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The Fallen

die Ritter der Dunkelheit
von

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Orakel

Unter ihnen zog die Landschaft dahin. Sie flogen über Wälder und über Wiesen, über Seen und Flüssen hinweg und hielten geradewegs auf eine Bergkette zu. Man konnte sie schon von weitem entdecken. Die Spitzen der höchsten Berge verschwanden in den Wolken. Noch nie hatte einer der Ritter es geschaft bis ganz nach oben zu fliegen. Die Engel hatten ihnen diese Fähigkeit geraubt damit sie nie wieder zurück konnten.

Die kleine Gruppe war nun schon sechs Tage unterwegs. Dank Lukas mussten sie immer wieder Pausen einlegen. So gelangten sie am Ende des sechsten Tages an den Fuß des Samingebirges.

„Ich kann nicht mehr, Leute!“, meinte Lukas und ließ sich auf den Boden fallen. Er streckte die Arme und Beine von sich. Sein Atem ging schwer. Langsam beruhigte er sich wieder.

Marius stöhnte. So gern er seinen Bruder auch hatte. Es ging ihm lansam auf die Nerven, wegen ihm immer anhalten zu müssen. Auch René wurde langsam unruhig. Nur Tizian schien das alles nichts auszumachen. Er blieb ruhig, hielt als erstes Wache und wurde dann von einem von ihnen abgelöst. Er achtete darauf das René nicht mehr so häufig alleine Wache hielt, denn er hatte Angst er könnte sie ernsthaft in Gefahr bringen. Was auch immer er in der einen Nacht getan haben mochte. Er sprach mit keinem von ihnen darüber.

„Gut,“, meinte Tizian schließlich, „lasst uns hier übernachten.“ Er begann sein Lager auszubreiten und die anderen drei taten es ihm nach.
 

Später saßen sie alle gemeinsam um ein Feuer herum und besprachen was nun zu tun war.

„Wie schon gesagt, müssen wir das Orakel befragen ob wir überhaupt eine Chance haben wenn wie gegen sie antreten. Außerdem würde ich gerne wissen mit wie vielen wir es zu tun haben.“, erklärte Tizian bestimmt. Die Anderen nickten zustimmend.

„Werden wir uns längere Zeit im Kloster aufhalten?“, fragte da Marius.

Tizian wiegte unentschlossen den Kopf.

„Ich weiß noch nicht so genau.“, gestand er, „Es wäre sicherlich besser wenn wir bald wieder in Valkür sind. Die anderen erwarten unseren Bericht. Aber lasst uns darüber später nachdenken. Legt euch hin. Lukas, du löst mich nachher ab.“
 

Ria, ihre Schwester, Saren und Lesia lagerten etwa einen Tagesflug von der Bergkette entfernt.

Vor ein paar Tagen war ein Bote der Feen zu ihnen in die Burg gestürmt. Er berichtete das vor nicht alzu langer Zeit ein paar Engel mit schwarzen Flügeln im Wald gesehen wurden. Sie seien in Richtung Saminberge geflogen.

Die Feen hatten sich den Engeln ergeben und ihnen Treue geschworen. Anders als die Elfen und Nymphen kannten sie kein Pflichtgefühl und taten praktisch alles um ihr eigenes Leben zu schützen.

Die Gruppe aus Engeln hatte sich sofort auf den Weg gemacht, sie aber nicht ganz einholen können.

„Was sie wohl vorhaben?“, fragte Saren nun schon zum fünften Mal innerhalb kurzer Zeit.

Lesia war anzusehen das er es nicht mehr lange mit ihm aushalten würde ohne ihn anzuschreien. Er atmete einmal tief durch, dann sagte er:

„Wir werden nicht viel Schlaf bekommen diese Nacht. Morgen werden wir früh losfliegen. Vielleicht wehen wir dann noch, was genau sie dort wollen.“

Dann legte er sich schlafen und die anderen taten es ihm nach.

Nur Ria lag noch eine Zeit lang wach und dachte an den dunklen Engel von neulich Nacht...
 

Sie landeten und betraten durch einen Felsspalt den beleuchteten Gang. Eine Treppe führte sie hinunter bis ins Innere der Berge. Alles war, wie auch in Valkür, Ramun und allen anderen Unterschlüpfen, mit Fackeln beleuchtet. Wandteppiche mit kuriosen Mustern verzierten die nackten Felswände. Es roch nach Blumen, frischen Brötchen und verschiedenen Kräutern zugleich. Alles wirkte warm und bunt.

Sie betraten einen Raum in dem, auf einem großen Kissen, ein Mädchen saß.

Sie hatte die Augen geschlossen und murmelte unverständlich vor sich hin.

Plötzlich hob sie ihre Stimme.
 

