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Die Wirkung der Unsterblichkeit

Alec's Leben
von

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Ohne Gefühl, Schmerz

Man möge meinen es sei mehr als nur ein Tropfen, welcher das Fass letztlich birst.

Oder doch eine undichte Holzplanke, ein rostiger Eisenring?

Wer weiß..... wer weiß.

Dieses Schiff mit den blutreichen Spanferkeln, welche sich Menschen nennen kann meinem Biss, meiner Gier, dem Hunger nach ihrem Verderben nicht standhalten. Wenn Rache, wieso dann nicht Rache an der gesamten menschlichen Rasse?

(Alec Notiz, vor Betreten der Fähre)

Charmant sah er wohl aus, in diesem edlen Anzug aus rotem Samt, der Schmuck tat das Übliche und das zuckersüße Lächeln brachte die Massenbegeisterung. Kaum da Alec einen Fuß auf das Schiff gesetzt wollte plötzlich jeder diesen jungen, augenscheinlich reichen Gentleman näher kennen lernen. Doch noch war der frischgebackene Unsterbliche für keinerlei Schmeichelei zugänglich, nicht einmal der Duft der Menschen, der ihm die Nase so köstlich umspielte brachte ihn ins Wanken. Forschen Schrittes strebte er der Kapitäns Kajüte entgegen, auf die ihn ein äußerst beunruhigter Seemann verwiesen hatte auf die Frage, wohin die kleine Lady gebracht worden war, antwortete.

Gnade sein Schöpfer dem, der ihr ein Leid antut.

Die Männer an Deck sahen ihm nach, nun da sie ihn leibhaftig erblickten nicht nur den Geschichten hörten brach eine furchtbare Unruhe auf dem Schiff aus.

„Habt ihr die stierenden roten Augen gesehen?“

„Ich sags euch dieser Knabe ist des Teufels Spross!“

Der Kapitän gebot den Schandmäulern barsch Einhalt und befahl auch allen anderen Passagieren eindringlich Ruhe zu halten. Oh ja, wie er sich fürchtete, das Kreuz auf seiner Brust würde ihn nicht retten, niemand konnte dieses Schiff retten.

Alec betrat den Raum, erblickte sein Licht auf dem Bette totenbleich und eilte sofort an ihre Seite. Er fühlte ihre Stirn. Noch floss Leben in ihr, die eisige Hand des ewigen Fluches hatte sie noch nicht ergriffen. Aber der natürlich rote Schimmer auf ihren Wangen war schon beinahe erloschen. Ohne sich von ihrem Antlitz abzuwenden zischte er: „Sollte dein Wort nichts als Falschrede sein und sie stirbt heute Nacht, so sei dir im Klaren dein Tod ist näher als du zu glauben vermagst.“

„Daran habe ich nie gezweifelt, nicht als ich dich verwandelte den Hass gegen Alles und die Liebe einzig für sie in deinem Blut schmeckte und auch der Weile später nicht, als du bereit warst mit ihr zu gehen. Doch nimm dich in Acht, es gibt Bande die stärker sind als das eure und die länger wären!“

„Ich fürchte das Bündnis deiner Sippe! Mögen Hunderte deiner Art kommen, ich bin da sie niederzuringen. Meine Sonne verleiht mir Licht, Kraft und Willen für sie gegen jeden Feind in den Kampf zu ziehen.“

„Nichts für ungut mein Lieber, ich hatte nicht vor mich mit dir zu streiten.“

„So sei hier Schluss dieses Themas und Start freigegeben eines neuen. Du sprachst als ich erwachte zu mir von „Gaben“. Ich hoffe es ist dir nicht verboten ins Detail zu gehen?“

