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Rebellischer Schrei

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Eins

Er hatte geweint.

Seine Augen waren rötlich, gläsern, und betrachtete man ihn genau, konnte man erkennen, dass jeder Schlag mit seinen Wimpern schmerzen musste. Trotzdem lächelte er, aber sein Lächeln war aufgezwungen, schief und einfach nur fürchterlich falsch.

Xanxus war sich nicht sicher, ob die Leute um ihn herum das nicht bemerkten, ob er der einzige war, dem diese Tatsache der Trauer Tsunas wirklich auffiel, oder ob er einfach schon zu viel Alkohol intus hatte und nun glaubte, dass Sawada den halben Tag geheult hatte. Die Leute um den Japaner jedoch wirkten so wie immer, sie arschkrochen, heuchelten, taten so als würden sie sich in seiner Gegenwart geehrt fühlen, lachten und schienen seine geröteten Augen entweder zu ignorieren, oder gar nicht zu registrieren, weil sie ihn nicht wirklich ansahen.

Und kurz darauf stellte Xanxus sich die Frage, wieso ausgerechnet er ihn ansah, musterte, studierte. Eigentlich hatte es keinen Grund; vielleicht hatte der Alkohol angefangen ihn zu langweilen, vielleicht hatte er Beschäftigung gesucht und vielleicht war Tsuna dann plötzlich in seinem Blickfeld aufgeploppt. Wahrscheinlich. Ansonsten hatte Xanxus ja keinen Grund ihn anzusehen und sich einzureden, dass er ihn immer noch verabscheute.

Xanxus hasste ihn nicht mehr; damit hatte er inzwischen aufgehört. Es war nicht so, dass er ihn mochte, weil Xanxus generell niemand mochte, aber vielleicht hatte er seine Niederlage endlich heruntergeschluckt und verdaut. Er hatte angefangen zu denken, zu überlegen und war letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass er es nicht mehr ändern konnte. Und Hass war auf die Dauer zu anstrengend. Deswegen hatte er aufgehört, Sawada diese blanke Verachtung und diesen Hass zu schenken, stattdessen behandelte er ihn eher gleichgültig, unhöflich, aber irgendwo in sich hatte er akzeptiert, dass Tsunayoshi der zehnte Boss der Vongola werden würde. Statt ihm.

Der Japaner würde den Posten bekommen, der damals sein Lebensziel gewesen war, und Xanxus saß hier und war ruhig, trank Alkohol und regte sich nur halb so oft auf, wie damals. Weil die Zeit vergangen war, weil er langsam auf die Dreißig zuging und Sawada nicht mehr dieser ängstliche, wimmernde und feige Sack war. Er hatte sich weiter entwickelt, er war erwachsen geworden und Xanxus hatte das auch getan.

Xanxus war endlich erwachsen geworden und hatte akzeptiert, hatte eingesteckt, hatte verstanden. Manchmal verfluchte er sein Blut, seine Mutter, Timoteo und alle anderen immer noch dafür, aber er wusste, dass er es nicht ändern konnte. Und er war sich sicher, dass es keinen besseren Platz als die Varia für ihn gab. Diese Erkenntnis hatte zuerst geschmerzt, aber inzwischen war es unglaublich befriedigend. Weil die Vongola ohne die Varia nichts war, weil sie das wichtigste Glied der Mafiafamilie waren, weil man sich im Notfall immer auf sie verlassen musste und konnte.

So wie es im Moment war, war es gut. Es war nicht perfekt, aber es war gut und Xanxus konnte sich nicht erinnern, wie lange es schon her war, seitdem er etwas gutgeheißen hatte.

Und deswegen verstand er nicht, wieso dieser Idiot geweint hatte. Es ging nicht in Xanxus‘ Verstand, er hatte keine Ahnung, was passiert war. Und dummerweise wollte er das wissen, weil es ihn interessierte, weil er wissen wollte, was diesen Trottel zum Weinen, zur Verzweiflung, zur Trauer gebracht hatte.

Er konnte sich nur keinen Reim drauf machen. Wie konnte jemand in seiner Position traurig sein? Es war nicht nachvollziehbar, für Xanxus.

Außerdem hatte er Geburtstag.

