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with DEVIL MAY CRY - Dragon

von

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The Beast within

Da war jemand, das wusste ich. Deutlich spürte ich die Präsenz, die sich mir näherte.

Aber von ihr ging keinerlei Gefahr aus.

Langsam, unhörbar für normale Ohren, glitt die Tür auf. Langsam näherten sich Schritte meinem Bett, verharrten einen Moment, bis sie weiter zogen. Und ich konnte mich nicht im Geringsten auf das Kommende vorbereiten.

„Aufstehen, Spatz!“, drang die Laute Stimme meiner Mutter an meine Ohren.

Noch im selben Moment riss sie die Gardine auf und Sonnenlicht flutete das Zimmer.

Mürrisch drehte ich mich um und direkt in das Licht hinein. Sofort begann mein Körper sich danach zu sehnen und vor meinen geschlossenen Augen sah ich mich auf meinem Findling liegen und dösen.

„Schlechte Idee.“, erwiderte ich leise und strampelte die Decke ein Stück weg.

„Steh endlich auf, es gibt gleich Mittag.“, sagte sie noch, dann schloss sich die Zimmertür.

Ich steckte mich und warf letztendlich die Decke ganz von mir. Das morgendliche Sonnenbad half mir wirklich wieder Fit zu werden. Einige Minuten blieb ich noch liegen, bis die Wärme auch die letzte Zelle ausgefüllt hatte. Erst dann schaffte ich es mich aus dem Bett zu quälen.

Mein ganzer Körper schmerzte bei der kleinsten Bewegung. Aber das war normal, wenn ich mein Biest freigelassen hatte. Unangenehm, aber sehr nützlich, wenn ich an die gestrige Nacht denke.

Langsam und vorsichtig hob ich einen Arm und betrachtete die Stelle, wo die Sense ihn durchbohrt hatte. Nicht einmal ein Kratzer war mehr zu sehen. Ebenso sah es bei meinem anderen Arm und den Beinen aus. Jeder andere hätte an den Verletzungen sterben können, aber mich konnte sowas nicht aufhalten.

Jedenfalls nicht so schnell, wie es anderen lieb wäre.

Und wieder einmal war mein Fluch meine Rettung gewesen. Das verfluchte Erbe meines Vaters.

Ohne zu wissen warum drehte ich mich zu seinem Nachttisch. Der helle Bilderrahmen hob sich deutlich vom dunklen Holz ab.

Es zeigte mich als Baby und meine Mutter, die mich auf im Arm hat. Vorsichtig nahm ich das Bild aus dem Rahmen und drehte es um.

Laut dem Datum war es kurz nach meiner Geburt gemacht worden. Darunter stand in feiner, sauberer Schrift: „Meine Licht und meine Sonne.“

Mit einem verächtlichen Seufzer verstaute ich es wieder im Rahmen. Aber ich konnte nicht wegsehen. Meine Mum sah überglücklich aus.

„Wenigstens für etwas war er gut.“, sagte ich leise und stellte das Bild zurück auf seinen Platz.

Gemächlich drehte ich mich um, kam aber nicht weit.

Erschrocken weiteten sich meine Augen.

„Scheiße!“, rief ich entsetzt, „Ich sehe aus wie ein Penner!“

Meine Kleidung war nur noch in Fetzen vorhanden, wenn überhaupt. Ich wusste, dass meine Mum einen Wutausbruch bekommen würde, wenn sie mich so sähe.

Hastig blickte ich mich im Zimmer um. In meinem Kopf war ein einziges Chaos. Doch dann fand ich endlich den Kleiderschrank. Mit gezielten Handgriffen hatte ich einen kompletten Satz neuer Kleidung in der Hand, den alten hatte ich ja schon im Müll verstaut

Wenn ich mein erstes Geld bekäme, musste ich dringend Einkaufen.

„Zanny! Komm endlich runter essen!“, hörte ich meine Mutter hinauf rufen.

„Will nur noch schnell duschen!“, rief ich zurück und war in der Nächsten Sekunde schon im Badezimmer verschwunden.
 

Eine Entspannende Dusche später saßen wir zusammen am Esstisch und Liesen uns Chicken Nuggets und Pommes schmecken.

Verstohlen blickte ich zu meiner Mum, wünschte mir jedoch im selben Moment, dass ich es nicht getan hätte. Ihr Blick durchbohrte mich.

