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My funny Valentine

von

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Vorwort: Die grobe Handlung der Story fiel mir ein, als ich Aaliyah "My funny Valentine" singen hörte. Geschrieben hab ich sie im Januar und wollte sie eigentlich schon am Valentinstag veröffentlichen, hab's dann aber irgendwie vergessen...
 

In dem Moment, in dem sie "Tenoh. Hallo?", sagte, war ich mir sicher, ich hätte sie nicht anrufen sollen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Wütend auf mich selbst zwang ich ein "Ich bin's Michiru" heraus.

Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen oder gar gesprochen. Ungewohnt war die Situation und ich fragte mich, was ich da überhaupt tat.

"Hi!", Harukas Erstaunen in ihrer Stimme konnte man nicht überhören und wieder fragte ich mich, was ich da tat. Ich hatte mir noch nicht mal überlegt, was ich zu ihr sagen sollte. Hatte ich ihr überhaupt etwas zu sagen?

"Wie geht's dir?", fragte ich sie.

"Vielleicht hast du es mitbekommen, ich hab mir das Bein gebrochen, aber ich will mich nicht beklagen. Und selbst?". Sie war geschockt, ich konnte es spüren.

"Es könnte besser sein", sobald ich es ausgesprochen hatte, hätte ich am liebsten die Zeit um 3 Sekunden zurückgedreht. Dämlicher Satz.

"Dir ist doch nichts passiert, oder?".

Ich fühlte mich geschmeichelt, dass sie das fragte. Zumal sie das gebrochene Bein hatte! Oder sie dachte nur, einen Grund gefunden zu haben, warum ich anrief?

"Nein, nein. Ich wollte dich nur mal wieder sprechen".

"Mir erging es auch so, aber ich wusste nicht, was ich dir hätte sagen können", innerlich verfluchte Haruka sich bestimmt, das gesagt zu haben. "Es tut mir leid. Es war anders gemeint", fügte sie hinzu.

"Ich weiß", und zögernd sagte ich, "und ich weiß auch nicht, was ich sagen soll".

"Ich sag das wirklich nicht gern, aber ich hab nicht sehr viel Zeit. Könnte ich dich morgen mal anrufen?".

Mir traten Tränen in die Augen und mein Hals tat weh. Er fühlte sich plötzlich so trocken an. "Klar", mehr brachte ich nicht heraus.

"Hey! Danke, dass du angerufen hast. Ich rufe morgen an, ja? Wir haben uns bestimmt eine Menge zu erzählen".

"Okay. Bis dann", mein Hals tat noch immer weh und meine Stimme war schwach.

"Ich hab' dich vermisst", sagte sie und legte auf.
 

Das half mir jetzt aber auch nicht weiter. Sie hat mich vermisst. Wichtiger war, tat sie es immer noch?

Nachdem wir Galaxia besiegt hatten, lebten wir das Leben, dass ich mir gewünscht hatte. Doch das Glück währte nicht lange, immer seltener sah ich Haruka, immer seltener sagte sie "Ich liebe dich" und zum Schluss herrschte zwischen uns Funkstille. Ohne ein Wort des Abschieds. Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte.

Ich gab viele Konzerte oder war auf meiner neuesten Ausstellung und sie fuhr wie immer ihre Rennen. Aber als sie die Chance hatte, in der Formel 1 richtig Fuß zu fassen, sah ich sie kaum noch. Wir hatten zusätzlich regelrecht verlernt miteinander zu telefonieren. Ihre Erlebnisse von der Rennbahn interessierten mich nicht mehr, ich wollte wissen wie es ihr geht, wie es uns geht, aber sie erzählte kaum und wenn, dann vom Fahren. Sie hörte auf zu fragen, wie es mir geht und so verloren wir langsam aber sicher den Kontakt. Sie hatte mir oft versprochen, sich zu melden, doch sie tat es nie und ich war es leid, ihr hinterherzulaufen. Sie hatte mich zutiefst verletzt und es war ihr anscheinend egal. Zudem hatte sie mich eines Tages unbegründet angeschrieen. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich denke, es ging um eine Kleinigkeit. Ja, man kann behaupten, dass alles mit einem "Knall" endete. Sie hatte mir vorgeworfen, und das in einem sehr lauten Ton, ich sei eine selbstverliebte Prinzessin und ich hatte ihr an den Kopf geworfen, dass sie gefühlskalt und krankhaft eifersüchtig sei.

