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Fairytale

das Leben ist ein Märchen- oder auch nicht
von

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Vom Aschenputtel zur Prinzessin?

Für shinichi_san, die sich bisher tapfer jedes noch so schlechte Kapitel durchgelesen hat!
 


 

Amber saß mit geschlossenen Augen und ineinander verkrampften Händen auf dem Rücksitz und betete, dass die Fahrt bald zu ende wäre. Sie hasste Autos, genauso sehr wie sie auch Krankenhäuser und Feuer hasste.

Noch vor einiger Zeit hatte sie beim bloßen Anblick eines Autos beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Inzwischen hatte sie das, dem Psychiater sei dank, wieder halbwegs im Griff. Sprich, sie konnte in einem Auto sitzen, solange die sie Augen geschlossen hielt und an etwas anderes dachte. Immerhin etwas, oder?

Leider konnte sie sich keine weiteren Sitzungen leisten. Kassenpatienten waren eben Menschen zweiter Klasse! Da sie wieder in die Nähe eines Autos konnte sah die Krankenkasse keinen Bedarf für weitere Therapiestunden. Und den Versuch das ganze selbst zu zahlen konnte sie knicken. Wie denn auch, ohne einen gut bezahlten Job?

Zwei kleine Hände legten sich auf ihre und dankbar griff sie nach ihnen. Eigentlich kaum zu glauben, wie rücksichtsvoll ihre Kinder waren. Und das, trotz ihrer erst knapp sieben Jahre.

Erst als das Auto anhielt und der Motor gestoppt wurde wagte sie es, sie zu öffnen. Sofort begann ihr Atem zu rasen und als die Tür endlich aufging wäre sie beinahe noch einmal gestürzt, so eilig hatte sie es aus dem Auto zu kommen.

Ihre neue alte Bekanntschaft, die sie wiedereinmal aufgefangen hatte, musste leise lachen. Hitze breitete sich über ihrem Gesicht aus und am liebsten hätte sie ihn stehen gelassen. Einfach rein ins Haus, Tür zu und sich für den Rest des Tages im Bett vergraben. Toller Plan! Sollte sie doch glatt machen.

Stattdessen setzte sich natürlich mal wieder die Kinderstube durch. Man wollte sich ja schließlich nicht komplett zum Affen machen. „Tut mir Leid!“ murmelte sie und senkte den Kopf, damit Alex nicht das verräterische Rot sah. Warum eigentlich? So was wäre schließlich jedem peinlich!

„Bin ich so ein unangenehmer Zeitgenosse das man gleich Hals über Kopf davonstürzen muss?“ „Nein! Natürlich nicht.“ Ihre Gesichtsfarbe machte inzwischen bestimmt einer Tomate Konkurrenz. „Na dann bin ich ja beruhigt.“ Er fing an zu lachen und nach kurzem Zögern kicherte Amber einfach mit. Wenigstens lenkte sie das von ihren Panikzuständen ab. Warum hatte dieser Kerl auch darauf bestehen müssen, dass sie mitfuhr?

Sie war heilfroh, als er endlich wieder in sein Auto stieg und wegfuhr.
 

Piep...piep...piep

Ein fünfzehnjähriges Mädchen saß völlig in sich zusammengesunken auf einem unbequemen Plastikstuhl. Die einzigen Geräusche waren das monotone Piepsen der Apparate und ihre eigenen trockenen Schluchzer. Von Zeit zu Zeit kamen große, bedrohlich wirkende Personen in weißen Kitteln herein. Die Gesichter konnte sie nicht erkennen, genauso wenig was sie taten und warum sie es machten. Sie wusste nur eins: sie machten ihr Angst!

Piep.....piep.......piep

Irgendetwas schien sich an den Piepstönen zu ändern. Panisch sprang sie auf, rannte zu den weißen Gestalten. Sie mussten kommen. Etwas stimmte nicht. Doch so sehr sie auch an den Ärmeln zerrte, bat und bettelte, sie wurde ignoriert. Sahen diese Leute sie überhaupt? Sie wurde mehrmals fast umgerannt, keiner schien Notiz von ihr zu nehmen. Sie stürzte zurück ins Zimmer.

Piiiiieeep

Dauerpiepen. Das war nicht gut. Konnte nicht gut sein. Irgendjemand fing an zu schreien. Gellend, panisch. Sie hielt sich die Ohren zu, aber sie hörte das Geräusch immer noch. Erst als die Tür geöffnet wurde und jemand fragte was los sei bemerkte sie, dass sie selbst schrie.