„Was hab ich verbrochen?“, fragte ich vorsichtig.

„Wer ist Tammy?“, fragte sie zurück und das Nugget blieb mir im Hals stecken.

„Wer ist das?“, erwiderte ich die Frage.

„Sie hat vorhin angerufen.“, sagte sie mit einem unangenehmen Unterton, „Sie sagte, dass du deine Jacke bei ihr vergessen hast und das die gestrige Nacht einfach unglaublich war.“

Für gefühlte Stunden war ich wie erstarrt. Dann brach ich in schallendes Gelächter aus. Bis auf die Tatsache, dass ich fast erstickt wäre, konnte der Tag nicht besser beginnen.

„Sie ist meine Dealerin.“, begann ich zu erklären, „Und die Jacke hängt im Tears, weil ich sie nicht ruinieren wollte.“

„Und was meint sie mit der „gestrigen Nacht“?“, führte sie das Verhör weiter.

„Sie musste meine Fähigkeiten beurteilen, ob ich überhaupt als Allrounder tauge, und so hat sie mich auf meinem ersten Auftrag begleitet.“, berichtete ich weiter, „Und ich musste ein wenig mehr zeigen als ich wollte.“

Schweigend sah sie mich an. Doch letztendlich nickte sie.

„Und ich hab gedacht, du hast eine Freundin.“, meinte sie schmunzelnd.

„Du weißt, was ich davon halte.“, erwiderte ich geknickt.

Und wie sie es wusste. Wir hatten lange über dieses Thema diskutiert, bis sie schließlich nachgab.

„Aber ich werde sie dann kennen lernen.“, meinte sie plötzlich, „Sie hatte gesagt, dass sie noch etwas für dich hätte.“

„Aber wunder dich nicht über ihre Art.“, meinte ich schmunzelnd.

Die restliche Zeit verbrachten wir schweigend und genossen unser Essen.
 

„Und was sagst du?“, fragte Lady und beugte sich über den großen Schreibtisch.

„Und wenn ich nein sage?“, fragte der Weißhaarige provokativ.

„Dann werde ich jemand anders suchen.“, sagte sie und wandte sich um.

Sie wartete noch eine Sekunde, dann ging sie los. Ruhig und gelassen durchquerte sie den Raum in Richtung der Eingangstür. Wieder wartete sie eine Sekunde, bevor sie die Hand auf den Türgriff legte.

„Wenn es unbedingt sein muss, dann gib ihm meine Adresse und die Nummer vom Laden.“, lenkte er schließlich ein.

Die Allrounderin riskierte einen Blick über die Schulter. Dante lehnte Entspannt auf seinem Sessel und Blätterte durch ein Schusswaffenmagazin.

„Dann werde ich ihm Bescheid sagen, wenn ich ihn sehe.“

Erneut legte sie die Hand an die Tür. Sie hatte schon genug Zeit verplempert und noch einige Dämonen zu erledigen.

„Und was springt für mich dabei heraus?“, fragte der Teufelsjäger plötzlich, „Wenn er wirklich so gefährlich ist, wie du sagst, mach ich das Nicht für Lau.“

„Und an was hast du gedacht?“, erkundigte sich Lady und wandte sich wieder dem Mann zu.

Ein laszives Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Sie hingegen verschränkte die Arme vor der Brust.

„Kannst du gleich vergessen.“, meinte sie kalt, „Warum fragst du nicht sie?“

Mit diesen Worten deutete sie auf die Couch, auf der die blonde Teufelin lag und durch ein Modemagazin blätterte.

„Kein Interesse.“, erwiderte diese gelassen.

„Du siehst warum.“, erwiderte der Weißhaarige und setzte sein Charmantestes Lächeln auf, „Und was bietest du mir an?“

„Pro Besuch des Jungen erlasse ich dir fünf Prozent deiner Schulden.“, erwiderte sie ruhig.

„So viel?“, meinte er schelmisch, „Wie großzügig von dir.“

„Bei deinen Schulden mach ich keinen Verlust.“, sagte sie und schaffte es endlich aus dem Büro heraus.

Langsam ging sie zu ihrer Maschine.

Dieser Typ brachte sie noch zur Weißglut. Ständig baggert er sie an. Und jedes Mal musste sie dem Drang widerstehen ihm noch einmal eine Kugel in den Kopf zu jagen.

