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Die geschriebene Geschichte

历史文
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Sterne und Säulen

Unendlich weit und kalt, schwarz und grenzenlos, Einsamkeit versprechend. Nur einzelne Punkte, Millionen von hellen, von gelben, roten, blauen, vereinzelten Punkten. Sie wollen die Nacht erhellen, doch erst durch sie wird man sich bewusst, wie absolut die Dunkelheit zwischen ihnen ist, zwischen ihnen und zwischen der Erde, auf der wir leben.
 

Irgendwo sagt man, dass dort oben die Götter Geschichten von aller Helden niedergeschrieben haben und noch immer niederschreiben.Die Sterne sind Bilder, sie lassen sich zu unzähligen Formen und damit zu Gestalten verbinden. Er sagt, dass man darin dann die Geschichten finden kann, die die Götter beeindruckt haben. Ich verstehe nicht, wie man seine Vergangenheit dort oben finden können soll. Es ist doch nur Finsternis mit Myriarden von Sternen .
 

Doch er, er kann das. Natürlich kann er das. Er, in seinem grenzenlosen Selbstvertrauen und in seiner Maßlosigkeit, die vor nichts halt macht. Er hat das Wissen, dass es hier auf der Erde niemanden gibt, der an ihn herankommt und sich mit ihm messen will. Er hat die ganze Welt erobert oder handelt mit ihr, nur mich lässt er zufrieden, seit wir uns einig sind.
 

Ich will nicht gegen ihn kämpfen, doch ich will auch nicht bei ihm bleiben müssen. Ich sehe, was er versucht, ich sehe es so klar und kann doch nichts dagegen tun. Er will mir zeigen, wie viel besser das Leben mit ihm wäre, wie viel besser das Leben in der Stadt wäre.
 

Die Wälder bei Nacht sind voller Wunder. Wunder, die man nicht sehen kann, wenn man sie nicht kennt. Eine Unzahl an Geräuschen erfüllt die Luft, alles knackt, flüstert, ruft. Nicht die ganze Welt schläft, wenn die Sonne untergeht, wenn sich Apoll nach seiner langen Fahrt schlafen legt. Im Gegenteil, ebenso viel, wie zur Ruhe geht, erwacht auch. Unter dem Licht der funkelnden Sterne erwacht eine vollkommen neue, eine andere Welt. Wenn die Helden, die seine Götter an den Nachthimmel gemalt haben, so zu uns sehen, wie wir zu ihnen, dann sehen sie eine Welt, wie sie sie wahrscheinlich nie gekannt haben. Alles ist dunkel, nur der Mond spendet das Licht, das ihm gegeben wurde. Und doch ist auch ohne das Licht der Sonne alles zum Leben bereit. Allein der Geruch des Waldes ist ein ganz anderer. Die Tiere, die in der Dunkelheit leben sind nur selten am Tage zu sehen, und gleich und verschieden wie die des Tages im selben Moment. Die Bäume atmen, sie atmen doch um so viel anders als bei Tage. Sie wachsen und knarren dabei im Wind. Und gleichzeitig rauscht der Wind in ihren Blättern mit dem selben Rauschen, wie er es auch bei Tage tun würde. Wenn man nur genau genug hinsieht, dann eröffnen sich einem neue Welten mit jedem Wimpernschlag.
 

Nur er begreift das nicht, für ihn gibt es nur seine Welt. Eine Welt, die davon geprägt ist, dass er sie sich immer mehr zu eigen macht. Ob es nun seine Bauwerke sind, seine Armee oder seine Götter, die mit einem Mal all jene Dinge regeln, die vorher auch sehr gut ohne sie funktioniert haben.
 

Mir wäre es lieber, wenn wir zwei Sterne wären. Nah beieinander, nahe genug, um sich zu sehen, und doch weit genug durch das schwarze Nichts getrennt, dass wir uns nicht gegenseitig beeinflussen. Jeder spürt das wärmende Licht des anderen, doch keiner von beiden wird zum anderen Hingezogen, ohne es zu wollen.
 

Vielleicht habe ich nur angst vor Veränderung. Doch ich bin glücklich, wie es ist. Ich liebe meine Wälder, die so viel Leben in sich bergen, dass sie davon beinahe überquellen, ich liebe den Himmel bei Nacht, der immer den Eindruck macht, als würde er den, der zu lange in die Unendlichkeit blickt, verschlingen wollen. Dieses Gefühl, sich selbst zu verlieren, da man mit einem Mal noch winziger ist, als ohnehin schon, und gleichzeitig noch mit beiden Beinen im Hier und Jetzt zu stehen, dass der Geist beinahe zu vergessen droht, ist etwas, das er nicht zu kennen scheint. Es ist etwas, dass ich nicht missen will. Ich will nicht nur im Hier und Jetzt leben. Wenn Säulen den Himmel halten, warum ziehen dann die Sterne an uns vorbei? Eine Welt im Fluss ist wichtig, es darf nicht starr werden. Doch er begreift das nicht. Wer sich zu lange gegen einen Strom stellt, der wird irgendwann, egal, wie stark sich dieser Felsen auch fühlen mag, zu einem kleinen Kiesel gewaschen und von den Wellen fortgetragen. Nicht einmal die Sterne währen ewig, auch ihr Licht verlischt, eines Tages, wie fern oder nah auch immer. Und dann werden auch die Geschichten der Helden, die mit ihnen erzählt wurden, immer weiter verblassen und schließlich in Vergessenheit geraten.
 

Die Sterne leuchten hell über dem Wald in dieser mondlosen Nacht. Alles ist friedlich, alles lebt, dreht sich und wächst, bis der Tag des Abschieds gekommen ist.



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