Darüber hinaus war sie viel in Europa, ich aber musste meine Karriere in Japan sichern. Unsere Karrieren kosteten uns unsere Liebe.

Nachdem ich sie jetzt ein Jahr nicht gesehen hatte und wir uns zwar ab und zu eine E-Mail geschrieben hatten, habe ich jetzt vor Kurzem erfahren, dass sie einen Unfall hatte. Sie liegt erst mal für ein paar Wochen zu Hause. Ich war mir sicher, dass sie sich diesmal auch nicht melden würde. Doch ich wurde eines besseren belehrt.
 

"Ich hab doch gesagt, ich melde mich", Harukas Stimme war klar und so, wie ich sie in Erinnerung hatte.

"Wie wär's, wenn du erst mal ,Hallo' sagst?", ich war froh, dass sie ihr Versprechen einhielt.

Sie seufzte. "Hallo Michiru, hier ist Haruka".

Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken. "Hallo. Das ist aber nett, dass du anrufst!". Ich hatte es ironisch gemeint, aber sie nahm es ernst.

"Weißt du Michiru, mir wäre es lieber, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten könnten".

Es ging mir etwas zu schnell. Gestern hatte ich bei ihr angerufen, um zu hören ob sie dran geht, selbst das simple ,Hallo' aus ihrem Mund war es wert gewesen, sich bei ihr zu melden. Und jetzt wusste ich nicht, ob ich sie wirklich sehen wollte. Ich brauchte Zeit.

"Da du nicht antwortest, nehme ich an, die Antwort lautet ,Nein'?", fragte sie.

Ich rang mit mir selbst. "Doch, ich würde dich gerne sehen. In unserem Café?".

"Super! Sagen wir in einer Stunde?". Ich wusste, dass sie sich gewünscht hatte, ich würde zu ihr nach Hause kommen, aber mir war auch klar, dass wir uns schnell darauf hin wieder versöhnen würden und so tun würden, als wäre nichts geschehen. Deshalb wollte ich einen relativ neutralen Ort.

"Ja. Bis gleich".
 

Ich war schon nach einer halben Stunde dort gewesen, ich legte nicht mehr so viel Wert auf mein Äußeres. Nicht, dass ich ungepflegt aussah, einfach nur gewöhnlich. Für wen sollte ich mich auch hübsch machen? Als Haruka angefangen hatte, sich immer aggressiver darüber aufzuregen, dass ich im Bad so lange brauchte, hatte ich mir das immer mehr abgewöhnt.

Ich las ein Buch und wartete, bis sie erschien. Nach ein paar Minuten, bemerkte ich, wie sich jemand vor mir auf den Stuhl setzte. Ich schaute auf und erkannte Haruka. Sie hatte Probleme, die Krücken abzulegen. Es tat mir leid, sie so zu sehen, ich hatte gar nicht daran gedacht. Ich machte den Mund auf und wollte mich dafür entschuldigen, ließ es aber und legte mein Buch weg.

"Hi!", sagte sie schlicht. Kein Kuss, keine Umarmung.

Ich war geschockt, wie hilflos sie wirkte, sie wirkte so schwach und ich vermisste ihren verbissenen Beschützerinstinkt. Es hatte sich aber etwas verändert. Sie wirkte... erwachsener?

"Du konntest es auch nicht erwarten, oder?", es war eine dumme Frage, aber ich musste etwas sagen.

"Ich wusste nur nicht, wie lange ich mit den Dingern brauchen würde. Deswegen bin ich früher los gegangen", sie lächelte. Gott, hatte ich das vermisst.

"Was willst du trinken?".

"Was trinkst du denn? Das sieht gut aus!", ich war solche Fragen ganz und gar nicht von ihr gewohnt.

"Ach, das ist nur ein Latte Macchiato", antwortete ich.

Sie rief den Kellner und bestellte sich auch einen.