Hastig schwang sie sich auf ihr Motorrad und lies den Motor aufheulen.

Dann schoss sie schon die Straße hinab, in Richtung ihres nächsten Auftrages.
 

„Hat sie gesagt, wann sie vorbeikommen will?“, fragte ich vorsichtig.

„Zum Kaffee.“, antwortet meine Mum schmunzelnd.

Das hieß, dass ich noch ein paar Stunden Zeit hatte. Noch ein paar Stunden, in denen ich die Sonne genießen konnte.

Langsam streckte ich mich auf meinem Findling und breitet meine Flügel aus.

Die Sonne schien erbarmungslos von Himmel und kein Wölkchen trübte das Blau. So weit das Auge reicht nur blauer Himmel und Sonnenschein.

„Ich bin gleich wieder da.“, meinte meine Mum und quälte sich aus der Liege.

Dann hörte ich noch, wie sich die Gartentür schloss, dann war ich allein.

Aber das störte mich gar nicht. Ich hatte alles was ich brauchte: Sonne und Ruhe. Alles andere war mir relativ egal.

Meine Gedanken drifteten zurück zur gestrigen Nacht und meinem Auftrag. Angefangen von der Abfahrt beim Tears, bis hin zur Befreiung meines Biestes.

Plötzlich erschien Tamaras Gesicht vor meinem Inneren Auge. Sie lächelte mich zufrieden an.

„Gute Arbeit, letzte Nacht.“, sagte sie und ich wusste, dass sie nur in meinem Halbschlaf existierte.

„Gern geschehen.“, erwiderte ich leise.

Noch immer lächelte sie, legte dann den Kopf schief und plötzlich war vor mir eine andere Person.

In Sekundenbruchteilen waren meine Finger zu Krallen geworden und hatten sich mühelos in den schweren Stein unter mir gebohrt.

Das Gesicht kam auf mich zu und mit jedem Millimeter wurde das Grollen in meinem Kopf lauter. Mit aller Macht kämpfte ich gegen den Halbschlaf an. Ich musste wieder zu Sinnen kommen. Zwar hatte ich mich an dem Findling festgehalten, aber das hielt das Biest im Schlimmsten Fall nur vom Fliegen ab. Und ich zweifelte stark daran, dass dieser Stein der Kraft des Monsters standhalten würde, in das ich mich verwandeln würde. Bisher hat noch Nichts eine Begegnung mit meinem Biest überlebt.

„Zanny?“, hörte ich meine Mutter fragen.

Schlagartig war ich wieder wach.

Langsam sah ich zur Seite und in fragenden Augen.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig.

Sie stand noch gut einen Meter von mir entfernt, aber das war keine Distanz, wenn wirklich etwas schief ging. Ich hatte es in der Villa wieder einmal gesehen. Binnen einer Minute hatte das Biest alles Dämonische in dem Gebäude vernichtet.

„So weit, so gut.“, entgegnete ich und rang nach Luft, „Hatte nur einen Alptraum.“

„Das sehe ich.“, erwiderte sie und deutete auf den Findling.

Vorsichtig löste ich die Krallen aus dem Stein und hob die Arme. Zum Vorschein kamen Vertiefungen, da wo ich meine Arme an den Stein Gepresst hatte.

„Glückwunsch.“, meinte meine Mutter Sarkastisch, „Sie sind stark genug, um Granit zu zermalmen.“

Freudlos lachte ich und stand langsam auf. Mein Körper fühlte sich an wie ein Bügelbrett. Zum einen durch das Dösen in der Sonne, zum anderen durch die Anspannung um das Biest zurückzuhalten.

„Wie lange war ich weg?“, fragte ich vorsichtig und lies Flügel und Krallen verschwinden.

„Zu lang.“, meinte sie Lächelnd, „In einer halben Stunde dürfte deine Tammy auftauchen.“

Wie sie dieses kleine, besitzergreifende Wort betonte gefiel mir gar nicht. Und ihrem Grinsen entnahm ich, dass es ihr Spaß machte, mich so zu reizen.

„Komm endlich, oder willst du ihr halbnackt begegnen.“, scherzte sie.

Ich grinste und holte zum Gegenschlag aus.

