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Und täglich grüßt das Murmeltier...

von

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Kapitel 3

Lea schlief ruhig neben mir und als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte sie sich an mich gekuschelt.

Schmunzelnd strich ich ihr über die Haare, warf dann einen Blick auf den Wecker, dessen Zeiger auf 9 Uhr zugingen und beschloss, dass wir nun lange genug geschlafen hatten.

Sanft weckte ich meine Nichte, die mich verschlafen anblinzelte.

„Guten Morgen, Prinzessin. Zeit zum Aufstehen“, lächelte ich ihr entgegen. Sie mochte es, wenn ich sie ‚Prinzessin’ nannte, deshalb tat ich ihr diesen Gefallen gern.

„Wollten wir heute nicht in den Zoo?“, fragte ich sie, als sie keine Anstalten machte, wacher zu werden als nur minimal notwendig.

„Zoo?“, wiederholte sie, war plötzlich hellwach und strahlte mich mit ihren braunen Augen an.

Ich kicherte, nickte. „Ja, sicher. Oder magst du woanders hingehen?“

„Hm... Aquarium!“, rief sie plötzlich glockenhell, sodass ich mir fast die Ohren zuhalten muss.

„Dann eben ins Aquarium“, lachte ich und krabbelte aus dem Bett.

„Geh schon mal ins Badezimmer, ich mach uns solange Frühstück.“

Sofort war sie an mir vorbeigesaust und im Badezimmer verschwunden.

Grinsend zog ich mich schnell um und verschwand dann in der Küche um ein paar Brötchen aufzubacken und den Tisch zu decken.

Ein paar Minuten später tapste Lea zu mir, immer noch in ihrem mit Blümchen und kleinen Hasen bedruckten Schlafanzug, und krabbelte auf einen der Stühle, die eigentlich noch viel zu hoch für sie waren.

„Magst du Kakao oder Saft?“, fragte ich sie und stellte gerade die Gläser mit Kirsch- und Erdbeermarmelade auf den Tisch.

Das Frühstück verlief wie immer: ruhig, aber lustig. Und wie immer bewunderte ich sie wegen ihrer Eigenständigkeit trotz ihres Alters.

Als wir fertig waren, schickte ich sie ins Bad, wo sie sich umziehen und fertig machen sollte.

Ich räumte währenddessen den Tisch ab und tauschte dann mit ihr, als sie fertig war und sich schon fast ungeduldig auf das Sofa setzte.
 

Zehn Minuten später verließ ich mit ihr meine Wohnung und spazierte mit ihr zur Bahnstation.

Das Aquarium lag ein wenig außerhalb, sodass wir mit der Bahn hinfahren mussten. Ich war froh, dass mein Ticket am Wochenende Mitfahrer erlaubte, sodass ich mich nicht erst noch mit dem Ticketautomaten herumärgern musste.

Lea schaffte es, meine gesamte Aufmerksamkeit nur ihr zu widmen, sodass ich nicht einmal auf die Leute um uns herum achtete, zumal ich die so gut wie eh nicht kannte, da die Bahn, mit der wir fahren mussten, vom Bahnsteig abfuhr, welcher meinem normalen gegenüber lag.

Die Bahn fuhr ein und ich suchte mir mit Lea zusammen einen Platz, wo wir uns setzen konnten.

Die Kleine fuhr nicht oft mit der Bahn, sodass es für sie immer wieder aufregend war.

Aufgeweckt schaute sie sich um, deutete immer wieder aus dem Fenster um mir etwas zu zeigen.
 

Am Aquarium angekommen nahm ich sie an die Hand, um sie im Gedrängel nicht zu verlieren.

Es war voll hier, viel voller, als ich gedacht hatte.

Vermutlich lag es aber daran, weil es gerade viel Nachwuchs gab und jeder die Kleinen sehen wollte.

An der Kasse kaufte ich zwei Eintrittskarten und schlenderte schließlich mit Lea durch die Gänge, betrachtete die verschiedenen Fischarten und versuchte Leas Fragen so gut es ging zu beantworten.
 

Ich las gerade eine Beschreibung zu einer bestimmten Fischart durch und wollte Lea es dann verständlich erklären, als sie plötzlich nicht mehr neben mir stand und ihr Näschen an der Scheibe platt drückte.

Panik machte sich in mir breit und ich schaute mich suchend um. Es war überhaupt nicht ihre Art, einfach so davon zu laufen und glücklicherweise stand sie nur einige Meter von mir entfernt an einem anderen Becken und betrachtete dort die bunt schillernden Fische.