Was wollte dieser Idiot denn noch mehr? Der Variaboss verstand nicht.

Normal hätte Tsuna wohl schon längst bemerkt, dass Xanxus ihn anstarrte, prüfte und betrachtete, aber der Junge sah entweder zu seinem Gesprächspartner oder betrübt, wie ein nasser Hund, auf den peinlichsauberen Boden. Seine Aufmerksamkeit war gering und eigentlich wäre es der perfekte Zeitpunkt um einen Hinterhalt zu starten. Theoretisch, praktisch war das wohl nicht so sinnvoll, weil der gesamte Saal mit ausgebildeten, guten Mafiosi voll war. Und nein, Xanxus hatte nicht vor, den Japaner zu töten, auch wenn er es im Moment wohl verdient hätte.

Irgendwann tauchte Smoking Bomb auf und Xanxus bemerkte, dass er wohl nicht mehr der einzige war, dem die Traurigkeit des Vongolabosses aufgefallen war. So wie es aussah wollte der Bombenidiot mit seinem Boss reden, selbiger schüttelte aber nur den Kopf und setzte ein gespieltes, schiefes und schwaches Lächeln auf.

Schien schlimmer zu sein, als vermutet. Obwohl Xanxus ehrlich gesagt gar keine Idee hatte, was zur Hölle los sein könnte. Wollte einfach keinen Sinn ergeben, dass jemand wie er heulte. An seinem Geburtstag, als Vongolaboss. Was wollte man denn mehr? Xanxus nichts.

Aber das konnte ihm ja eigentlich egal sein, das war nicht sein Problem, nicht seine Sorgen. Eigentlich sollte er schief grinsen, sein Alkohol trinken und sich schadenfreudig darüber amüsieren. Wieso das nicht wirklich ging, wusste er auch nicht. Vielleicht weil er versuchen wollte es zu verstehen, weil es für ihn absolut keinen - wirklich gar keinen - Zusammenhang hatte.

Irgendwann hatte er nicht mehr Lust Sawada und den Bombentrottel anzusehen und widmete sich schließlich wieder seinem guten Alkohol. Wenigstens für gutes Getränk wurde hier gesorgt. Immerhin etwas.

Die Zeit verging und Xanxus trank, unterhielt sich irgendwann einsilbig mit Squalo, ignorierte die Musik, gab ein paar Frauen, die tanzen wollten, einen Korb und konnte die anbrechende Nacht nicht aufhalten. Nicht, dass er das vorgehabt hätte. Je eher dieses Trauerspiel vorbei wäre, desto besser für ihn.

Wenn ihm langweilig war und er sich größtenteils mit Jack Daniels vergnügte, vergaß er oft, wie viel er schon getrunken hatte. Und langsam bekam Xanxus das Gefühl, dass er wohl schon betrunken war. Ein bisschen, nicht viel, minimal eben. Er konnte noch normal sprechen und wahrscheinlich würde er auch nicht wanken, aber der Alkohol in seiner Blutbahn hatte langsam eine Wirkung angenommen.

Und deswegen wusste er auch nicht, woher dieser Gedanke kam, als er Tsuna erneut irgendwo an einem Tisch sitzen sah. Er sollte ihn ansprechen, einfach so, geradeaus und ihn fragen wieso zur Hölle er sich seine großen Augen rot geheult hatte.

Scheiße, wieso interessierte ihn das? Wahrscheinlich, weil er es nicht verstehen konnte und weil er Langeweile hatte und nicht noch mehr trinken wollte um den Abend zu überstehen und am Besten zu vergessen.

Und dann stand er plötzlich auf und antwortete nicht auf Squalos Frage, was er denn vorhabe. Entweder der Abschaum würde denken, er ginge auf die Toilette oder er würde sehen, dass er zu Tsuna laufen würde, war ihm eigentlich völlig egal. Er musste seine Taten nicht rechtfertigen oder ankündigen, er war der verdammte Boss der Varia und der durfte sich das ein oder andere Recht eben herausnehmen.

Er blieb vor dem Tisch stehen und es dauerte einige Augenblicke, ehe Tsuna seinen Kopf hob und verwirrt, überrascht und dennoch bedrückt zu Xanxus hochsah. Gokudera an seiner Seite warf ihm einen gefährlichen, feindseligen Blick zu, aber der Italiener ignorierte ihn großzügig.