Sie musterte mich, ich hatte schon bei ihrer Begrüßung gemerkt, dass sie etwas sagen wollte. Ich hatte nämlich jetzt glatte Haare. Ich brauchte einfach eine Veränderung und Abwechselung in meinem Leben und weil ich mich nicht getraut hatte, sie zu färben, hatte ich meine Haare glätten lassen. Nach einem halben Jahr würden sich meine Haare sowieso wieder wellen.

"Es sieht gut aus", sagte sie als der Kellner ihr Getränk brachte.

"Danke". Sie dagegen machte einen müden Eindruck. Das hatte ich schon oft bemerkt, wenn ich sie im Fernsehen sah. Es entstand eine lange Pause.

Ich wollte sie so vieles fragen, aber traute mich nicht oder wollte es nicht ansprechen. Ich wartete bis sie es oder ob sie es überhaupt ansprach. Am wahrscheinlichsten war es, dass sie es nicht ansprach und so tun würde, als wäre wieder alles okay.

"Ich hab' oft an dich gedacht", entgegnete sie.

Ich wollte nicht darauf antworten. Jedoch musste ich ihr klar machen, dass sie mir nicht fortwährend Komplimente machen soll.

"Hör' bitte auf damit. Dazu sind wir nicht hier". Während ich das sagte, tat ich ihr weh, aber es war mir gleichgültig, ihre Komplimente kamen einfach zu spät.

"Sorry. Ich kann nicht anders".

"Sicher? Vor einem Jahr waren deine Komplimente eine Rarität", es klang härter als ich wollte.

Sie schaute sich um und hatte anscheinend beschlossen, nicht darauf zu antworten. Plötzlich wendete sie sich zu mir und zischte: "Ich weiß auch, dass da was schief gelaufen ist und es ist ganz bestimmt nicht allein meine Schuld!".

Ich verspürte das Gefühl, unglaublich erschreckt sein zu müssen, aber ich war auch verletzt. Sie hatte nicht nur klar geäußert, was sie dachte, sondern auch einen Teil Wahrheit gesagt. Erschreckt war ich, weil ich großen Hass gegen sie verspürte.

"Das war's dann wohl mit den Komplimenten". Ich hatte mir das anders vorgestellt und ich wünschte, ich hätte nie bei ihr angerufen.

Sie senkte den Blick und sagte leise: "Wann genau sind wir so herzlos geworden?". Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Wann waren wir so herzlos geworden? Wir beide.

"Vor allem zueinander?", ich konnte ihre Gedanken und ihren Schmerz verstehen.

"Ich schäme mich, dass alles so gekommen ist. Ich hätte bei dir anrufen sollen", sie sah mir ernst in die Augen und sprach weiter, "Ich hätte dir sagen sollen, dass ich dich schrecklich vermisse". ,Und das ich dich unbeschreiblich liebe', fügte sie in Gedanken hinzu.

"Ich bereue es auch. Ich möchte, dass wir wieder Zeit miteinander verbringen". Warum musste ich immer alles wieder ins Reine bringen? Sie tat das jedes Mal, erst schimpfte sie, dann machte sie sich selbst Vorwürfe und ich bekam Schuldgefühle, bis ich ihr eine Versöhnung anbot.

Sie sah mir in die Augen und ich wusste, dass ich sie noch liebte. Sie war und blieb meine erste und einzige Liebe. Mir wurde klar, dass ich niemals jemand anders lieben könnte - diese Erkenntnis tat am meisten weh. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich wieder mit ihr zu versöhnen. Dennoch musste sich einiges ändern.

"Ich auch", sie sah so bedrückt aus. Ich maße mir nicht an, zu behaupten, dass es ihr wegen unserer Trennung so schlecht ging, aber es hatte sich etwas an ihr verändert, etwas Bedeutendes. Hatte ich mich auch geändert?

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist alles so verwirrend", ich trank einen Schluck und schaute betrübt drein.

"Du siehst so gut aus und ich einfach nur erschöpft", ich war verwirrt über ihre Aussage und als sie merkte, dass sie mir mehr oder weniger ein Kompliment gemacht hatte, lächelte sie schwach.