„Verrat wird den Weg der Schlacht ebnen,

Tod wird über beide Seiten kommen,

Und Liebe wird Feinde zu Verbündeten machen.“
 

Dann verstummte sie und öffnete die Augen.

„Oh, hallo!“, begrüßte sie die geschockte Gruppe aus Rittern fröhlich.

Tizian fand als erster seine Stimme wieder. Er verbeugte sich leicht und sagte dann:

„Sei gegrüßt Firia. Wir sind gekommen um...“

Weiter kam er nicht den Firia unterbrach ihn.

„Ach hört doch auf mit dieser dämlichen Etikette! Da bekomme ich schon mal Besuch und soll dann nicht mal anständig mit euch reden können?! Also bitte!“

Tizian hatte es die Sprache verschlagen.

„Es tut uns wirklich leid, wenn wir dich verärgert haben sollten, Firia!“, sagte René nun an seiner Stelle, „Aber es erschien uns angemessen. Du bist nun einmal etwas Besonderes!“

Das Mädchen seufzte resigniert.

„Ja, es ist eine große Ehre, aber gleichzeitig auch eine große Bürde! Manchmal frage ich mich ob es das wirklich wert ist...“

„Sag doch so etwas nicht, Kind!“, erklang eine Stimme vom anderen Ende des Gangs.

Eine Frau, etwa 38 in Menschenjahren, kurzen, schwarzen Haaren und Augen, so grau wie die Felswände die sie umgaben, trat in den Raum.

Es war Anahi, eine 740 Jahre alte, sehr begabte Kriegerin und außerdem Firias Leibwächter.

„Entschuldigt.“, sagte sie dann an Tizian gewandt, „Sie hat einfach keine Manieren! Bitte. Ihr habt sicher Hunger.“

„Vielen dank, Anahi! Es wäre uns eine Freude mit euch zu speisen.“

Die Kriegerin nickte und ging hinaus. Die Anderen folgten ihr. Auch Firia, die verschämt den Blick gesenkt hatte.
 

„Ich muss sie wiedersehen!“, dachte René bei sich.

Er ging durch den, von Fackeln beleuchteten Gang.

Er atmete die frische Luft ein, als er an den Ein- und Ausgang kam. Wie er das vermisst hatte!

Sie waren nun schon einige Tage in dem Berg und so langsam fühlte er sich dort unten eingeengt.

Ihm bot sich ein wundervoller Anblick:

Die Sterne strahlten so hell, wie schon lange nicht mehr und es kam ihm vor als zwinkerten sie ihm zu.

Er hatte schon seine Flügel ausgebreitet und wollte sich in die Lüfte schwingen Firia bemerkte.

Sie saß auf dem Boden und schaute ihn lächelnd an.

„Sagst du mir bescheid was sie gesagt hat?“, bat sie ihn. René wusste nicht was sie meinte und sah sie fragend an. Als sie nichts weiter hinzufügte, sondern ihn nur weiter mit ihren verträumten, türkis- grauen Augen ansah, nickte er schließlich und flog hinaus in die Nacht.

Firia sah ihm nachdenklich hinterher.

„Ich verrate ihnen nicht das er sich mit einem Engel trifft.“, entschied sie für sich und strich sich eine lila Strähne ihres silbernen, langen Haars aus dem Gesicht, „Er wird schon wissen was er tut.“
 

Seit ein paar Tagen lagerten sie nun schon hier. Sie waren zu spät angekommen und die Gruppe von Abtrünnigen war schon weg gewesen. Nun wussten sie weder was sie hier wollten, noch wohin sie waren.

Lesia hatte darauf bestanden hier zu bleiben, obwohl Saren ihm damit in den Ohren lag umzukehren und zurück noch Ramun zu fliegen, doch langsam wurde auch Lesia es leid zu warten.

Die Anderen schliefen schon tief und fest. Nur Ria war noch wach, denn sie musste Wache halten.

„Was soll's?“, dachte sie, „Hier tut sich sowieso nichts!“

Und schon flog sie ein Stück vom Lager weg. Sie fand einen großen Felsvorsprung und ließ sich darauf nieder.

„Hallo.“, hauchte da plötzlich eine Stimme dicht hinter ihr.

Sie zuckte erschrocken zusammen und wirbelte dann herum. Doch da war niemand.

„Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet.“, versuchte sie sich zu beruhigen.

Sie drehte sich wieder und schrak erneut zusammen.

„Hallo.“, wiederholte dieselbe Stimme.

Vor ihr stand der dunkle Engel der, seit ihrer letzten Begegnung, noch immer in ihren Träumen vorkam.

Dunkelblonde, glatte Haare, grüne Augen. Wie das letzte Mal war er ganz in schwarz gekleidet.

