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Drei Minuten mit dem Hauch des Schicksals

Das ist das Ende.
von

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Der Himmel weint.

Harter Platzregen trommelte auf die weiche Erde. Der Himmel schickte einen lauten Donnerschlag und starker Wind änderte die Richtung des Wassers. Verlassen harrte eine Menschenversammlung auf einem leeren Friedhof, in der Nähe von Prag aus. Ihre Kleidung war dunkel und ihre Mienen versteinert. Leise sprach der Pater ein Gebet welches Hoffnung und Trost spenden sollte. Dann ertönte die leise Melodie einer Geige und eine Frau mit lockigen dunklen Haaren, die sich unter einer schwarzen Haube verbargen, hob den Kopf. Ihre hellbraunen Augen sahen über die triste Landschaft und betrachteten schließlich den kleinen Zwerg, der den Abschiedsgruß anstimmte. Neben ihm reckten drei zierliche Feen das Kinn und ihre hellen Stimmen begannen sich zu einem Lied zu formen.
 

Astoria Greengrass, amtierende britische Zauberministerin erwies Luna Lovegood, mit schweren Herzens die letzte Ehre. Vor knapp zwei Wochen war ihr von dem plötzlichen Tod der einstigen Ravenclaw berichtet worden. Innerhalb von wenigen Tagen war sie so schnell gealtert, dass keiner der Heiler in der knapp bemessenen Zeitspanne sagen konnte, welche Krankheit an ihren Kräften genagt hatte. Lediglich leise Selbstgespräche hatten Angehörige wissen lassen, dass sie noch nicht in die andere Ebene über gegangen war.
 

Das Haar so weiß wie Schnee, das Gesicht so faltig wie eine Greisin hatte sie Harry bei seinem letzten Besuch gebeten seinen Sohn zu schützen. Wovor und vor wem vermochte niemand zu sagen. Luna war im Schlaf gestorben, mit einem Lächeln auf den Lippen. Und als wollte ihr Tod der Welt ein Zeichen setzten, war das halbe Ministerium zum Zeitpunkt ihres Todes in die Luft geflogen. Für Astoria hätte es keine direktere Kriegserklärung geben können, als sie Minuten später den Angriffsort besucht hatte.
 

Ein neuer Krieg war ausgebrochen. Sie kämpft ab nun gegen Unbekannt.
 

In aller Welt war das Attentat in den Zeitungen gedruckt worden, mehrere vierzig Minister hatten sich nach ihr erkundigt und versprochen wichtige Auroren zu ihrem Schutz zu schicken. Die Hilfe hatte Astoria dankend angenommen, doch angesichts ihrer eigenen Sicherheit hatte Harry ihr das Versprechen abgenommen, dass sie alles tat, was er verlangte, damit ihr nichts passierte. Seiner Meinung nach konnten sie in der gefährlichen Zeit keine Neuwahl im Parlament gebrauchen. Jeder verdächtigte jeden, das Vertrauen der letzten sieben Jahre schien wie weggewischt. Jemand trat hinter sie und ihre beiden Leibwächter machten einen Schritt zur Seite.
 

„Astoria?“
 

Die Stimme von James Potter klang unsicher und sie drehte sich um. Noch immer musste sie lächeln wenn sie ihn sah. Seit dem Kriegsende hatte James sich einen Namen als Auror gemacht. Er verkörperte Autorität und Geradlinigkeit. Viele jüngeren Kollegen bewunderten ihn, während die Älteren ihm Respekt entgegen brachten.
 

Astoria hatte schon öfters mit dem Gedanken gespielt, ob James nicht in ein paar Jahren das perfekte Alter für einen Zauberminister haben würde. Als sie ihn einmal drauf angesprochen hatte, hatte er lachend abgelehnt. Er würde die freie Zeit, die er habe, lieber mit Charlotte, seinem reizenden Engel verbringen, als sie zu verkürzen, nur um ein paar Privilegs einstecken zu können.

„Was gibt es?“

„Wir haben eine Lösung für deine Sicherheit gefunden, aber ich schätze, sie wird dir nicht sonderlich gefallen.“ James ließ seinen Blick über die trauernden Gäste gleiten. Dann beugte er sich weiter vor, sodass nur sie ihn hören konnte. „Du wirst an einem Ort gebracht, wo niemand dich vermuten würde.“
 

„Außerhalb Englands?“, wagte es Astoria zu fragen und spürte, wie er ihren Ellenbogen ergriff.

Der Potter schüttelte den Kopf. „Nein, nur außerhalb Londons.“

An seinem Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass er alles andere als besonders begeistert war, ihr sauren Wein einzugießen.

„Wissen Percy und Claire Bescheid?“, sie wusste, dass man ihre beiden Sekretären beschattete. Zum einen weil Claire Mirabelle eine Malfoy war und Rassisten immer noch glaubten, sie würde die Werte des dunklen Lords vertreten und zum anderen, weil man die junge Frau trotzdem aus jeder Gefahrenzone ziehen wollte. Als Mutter hatte sie unweigerlich viele weiblichen Auroren auf ihrer Seite. Percy dagegen trug den nichtigen Ruf mit sich, dass er ihren Posten als Zauberminister haben wollte. Eine Lüge, die seinen Ruf schadete. Astoria erinnerte sich nur zu gut an die vielen Gespräche, die sie nach dem Krieg einander geteilt hatten. Dabei hatte der Weasley ihr nur zu deutlich gemacht, dass es für ihn nichts Schöneres gab, als mit seinen Enkeln zu spielen und seine verbliebene Zeit zu genießen.
 

„Wie viele Bewacher werde ich haben?“, erkundigte sie sich und musterte dabei verstohlen die vier Männer die ein schützendes Quadrat um sie bildeten.

James verzog das Gesicht. „Einen einzigen, aber du wirst das Haus nicht verlassen können. Mein Vater hat versucht dir deine individuelle Freiheit zu lassen, aber die Einschränkung bezieht sich auf 350 Quadratzentimeter und seiner Meinung nach ist dieser Bewegungsfreiraum angemessen.“ Verwirrt hob Astoria eine Augenbraue.

„Ich soll dich direkt nach dem Trauerlied mitnehmen. Der Friedhof wird bewacht. Wir haben noch sieben Minuten.“

Die Zauberministerin nickte und sah ein letztes Mal auf die Familie Scamander. Ihre Mienen drückten Trauer und Wut über den plötzlichen Tod der Ehefrau und Mutter aus. Astoria biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte Luna sehr gemocht und ihr plötzlicher Tod schmerzte. Ihre hellbraunen Augen fanden das schlichte Grab mit einem zarten Schmetterling auf dem weißen Marmor. Als sie die Augen schloss, sprach sie: „Lasst uns gehen.“
 

Es war ihr Abschiedsgruß.
 