"Lass' uns was machen. Gehen wir ins Kino! Meinst du, du schaffst das?", mein Herz weigerte sich, sich ihr wieder zu öffnen und ihr zu vergeben. Mein Verstand aber sagte mir, dass es ihr ganz und gar nicht gut ging.

Sie lachte. "Es sind bestimmt auch schon andere Leute mit Krücken ins Kino gekommen! Ich würde sehr gern ins Kino".
 

Ich bezahlte und wir machten uns auf den Weg ins Kino. Wir stritten nie über die Filmauswahl und dieses Mal auch nicht. Als sie es geschafft hatte, einigermaßen bequem zu sitzen und der Film angefangen hatte, beobachtete ich sie. Haruka strahlte früher eine gewisse Rauheit aus, die heute gar nicht zu bemerken war. Aber hatte ich nicht genau damit ein Problem gehabt? Anfangs, ja, da konnte ich sie zur Vernunft bringen und sie besänftigen, aber ihre ständigen Nörgeleien und ihr ständiges Aufbrausen zehrten an mir. Bis es mich letztendlich in den Wahnsinn trieb. Es ist schwierig die ruhige Person zu sein. Lag darin der Grund meiner Herzlosigkeit?

Sie sah zu mir, ich starrte sie an, aber Haruka sagte nichts. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie wendete sich wieder dem Film zu.

Früher hätte sie genervt gefragt: "Was ist?". Aber dieses Mal war sie ruhig. Einfach ruhig. Ohne Schuldgefühle oder Mitleid zu verspüren, hatte ich das Bedürfnis, meinen Kopf an ihre starke Schulter zu legen. Ich konnte nicht widerstehen. Ich tat es. Sie sah mich an und lächelte wieder. Ich lächelte zurück und schloss meine Augen...
 

"Michiru? Hey! Wach' auf", Haruka sah mich vorwurfsvoll an.

"Was?", ich sah mich um, der Kinosaal war wieder hell, alle standen auf und gingen.

"Du hast doch nicht etwa den ganzen Film verschlafen? Ich dachte, deine Augen seien offen gewesen".

"Anscheinend wohl doch nicht".

"Komm' wir müssen gehen", sie stand auf und schwankte, "Kannst du mir helfen? Mein heiles Bein ist eingeschlafen".

"Natürlich", ich stütze sie und so gingen wir nach draußen.

Als wir vor dem Kino standen, fragte Haruka: "Magst du noch auf einen Kaffee zu mir kommen?".

"Nein", sie sah enttäuscht aus und ich war enttäuscht, da sie anscheinend immer noch nicht verstand, worum es ging. "Aber seit wann trinkst du Kaffee? Das solltest du nicht, durch das Koffein wird man nur noch mehr aufgeregt".

"Ich hab mich durch Europa dran gewöhnt", sie machte eine Pause und dachte nach, "Ich hab mich mehr unter Kontrolle als früher".

"Das freut mich", meinte ich und nickte. "Ich glaube aber, wir sollten uns langsam verabschieden".

"Ja, ich hab auch große Schmerzen. Ich hab meine Tablette noch nicht genommen. Ich ruf dich auf jeden Fall an", sie nahm beide Krücken in eine Hand und streckte den Arm nach mir aus.

Ich umarmte sie und drückte sie. "Vergiss es aber nicht".

"Nein, die Tablette vergesse ich nie", sie lächelte.

Ich war mir nicht sicher, ob sie mich wirklich missverstanden hatte. Also machte ich sie darauf aufmerksam: "Ich meinte den Anruf".

Sie legte ihren Kopf schräg und meinte: "Ich weiß", anschließend zwinkerte sie und machte sich auf den Nachhauseweg.
 

Drei Tage später wartete ich verzweifelt auf ihren Anruf. Ich hatte mich darauf verlassen, dass sie anrief. Auch am vierten Tag meldete sich Haruka nicht. Ich bekam Angst, sie würde sich überhaupt nicht mehr melden. Ich hatte mir eingeredet, dass sie wieder alles zunichte gemacht hatte, was wir an dem Tag unseres Wiedersehens erreicht hatten. Doch am fünften Tag meldete sie sich und bat, dass ich sie bei ihr zu Hause besuchen komme, da ich ihr nicht schon wieder zumuten wollte, dass sie den ganzen Tag mit den Krücken läuft, nahm ich an. Ich freute mich und wollte sehen, wie Haruka jetzt lebte oder hatte sie unsere Wohnung nicht verändert?

