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Morbus Amatoris

Liebeskrank
von

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Duo

Der Professor erklärte den Unterricht für beendet, und prompt ächzten die Stühle, brummten die Stimmen. Die zähflüssige Masse Schüler schwappte dem Ausgang entgegen und ließ einen Raum zurück, der den Anschein machte, sofort wieder Staub ansetzen zu wollen, wie jemand, den man gerade geweckt hat, sich noch einmal die Decke über den Kopf zieht. Die dicke Luft der Konzentration und Ungeduld verflüchtigte sich, floh förmlich aus der Tür in den hellen Turm, von dem aus nicht nur Tageslicht, sondern auch das Poltern fester Sohlen auf nacktem Stein hereindrang, das verblasste, als würden seine Verursacher irgendwo dort unten von einem unersättlichen Portal aufgesogen werden – als wären sie auf einmal nicht mehr Teil dieser Welt.
 

Ein Schüler ignorierte das Ende der Stunde und starrte weiter in sein Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Er blätterte so gelassen in den Seiten dieser ernsten Thematik, als würde er seinen allmorgendlichen Tagespropheten lesen, und hatte dabei den charakteristischen, sich zwischen sanfter Verblüffung sowie abnormaler Erkaltung – ganz so, als wäre in seinem Gesicht die Zeit stehengeblieben – befindlichen Blick auf.
 

Eine Sitzreihe hinter ihm kauerte eine Schülerin auf ihrem Platz – seitdem sie allein waren, so, als stünde die Raumflutung durch eine zähflüssige Masse erst noch bevor und ihr Stuhl würde ihr bescheidenes Floß sein. Doch sie durfte vergeblich warten. Die einzige Flut war die der Lava zwischen ihren Eingeweiden, welche sich unaufhaltsam emporpresste und so bereits das Gesicht der Schülerin zum Glühen brachte, wann immer sie ihn sah.
 

Sie war eine brillante Schülerin, eine Slytherin, von reinem Blut und dem Stamm zweier altehrwürdiger Zaubererfamilien. Doch länger als all das, fühlte sie, war sie in ihn verliebt.
 

Sie war es seit jenem Moment, da sie ihn unter dem Blättermosaik der großen Ulme lehnend erblickt, wo er in einem Buch gelesen hatte. Dabei war ihm eine ebenholzschwarze Locke vor die Augen gefallen; er hatte sie mit einem Daumen zurückgestrichen, ohne von seiner Lektüre aufzusehen, und sie hielt, als hätte er ihr verziehen, ihn beim Lesen inkommodiert zu haben, unter der Bedingung, dass sie es nicht wieder tat.
 

Jetzt passierte es wieder. Sie hatte es vorhergesehen. Hatte den ganzen Unterricht lang diesem einen Augenblick entgegengefiebert. Übelkeit. Ihr Herz hämmerte gegen seinen Knochenkäfig. Sie schwärmte davon, aufstehen und den Raum verlassen zu dürfen, doch schon war die Sekunde vorüber, und er strich sich die gelöste Ebenholzlocke zurück.
 

„Mister Riddle?“
 

Die Worte auszusprechen fiel ihr so schwer, als würde sie Glassplitter erbrechen, aber als sie endlich draußen waren, verspürte sie Erleichterung. Er wandte ihr sein Gesicht zu – jenes einzigartig, ja schon eigenartig hübsche Gesicht mit den makellos gezeichneten Lippen, den malerisch geschwungenen Brauen, den funkelnden Augen, in denen etwas Hungriges lag – da hatte sie sich auf die Beine gerafft, kämpfte sich an den verlassenen Holzmöbeln vorbei bis zu ihm, wo sie den Mut verlor.
 

Sie kannten sich kaum. Gerade einmal durch eine Gruppenarbeit in Zaubertränke, und vom Aneinandervorbeigehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Daikotsu
2011-03-06T18:20:11+00:00 06.03.2011 19:20
Wer? Wer? Wenn es ein Ravenclaw ist, so wird es kaum Tom sein.
Aber die Beschreibung ist so treffend auf ihn. Ich bin gespannt ;)
Ein sehr schöner Einstieg.


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