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Higher Than Hope

Lasst die Spiele beginnen!
von

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Lasst die Spiele beginnen!

In dieser Nacht schlief Catherine wie ein Stein. Dabei hätte man meinen sollen, dass sie Angst vor der Arena hätte und aus diesem Grund kaum ein Auge zu bekäme. Dem war jedoch nicht so. Finnick, der von Schlaflosigkeit gequält wurde, schaute im Laufe der Nacht immer mal wieder bei seinen beiden Schützlingen rein. Es beruhigte ihn, dass sowohl Catherine, als auch Merlin so gelassen dem neuen Tag entgegen schlummern konnten, obwohl sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon bald sterben würden. Auf seiner nächtlichen Patrouille verfluchte Finnick Mal um Mal das Kapitol und dessen grausame Bestrafung für die Dunklen Tage. Die waren schließlich schon lange her und mittlerweile hatten die Distrikte sich in ihre Sklaverei ergeben. Aufruhr gab es kaum. Und selbst wenn, wurde dieser so schnell eliminiert, dass die meisten Bewohner Panems ohnehin nicht gewahr wurden, dass irgendjemand es gewagt hatte, offen gegen das Kapitol zu rebellieren. Doch tief in seinem Inneren wünschte Finnick sich nichts sehnlicher, als dass die Hungerspiele endlich ein Ende fänden. Leider war er völlig machtlos. Nein, er würde niemals etwas daran ändern können, so viel war sicher. Es gab nicht viel, was er bereute, doch das war eines der Dinge, die ihm nahe gingen. Jahr für Jahr seitdem er seine eigenen Spiele gewonnen hatte, musste er nun mitansehen, wie Jugendliche in den Arenen verheizt wurden. Und das nur, weil Präsident Snow nicht willens war von der Bestrafung abzurücken. Kein Distrikt in Panem hätte überhaupt die Mittel gehabt, den Stuhl des Kapitols zum Wackeln zu bringen.

'Was für eine Schande!', dachte Finnick, nachdem er zum wiederholten Male einen Blick auf Merlin und Catherine geworfen hatte.
 

An jenem Morgen war es den Tributen nicht vergönnt, auszuschlafen. Recht früh weckte man sie, sie bekamen ein letztes Frühstück, für manche die reinste Henkersmahlzeit, und wurden dann aus ihren Quartieren und zu Hoverplanes gelotst, mittels denen man sie zur Arena befördern würde. Zunächst einmal würde jedem von ihnen ein sogenannter Aufspürer in den Oberarm implantiert, damit man die jungen Leute jederzeit auffinden und im Fernsehen zeigen konnte. Nachdem diese Prozedur überstanden war, galt es, die Tribute einzukleiden. Manchmal konnte man schon an der Kleidung erahnen, wie es in der Arena aussah. Allerdings waren die Spielmacher immer für eine Überraschung gut. Das wusste man in Panem allzu genau.

Die beiden Tribute aus Distrikt 4 ließen sowohl das Frühstück, als auch den Weg zu den Hoverplanes ziemlich stoisch über sich ergehen. Dort angekommen verabschiedeten sie sich von Finnick, dem doch recht mulmig zumute war, auch wenn er das unter keinen Umständen zugegeben hätte. Er drückte sowohl Catherine, als auch Merlin kurz an sich, wünschte ihnen viel Glück und versprach, sich um Sponsoren zu bemühen.

„Also, ihr beiden, gebt ja nicht auf, okay?“, beschwor er sie.

Merlin nickte nur. Er sah aus als habe er Kiefersperre und könne nicht sprechen. Catherine allerdings, die auf Finnick um Einiges jünger wirkte als ihre 17 Jahre, mochte ihren Mentor fast nicht loslassen.

„Ich will nicht...“, murmelte sie leise in dessen Kleidung.

Zu ihrer Überraschung strich Finnick ihr beinahe schon sanft über das Haar.

„Ich weiß. Ich auch nicht.“, erwiderte er ebenso leise, „Aber leider haben wir keine Wahl. Also tu dein Bestes und sorg dafür, dass ihr nicht gleich beim Füllhorn schon abgeschlachtet werdet, ja?“

Langsam nickte Catherine.

„Wir werden unser Möglichstes tun.“, versprach sie ihrem Mentor hoch und heilig, hoffend, dass sie dieses Versprechen auch einhalten konnte.

