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Beautiful Doll

Die Wahrheit ist zu schön...
von

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Der unendliche Schmerz

Er bereitete sich mental auf den nächsten Song vor. Gleich würde es soweit sein. Tiefes Durchatmen. Er hob die Arme, schloss die Augen, zählte die Sekunden und wartete auf sein Zeichen- vergeblich. Langsam öffnete er seine Augen wieder und starrte verwirrt in die Gesichter, seiner Bandkollegen. "Was zum...?", dachte er. Seine Arme sanken auf seinen Schoß. "Was ist denn los?", zischte er Toshiya zu, der ihm am nähesten stand. Dieser sah weg. Noch mehr Verwirrung machte sich in seinem schönen Kopf breit. "Scheiße, was soll das denn?? Die!", knurrte er zur anderen Seite. Dieser legte den Zeigefinger auf die Lippen und sah ihn kopfschüttelnd an. Wilde Gedankensprünge sausten durch sein Hirn. Was soll das? Wieso hören wir auf? Was ist denn los?

Kyo stand mit dem Rücken zu ihm. Das Mikro in der Hand wandte er sich den Fans zu. "Entschuldigt bitte... Heute ist ein ganz besonderer Tag für Dir en Grey. Heute möchte einer von uns etwas wichtiges loswerden. Also seid bitte still und wartet ab, hört einfach zu. Es tut uns wirklich leid, dass das Konzert dadurch unterbrochen wird, aber es ist wirklich wichtig. Toshiya? Bitte!" Kyo neigte seinen Kopf und hielt dem Bassisten das Mikrofon hin. Dieser kam auf ihn zu und ergriff es. Seinen Bass legte er vorsichtig auf den Bühnenboden. Das anfängliche Gekreische der Fans verstummte abruppt. "Ja...", begann Toshiya vorsichtig. Sein Herz raste und seine Hände zitterten. "Wie Kyo bereits angekündigt hat, muss ich heute einfach etwas los werden... Es belastet mich schon seit einiger Zeit." Er drehte sich halb um. "Es geht um ihn!" Er zeigte auf den völlig verwirrten und verängstigten Shinya! Was hatte er getan? Was war denn überhaupt los? Shinya umklammerte seine Drumsticks und starrte Toshiya und die Fans abwechselnd mit weit aufgerissenen Augen an. "Wa- was... I- ich?", brachte der wunderschöne Drummer heraus. Toshiya nickte, er hatte die zarte Stimme vernommen. "Es geht um- um dich, Shinya.. Ich muss dir ganz dringend etwas sagen. Wir sind schon so lange Freunde, die besten Freunde, haben viel durch gemacht und ich hab dich immer so sehr geärgert. Das tut mir wirklich leid. Ich habe es nie ernst gemeint. Und das wichtigste, was ich dir sagen wollte: Scheine, Engel, und strahle. Nur du zeigst mir den richtigen Weg. Du musst wieder fliegen! Du bringst Hoffnung und Licht. Dein Glanz macht uns schön in dunklen Zeiten. Engel, weine nicht... Ich weiß es ist schwer mit gebrochenen Flügeln zu fliegen, doch du musst es tun. Tu es für uns und tu es für mich. Du bist das Licht in der Dunkelheit, die mein Herz umgibt. Scheine, Engel, und strahle. Nur du zeigst mir den richtigen Weg. Dein Glanz macht uns so schön. Doch niemals so schön wie du! Shinya, mein Engel: Aishiteru!"

Eine Träne fiel auf den Boden. Eine weitere zerbrach auf weißer Haut. Wunderschöne Augen starrten den jungen Mann an, der vor ihm stand. Im Rücken die aufschreienden und ebenso entsetzten Fans. Das einzige was Shinya noch wahrnahm, war das Klopfen seines Herzens. Es ging viel zu schnell. Er konnte es einfach nicht glauben. Was hatte Toshiya, sein Toshiya, da gerade gesagt?

Mit einem lauten Schrei wachte er auf. Schweißgebadet starrte er auf seine zerwühlte Decke. Seine Hand schnellte an seinen Kopf. Was war passiert? Verwirrt sah er sich um. "Achso... Nur ein blöder Traum.", flüsterte Shinya, als ihn aufeinmal die Tränen überkamen. Er zog die Beine an und weinte. Er wusste nicht genau wieso, doch er weinte. Oft wusste er nicht, was in seinem Innern vorging. Oft wusste er nicht, was er eigentlich fühlte. Doch eines wusste er sicher- niemals durfte sein Geheimnis entdeckt werden. Niemals durfte jemand davon erfahren...