Im selben Moment apparierte James mit ihr. Die Welt drehte sich, sie verlor den Halt unter den Füßen und erst, als die Erde wieder still stand, öffnete sie die Augen.
 

Als erstes erblickte Astoria eine gigantische Treppe und bemerkte einen altmodischen, aber durchaus stilvollen Kronleuchter an der Decke. Sie runzelte die Stirn. „Wo-!“

„Willkommen auf Malfoy-Manor“, begrüßte Harry Potter sie und ihr Gesicht blieb stehen.

James ließ sie los und sah sie entschuldigend an. „Ich habe dir gesagt, es wird dir nicht gefallen, aber Dad bestand drauf.“

Die Zauberministerin fuhr herum und erblickte den Helden der heutigen Zeit. In sein dichtes schwarzes Haar hatten sich einige graue Strähnen geschmuggelt, seine Brille war nicht mehr rund, sondern viereckig und dunkelrot. Zarte Falten legten sich um seine Mundwinkel, als er auf sie zu schritt. Die einst so kraftstrotzende Statur war hager geworden.

„Tut mir leid, aber an diesem Ort wird dich niemand vermuten. Es erschien mir als die sicherste Möglichkeit dich hier zu verstecken.“

Wütend und vollkommen vor dem Kopf gestoßen ballte Astoria die Hände zur Faust. „Du hast gewusst, dass ich es ablehnen würde, wenn du mir nicht ein Versprechen abgenommen hättest, nicht wahr?“ Harry lächelte zufrieden über seinen bösen Streich. „Ja, allerdings habe ich es dir erst abgenommen, nachdem ich Draco überreden konnte, sein Einverständnis für meinen Plan zu geben.“
 

Hinter der Greengrass schnaufte James hörbar auf. „Überredet! Ihr habt drum getrunken! Und der erste, der vom Stuhl gefallen ist, hatte verloren. Dreist und hinterhältig hast du dir vorher so ein Mittel zum durchhalten von Tante Hermine geholt.“ James schüttelte den Kopf. „Das nennt man auch Betrug!“

Astoria rollte mit den Augen und Harry sah beschämt zu Boden. Um von seiner Mogelei abzulenken, sprach er: „Deine Koffer sind bereits oben, Draco hat dir ein Zimmer räumen lassen und er lässt dich wissen, dass du einen Hauselfen rufen sollst, wenn du etwas benötigst.“

„Er ist nicht da?“, informierte sie sich erleichtert.

„Nein, er spielt für die nächsten drei Tage den Babysitter für die Zwillinge. Ein Job, der ihm überraschenderweise sehr gut bekommt.“ Harry lächelte, als er sich daran erinnerte, wie hingebungsvoll Floyd und Corwin an ihrem Großvater hangen.
 

Der einstige Held sah, wie unwohl sich die Ministerin fühlte und seufzte tief. „James, du kannst gehen, ich habe noch etwas mit Astoria alleine zu besprechen.“ Nur widerwillig tat der junge Auror was man von ihm verlangte. Knapp verabschiedete er sich und schritt zur Tür hinaus, weil der Bahnkreis zum apparieren bereits wieder geschlossen war. James würde eine gute Stunde brauchen, bis er zu Fuß das Gelände des alten Malfoy-Manors verlassen hatte und seinen Dienst im Ministerium beenden konnte.
 

Harry sah, wie sie die Arme vor der Brust verschränkte und sie ihren Blick starr auf den großen Kamin gerichtet hielt.

„Es tut mir leid!“, platze es aus dem Helden heraus. „Aber auf die Schnelle ist mir keine andere Möglichkeit eingefallen. Ich wollte dich in Sicherheit wissen, damit Britannien nicht ihr politisches Oberhaupt verliert und deine Sicherheit gewährleistet ist. Nun...“, er machte eine kleine Pause und sie sah ihn verstimmt an. „... hier wird dich niemand vermuten und glaub mir, auf der Erde gibt es im Moment keinen sichereren Ort, als Malfoy-Manor.“ Harry neigte leicht den Kopf. „Na ja, abgesehen von Askaban, aber ich schätze, du ziehst ein sauberes Bett und ein wenig Ruhe, einer Zelle auf dem Meer vor.“
 

Astoria rümpfte die Nase. „Es geht mir nicht um Bequemlichkeit, sondern eher darum, dass Malfoy und ich gewisse Differenzen haben.“

„Sicher.“ Natürlich war Harry vollkommen im Bilde, was die Vergangenheit beider betraf. „Trotzdem dachte ich, dass es dich vielleicht freuen würde hier zu sein, wenn Scorpius ebenfalls hier verweilt.“ Verblüfft sah sie ihn an und er erklärte: „Ganz Europa bietet seine Hilfe an, darunter auch Russland. Percy hat angesichts der Hilfsbereitschaft sämtliche Lebensläufe und Akten überprüft und eine Gruppe der Besten zusammengestellt.
 

Darunter sind eben auch dein Sohn und der junge Parkinson.“ Ein zufriedenes Lächeln lag auf Harrys Lippen und Astoria fragte sich, ob es ein Zeichen von Stolz war, oder von Freude darüber, dass die einstigen beiden Todesser ihren Weg gefunden hatten, sich in der neuen Weltordnung zurecht zu finden. „Was genau Percy vor hat, weiß ich nicht. Nur das sich Kingsley, er und Hermine darum kümmern, dass diese Anschläge aufhören.“
 

„Diese Anschläge?“, sie hatte die Betonung auf Mehrzahl sofort bemerkt und Harry schluckte hart. „Gestern gab es einen Angriff in der Winkelgasse. Zum Glück wurden nicht all zu viele Leute verletzt. Doch die Lage ist heikel geworden, sprich; eine große Unruhe überfällt Britannien. Angst entsteht und es ist nun unsere Aufgabe diese Angst im Keim zu ersticken.“ Astoria nickte. Sie verstand die Besorgnis ihres Kollegen. „Ich wünsche, dass sich jemand um die Sicherheit von Percy und Claire kümmert. Sie stehen mit mir in direkter Verbindung, man könnte es auf sie abgesehen haben.“

