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Bad News

von

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Inner conflict
 

Rob fühlte, wie sich die Kraft des Lichts in ihm auszubreiten schien. Es floss durch seine Adern hindurch und versorgte sein Herz. Es brachte ihn in Wallung. Seine Atmung wurde schneller, erregter. Kein Schmerz, kein Leiden , keine verschwendeten Gedanken mehr. /Diesen Weg muss ich gehen...will die Natur ihn mir weisen?...Oder wird das Licht wieder verblassen?.../

Doch der Mond strahlte fortwährend, zumindest für Rob.
 

Wie neu geboren konnte er seinen Weg nach Hause antreten. Er spürte wie ihn die neue Energie antrieb. Voller Vitalität und Lebenskraft marschierte er seines Weges. Der leichte Wind , der Robs dunkle Haare aufwirbelte, zog sanft an ihm vorüber. Fast unmerklich streichelte er sein Gesicht.
 

/Mom.../, Rob musste plötzlich an Julie denken, die fürchterlich weinte, als er sie einfach so stehen gelassen hatte.

/Es tut mir wirklich leid, aber...was aber? Das ist nicht entschuldbar. Du hast deine Mutter enttäuscht, entblößt und gekränkt!/

Das Geschehene konnte Rob nicht so einfach verdrängen, es lastete immer noch auf seinen Schultern. Zwar war er physisch wohlauf, aber was die Psyche anbelangte, war er immer noch ein Wrack. Das konnte nicht von jetzt auf nachher besser werden. Schließlich hatte er seine gesamte Familie auf dem Gewissen: Der Herzinfarkt seines Vaters, der Gefühlsausbruch seiner Mutter und der wachsende Groll seiner Schwester ihm gegenüber.
 

Er kämpfte mühsam gegen diese Gedanken an, denn das Licht in ihm schien schon wieder gegen seinen Willen zu erlöschen. Einmal glänzten seine dunklen Augen, einmal starrte er mit glasigem Blick in die Nacht. Mal lächelte er sinnlich, mal entwich ihm jeder friedliche Gesichtszug.

/Gut...schlecht...positiv...negativ...wie wird es weitergehen? Kann ich mich wieder bei ihnen blicken lassen, oder werden sie mich wie irgendeinen Fremden verstoßen?/

Es ließ ihn nicht los. Immerzu nagte der Kummer an ihm und fraß ihn innerlich auf. Nicht einmal die überwältigende Kraft der Natur schien mehr genug Einfluss zu haben, die Rob vorübergehend sogar gänzlich zufrieden gestimmt hatte.

Die Häuser zogen an ihm vorüber, die jedoch eher dunklen Schatten glichen. Hoch ragten sie in den Himmel, die einen mehr, die anderen weniger. Farben waren nicht zu erkennen, nur einzelne Grautöne schimmerten Rob entgegen.

/Werden sie mich hassen?/

Rob durchschritt die einzige Allee von Hither-Mountain, deren Bäume wie Riesen an den Seiten standen. Aufgrund der Dichte und der großen Anzahl war die Straße kaum mehr sichtbar. Selbst der helle Mond fand keinen Weg durch die Zweige hindurch. Stockdunkel war es, doch Rob blieb davon unberührt.
 

Für ihn war es nicht dunkel, für ihn war es auch nicht Nacht, für ihn war es auch nicht still. Warum?...
 

...Die Kraft seines Herzens geleitete ihn durch die Zeit. Denn es saß auf dem rechten Fleck. Es verlieh ihm die nötige Stärke, es zeigte ihm den Weg, den er zu gehen hatte, es gab ihm Zuversicht. Das sanfte Schlagen in seiner linken Brusthälfte besänftigte ihn, gab ihm den Glauben an sich selbst.

Das Leuchten des Mondes hatte Rob daran erinnert, dass er nur auf sein Herz hören musste. Denn das Herz ist das weitaus wichtigste Bestandteil des Menschen. Zum einen ist es das Organ, das einem das Leben schenkt, zum anderen kann man mit ihm fühlen und träumen. Von ihm geht das Leuchten aus, nur von ihm.
 

Robs Instinkt führte ihn direkt zu einem ihm schon lange bekannten Grundstück. Das weiße Gartentürchen hatte er schon oft auf- und zugemacht. Den kleinen Weg umgeben von Rosen zu seiner Rechten und Tulpen zu seiner Linken war er schon oft entlang gegangen. Die Schwelle der blauen Haustüre hatte er schon oft überschritten. Sein Gefühl hatte ihn zu Niki geführt.