Nach einiger Zeit, in der er einfach nur geweint hatte, sah er auf seinen Wecker. Drei Uhr morgens. Er war hellwach, was sollte er also tun? Shinya stand auf und ging ins Bad. Er sah in den Spiegel und erschrack. Er war bleich. Bleich, fast weiß. Seine Hand fuhr über seine Wange. "Was ist bloß los mit mir?", fragte er sich. Der schöne Junge drehte den Wasserhahn auf und trank einen Schluck. Als er wieder aufsah, lief ein Tropfen des kühlen Nasses über sein Kinn und tropfte ins Waschbecken. Er konnte den Aufprall des Tropfens förmlich hören und sah aus den Augenwinkeln, wie in Zeitlupe, den kleinen -in winzige einzelne, zerbrochene- Tropfen. Auch sein Herz war vor langer Zeit in so kleine einzelne Teile zerbrochen worden. Er fühlte sich elend, dachte an die endlosen Nächte, in denen er tausend Tränen vergossen hatte. Er dachte an die Zeit, in der einfach nur sterben wollte vor Schmerz. Die Gedanken an diese traurige Zeit brachten seine Augen wieder zum brennen. Er versuchte hastig an etwas anderes zu denken, damit die Tränen bloß nicht kamen. Er war halt ein sehr sensibler Mensch und nah am Wasser gebaut. Er durfte nicht weinen, er musste stark sein. Doch wie sollte man sich einem Gegner stellen, vor dem man ein großes, leicht zerbrechliches, Geheimnis hütet? Wie sollte man einem Gegner gegenüber treten, den man über alles liebt?
 

Langsam brach der Tag an und Shinya sah keinen Grund mehr in seinem zerwühlten Bett liegen zu bleiben. Er hatte sich zwar vor einigen Stunden noch einmal hingelegt, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken gewesen. Er musste über zu viele Dinge grübeln. An zu viele Sachen denken, die passieren könnten. An zu viele Dinge, die passieren sollten, es aber wohl nie würden. Es ging ihm einfach zu viel durch den Kopf. In seinem Inneren war schon seit langer Zeit alles kaputt und brüchig. Die Frage war nur, wie lange er das noch durchalten würde.

