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Wenn das Schicksal dir eine neue Aufgabe erteilt

Und du dafür zuerst vergessen musst
von

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Traum oder Realität?

Kapitel 8: Traum oder Realität?
 

Sie rannte nun schon eine ganze Weile, doch irgendwie kam sie nicht so recht voran, was wiederum an dem Mann lag, den sie zuvor von seiner urkomischen Position an einem Kreuz geholt hatte. Wer er war? Ehrlicherweise hatte sie keinen blassen Dunst. Wie sie hier gelandet war? Noch weniger Ahnung davon. Ob es Wirklichkeit war? Oder doch nur ein Traum? Das wusste sie am allerwenigsten. Einzig eine Sache war ihr klar: wer auch immer sie gerade verfolgte, wollte ihr ans Leder.

‚Also, nochmal von Anfang… Ich bin eingeschlafen, dann war alles um mich herum schwarz und als ich meine Augen geöffnet habe, war ich hier… Aber wo ist hier? Klar, offensichtlich bin ich einem Verließ gelandet, wo dieser komische Typ angekettet war. Dummerweise nützt er mir nicht viel, er dämmert ja in diesem komischen Halbbewusstsein dahin… Und wie komm ich hier eigentlich nun raus? Verdammt nochmal, wieso lande immer ich in diesen unmöglichen Situationen?!‘, dachte sich die Schwarzhaarige, während sie immer wieder einige Blicke nach hinten warf. Sie hatte es geschafft, einen Schutzschild aufzubauen, doch er würde nicht mehr lange halten. Bald würde sie von dutzenden Pfeilen durchbohrt werden, der Gefangene ebenso, um dessen Gesundheit und Überleben es mehr als schlecht bestellt war. Er war schwerstverwundet, doch noch schlimmer war, dass sie schon jetzt nicht ganz sicher war, ob er überhaupt überleben würde.

Angestrengt zog sie ihn weiter mit sich, seine Augen blickten stumpf und leer, er schien gar nicht mehr anwesend zu sein. Irgendwie sollte sie zusehen, dass sein Geist wieder erwachte, ansonsten waren nicht nur seine Chancen, hier heraus zu kommen, weniger als minimal.

„Hey, du, komm schon! Komm zu dir!“, schrie sie den ihr Fremden an, dessen Haare blutdurchtränkt an seinem Körper hingen.

„Hey, jetzt komm schon! Du musst wieder zu dir kommen!!!“, versuchte sie es nochmal, doch es gab immer noch keine Reaktion darauf.

‚Zwecklos. Was müssen diese Verrückten ihm nur angetan haben, dass er so gebrochen ist?‘

Immer verzweifelter schleppte sie sich beide weiter, als sie jäh aufschrie und stockte. Sie schaute keuchend an sich herunter und fluchte laut auf. Ihre Wade war von einem Pfeil durchbohrt worden, auch ihr Magen war von einem Bolzen getroffen worden. Rötlich schimmerte das Metall vor ihrem Blut, das aus ihrem Leib ragte. Halb benebelt von den Schmerzen schleppte sie sich weiter. Ihr wurde die zusätzliche Last, die der um über einen Kopf größere Mann ihr verursachte, noch schwerer als ohnehin schon. Jetzt hatte sie auch noch den metallischen Geschmack ihres Lebenssaftes im Mund und ihr wurde schlecht. Ihr war klar, dass sie sich irgendetwas einfallen lassen sollte, doch ihr Hirn und Verstand waren von den Schmerzen vernebelt, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Hustend schleifte sie ihren Fuß voran, doch es kam, wie es kommen musste: Sie konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und stürzte mitsamt dem Unbekannten zu Boden.

Hart schlug sie auf dem steinigen Grund auf. Keuchend spuckte sie eine große Menge Blut aus, als noch ein weiter Pfeil ihre Schulter durchschlug. Ihr Körper wurde von immer mehr der spitzen Geschossen getroffen, matt hob sie ihre Arme, um ihren Kopf zu schützen, doch es half nichts. Wie sollte sie hier noch rauskommen? Sollte sie also jetzt ihr Leben erneut verlieren? Zu ihrem Schmerz fühlte sie, dass ihr Bewusstsein langsam schwand. Mühsam hielt sie ihre Konzentration weiter aufrecht, streckte ihre Hand nach dem Unbekannten aus. Fest packte sie ihn bei der Schulter, ließ ihn nicht los, auch nicht, als er zusammenzuckte.