Als ich bei ihr ankam, sah sie noch schwächer aus, als das letzte Mal.

"Entschuldige,", sagte sie während wir uns in Richtung Wohnzimmer begaben, "dass ich solange gebraucht habe, anzurufen, aber ich war im Krankenhaus. Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass ich dort einen Termin hatte".

Ich musste lächeln, als ich darüber nachdachte, dass nur jemand der ,Haruka Tenno' heißt so etwas wie einen Krankenhaustermin vergisst. Ich war bei einem Zahnarzttermin schon eine Woche vorher aufgeregt.

Ich schaute sie an. "Was ist passiert?".

"Es wurde ein kleiner Eingriff an meinem Bein gemacht. Nichts weiter. Wirklich nicht schlimm".

Ich dachte darüber nach und kam zu dem Entschluss, dass es wirklich nicht schlimm war. "Dann ist ja gut. Ich muss mir also keine Sorgen machen?".

"Nein. Alles in Ordnung".

"Wie fühlst du dich? Vermisst du das Fahren?".

Wir setzten uns auf ihre Couch, sie hatte Kaffee und Kuchen bereit gestellt. "Du wirst es mir nicht glauben, aber ich vermisse es kein bisschen. Jeder braucht mal Ruhe, auch ich", dabei zwinkerte sie.

"Ich hab' mir auch eine Auszeit genommen. Außer ein paar kleinen Auftritten steht in nächster Zeit nichts an".

"Ich würde dich gerne mal wieder Geige spielen hören", sie sah auf den Boden und überlegte. Bedacht und langsam sprach sie weiter: "Letztes Jahr im Oktober war ich bei einem deiner Konzerte".

Mein Herz begann zu rasen und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Aber, warum hast du denn nichts gesagt?".

"Als ich gefragt habe, ob ich mit dir reden kann, sagte dein Bodyguard - ziemlich unhöflich - du seist nicht zu sprechen ,für niemanden'. Was mich ja wohl einschließt".

"Das wusste ich gar nicht", ich hatte ihr also Unrecht getan. Sie wollte sehr wohl Kontakt mir mit aufnehmen.

"Ich wollte nur, dass du es weißt". Sie schenkte mir Kaffee ein, anschließend sich selbst und schnitt den Kuchen an, der, wie ich sagen muss, ziemlich komisch aussah. "Ich hab ihn selbst gebacken".

Augenblicklich hatte ich mich an meinem Kaffee verschluckt. Sie klopfte mir auf den Rücken und lächelte. "Ist das dein Ernst?", fragte ich außer Atem.

Sie nickte. "Morgens läuft so 'ne Kochsendung und die Frau hat mir einfach Hunger auf den Kuchen gemacht".

Zaghaft kostete ich ein Stück davon und war positiv überrascht. Der Kuchen schmeckte wirklich gut. "Mhm, der schmeckt gut!", ich lehnte mich zurück.

"Natürlich. Was hast du denn gedacht?".

Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu essen. Unerwartet kitzelte mich etwas am Nacken, ich hatte meine Haare aufgesteckt, und ich schreckte hoch. Als ich nach hinten sah, sah ich ein kleines, maunzendes Etwas. Haruka hatte eine Katze! Ich hielt der Katze meine Hand entgegen und sie schnüffelte dran.

"Oh, ich hab euch ja noch gar nicht bekannt gemacht. Das ist ,Ariel'", entgegnete Haru mir stolz. "Nicht nach dem europäischen Waschmittel benannt-",

"Sondern nach einem Mond des Uranus", beendete ich ihren Satz. Die süße kleine Ariel war ein kleiner Frechdachs wie sich heraus stellte. Sie kratzte unentwegt, aber sie sah sehr süß aus. Sie hatte strahlend weißes, flauschiges Fell und schwarze Punkte.

Ich setze mich wieder und Ariel sah uns beiden zu. "Wo ist sie, wenn du nicht da bist?".