Der Potter nickte. „Ich werde dafür sorgen, dass keinen von beiden etwas passiert, aber im Gegenzug musst du mir versprechen, dass du hier keine Dummheiten machst und dich mit Draco verträgst. In so Fern er dir nicht sowieso aus dem Weg gehen wird.“

„Das wird er, verlass dich drauf.“, erwiderte sie grimmig und zwang dem einstigen Helden ein müdes Lächeln ab. „Na umso besser. Ruh dich aus, geh den Akten nach, die dir geschickt werden und versuch keine Eigeninitiative zu ergreifen. Alle wichtigen Entscheidungen wird das Ministerium sowieso erst von dir bewilligt bekommen lassen müssen. Ich werde also häufiger James vorbei schicken, oder selbst zu Besuch sein.“
 

Er wollte sie aufmuntern und doch gelang es ihm nicht. „Versuch dich wohl zu fühlen, Astoria und wer weiß...“, er zuckte mit den Achseln. „Vielleicht ist das eine Chance, die Vergangenheit abzuschließen oder in deinem Fall, eher zu klären.“ Mit diesen Worten verschwand auch er und sie blieb alleine Zurück. Auf einem Anwesen, dass sie nie hatte betreten wollen. Ihr Blick glitt wieder ins Feuer. Das Einzige was sie tun konnte, war zu hoffen, dass Scorpius möglichst schnell kam und Draco möglichst lange bei seinen Enkeln blieb.
 


 

- - -
 

Der tropfende Kessel war gut besucht. Gesprächsfetzen drangen an das Ohr einer jungen Hexe mit langen braunen Haaren. Es war zu einem strengen Zopf gebunden. Unter ihrem Mantel trug sie die weiße Arbeitskleidung einer Heilerin. Alice Longbottom, einstige Erbin von Hogwarts stand an der Theke und kaute auf ihrem Sandwich, während ihre Augen über die geschwungenen Zeilen eines Buches glitten. Sie hatte vor eine Fortbildung zu machen, jetzt nachdem sie sich einen Namen als Kopfheilerin in Boston gemacht hatte. Bislang waren viele Magier, aber auch andere Wesen zu ihr gekommen, die die Geschehnisse des Krieges nicht hatten verarbeiten können.
 

Mit purer Absicht war sie nach der letzten Schlacht so weit wie möglich aus Europa geflüchtet. In der Hoffnung einen Ort zu finden, der sie nicht mehr an das Grauen der vergangenen Zeit erinnerte. Es hatte sie viele Tränen gekostet, sich nicht mehr bei ihren Freunden zu melden. Besonders Fred und Albus vermisste sie kläglich. Von Rose wusste sie, dass die beiden einstig besten Freunde nicht mehr miteinander sprachen. Das besondere Band, was sie beide miteinander verbunden hatte, war gerissen und Alice hatte sich all die Jahre oft gefragt, ob sie vielleicht der Grund dafür gewesen sein konnte.
 

Sie war nie dazu gekommen danach zu fragen und jetzt nach sieben Jahren verspürte sie auch keinerlei Drang mehr, dieser Frage nachzukommen. Jeder lebte sein eigenes Leben und nach dem Chaos und den Verlusten des Krieges, war es vielleicht ganz gut, dass jeder seinen Weg gefunden hatte.

„Willst du Hospital-Leiter werden, oder warum kommt deine Nase nie aus Büchern der Fortbildung raus?“ Die heitere Stimme ihrer besten Freundin ließ Alice inne halten. Sie sah auf und bemerkte, dass Rose zu ihrer rechten Seite getreten war. Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass die Weasley scheinbar nicht geradewegs aus dem Ministerium kam. Sie trug Jeans, Lederjacke und Turnschuhe. „Hattest du heute deinen freien Tag?“
 

Rose lachte heiter und bestellte sich ein Butterbier. Gelassen lehnte sie sich gegen die Theke. „Nein, ich war bei Fred und habe mir neuen Sprengstoff und seine Funktionen erklären lassen. Scheinbar sind wieder neue Gefahren auf dem Markt und mein reizender Cousin ist der einzige in ganz Britannien, der es versteht aus einer Hand voll Pulver eine Entstehungsgeschichte zu fabrizieren.“
 

Alice grinste. Zu gut erinnerte sie sich daran, als Fred noch mit Feuerwerkskörper experimentiert hatte und hinterher der Fachmann für Krach gewesen war.

„Es würde mich nicht wundern, wenn Fred bald zum Abteilungsleiter aufsteigt, obwohl er die Grenze zur Dreißig noch nicht erreicht hat“, plapperte Rose munter drauf los und Alice lächelte. Es gab nur ein einziges Detail in all den Jahren, dass sich nicht verändert hatte. Rose war ihre beste Freundin geblieben. Zwar sahen sie sich nicht regelmäßig, doch immer, wenn sie einander trafen, war es, als läge keine Zeit zwischen ihnen. Sie genoss es, der Stimme ihrer Freundin zu lauschen und für ein paar Stunden die Einsamkeit in Boston zu vergessen. „Demnächst hat Onkel Percy Geburtstag, die ganze Familie soll mal wieder zusammen kommen, ich bin gespannt, ob es Tante Ginny gelingt, sämtliche Weasleys und Potters auszutricksen“, plapperte Rose drauf los und Alice sah sie verwirrt an.
 

Sie hatte ihr Buch beiseite gelegt und sich ebenfalls ein Butterbier bestellt. „Wieso austricksen?“ Rose strich sich durch das lange rotbraune Haar und erklärte mit belegter Stimme: „Das letzte mal, dass es alle an einem Ort geschafft haben, war als wir gegen Lord Voldemort in den Krieg gezogen sind. Seit dem fehlt entweder Albus, Fred oder James. Okay, James arbeitet für das Ministerium, aber trotzdem ist es schade. Es sieht irgendwie so aus, als würde er Albus aus dem Weg gehen und Albus und Fred sich gegenseitig. Irgendetwas muss vorgefallen sein, was einen Graben zwischen ihnen aufgerissen hat.“
 

„Hast du eine Vermutung?“, wollte Alice wissen und leckte sich die Finger sauber, ihr Abendessen war Geschichte. Rose ließ den Blick über die Menschenköpfe gleiten, ein Zwerg machte sich an einer magischen Musikbox zu schaffen und ein poppiger Rhythmus ertönte. Einige grölten fröhlich und sie dachte daran, wann sie zum letzten Mal eine solche Party mitgemacht hatte. „Ja, ich dachte an eine Hexe.“ Die Weasley betrachtete ihre beste Freundin. „Aber im Nachhinein würde es keinen Sinn ergeben, denn die Freundschaft zwischen Albus und Fred war stärker, als dass sie wegen einer Eifersüchtelei kaputt gehen würde. Es muss also etwas Ernstes dahinter stecken. Aber weil keiner der beiden bereit ist darüber zu reden und du nicht den Vermittler spielen willst, wird der erste von euch in absehbarer Zeit zu Grunde gehen.“
 

Alice lachte trocken. Sie hatten dieses Gespräch schon einmal geführt und damals hatte Rose wissen wollen, warum sie nie versucht hatte, zwischen den beiden Zauberern ein klärendes Gespräch zustande zu bringen. „Du kennst meine Antwort, ich halte mich raus.“ Damit war das Thema für Alice gegessen und Rose nickte bekräftigend. „Fein!“, sie klang sarkastisch und bestellte seltsam heiter zwei Schnäpse. „Dann ist Al der erste, der fällt.“ Der starke Alkohol kam und sie prostete der Brünetten feierlich zu.
 