„Ganz ohne hab ich ihr auch gefallen.“
 

Auf dem Geländer sitzend ließ er die Beine in der Luft baumeln. Seine Augen hatten sein Ziel gefunden und Liesen es nicht mehr los.

Zu lange schon hatte er gewartet, zu lange hatte er sein Versprechen nicht erfüllt.

Aber nun hatte er Zeit.

Ein Grinsen umspielte seine Lippen.

„Zeit.“, sagte er langsam und leise, „Was für ein komisches Wort.“

Auch wenn es kaum jemand der Anwesenden verstand.

Nur kurz ließ er seine Augen herum wandern. Überall fuhren Autos und Menschen wuselten umher.

Zeit war doch so relativ. Und ihm war sie relativ egal.

Anfangs hatte er noch die Tage gezählt, dann die Jahre. Letztendlich war er zu dem Entschluss gekommen, nur noch die Jahrtausende zu zählen. Und trotzdem war die Zeit, die er schon lebte zu lang, um sie in Worte zu fassen.

Mit einem Lächeln sah er zu einer Touristengruppe.

„Wenigstens sind sie unterhaltsam.“, meinte er fröhlich.

Wieder richtete er seinen Blick auf sein Ziel. Noch immer hatte er sich nicht bewegt. Dass er noch am Leben war, daran bestand kein Zweifel. Er spürte es zu deutlich.

„Faulpelz.“, sagte er lachend.

Er war ja selbst nicht besser. Aber warum denn auch? Wenn etwas passieren würde, würde er es wissen.

„Entschuldigung?“, drang der Versuch Aufmerksamkeit zu erregen an sein Ohr.

Langsam sah er den Störenfried an.

Mittleres Alter und die ersten Anzeichen von dünner werdendem Haar, Uniform und Polizeimarke. In dieser Reihenfolge nahm er den Mann war.

„Ja?“, erwiderte er fragend.

„Würden sie bitte vorsichtig und langsam herkommen?“, fragte der Polizist vorsichtig und freundlich.

„Warum denn?“, erwiderte er ungerührt, „Es gefällt mir hier.“

„Bitte tun sie nichts Unüberlegtes.“, sagte der Polizist und wirkte leicht überfordert.

„Habe ich auch nicht vor. Warum denn auch?“, erkundigte er sich.

„Nicht das sie noch stürzen.“, erwiderte der Mann irritiert.

Verwirrt sah er nach unten uns sein Blick kehrte aus der Ferne zurück.

„Das sind doch höchstens Vierzig Etagen.“, sagte er schließlich Lächelnd.

„Zweiundfünfzig.“, berichtete der Mann fassungslos.

„Ach die paar Meter.“ erwiderte er und zuckte mit den Schultern, „Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.“

Schon in der Nächsten Sekunde stieß er sich vom Geländer ab, nur um im nächsten Moment sicher darauf zu stehen.

„Sehen sie, kein Grund zur Sorge.“

Ungläubig sah der Polizist zu ihm auf.

„Bitte kommen sie herunter und bleiben sie hinter dem Geländer.“, meinte der Mann leise.

Zu deutlich spürte er, wie der Polizeibeamte mit der Fassung rang. Persönlich war es ihm egal. Ein Sturz würde ihn nicht töten, dafür lebte er schon zu lange.

„Wie sie wünschen.“, erwiderte er mit einem freundlichen Lächeln.

Mit einem geschickten Schritt ließ er das Geländer hinter sich und landete auf dem Flachdach.

„Danke.“, erwiderte der Mann und wandte sich zum gehen.

Noch während er über das Flachdach zur Treppentür ging, konnte er den Mann flüstern hören. Wie verrückt doch manche waren und dass ihm sowieso niemand glauben würde.

Und kaum, dass sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte, saß er wieder auf dem Geländer, die Beine baumelnd und suchte sein Ziel.

„Menschen.“, meinte er amüsiert.

Doch leider hatte er mit dem Menschen zu viel Zeit zugebracht und gar nicht mitbekommen, wie sein Ziel verschwunden war.
 

Noch hatten sie ein wenig Zeit, dann würde Tammy auftauchen.

Während ich draußen gedöst hatte, hatte meine Mum schon Kaffee gemacht und den Tisch gedeckt.

Akkurat wie immer.

„Wegen ihr hättest du dich nicht so ins Zeug legen müssen.“, meinte ich fröhlich.