Die Sonne schien durch das große Fenster des Hotelzimmers und zog schimmernde helle Streifen über den weichen roten Teppich. Wenn Shinya auf einen von ihnen trat, dann spürte er sofort die Wärme und fühlte sich einen Moment lang wohl. Doch sobald er wieder auf die Schattenseite trat versank er in seinen Depressionen. Es war wie ein Fluch. Nicht nur, dass er ihn schon so lange liebte, nein. Er musste ihm auch noch jeden Tag begegnen. Jeden Tag, jeden verdammten Tag. Diese düsteren Gedanken ließen ihn einfach nicht mehr los. Sie drängten sich wie Störenfriede in seinen Kopf und verursachten Kopfschmerzen und Brechreiz in ihm. Ein lautes Klopfen an der Tür ließ den jungen Mann zusammen zucken. Sein Herz raste und seine Stimme zitterte als er "Herein.", von sich gab. Die große Tür wurde aufgestoßen und herein kam- Kaoru. Was wollte er denn hier? Sein Gesichtsausdruck war ernst, er hatte also einen Grund. Der Mann kam auf Shinya zu, ging an ihm vorbei, setzte sich auf das Bett und bot Shinya an sich neben ihn zu setzen. Widerwillig folgte dieser dem Wink während er die Tür ins Schloss fielen hörte. Shinya starrte auf seine Füße. Den Anblick konnte er nach einiger Zeit nicht mehr ertragen und richtete seinen Blick auf einen der hellen Sonnenstreifen auf dem Teppich vor ihm. Kaorus Stimme erklang und zerbrach brutal die Stille in dem großen Raum. "Shinya. Ich sehe, dass dich etwas bedrückt. Und es muss etwas großes, schlimmes sein. Du leidest und das sehe ich. Was ist los? Hast du mit Toshiya darüber geredet?" "Wie könnte ich denn?", schoss es Shinya sofort durch den Kopf, doch diesen Gedanken behielt er selbstverstädnlich für sich. Er sagte nichts, er schwieg, schüttelte nur leicht den Kopf, ließ diesen hängen und krampfte seine eiskalten Finger ineinander. "Dann muss es etwas wirklich schlimmes sein, wenn du nicht einmal Toshiya etwas davon erzählt hast. Hör mal... Er macht sich seine Gedanken und er hat mit mir darüber gesprochen. Es sind nicht die allerschönsten und er hat Angst um dich, weil du in letzter Zeit so verschlossen ihm gegenüber bist. Die ist verdammt nervös, ich bin verwirrt von deinem Verhalten, sogar Kyo macht sich Sorgen um dich, Shinya. Was ist also los mit dir?" Kaoru sah ihm direkt in die Augen und Shinyas Hände begannen zu zittern. Er hatte Angst. Nein, er konnte es niemandem erzählen. Selbst Kaoru nicht und schon garnicht den anderen. Nein, es war zu schrecklich. Einen Schwulen wollten sie bestimmt nicht in der Band und dann würde er das verlieren was ihm mit am wichtigsten in seinem Leben war: Seine Freunde und seine Band! Das durfte er nicht riskieren. Eher würde er sich selbst quälen als die Band aufs Spiel zu setzen. Sein Entschluss stand fest und er rang sich ein Lächeln ab, konnte Kaoru jedoch nicht in die Augen sehen. "Ach, es ist nichts. Es ist wirklich alles in Ordnung. Und nun würde ich mich gerne umziehen. Wenn es dich also nicht stört...", antwortete er und hatte Kaoru zum Teil rasugeschmissen. Schnell erhob sich Shinya und öffnete die Tür. Kaoru ging, wenn Shinya es wollte, dann ging er. Der Chibi schmiss die Tür ins Schloss und hatte einen Zusammenbruch. Fast wäre er vor Kaoru zusammen gebrochen. Doch nun war er weg und Shinya konnte all die Tränen und den Schmerz hinauslassen. Auf der einen Seite der Tür ließ sich Shinya auf den Boden sinken und weinte, schluchzte und weinte noch mehr und auf der anderen Seite lehnte Kaoru und hörte sich all das Leid seines Freundes an. Es brach ihm das Herz, den Jüngsten so zu sehen. Wie konnte er sich selber nur so quälen? Er wusste es nicht, er wusste nicht, was mit Shinya los war. Doch er musste ihm helfen, er wollte ihn doch nicht verlieren... Niemals wollte er Shinya verlieren...
 

