxus störte. Solange er Alkohol hatte, der ihn ablenkte, war alles in Ordnung.

Das Gespräch mit dem Bündnispartner war bereits vorbei (es war sehr einseitig gewesen; weder Xanxus noch Kyoya hatten wirklich viel gesagt, aber er hatte kleinbeigegeben) und irgendwie hatte sich in den Tagen, die sie hier gemütlich verbrachten, etwas sehr Merkwürdiges angebahnt.

»Wenn dein Scheißvogel noch einmal in meinen Haaren landet, knall ich ihn ab«, knurrte er in Hibaris Richtung.

»Das liegt an deiner Frisur. Und du wagst es nicht, Hibird etwas anzutun oder ich beiß‘ dir deine Kehle durch, Herbivore.«

Xanxus hob eine seiner gespaltenen Augenbrauen. »Meine Angst vor dir ist recht gering. Und spar dir die leeren Drohungen, Abschaum.«

Leider schien Hibari nicht der Mensch zu sein, der sich provozieren ließ. Stattdessen warf er ihm einen gefährlichen Blick zu (den Xanxus nur noch gefährlicher erwiderte) und hob danach wieder die Zeitschrift und las weiter.

Xanxus runzelte die Stirn, betrachtete einige Augenblicke das Cover des Magazins und danach den gelben Vogel, der Hibaris Haare wohl mit seinem Nest verwechselt hatte. Der Italiener setzte das dünne Rotweinglas an die Lippen, nahm einen beachtlichen Schluck und stellte es danach zurück auf den Tisch.

Hibari sah überdurchschnittlich gut aus. Lag wahrscheinlich an der Frisur. Ja, ihre Frisuren war inzwischen recht ähnlich, aber es war Schwachsinn zu behaupten, dass Xanxus ihm selbige nachgemacht hatte. Xanxus hatte die ähnliche Frisur auch schon als Kind gehabt und war bekanntlich älter als Kyoya. Also war der Wolkenwächter einfach nur ein billiger Abklatsch von ihm. Deswegen sah er wohl auch ganz attraktiv aus. Ganz logisch.

»Liest du da tatsächlich eine Kinderzeitschrift über Tiere?«, wollte Xanxus trocken wissen und betrachtete ihn herablassend.

Hibari hob seinen Blick erneut und starrte über den Rand des Heftes zu ihm. »Nein«, log er offensichtlich.

Xanxus schnaubte amüsiert und widmete sich wieder seinem guten Rotwein.
 

Die Zeit, die er (ungewollt) mit dem Japaner verbrachte, war überraschend erfrischend. Mehr, oder weniger. Hibari war nicht besonders von seinem gefährlichen Aussehen beeindruckt und Xanxus wusste, dass er derjenige war, der den anderen in einem Zweikampf besiegen würde, also waren seine Drohungen nur recht amüsant.

Er mochte nur Hibird nicht. Weil dieser dumme, gelbe Federklops schon zum dritten Mal versuchte in seinen Haaren zu landen. Xanxus rechte Hand wedelte nach dem Vogel, in der Hoffnung, ihn zu vertreiben. »Verzieh dich, geflügelter Abschaum.« Seine leise und tiefe, vor allem aber gefährliche Stimme, schien das Tier nicht zu beeindrucken. Vielleicht sollte er das Tier fangen und essen.

Klang eigentlich recht gut.

Gesagt, getan. Xanxus hatte das Tier also gefangen (nachdem selbiges seine Finger doch recht blutig gepickt hatte) und lebendig in die Küche gebracht. Dort hatte er gesagt, man sollte es ihm zubereiten. Die seltsamen Blicke der Köche hatte er natürlich großzügig ignoriert. Dafür hatte er jedoch die Tür beim Zurückgehen zerstört.

Einfach so, weil er es konnte.
 

Der Vogel hatte gut geschmeckt (dummerweise hatte er vergessen den Köchen zu sagen, dass er die gelben Federn haben und in seine Haare stecken wollte).

Und Kyoya Hibari war verdammt schlecht gelaunt.

»Wo ist Hibird?«, fragte er ihn scharf und Xanxus sah ihn gelangweilt an, zog die Kopfhörer aus den Ohren. »Ich hab ihn gegessen.«

Kurze Stille.

»Was. Hast. Du?«

Xanxus verdrehte die roten Augen. »Er war zäh und eklig. Liegt wohl an der japanischen Abstammung«, murmelte er.

Und dann artete das Ganze plötzlich in eine umfangreiche, große Prügelei aus. Xanxus benutzte seine Pistolen nicht, Hibari seine Tonfas auch nicht. Es war ein ganz normaler, gefährlicher Kampf mit Fäusten und faulen Tricks.

Hibari lag mit gebrochener Nase und schmerzenden Beinen auf dem Boden, Xanxus daneben, mit einem gebrochenem Arm. Ihr Atem ging schnell und beide starrten gegen die weiße Decke des Luxushotels, das jetzt mit großer Sicherheit renoviert werden musste.

»Wart’s nur ab, Bastard«, flüsterte Hibari leise, gefährlich.

Xanxus schnaubte nur.

Und ehe das Ganze in eine zweite Runde ausarten konnte, hörte man ein Klopfen am Fenster. Die Männer runzelten ihre Stirn und ihre Blicke lagen wenig später auf dem Fenster, an dem ein kleiner, gelber Vogel saß und mit den Flügeln schlug.