„Ich muss doch einen guten Eindruck hinterlassen.“, sagte sie lächelnd, „Vielleicht kann ich ja einen Deal mit ihr machen.“

Neugierig sah ich sie an.

„Naja, der Laden läuft im Moment nicht so gut.“, berichtete sie mir, „Vielleicht kann sie mir ja ein wenig Kundschaft verschaffen.“

„So ist das also.“, sagte ich grinsend, „Immer dieser Egotrip.“

Schulterzuckend schlenderte ich durch den Raum und betrachtete den Tisch.

Darauf waren, neben den Kaffeetassen mit passenden Untersetzern, ein Quarkkuchen und ein Maulwurfkuchen.

„Ich hoffe du hast den Vormieter raus geworfen.“, meinte ich grinsend und zeigte auf den Kuchen.

„Ja.“, sagte sie ebenso gut gelaunt, „Er war zwar nicht einverstanden, hat dann aber eingesehen, dass Gegenwehr sinnlos war.“

Lachend verschwand ich in die Küche, um die letzten beiden fehlenden Sachen zu holen.

„Wird es ihr gefallen?“, fragte sie plötzlich neugierig.

„Würde ich dir sagen, wenn ich es wissen würde.“, meinte ich ruhig und stellte Milch und Zucker auf den Tisch.

Das einzige was nun noch fehlte war der Kaffee, der von der Maschine warm gehalten wurde, und unser Gast.

Neugierig sah ich auf die Standuhr. In ein paar Minuten würde Tammy vorbeikommen. Und mit ihr vielleicht das auch ein angenehmer Nachmittag. Ein paar Anekdoten aus dem Tears und der ein oder andere anzügliche Spruch.

„Aber tue mir einen Gefallen und spring sie nicht an.“, sagte ich Lächelnd zu meiner Mutter.

„Warum denn?“, fragte sie verwirrt.

„Sie hat eine komische Art an sich.“, erwiderte ich und lies es dabei bleiben.

Plötzlich schellte die Klingel. Es war ein kurzer penetranter Ton auf den man einfach reagieren musste.

„Pünktlich wie ein Uhrwerk.“, meldete meine Mum nach einem Blick auf die Uhr.

Während sie zur Tür ging zupfte ich noch ein wenig an der Tischdecke herum.

Uns kam selten Jemand besuchen. Oftmals waren es Freunde meiner Mum. Im Endeffekt war es also der erste Besuch der, mehr oder weniger, wegen mir hier war.

Hastig war ich meiner Mum noch einen Blick zu. Sie grinste mich an, die Hand schon an der Türklinke.

Ich holte noch einmal tief Luft. Und dann war er da. Der Hauch eines Duftes. Noch im selben Moment erkannte ich ihn und meine Augen weiteten sich vor schrecken.
 

Gerade hatte Sylvia die Hand auf die Klinke gelegt und war im Begriff die Tür zu öffnen, da hörte sie es hinter sich scheppern.

„Zanny?“, fragte sie vorsichtig und drehte sich noch einmal um.

Doch er war verschwunden. Das Tischtuch lag am Boden und die Überreste der Tassen schienen im ganzen Wohnzimmer verstreut zu sein.

Wieder schellte es.

Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder der Tür zu. Sie würde dringend nochmal mit ihm reden müssen.

Langsam öffnete sie die Tür einen Spalt breit.

„Hallo.“, sagte Sylvia freundlich, „Tamara, nehme ich an?“

„Leider nein.“, erwiderte die Schwarzhaarige lächelnd, „Ich bin Melissa. Tamara ist leider kurzfristig verhindert worden.“

Langsam reichte Melissa ihr einen Beutel und einen kleinen Koffer.

„Da ist die Jacke drin und in dem Koffer ist Zannys Bezahlung.“, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln.

Verdutzt nahm Zannys Mutter beides entgegen.

„Ich würde dich ja noch auf eine Tasse Kaffee hereinbitten, aber hier drin herrscht ein wenig Unordnung.“, meinte sie mit einem professionellen Lächeln.

„Schon in Ordnung.“, erwiderte Melissa lächelnd, „Aber die Arbeit ruft ja eh.“

Hastig verabschiedete sich Melissaund lief auf ein, am Straßenrand parkendes Auto zu.