/Kann ich meinem Gefühl vertrauen? Oder soll ich lieber auf meinen Verstand hören und sofort ins Krankenhaus zurückkehren?/

Rob betrachtete unentschlossen das ovale Namensschild an der Haustür, das er vor einer Ewigkeit mit Niki gebastelt hatte (da waren sie vielleicht gerade einmal 8 Jahre alt gewesen!). Ein paar Risse hatte das aus rotem Ton gefertigte Schild zwar schon, aber man konnte die schwarzen Buchstaben noch lesen.

/Reeds...Niki Reeds...ich kann sie doch jetzt nicht wecken.../

Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte seine Zweifel. Die weißen Zeiger auf dem blauem Untergrund zeigten viertel nach zwei an. Wie auf Befehl schlug die Turmuhr aus weiter Ferne einmal laut durch die Nacht.

/Mit ihr zu reden war schon immer sehr wichtig für mich; hat deswegen mein Herz gesagt, dass ich hierher kommen soll? Ihre blau-grünen Augen schaffen es immer, mich aufzumuntern, wenn ich Probleme habe. Sie strahlt mich dann immer mit einem zuckersüßen Lächeln an und meint, dass es doch nicht so schlimm sein könne, und ich das schon meistere. Brauch ich jetzt ihre Nähe?.../

...

Rob strich mit seiner rechten Hand über das Namensschild. Ihm war richtig heimisch zumute, als er nacheinander jeden einzelnen Buchstaben berührte.

/Sie ist wie eine Fee, die nur kurz ihren Zauberstab schwingen muss und dann ein Wunsch in Erfüllung geht. Doch für mich ist sie noch vielmehr. In guten wie in schlechten Zeiten war sie für mich da wie ich für sie. Uns verbindet ein Band, das uns gemeinsam durch die Jahre führte und bestimmt noch führen wird./

Seine kirschbaumbraunen Augen funkelten kurz auf, als er an die vergangenen Erlebnisse mit ihr denken musste. Ihm wurde ganz warm ums Herz; es fing an zu glühen, ein Licht der Sehnsucht zu spenden. Als Rob die Augen zumachte, sah er Niki deutlich vor sich. Doch es war nicht ein Bild der Gegenwart, sondern eines aus früheren Tagen. Ein kleines Mädchen mit schulterlangen braunen Haaren in einem Blümchensommerkleid strahlte ihn an. Rob musste schmunzeln, denn er entsann sich, dass sie genau in diesem Aufzug im Garten mit ihm herumgetobt und sich das Kleid unglücklicherweise an einem hervorstehenden Zweig der großen Eiche zerrissen hatte. Laut schreiend war sie zu ihrer Mutter gerannt und hatte Rob beschuldigt, weil er zu schnell gerannt sei und sie nicht hinterhergekommen und nur deshalb hängengeblieben war.

/...Und dann hat sie mir ein Gänseblümchen geschenkt, um sicher zu gehen, dass ich deswegen nicht böse auf sie war./...
 

Nach einem kurzen Blick zu ihrem Zimmerfenster wandte sich Rob um.

/Schlaf süß. Ich will dich jetzt nicht stören./

Nur zögerlich machte er einen Schritt nach dem anderen. Als er beim Gartentürchen angekommen war, drehte er sich noch einmal um, doch aus diesem Winkel konnte man ihr Fenster nicht sehen.

/Vielleicht ist es besser so.../

Laut ausatmend kehrte er dem Haus den Rücken zu und ging.
 

Nach einigen Metern stoppte er und stützte sich an die hohe Mauer, die einst zur Stadtmauer von Hither-Mountain gehört hatte. Sie war schon ziemlich porös, verlieh jedoch immer noch den Eindruck von Stärke und Schutz. Mit einer Schulter an den kalten Steinen lehnend dachte Rob nach.

/Niki ... Mom, Dad ...Mandy ...Wurde der Herzinfarkt durch mich ausgelöst?/

Er horchte in sich. Denn nur dort war eine Antwort zu finden. Nur er allein war jetzt dazu befähigt, Herr der Lage zu werden. Allein.

Alles um ihn herum schien nebensächlich zu werden. Einzig und allein zählte jetzt nur noch sein Innerstes. So bemerkte Rob auch nicht, dass der Mond schon wieder hinter den immer dichter werdenden Wolken verschwunden war und ein immer kälterer Wind aufzog. Es braute sich ein Sturm zusammen; der Wind fing sich in den Bäumen, deren Blätter hin und her wogten. Ein paar fielen herunter, doch bevor sie den Boden berühren konnten, wurden sie weg geweht. Sie schwebten an Rob vorüber und dann auf und davon. Auf und davon?

