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Waver In The Darkness

Togainu no Chi
von

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The Savior

Na großartig, jetzt hatte er auch noch Halluzinationen... Der Hunger, die Schmerzen und der Hass auf Shiki machten ihn wohl wahnsinniger, als er es eigentlich erwartet hatte.
 

„Akira!“, sprach der blonde Junge ihn an, doch der Ältere reagierte nicht. Er sprach doch mit keiner Einbildung... So weit kam es noch. „Akira, was ist passiert! Du bist voller Blut!“ Die Kleidung der Halluzination entsprach genau der, die Rin immer getragen hatte, als er noch an Igura teilgenommen hatte: kurze Hosen mit einem Schottemuster, das sich auch an den Ärmeln des schwarzen T-Shirts wiederholte. Aufgrund der Kälte trug dieser Rin allerdings noch eine schwarze Jacke über seiner Kleidung. Doch erst als er sich näherte, sah Akira ihn noch ein weiteres Mal an. Es war völlig abwegig, dass Rin nach Toshima zurückgekehrt war. Er war in Behandlung und da würde er so schnell nicht herauskommen. „Humbug...“, knurrte er leise der Einbildung entgegen, die allerdings plötzlich vor ihm stand und eine Hand an seine Wange legte, um das mehr oder weniger frische Blut von ihr zu wischen.
 

Allmählich begann Akira daran zu zweifeln, dass es sich bei diesem Rin wirklich um eine reine Einbildung handelte. Die Berührung war zu real. Nein, dies konnte einfach keine Einbildung sein.„Rin...?“, kam es leise von ihm und der Blonde sah ihn fragend an. Ja, es war tatsächlich Rin, der ihn ansah, in berührte und zu ihm gesprochen hatte! Es war wirklich Realität! Akira fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn er seine Freude nicht zeigen konnte, so hätte er sich nie erträumen lassen, so glücklich über die Begegnung mit dem Jüngeren zu sein.

Erneut tropfte Blut von der Decke, dieses Mal jedoch direkt auf die Hand des Jüngeren, die immer noch die Blutstriemen von seiner Wange strich, woraufhin Rin zuerst zusammen zuckte, dann nach oben sah und einen Moment später einen entsetzten Schrei von sich gab. „KEISUKE!“ Der Blonde taumelte sofort einige Schritte nach hinten und ließ sofort von der grausamen Leichenschau ab. „Wer war das?“, brachte er schockiert heraus. Nur mit Mühe konnte er ein Zittern verhindern.
 

„Shiki...“, murrte Akira leise und hatte erneut mit einem Würgereiz zu kämpfen, doch mehr als ätzende Säure kam nicht mehr raus. „Hilf mir, mich aufzusetzen...“, bat er den Blonden geschwächt, einerseits um ihn etwas von dem Toten an der Decke abzulenken, andererseits wollte er endlich kein weiteres Blut mehr in seinem Gesicht spüren müssen.
 

Rin nickte zögerlich, näherte sich ihm allerdings nur langsam. „Das fängt ja gut an...“, murmelte er leise vor sich hin, während er es nur mit Mühe schaffte, den Älteren aufzurichten.
 

„Warum bist du hier?“ Akiras kühle Augen musterten den Blonden, doch dieser wollte ihm nicht sofort antworten. Stattdessen forderte er zuerst seine eigenen Antworten ein.

„Im Gegenzug kann ich dich fragen, was mit dir passiert ist.“, gab er beinah trotzig von sich, doch der Ältere sah, dass er selber auch mit der Leiche an der Decke zu kämpfen hatte. Sie beide hatten schon so einiges gesehen, aber Keisuke war ihr Freund und dies machte die Sache brutaler, als bei unbekannten Personen.
 

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Irgendwie muss Shiki es geschafft haben, mir Drogen einzuflößen und dann weiß ich bis auf etwa eine Stunde nichts mehr. Ich kann mich kaum bewegen vor Schmerzen. Dieser komische Junge von Arubitoro kam vorhin und legte mir den Zettel dort zusammen mit dem SOLID hin. Shiki ist irre... Ich habe keine Ahnung, was der Dreckskerl mit mir gemacht hat, als ich die Drogen intus hatte... Vielleicht steckt in dem Essen auch nur reine Droge und er wartet nur drauf, dass ich es zu mir nehme, damit er fortfahren kann... Ich weiß es nicht.“ Akira seufzte genervt. Dieses Arschloch ging ihm gewaltig gegen den Strich.
 