Im nächsten Moment füllte sich das Zimmer noch einmal mit den weißen Kitteln. Sie rannten hier hin und dort hin, aber das Dauerpiepen blieb. Immer noch schreiend sank sie auf dem Boden zusammen.

Sie erschrak fast zu Tode, als sie von hinten gepackt und auf die Beine gezerrt wurde. Sie wehrte sich, aber es kamen immer mehr Hände die sie festhielten. Ihr rechter Arm wurde gestreckt, nach vorne gehalten und gestützt. Ein kurzes Pieksen, dann wurde alles schwarz.

Schwärze. Samtig, still, wohltuend. Und beängstigend. Keine Geräusche, kein Licht. Nur...nichts. Das änderte sich schlagartig. Meterhohe Flammen loderten plötzlich hoch, fraßen die Schwärze und alles andere...
 

Mit einem leisen Schrei setzte Amber sich auf. Sie warf gehetzte Blicke in alle Richtungen, ihr Atem raste. Sie war zuhause. Alles war gut. Sie schaltete das Licht ein und strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war klatschnass. Genau wie ihr Schlafanzug.

Ruhig. Sie musste sich beruhigen. Sie zog die Beine an, schlang die Arme um ihre Knie und begann sich sanft hin und her zu wiegen. „Es ist nicht meine Schuld! Es ist nicht meine Schuld!“ Diesen Satz sagte sie wie ein Mantra immer wieder.

Schlafen würde sie in dieser Nacht nicht mehr viel, das war sicher. Sie hätte nicht in dieses verdammte Auto steigen sollen! Leise schluchzend kauerte sie sich auf dem Bett zusammen. „Es ist nicht meine Schuld!“ Wie lange sie so dalag wusste sie nicht, aber irgendwann schlief sie wieder ein.
 

Der nächste Morgen kam viel zu früh. Am liebsten hätte sie ihren Wecker auf den Boden geworfen und mit einem Hammer bearbeitet. Kaum zu glauben, dass sie mal ein Morgenmensch gewesen war. Allerdings war das gewesen, bevor sie jede Nacht Albträume bekam. Nach so einer Nacht gute Laune zu haben war ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Blick in den Spiegel bestätigte diese These. Blass, übermüdet, das Gesicht total verquollen. Die Dusche musste heute wohl besonders kalt sein, sonst würde sie darunter einschlafen.

Eine dreiviertel Stunde später weckte sie die Kinder. Frühstück machen, Schulranzen richten, Vesper einpacken, der typische Morgen einer Mutter. Anstrengend, aber um nichts in der Welt würde sie es eintauschen. Diese Kinder waren ihr Lebensinhalt, das Zentrum ihres Universums.

Ein Blick auf die Uhr unterbrach diesen Gedankengang. Kito und Lalita mussten los.

Kaum waren die beiden aus dem Haus ging es schon weiter. Schnell aufgeräumt, dann ab ins Bad. Zähne putzen, die Haare zu einem Zopf zusammenbinden, die obligatorische Haarsträhne über der linken Gesichtshälfte. Erst jetzt schaute sie wieder in den Spiegel. Seit fast einem Jahr mied sie Spiegel wie die Pest. Seit Matteos Tod sah kaum jemand ihr ganzes Gesicht. Und das würde auch so bleiben. Komische Blicke hin oder her.

Sie musste langsam los. Wie immer lief sie zur Arbeit. Ein Halbtagsjob als Putzfrau. Was für ein Karrieresprung! Aber wer stellte schon jemanden ein, dessen Gesicht hinter den Haaren kaum zu sehen war? Den meisten Leuten war es unangenehm, sich mit ihr zu unterhalten. Wenn sie ihr Gesicht allerdings sahen, ergriffen sie schnellstmöglich die Flucht. Also blieb nicht viel. Und die Rechnungen mussten ja irgendwie gezahlt werden.

Vier Stunden später wurde der Putzeimer erleichtert in die Besenkammer gepfeffert. Ab nach hause. Die Kinder hatten bald Schulschluss und sie musste noch kochen.

Im Briefkasten steckten zwei Briefe. Mahnungen, was auch sonst? Woher sie allerdings das Geld nehmen sollte blieb schleierhaft. Also konnte sie sich auch genauso gut mit dem Essen beschäftigen.

