Oneshot - Die blaue Tischdecke
Wieder einmal war ein neuer Morgen in Hogwarts angebrochen. Wie fast jeder Morgen war es ein völlig gewöhnlicher Morgen. Und Harry Potter, ein ganz gewöhnlicher Zauberlehrling saß mit seinen ganz gewöhnlichen allerbestesten Freunden Ron und Hermine wie gewöhnlich am gewöhnlichen Frühstückstisch. Nur eines war anders. Die Tischdecke war blau. Hermine verstörte dies vollkommen, doch schnell hatte sie sich gefangen und begann, zu überlegen, um welches Blau es sich hierbei genau handelte und berechnete, aus welchen Pigmenten es sich zusammensetzen lässt. Ron bemerkte nur lässig: "Blau. Wie Erdbeeren. Ich mag Erdbeermarmeladentoast. Ich ess jetzt welchen." und schmierte sich gekonnt ein ganzes Glas Nutella auf seine Serviette und verspeiste beides genüsslich. Harry, absolut cool und unerschütterlich - wie gewöhnlich - setzte sich beinahe normal an den Tisch, nachdem er langsam bis zehn gezählt, tief durchgeatmet und "Alle meine Entchen" rückwärts gesungen hatte.
Im Gegensatz dazu liefen alle Hufflepuffs Amok, weil die Farbumstellung ihr sowieso schon leicht beschränktes Denkvermögen überforderte. Bisher waren die Tischdecken, sofern vorhanden, in den jeweiligen Hausfarben gewesen und diese schnelle Umstellung war einfach zu viel für sie. Die Ravenclaws dagegen schmissen eine fette Party, da ihre Hausfarben nun auf allen Tischen zu sehen war. Einer von ihnen glaubte tätsächlich, da nun überall blau war und sein Haus scheinbar regierte, ein Adler zu sein und flog - oder besser spang - aus einem der Fenster. Generell wäre das kein Problem gewesen, da die große Halle im Erdgeschoss lag. Allerdings befand sich das Fenster dummerweise direkt über einer Klippe. Glücklicherweise handelte es sich sowieso nur um einen unwichtigen Statisten, weshalb niemand näher auf den unglücklich glücklichen Todesfall einging. Nur ein weiterer Statist stützte zum Fenster und schrie: "Neeeeein!", doch niemand beachtete ihn weiter. Als er das bemerkte, räusperte er sich, stand auf und schlurfte zum Tisch der Ravenclaws zurück um, lauter als zuvor, weiterzufeiern.
Die Slytherins fingen an, schmutzige und schlechte Witze über die Farbe blau zu reißen und sich gegenseitig noch schmutzigere und schlechtere Beleidigungen an den Kopf zu werfen, weil sie es ja wagten, an einem Tisch mit blauem Tischtuch zu sitzen. Als sich Malfoy darauf bei einer Schlägerei einen Zahn ausschlug und Crabbe und Goyle im Gegenzug ein paar Slytherins zu Brei prügelten (sie konnten nur sehr, sehr schlecht Zaubern, was sie mit ihrer Körperkraft zu vertuschen versuchten), entschloss sich die Mehrheit des Hauses dazu, sich über die anderen drei Häuser lustig zu machen, da sie schließlich an Tischen mit blauen Tischdecken saßen - und das war ja echt peinlich.
Um wieder auf die Gryffindors zurückzukommen - bei ihnen verhielt es sich zum größten Teil ruhig. Sie rissen sich zusammen, dem Slogan ihres Hauses nach, Mutig zu sein. Einigen, wie Ginny etwa, gelang das eher weniger und sie saßen ängstlich wippend unterm Tisch. Einige andere hatten sich merkwürdige Hüte aus Alufolie aufgesetzt, um sich gegen Aliens und die Regierung zu schützen, wiederum andere nuckelten an ihrem Daumen und nuschelten etwas von Merlins Unterhosen. Aber ansonsten ging es kaum anders zu wie sonst auch beim Frühstück.
Dumbledore blickte stolz auf die Schülerschaaren herab. Seine Idee, es war ganz alleine seine Idee gewesen, er war ja ein so toller Schulleiter. Die Schüler schienen sich wirklich sehr zu freuen. Und Dumbledore regte eindeutig ihre Kreativität an. Nun stahlen die Gryffindors den Hufflepuffs, die sich gerade an die Farbe gewöhnt hatten, das Tischtuch und setzten es in Brand, um mehr rote Akzente zu setzen. Daraufhin legten die Hufflepuffs mit ihrem Amoklauf erst richtig los. Sie konnte Veränderungen mit ihren sehr, sehr langsamen Denkprozessen nicht erfassen, doch wenn sich diese Veränderung wieder veränderte, machte sie das wirklich rasend. Ein ganzer Pulk andere Schüler ließ sich von der tobenden Menge mitreißen. Nun begannen einiger dieser Schüler damit, Neville zu fesseln und ihn davonzutragen, um ihn auf dem Scheiterhaufen, der aus dem nun lichterloh brennenden Tischtuch der Ravenclaws bestand, zu werfen. Dabei hegten sie selbstverständlich keinen persönlichen Groll gegen den Jungen. Er bot sich lediglich als ein gutes Ziel für ihren wutgetriebenen Angriff an.
Mit einer Glücksträne in den Augen betrachtete Dumbedore das Geschehen. War es nicht schön, wie die Kinderchen miteinander spielten und Spaß hatten? Genauso sollte es jeden Tag sein. Sie sollten voller Elan und Freude in den Tag starten. "Wisst ihr was?", verkündete er strahlend seinen Kollegen, "morgen gibt es dann rote Tischdecken, das wird sicher auch wieder lustig!". Minerva und Severus, die beide sowieso schon seit beginn dieses Horrortrips ihre Köpfe auf die Tische schlugen, sahen sich entsetzt an. Morgen wäre vielleicht alles wieder einigermaßen normal gewesen, da die Schüler an die Farbe gewöhnt wären, doch mit noch einer neuen Farbe, würde es vermutlich noch schlimmer werden als heute. Dumbledore interpretierte dies, wie gewöhnlich, vollkommen falsch und sagte freudenstrahlend: "Schön, dass euch meine tolle Idee gefällt! Und wenn es morgen wieder so schön wird, dann gibt es ab jetzt jeden Tag neue Farben!" Minerva und Severus brachen in Tränen aus.