Tage vergingen, in denen Shinya verschlossener war als er es ohne hin schon gewesen ist. Er redete mit niemandem, er wollte keinen sehen und mit niemandem zusammen in einem Raum sein. Bei den Proben spürten alle das Widerstreben in ihm, doch er riss sich zusammen und stand jede einzelne tapfer durch. Doch kaum sagte Kaoru dass für heute Schluss sei, flüchtete der jüngste aus dem Raum. Die Tür krachte zu und zurück blieben vier sorgenvolle Mienen. Nach einer dieser besagten Proben, verließ Shinya wieder fluchtartig den Raum und verschwand spurlos. Die sah in die Gesichter seiner Freunde und sie saßen eine Weile schweigend da. Jeder hing seinen Gedanken nach, niemand sprach ein Wort. Doch Die wurde es zu viel. Er sprang auf. "Was ist denn nur los mit ihm? Ich verstehe ihn nicht mehr!" Kaoru sah ihn an. "Beruhige dich. Ich habe versucht mit ihm zu reden, doch es hat nichts gebracht. Ich wurde freundlich von ihm rausgeschmissen." Dass er Shinya bei einem Zusammenbruch erlebt hatte, verschwieg der Leader gekonnt. "Er will also nicht mit dir reden? Wow... Vielleicht sollte Toshiya es mal versuchen, hm? Toshi?", meinte Die. Toshiya starrte auf den Teppichboden vor ihm und nickte dann langsam. Kyo schwieg sich aus. Zu solchen Themen sagte er so gut wie nie etwas, es sei denn es betraf ihn selbst. "Ich werde mal versuchen mit ihm zu reden.", murmelte Toshiya und erhob sich. "Packt ihr meinen Bass weg? Ich fang mal an Shinya zu suchen. Er macht mir wirklich Sorgen...", ergänzte er und verließ auch schon den kleinen Raum. Toshiya brütete über Shinyas derzeitigen Aufentalsort. Er dachte nach. Er grübelte und lief ziellos umher, bis er um eine Ecke bog und auf den Gesuchten stieß. Er saß auf einem Stein und starrte an einen Baum. Überrascht und erschrocken zugleich sah er den Bassisten an. Er blickte zu ihm auf und machte Anstalten aufzustehen. "Nein, Shinya! Bleib, bitte...", sagte Toshiya und kniete sich neben ihn. Shinya wich seinen Blicken aus, verschrenkte seine Finger ineinander und senkte seinen Kopf. "Ich will jetzt lieber gehen, Toshiya...", nuschelte er und drehte seinen Kopf zur Seite. Toshiya rückte näher an ihn heran. "Aber wieso denn? Was ist denn nur los mit dir?", fragte er und streckte seine Hand nach ihm aus, ließ sie jedoch wieder auf seinen Oberschenkel sinken. "Mit mir kannst du doch über alles reden.", versuchte Toshi sein Gegenüber zu überzeugen. Shinyas gesamter Körper spannte sich an. "Ich will jetzt gehen, bitte...", murmelte er wieder, seine Stimme zitterte. Ebenso wie der Rest seines Körpers. Shinya konnte es nicht ertragen in Toshiyas Nähe zu sein. Er konnte seine Wärme nicht ertragen, sein Geruch war für ihn wie giftiges Gas. Seine Presenz war so stark, dass Shinya nur noch den Schmerz fühlen konnte. Den tiefen Schmerz in seinem Herzen. Er konnte es nicht mehr lange aushalten. Wie gerne würde er der Sehnsucht nachgeben Toshiya zu umarmen, wie gerne würde er ihn spüren. Wie gerne würde er Toshiya berühren, seine Hand an seine weiche Wange legen. Doch er wusste, er durfte nicht. Er wusste, er konnte nicht. Er wusste, er würde alles verlieren wenn er es täte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-01-27T13:51:09+00:00 27.01.2011 14:51
Das erste Kapitel hatte mir wirklich gefallen, mir fielen aber noch ein Paar Schreibfehler auf. Siehe hier:

Die Frage war nur, wie lange er das noch durchalten würde.
-Ein h fehlt mehr nicht, kein tragischer Tippfehler.

Jeden Tag, jeden verdammten Tag.
-Ich würde anstatt einem Punkt ein Ausrufezeichen setzen, so würde es ausdrucksvoller rüber kommen.

"Wie könnte ich denn?", schoss es Shinya sofort durch den Kopf,
doch diesen Gedanken behielt er selbstverstädnlich für sich.
-Eine kleine Sache die mich jedenfalls verwirrt hatte, weil du Dialoge sowie Monologe mit den selben Satzzeichen beginnst und beendet, sorgt für verwirrung ein wenig, es war aber gut das du danach erklärtest das Shinya es nur gedacht hatte.

rasugeschmissen
-Und zuletzt noch den kleinen Tippfehler.
Ansonsten war alles In Ordnung, die Geschichte gefällt mir, denn es muss nicht immer nur lemon/lime geben und das schon im ersten Kapitel, die FF ist wirklich besser aufgebaut als andere, sie führt langsam hin zur Problematik. Gefällt mir, sehr.

LG abgemeldet
Von:  SeductionParade
2011-01-07T00:38:22+00:00 07.01.2011 01:38
oh mein gott, ich muss wissen ,wie es weitergeht. Du schreibst so toll ...echt unglaublich !!!
Von:  Kyoumaki1788
2011-01-03T19:12:06+00:00 03.01.2011 20:12
^^ Sehr schön von die in Szene gesetzt, Shinjas Charakter kommt sehr gut zur Geltung.
weiter so.
Von:  Asmodina
2010-12-31T06:47:30+00:00 31.12.2010 07:47
Ein sehr schöner Auftakt; gut geschrieben, bildhaft und steuert langsam auf die Problematik hin. Schreib weiter!


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