Rin hatte das SOLID-Päckchen in die Hand genommen, um es genauer zu betrachten, bevor er schließlich eine erste Einschätzung abgab. „Für mich sieht es nicht so aus, als hätte jemand den Inhalt ausgetauscht oder irgendetwas hinzugetan. Vielleicht will er dich einfach nur damit aufziehen... Keine Ahnung, was in seinem Hirn momentan vor sich geht. Beziehungsweise war das noch nie wirklich nachzuvollziehen.“
 

„Hm...“, stimmte Akira ihm zu. Das Sprechen fiel ihm immer noch schwer, vor allem schmerzte es, aber die Tatsache, dass der Blonde nun in seiner Nähe war, verbesserte die gesamte Situation wenigstens etwas. „Nun aber zu dir, Rin.“, fing er erneut an. „Du sollst doch gar nicht hier sein! Was tust du also hier?“

Der Jüngere legte das kleine Päckchen zurück auf das blutverschmierte Bett, bevor er antwortete. „Ich... Ich will das selbe wie du...Shikis Tod.“

„Das selbe wie ich?“, wiederholte Akira leise, die Stirn in Falten gelegt. „Du hast doch gar keine Chance gegen den Kerl. Das weißt du doch ganz genau... Außerdem ist deine Wunde nicht vollständig verheilt, Rin, das ist dein Tod, wenn du nicht umkehrst!“, knurrte der Blauäugige nun doch verärgert.
 

Doch Rin ließ nicht von seinem Vorhaben ab und fuhr energischer und entschlossener als zuvor fort. „Ich habe genug Schmerztabletten und Verbände dabei, ich kann laufen und für meine Dolche brauche ich mein Bein nicht. Außerdem hast du es auch noch nicht geschafft, Shiki zu töten, also halte mir jetzt keinen Vortrag! Du kannst froh sein, dass ich hier bin.“
 

Irgendwo hatte der Blonde sicherlich recht, aber für Akira stand für den Jüngeren eine viel zu große Gefahr im Raum.
 

„Hier.“ Verwundert sah der Größere zu Rin, dann zu seiner Hand, in der er irgendetwas kleines hielt. Waren das Tabletten? „Gegen deine Schmerzen, wir wollen doch, dass du bald wieder auf den Beinen bist.“ Es waren nicht die Tabletten, die ihn zögern ließen, sondern eher das strahlende Gesicht, das ihm nun entgegen blickte. Was sollte das? Bisher hatte er nie verstanden, wie der Andere derartige Stimmungswechsel haben konnte. Wie konnte er in so einer Situation Grinsen? Keisukes Leiche hing an der Decke und der Jüngere grinste!
 

In Akira zeigte sich für dieses Verhalten nur Unverständnis. „Du musst hier keine Show abziehen.“, murrte er leise, beließ es dann aber dabei. Sollte Rin mit seinem Gesicht machen was er wollte, es ging ihn im Grunde nichts an.

„Sei du lieber mal ein bisschen netter, Akira! Sei froh, dass ich hier bin.“ Die Lippen des Jüngeren bildeten sich für einen Moment zu einem Schmollmund, ehe sie sich wieder zu einem breiten Grinsen verzogen. „Na nimm, ich habe extra die stärksten Tabletten mitgenommen, die ich finden konnte.“ „Mitgenommen?“ Argwöhnisch hob Akira eine Braue und musterte den Jungen, ließ jedoch gleich wieder von ihm ab und nahm die zwei angebotenen Tabletten.
 

„Hier.“, sagte Rin erneut, hatte nun aber eine kleine Wasserflasche herausgekramt und hielt ihm diese ebenfalls entgegen. „Zum Runterspülen, die Tabletten sind echt scheußlich.“
 

Normalerweise hätte der Hellhaarige die Tabletten so genommen, aber sein Mund fühlte sich trocken an und sein Hals schmerzte bei jedem Schluck, so dass ihm keine andere Wahl blieb, als das Wasser anzunehmen und mithilfe dessen die Schmerzmittel herunterzuwürgen.
 

„Die helfen relativ schnell, ich hoffe nur, dass sie auch so schnell wirken, dass wir rechtzeitig hier abhauen können. Wenn Shiki hinter all dem steckt, dann wird er sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.“
 

„Hm.“, antwortete Akira wieder einmal. Mehr wollte er jetzt nicht sagen. Zu sehr waren seine Gedanken wieder auf Shiki und Kau gerichtet. Er wollte endlich Antworten haben. Antworten, die er wohl nie bekommen würde...
 

Eine Weile herrschte reine Stille im Zimmer. Der Hagelschauer hatte mittlerweile aufgehört, nur der starke Wind schien sich noch standhaft zu halten.
 

„Wie hast du mich eigentlich gefunden?“, kam die Frage mit einem Mal von Akira. Wenn er schon auf so viele Fragen keine Antwort bekommen würde, dann wenigstens auf diese eine. Rin, der sich ebenfalls in seiner Gedankenwelt befunden hatte, zuckte kurz auf und brauchte einen Moment, ehe er die Frage in seinem Kopf rekonstruiert hatte und darauf antworten konnte.
 

„Als ich ankam, lief mir Kau über den Weg. Ich hatte keine Ahnung, wo ich meine Suche beginnen sollte, also bin ich ihm gefolgt, in der Hoffnung, dass Shiki sich wieder bei Arubitoro befand. Als Kau dann wieder verschwand, habe ich nachgesehen, was er gemacht hat und dann lagst du hier.“, erzählte der Jüngere schnell, ehe er unwillkürlich nach oben blickte. Der Ältere wollte seinem Blick nicht folgen. Er konnte den Anblick seines besten Freundes nicht ertragen.
 