Ein junger Mann beugte sich zu ihr herunter und schien ihr etwas zu erklären, da sie aufmerksam zu hörte.

Ich ging zu ihr und kniete mich zu ihr herunter.

„Kleiner Wirbelwind, einfach so zu verschwinden ist aber nicht schön...“, murmelte ich und lächelte sie an.

„Die Fische sind schön... Und der Onkel hat mir gerade erklärt, dass das hier ganz seltene sind...“, erwiderte sie mit einem Glitzern in den Augen.

Ich lachte leise auf, sah dann endlich den jungen Mann neben uns an, der sich als Angestellter des Aquariums entpuppte.

Das Gesicht kannte ich nur zu gut und die Augen verschlugen mir mal wieder die Sprache.

„Hallo, Ben...“, begrüßte mich Jonas und lächelte leicht.

„Jonas...“, brachte ich nur heraus und schluckte trocken.

Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen, ihn hier und heute zu treffen. Noch dazu hatte ich Lea bei mir. Wie das wohl für ihn aussehen musste, konnte ich mir schon denken.

Lea zupfte mich am Ärmel und riss mich so aus meiner Erstarrung.

„Du kennst den Onkel?“, fragte sie mit großen Augen.

Ich lächelte, nickte dann. „Kennen ist zuviel... Wir haben uns schon öfters gesehen“, erklärte ich ihr und sah zu Jonas, dem die Enttäuschung sichtlich ins Gesicht geschrieben stand.

„Du arbeitest hier?“, fragte ich ihn und stand wieder auf.

Er nickte. „Ja“, antwortete er schlicht und drehte sich etwas weg. „Tut mir leid, ich muss weiter. Die Fische müssen gefüttert werden...“, erklärte er.

Ich widerstand dem Drang, ihn festzuhalten. Ich hätte eh keine Chance gehabt, da Lea um einiges schneller gewesen war als ich.

Mit bettelnden Augen sah sie Jonas an, hatte ihn am Ärmel festgehalten.

„Darf ich zuschauen?“, fragte sie und ließ ihren ganzen Charme spielen.

„Lea!“, zischte ich und sofort ließ sie ihn los und sah mich an.

„Tut mir leid...“, meinte sie leise. Sie wusste ganz genau, wenn ich sie bei ihrem Vornamen nannte, dann war es nicht richtig, was sie getan hatte.

Sofort tat es mir leid, sie zurechtgewiesen zu haben, beugte mich zu ihr und nahm sie in den Arm. „Schon gut, Prinzessin. Mir tut es leid. Aber denk doch mal nach. Jonas hat bestimmt noch viel zu tun und wir dürfen bestimmt nicht beim Füttern zuschauen...“, versuchte ich sie zu beruhigen.

Plötzlich tauchte sein Gesicht neben uns auf und lächelte uns an. „Das ist schon in Ordnung. Ich glaube, es würde niemanden stören, wenn ich euch beide mitnehmen würde. Wenn Lea so gerne zuschauen möchte, dann soll sie das auch dürfen...“, erklärte er und sah mir dabei tief in die Augen.

Wie jedes Mal, wenn er mich so ansah, wurden meine Knie weich und mein Herz klopfte wie verrückt.

Lea blickte mich bittend an und zupfte an meinem Pullover. „Och bitte...“, bettelte sie.

Ich seufzte, sah sie an und lächelte. „Na gut. Aber nur, wenn es wirklich in Ordnung geht. Wir wollen schließlich nicht, dass Jonas nur wegen uns Ärger bekommt, nicht wahr?“

Ich sah Jonas an, welcher mich anlächelte. „Keine Angst, ich bekomme schon keinen Ärger.“

Nickend erhob ich mich, nahm Lea schließlich bei der Hand und gemeinsam folgten wir Jonas, welcher uns in einen ruhigen Gang führte und vor einer Tür mit dem Aufdruck ‚Personal’ stehen blieb.

Aus einer seiner unzähligen Taschen seiner Jeans fischte er einen Schlüsselbund, schloss dann die Tür auf und ließ uns eintreten.

Dahinter befand ich ein abgedunkelter langer Gang, der scheinbar viele Abzweigungen hatte.

„Kommt mit...“, forderte Jonas uns auf und ging voraus.

Ich folgte ihm, hatte Lea immer noch an der Hand, die sich neugierig umblickte.

