Zum Inhalt der Seite

Nachtglitzer

AltairxAlena
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 12 – Fieberträume

Kapitel 12 – Fieberträume
 


 

Sie war froh, dass Doran ihr den Weg hinauf auf die Burg half, denn alleine wäre sie wohl doch nicht so weit gekommen, wie sie zunächst angenommen hatte. Auch die Schmerzen schienen immer schlimmer anstatt besser zu werden. Ihr Griff klammerte sich stärker in Dorans weißes Gewand. Den kleinen steinigen Hügel hinauf zum Burgtor war wohl das Schlimmste des ganzen Weges. Alena konnte nicht verhindern, dass sie schmerzhaft aufkeuchte und in die Knie ging. Sie konnte nicht mehr!
 

Nur dank Doran prallte sie nicht hart auf den Steinen auf. „Gleich hast du es geschafft.“ Seine Stimme drang beinahe wie ein Flüstern zu ihr herüber. „Nein“, sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mehr.“ Und das meinte sie vollkommen ernst. Ihre Umgebung drehte sich bereits und mittlerweile wurde sie immer mal wieder dunkel. Auch Dorans Worte hörte sie nur aus einem dichten Nebel zu ihr durchdringen. Sie spürte seine eine Hand um ihre Hüfte, während die andere ihren Oberarm hielt. Sein Gesicht, das unter der Kapuze nur halb hervorschaute, verzerrte sich und verschmolz mit der Umgebung. Seine nächsten Worte bemerkte sie nicht mehr, denn abermals verdunkelte sich ihre Umgebung und wurde nicht mehr heller. Ihr Körper erschlaffte und nur wegen Doran fiel sie nicht zu Boden. Dass sie von dem Assassinen hochgehoben und zur Burg getragen wurde, daran würde sie sich nicht mehr erinnern, wenn sie wieder erwachte.
 

Das Nächste was sie erst wieder bemerkte, war der kühle Lappen auf ihrer Stirn. Leise Stimmen drangen an ihr Ohr und schienen sich zu unterhalten. Außerdem fühlte sie unter ihren Fingern Stoff. Sie schien auf dem Bauch zu liegen. Ihre Augenlider flatterten, ehe sie es schaffte, die Augen zu öffnen. Das erste was sie sah waren Doran und Altair, die an der Wand gelehnt mit herunter gelassener Kapuze sich leise unterhielten. Alena bewegte sich nur ein kleines bisschen, um auf der Seite zu liegen, doch sofort verstummte das Gespräch und die beiden Männer sahen zu ihr herüber. Schwer atmend schlug sie die Decke beiseite, die über ihrem Oberkörper lag. Ihr war so warm! Ein Schatten über ihr ließ sie langsam den Blick heben. Aus glasigen Augen sah sie zu dem anderen auf. „Lass die Decke, wo sie war“, bestimmend breitete der Assassine wieder die Decke über ihr aus. „Warm“, raunte sie mit rauer Stimme. Altair sah zu ihrem Gesicht auf. „Du hast Fieber, Weib“, war seine knappe Erklärung dazu. „Ich hole dir etwas Suppe.“ Doran, der noch immer an der Wand gelehnt stand, wartete bis Altair das Zimmer verlassen hatte, ehe er sich von der Wand abstieß und an das Bett heran trat.

„Wir müssen deine Wunden versorgen, sonst entzünden sie sich noch schlimmer.“ Erst jetzt bemerkte Alena, dass er eine dunkle Schale in den Händen hielt, in der sich eine braune zähflüssige Salbe befand. Sie nickte, zu protestieren oder diskutieren hätte sie zurzeit einfach nicht geschafft. „Danke“, sagte sie stattdessen und schloss die Augen. Sie hörte das Rascheln von Stoff, als Doran sich an ihr Bett kniete. Sie spürte die Kühle, die ihren Rücken streifte, als er die Decke beiseite schlug. Ihr Gewand war noch immer vom Nacken bis hinunter zum Rücken aufgerissen, so war es ein leichtes für Doran, die Salbe auf ihren Wunden zu verstreichen.

Alena krallte sich keuchend in das Kissen unter ihr, als die kühle Creme ihren Rücken berührte. „Doran“, keuchte sie vor Schmerzen. Die Creme, die anfangs angenehm kühl war, wurde langsam immer wärmer. Was war das? Instinktiv wollte sie sich erheben und von Doran wegrutschen. „Liegen bleiben, Weib!“, meinte er bestimmend und drückte sie zurück auf das Bett.

Sie war mehr als froh, als Doran die Schale endlich beiseite stellte. Immer mehr verschwamm die Umgebung um sie herum. Ob das nun an der Salbe lag oder nicht, vermochte sie nicht zu sagen. Die Wärme, die von ihrem Rücken ausging, breitete sich langsam in ihrem ganzen Körper aus. Schwärze umfing sie, als sich ihre Augen schlossen.
 