»Hallo Xanxus«, sagte Tsuna und klang furchtbar müde und ausgelaugt.

»Ich muss mit dir sprechen«, sagte er ernst, blickte ihn mit seinen üblichen, angsteinjagenden roten Augen an. Der Japaner blinzelte verwirrt.

»Was gibt’s?«, fragte er vorsichtig und irgendwie vermisste Xanxus das Stottern.

Er machte eine Bewegung mit dem Kopf, zu der Tür. »Unter vier Augen, ohne deinen Anhängselabschaum.«

Tsuna runzelte die Stirn und Hayato fletschte die Zähne, schwieg jedoch. Gut so. Er hatte keine Lust, den Idioten auch noch abzuwimmeln. Tsuna senkte den Blick, schielte danach kurz zu dem Bombenidiot. »Keine Sorge«, sagte Tsuna, klang aber nicht wirklich überzeugt und stand dann auf.

Gut so. Ging ja besser, als erwartet.

Ohne Gokudera noch eines Blickes zu würdigen, setzte sich Xanxus in Bewegung, Tsuna folgte ihm, wirkte etwas misstrauisch, schwieg jedoch, bis sie den Saal verlassen hatten.

»Was gibt’s?«, fragte er erneut und Xanxus hielt es nicht für nötig, stehen zu bleiben. Er wollte nicht auf dem Flur bleiben, also betrat er das nächstbeste Zimmer, das sich als so was wie ein Wohnzimmer herausstellte, und drehte sich dann um. Tsuna trat ein, hatte die Stirn gerunzelt und nach einer eindeutigen Kopfbewegung von Xanxus, schloss er die Tür endlich.

»Sprichst du jetzt mit mir?« Tsuna war müde und seine Augen mussten schmerzen. Er blinzelte hin und wieder und Xanxus schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er nicht jetzt auch noch anfing zu heulen.

»Was ist los?«, fragte Xanxus schließlich, war wieder ein paar Schritte auf Tsuna, der knapp vor der geschlossenen Tür stand, zugegangen. Seine Stimme war leise, gefährlich und Tsuna sah ihn verwirrt aus diesen gigantischen, betrübten Augen an.

»W-was?«, sagte er, als hätte er die Frage nicht verstanden.

»Du hast geheult«, stellte Xanxus fest und konnte augenblicklich erkennen, wie Tsuna sich auf die Lippen biss und den Blick langsam senkte.

»Und?«, fragte er leise, mit einem Ton, der sagte, dass er nicht darüber sprechen wollte. Aber das war Xanxus egal. Er war angetrunken und neugierig.

»Wieso?«

Tsuna zog die Augenbrauen zusammen, hob seinen Blick vorsichtig wieder und wirkte misstrauisch, gleichzeitig traurig. »Wieso... wieso interessiert dich das?« Seine Stimme war immer noch leise, fast vorsichtig und Xanxus rollte daraufhin nur die Augen.

»Beantworte meine Frage«, forderte er.

Tsuna schwieg einige Momente, seufzte dann. »Dich interessiert es doch eh nicht. Wieso sollte ich es dir sagen?« Oh, fuhr er jetzt auf der Mitleidsschiene? Konnte er vergessen.

»Beantworte einfach meine verfickte Frage, Sawada.«

Tsuna schwieg, sah zur Seite und wünschte sich wohl, dass er nicht in diesem Raum wäre. Er fing wieder an zu blinzeln, drückte die Lippen aufeinander und Xanxus glaubte, dass er sich beherrschen musste um nicht loszuheulen.

»Und spar dir deine lächerlichen Tränen.«

Tsuna schluckte. »Du würdest es eh nicht verstehen, Xanxus.«

»Deswegen bin ich hier, Abschaum. Ich versteh es nicht. Wieso du an deinem Geburtstag verheult hier rumsitzt und dich wieder so wie damals aufführst.« So wie damals, als er nicht hatte Boss werden wollen, inzwischen war er darüber wohl hinweg, nahm es hin.