Vor uns wurde es heller und ehe ich mich versah, standen wir auch schon an der Oberkante deines riesigen Bassins, in welchem sich etliche Fische tummelten.

Lea war sofort hin und weg, drückte sich das Näschen an der Scheibe platt und betrachtete die vielen Fische.

„Wow...“, brachte ich nur heraus.

Plötzlich spürte ich eine ungewohnte, allerdings nicht unangenehme Nähe, sah neben mich und beobachtete Jonas, der gerade einen kleinen Eimer mit Fischfutter füllte. Dabei hatte er sich neben mich gestellt, war allerdings voll auf seine Arbeit konzentriert.

Erst als der Eimer halb voll war, drehte er sich um und bemerkte, dass ich ihn beobachtete. Lächelnd hielt er mir den Eimer hin. „Willst du helfen?“, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf, hob dann Lea auf meinen Arm, sodass sie nicht nur durch die Scheibe schauen konnte, sondern auch über den Rand um zu sehen, was hier oben passierte.

Jonas stellte sich kichernd auf einen Hocker, damit er etwas höher stand, nahm eine handvoll Futter und verstreute dieses schwungvoll auf der Oberfläche des Bassins.

Sofort war die Wasseroberfläche nicht mehr so ruhig wie anfangs, sondern schien fast zu brodeln.

Die Fische kamen herauf und schnappten nach dem Futter.

Lea quietschte vor Freude und brachte mich damit zum Lachen.
 

Nachdem alle Fische satt waren, stellte Jonas den Eimer weg und wusch sich die Hände.

Lea wurde langsam unruhig. Auch sie war nun hungrig und gab mir das auch unmissverständlich zu verstehen.

Jonas lachte leise auf. Er hatte die Kleine wohl schon lange in sein Herz geschlossen. „Da hab ich einen Geheimtipp für dich. Die Spaghetti hier sind besonders lecker...“, meinte er an meine Nichte gewandt, die mich auch sofort mit Hundeaugen anschaute.

„Na gut, lass uns Mittagessen“, gab ich mich geschlagen.

„Aber nur, wenn Onkel Jonas mitkommt!“

Fragend sah ich ihn an.

„Na gut, wenn du drauf bestehst...“, lächelte er und führte uns wieder zurück in die Gänge, die für die Besucher gedacht waren, und von dort aus zu dem kleinen Restaurant, das dem Aquarium angeschlossen war.

Wir suchten uns einen ruhigen Tisch, welcher etwas am Rand lag.

Während wir auf unser bestelltes Essen warteten, zog es Lea zu den Spielgeräten, die nicht weit von uns extra für die Kinder aufgebaut worden waren.
 

Jonas und ich blieben alleine am Tisch zurück.

„Süß, die Kleine...“, meinte er schließlich leise um ein wenig Konversation zu führen.

„Ja, da hast du recht...“

„Deine Tochter?“

Ich schmunzelte, schüttelte den Kopf. „Meine Nichte. Meine Schwester und ihr Mann sind über das Wochenende weg und ich hab die Kleine solange bei mir aufgenommen...“, erklärte ich und sah ihn an.

Seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz.

„Du kannst sehr gut mit Kindern, die Kleine scheint dich ja zu vergöttern... Magst du irgendwann mal eigene haben?“, wollte er wissen.

Wieder schüttelte ich den Kopf. „Dann müsste ich schon welche adoptieren und ich glaube kaum, dass das Jugendamt da mitmacht...“

„Es tut mir übrigens Leid, dass ich letztens so überstürzt abgehauen bin... Mein Vater kann recht unangenehm sein, wenn man sich nicht an seinen Zeitplan hält...“, wechselte er sprungartig das Thema und brachte mich damit leicht durcheinander.

Als ich mich gefasst hatte, lächelte ich ihn an. „Kein Problem. Ich dachte schon, es läge an mir, aber da hatte ich mich wohl getäuscht.“

Er lachte. „Nein, es lag überhaupt nicht an dir. Ich wäre gern länger geblieben. Aber na ja... Vater ist wirklich manchmal recht starrsinnig... Und Unpünktlichkeit kann er überhaupt nicht leiden...“

Ich nickte verständnisvoll, blickte dann auf, als das Essen gebracht wurde.

Schnell bedankte ich mich bei der Bedienung und rief dann Lea zu uns, die sich auch sogleich über ihr Essen hermachte.
 


 

~Kapitel 3 ENDE~
 


 

TBC...
 



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