»Hibird«, stellte Kyoya fest und schaffte es im nächsten Moment aufzustehen, gefährlich zu schwanken und dann zu dem Fenster zu stolpern und den Vogel rein zu lassen, der freudig die Namimori-Schulhymne von sich gab, zuerst auf Hibaris Schulter landete und dann zu Xanxus, der sich wieder aufgesetzt hatte, gesellte. Während der gelbe Klops sich auf Xanxus Kopf setzte, gab selbiger ein leises, tiefes Knurren von sich.

»Kommen Tiere, die du isst, oft zurück?«, wollte Kyoya wissen und war trotz der Tatsache, dass er wohl auf Xanxus‘ Lüge hereingefallen war, ruhig.

»Vielleicht hat Bel mich angesteckt…« Dessen Bruder kam ja auch ständig wieder zurück. Wieso der Vogel sich jedoch hier befand, wusste er nicht. Wahrscheinlich hatten die Köche den Vogel wieder frei gelassen. Dummes Pack. Xanxus sollte sie dafür töten.

»Ich hasse diesen Vogel. Wieso magst du solche dummen Tiere?«

»Manche wünschen sich Feuerwehrautors, mache Tiere.«

»Was zur Hölle...«, kam von Xanxus, der mit dem gesunden Arm den Vogel von seinem Kopf verscheuchte.

Jetzt brauchte er erst einmal Alkohol. Viel Alkohol. Und vor allem guten Alkohol.

Er hasste Japaner.
 

Die Woche war ausgeartet. Verdammt ausgeartet. Sie hatten sich öfters geprügelt und letztendlich war Hibari froh gewesen, wieder zu Hause zu sein. Xanxus war nach wie vor ein gefährlicher Mann, aber letztendlich fand er selbst, dass er um Längen besser war (Xanxus sah das genau andersrum).

An die Hälfte des Aufenthaltes konnte er sich nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich zu viele Schläge auf den Kopf, wahrscheinlich zu viel Alkohol. Das einzige, was er von Manhattan zurück gebracht hatte, waren unzählige Hämatome, eine gebrochene Nase und einen schmerzenden Hintern.

Woher letzteres kam, wollte er gar nicht wissen.

Hibari hörte gerade Musik, las sein monatliches Zeitschrift-Abo über Tiere und deren Lebensarten, als es an der Tür klopfte.

»H-Hibari-san«, hörte er Kusakabe stottern. Genervt blickte er auf und sah zu seinem persönlichen Fußvolk. »Da steht im Garten etwas für Euch.«

Hibari runzelte die Stirn, erhob sich schließlich und verließ den Namimori-Schrein um kurz darauf einen emotionslosen Blick in den Garten zu werfen.

Einige Augenblicke lang.

»Es ist von einem gewissen Xanxus. Und sein Name ist Zweitbester. >Ich will sehen, wie du den auf dem Kopf trägst, Abschaum<, steht hier…«, las Kusakabe vor.

Hibari zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete das Tier skeptisch.

In seinem Garten stand ein Nilpferd mit einer pinken Schleife um den Hals und war gerade dabei sein Blumenbeet zu fressen.

Beim nächsten Mal würde er seine verdammte Kehle durchbeißen.
 

Derweil unternahm Xanxus seine erste Spritztour mit dem Feuerwehrauto.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Erdkoenig
2011-05-06T20:48:52+00:00 06.05.2011 22:48
Was soll ich groß dazu sagen: Genial!
Ich hatte beim Lesen sooo richtig meinen Spaß lol XD
Allerdings, hab ich wirklich gedacht, dass Hibird jetzt Xanxus Futter geworden ist D: Zutrauen würd ich es ihm alle mal XDDD
Herrlich, schreib noch mehr solche FFs! =)
Von:  Schangia
2011-04-16T20:07:58+00:00 16.04.2011 22:07
Zu den Vorgaben wollte ich auch noch was schreiben, und ich bin froh, dass ich mich nicht genauso an Humor versuchen werde - das wäre gescheitert, vor allem im Vergleich mit diesem genial witzigen One Shot. 8D
Aber war ja klar, es geht nichts über Xanxus-Humor.

[Also war der Wolkenwächter einfach nur ein billiger Abklatsch von ihm. Deswegen sah er wohl auch ganz attraktiv aus. Ganz logisch.]
Na, wenigstens fällt noch anderen Leuten auf, dass sich Hibaris und Xanxus' Frisuren immer mehr angleichen. In den Kapitel von Hibaris Kampf gegen Adelheid hab ich mich oft gefragt, wie Xanxus auf einmal dahin kam. oO

[Dafür hatte er jedoch die Tür beim Zurückgehen zerstört. Einfach so, weil er es konnte.]
Klar, mach ich auch immer. x3 Aber Xanxus kann eh alles.

[»Vielleicht hat Bel mich angesteckt...« Dessen Bruder kam ja auch ständig wieder zurück.]
Kein One Shot, ohne den Prinzen nicht wenigstens zu erwähnen! Sehr gut.

Aber Spaß beiseite, ich fand den One Shot echt toll, auch wenn das Pairing nur angedeutet war. Das gefällt mir sowieso besser als haltloses Rumgeknutsche und -geficke. u.û
Zum Totlachen war auch, wie du das Feuerwehrauto und das Nilpferd eingearbeitet hast~
Hut ab. :D


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