Nun runzelte Alice die Stirn. „Okay, komm, was ist los? Hat sich der ach so tolle Potter-Erbe in einen nicht auszahlbaren Skandal verstrickt, seit er Herr der Lüfte ist?“ Es war in den letzten Jahren nicht selten vorgekommen, dass Albus die Titelseiten sämtlicher Zeitungen geschmückt hatte. Drogenskandale mit Doxypfeifen, Hexen an seiner Seite mit zwielichtigen Absichten und dann wieder hatte Albus sich zu riskanten Aktionen hinreißen lassen. Das letzte, was sie über ihn gelesen hatte war, dass er sich auf der Fackel der Freiheitsstatur die Kante gegeben hatte und aus dem Stein ein reales Feuer machte. Eigentlich ein Vorfall, über den die halbe Zaubergesellschaft gelacht hatte, doch für Harry war es nur ein weiterer Grund gewesen um nach Burgas zu reisen. Alle machten sich Sorgen um die Zukunft des Potters, doch solange er einwandfrei flog und auch für England eine würdige Leistung bei der Weltmeisterschaft hinlegte, wagte es keiner, an seinem Verstand zu zweifeln.
 

Betont ruhig stellte Rose das kleine Schnapsglas ab und neigte den Kopf. „Der ach so tolle Potter-Erbe wird bald nicht mehr stehen. Onkel Harry bei bei ihm, sie haben ihn überwältigt und Veritaserum schlucken lassen.“ Rose sah auf einen undefinierbaren Punkt und Alice hörte ernsthafte Sorge aus ihrer Stimme heraus. „Dabei haben sie Dinge erfahren, die darauf schließen lassen, das Al schwerst depressiv ist. Onkel Harry ging sogar so weit zu sagen, dass er des Lebens müde geworden ist. Niemand kann sagen warum, selbst das Veritaserum nicht. Sie waren bei mehreren Kopfheilern, aber keiner entlockte Albus sein Geheimnis, warum er keine Interesse mehr am Leben hat.“ Die Weasley lehnte sich gegen die Bar und zum ersten Mal begriff Alice, was die tiefe Kummerfalte über ihren Augenbrauen zu bedeuten hatte. Sie brauchte nicht zu fragen, ob die Sorge um Albus sie schon länger quälte, denn diese kleine Gesichtsregung hatte Rose bei jeden ihrer Treffen gezeigt, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.
 

Die junge Heilerin schwieg und versuchte zu verdauen was sie gerade erfahren hatte. „Wie schlimm ist es?“

„Sehr schlimm.“ Rose kletterte auf einen freigewordenen Barhocker. „Weißt du Alice, ich wollte seit Monaten mit dir darüber sprechen, aber da es den Eindruck macht, als wäre Al dir egal, habe ich die Sorge herunter geschluckt.“ Statt auf den Vorwurf einzugehen sprach die Heilerin: „Rose, wie schlimm ist schlimm?“ Die beiden Hexen sahen eine Weile lang stumm einander an, schließlich seufzte die Rothaarige tief. „Er tut, als wäre die Welt um ihn herum in Ordnung, während sein Herz vor Kummer bricht.“
 

Der simple Satz riss den Boden unter Alice ins zwei. Sie kannte dieses Zitat. Seit sie Kinder waren und er Kummer hatte, hatte sie die Angewohnheit bei ihm beobachtet, seine Sorge in fremden Worten auszudrücken. „Rose... hör zu...“, begann sie. „Albus hat mir damals sehr weh getan, das weißt du.“ Ihre Freundin nickte knapp. „Ich kann jetzt nicht so einfach bei ihm auftauchen und plötzlich so tun, als wären die letzten sieben Jahre nicht gewesen. Wir sind im stummen Streit auseinander gegangen“, stellte sie ein wenig zu heftig klar.
 

Rose presste kurz die Lippen aufeinander, dann lächelte sie. „Ich weiß“, waren ihre knappen Worte und sie legte das Gold für die Getränke auf die Theke. „Ich bin auch nicht hier um mit dir zu streiten oder deine Entscheidungen zu kritisieren. Aber weißt du, was ich mich frage? Was ist, wenn wir beide uns mal streiten und mir geht es so dreckig, wie Albus, würdest du mich dann auch hängen lassen?“
 

Vollkommen vor den Kopf gestoßen und entsetzt über diesem Gedanken öffnete Alice den Mund: „Wie kannst du so etwas sagen!“ - „Na ja, angesichts der Tatsache, wie du so schön sagtest, ist es sieben Jahre her, seit zwischen Albus, Fred und dir etwas vorgefallen ist. Meinst du nicht, dass es Zeit ist, über seinen eigenen Schatten zu springen?“

„Nein“, war Alices harte Antwort und sie sah ihrer besten Freundin direkt in die Augen. „Angenommen Scorpius würde es so dreckig gehen, würdest du dann auch zu ihm reisen und ihm helfen? Schließlich wart ihr vor eurer Beziehung auch so etwas wie Freunde.“ Der Vergleich kam für Rose nicht überraschend, schließlich kannte sie Alice schon zu lange und zu gut um darauf nicht gefasst gewesen zu sein.
 