Schließlich ließ Finnick sie los. Er versetzte beiden noch einen letzten Klaps auf die Schulter, dann wurden sie in das Hoverplane gesogen und entschwanden Finnicks Blickfeld. Mit einem besorgten Seufzer wandte er sich zum gehen, während Catherine und Merlin im Inneren des Fluggerätes voneinander getrennt wurden, damit ihnen der Aufspürer implantiert werden konnte. Beide wurden nun langsam nervös. Die Spiele würden in Kürze beginnen. Dann würde sich zeigen, ob sie das Zeug dazu hatten, den ersten Tag zu überleben. Merlin bezweifelte das stark, hütete sich aber, auch nur einen Ton darüber verlauten zu lassen. Obwohl Catherine drei Jahre älter war als er, war sie um Einiges fragiler. Wenn er jetzt das Falsche sagte, würde sie zusammenbrechen und von vornherein aufgeben. Das allerdings war mindestens so verkehrt, wie mit übertriebenem Selbstvertrauen in die Spiele zu gehen. Das Beste was man machen konnte, war eigentlich, abzuwarten und dann weiterzusehen. Noch wussten sie ohnehin nicht, was sie erwartete. Es war also müßig, sich schon jetzt Sorgen zu machen.
 

Nachdem man Catherine den Aufspürer implantiert hatte, trat ihr Vorbereitungsteam ein letztes Mal in Erscheinung, gefolgt von Fitz, der seine übliche, mürrische Miene zur Schau trug. Sobald Catherine auf Beauty Zero gebracht worden war, begnügte Fitz sich damit, ihr Kleider zuzuwerfen. Zuerst Unterwäsche, die eine ähnliche Konsistenz wie Wolle hatte, jedoch nicht daraus bestand. Als eine lange, gefütterte Hose, ein dicker Pullover und eine mit Fell verbrämte und gefütterte Jacke folgten, ahnte Catherine, was auf sie zukommen würde. Kälte. Extreme Kälte. Wofür sonst sollten diese dicken Kleider gedacht sein? Allerdings wagte sie nicht, ihren Verdacht auszusprechen. Stattdessen zog sie sich einfach brav an. Zum Schluss bekam sie ein Paar gefütterter, hoher Stiefel aus Wildleder, die wohl wasserabweisend sein sollten und Handschuhe. Allein beim Gedanken an Schnee schauderte Catherine. In Distrikt 4 schneite es nur selten. Zwar wurde es im Winter ordentlich kalt, doch nie so sehr, dass etwa das Meer zugefroren wäre. Meistens regnete es, manchmal gesellte sich auch Hagel dazu, aber Schnee war eher die Ausnahme, als der Regelfall.

'Wollen wir hoffen, dass die Klamotten niedrige Temperaturen gut abhalten.', dachte sie, während zwei Friedenswächter sie flankierten und zu ihrer Plattform brachten. Von dort oben würde sie in die Arena starten. Wenn sie versuchte, die runde Metallplatte zu verlassen, bevor die Spiele offiziell eröffnet waren, würde es sie in Stücke reißen. Darauf war Catherine jedoch wenig scharf, so dass sie kaum wagte, sich zu rühren, als das Hoverplane ihren Körper auf die Platte senkte. Ein wenig neugierig, aber um ein Vielfaches nervöser, nahm Catherine in Augenschein, was sie von der Arena erblicken konnte. Wie sie vermutet hatte, wurden sie dieses Jahr ziemlicher Kälte ausgesetzt, auch wenn noch kein Schnee lag. Die Bäume, die nur vereinzelt herumstanden, waren kahl, ausgenommen die Nadelbäume. Ihre nackten Äste ragten tot in den bleigrauen Himmel, der voller Wolken hing. In der Ferne war eine verschneite Hügelkette zu erkennen, umgeben von Nadelwald. Der Anblick allein genügte, um Catherine schaudern zu lassen. Ihr war jetzt schon kalt. Dabei befand sie sich noch auf der Platte, abgeschirmt von der Arena.

'Das wird definitiv kein Zuckerschlecken...', dachte sie besorgt, während sie nach dem goldenen Füllhorn Ausschau hielt. Es befand sich etwa 100 Meter von ihr entfernt und thronte auf einer leichten Anhöhe. Deckung war rund herum nicht auszumachen, wenn man mal von ein paar mickrigen Büschen absah, die kaum Schutz boten.

'Mist. Das ist schlecht. Wie soll ich Merlin und mich da heil rausbringen?', fragte sie sich, fieberhaft an einem Plan überlegend.

