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Blutige Begegnungen

Teil 7 des Detektiv Conan-Noir Crossovers
von

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Fallen über Fallen

Hallo liebe Lesenden,
 

willkommen zum Auftakt des adventszeitlichen Finales von 'Blutige Begegnungen' und damit auch insbesondere zur Frage, wie blutig sie eigentlich werden. Zugegeben, in der Hinsicht ist (noch) nicht viel passiert. Ändert sich das noch? Wer weiß...
 

Zunächst erstmal vielen Dank für die Kommis zum letzten Kapitel. Ich bin ja doch beeindruckt, dass ich euch über Shinto's Identität so lange im Unklaren lassen konnte. Nun gut, ein paar falsche Fährten hatte ich ja gelegt und die Hinweise waren sehr versteckt. Aber dieses Geheimnis wird heute endlich gelüftet, wenn auch... wartet es ab.

Davor wird es aber noch, was die nun zu Ende gehende Scharade betrifft, eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle in diesem Kapitel geben. Frei nach dem Motto, wenn jeder jedem eine Falle stellt, kommt irgendwer noch ungeschoren davon?
 

Also viel Spaß beim Lesen, schon mal einen schönen zweiten Advent und bis nächste Woche.

LG, Diracdet
 


 

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Kapitel 21: Fallen über Fallen
 

Skeptisch betrachtete Korn das innere des alten Lagerhauses, welches er überwachte, vom Hintereingang aus. Er war mit den anderen bereits einmal hier gewesen, um die Location zu checken, genauer, dass er und Chianti sie kennen lernten. Gin hingegen hatte diesen Hallen schon oft einen Besuch abgestattet, zu anderen 'Missionen'. Früher war das so ein schön abgelegener Ort, wunderbar geeignet zum Abschließen von Deals, über die sich die Organisation einen Teil ihrer Finanzen sicherte. Dass sie nun von Kanin gekauft wurden und demnächst abgerissen werden sollten um Wohnungen Platz zu machen, glich einem offenen Affront gegen sie.

Die Spinnweben an übrig gebliebenen Kisten, der Rost an alten Ketten für Kräne, die leicht vergilbten Fenster weit oben, alles schien noch so wie vor ein paar Tagen, als er diese Halle das erste Mal betrat und auskundschaftete. Und doch irgendwie anders. Die bereits sehr tief stehende Herbstsonne zog alle Schatten in endlose Länge, tauchte das Gebäude in noch faderes Licht als beim ersten Mal. Er hätte fast genau so gut mit Taschenlampe kommen können. Aber das war nicht Teil des Plans.

'Der Plan...' Er zuckte schwach mit den Schultern, als fragte er das Nichts um sich herum, was das alles eigentlich sollte. Konnte, nein, durfte er den Plan überhaupt noch ernst nehmen, nach allem, was passiert war? Nach Noir, nach Kir, Scotch und Chianti..., nach Mireilles Anruf? Und dieser ominösen Warnung von ihr? Der anonyme Detektiv, der sie beschattete und mehr als einmal unangenehm aufdringlich wurde; sollte auch er hier seine Finger im Spiel haben? Es stieß ihm unerklärlich schwer auf, zu glauben, dass ein Detektiv so skrupellos sein sollte, einen Killer wie Noir anzuheuern, noch dazu, wenn er offenbar solche Informationen über die Organisation besaß.

'Irgendetwas anderes ist hier noch faul.'

Während er durch die Halle schritt, und danach empor die alte Metalltreppe hin zu dem Posten, den er sich ausgesucht hatte, musterte er immer wieder vorsichtig die anderen, optionalen Verstecke, die ihm aufgefallen waren.

'Nicht, dass uns hier doch noch eine Falle erwartet!' Er musste wenigstens sein möglichstes tun, einer solchen vorzubeugen. Aber niemand zeigte sich. Hinter jeder alten Holzkiste und jedem Winkel, den er absuchte, fand er die gleiche Menge an Staub vor wie vor ein paar Tagen. Als wäre es eine große Kulisse, bei der auch der Staub fake war und die Ewigkeit so überdauern würde. Fast zu... perfekt, direkt unnatürlich, aber... wo kein Mensch war, konnte halt auch nichts verändert werden von ihm. Er atmete einmal durch, als er von der ersten Etage aus, wo er Stellung bezog, einen letzten Gesamtblick darauf warf.

'Wohl doch keine Falle... Außer...' Er stieß den Gedanken für einen Moment zur Seite. Er bildete sich etwas ein. Eine verlassene Lagerhalle blieb bei allem Lichtschein nichts anderes als das. Ein leeres, leicht verfallenes Haus, das seinem Ende durch Bulldozer entgegen sah. Doch vorher sollte es noch einmal Bühne einer großen Vorstellung werden.
 

Nachdem er sich positioniert hatte, holte er sein Handy wieder heraus. Die Funkverbindung, die dank einer neuen Sendeanlage am Rand des Kanin-Parks diese Gegend von der Karte der Funklöcher radierte, stand auch hier noch. Kein Zweifel, die Pläne von Kanin bezüglich der Organisation gingen nicht so weit, diese Lagerhäuser in Betracht zu ziehen.

Er wählte die Nummern von Gin und Chianti durch und wartete auf ihre Antwort.

„Ich bin im nördlichen Gebäude auf Position.“, begann er ohne jedwede Höflichkeitsfloskeln.