„Nein. Ich würde nicht gehen, da hast du vollkommen recht. Aber du bist nicht ich und du würdest es besser machen, das hast du schon immer getan.“ Sie lächelte sanft. „Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, Alice, aber vielleicht überlegst du es dir und...“, kurz suchte Rose nach den richtigen Worten. „... holst meinen depressiven Cousin wieder ins Leben zurück. So wie ich einer fortgelaufenen Person wohl über den Weg laufen werde.“ Alice sah sie fragend an. „Wie bitte?“
 

„Scorpius“, erklärte sie sachlich. „Ich habe heute von Onkel Percy wegen den Anschlägen eine Einladung bekommen. Sie gründen zur Sicherheit Britanniens erneut den Orden des Phönix und laden dafür die besten Auroren der Welt. Es wird ein riesen Tohuwabohu, wir müssen alle durch ein Auswahlverfahren und man wird uns auf Herz und Niere prüfen.

Fallen stellen, den ganzen Schmus eben. „ - „Du gehst stark davon aus, dass Scorpius da sein wird?“
 

Rose schluckte hart. „Ja. Schließlich war er bereits im Krieg ein herausragender Kämpfer und wird die kleinen Spiele, die sich die Oberen ausgedacht haben, mit links hinter sich lassen.“

Alice schenkte ihr ein wehleidiges Lächeln. „Vielleicht solltest du der Aufforderung einfach nicht folgen.“ - „Um Scorpius wissen zu lassen, dass ich mich seinetwegen verstecke? Nein danke. Ich werde tun, was ich auch getan hätte, wenn es ihn nicht geben würde. Das was ich für richtig halte.“

„Respekt, emanzipierte Hexe.“ Sie musste beide lachen, doch es war kein freies und glückliches lachen, es grenzte an Gezwungenheit.
 


 

- - -
 

„Und dann kriegst du einen Imobillius ins Kreuz gehext und bist nicht mehr in der Lage dich zu regen! Hilft das nichts, kannst du immer noch deinen Zauberstab ein weiteres mal zücken und-“ Corwin Malfoy, sechs Jahre alt, sprang aufgeregt auf der großen Couch auf und ab. In der linken Hand hielt er eine Schreibfeder und tat als würde er fechten. „- einen Stupor abschicken, wobei ich selbst einen Verkestatum bevorzugen würde. Onkel Scorpius sagte, das hat mehr Stil und so 0815 Kacka wollen wir uns ja auch nicht verteidigen.“ Die kindliche Stimme nahm einen ersten Ton an und Corwin hopste auf die rechte Couchecke. „Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich mit Stärke, geschlossener Mannschaft und diesem ernsten Killer-Blick-!“
 

„Corwin.“ Draco hob genervt den Kopf. Er saß im angrenzenden Esszimmer an einem langen Eichentisch auf dem er mehrere Pläne ausgebreitet hatte. Etwa einen halben Meter von ihm hockte Floyd mit Buntstiften und malte. Schon den ganzen Abend war der Junge eher ruhig und schien leise vor sich hinzusummen. Draco konnte nicht sagen um was für ein Lied es sich handelte, doch er war sicher es schon einmal gehört zu haben. Nur konnte er es im Augenblick nicht zu ordnen.
 

Claire war die Nacht über im Ministerium, seit dem Anschlag gab es so viel zu klären, dass seine Tochter kaum zum atmen kam. Es hatte sie nicht all zu schlimm erwischt, schwache Brandblasen zierten ihren Körper und eine dicke Beule an der Stirn. Draco dankte Merlin dafür, dass Floyd am besagten Tag getrödelt hatte und Claire so zu spät ins Büro gekommen war. Nun arbeitete alles, was ein funktionstüchtiges Gehirn vorzuweisen hatte daran, Britannien zu beschützen. Er hätte lügen müssen, wenn er sagen würde, dass es ihn überrascht hätte, dass Potter ihn um Hilfe bat.
 

Astoria saß nun bei ihm zu Hause und er war zu feige ihr zu begegnen. Stattdessen arbeitete er lieber im Haus seiner Tochter und hielt die Jungs alleine im Schach, nicht, dass er damit Probleme hatte, nein. Aber es wäre vielleicht höflicher gewesen, er hätte sie mit zu sich genommen und Astoria nicht ganz alleine gelassen.

„Aber Grandpa!“, gröllte Corwin laut und Draco kniff bei der Lautstärke die Augen zusammen. „Freust du dich denn gar nicht, wenn Onkel Scorpius nach Hause kommt?“

Verwirrt sah Draco auf und sein Enkel schenkte ihm ein strahlendes Grinsen. Überheblich kletterte er über die Lehne. „Er wird bei dir einziehen, ein hohes Tier im Ministerium werden und ganz viel Zeit haben um mit uns zu spielen!“ Begeistert fuchtelte Corwin mit der Feder herum. „Meinst du, er mag uns das Märchen von Martin Miggs den Muggel vorlesen? Oder bringt er uns Quidditch bei?“
 

Corwin hatte die seltsame Angewohnheit immer sofort in der Mehrzahl zu sprechen, etwas, was Draco eigentlich belustigte, doch jetzt konnte er nicht anders als die Stirn runzeln. Es überraschte ihn, dass die Jungs scheinbar wussten, dass ihr Onkel wegen dem Ministerium nach England kam. Eine Seltenheit. Normalerweise bekam er nur zwei mal im Jahr die Erlaubnis Russland zu verlassen. Doch scheinbar hatte der Minister Romanov einiges mit seinem Sohn vor, von dem er keine Ahnung hatte.
 

„Ich glaube, dass Scorpius eher arbeiten muss und wenig Zeit haben wird“, gestand Draco ruhig und sofort sah er, wie Corwin aufhörte um den Wohnzimmertisch zu flitzen und enttäuscht die Unterlippe vor schob. Beleidigt und traurig ließ er sich auf den Hosenboden fallen. Draco seufzte tief und griff zu dem Gehstock zu seiner rechten Seite. Nach dem Krieg hatten ein paar Fanatiker ihn verflogt und in einem ungünstigen Moment seiner Unachtsamkeit nahezu auseinander genommen.
 

Ohne Potter würde er wohl kaum mehr hier stehen. Der Preis war seine Beweglichkeit gewesen, ein Preis mit dem Draco zu seiner eigenen Überraschung relativ gut leben konnte. Humpelnd schritt er ins Wohnzimmer und ließ sich auf der schwarzen Couch nieder. Corwin sah starr ins Feuer und erneut begriff Draco, dass den Jungs mit jedem weiteren Jahr ein Vater fehlen würde. Oft hatte er bislang beobachten können, wie sehr die Jungs an James Potter hangen, wenn er sie von einem Spielbesuch nach Hause brachte.
 