Leise begann sie zu murmeln:
 

Oh große Nocturnum, Hüterin des Wissens und der Geheimnisse, schenke mir deine Kraft,

damit es kann werden geschafft,

sende den Mann in Sicherheit,

jetzt sofort in dieser Zeit,

trage ihn von diesem schrecklichen Ort,

weit von der Gefahr hinfort.

Schwärze hüllte den Unbekannten ein, der verschwunden war, als die Dunkelheit um ihn herum wieder verschwunden war. Lächelnd blickte die Schwarzhaarige auf, als sie bemerkte, dass das Feuer eingestellt wurde. Keiner schoss mehr auf sie und sie hörte nun Schritte unweit vor sich hallen. Dumpf pochten die Wunden, die sie hatte, es tat alles so weh! Hustend spuckte sie noch mehr roten Lebenssaft aus, ihr Leben schwand. Verschwommen blickte sie auf denjenigen, der auf sie zu schritt. Diejenige, wie sie sich anschließend korrigieren musste. Kalt blickte eine Frau auf sie herab, matt glänzte die schwarze Rüstung, die sie trug. Ihr Haar war weiß, wenn sie sich nicht ganz irrte, obwohl es in dem dämmrigen Fackelschein dunkler aussah, als es war.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die Gerüchte tatsächlich stimmen. Aber wie ich sehe, scheinst du doch wieder zu Leben, Schwester.“

‚Schwester?‘, wiederholte die Angesprochene in ihren Gedanken. „Jismeu?“, flüsterte sie matt, ihre Stimme klang schwach.

„Wer denn sonst, Schwesterherz?“, erwiderte sie, doch dabei klang das Wort „Schesterherz“ wie ein bösartiger Fluch, so angeekelt spukte sie es aus.

Leandra lächelte, oder versuchte es zumindest, denn es misslang ihr kläglich. Zu stark waren ihre Schmerzen, ihr war einfach nur hundeelend. Wenn die Weißhaarige sie jetzt noch Mal umbringen würde, wäre es endgültig vorbei. Sie hatte keine Kraft, sie irgendwie zu wehren, geschweigen denn, sich zu bewegen. Noch einmal überkam eine derart starke Schmerzwelle sie, dass sie die Augen schließen musste.

Langsam stiegen zahlreiche Bilder aus ihrem Inneren auf, doch sie wusste, dass sie nichts mehr davon ihr eigen nennen konnte. Es waren Erinnerungen, sowohl an das eine, wie an das andere Leben, doch je mehr sie sah, desto mehr kamen nach, nur um zu verschwinden. Für alle Zeit zu verschwinden. Leandra wurde klar, dass sie dabei war, das Selbst, das sie bis jetzt gehabt hatte, zu verlieren. Unwiederbringlich zu verlieren, denn das, was ihr Unterbewusstsein bis jetzt bewahrt hatte, stieg auf und verschwand nach und nach. Ihr fiel aber auch auf, dass ihr Körper begann, sich aufzulösen, doch auch der Schmerz schwand.

„Dass du für diesen Mann, denn du nicht einmal mehr kennst so viel riskierst, ist mir ein Rätsel. Wobei du doch genau wissen, zumindest spüren solltest, dass du bei dieser Technik jedes Mal, wenn du sie einsetzt, nur noch mehr Erinnerungen verlierst. Und dann noch ausgerechnet Nocturnum um Hilfe zu bitten war überaus einfältig. Aber auch, wenn ich dich dieses Mal noch ziehen lassen muss, ich schwöre dir, wenn wir uns wieder begegnen, werde ich dich ein für alle Mal vernichten. Nicht einmal mehr Krytar selbst wird dich dann noch retten können, Schwester.“

Leise verklangen die letzten Worte der Weißhaarigen, deren Namen sie nicht einmal kannte. War sie ihre Feindin? Warum? Sie hatte ihr doch nichts getan, oder etwa doch? Ihre Gedanken verebbten, als sie schließlich ihre Augen wieder schloss und in angenehmer Dunkelheit versank.
 