„Es ist ein undurchsichtiges Thema, viele verschiedene Blickwinkel entdecken es stetig aufs Neue, doch ich will versuchen dir einen angemessenen Überblick zu verschaffen. Unsere Art hat für gewöhnlich die Schnelligkeit, den scharfen Blick, den unübertrefflichen Geruchssinn der Raubtiere und die Unsterblichkeit zu eigen. Doch hin und wiederkommt es bei Verwandlungen zu gewissen Anomalien und ich rede nicht von einfachen Wesensveränderungen. Einige unserer Art besitzen Kräfte weit jenseits allem Vorstellbaren. Mein Herr Aro, zum Beispiel kann alle Gedanken eines jeden Wesens nachvollziehen, sobald er nur mit ihm in Berührung kommt.“

Die Miene des jungen blieb unergründlich, doch innerlich erwachte der Forscher in ihm. Er würde diesen Aro kennen lernen müssen nur um seinen Geist zu befriedigen. Und was wenn es ihm auch vergönnt war Gedanken zu sehen? Wie er so weiter in seinem Kopf wühlte, klärte sich auf einmal so einiges. Die stummen Menschen in der Kirche, wie er ihnen das Leben ausgesaugt hatte. Mit reichlich angeschwollener Brust saß er auf einmal ein ganzes Stück aufrechter. Er vermochte seinen Feinden all das zu nehmen, was man im Allgemeinen als Gefühl bezeichnet. Was für eine glückliche Fügung des Schicksals.

Nun fiel sein Blick wieder auf Jane, sie röchelte und wand sich immer noch. Sein stummes Herz schmerzte bei ihrer Qual so sehr das er den Blick abwenden musste. Seine Beine fühlten sich nicht so an als müssten sie zwingend bewegt werden doch trotzdem erhob er sich von dem Lager, begab sich an das von weitem schwarz seine Silhouette wiedergebende Fenster. Kein Licht, kein Ufer, nichts als wabernde See. Unendlichkeit zum Greifen nah. Wie sehr liebte er Jane, wie unendlich nah fühlte er sich ihr aber dennoch ihres Leidens in jenem Moment so fern. Mehr noch als alles andere bekümmerte ihn sie nicht mit dem eigenen Körper vom Feuer, gegen welches sie gerade rang abzuschirmen vermochte. So hinter der gläsernen Mauer ihrer Qual stehend verfiel sein Geist mit einem Mal in den unstillbaren Drang der Rache, Rache an sich selbst vermochte er sie doch nicht zu beschützen und Rache an jedem der es wagte noch zu atmen, den Hauch des Lebens mit sich zu tragen wo ihr doch nimmer mehr der flüchtige rote Schein die Wangen zieren würde, wo sie doch nimmer mehr vom Fangen spielen außer Atem geraten würde. Unter dem stierend Aug des Caius sank Alec auf seine Fersen herab und presste die Hände vors Gesicht. Schluchzer durchzuckten den zierlichen Kindskörper. Doch vergebens letztlich musste er sich eingestehen, dass mit dem Atem, allen Gefühlen und der Sterblichkeit auch die Tränen versiegt waren. So blieben die Wangen trocken und einzig Alec’s Schluchzer hallten von den dumpfen Holzplanken des Schiffes wieder, wurden von den Wellen erfasst und fortgetragen. Nach dem letzten verzweifelten Aufbäumen seiner Seele rang ihn die Verzweiflung zu Boden und dort blieb er die nächsten drei Stunden liegen.

„Was für eine Schande!“, Caius wandte die Augen ab. Er war nicht länger im Stande sich diese Misere anzusehen. Wie viele Schwierigkeiten seine Mission mit sich brachte hatte er vorher nicht absehen können.

(Aus dem Logbuch der „Luciana“ 3. Mai 1306)

Eintrag 1 (nach Auslaufen aus dem Hafen, vor der Küste Dovers) Beim Auslaufen aus dem Hafen keine Störungen oder Mängel festgestellt, alle Passagiere stiegen rechtzeitig zu. Bei Sonnenuntergang den Hafen verlassen. Das Meer ist ruhig, alles verlief bis jetzt reibungslos.