Vom Fahrer nahm Zanny Mutter nur wenig war. Vielmehr war ihr Blick auf Melissa fixiert. Etwas war an diesem Mädchen anders.

Schon fuhr der Wagen fort.

Gemächlich schloss sie die Tür und ging zurück ins Wohnzimmer.

„Zum Glück war der Kaffee noch nicht auf dem Tisch.“, sagte sie Kopfschüttelnd.

Vorsichtig suchte sie sich einen Weg zwischen den Scherben hindurch und nahm auf dem Sofa Platz. Den Beutel mit der Jacke stellte sie neben die Couch und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Koffer. Neugierig trommelte sie mit den Fingern auf der Hartplastik-Schale und spielte mit dem Gedanken einfach mal einen Blick hinein zu werfen.

„Das wäre nicht richtig.“, sagte sie schließlich.

Aber sie musste dringend mit ihrem Sprössling reden. So ein Verhalten war sehr unpassend. Auch wenn er schüchtern sein sollte.

Den Koffer ließ sie auf dem Sofa liegen und machte sich auf den Weg nach oben.

So war ihr Junge nun einmal. Wenn es einen sicheren Platz für ihn gab, dann in seinem Zimmer.

Mit gespitzten Ohren ging sie dir Treppe hinauf. Sie hoffte auf ein Zeichen, auf irgendetwas, was ihr zeigen würde, warum er plötzlich verschwunden war.

Aber sie nahm nichts war.

Kaum war sie oben angekommen sah sie auch warum. Seine Zimmertür war geschlossen.

Vorsichtig legte sie die Hand auf die Tür und öffnete sie einen Spalt.

Im Zimmer herrschte tiefste Dunkelheit.

Langsam öffnete sie sie Tür ganz.

„Zanny?“, fragte sie vorsichtig in den dunklen Raum.

„Lass mich endlich in Ruhe!“, hörte sie ihn rufen, gefolgt von einem schluchzen.

Für einen kurzen Moment verharrte sie, wollte fragen, warum er so abweisend war, beschloss dann aber, ihm seine Zeit zu lassen.

„Verschwinde endlich!“, rief er erneut, „Verschwinde endlich aus meinem Kopf!“

einem Impuls folgend schaltete sie das Licht ein.

In der Zimmerecke sah sie ihn. Jedenfalls wusste sie, dass er es war. Sie erkannte schließlich seine Flügel. Wie einen Kokon hatte er sie um sich gelegt.

Langsam ging sie auf ihn zu.
 

Warum verdammt?

Warum war sie da?

Warum war es nicht Tammy?

Warum musste sie es sein?

Wieder und wieder rasten diese Gedanken durch meinen Kopf und quälten mich.

Hätte ich den Geruch nur eine Sekunde später wahrgenommen, dann hätte mein Biest bestimmt die Oberhand gewonnen. Aber so war ich nur einen Wimpernschlag schneller gewesen und konnte wenigsten etwas Distanz zwischen sie und mich bringen. Zwischen mich und den Wahnsinn der nur Sekunden darauf folgte.

Kaum hatte das Biest sie wahrgenommen hatte es an seinen Ketten gerissen. Es war, als wühlte es sich durch meinen Geist und mein Fleisch, nur um zu diesem Mädchen zu kommen.

Im Moment wollte ich nur noch eins: Sterben.

Sterben und diesem Wahnsinn ein Ende bereiten. Wäre ich nur besessen, so hätte ich Kontakte gehabt, an die ich mich hätte wenden können. Aber so, durch mein Blut und mein Erbe, war dieses Ding bis in alle Ewigkeit bei mir.

„Spatz?“, hörte ich die Stimme meiner Mutter von weit her.

Langsam öffnete ich die Augen und die Flügel.

Sie kniete vor mir, die Hand vorsichtig gehoben und sah mich verwirrt an.

„Spatz?“, fragte sie erneut, „Was ist los?“

„Ich will das nicht mehr.“, sagte ich leise, die Stimme nur ein krächzen, „Ich will, dass das aufhört.“

„Was ist los?“, fragte sie leise und rutschte ein Stück näher.

„Dieses Mädchen, Melissa, sie wird mein Untergang sein.“, flüsterte ich.

Meine Mum sagte nichts.

„Mein Biest will sie.“, sagte ich und lies den Kopf hängen.