„AAAAAHH!!!“, zerriss ein gellender Schrei die Stille der Nacht.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein besorgter Löwe stürmte ins Zimmer, wo er die Schwarzhaarige sitzen sah. Ihr Atem ging stoßweise, kalter Schweiß perlte von ihrer Stirn, panisch starrte sie zu allen Seiten, doch sie schien nichts Bekanntes zu entdecken. Dann blieb ihr Blick auf etwas am Boden hängen. Markesh runzelte die Stirn und folgte ihrem Blick, als er erschrocken erstarrte. Auf der Erde lag ein schwerverletzter Mann, über den ganzen Körper Wunden, die er nur allzu gut kannte. Er selbst hatte auch einige Narben von Jismeus Foltermethoden davongetragen, bevor Leandra ihn gerettet hatte. Um die Schwarzhaarige, auf die er seine Seelenspiegel nun wieder richtete, nahm er noch eine schwache Finsternis wahr. Ihm schwante Übles.

Schnell reagierte er nun, er brüllte laut, worauf nach kurzer Zeit ein Bediensteter eintrat, der dann wieder hinausstürmte, um die Heiler zu holen. Behutsam trat er auf die Miko zu, die jetzt am ganzen Leib zitterte, immer noch starr auf den Unbekannten mit ihren Sehorganen fixiert. Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern, was sie dazu bewegte, sich ihm zu zuwenden. Lange blickte er ihr in die Augen, doch außer Verwirrung und Unverstehen konnte er nichts entdecken.

„Leandra, schau mich an. Erkennst du, wer ich bin?“, fragte er ruhig, jedoch konnte er seine schlimme Ahnung nicht abstellen. Nicht, ehe sie antwortete. Und selbst bei ihrer Antwort gab es die Möglichkeit, dass er bestätigt wurde in seiner Vermutung, doch das war das Letzte, was er wollte.

Langsam wanderte ihr Blick an ihm auf und ab, musterte ihn genau. Sie überlegte kurz, runzelte schließlich die Stirn und nach langem Schweigen kam endlich ihre Antwort: „Nein.“

Scharf sog Markesh die Luft ein. Das war schlecht, sehr schlecht. Um nicht gleich zu sagen eine Katastrophe. Sie hatte soeben seine schlimmst mögliche Erklärung für das eben geschehene bestätigt.

„Nein, ich habe dich noch nie gesehen. Und was ist das hier für ein merkwürdiger Ort? Und wer…“, fuhr sie fort, wurde jedoch immer leiser, bis sie schließlich wieder das Bewusstsein verlor. Augenblicklich erfüllte noch mehr Blutgeruch die Luft, und Markeshs Augen weiteten sich. Ihre Kleidung bekam an mehreren Stellen Löcher, wie von Pfeilen, die jedoch nicht mehr in ihren Wunden steckten, dafür schoss der rote Lebenssaft prompt aus den Verletzungen. Wie von Sinnen brüllte Markesh erneut laut auf, ehe er sich mit fliegenden Fingern daran machte, die schwersten Blutungen zu stillen. Wenn doch nur Athanasios noch da wäre! Er war ein mehr als berühmter Heiler gewesen zu seiner Zeit und unsterblich, doch er war schon vor Ewigkeiten verschwunden. Hoffentlich war es noch nicht zu spät!
 

‚Was zum Teufel stinkt hier so nach Katze?‘, war der erste Gedanke, den er hatte, bevor er die Augen aufschlug, doch er bereute das nur zu bald. Grelles Sonnenlicht blendete ihn, sodass er seine Seelenspiegel so schnell er konnte wieder schloss. Er war diese Helligkeit nicht gewohnt, obwohl sie sich vom normalen Tageslicht deutlich unterschied. Mitunter konnte das daran liegen, dass er so lange in diesem merkwürdigen Verließ gewesen war. Moment mal… Da war doch etwas verkehrt. Erneut öffnete er die Augen, drehte jedoch erst seinen Kopf vom Fenster weg, damit das Licht ihm nicht wieder direkt in seine Sehorgane schien. Als er durch einen schmalen Spalt seiner Augen blickte, erspähte er nichts, das ihm bekannt vorgekommen wäre.

‚Ich scheine nicht mehr im Kerker zu sein, aber wo…‘

Gut, er war schon einmal nicht mehr in dem grauenhaften Verließ. Aber wo war er, und wie war er an diesen Ort gelangt? Vorsichtig setzte er sich auf, doch er hatte dabei grauenhafte Schmerzen, verzog aber keine Miene und gab auch keinen Schmerzenslaut von sich. Diese Blöße verbot ihm allein schon sein Stolz, von seiner Abstammung ganz zu schweigen. Irritiert stellte er fest, dass jemand seine Wunden versorgt hatte und sie auch schon begonnen hatten, zu heilen, doch er war noch immer ziemlich angeschlagen. Demnach musste ihn zwangläufig jemand befreit haben, denn seine Wärterin erschien ihm nicht wie jemand, der Gefangene wieder frei ließ. Geschweige denn, dass die Gefangenen, die sie hatte, die Tortur, die sie ihnen auferlegte, überlebten.