Tsuna hob seinen Blick wieder zu Xanxus, sah ihn überrascht an. Jedoch blieb der Blickkontakt nicht lange bestehen, er schwieg einige Momente und Xanxus hatte große Lust Gewalt anzuwenden, als der Junge schließlich selbst sprach.

»Es geht um Kyoko, das ist alles.«

Xanxus hob eine Braue hoch. Kyoko? War das nicht diese Schwester von dem Boxer, der Xanxus extrem auf den Sack ging, und die Trulla, in die Sawada verknallt war?

Es dauerte einige Minuten, bis er die Aussage schließlich richtig deutete.

»Und deswegen heulst du?«, fragte er matt. »Hast du es ihr immer noch nicht gesagt, Feigling?«

»Nein«, sagte Tsuna sofort, etwas lauter als zuvor und drückte seine Lippen dann wieder aufeinander, ließ den Blick sinken. »Nein, ich hab es ihr gesagt.« Er sprach langsamer, ruhiger und bedrückter weiter.

»Und wieso heulst du dir dann die Augen aus?«, wollte er uncharmant wissen. »Du bist der verfickte Vongolaboss, du hast Geburtstag, die halbe Welt hat Respekt vor dir und du heulst weil...« Xanxus brach ab. Ja, wieso heulte er, wenn er es ihr gesagt hatte? Oh.

Moment.

Xanxus verstand. Der Alkohol führte dazu, dass seine Gedanken wohl etwas länger brauchten, als eigentlich. Und dann schlich sich ein schiefes, fast amüsiertes Grinsen auf seine Lippen.

»Du hast ‘nen Korb bekommen«, stellte er fest.

Tsuna biss sich auf die Unterlippe, senkte seinen Kopf. »Kann ich gehen?«, fragte er und Xanxus betrachtete die schnellen Wimpernschläge. Wie erbärmlich. Er heulte also, weil er einen Korb bekommen hatte, ja? Okay, das war wirklich ziemlich dämlich und ging nicht in Xanxus Schädel hinein. Wieso heulte man wegen so etwas?

»Und weswegen genau heulst du?«, wollte Xanxus erneut wissen. »Da draußen gibt’s genug Mädchen und die Hälfte davon würde sicher auf dich abfahren.«

»Ich hab sie gemocht. Wirklich gemocht, okay? Sie ist eben nicht so, wie die anderen Mädchen.«

Xanxus zuckte mit den Schultern. »Deswegen hat sie dir wohl auch einen Korb gegeben«, stellte er trocken fest.

Tsuna zuckte zusammen und Xanxus fiel jetzt erst auf, dass er wohl nicht besonders nett mit ihm umsprang. Oh. Musste wohl am Alkohol liegen. Konnte ja mal passieren.

»Du verstehst es nicht...«, sagte Tsuna leise und wollte wohl am liebsten sofort verschwinden, mit der Wand verschmelzen oder in den Boden sinken.

Xanxus trat näher und Tsuna versuchte stehen zu bleiben, stolperte ab einer bestimmten Nähe jedoch unsicher zurück, wollte Abstand halten. Die Tür in seinem Rücken machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung.

»Nein, ich versteh es wirklich nicht«, sagte Xanxus leise, starrte ihn an.

Tsuna hob erneut seinen Kopf und in seinen feuchten, glänzenden Augen konnte er nun auch leichte Panik erkennen. So gefiel es dem Italiener schon viel besser. Viel, viel besser.

»W-was willst du, Xanxus?«, fragte er erneut und Xanxus konnte hören, dass er versuchte sich Mut zuzusprechen, es gelang ihm nur nicht wirklich.

»Wissen, wieso du wegen so etwas weinst. Das ist doch lächerlich.«

Tsuna senkte den Kopf. »Warst du nie verliebt?«, fragte er leise, betrachtete geistesabwesend Xanxus‘ Hemd.

Er schwieg, überlegte und betrachtete Tsuna. War er verliebt gewesen? Er konnte sich nicht erinnern, je behauptet zu haben, dass er mal verliebt gewesen war. Natürlich, es hatte vor Jahren, bevor er erfahren hatte, dass er nicht Timoteos Sohn war, Mädchen gegeben, die er gemocht hatte. Aber verliebt...? Xanxus wusste nicht.

