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Noten der Liebe

von

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Der Pianist und seine Muse

Ein wunderschöner Abend für ein Konzert, wie Selenas Eltern fanden. So entzückend!

Selena war wenig an ihrem Status in der Gesellschaft interessiert und sah es daher nicht wirklich ein ihre Mutter und ihren Vater auf dieses abendliche Konzert begleiten zu müssen.

Die Sterne erhellten den Himmel und der Mond schien über jeden Schritt in Richtung der Oper schmunzeln zu müssen. Die junge Dame lief hinter dem älteren Paar her, die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick zu Boden gerichtet. „Mutter, kann ich nicht wieder umkehren? – Ich weiß, dass Image alles ist, jedoch verspüre ich heute keine Lust mir diese Stücke heute anzuhören…“, beschwerte sie sich erneut.

Furchtbar dass sie zurzeit so aufmüpfig war. Die strenge Dame schüttelte allerdings ohne einen Blick nach hinten den Kopf. Ihre Tochter musste endlich in die Gesellschaft integriert werden und dieses Konzert bot sich an! – Viele junge Leute hatten sich diesmal hier versammelt, um den jungen Pianisten Vaino zu sehen. Ein wahrliches Talent!

„Selena, nun hör bitte auf dich zu beschweren. Ich verspreche dir, dass es dir gefallen wird! Vaino spielt wunderbar Klavier und unser Bekannter Roberto führt heute das Orchester an. Wir müssen heute hin.“, wiederholte sich ihre Mutter.

Ihr Vater enthielt sich. Ihn interessierte die Meute nicht und das Stück genauso wenig, aber niemals würde er seiner Frau in den Rücken fallen – auch wenn es um seine heißgeliebte Tochter ging…
 

Das letzte Stück zur Oper war uneben. Alte Pflastersteine zierten die paar Meter, die der Familie noch blieben. Vorsichtig lief Selena weiter. Sie war hohe Schuhe nicht gewohnt und dies erwies sich auf diesem Grund als schwierig.

Langsam einen Schritt vor den anderen setzend, versuchte sie ihren Eltern nachzukommen und gleichzeitig sich den Fuß nicht zu verdrehen. Wie nervig dieser ganze Aufwand doch war!

Vor dem Gebäude musste Selena nun doch kurz stehen bleiben. Jedes Mal wenn sie hier war stockte ihr der Atem vor der Kuppel. – Abends schien das Licht von innen gelb heraus. Die ganze Kuppel war aus Glas erbaut worden und innen zierte ein großer Kronleuchter den höchsten Punkt dieser halben Kugel.

Als sich das junge Mädchen wieder gefangen hatte, begann sie die Treppen hinauf zu laufen, wobei sie ihr langes Abendkleid festhielt. Sie wollte nicht darüber stolpern.

Im Innenraum der nächste Schlag. Hier drinnen konnte man sich nur wie eine kleine Prinzessin vorkommen! – An jedem Metallbalken, der zum Kronleuchter führte, waren Kerzenständer an der Wand befestigt und gaben dem Gebäude etwas Altertümliches und Romantisches…

„Selena!“, rief sie eine Stimme.

Ihre langen braunen Haare wieder aus dem Gesicht streifend, konnte sie ihre ungeduldige Mutter an den Treppen in den ersten Stock stehen sehen. Mit einem Nicken folgte sie gehorsam.

Wie üblich hatten sie Plätze nahe der Bühne und setzten sich schon vor Beginn des Konzertes hin. All ihre Bekannten saßen wie üblich ja um sie herum, weshalb sie diese nicht draußen suchen müssten. Die Familie konnte alle von ihren Sitzplätzen aus begrüßen.
 

Nach einer Ewigkeit, wie es Selena vorkam, wurde der Raum verdunkelt. Überall wurde das Licht heruntergefahren. Noch ein letztes Räuspern der Leute und schon konnten die Violinen mit ihrem Stück beginnen…

Alle Lieder waren klassisch und erinnerten das junge Mädchen nur ungerne an ihre schrecklichen Klavierstunden. Ohne Talent und doch dazu genötigt täglich zu üben. Bei diesem Gedanken entfuhr ihr kurz ein leises Seufzen, das zum Glück im Klang der Triangel unterging.

Gerade als sie sogar zu gähnen beginnen wollte, verstummte das Orchester und man kündigte einen Pianisten mit lobenden Worten an. – Wenn sie schon Laute von sich geben müsse, sollte Selena lieber warten bis das nächste Stück begann.

In diesem Moment trat Vaino ins Licht der Bühne. Seine braunen Haare waren ordentlich und doch seinem Alter entsprechend. Diese leicht stachelige Frisur mit Gel oder Haarspray – was Jungs da halt trugen ohne Rückstände… Seine Augen, so nahe saß Selena bei ihm, schienen hellblau zu sein und diese vollen rosa Lippen. – Zurück zu seinem Alter… Er konnte unmöglich viel älter sein wie sie selbst. Als ihre Eltern von ‚jung‘ sprachen, hätte ihre Tochter sich nicht denken können, dass sie SO jung meinten!
 