Floyd schien sich wohl bei ihm zu fühlen, während Corwin ihn vergötterte. Als er seine Tochter gefragt hatte, ob es keinen Zauberer gäbe, der sie glücklich machen könnte und bereit für die Vaterrolle war, hatte sie nur lachend abgelehnt und gefunden, er würde die Rolle hervorragend erfüllen. Im Gegensatz zu ihr wusste er, dass er der Großvater war und nicht der Vater, den sie brauchten. „Was ist los, Corwin?“
 

„Nichts“, log der Kleine trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Draco klopfte leicht mit dem Stock gegen den Hinterkopf seines Enkels. „Kleine Lügen bestraft Merlin sofort, also weshalb das Gesicht?“ Das Kind öffnete kurz den Mund, dann sprach es: „Alle meine Freunde können schon fliegen, nur ich nicht. Alle haben einen Dad, der ihnen das Fliegen beibringt. Mom kann es nicht und...“, er brach ab. Draco nickte bedächtig. „Und du hast gedacht, Scorpius könnte es dir dann beibringen?“

„Ja.“
 

Eine Weile schwiegen sie beide und Draco bemerkte, dass Floyd sie beobachtete.

„Weißt du Corwin, ich könnte Harry Potter fragen, ob sein Sohn Albus es dir nicht beibringen will.“ Er zwinkerte und sofort erhellte sich die Miene des Jungen. „Du würdest fragen ob Albus Severus Potter mir fliegen beibringen würde?“ Der Malfoy-Spross liebte die Giants und verfolgte jedes Match im Radio. „Sicherlich, Scorpius ist mit Albus befreundet, ich nehme sogar an, wenn er fragt, würde dein großer Held sicherlich noch eher ja sagen, als wenn ich seinen Vater frage.“
 

„Onkel Scorpius kennt Albus Potter?“ Corwin schien nun vollkommen hin und weg zu sein und Draco musste lächeln. „Natürlich. Vielleicht findet Scorpius Zeit und kann dir erzählen, wie sie sich kennen gelernt haben. So hast du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Scorpius ist da und die lernst fliegen.“

„Von Albus Potter!“, hauchte der Junge ehrfürchtig und Draco konnte sich ein zufriedenes Lachen nicht verkneifen. „Genau.“ Er liebte es, wenn seine Enkel naiv und schnell zu begeistern waren. Zu schade aber auch, dass sie bereits nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubten, nachdem sich der letzte als Neville Longbottom entpuppt hatte. „Und nachdem wir das geklärt haben, ist es an der Zeit ins Bad zu verschwinden. Lass schon mal das Badewasser ein.“
 

Heiter nickte Corwin und stürmte aus dem Wohnzimmer, lachend sah Draco ihm nach. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er die Zeit mit den Jungs nicht genoss. Mit guter Laune humpelte er zurück ins Esszimmer und sah, dass Floyd seine Stifte zusammen packte. Manchmal, aber auch nur manchmal und in seltsamen Situationen fand der einstige Todesser, was sein Enkel, seinem Namensgeber auf grausamer Art und Weise ähnlich. Als es vor ein paar Tagen angefangen hatte zu schneien und Floyd stumm vor dem großen Fenster gestanden hatte, musste Draco sich unweigerlich daran erinnern, wie sich sein Sohn bei solch einem simplen Naturschauspiel verhalten hatte. Traurig war ihm begreiflich geworden, wie wenig er eigentlich über seinen Ältesten gewusst hatte, erst Claire sprach die Tatsache aus, dass beide Malfoys den Schnee beim freien Fall gerne beobachteten.
 

Draco neigte den Kopf und dachte daran, dass Floyd, sein Sohn, Bücher, besonders Märchen aller Art als Kind geliebt hatte, sein Enkel hielt es ähnlich. Artig und pflichtbewusst räumte der Junge die Malsachen weg und wollte gerade die Blätter zusammen rollen, als Draco sprach: „Ich mach das schon, geh zu deinem Bruder und pass auf, dass er das Bad nicht unter Wasser setzt. Wir wollen schließlich nicht, dass eine Meerjungfrau durch den Abfluss kommt und ihn klaut.“ Floyd grinste breit bei dem Gedanken und kletterte von dem dunklen, hohen Stuhl. Er war schon fast aus der Tür raus, als er inne hielt.
 

„Grandpa?“

„Hmm?“, Draco kehrte die Blätter zusammen und betrachtete einen unbeholfenen Jungen auf einem Besen. Der Junge kratzte sich am Kopf. „Ich weiß, wir sollen nicht fragen, aber Corwin und ich, wir haben doch irgendwo da draußen einen Dad, oder?“ Überrascht von der eigentlich einfachen Frage, drehte das Malfoy-Oberhaupt sich um. Es war kein Geheimnis, dass Claire sowohl Scorpius, als auch ihn gebeten hatte, niemals über den jungen Parkinson zu sprechen. Sie wollte ihren Kindern alles erklären, wenn sie älter waren.
 

„Natürlich.“, war die knappe Antwort und Floyd sah zum Fenster, wo vereinzelt ein paar Schneeflocken sich auf der Fensterbank nieder ließen. Der Winter war so überraschend in England hinein gebrochen, dass es kaum Vorbereitungen wegen der glatten Gassen gab. „Und... glaubst du, er denkt manchmal an uns?“, die grünen Augen des Kindes sahen ihn hoffnungsvoll an. Erneut sprach einer der Jungen automatisch in Mehrzahl. Zum ersten krampfte sich in Draco etwas zusammen. Er wollte seinem Enkel in seiner Hoffnung bestärken, doch gleichzeitig wollte er keinen der Jungen jemals anlügen. Schließlich hatte er gesehen, was Lügen und Geheimnisse anrichten konnte. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“
 

Floyd nickte verstehend, doch er konnte sehen, dass es den Jungen verwirrte. Ohne nachzuhaken verließ er das Esszimmer. Eine weitere Angewohnheit, die Draco an dem Kind beobachten konnte. Er verfolgte eine Frage niemals zweimal, sondern gab sich mit einer einzigen Antwort zufrieden, sei sie noch so lückenhaft. Der Malfoy wendete sich von der Tür ab und seufzte tief.

Sein Blick fiel auf die Bilder.

Verwirrt runzelte er die Stirn und betrachtete zwei unbeholfene Männchen, ein kleines und ein großes. Beide waren Blond und hielten sich an den Händen. Ein breites Lächeln war beiden aufgesetzt worden und Draco wollte über die Darstellung Scorpius grinsen, als er erkannte, dass Floyd die Augen mit einem grauen Stift statt einem braunen gemalt hatte. Unwirsch zuckte er mit den Schultern. Dann sollte es wohl ihn selbst darstellen. Gleichgültig legte er die Bilder auf die Anrichte und humpelte mit Hilfe des Stocks aus dem Zimmer.
 