"Als ich im Krankenhaus war, hat sie der Nachbar gefüttert. Aber wenn ich für längere Zeit weg bin, weiß ich es auch nicht".

"Ach so. Ich nehme sie gern", ich lächelte verstohlen.

Haruka wendete sich zu Ariel und fragte sie: "Was denkst du? Dir würde es bei Chiru gefallen, oder?".

Lange hatte mich jemand nicht mehr ,Chiru' genannt. Ich mochte diese Abkürzung von ,Michiru' mehr, weil ,Michi' Weg heißt. ,Chiru' dagegen kann auch verlaufene Tinte bedeuten und das passte einfach mehr zu mir.

"Sie ist einverstanden", sagte Haruka und machte einige Sekunden später ein schmerzverzerrtes Gesicht.

"Geht's? Hast du Schmerzen?", ich sah ihr direkt in die Augen. Wenn ich das tat, sagte sie mir immer die Wahrheit.

"Es schmerzt nur ein bisschen".

"Sicher?".

"Ja, Mama!".

Wir lachten beide herzhaft.

Ich war sehr beeindruckt von Haruka. Sie war insgesamt sanftmütiger und beherrschter, sie war etwas häuslich geworden und hatte sich sogar ein Kätzchen angeschafft. Ihre Wohnung hatte sich nicht verändert, sie dagegen steckte voller Überraschungen.

Und das Wichtigste war, dass wir auf dem richtigen Weg waren unsere Liebe zu retten.

"Bin gleich wieder da", sagte sie und stand auf.

Als sie aus der Tür war, beobachtete ich die Katze und stand auf, sah mich um. Es hatte sich zwar nichts geändert, aber sie hatte Bücher über Yoga und Meditationen in ihrem Regal stehen. Diese Bücher hatte ich noch nie bei ihr gesehen. Haruka hatte den schwarzen Gürtel im Judo und kannte die Traditionen der Teezeremonie, aber das sie sich mit Yoga beschäftigte, war mir neu.

Ich war so in Gedanken, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Haruka sich von hinten an mich ranschlich und mir in den Nacken pustete. Erschreckt drehte ich mich um und schimpfte sie: "Lauf' nicht so viel ohne Krücken, das ist nicht gut".

Nachdem sie mich vorwurfsvoll ansah und ich bemerkte hatte, dass ich sie abermals bemuttert hatte, tat ich so, als sei ich furchtbar peinlich berührt und winselte ein "Sorry".

Haru sah mich an und lachte. "Beinahe hätte ich dir wieder ein Kompliment gemacht, aber das hast du mir ja verboten".

Ich umarmte sie und sagte: "Verboten hab ich das nicht. Dir kann man sowieso nichts verbieten".

Wir lösten uns ein wenig und sie meinte flirtend: "Was soll das denn heißen?", sie zog immer so elegant ihre linke Augenbraue hoch, so wie dieses Mal.

Anstelle einer Antwort schmunzelte ich.

"Weißt du, wie gerne ich dich jetzt küssen würde?", fragte sie schließlich.

Ich vergaß meine Vorhaben, mich nicht mehr so schnell von ihr einwickeln zu lassen. Sie hatte sich doch gewaltig geändert und das nur zum Guten. Was also stand uns noch im Weg?

"Nein, wahrscheinlich nicht annähernd. Aber du darfst es", meine Worte waren nur ein leises Flüstern.

Ein paar Sekunden später spürte ich ihre sanften und weichen Lippen auf meinen. Nach dem Kuss schaute ich sie an und leckte über meine Lippen, sie schmeckten süß. Ich vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter und war zufrieden. So glücklich wie schon lang nicht mehr.

Nach einer Weile lösten wir uns von einander und setzten uns auf die Couch. Kurz darauf kam Ariel und legte sich zu uns. Ich lehnte an Harus Schulter und umfasste ihren Arm. Ihr Arm war noch kräftiger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Sie legte ihr vergipstes Bein auf den Tischrand.

"Tut's immer noch weh?".

"Das tut es nach einem Eingriff immer".

"Kann ich mir vorstellen. Hoffentlich heilt es schnell. Mit weiteren Verzögerungen wirst du bald Probleme bekommen".