Gesagt getan. Sie schnitt gerade Zwiebeln, als es an der Türe klingelte. Seltsam. Die Kinder waren aber früh dran. Vor der Tür standen aber nicht wie erwartet die Zwillinge, dafür aber ein großer Kerl mit dunkelbraunem Haar und einem Zahnpastalächeln im Gesicht. Über seinem Arm hing eine Hose, die ihr wohl bekannt war. „Die wollte ich ihnen zurückbringen.“ Wow. Sie hätte nie gedacht, dass dieses Lächeln noch breiter werden konnte. Artig bedankte sie sich und wollte die Türe schon wieder schließen, aber etwas hielt sie davon ab. Dieses Etwas war ein schwarzer Lederschuh, der auf mysteriöse Weise zwischen Tür und Rahmen gelangt war. „Könnte ich kurz mit ihnen reden?“ Sie hatte ein mieses Gefühl bei der Sache, lies ihn aber trotzdem rein.

Fünf Minuten später hätte sie ihn am liebsten wieder vor die Tür gesetzt. Warum hatte sie nicht auf ihren Bauch gehört? „Nur das wir uns richtig verstehen. Sie wollen, dass ich ihre Freundin spiele, möglicherweise kommt noch eine Hochzeit dazu... und das nur, weil sie irgendeine bankrotte Firma aufkaufen wollen?“ „Das wäre die Kurzzusammenfassung.“ Er nickte und sah sie an als erwartete er, dass sie ihm jubelnd um den Hals fiel. „Wohl zu geizig um genug zu zahlen, oder?“ Mit dieser Antwort hatte er offenbar nicht gerechnet. Ebenso wenig mit ihrem gereizten Ton. „Und da dachten sie wohl, sie heiraten einfach mal die nächst Beste! Ist ihnen ihre Freundin bei diesem Angebot davongelaufen oder was soll das?“ „Nein, ich habe meine Freundin gar nicht erst gefragt.“ „Und dürfte ich fragen warum nicht?“ „Sie hätte Bedingungen gestellt, mit denen ich nicht einverstanden gewesen wäre!“ „Und ich soll meinen Kopf umsonst herhalten?“ „Nicht ganz. Der Deal ist folgender: Sie spielen meine Freundin oder meine Braut, falls es die Situation erfordert, dafür zahle ich ihre Schulden. Und wenn ich mir den Berg da draußen so ansehe, haben sie das bitter nötig.“

Amber schluckte. Wo er recht hatte, hatte er recht. Die Sache wuchs ihr langsam über den Kopf. Aber sich verkaufen? So wertlos war sie doch nicht, oder etwa doch?

Sie schüttelte kurz den Kopf. Sie würde das nicht machen, für kein Geld der Welt. „Vergessen sie es! Und jetzt gehen sie bitte, ich hab zu tun!“ Sie wurde aus großen schokobraunen Augen angesehen. Hatte dieser aufgeblasene Wichtigtuer etwa im Ernst angenommen, dass sie auf dieses Angebot eingehen würde? „Sind sie sicher? Denken sie doch an ihre Kinder!“ Sie atmete tief ein, hielt die Luft ein paar Sekunden lang an und ließ sie langsam wieder entweichen. „Halten sie die beiden da raus!“ Ihre Stimme und ihre Hände zitterten. Ihr Gegenüber schien das zu bemerken und fuhr gnadenlos fort. „Nun, wenn sie mir nicht helfen wollen, sehe ich gezwungen einen Anruf beim Jugendamt zu machen. Und dann können sie den beiden Kleinen „Lebewohl“ sagen.“

Luft. Sie brauchte Luft. Nackte Angst schien ihr die Kehle zuzuschnüren und sie hatte das Gefühl zu ersticken. Erst eine gefühlte Ewigkeit später hatte sie sich wieder so weit beruhigt, dass sie eine zusammenhängende Antwort geben konnte. „D... das können sie nicht machen! Was glauben sie eigentlich wer sie sind?“ Ärgerlicherweise klang ihre Stimme um etliche Oktaven höher und zu allem Überfluss zitterte sie auch noch. Amber Falluci, die Selbstsicherheit in Person!

Alex verschränkte die Arme und grinste überlegen. „Nun, was meine Peron angeht, ich bin Alexander Trenchard und werde irgendwann den Titel meiner Familie übernehmen. Und was das mit dem können oder nicht können betrifft, meine Familie ist so einflussreich, dass ich ihre Kinder ohne große Probleme in die Antarktis umsiedeln könnte.“

Er kam näher und zwang sie ihn anzusehen, indem er ihr Kinn mit der Hand nach oben drückte. „Überlegen sie es sich gut! Ihre ganzen finanziellen Probleme wären auf einen Schlag gelöst.“ Er drückte ihr eine Karte in die Hand. „Rufen sie mich an, wenn sie es sich anders überlegen!“ Als nächstes war zu hören wie die Tür ins Schloss fiel.