Sie schlief bereits, als er wiederkam. Lautlos stellte er die Schale mit der Suppe beiseite. Doran lehnte an der Wand dem Bett gegenüber. Ohne ihn weiter zu beachten, kniete er sich neben die schlafende junge Frau. Sie war anders. Jedes andere Weib hätte geheult und geschrien. Sie jedoch verzog lediglich das Gesicht und versuchte, so wenig wie möglich zu jammern. Aber dumm war sie, wie es jede Frau war. Hätte sie sich nicht eingemischt, dann müsste sie nun nicht mit Fieber hier liegen.

„Faruk hat ganz schön zugeschlagen“, ertönte Dorans leise Stimme neben ihm, was Altair einfach nur mit einem Nicken quittierte. Ja das hatte er. Es war bekannt, dass er etwas gegen Alena hatte. Sie selbst hatte ihm ebenfalls schon gesagt, dass Faruk etwas gegen sie hatte. Ein Grund mehr für sie, sich nicht einzumischen.

Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn, die Hände hatte sie noch immer verkrampft in das Laken gekrallt.

Seufzend beugte er sich vor, drehte sie vorsichtig so, dass er ihren Oberkörper in eine senkrechte Position bringen konnte. Mit seinem Arm und Oberkörper hielt er sie aufrecht, während er mit seiner freien rechten Hand nach der Schale griff. Sie schien nicht einmal richtig wahrzunehmen, was gerade passierte. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust. Sachte rüttelte er sie, wartete bis sie ihre Augen öffnete. „Was…?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. „Trink.“ Die warme Brühe würde ihr helfen, wieder zu Kräften zu kommen. Die Hälfte trank sie, ehe sie ihm mit einem Kopfschütteln signalisierte, dass sie nichts mehr haben wollte. Dann war sie auch schon wieder in den unruhigen Schlaf abgedriftet. Doran übergab Altair einen kühlen Lappen für ihre Stirn. „Ich werde nach Azrael schicken lassen. Nicht dass sie uns noch wegstirbt“, meinte er mit einem kurzen Blick auf Alena. „Tut das, Bruder.“ Doran nickte, ehe er leise wie ein Schatten die Kammer verließ.

Er selbst könnte auch gehen, immerhin schlief sie und er war nicht für sie verantwortlich. Und dennoch, er konnte sie nicht so einfach alleine lassen. Al Mualim verweigerte, ihm in nächster Zeit einen Auftrag zu geben. Auch große Männer brauchen gelegentlich etwas Ruhe. Völliger Blödsinn – nur wenn er tötete, konnte er sein was er war. Seufzend fuhr er sich mit einer Hand über das Gesicht.

Seinen Rang als Assassine hatte er soweit wiederhergestellt. Noch einmal würde ihm ein solch schwerwiegender Fehler nicht passieren. Dafür würde er sorgen.
 

Als sie ihre Augen öffnete, war das Erste, das sie sah, die Kerze, die auf einem kleinen Tisch etwas weiter weg neben dem Bett stand, auf dem sie lag. Wie lange hatte sie geschlafen? Einen Tag? Ein paar Stunden? Sie wusste es nicht, nur dass es draußen bereits dunkel war. Langsam wanderte ihr Blick durch die Kammer. Sie war etwas erfreut, als sie bemerkte, dass niemand anwesend war. Niemand sollte sie so sehen.

Krächzend stemmte sie sich in eine sitzende Position, auch wenn ihr Rücken unangenehm pochend protestierte. Gedankenverloren fuhr sie mit einer Hand über ihren Oberarm. Sie hatte einen seltsamen Traum. Altair war in ihrem Zimmer gewesen und hatte sie gepflegt. Hin und wieder hatte er mit seiner Hand über ihr Haar gestreichelt – oder auch über ihren Arm. Unsinn, schalt sie sich selbst. Warum sollte er das auch tun? Sie kannte ihn nicht und er sie nicht. Aber ein schöner Traum war es trotzdem gewesen und es war, als könnte sie seine Berührung noch immer auf ihrem Körper fühlen.

Sie sehnte sich nach jemandem, der sie einfach mal in den Arm nahm, sie tröstete und stärkte. Ihre Familie war bisher ihr einziger Halt gewesen, doch diese wurde ihr genommen. So wie ihr alles genommen wurde. Leicht schwindelte es ihr, als sie sich vollends erhob. Mit einer Hand musste sie sich an der kühlen Wand abstützen. „Was tust du da, mein Kind?“

Überrascht hob sie den Kopf. Eine Bewegung, die sie vielleicht besser gelassen hätte, denn wieder begann sich die Kammer um sie herum zu drehen.
 