Eintrag 2 (auf offener See, abends) Es herrscht eine aufgebrachte Stimmung an Bord kaum einer wagt es zu schlafen, die Männer sind unruhig und reden wirres Zeug, absonderliche Behauptungen den jungen vornehmen Herrn, welcher in der feinsten Kabine des Schiffes wohnt kursieren. Bete zum Herrn, das unsere Überfahrt unter einem guten Stern steht und wir sicher in unseren Heimathafen zurückkehren.

Eintrag 3 (genau in der mittleren Spanne zwischen Tag und Nacht)

Ich habe das schreckliche Gefühl verfolgt zu werden, jemand ist immer genau da wo ich mich aufhalte. Oh Gott steh mir bei!

Eintrag 4 (kurz darauf)

Nach einem lauten Aufschrei begab ich mich an Deck, meine Matrosen versammelten sich allesamt schreckensbleich um die grotesk zugerichteten Leichen zweier Passagiere. Eine weitere fanden wir unter Deck. Ich wies die Männer an Ruhe zu bewahren und die ganze weitere Nacht hindurch immer mindestens zu zweit Wache zu halten.

Eintrag 5 morgens

Dicker Nebel hüllt unser Schiff schon den ganzen Morgen ein, reicht jedoch nicht ganz bis an die Planken heran. Es scheint als folge er uns. Noch ist alles ruhig auch die Männer sind ein wenig zur Ruhe gekommen. Keine weiteren seltsamen Vorfälle.

Eintrag 6 gegen Mittag

Die Sonne hat sich von uns abgewendet nun glaube ich nicht sie je wieder zu Gesicht zu bekommen. Der Nebel zog sich eben enger um uns, kletterte sogar an Deck. Die Männer, die ihn berührten liegen nun draußen an Deck, mit weißen leeren Augen. Sie atmen, doch sie sind fort. Ich flüchtete mich in die Kajüte. Hier befindet sich nur das schlafende Mädchen, ihre Begleiter sind ebenfalls verschwunden.

Kurz nach dieser Notiz bescherte eine Macht, weit größer als die Menschen sich jemals gedenken könnten. Ein gottesgleicher Knabe entstieg dem Nebel an Deck, es war als tanze er zum Kapitän hin. Immer wieder wirbelte er die Arme um sich schlagend um die eigene Achse. Natürlich ein Engel welches Wesen könnte auch sonst solch eine zufriedene Benommenheit in sein altes Herz sähen, so zumindest dachte jener alte Mann. Folgendes geschah wie in Zeitlupe, das Kind setzte zum Sprung an, riss im Flug den grausig blutroten Rachen auf, schrie wie die Bestie die es tatsächlich war und biss sich an der Schulter seines Opfers fest. Dieses taumelte und fiel schließlich mit dumpfem Geräusch auf die Planken. Er sah sie wieder, die Unendlichkeit und unendlich war auch der Schmerz, als der kleine Satan ihm das Fleisch von der Schulter riss und das Gesichtchen in die Wunde drückte.

So wohlig warm, so unendlich weich. Konnte auch die Haut eines Menschen grob, hart und rissig sein so war es doch diese Innere nicht. Schon wollte er darin versinken, da gewahrte er seines Hungers. Noch einmal beugte er das Haupt mit dem Gesicht des Teufels leibhaftig, noch einmal frohlockte er ob dem Grauen, das diesem Alten durchzuckte, ihn lähmte und schließlich tötete. An diese nicht sehr schöne Stelle seines Lebens erinnerte Alec sich nur zu gut. Dies war der erste Augenblick indem sich ihm die eigene Beherrschung entwand und sich selbst angreifbar machte. Zu guter Letzt möge man Alecs unsterblicher Seele gnädig sein wollte er nicht mehr erahnen wie das erste Mahl verlief, wollte nicht sich des Momentes erinnern da das Blut, unendlich süß ihm die Kehle für jeden anderen Geschmack betäubte auf die Ewigkeit.

Ein Bild, Meer und Wind das Schiff auf den Strand treiben

Jane auf seinem Rücken

und er, halb stumm, halb blind fassungslos aufgerieben zwischen den Dünen verschwinden.

Zusammen mit dem Boten seiner neuen Heimat entgegen?



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