"Von mir aus kann's auch länger dauern. Es soll schließlich komplett geheilt sein, wenn ich wieder Formel 1 fahre".

"Höre ich da etwa heraus, dass du keine Lust mehr auf Formel 1 hast?", ich hatte es nicht ernst gemeint, aber sie schien das Bedürfnis zu haben, etwas dazu zu sagen.

"Kann sein. Ich habe schon alles erreicht. Im Wettlauf, bei den Motorrad-, Auto- und schließlich Formel 1 - Rennen. Ich bin Weltmeisterin. Zumindest, dass was ich mir vorgenommen habe, habe ich also erreicht. Außer ein sorgenfreies und schönes Leben". Sie machte eine lange Pause und weil ich wusste, dass sie noch etwas sagen würde, wartete ich. "Mit dir".

"Oh, Haruka. Ich würde auch gern mit dir zusammenleben, für immer. Aber ich halte das nicht aus, wenn du immer weg bist. Meine Karriere und mein Leben sind hier, in Japan".

Sie lachte schwach und ich schaute sie an. "Du...", sie machte wieder eine Pause, "Du hast mich nicht richtig verstanden".

Ich zog die Stirn zusammen und sah sie erwartungsvoll an.

"Ich höre mit der Formel 1 auf. Ich möchte nur noch mit dir zusammen leben".

Meine Augen füllten sich mit Tränen während ich schluchzte: "Ich möchte nicht, dass du für mich aufhörst".

"Es ist meine Entscheidung. Außerdem kann ich ja noch als Testpilotin in der Formel 1 arbeiten. Hier, in Japan".

Ich lächelte und küsste sie. Haruka machte mich glücklich. Doch ich bemerkte noch etwas anderes. "Haruka? Da ist doch etwas, oder? Wenn du nicht glücklich damit bist - ich zwinge dich zu nichts".

"Ich", sie setzte neu an, "Mein Bein wird mir ohnehin immer wieder Probleme machen, wenn ich professionell weiter im Extremsport bleibe. Viele unterschätzen das Formel 1 fahren, man setzt sich nicht nur in ein Auto und fährt. Man muss eben auch Kondition haben und Kraftsport machen, so wie jeder andere Sportler auch", ich nickte und sie sprach weiter, "Du hast recht, es wird mir der Kampf um Platz 1 fehlen. Aber das ist gar nichts im Gegensatz dazu, dass ich mir mein Bein ruiniere und du mir fehlst".

"Ich liebe dich so sehr".

"Ich liebe dich auch, Chiru", flüsterte sie und zog mich zu sich heran.
 

Meine Nasenspitze wurde warm und die Sonnenstrahlen schienen auf mich. Ich blinzelte und erkannte, dass ich noch bei Haruka war. Genau, ich war bei ihr geblieben und wir haben beschlossen, dass ich vorerst auf der Couch schlafe. Es bringt nichts, wenn wir es zu schnell angehen. Es sollte sich nämlich wieder alles langsam entwickeln.

Ich setzte mich auf und gähnte.

"Oh, du bist wach", Haruka stand in der Tür.

"Ja, gerade eben aufgewacht", ich lächelte.

Sie hatte, wie ich an ihren nassen Haaren erkannte, geduscht und sah im Gegensatz zu gestern besser aus. Sie verließ das Zimmer.

Ich stand auf und streckte mich. Ich lief eine Weile umher, bis mir etwas einfiel.

Ich rannte zu Haruka, die in der Küche war. "Weißt du, was für ein Tag heute ist?".

Sie überlegte und sagte dann: "Hab' ich Schlafmütze etwa irgendeinen Jahrestag vergessen?".

Ich fand sie reizend wie sie da stand, als hätte sie etwas verbrochen. "Wie man's nimmt. Heute ist der 14. Februar. Valentinstag!".

"Ich weiß. Und ich kann mir nicht vorstellen ihn besser zu verbringen als mit dir hier".

Ich umarmte sie und sie küsste mich.