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, doch er fand nichts Interessantes. Lediglich das Lager aus Kissen und Fellen, auf dem er gebettet war, und einen Stapel einfacher Kleidung befand sich in dem Raum. Kurz überlegte er, doch er entschied sich dazu, aufzustehen. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er die eigenartige Kleidung, die er da fand, aber es würde wohl nichts nützen. Er kleidete sich in die einfache Lederhose und zog die lederne Weste an, die er dabei fand. Seine Verbände waren deutlich zu sehen, er war am ganzen Körper damit eingewickelt, fast wie eine Mumie. Nur schemenhaft erinnerte er sich an die letzten Tage. Das Letzte, was er wirklich sagen konnte, war als er von der Meido Zangetsuha verschlungen worden war, als diese zu einer Art schwarzem Loch mutiert war. Dann war er irgendwann in diesem Kerker aufgewacht, angekettet an dieses Kreuz…

Wut wallte in ihm auf, kurz verfärbten sich seine Augen scharlachrot. Dieses elende Weib! Wenn er ihr noch einmal begegnen sollte, würde sie dafür büßen, wie sie ihn behandelt hatte! Was fiel ihr ein, glaubte sie ernsthaft, er ließe so mit sich umspringen? Ach ja, und diesem verdammten Schmied würde er auch noch einige Takte sagen. Wobei es nicht bei einer verbalen Zurechtweisung bleiben würde, oh nein!

Ein plötzliches Klopfen an seiner Tür ließ ihn irritiert innehalten. Perplex wie er war, kam der Befehl schneller aus seinem Mund, als er wollte: „Herein.“

Als die Türe sich öffnete, erblickte er eine kleine, verhutzelte … Frau, Yokai? Er beäugte sie misstrauisch, sie schien zwar einem Katzendämon zu ähneln, doch es ging keinerlei Youki von ihr aus. Außerdem war ihre menschliche Gestalt viel zu katzenartig, doch wenn sie eine Yokai war, dann würde sie keine solche Gestalt annehmen. Und vor allem keine solch alte.

„Du bist aufgewacht, gut und auch schon angekleidet. Folge mir, bitte.“, sagte sie kurz angebunden und wandte sich schon wieder zum Gehen, wobei er feststellen musste, dass die Alte sich schneller bewegte, als er erwartet hatte.

Knurrend setzte er sich in Bewegung, auch wenn er sie nur zu gerne zurechtgewiesen hätte, er ließ es vorerst bleiben. Er musste erst einmal herausfinden, wo er nun gelandet und wer für das Ganze verantwortlich war. Über alles und jeden erhaben wie eh und je, folgte er der Katzenfrau, die ihn durch ein mehr als seltsames Dorf führte. Seine Sinne erforschten die Gegend, doch er konnte nirgends irgendein Youki ausmachen, also konnten dies demnach keine Yokai sein. Und er glaubte kaum, dass alle ihr Youki so gut zu verbergen wussten, dass er nicht das Geringste davon spüren konnte. Zudem stieg ihm der Geruch von Angst in die Nase, gleichzeitig starrten ihn alle an, als wäre er von einer anderen Welt. Bei dieser Annahme lagen sie jedoch nicht allzu falsch.

Schließlich blieb die Alte vor der größten der Steinbauten stehen und trat beiseite, bedeutete ihm, einzutreten. Der Eingang hier war lediglich ein großes Stück Leder, welches die Alte auf die Seite hielt. Ohne sich weiter um sie zu kümmern, trat er ein. Kaum war er an ihr vorbei, fiel die „Tür“ wenn man so sagen wollte, auch schon zu. Einen Moment blinzelte er, bis er sich an die plötzliche Abdunkelung gewöhnt hatte. Vor sich sah er einen kleinen Tisch, um den einige Kissen verteil waren, hinter dem erblickte er einen großen Löwen, der dem Federumhang und der Federkrone nach wohl der Anführer war.