Einfach so verschwinden, geht das schon?

Bleibt nicht immer irgendwas zurück?

Hinterlässt man nicht Spuren?

Wird man vergessen?
 

Rob sah den Blättern unbewusst nach wie sie langsam ihren Weg ins Unbekannte suchten. Keiner weiß, was sie erwarten wird; was ihnen bevorstehen wird; was passieren wird. Wäre es wirklich gut über die Zukunft Bescheid zu wissen? Würde man dann auch noch richtig leben können? Oder würde man sich um nichts mehr kümmern, da sein Schicksal nicht zu beeinflussen ist? Was wären da noch Gefühle, Gedanken, Menschlichkeit?

Der Wind wurde stärker. Nicht mehr nur einzelne Blätter verließen ihre Heimat, sondern ganze Schwaden. Die Bäume nahmen Abschied von ihrer Jugend, ihrer Blüte. Was bleibt, ist der Stamm, der Grundstock, die Basis. Ist es das Ende? Nein! Sie gedeihen von Neuem und erblühen in wundervoller Manier. Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt, bis...

/...bis sie gefällt werden, sie gerodet werden oder einfach sterben? Sogar die alten Weiden währen nicht ewig. Jahrelang hängen ihre Arme hinab zu Boden und geben ein romantisches Versteck für Liebende. Was bleibt, wenn sie nicht mehr sind? Eine Erinnerung, eine Überlieferung? Ist das alles?/

Robs Gedanken schweiften von seinem Dad ab. Die Ereignisse des letzten Tages schienen ihn sogar an der Kraft des Lebens zweifeln zu lassen.

/Der Körper zerfällt zu Staub, vereinigt sich mit der Erde. Fotos halten fest, was einmal war, doch auch sie verblassen. Nichts bleibt übrig, nichts was man in den Händen halten kann./

Wasser überdeckte Robs kirschbaumbraune Augen.

/Was wird aus.../

In seinem Kopf drehte sich alles. Vertraute Bilder zogen an ihm vorüber, die jedoch vor seinem inneren Auge verschwammen.

/...Dad? Was wird aus meinem Dad?/

Mit leerem Blick starrte er in die Dunkelheit. Die Welt schien für ihn in diesem Augenblick nicht existent zu sein. Als ihm bewusst wurde, dass er seinen Vater schon bald nicht mehr sehen und nicht mehr sprechen würde, war es ihm, als ob sein Herz zerbarst; als ob sein letztes Lebenslicht ausgeblasen würde.

Die Nacht legte ihre Arme um Rob, umhüllte ihn mit Schwärze und Kälte. Wie ein Stein lehnte Rob an der Mauer und regte sich nicht. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, fast unsichtbar. Es donnerte.
 

Die Tiefe verführt den Schwachen,

hinab lässt er sich treiben.

Der Beginn der Talfahrt naht.
 

Was wird ihn erwarten?

Unendlichkeit? Leere? Nichts?
 

Hilfe ist nur das Wachen,

sonst ist der einzig Weg das Leiden,

des traurigen Kummers Saat.
 

Das Unwetter tobte. Die vielen Blitze machten die Nacht zum Tag. Die vorübergehende Helligkeit ließ Robs Gestalt an der Mauer erahnen. Gesenkten Hauptes kauerte er an den großen grauen Steinen. Der einsetzende Regen prasselte auf ihn hernieder, doch er zeigte keine Reaktion.

/...Nicht!...Nicht!.../ Innerlich war Rob keineswegs ruhig. Er war aufgewühlt und durcheinander. Keinen klaren Gedanken konnte er mehr fassen.

/...Wo ist die Hand, die nach mir greift?...Ich sehe sie nicht...Wo ist sie?!/

Rob stürzte in ein dunkles Loch, aus dem er sich nicht befreien konnte. Er fühlte nur noch gähnende Leere in sich.
 

Ein Schimmer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pansy
2002-11-22T16:00:55+00:00 22.11.2002 17:00
Ich beziehe mich hierbei auf keinen Anime! Sondern ich wollte einfach was Eigenständiges auf die Beine stellen!^^
Von: abgemeldet
2002-11-21T20:05:43+00:00 21.11.2002 21:05
Wer ist Rob? Welcher Anime ist das denn?


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