Azrael trat vollends in die kleine Kammer ein. Dicht gefolgt von Altair, der seine Kapuze wieder einmal tief ins Gesicht gezogen hatte. Mit zusammengefurchten Augenbrauen betrachtete er das Weib. Was tat sie da? Wie dumm konnte ein Weib eigentlich sein? Wütend darüber, dass sie so leichtfertig handelte, trat er an dem Heiler vorbei und packte sie unsanft an den Schultern. Die beschwichtigenden Worte des alten Mannes ignorierte er. Bestimmend drückt er Alena wieder zurück auf das Bett, ihre mehr als schwache Gegenwehr bemerkte er nicht einmal.

„Altair“, erst als Azrael den Assassinen am Arm packte, ließ dieser von Alena ab. „So tut ihr dem Mädchen sicherlich keinen gefallen.“ Schnaubend blickte der Assassinen unter seiner Kapuze zu dem Heiler herüber. „Ich denke, das geht Euch nichts an.“ Der alte Heiler lächelte kurz. „Ich denke schon. Immerhin bin ich wegen ihrer Gesundheit hierher geschickt worden.“ Damit ließ er Altair stehen und wandte sich an Alena, welche noch immer leicht perplex auf dem Bettrand saß. „Wie fühlst du dich?“ „Gut“, ihre Stimme klang noch immer rau und belegt.

Der Heiler nickte, ehe er ihr eine Hand auf die Stirn legte und ihre Augen untersuchte. „Das Fieber scheint besser zu werden. Nun lege dich doch bitte hin.“ Alena gehorchte ohne Widerworte. Konzentriert begutachtete Azrael die Striemen auf ihrem Rücken. „Du solltest dich noch einige Tage schonen“, riet er Alena dann, die jedoch prompt den Kopf schüttelte. „Ich kann nicht“, flüsterte sie heiser.

Azrael sah zu Altair herüber. „Ihr solltet dafür sorgen, dass sie sich nicht anstrengt, Altair.“ Der Assassine nickte lediglich. „Ich lasse noch eine Salbe hier, aber mehr kann ich leider nicht tun. Gegen das Fieber muss sie selbst kämpfen.“
 

Alena erschrak leicht, als Altair plötzlich in ihrem Sichtfeld erschien, hatte sie doch angenommen, er hätte zusammen mit Azrael die Kammer verlassen. Unschlüssig sah sie zu ihm auf, ehe sie rasch wieder weg sah. „Hast du Hunger?“ Altairs dunkle, raue aber nicht unangenehme leise Stimme verschaffte ihre eine Gänsehaut. „Nein. Danke.“ Der Assassine ließ sich an der Wand neben dem Bett in die Hocke gleiten. „Du solltest schlafen.“ Alena nickte. Ja, das sollte sie vielleicht tun, immerhin konnte sie es sich nicht leisten, krank zu sein. Es graute ihr vor Al Mualim, und dem was er mit ihr tun könnte, wenn er dachte sie sei kränklich. Ob er sie töten würde? Eines Tages, wenn sie ihm eine Last wurde?

Kopfschüttelnd schloss sie die Augen. Sie hoffte nicht.

Altair wartete, bis ihre Atmung ebenmäßig war. Erst dann wandte er den Blick, den er zuvor starr auf die Tür gerichtet hatte, zu Alena. Das Fieber schien langsam besser zu werden, was man von den Striemen auf dem Rücken jedoch nicht behaupten konnte. Sicherlich würde sie einige Narben davontragen, die man jedoch nicht stark sehen würde, vorausgesetzt sie würde sich in den nächsten Tagen noch schonen. Pflichtbewusst war sie, aber wieso schien sie so vernarrt in die Arbeit zu sein? Sie sollte froh sein, das man ihr einige Tage der Ruhe gönnte.

Seine Hand strich wie von selbst eine ihrer Haarsträhnen zurück, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Die Tür schwang leise quietschend auf, sodass Altair rasch seine Hand zurückzog. Gefühlsduseleien konnte er sich nicht leisten.

Altairs Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen, während er Doran knapp zunickte. Der Assassine schien sehr besorgt um Alena zu sein. Generell verbrachte er viel Zeit in ihrer Nähe und aus irgendeinem unerfindlichen Grund störte ihn das. Es war absurd, aber es störte ihn. Doran war es auch gewesen, der Alena auf die Burg gebracht hatte. Etwas an dem Anblick der bewusstlosen Frau in den Armen seines Bruders hatte ihn wütend gemacht. Doran sollte sie nicht berühren, sie am besten nicht einmal zu lange ansehen. Der Gedanke, dass sie sich vielleicht sogar gut verstanden, wenn sie alleine waren machte ihn rasend.
 

Kopfschüttelnd erhob er sich und verschwand widerwillig aus der Kammer. Ein Stunde Training war genau das, was er jetzt brauchte. Langsam schien er verrückt zu werden. Er würde warten, bis Doran sich schlafen legte, erst dann würde er noch einmal nach Alena sehen. Er musste einfach wissen, wie es ihr ging. Wütend auf sich selbst begann er im Hof eine lange Reihe von Schwertabläufen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück