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Von der Schönheit

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Warum bist du so schön?

Vor langer Zeit, jedenfalls kommt es mir so vor, als die Sonne noch nicht von den grauen Wolken verdrängt wurde und ihre Strahlen noch den Körper und Geist eines jeden wärmten, sagte mir ein Mädchen etwas. Sie war hübsch, das war sie wirklich, und in der Kulisse, die vom makellos blauen Himmel und der Unendlichkeit eines prächtigen Blumenmeeres regiert wurde, war sie schön.

Es gibt nicht viele Menschen auf dieser Welt, die schön sind. Es gibt sehr viele attraktive Menschen, gepflegte Menschen, anziehende Menschen, gutaussehende Menschen und es gibt auch ein breites Spektrum hübscher Menschen. Aber kennen Sie einen Menschen, der schön ist? Einen Menschen, der so schön ist, dass Sie nicht anders können, als ihn anzusehen, jede Bewegung aufzusaugen und in ihr Gedächtnis einzubrennen? Ich kannte keinen. Es gab keinen Menschen, der mich derart faszinierte, dass ich mich so benebelt, so gefesselt und gefangen im Moment fühlte. Im Trichter der Millionen gehen viele unter, die Masse verklebt und verklumpt zu einem grauen Knäuel trister Gleichheit, vielleicht geht ein wenig Schönheit darin verloren. Aber ich glaube, selbst im Trubel einer Großstadt wäre das schöne Mädchen nicht untergegangen. Sie wäre wie ein Licht im Dunkeln gewesen; nie hätte sie übersehen werden können.

Ich stand am Rande der Wiese und betrachtete sie, sah einfach zu, wie der Wind mit ihren Haaren spielte und ihr ein atemberaubendes Lachen entlockte, während sie verzweifelt versuchte, die verirrten Strähnen aus ihrem Gesicht zu streichen.

Stunden, Tage, ja, vielleicht sogar Jahre hätte ich einfach dastehen und die Schöne beobachten können, dieses Schauspiel der Natur, das sich vor meinen Augen entfaltete. Doch irgendwann, ohne, dass ich es hätte kontrollieren können, löste sich ein Satz aus meiner Kehle, und bevor ich wusste, was ich sagte, hörte ich, wie ich ihr etwas zurief:

„Mädchen! Kannst du mir sagen, warum du so schön bist?“

Das Mädchen drehte sich leicht erschrocken um, sie hatte mich nicht wahrgenommen und der plötzliche Ruf ließ sich die feinen Brauen des Mädchens fragend zusammenziehen. Sie blickte mich eine Weile unschuldig mit einer Prise Unentschlossenheit in den Augen an, bevor sie ihren Kopf etwas schief legte und sich ihre Lippen zu einem wissenden Lächeln kräuselten, das ihren Augen einen warmen Ausdruck verlieh.

„Weißt du, was Menschen schön macht?“

Ich überlegte nicht lange, mir war bewusst, dass ich ihr nicht die Antwort geben würde, die sie zu hören wünschte und Ausflüchte wären nur ein Zeichen von geradezu närrischer Dummheit gewesen.

„Verrätst du es mir?“

Sie lächelte wieder ihr atemberaubendes Lächeln, das einen beinahe ersticken ließ, weil man das Atmen vergaß. So schön war es, wenn sich ihre Augen verengten und die Mundwinkel sich himmelwärts zogen, um die Reihen ihrer Zähne zu entblößen. Ihr Lächeln gab dem Gesicht des Mädchens ein Strahlen, das selbst die hellsten Strahlen der Sonne nicht hätten überbieten können. Und da wusste ich, was sie meinte.

Ich lächelte zurück, so aufrichtig ich konnte, und sie sah mich an, während der Wind ihre Worte zu mir hinüber wehte:

„Ein Lächeln macht Menschen schön.“



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