»Vermutlich nicht«, antwortete er deswegen.

»Dann kannst du’s auch nicht verstehen«, nuschelte Tsuna leise und hoffte wohl, dass Xanxus die Aussage nicht gehört hatte. Hatte er jedoch sehr wohl. Eigentlich sollte er ihm dafür mindestens einen Faustschlag verpassen, aber er war heute gnädig. Wieso auch immer.

»Wahrscheinlich«, gestand Xanxus und betrachtete Tsuna. »Aber ich kann gut ohne leben. Wieso klappt das bei dir nicht? Wieso musste du hier rumrennen, blutunterlaufene Augen haben und so aussehen, als würdest du jeden Moment anfangen zu heulen? Das ist ätzend und lächerlich, Sawada. Du wirst Mafiaboss, du kannst wegen so einer Kleinigkeit nicht angreifbar und schwach werden.« Xanxus Stimme wurde gefährlicher und Tsuna konnte deutlich hören, wie ihn die Tatsache aufregte.

»Ich bin nicht wie du, Xanxus«, sagte Tsuna bestimmt, hatte seinen Blick gehoben und versuchte ihn mutig anzusehen. Gelang nur halbwegs.

»Gott sei Dank«, spottete Xanxus und spürte, wie seine rechte Hand etwas zitterte. Er hatte sie zur Faust geballt und es war schwer sich zurückzuhalten, nicht in das verheulte Gesicht des Japaners zu schlagen. Dreister Bengel.

Tsuna legte seinen Kopf an die Tür, drehte selbigen ein wenig zur Seite und starrte irgendwo ins Zimmer. »Kann ich gehen?«, fragte er erneut, klang seltsam tonlos.

»Nein.«

Tsuna schloss die Augen, atmete ruhig durch. »Was willst du hören? Wieso mich das so mitnimmt?«

»Zum Beispiel.«

»Ich hatte echte Gefühle für sie, was du vielleicht nicht verstehst«, sagte Tsuna und Xanxus verengte seine Augen griff plötzlich um Tsunas Kragen und zog ihn grob in seine Richtung. Ihre Gesichter waren einige Zentimeter auseinander und er konnte Tsuna schlucken hören, konnte die Angst in seinen großen, verheulten Augen deutlich zittern sehen.

»Behaupte nicht, du würdest mich kennen.«

»D-du hast es selbst gesagt«, brachte Tsuna gepresst hervor.

Das stimmte, aber trotzdem verärgerte Xanxus diese Tatsache und bis jetzt war er noch außerordentlich sanft.

Tsuna stand auf den Zehenspitzen und schluckte, hatte sein rechtes Auge zugekniffen und sah mit dem anderen zu Xanxus, der dicht vor ihm war. »Lass mich los.« Es war keine Forderung, es war einfach nur ein Satz, den er schwach und kraftlos betont hatte. Wahrscheinlich hatte er keine Lust zu diskutieren und das machte Xanxus noch wütender, obwohl er für seine Verhältnisse wirklich human war.

Xanxus antwortete nicht und Tsuna schielte zur Seite, wahrscheinlich verstand er, dass er ihn erst gehen lassen würde, wenn er noch weiter plauderte. Er atmete ruhig durch. »Was findest du so falsch daran, dass ich eine Beziehung möchte? Das kann ich auch, wenn ich... w-wenn ich an der Spitze der Vongola bin«, der letzte Satz wurde von Wort zur Wort leiser und Xanxus ging davon aus, dass Tsuna ihm das eigentlich nicht unter die Nase reiben wollte. »Ich hab noch nicht mal jemand geküsst«, gab er zu und er wirkte eher trauriger, als peinlich berührt.

Nahm das den Kerl wirklich so mit? Konnte er gar nicht nachvollziehen.

»Und?«, wollte Xanxus gelassen wissen. »Stört dich das so sehr?«

Tsuna schluckte, brach den Blickkontakt und starrte gegen Xanxus‘ Hals. »Ja«, gab er leise zu.

Xanxus zog die Augenbrauen zusammen, betrachtete Tsuna einige Augenblicke schweigend, überlegend.