"My funny Valentine". Plötzlich waren wieder all meine Vorhaben vergessen. Es gab nur noch sie und mich. Ich nahm ihre Krücken, stütze sie und zog sie ins Schlafzimmer. Nachdem ich Frank Sinatras "My funny Valentine" in die Stereoanlage eingelegt hatte, führte ich sie zum Bett und begann, ihre Kleidung auszuziehen...
 

Nachwort: Falls ihr das Lied nicht kennt, es ist echt süß. Hört's euch mal an. Ich werde den Text des Liedes als zweites Kapitel hochladen...

Ich freue mich wie immer über jeden Kommentar und danke euch für's Lesen :).
 

© Copyright 2003

MissMichiru (Yvonne E.)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Namice
2010-03-04T05:16:26+00:00 04.03.2010 06:16
eine wirklich sehr schöne geschichte! das lesen hat mir wirklich spaß gemacht ^_^
besonders hat mir gefallen dass du die katze ariel genannt hast oder auch die bedeutung von michirus spitznamen.
außerdem ist dein schreibstil sehr angenehm und flüssig ^^
Von:  xi_on
2008-10-24T10:34:46+00:00 24.10.2008 12:34
Die Story gefällt mir echt gut ^_^... Da sieht man es mal wieder. Menschen können sich ändern, wenn sie es wollen und es auch ernst meinen!
Nur das mit dem Strauß war ein wenig kitschig. Nicht falsch verstehen,denn daran hab ich garnichts auszusetzen. ^_-... lg xi_on
Von:  -Fuu-
2006-02-09T11:07:02+00:00 09.02.2006 12:07
Hichen Yvy ;)
Ich bin gerade dabei, mal wieder die älteren Werke meiner Lieblingsautoren durchzulesen (auf Arbeit ist zur Zeit dermaßen wenig los*gg*) und da ist mir doch glatt aufgefallen,dass ich mich zu dieser Fic noch gar nicht geäußert habe.
Also geb ich jetzt, etwas arg verspätet, meinen Senf dazu.

Mir gefällt deine Story sehr gut, schon alleine,weil Du so toll aus Michirus Perspektive erzählst. Alles ist gut vorstellbar und schön geschildert. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach und springt auf den Leser über! Was mir auch supie gefällt sind Erklärungen zu Name und Begriffen, die Du wunderbar in deine Erzählung verwebst. z.B. wusste ich gar nicht das Michi auch Weg bedeuten kann und Chiru zerlaufende Tinte O.o *staun* Das passt wirklich besser zu Michirus Charakter als der Spitzname Michi.Ich glaube ich sollte mir endlich ein japanisches Wörterbuch zulegen und nicht immer nur dumm davorstehen und mit dem Kauf hadern -_-
Ariel war mir auch neu *sich ziemlich dumm vorkommt ^^°*
Hast Du da vorher recheriert oder interessierst Du Dich grundlegend für Namensbedeutungen?

Ich hoffe, Du schreibst bald mal wieder und versorgst deine Leser mit neuen Werken *.* (auf dein kürzlich veröffentlichtes Kapi schielt)
Ganz viele liebe Grüße
Biggi^^v
Von: Tidus17
2005-06-10T15:43:33+00:00 10.06.2005 17:43
hallö^^
ich hab mal einwenig in den fanfics rumgestöbert und bin bei deiner stehen geblieben^^

ich find deine geschichte echt supa
mal was anderes und sie war spannend ich hab richtig mitgefiebert.
Wenn ich michiru wäre würde ich auch so schnell kleinbeigeben wenn man einen menschen liebt^^

mach weiter so*g*
Von:  Gurgi
2003-03-14T18:38:11+00:00 14.03.2003 19:38
Tach! Schön das wieder ne FF von dir online ist. Ich finde die Story wirklich gut! Wer hätte gedacht das Haru es lernt zu backen :)?! Ausserdem hast du sie echt gut geschrieben. Ist immer interessant zu erfahren wie es mit den beiden weiter gehen könnte... Auch wenn ich über die "Trennung" etwas "geschockt" war :), da hast du besonders die Gründe gut geschildert!!! Also, ich wünsch dir ne schöne Klassenfahrt und alles Gute nachträglich (auch wenn ich super spät bin :)!)
Gruß seen


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