Ungläubig sah sie ihn an und streckte die Hand ein wenig nach ihm aus, so als wollte sie überprüfen ob er überhaupt existierte. Als sie ihn dann leicht berührte, bekam sie eine Gänsehaut und sprang einen Schritt zurück.

Beunruhigt kniff der Abtrünnige die Augen zusammen. Schon wollte er wieder verschwinden, da sagte Ria, aus ihr unbegreiflichen Gründen:

„Warte! Wo willst du hin? Bleib hier!“, nach einer kurzen pause fügte sie hinzu „Bitte!“
 

„Sie hat Angst vor mir.“, begriff René und wollte schon wieder davon fliegen. Doch da hörte er eine unsichere, zarte Stimme die sagte:

„Warte! Wo willst du hin? Bleib hier!“ und dann „Bitte!“

Unsicher wandte er sich zu ihr um. Die Unbekannte fixierte ihn mit ihren Augen und er verlor sich sofort in ihnen. Diesmal war er es der die Hand ausstreckte.

„Vertrau mir.“, flüsterte er.

Sie zögerte, doch dann nahm sie die ihr dagebotene Hand.

Zusammen flogen sie so hoch sie konnten. Kurz vor der Wolkendecke machten sie halt und setzten sich auf einen anderen Felsvorsprung.

Eine Zeit lang sah er sie einfach nur an. Dann jedoch fragte er:

„Wie heißt du?“

Unsicher sah sie ihn an. Durfte sie ihm das überhaupt sagen? Lesia würde ausrasten wenn er davon erfuhr. Er duldete keinen Wiederspruch, und Verrat schon garnicht! Der Gedanke an einen wütenden Lesia machte ihr wieder Mut und zauberte sogar ein kleines lächeln in ihr Gesicht.

„Mein Name ist Ria. Ich bin einer der Engel die hergeschickt wurden um euch all eure Mächte und Erinnerungen zu nehmen. Aber ich bin mir nicht mehr so ganz sicher ob das auch wirklich meine Bestimmung ist. Gegen euch zu kämpfen, meine ich. Und wer bist du?“

Nun lächelte auch René.

„Ich bin René, einer der Ritter der Dunkelheit. Du würdest uns wahrscheinlich als Abtrünnige bezeichnen.“ Er musste grinsen. Eine Weile schwiegen sie, dann fragte er:

„Sag mal, wie ist es bei euch eigentlich so? Im Paradies meine ich.“

Nachdenklich wiegte sie den Kopf.

„Es ist schön dort.“, gab sie schließlich zu, „aber hier finde ich es auch nicht schlecht!“ Ria betrachtete die weite Ebene, die unter ihnen lag und den Wald in der Ferne.

„Ja, ich denke, hier lebt es sich bestimmt gut. Hier könnte es mir gefallen.“

Überrascht sah René sie an.

„Gefällt es dir denn im Paradies nicht?“

„Wie gesagt, es ist ganz ok dort. Aber hier ist es schöner!“, stellte sie fest.

„Tut mir leid aber ich verstehe dich nicht! Ihr seid dort wo jeder von uns hinwill und euch gefällt es dort nicht.“

„Nein nein, so war das nicht gemeint!“, widersprach der Engel, „Nur MIR gefällt es hier besser!“

Noch immer sah René sie an und schüttelte entgeistert den Kopf.

Sie begann zu erklären:

„Ihr hier seid eine Gemeinschaft! Ihr habt Burgen, Verstecke. Ihr habt die Elfen und Nymphen, die euch verehren und euch treu ergeben sind. Ihr habt euch verändert seit ihr weg seid! Wir aber werden immernoch von vielen für harmlos und niedlich gehalten und werden dadurch immer aggressiver. Wir streiten und wiedersetzen uns Befehlen. Kurzum: die Engel gehen zugrunde!“

Nun sah René nachdenklich aus.

„Vielleicht hast du recht. Wir sollten uns glücklich schätzen hier leben zu dürfen.“

Wieder machte sich Schweigen zwischen ihnen breit.

Dann wandte René ihr plötzlich den Kopf zu und sagte:

„Komm mit mir!“

Ria sah ihn verdattert an.
 

„Komm mit mir!“, sagte er nocheinmal, „Du kannst bei uns leben. Du wirst ein Teil unserer Gemeinschaft.“

Diese Idee begeisterte ihn. Ria hätte liebend gerne einfach seine Hand genommen und wäre mit ihm gekommen, doch da kam ihr Lia in den Sinn. Was würde sie ohne sie tun?

Tränen traten ihr in die Augen. René bemerkte es sofort und zog sie in seine Umarmung.

„Du musst dich nicht sofort entscheiden.“, flüsterte er ihr ins Ohr, „Ich werde auf dich warten!“

Dann küsste er sie sanft auf die Lippen und war plötzlich verschwunden.



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