Ihr Vorhaben wurde vom Kommentator der Spiele, Claudius Templesmith, unterbrochen, der nun mit sonorer Stimme loslegte: „Meine Damen und Herren, willkommen zu den diesjährigen Hungerspielen, den Zweiundsiebzigsten um genau zu sein. In 60 Sekunden geht es los. Wie unschwer zu erkennen, haben die Spielmacher sich dieses Jahr für eine Arena entschieden, die der Tundra nachempfunden ist.“

Catherine zuckte beim Klang der Stimme zusammen. So beschäftigt war sie gewesen. Jetzt aber riss sie sich zusammen. In Kürze würde sie die Platte verlassen können. Dann galt es, Merlin zu finden, das Füllhorn zu erreichen, sich möglichst viele, nützliche Dinge zu schnappen und dann so schnell wie sie konnten, abzuhauen. Dies war die einzige Strategie, die ihr Leben retten konnte. Davon war Catherine felsenfest überzeugt.
 

Die letzte Minute, bevor sie in die Arena entlassen wurden, war für jeden Tribut die Schlimmste. Sogar die Karrieros aus den ersten beiden Distrikten fühlten sich unwohl und das, obwohl sie definitiv die höchsten Chancen hatten, zu überleben. Nicht umsonst gewann meistens jemand aus ihren Reihen die Hungerspiele. Alle ließen sie ihren Blick über das Areal schweifen. Manche brüteten bereits Pläne aus, andere fühlten, wie Ohnmacht sich ihrer bemächtigte und wieder andere hatten nur einen einzigen Gedanken im Kopf: um jeden Preis zu überleben. Koste es, was es wolle. Genau darauf zielte das Kapitol ab. Früher oder später würde auch der friedfertigste Jugendliche aggressiv werden. Nämlich dann, wenn es um das eigene Leben ging. Nichts konnte einem Menschen heiliger sein. Nur manchmal gab es diese Märtyrer oder diejenigen, denen es egal war, was mit ihnen passierte. Zu dieser Gruppe gehörte Jack Jackson, der ziemlich gelassen auf seiner Plattform stand und seelenruhig darauf wartete, dass der Countdown runter gezählt war. Er würde danach ganz gemütlich zum Füllhorn spazieren und schauen, was man ihm übrig gelassen hatte. Wenn er Glück hatte, würde ihn das Weib mit den kalten Augen aus Distrikt 1 mit einem glatten Stich eines Schwertes töten. Hatte er Pech würde er eventuell dem Rothaarigen in die Hände fallen, der auf Jack den Eindruck machte, als genösse er es maßlos, anderen Schmerzen zuzufügen.

'Wenn ich schon sterben muss, dann schnell und möglichst ohne viel zu leiden.', schoss es Jack durch den Kopf, 'Nur meiner Mutter zuliebe.'

Er musste schlucken. Obwohl er bereits 18 Jahre zählte, hing er doch sehr an seiner Mutter, die ihn allein großgezogen hatte, nachdem sein Vater umgekommen war. Wie genau das passiert war, hatte er nie erfahren. Oft hatte dieses Unwissen an Jack genagt, doch irgendwann hatte er sich damit abgefunden, dass er niemals eine Antwort auf diese Frage bekommen würde. So oder so war es müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Schon bald würde er selbst auch leblos auf der kalten Erde liegen, die Augen starr gen Himmel gerichtet. Er hatte nicht vor, heimzukehren. Nicht lebendig jedenfalls. Nein, der Tod erschien ihm als eine willkommene Alternative.

'Sieh zu, Caris, wie der Mann, den du verschmäht hast, vor Panems Augen zugrunde geht. Sieh zu und leide, so wie ich, als du mich abgewiesen hast.', dachte Jack finster.

Dann war die Minute um. 23 Jugendliche rannten wie von der Tarantel gestochen los, dem Füllhorn entgegen. Einer blieb zurück. Kurz darauf begann das Schlachten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  PoS
2011-03-30T16:52:38+00:00 30.03.2011 18:52
Dat war jetzt aber kurz! Hmm, ich hatte auf eine ... ähm ... interessante Nacht gehofft.

Nun ja, Deinen Jack mag ich immer noch nicht. Ich finde ihn zu glatt, zu arrogant.

Mal schauen, was das nächste Kapitel bringt.

Ich hoffe, ganz viel Merlin*hust


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