„Wollen wir ihn nicht wenigstens darunter holen?“, kam es zaghaft von dem Anderen, ehe wieder eine Minute des Schweigens eintrat. Beide wollten den Toten nicht in einem derartigen Zustand zurück lassen, andererseits war es auch kein Vergnügen einen leblosen, von Blut durchtränkten Körper anzufassen.

„Hm...“ Akira wollte Keisuke nicht ansehen, er wollte nicht sehen, wie sehr er auch nach seinem Tod noch geschändet worden war, aber noch weniger wollte er, dass man ihn dermaßen präsentierte.
 

„Helfen die Tabletten denn?“ Rins Blick ruhte nun erneut auf dem Anderen. Sein falsches Grinsen war wieder verschwunden und durch eine ernste Mimik ersetzt worden. „Alleine bekomme ich ihn nicht da herunter...“
 

Tatsächlich fühlte Akira sich wieder im Stande, sich einigermaßen zu bewegen. Natürlich waren die Schmerzen und die Schwere seines Körpers noch vorhanden, dennoch hielten sie ihn nun nicht mehr konstant an einem Punkt fest. Ob es allerdings reichen würde, um Kraft anzuwenden, konnte er im Moment nicht sagen.
 

„Kannst du aufstehen?“, Rin hielt ihm seine Hände zur unterstützenden Hilfe hin und tatsächlich schafften sie es zusammen, Akira wieder auf die Beine zu hieven. „Gut... Ich binde ihn von da oben los und du fängst ihn auf, so gut es geht?“

„Wird ja wohl nicht anders gehen, oder? Hauptsache er ist von da oben weg...“ Dem Größeren war gar nicht wohl bei dem Gedanken, an das Bevorstehende.
 

Auch in Rins Gesicht fand er in diesem Moment nur einen Ausdruck, den er wohl aufsetzte, wenn er mit sich selber einen inneren Kampf austrug. Erst als er diesen wohl entschieden hatte und seine Züge selbstsichere wurden, stieg er auf das Bett, um an die Schnüre nach oben zu gelangen. Nur mit Mühe konnte er sein Gewicht auf den Zehenspitzen ausbalancieren, während er die erste Fessel an dem linken Fuß lockerte und dieser mit einem Mal nach vorne glitt und wie ein Stück Gummi in ungefestigten Bahnen hin und her schwank. Als Rin sich am nächsten Fuß zu schaffen machte, stieg Akira neben ihn auf das Bett und legte seine Hände an die Hüfte des Toten. Dies kostete ihn mehr Überwindung als er dachte. Es war nicht einmal das Blut, das ihn im ersten Moment zurückweichen ließ, viel mehr war es der erkaltete Körper und die feuchte, blutgetränkte Kleidung.
 

„Hm?“ In Akira keimte im Augenblick der Berührung ein Gedanke auf, den er allerdings nicht beenden konnte, da ihm der tote Körper auch schon entgegen kam und er zu tun hatte, die Last auf seinen Händen und seiner Schulter , auf denen er Keisuke stützte, halten zu können. „Rin...mach hin, ich kann ihn nicht lange halten... Meine Kraft reicht dafür noch gar nicht aus...“ „Ist gut.“, gab der Jüngere zu verstehen und war auch sofort mit den Fesseln an den Händen beschäftigt. Zuerst die rechte Hand, danach die linke. Keisukes Körper gab endgültig nach und Akira konnte ihn nicht mehr halten, als er ihm nach vorne wegrutschte und er selber auf dem Bett seinen Halt verlor. Unsanft landete er wieder auf dem Bett. Direkt auf ihm lag der kalte, schwere Körper seines toten Freundes...
 

Er schluckte. Neben seinem eigenen Kopf, starrten ihn blutige Augenhöhlen an. Um dies zu wissen, musste er ihn nicht einmal genau ansehen, es reichte ein kurzer Blick aus den Augenwinkeln und schon überkam ihn wieder die bekannte Übelkeit, die ihn einmal mal in dieser Nacht nur Säure erbrechen ließ und ihm das Gefühl gab, seinen Rachen und die Speiseröhre endgültig geschädigt zu haben.
 

„Alles okay bei dir?“ Rin hatte Keisuke an den Schultern gepackt und zur Seite gerollt, sodass der Andere wieder frei war. Doch wirkliche Besserung versprach der neu gewonnene Zustand nicht. „Shiki wird dafür leiden...“, würgte der Ältere mit ekelerregten Gesicht hervor, ehe er sich von dem Toten weg drehte und wieder spie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Haruma-kun
2011-07-27T08:33:13+00:00 27.07.2011 10:33
OMG! Wie toll! Mal wieder >w<
Voll spannend!
Und mitgenommen? heißt mitgenommen geklaut? xD
Aber echt der pure Wahnsinn wie gut du schreibst...bravo


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