„Ich hab mich im südlichen Gebäude postiert. Alles ruhig hier.“, antworte Gin ebenfalls ohne Regung in der Stimme, wie ein Computer.

„Im mittleren Gebäude ist auch alles OK.“, kommentierte Chianti, auffällig selbstsicherer, als noch vor kurzem.

„Du bist wieder in Ordnung?“

„Sicher. Ich weiß ja jetzt, womit ich es zu tun habe.“

„Abwarten.“, bremste Korn ihre Euphorie.

„Ich glaube nicht, dass diese Leute unbedingt nochmal kommen.“

„Warum nicht, Korn?“ Gin's Aufmerksamkeit und Skepsis war von Korns unerwartetem Kommentar geweckt.

„... ich weiß es nicht. Ein Gefühl, zwischen Scharfschütze und Scharfschütze.“

„Auf Gefühle können wir uns nicht verlassen.“

„Natürlich nicht... Gin.“ Es hörte sich an, als wollte er noch etwas erwidern, unterließ es dann aber, wodurch eine unangenehme Pause entstand.

„Ihr kennt den Plan.“, setzte der blonde Mann dann wieder an.

„Von jetzt an keine Handys mehr, bis wir wissen, in welcher Halle der Junge auftaucht. Ihr schickt dann nur eine kurze SMS. Die Bühne gehört demjenigen, zu dem er kommt. Wir folgen dann und halten den Rücken frei.“

„Verstanden.“

„Verstanden.“

Gleichzeitig beendeten alle die Verbindung und steckten die Handys wieder ein und begannen zu warten.
 

In einer kleinen Ecke im mittleren Gebäude kamen, stumm und ohne Beleuchtung, zwei Nachrichten auf einem anderen Handy an, woraufhin ein selbstsicheres Grinsen in das Gesicht des Empfängers trat.

'N-OK', 'S-OK'

Mit einer ruhigen Fingerbewegung signalisierte er einer anderen Person in seinem Sichtfeld, dass dieser nun den Kasten bei sich anschalten sollte.

'Schachmatt.'
 

Die Gruppe um Shiratori und Kogoro schien nur langsam voran zu kommen. Immer wieder verwickelte Kanin den Kommissar in ein kurzes Gespräch über die eigentlichen, noch nicht geklärten Hintergründe der Vorfälle, versuchte ihm Informationen zu entlocken, und verlangsamte dabei unauffällig die Schritte, weil man beim Reden nun mal langsamer werden konnte, ohne es zu merken.

'Er schindet Zeit! Aber warum jetzt noch?' Shiratori wurde beim Blick auf die beiden Sicherheitsleute des CEO der Kanin-Baugesellschaft eine Untiefe in seinen Plänen deutlich. Im Moment waren sie, er selbst, die beiden Agenten und Kogoro, dem er auch eine Dienstwaffe eines Kollegen am Eingang gegeben hatte, vier zu zwei, Kanin nicht mit gezählt, in der Überzahl. Wenn aber dort, wo sie hin liefen, mehrere weitere seiner Leute waren, wurde die Situation schon unangenehmer. Sollte Kanin sich in die Ecke gedrängt fühlen vom Gesetz... würde er einen Kommissar vom ersten Dezernat, zwei FBI-Agenten und einen Zivilisten einfach so töten? Traute er sich zu, das zu vertuschen? Oder hatte er genau bei diesem Gedanken nun doch etwas Unbehagen; waren es doch Unschuldige im Unterschied zu den Leuten, die ihn offenbar... ja was eigentlich? Auch darauf hatte der Kommissar immer noch keine richtige Antwort von James Black bekommen. Die Sache mit Kanins Wissen über die öffentlichen Einrichtungen Tokios schien ihm irgendwie nur die halbe Wahrheit. Die unbedeutendere Hälfte, wenn man so wollte. Was hatte es mit der Zielperson auf sich... und mit dieser 'zweiten' Person, die Jodie Starling wie aus dem nichts ins Spiel brachte? Und wer hier noch alles mitspielte, war auch noch offen.
 

Ein Rascheln unterbrach seine Gedanken, und auch die Gespräche der anderen, wie ihr Gang, erlagen einen Augenblick völlig. Sie waren, wie zuvor Shinto und Conan am Zaun entlang gegangen, wenn auch noch ein ganzes Stück hinter letzterem, so dass sie ihn nie sahen. Dadurch bemerkten sie die Geräusche, die plötzlich aus einem Busch neben ihnen kamen. Es war ein noch recht dichter Bereich aus Sträuchern, die am Rand des Parks gepflanzt wurden und so einen schöneren Abschluss von innen darstellten, als der künstliche Metallzaun. Die Bewegungen des Gestrüpp deuteten auf ein großes Tier hin.

„Aber... wir haben hier keine solchen Tiere, nur ein paar kleine Eichhörnchen und Vögel.“, rief Kanin gleich aus, als er einen skeptischen Blick vom Kommissar zugeworfen bekam.

„Und Hunde müssen an der Leine geführt werden.“

„Vielleicht ein entlaufener Hund. Aber ich höre kein Bellen.“

Augenblicklich zogen die beiden Sicherheitsleute ihre Waffen.

„Was tun Sie denn da?“

„Wenn es etwas anderes als ein Hund ist, stellt es in jedem Fall eine Gefahr für die Besucher da, und auch ein frei laufender Hund kann ein Problem werden. Die Anordnungen von Herrn Kanin sind diesbezüglich klar.“

Die anderen sahen sich kurz unsicher an, stimmten dann aber zu, dass einer potentiellen Gefahr dieser Art vorgebeugt werden musste.

„Warten Sie, bis es raus kommt!“, hielt sie James dennoch kurz mit erhobenen Händen zurück.

„That... that's not a beast. This is...“

Am Boden räkelte sich durch das Geäst eine Hand. Eine Menschenhand!

„Wer... wer ist da?“

Stöhnen und Keuchen wurde nun langsam deutlicher, während der Hand ein Arm folgte und schließlich eine schwache, gezeichnete Stimme zu vernehmen war.

„H-Hilfe!“
 

Ein langer Schatten fiel langsam durch den Haupteingang des nördlichen Gebäudes und erweckte Korns Aufmerksamkeit.

'Da haben wir ihn ja...' Er wollte gerade sein Handy nehmen, als ihn etwas zu verwundern begann, während der dunkle Fleck immer länger wurde. Nämlich, dass er immer länger wurde. Zu lang für einen kleinen Jungen.

'Steht die Sonne schon so tief? Nein, wer... wer ist das?' Wer verirrte sich denn mal hier her? Selbst mit dem Park in der Nähe war dieser Bereich so abseits alles anderen, was als Zivilisation galt... gerade deswegen hatte ihn die Organisation ja so oft für ihre Geschäfte genutzt.

Die Silhouette auf dem Boden bekam allmählich eine schlanke Form und die Beine zeichneten sich ab. Eine erwachsene Frau.

'Nicht doch! Sie wird doch nicht...'

Als wollte ihm das Schicksal das rhetorische 'Doch, sie würde!' entgegen schleudern, standen nun die Füße des Schattens am Eingang der Lagerhalle und an diesen Füßen klebte Mireille Bouquet. Diesmal deutlich, und ohne jeden Zweifel für ihn aus vielleicht zwanzig Metern Entfernung zu erkennen.

„Du bist verrückt, Mireille!“, flüsterte er fast geräuschlos. Es sollte viel abwertender klingen, aber er konnte weder die Bewunderung, noch ein beeindrucktes Lächeln unterdrücken, welches sie ihm aufzwang. Er kannte sie zu gut. Sie verstand das Handwerk nahezu perfekt, kannte alle Grundregeln und alle wesentlichen Fertigkeiten und Notwendigkeiten, schon in den jungen Jahren, als er sie das erste Mal kennen lernte. Und auch wenn sie sich deren Bedeutsamkeit in einem so gefährlichen Beruf bewusst war, tendierte sie mehr als einmal zu originellen Herangehensweisen, Improvisationen, die ihn erschraken und erstaunten. Erschraken, weil sie so einfach die Vorsicht fallen zu lassen schien, erstaunten, weil sie immer Erfolg damit hatte. Allein, dass sie immer noch lebte, war allen Respekt wert, den er hatte. Sie war dieses Talent, wie es aus seiner Sicht kein zweites gab. Ein Talent, welches er zwar auch in Chianti sah, es aber nie zu einer Form schleifen konnte, wie er es gehofft hatte. Stattdessen war Mireille nun... eine Noir.

Er überlegte, ob er jetzt einfach anlegen und feuern sollte. Hier und jetzt dem Spuk, teilweise zumindest, ein Ende machen. Nach einigem Zögern ließ er es und wartete ab. Sie war sicher nicht zufällig hier. Sie wusste, dass er hier war, ganz bestimmt. Also würde sie sich auch nicht so einfach erschießen lassen.
 

Mireille sah sich vom Eingang aus, explizit seine Richtung meidend, etwas um, setzte dabei einen zutiefst naiven Blick auf, als könnte sie kein Wässerchen trüben und seufzte laut durch.

„Enfin, un petit de calme! Ce parc est trop d'agité pour moi.“

„Puuh, endlich etwas Ruhe. Der Trubel im Park ist ja nicht auszuhalten.“, redete sie mit sich selbst, während sie etwas durch den Hauptgang zu einer mittelgroßen Kiste schlenderte und darauf Platz nahm. Bewusst mit dem Rücken zu Korn und dem Blick Richtung Park.

Sie zog aus der Tasche einen kleinen Handspiegel in einer Puderdose hervor und prüfte ihr Gesicht. Da war er! Genau im einen Winkel konnte sie den verdutzten Blick des Schützen im Spiegel wahrnehmen, wie er auf eine Aktion von ihr wartete.

'Hm... Spanner!' Sie drehte den Spiegel den Bruchteil eines Millimeters. Sofort traf eine Reflexion des Sonnenlichtes Korn am Auge und selbst seine Sonnenbrille konnte nicht verhindern, dass er kurz zurück zuckte. Missvergnügt rieb er sich die Augen.

'So viel zur Frage, ob sie mich sieht.'
 

Auch im südlichen Gebäude stellte sich unerwarteter Besuch ein. Gin, der so oft hier schon Deals über die Bühne hatte laufen lassen, ohne jemals gestört zu werden, musste für einen Moment auch stutzen, als ein unbekanntes, junges Mädchen mit weißer Jacke sich am Eingang zeigte anstatt, wie erwartet, Shinto.

'Was soll das?', raunte ihm sein sechster Sinn entgegen. Er hasste diese unberechenbaren Komplikationen. Kirika sah sich ebenfalls mit nichtsahnendem Blick um, streckte dann entspannend ihre Arme in die Lüfte, reckte sich nach Belieben wie eine Katze nach dem Aufwachen, gähnte, nur halbherzig die Finger dabei vor dem Mund und suchte sich eine Sitzgelegenheit.

“Man, ist dieser Park langweilig! Da schläft man echt ein.“

'Das ist doch kein Zufall! Dieses Mädchen... könnte das Chiantis Todesengel sein?' Er beobachtete, wie sie sich von ihm weg drehte und richtete seine Waffe auf sie aus, dachte kurz nach.

'Wartet sie auf jemanden, oder soll das...?' Sie bot ihm ihren Kopf quasi offen an, saß genau in dem Winkel, dass er von seiner Position sie präzise durch ihren Hinterkopf nieder strecken konnte. Sie musste wissen, dass er dort war, so exakt, wie die Position stimmte.

'Sie sagt mir, dass sie weiß, wo ich bin... Na schön.'

Er ließ die Waffe locker anliegen, aber jederzeit bereit, sie zu töten.
 

Plötzlich tauchte wie aus dem nichts der dunklen Ecken des Gebäudes eine zweite Person auf. Ein großer, kräftiger Mann in dunkler Armeekleidung. Gin zuckte augenblicklich ein Stück nach hinten.

'Also doch!'
 

„Äh... junge Dame?“, begann der Mann etwas unsicher über die unerwartete Situation. Kirika drehte sich gespielt erschrocken um und wirkte beim Anblick des Unbekannten total verängstigt.

„W-was... wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“ Sie sprang auf, legte ein paar Meter zwischen sich und ihr Gegenüber.

„Ganz ruhig, ich will dir doch gar nichts tun.“

„Kommen Sie mir ja nicht zu nahe. Ich rufe die Polizei!“

„Nein, nein, ich will doch gar nichts, nur... dies ist eine alte Lagerhalle, da solltest du dich nicht rumtreiben! Geh lieber in den Park zurück.“
 

'Es war also doch eine Falle!', stellte Gin gereizt fest, während er versuchte, im Dunkeln noch andere Leute auszumachen. Und tatsächlich war er mittlerweile direkt umzingelt. Mindestens zwei Gewehre aus verschiedenen Winkeln waren direkt auf ihn gerichtet.

'Wieso hab ich sie vorhin nicht bemerkt?'

Er meinte, bei einem von ihnen ein Nachtsichtgerät wahrzunehmen.

'Natürlich, sie haben sich mit mir mit bewegt, als ich die Halle eben nochmal durch prüfte. Bei Korn und Chianti sicher genauso. Verdammt! Das heißt, Kir's Verschwinden war doch essentiell. Wir wurden von den Soldats reingelegt!'

Er holte sein Handy heraus, um die anderen zu warnen, als ihn erneut ein Nackenschlag für seinen Plan traf.

'Wie bitte? Jetzt ist die Verbindung weg? Etwa ein Störsender von Kanin?! Aber... wir haben uns doch eben noch unterhalten. Hat dieser Rotzbengel etwa das alles mit einkalkuliert?'

Einem kurzem Ausbruch von Zorn, den er mit Gewalt unterdrückte, um klar zu denken, folgte die nüchterne Erkenntnis, dass ihm wenig Spielraum blieb. Die Waffen zielten auf ihn und würden bei einer unerwarteten Bewegung sicher feuern. Korn und Chianti waren auf sich allein gestellt. Für den Moment musste er beobachten, was zwischen Kirika und dem Mann passierte und sich schnell einen Plan überlegen, wie er selbst überhaupt lebend dieses Gebäude verlassen sollte.

'Hm... vielleicht...'
 

Einen ähnlichen Werdegang nahmen Korn's Empfindungen, als bei ihm plötzlich ein uniformierter, groß gewachsener Mann ins verbliebene Licht trat und Mireille ansprach.

„Guten Abend... Madame?“

„Oh... bonsoir, Monsieur. Entschuldigen Sie, mein japanisch... nicht so gut ist.“

„Schon gut!“, besänftigte er sie mit erhobenen Händen.

„Aber das hier ist Privateigentum... ähm... Sie dürfen hier nicht sein.“

„Oh, gehört das hier Ihnen?“, meinte sie mit so naiver, säuselnder Stimme, das dem angesprochenen kurz die Worte fehlten.
 

'Söldner?!', schloss Korn schnell aus der Bekleidung.

'Kanin hat uns Söldner auf den Hals gehetzt? Verdammt, das wird ernst.' Er verfluchte seine wohl halbherzige Suche, bei der er nicht alle seine Bewegungen beachtete. So wie er es auch bereute, dass aufgrund des ursprünglichen Plans, wegen dem der Junge schon eine Stunde früher hätte hier sein sollen, sie keine Nachtsichtgeräte mitgenommen hatten.

Und nachdem auch er sein Handy unbrauchbar vorfand, verfluchte er den Jungen und die Tatsache, dass sie ihn nicht einfach vorhin im Park erledigt hatten.

Er atmete einmal tief durch, suchte und fand die Waffen, die auf ihn gerichtet waren und dachte kurz nach.

'Alleine komme ich hier ganz sicher nicht heraus. Na schön... Noir, ihr habt verhindert, dass Kir uns warnt vor dieser Falle und nun warnt ihr uns selbst. Ich schätze mal, du wirst deine Gründe haben, Mireille... Dann zeig mal, ob du verhindern kannst, dass ich hier sterbe.'
 

Shinto war am Zaunende, an welchem der Park nach Osten begrenzt war, stehen geblieben und beobachtete einen Augenblick die drei äußerlich gleichen Lagerhallen, die sich nebeneinander hundert Meter vor ihm auftürmten.

„Und jetzt?“, meinte er stöhnend, als sei er enttäuscht.

„Ihr hättet euch schon etwas mehr ein deutliches Zeichen überlegen können, in welches Gebäude ich gehen sollte. Es ist ziemlich unökonomisch alle drei zu belegen, wenn ich eh nur eines betreten werde.“

Er verschränkte die Arme, als hoffte er, dass sich seine Gegenspieler doch noch dazu herab ließen, ihm eine bestimmte Tür zu zeigen, aber stattdessen bemerkte er plötzlich eine Frau, die, aus Richtung der U-Bahn Station kommend, sich den Weg zur nördlichen Halle bahnte, und diese dann betrat. Er drehte sich etwas zur Seite, drückte sich an den Zaun, dass sie ihn nicht bemerkte, aber sie schien nicht mal in seine Richtung zu blicken.

'Was zum... wer ist das denn? Das ist doch niemals eine von denen! Eine Ausländerin?'

Er stutzte noch deutlich mehr, als von rechts, aus Richtung Osteingang des Kanin-Parks eine zweite Frau, etwas jünger kam, und sich gemächlich zum südlichen Lagerhaus schlurfte, als schlafe sie gleich ein.

'Was geht hier auf einmal vor? Zwei Unbeteiligte, jetzt, gleichzeitig?!' Er fasste sich an die Stirn, als plagte ihn in seinem Alter bereits eine Migräne. Seine Gedanken rasten der Antwort auf die Frage nach, ob diese Zivilisten seine Pläne gefährdeten. Er blieb unwillentlich bei Ran hängen. Egal, wie sicher die Pläne waren, diese beiden Frauen wären in Gefahr. Und Ran würde niemals etwas riskieren, was andere Leute in Gefahr bringen würde. Er schnaufte einmal tief durch.

'Dieses Mädchen hat wirklich einen zu großen Einfluss auf mich. Aber schön. Es sind nur zwei Leute. Sie können etwas schief gehen lassen, aber nur in zwei Häusern. Also, weiß ich, was ich zu tun habe.'

Damit schritt er kerzengerade auf das mittlere, von Chianti überwachte Lagerhaus zu.
 

So sehr war er in Gedanken versunken, dass er gar nicht mehr wahrnahm, wie ihm von hinten ein kleiner Detektiv und ein FBI-Agent schmunzelnd zusahen, wie er in ihre Falle tappte.

„Er hat den Köder geschluckt, Kudo.“

„Sicher. Der Junge ist auf seinen Plan fixiert. In dem Alter ist es schwierig, ab und an objektiv zu bleiben, wenn man sich siegessicher glaubt. Ihm fehlt... einfach die Erfahrung der Niederlage. Er wollte den Triumph nicht gefährden und vermied automatisch die Häuser, die Mireille und Kirika betraten.“

„Trotzdem bleibt es riskant, Bouquet und Yuumura...“

„Es bleibt uns kaum eine Wahl, Herr Akai.“, konterte Conan ernst und gleichzeitig abwesend, in Gedanken versunken.

„Ich weiß, aber sie garantieren nicht, dass alle am Leben bleiben.“

„Wir könnten kaum hoffen, dreißig bewaffnete Schützen zu überwältigen, erst recht nicht an drei unabhängigen Orten. Ich hatte mit Mireille Bouquet gesprochen und eine... nennen wir es mal tollkühn Strategie vorgeschlagen, wie sie weit genug in die Halle vordringen können, um eine Chance zu haben. Darüber hinaus können wir eben nur ihnen vertrauen im Moment. Die Alternative wären Korns und Gins sicherer Tod. Aber so können wir die Situation etwas kontrollieren.

Der Junge hatte bestimmt noch etwas nach der Aktion geplant.“

„Stimmt, mit einem Agenten und einer Noir ist die Lage im nördlichen und südlichen Gebäude in etwa patt.“

„Mhm... Gin und Korn sind auch eher dafür geeignet, weil sie ruhiger und besonnener handeln. Chianti ist zu leicht aus der Fassung zu bringen, erst recht nachdem was heute passiert ist.“

„Aber auch leichter für unsere Zwecke einzuspannen.“

„Gut, dass Mireille und Kirika schnell genug hier sein konnten, um zu wissen, wer sich in welcher Halle verschanzen würde. Und Shinto ist uns regelrecht... ins Netz geschwommen. Es ist wichtig, dass wir ihn aus dem Spiel nehmen, oder zumindest einschränken, bevor wir uns um die anderen kümmern.“

„Wir sollten uns beeilen, bevor meine Kollegen auftauchen.“

„Sicher. Sie sind so weit bereit?“ Der Agent schüttelte resignierend den Kopf.

„Ich warte gespannt auf deine Show, Herr Zauberer.“
 

Shinto kniff mit beiden Händen fest um den Lederriemen seiner Umhängetasche, als er das Gebäude betrat, in dem es mittlerweile fast dunkel war. Es dauerte einen Moment, sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Eine Zeitspanne, die der Junge nutzte, sich neugierig umzusehen, als wäre er noch nie hier gewesen und wüsste nicht, was ihn erwartete. Als er wieder einigermaßen alle Konturen erkennen konnte, rief er laut ins nichts.