„Willkommen, Fremder, Willkommen in meinem Heim. Mein Name ist Markesh, ich führe diesen Stamm Umanimalo. Deiner Erscheinung nach entstammst du der anderen Welt, nicht wahr?“, eröffnete der in die Jahre Gekommene ihm ohne Umschweife, „Bitte, nimm Platz.“

Der Verwundete nickte und ließ sich auf einem der unzähligen Kissen nieder, bevor er schließlich seine Stimme erhob: „Mein Name ist Sesshoumaru. Wie bin ich hier hergekommen?“

Markesh musste sagen, der Junge gefiel ihm. Er kam auch ohne Umschweife auf das zu Sprechen, was er wissen wollte. Außerdem schien er eine große Selbstbeherrschung zu haben, er erinnerte ihn da an jemanden, doch ihm wollte nicht einfallen, an wen. Lachend nahm er seine Rede wieder auf: „Du scheinst ja wieder ganz fit zu sein. Also, um es kurz zu erklären: Leandra hat dich, wie ich annehme, aus Jismeus Fängen befreit und hierhergebracht. Wie genau, das könnte nur sie dir beantworten, aber ich habe da eine Vermutung. Ich denke, dass sie von Nocturnum Kraft geborgt hat, um dich her zu schaffen. Frag mich nicht warum oder weshalb, ich konnte sie bisher nicht danach fragen.“

„Leandra?“, erwiderte der Yokai misstrauisch, ehe er sich vage erinnerte, „Du meinst die schwarzhaarige Miko, Kagome?“

„Möglich. Ihr Name in eurer Welt war also Kagome, hm? Wie dem auch sei, ich wäre mir nicht sicher, dass du von ihr überhaupt je eine Antwort auf das warum bekommst.“, setzte der Löwe nach.

Der Weißhaarige verengte seine Augen, sprach seine Frage jedoch nicht aus. So komisch es war, dieser seltsame Löwe kam ihm ein bisschen wie sein Onkel vor. Zwar wusste er nicht wieso, doch ein Gefühl sagte ihm, dass das Raubtier vor ihm vertrauenswürdig war und was das betraf hatte ihn seine Einschätzung noch nie getrogen.

Markesh wiederum, der die offensichtliche Frage zu verstehen schien, wartete nicht mit der Antwort, bis sie gestellt war, sonder sprach erneut: „Wenn ich Recht behalte, und das tue ich leider zu oft, dann hat sie eine sehr alte und mächtige Magie verwendet, um dich zu befreien. Aber der Preis ist sehr hoch, da sie Nocturnum um ihre Kraft gebeten hat. Ich fürchte, sie hat einen großen Teil ihrer Erinnerungen, die sie noch aus ihren Leben hatte, eingebüßt.“

„Was soll das heißen?“, hakte der DaiYokai nach, kalt und interesselos klang seine Stimme.

„Nun, soll heißen, dass ich vermute…“, führte der Löwe aus, während er sich von dem Krug, der auf dem Tisch stand, einschenkte, „…dass sie sich vermutlich nie wieder an verschiedene Teile ihrer beiden Leben wird erinnern können. Nocturnum hat die Eigenart, wenn sie denn ihre Hilfe gewährt, als Gegenleistung einen beträchtlichen Teil der Erinnerungen desjenigen, der sie anruft, von ihm oder ihr zu nehmen. Meine Schamanin hat festgestellt, dass jene Erinnerungen, die noch im Unterbewusstsein Leandras schlummern, erschreckend wenige sind. Falls überhaupt noch welche vorhanden sind. Im Prinzip ist es so, als hätte sie vieles aus ihren Leben, was ihren Charakter formte, nie erlebt. Na ja, aber es gibt etwas, das mir noch mehr Sorgen bereitet.“

Eine kurze Pause folgte, in der Sesshoumaru die Stirn runzelte. Was sollte dem Umanimalo denn noch mehr Kummer bereiten? War noch etwas mit diesem Menschenweib?

Unbeabsichtigt hatte er seinen letzten Gedanken laut ausgesprochen, worauf sich Markeshs Blick verdüsterte: „Bei deiner Rettung hat sie sich in Lebensgefahr begeben, aus der sie immer noch nicht ist. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt wieder aufwachen wird, ich befürchte sogar, dass sie stirbt. Nur dieses Mal wüsste ich nicht, wie sie zurückkehren sollte, denn stirbt sie jetzt, ist es endgültig.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  bella-swan1
2010-07-13T07:20:43+00:00 13.07.2010 09:20
Hi super Kapi.
Hoffentlich überlebt Kagome.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
lg.^^
Danke für die ENS.^^


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