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Die geschriebene Geschichte

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Angst

Heute war wieder ein schrecklicher Tag. Genauso schrecklich, wie jeder andere auch. Das Leben ist nicht fair und eine einzige Qual für mich. Manchmal habe ich das Gefühl, die Welt hätte sich gegen mich verschworen und das beste wäre es, wenn ich mich unter meiner Bettdecke verstecken würde und nie wieder hervorkäme.

Alles ist schrecklich, wenn man derjenige ist, der immer das Opfer von Stärkeren wird. Es ist es ja jeden Tag so. Immer haut alles auf die Kleineren, wie bei den Hühnern. Ich mach das nicht mehr mit, ich will das nicht mehr mitmachen! Aber ich hab zu viel Angst, mich gegen die aufzulehnen, die größer und stärker sind als ich. Ich habe Angst, mein Zimmer zu verlassen. Ich habe Angst, schon wieder etwas falsches zu sagen. Wenn ich nur könnte, dann würde ich im Erdboden versinken und nicht mehr daraus hervorkommen.

Dabei gibt es doch genug, das mir Selbstvertrauen geben sollte. Ich bin eigenständig. Ich habe Freunde. Immer mehr Freunde. Und die verlassen sich auf mich. Ich darf mich nicht mehr so viel fürchten. Ich muss den beiden endlich einmal die Stirn bieten. Man verlässt sich auch mich.

Nur wie soll ich das schaffen? Ein Blick genügt und ich breche in Tränen aus. Ich bin nicht so stark, wie ich es mir wünsche. Ich wurde unterdrückt, mein Leben lang. Nicht einmal der, dem ich am meisten vertraute, hat mich gestützt. Auch er hat mich nur benutzt, aus seine leichtfertige, etwas ignorante Art und Weise. Er kennt die Welt nicht, er will sie nicht kennen, das merkt man ihm an. Auch ich wünsche mir manchmal, ich könnte die Welt verkennen.

Doch auch das ist kein Weg. Auch er ist schon gescheitert, weil er die Gefahren, die auf seinem Weg vor ihm lauerten, nicht sehen wollte. Es gibt keine leichten Wege auf dieser Welt. Es gibt sie nicht, ob man nun stark ist oder schwach. Ich bin mir sicher, dass auch meine Peiniger ihre Bürden zu tragen haben. Wer so groß ist, der kann nicht ohne Feinde leben. Ich weiß es, ich habe sie schon streiten sehen. Es macht mir angst, wenn sie streiten. Denn wenn sie streiten, dann leiden auch wir, die wir kleiner sind als sie und von ihnen abhängig, darunter.

Mir wäre es lieber, wenn sich alle vertragen würden.

Die Welt ist kein Spielplatz und das Leben kein Zuckerschlecken. Das lernt man schnell. Aber wenn wenigstens hin und wieder alles nach Plan laufen würde. Wenn man nicht für jede schöne Erinnerung einen Preis zahlen müsste. Wenn die Liebe eines anderen fühlenden Wesens so leicht zu erlangen wäre...

Was wäre das Leben denn dann schon? Doch nur etwas, dass immer nach Plan ginge. Und das wäre nichts, wofür es sich lohnte zu leben und zu streben. Wo bliebe da die Überraschung, die Freude? Dort, wo auch der Schmerz wäre. Dort, wo sich all die Gefühle sammeln, die nicht länger gefühlt werden. An einen Ort, den es nicht geben sollte und der darum auch nicht existieren kann. Denn es existiert doch immer nur das, das sich auch anfassen lässt. Alles andere haben sich die Menschen ausgedacht, damit sie sich besser erklären können. Dass sie in Gesellschaften leben können. Dass Staaten existieren können, die auch nur eine Mittel sind, um sie zum Zusammenleben zu bewegen.

Das ganze Leben ist eine Qual, dadurch, dass man gezwungen wird, Konventionen anzunehmen. Doch wäre das Leben ohne diese Konventionen auch nicht auf diese Weise möglich, wie wir es leben. Man muss sich entscheiden, wie man leben kann. Ich weiß das und dennoch ertrage ich es kaum, wie es ist. Ich wünschte mir, ich könnte mich hinter einem anderen verstecken, der stark genug ist, um mich vor meinen Peinigern zu schützen. Doch immer, wenn ich zu diesem gehen will, halten mich meine Freunde davon ab. Sie halten es für eine dumme Idee. Ein bekanntes Übel ist ihnen lieber als eine Hoffnung, die auch enttäuscht werden kann. Mir nicht. Ich hoffe lieber. Ich nehme jeden Strohhalm, an den ich mich nur klammern kann. Zumindest würde ich das, wenn ich den Mut hätte, meinen Leidensgenossen widersprechen zu können.

Heute war ein schrecklicher Tag, wie schon viele Tage vorher. Wie es auch viele Tage sein werden, die diesem folgen werden. Doch ich bin zuversichtlich. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem man meine Bemühungen anerkennen wird, Der Tag, an dem nicht alles, das ich tue, falsch sein wird. Der Tag, der nicht mehr schrecklich sein wird.



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