„Hallo? Ist da wer?“

Chianti konnte ihr Glück kaum fassen, sich selbst um den Bengel kümmern zu können. Es war die passende Abwechslung zu den Treffen mit Noir, endlich wieder eine hilflose Beute zum 'spielen' zu haben. Ohne auch nur einen weiteren Blick auf das Handy zu werfen, welches ihr gesagt hätte, dass keine Verbindung stand, schickte sie mit einem Knopfdruck die vorgeschriebene Nachricht zu Korn und Gin. Nichts ahnend, dass sie diese Nachricht nie erreichen würde, verließ sie mit erhobener Waffe ihr Versteck und zeigte sich.

„Hallo, Shinto.“

Verängstigt drehte er sich zu ihr um, kniff noch fester die Hände um die Tasche.

„Ach komm, Shinto, tu' nicht so erschrocken! Oder willst du mir weismachen, du hättest mich nicht erwartet? Nach allem, was heute schon geschehen ist?“

Unsicher starrte er sie an, wie festgefroren, richtete sich dann aus der immer noch leicht verdrehten, in sich gekrümmten Haltung auf, lockerte den Griff, während sein Blick etwas fester wurde.

„Nein... nein, zu überrascht kann ich wohl nicht mehr sein.“

„Na siehst du. Du hast dich aber auch meisterhaft geschlagen, alle unsere Tests auf dem Weg hier her bravourös bestanden... haha.“ Sie schritt langsam auf ihn zu, blieb erst wenige Meter vor ihm, die Pistole auf seinen Kopf gerichtet, stehen.

„Wie... wie, das war alles so geplant? Das heißt... ihr... ihr wisst es?“

„Hattest du daran noch Zweifel? Aber zugegeben, Hideichi Kanin war genauso schockiert, wie du, als wir ihm von unserem Wissen erzählten.“

Er schüttelte unmissverständlich den Kopf.

„Aber... woher?“

„Ach mach dir darüber mal nicht zu viele Gedanken, und mehr über deine Zukunft, Shinto.“

Er sah erneut erschrocken auf, Wut zeigte sich in seinem Blick.

„Ihr wollt ihn erpressen, mit mir, nicht wahr? Oder wollt ihr direkt mein Wissen?“

Chianti legte den Kopf schief, lächelte selbstsicher.

„Tja, ein bisschen von beidem würde unserer Organisation sicher ganz gut tun, aber... letztlich...“ Sie entsicherte ihre Waffe; er zuckte kurz zurück.

„Letztlich bist du uns einfach zu gefährlich und schon zu weit... entwickelt. Für dein Alter wohl gemerkt. Solch schlaue Bengel wie dich gibt es halt selten. Hab ich dich damit auch überrascht?“

Der Junge fiel fast nach hinten, als die Schützin einen weiteren Schritt auf ihn zu tat, schluckte einmal verängstigt.

„Ihr... ihr wollt mich töten? Hier und jetzt?“

„Ja... dich und Kanin. ...Buh!“

Diesmal fiel der Junge wirklich nach hinten um, landete beinah auf seiner Tasche, rutschte beim Versuch ihr auszuweichen noch mal aus und kam sehr unsanft auf dem Boden auf. Chianti konnte sich kaum halten vor lachen.

„Ach ist das köstlich. Du kannst noch so intelligent sein, Shinto. Du bist und bleibst ein kleines Kind und das ist so leicht zu beeinflussen. Diese ganze Jagd heute diente nur dazu, dich glauben zu machen, wir wollten dich am Leben lassen. Denn an keinem anderen Tag hätten wir so leicht die Security um dich überwunden. Heute warst du, nach unserm Eingreifen und nachdem das Mädchen verschwand, alleine. Während Kanin, alarmiert durch uns, auf dem Weg in sein persönliches Verderben rennt. All das, weil er die Verantwortung dir übertragen hatte.“

Ein Ausdruck von Resignation machte sich auf dem Blick des Jungen breit. Nun musste er doch wieder an den Riemen seiner Tasche greifen, schob sie dann langsam von seiner Schulter.

„Stopp!“, unterbrach Chianti ihn messerscharf. „Was hast du vor?“

„Wenn... wenn Sie mich... erschießen wollen... die Tasche war teuer, es wäre doch schade, wenn sie... Blutflecken...“

„Der ewige Geschäftsmann, was? Nur glaube ich dir irgendwie nicht. Was hast du wirklich vor? Doch noch irgendein Trick? Mach ja keine falsche Bewegung, sonst ist es schneller vorbei, als dir lieb ist.“

Er zögerte etwas, blickte unsicher zur Seite, zur Tasche, dann wieder zu seiner Richterin und Henkerin, bevor er kurz durch schnaubte.

„Es geht um den Inhalt.“

„Hm?“

„Ich habe vorhin noch eine schöne Vase erworben, an dem Stand im Park. Ein echtes Kunstwerk, aus der Yayoi-Zeit. Um das wäre es echt schade, finde ich.“

„Ach das Teil von vorhin... Dann hol die Vase raus. Ganz langsam!“, befahl sie ihm, immer mit dem Zeigefinger am Abzug, und der beruhigenden Sicherheit, dass sie schneller reagieren könnte als er. Zumindest daran bestand kein Zweifel.