„Woher kennst du sie?“, erkundigte sie sich.

Trauer schwang in ihrer Stimme mit. So hatte ich sie noch nie gehört.

„Gestern Abend im Tears. Ich bin da rein, dann habe ich sie gerochen.“, erzählte ich leise, „Ihr Geruch war so Intensiv, er hat alles überlagert. Und dann ist mein Biest fast durchgedreht. Es wollte raus. Und ich wusste was es wollte.“

„Was wollte es?“, fragte meine Mum leise.

Während ich es ihr erzählt hatte, war sie neben mich gekrochen und hatte meinen Kopf langsam auf ihre Schulter gezogen.

„Es will seine Klauen in ihr Fleisch schlagen und sie zerreißen.“, sagte ich und spürte die Tränen aufsteigen.

All die Jahre hatte ich es geschafft das Biest im Zaum zu halten.

All die Jahre...

Und dann kam sie und zerstörte allein mit ihrer Anwesenheit die Ketten, die ich ihm so sorgfältig angelegt hatte.

„Ich hatte gestern schon Probleme es zurückzuhalten. Wäre da nicht dieser Allrounder aufgetaucht, wäre alles vorbei gewesen.“, erzählte ich weiter.

Schweigend saß meine Mum neben mir und strich mir durch die Haare. Etwas, was mich schon als Kind beruhigt hatte. Und erneut schaffte sie es damit, dass ich ruhiger wurde. Aber nicht nur ich, sondern auch mein Biest schien sich zu beruhigen.

„Kann ich irgendwas für dich tun?“, fragte sie leise.

„Mach, dass das Biest verschwindet.“, erwiderte ich und spürte die erste Träne fließen.

„Das kann ich nicht, das weißt du.“, sagte sie leise, „Aber ich werde mich um hören. Vielleicht finde ich etwas anderes.“

Ich hoffte wirklich, dass sie etwas finden würde.

Ansonsten würde ich aus der Stadt verschwinden und mir irgendwo anders ein schönes Plätzchen einrichten.

„Hast dich wieder gefangen?“, fragte sie schließlich.

„So ziemlich.“, erwiderte ich erledigt.

„Dann lass uns mal schauen, was der Teufel in Person gebracht hat.“, meinte sie mit einem Lächeln.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.

„Geh schon mal vor uns hau eine Dose Deo drauf, vielleicht hilft es.“, sagte ich besser gelaunt.

Zusammen machten wir uns auf den Weg in das Wohnzimmer. Vorsichtig sog ich die Luft ein, bevor ich das Zimmer betrat.

Ihr Geruch hing noch in der Luft, beziehungsweise an dem Koffer. Aber das Biest blieb ruhig.

„Komm mach auf.“, forderte meine Mum mich auf und warf mir den Koffer zu.

Geschickt fing ich ihn und setzte mich auf die Sofalehne.

Vorsichtig lies ich die Verschlüsse aufklappen und öffnete den Deckel.

Ungläubig betrachtete ich die Bündel die darin lagen.

„Hat sie gesagt, wie viel das ist?“, fragte ich ungläubig.

„Nein.“, erwiderte sie ungläubig, „Aber das kriegen wir schnell heraus.“

Mit diesen Worten nahm sie mir den Koffer ab und begann zu zählen.

Keine fünf Minuten später klappte sie den Koffer zu.

„Zwanzigtausend.“, sagte sie mit einem ungläubigen Gesicht.

Mir fehlten die Worte.

Die Aufträge, die mir meinem Mum beschafft hatte beliefen sich in der Regel auf ein Zehntel davon.

„Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen.“, sagte sie mit einem Grinsen, „Das ist nämlich eingezogen.“

„Und warum?“, fragte ich empört.

„Irgendwoher müssen ja deine Klamotten kommen, oder?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CoPlayer
2010-11-15T13:48:09+00:00 15.11.2010 14:48
es ist geil ^^
ich will unbedingt die vortsezung lesen ^^
Von:  Zuko13
2010-10-26T17:22:38+00:00 26.10.2010 19:22
Echt uper Kapi^^
wie immer^^
bin gespant wie es weiter geht^^
Von:  fahnm
2010-10-24T23:28:37+00:00 25.10.2010 01:28
Das Kapi ist Genial.^^
Ich freue mich schon aufs nächste.^^


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