Das er etwas auf dem Bild übersehen haben könnte, dieses Gefühl überkam ihn nicht.
 


 

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Es war kalt und trostlos. Drei brennende Fackeln spendeten Licht und eine Gestalt, umhüllt in einem dunklen Umhang saß erstarrt auf einen Felsen. Zu Zeiten wie diesen war die Mammoth-Höhle im Cave-Nationalpark ausgestorben. Die reglose Gestalt warf lange Schatten an die Wand und erst, als die Flammen selbst zuckten, wie nach einem kurzen Windhauch, hob sie den Kopf. In der linken Hand hielt er einen langen tiefschwarzen Stab. Am oberen Ende wies er die spitze Form eines Speers auf. Schwarze Augen sahen durch eine silbrige Maske, die das halbe Gesicht versteckte und erfassten einen schmalen Körper. Bekleidet in Jeans, einen viel zu großen Pullover und einer langweiligen grauen Jacke, trat das junge Mädchen nieder. Ihr mattest blondes Haar fiel schlaff auf ihre Schultern und sie neigte den Kopf. „Ira, warst du nicht oben?“, erkundigte sich die kindliche Stimme. Die Eisenmaske mit dem leichten Grünschimmer verdreckten die Augen. Lediglich der Mund, der sich zu einem falschen Lächeln verzog, zeugte von Freundlichkeit.
 

Ira, Todsünde des Zorns antwortete nicht. Nach über fünf Jahrhunderten Existenz, kam ihm die Welt der Menschen öde und primitiv vor. Derselbe Trott, derselbe Hass, dieselben negativen Gefühle, die sich in einem Menschen nährten. Die jüngere Todsünde, Superbia ließ sich von der Unhöflichkeit ihres Genossen nicht beeindrucken. Gut gelaunt summte sie ein Lied vor sich hin und betrachtete die kahlen Wände der Höhle mit deutlicher Interesse. Als die Fakeln ein zweites Mal zuckten und Ira ohne nicht zu regen, nach rechts sah, entdeckte er die letzte Todsünde, die mit einen Auftrag des Herrn gekommen war. Sie alle drei würden die nächsten Monate zusammen einen einzigen Plan verfolgen.
 

Den Pakt, der mit Tom Riddle geschlossen worden war, musste ausgefüllt werden.
 

Arrogant und scheinbar genervt wirbelte Luxuria, Todsünde der Wohllust um die eigene Achse. Verboten schön richtete sie sich auf. Ihr goldenes Haar, welches dieselbe Farbe, wie ihre kunstvolle Maske aufwies, war elegant hochgesteckt. Ihr verführerischer Körper wurde von einem nachtschwarzen Kleid umhüllt und ließ ihre zarten Schultern frei. Der Saum des Kleides verdeckte ihre schmalen Beine und sie sah sich deutlich angewidert um. Es war unschwer zu erkennen, dass sie von einem Ball des Vergnügens kam. Statt wie Superbia, sich an den kindlichen und alltäglichen Beobachtungen zu erfreuen und das schlechte der Menschen, wie Hochmut in sich aufzusaugen, verbrachte Luxuria ihre Zeit in der oberen Klassengesellschaft und verführte die gelangweilten, alles besitzenden armen Seelen. Einzig und alleine Ira kam seiner Arbeit ohne zusätzlicher Freude nach.
 

„Dein Geschmack lässt zu wünschen übrig, Ira.“, Luxuria war alles andere als begeistert und verschränkte die Arme vor der Brust. Zum ersten Mal seit er die Höhle betreten hatte, hob Ira den Kopf und ließ sich zu einem gelangweilten Ausdruck herab. „Die vier Erben Hogwarts“, sprach er und Superbia hörte Augenblicklich auf zu summen. „Verzeiht, dass ich bereits einen auf den Weg hier her ausgeschaltet habe und den anderen mit kleinen Wunschträumen geplagt habe.“

„Oh, ich bin sicher, es wird dich keinerlei Anstrengung gekostet haben“, höhnte die schöne Todsünde sarkastisch und entlockte der Jüngeren ein Kichern. Ira ließ sich davon nicht verunsichern, für solche Banalitäten war er schlicht schon zu alt. „Es bleiben jedoch drei. Zwei innig verbunden, darunter der Typ mit den Träumen und einer unverwundbar.“
 

Superbia drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern. „Ich mag die Verbundenen, es wird ein Spiel werden, das Band zu reißen.“ Sie hörte sich keine Spur ernst und pflichtbewusst an, doch die anderen beiden wussten, dass Hochmut durchaus zu den geschätzten Diener Diabolus gehörte.
 

„Den Unverwundbaren werden wir zusammen in den Tod treiben“, erklärte Ira und Luxuria hob den Kopf. „Wieso sollte ich mit dir zusammen arbeiten?“ Als wenn er es erwartet hatte, zuckte die älteste Todsünde mit den Schultern und rutschte vom Felsen. „Ich dachte, du würdest mir danken, wenn du alte Freunde wiedersehen würdest.“

Augenblicklich versteifte sich die Haltung der Schönen und ein offenes Lächeln zierte ihre blutroten Lippen. „Freunde in wie fern?“

„Freunde in Form von der Gegenwart.“ Luxuria wusste, was für Ira Gegenwart bedeutete. Wahrscheinlich hatte sie jene schwachen Menschen erst vor zehn Jahren gesehen.
 

„Es wird ein Festschmaus“, stellte die Blonde für sich fest und die drei Todsünden sahen einander an.
 

„Mögen die Spiel begingen.“
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  Petulia
2012-01-08T13:38:04+00:00 08.01.2012 14:38
Neville als Weihnachtsmann finde ich super!! :D
Von:  _Effy_
2011-01-25T19:21:38+00:00 25.01.2011 20:21
mir fällt grade auf, wo ich es das zweite mal lesen um die zeit zum nächsten kapitel zu überbrücken, dass ich meinen senf noch gar nicht dazu gegeben habe.

aaaalso:

natürlich bin ich wie wild gespannt auf das treffen von scorp und rose.
leider werden sich die beiden wahrscheinlich nicht sofort um den hals fallen, kinder zeugen und für immer zusammen bleiben ( wäre auch zu langweilig :-)), aber hoffentlich geht das gut.

und ich weiß nicht ob ich es schon mal erwähnt habe, aber ich hoffe, dass jemand ron verpetzt und er richtig dresche von rose bekommt, das würde mein herz sehr freuen :-)


albus tut mir einfach nur leid. alice soll in wieder heile machen.



dass astoria bei draco wohnen MUSS, finde ich sehr amüsant. das gönne ich ihm richtig... und er versteckt sich erstmal, scheiß männer -.-

die kinder sind zucker ♥ ich will nicht, dass denen was passiert.
also lass sie schön außen vor ;-)

im ganzen ein sehr gelungenes kapitel.

ich will mehr!
bis hoffentlich bald.
Von: abgemeldet
2011-01-10T18:55:05+00:00 10.01.2011 19:55
Hey Dahlie!