Shinto tat, wie ihm aufgetragen wurde, schob die Tasche vor seinen Körper, öffnete behutsam die Abdeckung und drehte sie zu Chianti. Tatsächlich befand sich nichts außer der in Papier eingewickelten Vase darin.

„Nimm sie raus, mit einer Hand, die andere hältst du hoch in die Luft.“ Er nahm das große Altpapierbündel mitn der rechten Hand raus, hielt es, immer noch eingewickelt, hoch in beiden Händen.

„Törichter Bengel! Dein Leben steht auf dem Spiel und du interessierst dich für eine Vase. Aus euch wird man auch nie schlau. Du hättest die Tasche einfach wegwerfen sollen; sie belastet dich nur mit ihrem Gewicht. Vielleicht hättest du dann sogar noch vor mir weglaufen können und wir hätten eine weitere Jagd gehabt. So aber... sind nun deine Hände mit der Vase beschäftigt, und die Tasche behindert zusätzlich noch deine Beine.“ Sie merkte mit Genugtuung, wie sein Zorn sich in ihm aufbaute, bis er tat, was sie wollte. Er holte geringfügig aus.

„Dann nehmen Sie doch die Vase!“ Mit diesen Worten warf er sie in Richtung Chianti, die ohne ihren Arm groß zu bewegen, die Pistole umwandte und die Vase direkt zerschoss.
 

Im nächsten Moment erfüllte gleißendes Licht die gesamte Halle, blendete die Scharfschützin, die sich kurz abwandte.

„Waah! Was zum...? Ah, du Göre, wo...“ Sie stockte, als sie wieder Konturen vor sich erkannte. Erwartete sie doch, dass er weg gelaufen wäre, um sich zu verstecken, befand sich Shinto immer noch an Ort und Stelle, genau vor ihr. Nur etwas war anders mit ihm. Die Resignation, die Angst in seinem Blick, waren wie weggeblasen. Jetzt stand er wieder aufrecht da, die Tasche an seiner Seite, die Arme vor sich verschränkt und mit dem Lächeln eines Siegers auf den Lippen.

„So eine Blendgranate hat schon was für sich, finden Sie nicht?“, meinte er in einem überlegenen Ton, der Chianti völlig aus der Fassung brachte.

„Blend...granate?“

„Wenn man an die Dunkelheit bereits so sehr gewöhnt ist, kann man diesen plötzlichen Helligkeitsunterschied nur schwer verkraften. Zumal der Sinn der Granate eh ist, jemanden zu blenden.“ Er grinste schief verlegen, ohne dabei wirklich aus dem Takt zu geraten.

„Na warte, du...“ Sie hatte immer noch nicht realisiert, dass Shinto offenbar doch auf sie vorbereitet war.

„Halt, keinen Schritt weiter!“, weckte sie eine unbekannte, dunkle Männerstimme aus ihren Gedanken, zwängte ihr die wahre Situation schlagartig ins Bewusstsein.

„Wer...“ Augenblicklich wurden aus allen Richtungen Geräusche vom entsichern von Waffen deutlich und im nächsten Moment erschienen sie auch im Blickfeld.

'Eine... Falle? Es war doch... eine Falle?' Verängstigt war sie es nun, die den Jungen anstarrte.

„Es blieb nicht ganz unbemerkt, dass die Organisation mich im Auge hatte.“, begann Shinto ruhig und sachlich. So ganz anders, als noch bis eben. Weil alles bis eben... nur Spiel war.

„Daher dachte ich mir, dass ich das Ziel sein würde. Aber bei einer Aktion, solange ich geschützt war von der Sicherheit, wären einfach zu viele Faktoren im Spiel, zu viel... Kollateralschaden womöglich.“

„Deswegen... der Park?“

„Sicher. Hier wäre es mit den Wachleuten zu auffällig, aber ohne konnte man gut in der Menge untertauchen. Der ideale Zeitpunkt für euch, um mich zu entführen. Also hab ich euch die Möglichkeit gegeben und so getan, als wollte ich, als normaler Junge mir im Park die Zeit vertreiben. Ein 'Danke Schön' von der Organisation wäre vielleicht angebracht.“ Sie rührte sich kurz, als wollte sie einen Schritt näher kommen, wurde aber sofort von den Gewehren der Söldner zurück gedrängt.

„Bitte. Wir können diese Unterredung zwar gerne weiter führen, aber nehmen Sie doch Ihre Waffe runter, sonst wird sie beim nächsten Zucken mit samt Ihrer Hand abfallen.

Ach ja, und warten Sie nicht auf Verstärkung.“

„Was?“

„Ihre Kollegen. Die anderen Lagerhäuser sind ebenfalls besetzt. Und mittlerweile, noch bevor Sie eine Nachricht gesandt haben, haben wir die Verbindung unterbrochen.“ Augenblicklich ließ Chianti den Arm sinken, holte hastig ihr Telefon raus und starrte geschockt auf die Anzeige.

'Kein Netz. SMS konnten nicht verschickt werden.'

Ihr Atmung hatte etwas hohles bekommen, als sie um Luft rang. Etwas leeres, verbrauchtes, was Shinto auch in ihren vergrößerten Augen las, als sie ihn wieder ansah.

„Du... du hast... alles voraus gesehen?“

Er nickte stumm.