Und dann stolperte Tsuna nach hinten, wurde gegen die Wand gedrückt und riss seine Augen auf. »So etwas kann man ändern«, flüsterte Xanxus, der ihm viel zu nah war und Tsuna konnte deutlich den Geruch von Whiskey wahrnehmen. Ihm war warm, weil diese Situation so unglaublich seltsam und falsch war.

»X-Xanxus«, sagte er geschockt. »Lass... l-lass das. Du bist betrunken.«

Wahrscheinlich war er das wirklich, denn er war sich nicht sicher, ob er wirklich vorgehabt hatte, den Idioten zu küssen. Wahrscheinlich eher nicht, aber die Nähe konnte er sich deswegen auch nicht so recht erklären. Wahrscheinlich hatte er schon lange aufgehört zu denken und sich in diesen großen, unschuldigen Augen Tsunas verloren, die er so gern zerstören wollte.

Xanxus zuckte mit den Schultern, entfernte den Griff um Tsunas Kragen, und selbiger atmete laut, angestrengt durch, stolperte dann zur Seite, nachdem Xanxus ihn vor der Tür weggeschupst hatte.

»Gut«, sagte er nur unbefriedigt und öffnete die Tür, trat heraus.

Tsuna brauchte einige Minuten, ehe er sich wieder gefasst, den Kragen und die Krawatte zurecht gerückt hatte und an der Tür stand und Xanxus hinterher sah.

»X-Xanxus«, sagte er leise. »W-warte!«



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KawaiiBlueHero
2012-05-08T13:56:45+00:00 08.05.2012 15:56
Es gefällt mir sehr wie du schreibst, was alles in Xanxus Kopf so im Laufe des Abends passiert.
Wie er über alles nach denkt und über welche Kleinigkeiten er sich dann doch nochmal aufregt auch wenn er schon älter geworden ist.
Ich finde sowieso, dass in diesem alkoholisiertem Zustand so einiges erlaubt ist.
Ganz toll geschrieben, lässt sich sehr angenehm lesen.
Von:  Nonplusultra
2011-03-09T23:31:28+00:00 10.03.2011 00:31
von: TheWrongLady Heute 00:30
Ich ignoriere mal den ersten Kommentar, weil ich nie groß Kommi schreibe xD uu. kritik. kannst du nicht von mir verlangen !
ich find's...süß. Irgendwie. auch voll coolxD
Aber warum is das Ende so offen .___.
Hätten sich ja mind. küssen können. xD

[vor allem: Bitte nur Konstruktive Kritik! Das war mal ne richtige Kritik hier xDD]

Und danke für die Widmung <3. ich mag das FF :D
Von:  gluecklich
2011-03-09T21:53:41+00:00 09.03.2011 22:53
von dem Boxer, der Xanxus extrem auf den Sack ging

<3 Danke dafür. xD

Also, es ist diskutabel. Auf den ersten Blick wirkt Xanxus tatsächlich ein wenig zu nett, aber wenn man darüber nachdenkt, kann es durchaus Sinn ergeben. Immerhin wissen wir alle nicht, wie Xanxus drauf ist, wenn er angetrunken ist (in der Serie kommt er ja nie zum Trinken, weil sein Alkohol immer kaputt gemacht wird, bevor er einen Schluck nehmen kann - armer Kerl). Und es spielt ja auch einige Jahre später, und zumindest ich finde, dass Xanxus TYL durchaus um einiges gefasster und erwachsener wirkt als im Varia-Arc. Da sind er und Tsuna ja auch auf demselben Schlachtfeld, ohne dass er ihm an die Kehle springt. Gut, da geht es zwar auch darum, die Welt zu retten, aber na ja. Im Großen und Ganzen sollte er mit den Jahren doch etwas zivilisierter werden.
Von mir hast du also grünes Licht! 8D (Haha, als ob du das bräuchtest.) Solang Xanxus jetzt nicht die ganze Zeit so bleibt und wieder "normal" wird, sobald er nüchtern ist, ist für mich alles in Butter.

Und 27X geht sowieso immer. OMNOMNOM! Solltest du jemals eine literarische Rechtfertigung für dieses Pairing brauchen, schreibe ich dir gerne einen Essay darüber, wie sehr Xanxus jemanden wie Tsuna über sich braucht! |DDD


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