Ich liebe deine FF einfach. Sie macht richtig süchtig, weißt du das? Ich freue mich, wenn ich endlich wieder mehr Zeit habe und schneller dazu komme deine Kapis zu lesen. ^^

Ich liebe die Zwillinge. Sie sind soetwas von putzig. Vorallem auf eine Art so verschieden und dann doch wieder so ähnlich. Richtig zum Knuddeln. Draco macht sich wirklich super gut als Grandpa.

Wie Claire wohl reagieren wird, wenn Elliott wieder bei ihr auftaucht? Oder hat er die Eier nicht bei ihr aufzutauchen? Mal sehen, ich bin wirklich sehr gespannt, immerhin muss sie ihm ja noch immer beichten, dass sie von ihm schwanger war mit ihren zwei Zwillingen, wovon einer seinen und der andere den Namen seines besten Freundes trägt.

Oh, auf das Wiedersehen von Scorpius und Rose freue ich mich schon jetzt. Ob sie wirklich so kühl bleiben kann, wie sie tut? Und wird er ihr vllt nicht doch die Wahrheit sagen? - Ich bin gespannt. ^^

Alice und Albus sind beide echte Idioten. Sie sollten sich endlich aussprechen und ihren Zwist begraben und noch einmal von vorne anfangen. Immerhin müssen sie schon sehr bald zusammen halten.

Ich freue mich schon rießig auf das nächste Kapi, bin so gespannt wie es weiter geht, vorallem jetzt, da die Todsünden mitmischen. ^^
Mach bitte weiter so. ^^

*dich knuff*
*kiss*
*Nervennahrung dalass*
glg Xen
Von:  CaroX
2011-01-09T19:47:01+00:00 09.01.2011 20:47
Das Kapi ist sehr toll wie die anderen auch ♥
Also das mit dem um die Wette trinken finde ich echt super :D
und die Zwillinge sind einfach zum Knuddeln...

Ich freu mich schon drauf wenn sich Rose und Scorp wiedersehen *__*

LG
Dani
Von:  JO89
2011-01-09T12:23:07+00:00 09.01.2011 13:23
Am anfang dachte ich, dass du mit "Freunden" Scorpius und Al gemeint hast, doch jetzt überlege ich, ob es nicht Parkinson und Scorpius sind.

Ich mag Draco mit seinen Enkeln. Und Rose und Alice sind auch toll.
Wobei ich mir Sorgen um Albus mache.

Ich für meinen Teil, habe den Prolog nicht vergessen, und habe damit gerechnet, dass es wieder schwierig werden würde :)

Und es geht spannend und interessant weiter :D

GLG
Von:  lovely95
2011-01-06T20:52:46+00:00 06.01.2011 21:52
Und es geht weiter, schöön :)
Hab jeden Tag geguckt und dann- ach nein, schon wieder nichts Neues von Dahlie!
Aber endlich, ein tolles erstes Kapitel. Aber ich will Scorpius! :D
Naja, ich denke, er wird schon relativ bald vorkommen, oder? :)
Guut, ja, schreib schnell weiter, ich freue mich! :)

Von:  scater-fiffy
2011-01-06T16:03:32+00:00 06.01.2011 17:03
hey du,
klasse fortsetzung, hab den ersten teil im eildurchgang gelesen und als ich sah es geht weiter hab ich mich gleich ran gesetzt^^
die zwillinge sind echt goldich :-)
bin ja mal gespannt wie es weiter geht

echt gute story :-)

glg fiffy^^
Von:  nami-girl85
2011-01-06T15:14:25+00:00 06.01.2011 16:14
ich liebe die zwillinge ♥
wie dir sind sie mir schon richtig ans herz gewachsen.

ich muss auch sagen das es ein gutes erste kapitel war.
so zu wissen was die anderen jetzt machen und wie es um sie so aussieht.
deswegen bin ich auch gespannt wies weiter geht un oh mein gott wenn Rose und Scorpius sich das erste mal treffen *___*

sehr schönes kapitel,
nami :)
Von:  mudblood
2011-01-05T16:45:42+00:00 05.01.2011 17:45
Ein wunderschönes erstes Kapitel.

Du hast so viele tolle Szenen hineingebracht. So gefühlvoll geschrieben und so, dass man einfach mitfiebern konnte.
Die Beerdigung war traurig. Arme Luna :/ Und die arme Familie von ihr... ach man.
Aber der Krieg fordert Opfer, was (;

Faszinierend finde ich die drei "bösen". Wirklich. Sehr interessant und dieser Satz: Mögen die Spiele beginnen hach toll xD

Und zu den ganzen anderen Charas. Hart....das mit Albus. Aber es ist iwi doch eine gute Sache, da ich mir sicher bin, dass Alice und Albus bald zueinander finden. Zumindest hoffe ich das sehr.

Am meisten freue ich mich aber bis jetzt auf das Wiedersehen von Rose und Scorp... ich bin gespannt, was da für Gefühle in ihre walten werden...


Also ein tolles Kapitel. Bin begeistert über die Fortsetztung... jetzt schon :D



glg
Zea
Von:  Herzkirsche
2011-01-05T10:46:07+00:00 05.01.2011 11:46
Kapitel 1 war schon mal klasse. (:
Die ganzen Feinheiten haben mir wirklich gefallen. Und irgendwie bin ich überrascht, da die Charaktere ja doch alle langsam amselben Ort zu sein scheinen, zum Beispiel hätte ich gedacht, Alice lebe weiterhin in Boston. Aber mir gefällt es so eindeutig besser, auch dass die Freundschaft zu Rose bestand hat.
Und Albus manmanman... dem bleibt auch nichts erspart, kommt wohl mit seinem Status nicht klar. :|

Ich bin schon echt gespannt, wie das Treffen der Auroren verlaufen wird.

Mach weiter so. (:


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