„So ziemlich. Darum der Park. Die Lagerhäuser kennen Sie besser als wir und niemand schöpft Verdacht, weil die Pläne für den Park schon länger existieren, als Sie uns auf der Pelle liegen.“

„Die Granate?“

„Einer der Sicherheitsleute, der mich kennt, hat sie in meinem Auftrag rein geschmuggelt und mir gegeben. Ein Gefäß zu besorgen war also mein Anliegen.“

„Aber... wann hast du... das Mädchen?“

„Tja, ich hätte die Granate fast nicht rein packen können wegen Ran. Wäre sie bei mir geblieben, wäre es wohl schwieriger geworden. Insofern, danke, dass Ihr sie vertrieben habt und ich die Vase noch schnell füllen konnte, während ich herkam. Sie sollte eh nur zum Notfall dienen, sollten Sie... etwas voreilig reagieren.“

Innerlich nagte eine unglaubliche Ahnung an Chianti, die sie einfach nicht auszusprechen vermochte.

„Dieses Mädchen... sie hätte also fast deinen Plan...“

„Das wohl nicht, schließlich war sie nicht auf eurer Seite. Ich hatte aber eigentlich erwartet, jemanden zu treffen, der mich anspricht. Einen Spion von euch, der auskundschaften sollte, ob ich ahnte, was ihr vorhattet. Nicht, dass so eine Person mir gefährlich hätte werden können, ich war vorbereitet.“

'Kir! Sie war der Trumpf... den Noir ausgeschaltet hat. Noir hat uns in diese Falle gelockt!'

Kirikas Worte wurden in ihrem Kopf allmählich zur Migräne, ein immer lauter werdender Strom an Prophezeiungen, die sich zu bewahrheiten schienen. Heute würde sie sterben. Ihr Bewusstsein setzte einen Moment aus, gab der unterbewussten Angst vor Noir nach, die sich dann in dem Anblick Shinto's manifestierte. Er brachte ihr den Tod. Auf die eine – direkt durch die Schützen – oder die andere Weise – indirekt, wenn man sie 'nur' verhaften und dann verurteilen würde. So oder so, das Todesmädchen hatte recht behalten. Diese Erkenntnis schließlich überfiel sie und ließ sie die Waffen strecken.
 

„Sagen Sie...“, begann Shinto erneut, als Chianti ihm keine Antwort mehr geben wollte.

„Ich würde gerne auf meine Frage zurück kommen.“

„Welche Frage?“, meinte sie nur monoton, desinteressiert.

„Woher wissen Sie, wer ich wirklich bin? Das ist nicht unbedingt... offensichtlich, meine ich.“

„Ach... du weißt es nicht... hm...hmhm... hah hahahahaahahah.“ Es begann eine kurze Lacharie, die den Eindruck erweckte, Chianti sei verrückt geworden. Das Lachen des verzweifelten, der die Welt nicht mehr verstand. Der sie aber auch nicht mehr ändern konnte und dem nichts blieb, als über sie zu lachen.

Als sie sich wieder beruhigte, senkte sie den Kopf, schüttelte ihn mit geschlossenen Augen, ließ den Schmetterlingsflügel vor Shinto's Auge wandern.

„Du brauchst nicht alles zu wissen, Kleiner. Akzeptiere, dass auch du Grenzen hast. Sagen wir einfach... wir haben ungeahnte Quellen.“

„Quellen?“
 

„Sie hat schon Recht, Shinto.“, tönte es plötzlich aus Richtung vom Hintereingang der Halle, an der sich ein dunkler, nicht auszumachender Schatten zeigte. Einer der Söldner erhob das Wort.

„Herr Kanin. Achtung, Männer, der Boss!“

Chianti und Shinto blickten beide schockiert in Richtung der Tür, die halb offen stand.

„Diese Leute haben tatsächlich einen ähnlichen Fall in ihren eigenen Reihen. Unabhängig davon, bin ich sehr stolz auf dich. Dein Plan hat mehr als nur ausgezeichnet funktioniert und wir können es nun gemeinsam zu Ende bringen...

mein...

Sohn.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  R3I
2011-12-04T18:54:51+00:00 04.12.2011 19:54
Hmm, Shinto ist also Kanin's Sohn. Damit hab ich jetzt auch nicht wirklich gerechnet, aber richtig überrascht bin ich nicht. Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum! ^^
Stutzig macht mich nur die Aussage von Kanin: "Diese Leute haben tatsächlich einen ähnlichen Fall in ihren eigenen Reihen." Das ist wohl auch die Quelle von der Chianti sprach. Würde mich mal interessieren wer da gemeint ist!
War wieder mal ein geiles Kap! Und am Donnerstag gehts ja schon weiter!
Bis dahin
Grüße R3I

PS: Ich wünsche dir auch noch einen schönen 2. Advent und einen fleißigen Nikolaus! Deshalb Schuhe putzten nicht vergessen! ;D
Von:  Vertschl
2011-12-02T19:47:37+00:00 02.12.2011 20:47
Mein Sohn? Oha..
Das war eine Wende mit der ich nicht gerechnet habe.
weiter so ;)
Von:  fahnm
2011-12-01T22:47:38+00:00 01.12.2011 23:47
Klasse Kapi^^
Das ist mal ein Ding.
Shinto ist der Sohn von Kanin.
Das wird immer besser.

Ähm ich will dich nicht kritisieren oder so.
Aber einige Abschnitte wiederholen sie im Kapi


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