Mit einem Lächeln war die Müdigkeit und die Langeweile von bisher vergessen. Selena konnte es kaum abwarten ihn spielen zu hören! Die Bühne war sein und so auch alle Aufmerksamkeit. Die Spannung war von überall im Saal her spürbar. Sie wollten ihn am Piano spielen hören…

Mit einer Verbeugung nochmal in Richtung Publikum, mit erhobenen Mundwinkeln, setzte sich der junge Pianist hin und legte auch gleich los. Es war eine Mozarts bekannterer Sonaten. Noch nie hatte Selena eine so schöne Version gehört. Es rührte in ihr und hätte sie zum Weinen bringen können. – So auf jeden Fall eine Dame links neben ihr, die sogar zu schniefen begann. Dies alles jedoch störte die junge Dame nicht. Sie lauschte allein der Melodie, durch Vaino‘s Hände zum Leben erweckt.

Als der junge Mann endete atmete Selena ein wenig enttäuscht auf. Gerne hätte sie ihn länger auf der Bühne behalten und allein ihm zugehört, seine konzentrierte und doch entspannte Miene dabei beobachtet. Er hatte viel die Augen geschlossen, mal die Stirn in Falten gelegt und in anderen Momenten einfach losgelassen, sich entspannt. – Ein faszinierender und äußerst gut aussehender Pianist war er.
 

Der Rest der verschiedenen Stücke verging wie im Fluge. Keiner kam an den Auftritt Vainos heran.

Als alle aufstanden, machte auch Selena sich daran, sich auf den Ausgang zuzubewegen. Ihre Eltern hatten allerdings etwas anderes noch vor. „Wir sollten Herrn Jankovic aufsuchen und ihm zu seinem Auftritt gratulieren.“ – Das ältere Paar lief vor, auf die Tür zu, die hinter die Bühne führen musste. Ob sie dies auch durften? Niemand untersagte es ihnen.

Auf schnellem Fuße folgte Selena den beiden und landete gleich darauf in Hektik. Menschen riefen nach einander, Leute liefen von einer Seite zur anderen und viele schienen einfach guter Laune. Sie hatten das Publikum zufrieden gestellt und eine gute Performance hingelegt. Nun hieß es Feierabend für die hinter der Bühne schaffenden Menschen…

Während ihre Mutter und ihr Vater sich auf der Suche nach ihrem Nachbarn machten, blieb Selena einfach irgendwo stehen und wandte sich dann in die andere Richtung. Sie wollte sich viel lieber umsehen. So viele Kostüme und Schminktische standen hier!
 

Durch jede ihr gegebene Möglichkeit sah sich Selena immer weiter um. Die Künstler und Musiker hier waren so guter Laune und lebten selbst jetzt noch ihre Musik aus. – Sie sangen, spielten auf Instrumenten und summten vor sich hin.

Jede offene Tür bot einen Einblick in die Zimmer der bekannteren Künstler. – So viele Kostüme und so viel Platz lagen immer wieder darin, aber ein jedes davon sah anders aus wie das vorherige!

Bei einem der Räume blieb Selena kurz stehen. Hier zierte sie sich fast ein wenig hineinzublicken… Unauffällig wollte sie daran vorbeilaufen, als jemand heraus trat und fast in sie hinein lief. War es doch der junge Pianist Vaino persönlich!

„Oh, entschuldigt. Ich wollte niemanden erschrecken.“, meinte eine zarte, tiefe Stimme. Vaino‘s Freundlichkeit schien selbst beim Sprechen hindurch.

Selena schüttelte den Kopf, die schmalen rosa Lippen zu einem Lächeln erhoben. „Sie haben mich nicht erschreckt.“, erwiderte das Mädchen. Ob ihre Wangen wohl soeben an Farbe gewannen?

Der Künstler machte Anstalten einfach weiter zu gehen, da entfielen der jungen Dame einige Worte. „Ich fand Ihren Auftritt wirklich atemberaubend! Sie spielen wirklich gut.“

Statt einfach vorüber zu gehen, blickte sie der junge Mann noch einmal ins Gesicht, lächelte und bedankte sich. „Ich muss jetzt aber meine Freundin suchen. Wenn man mich also bitte entschuldigt.“

Er schien so abwesend. Dringend schien er sie also zu suchen. Sehnte sich wohl nach ihren Armen oder Ähnliches…

Nur höflich nickend ließ Selena ihn ziehen. – Natürlich hatte ein solch talentierter Schönling eine Freundin! Bestimmt sogar eine wunderschöne, seiner Klasse entsprechend…
 

In diesem Moment kam ein Mädchen genaht, in einem schicken Pelz eingehüllt und hochgesteckter Frisur. Sie war wirklich hübsch! So himmelblaue Augen und leicht rosa Wangen. Sie war bestimmt älter wie Selena, denn sie wirkte schon so reif wie sie lief und ihre Wangenknochen waren leicht hervorgehoben. Dagegen wirkte die junge Brünette wie ein Kind.

„Schatz, da bist du ja… Ich hatte nur kurz meine Jacke abgeholt.“, erklärte die Fremde und fiel dem Pianisten dabei um den Hals. Selena sah nun den Augenblick gekommen, schnell die Flucht zu ergreifen. Sie lief fort von dort und lief dabei ihren Eltern über den Weg, die sie scheinbar schon gesucht hatten.

Welch eine kalte Stimme die Freundin von eben hatte! – Ob sie wohl seine Muse für seine herzhaftesten Stücke darstellte?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-11-28T15:54:41+00:00 28.11.2010 16:54
Also ich finde es erste Kapitel schon richtig gut gelungen ^^
Auserdem bin ich schon neugierig , wie es weiter geht^_^

Schöner Schreibstil und die Storyidee finde ich auch echt gut. ^^


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