„Mama, Mama!“ Lalita stürzte ins Wohnzimmer. „Ich hab eine tolle neue Puppe gesehen!“ „Ach wirklich? Ich werde mal sehen, was sich machen lässt.“ Amber versuchte ein Lächeln, allerdings war ihr klar, dass dafür kein Geld vorhanden war. Und in ihrem heutigen Brief hatte die Bank mit der Pfändung des Hauses gedroht. Sie fuhr ihrer Tochter mit einer Hand über die roten Locken. „Kommt, es gibt Essen.“

Während ihre Kinder mit Heißhunger über die Spaghetti herfielen stocherte sie nur lustlos in ihrem Teller herum. Sie hing ihren eigenen Gedanken nach. Geld musste her und zwar schnell. Ansonsten würden sie bald alle unter einer Brücke schlafen müssen. Sie unterdrückte einen Seufzer. Da blieb wohl nur noch der Anruf bei „Herrn Von und Zu“. Das arme Mädchen heiratet einen reichen Kerl. Warum nicht? Hatte bei Aschenputtel ja schließlich auch geklappt! Allerdings würde sie vorher noch ein paar Infos über diesen Typ zusammentragen.

Aus diesem Grund saß sie zwei Stunden später am Computer der Bücherei und durchforstete das Internet nach Alexander Trenchard. Reich, adelig und einen größeren Frauenverbrauch als Casanova persönlich. Na das war ja ganz große Klasse. Hätte es kein netter und durchschnittlicher Mann sein können? Allerdings hätte so jemand garantiert keinen Bedarf für eine falsche Freundin gehabt. So oder so, sie hatte wohl einen Anruf zu machen.

Nach einem fünfminütigen Telefonat knallte sie den Hörer wieder aufs Telefon. „Übermorgen stelle ich dich meinen Eltern vor. Zieh was anständiges an!“ Was glaubte dieser Kerl eigentlich? Das sie in Lumpen da antanzen würde? Obwohl, so schlecht war die Idee gar nicht. Sein Gesichtsausdruck wäre bestimmt göttlich! Und der Deal schneller geplatzt als eine Seifenblase. Also sollte sie schon mal anfangen, ihren Kleiderschrank zu durchforsten. Wahrscheinlich würde sowieso nichts darin in die Kategorie „anständig“ fallen.

Eine Stunde später hatte sie sich endlich entschieden. Eine klassische Kombination aus Hose und Bluse. Wahrscheinlich bei weitem nicht, was Alex unter anständig verstand, aber was sollte sie den sonst tun? Klamotten aus den Rippen schneiden ging ja schlecht. Also musste herhalten was da war.

Seufzend rieb sie sich die Augen. „Operation Aschenputtel“ konnte beginnen. Wenn auch ohne gute Fee und Kleid. Aber man konnte ja nicht alles haben, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shinichi_san
2011-06-08T19:46:34+00:00 08.06.2011 21:46
Whoa! Eine Widmung! Für MICH????? Hammer! Cool! Find ich klasse! Danke, danke, danke!^^

Hm, okay, sie hat Angst, in einem Auto zu sitzen, aber Wieso? Hab ich was verpasst??? o.Ò Vielleicht hatte sie ja einen Autounfall, bei dem ihr irgendwas passiert ist?!
Ui, das nenne ich ja mal nen Albtraum! Ist ihr das etwa passiert? Mh, klingt gar nicht gut! Armes Mädchen! So schlimm wars bei mir gott sei dank noch nicht...
Sie hat keine Schuld? Ja, an was denn???
Oh, Matteo. Okay, ist das ihr Mann gewesen? Waren sie vielleicht zusammen bei einem Autounfall, er ist gestorben und sie hat bleibende Schäden in Gesicht und Kopf? Oder war da ein Feuer, sie hat Verbrennungen?
Boah, das ist aber mal gar nicht nett, sie zu erpressen! Nicht freundlich! Nicht der gute Umgangston, den man anschlagen sollte.
Okay, alles in allem: Wunderbares Kapitel: sehr gelungen!
Es hat mir gut gefallen und ja, was soll ich mehr sagen, als; Ich hoffe, meine Fragen klären sich alle noch und schreib fleißig weiter.
Bis zum nächsten Mal!!!
LG^^


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