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Amour

Liebe kann so grausam sein
von

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Und dann war es wieder soweit. Bela war wieder einmal verlassen worden. Was daran so besonders schlimm sei, fragte man sich da oft. Bela schien wie ein Typ, der die Frauen öfter wie die Unterwäsche wechselte, es war auch so. Es machte ihm meistens herzlich wenig aus, wenn die Beziehung mit einer Frau wieder aus war.

Aber nur, wenn er Schluss machte.

Sollte eine Frau ihm den Laufpass geben, dann war es vorbei mit der Welt.

Und so war es jetzt auch.

Aber diesmal war es um einiges schlimmer als sonst. Bela verkroch sich in seinem Haus, die Rollläden sorgten dafür, dass kein einziger Sonnenstrahl in das Haus drang, die Einfahrt zum Haus war nicht geräumt, Schneehaufen türmten sich vor Belas Garage.

Und es störte ihn herzlich wenig.

Von außen sah das Haus menschenleer und einsam aus, es schien, als würde keiner darin wohnen. Doch kam man bis auf ein paar Meter näher, dann merkte man, dass DOCH jemand darin wohnte.

Musik, sehr laute und wilde Musik, geprägt von komplizierten Gitarrenriffs und die Stimme eines Sängers, welche mehr einem Gröhlen glich, schallte einem mit einer Wucht entgegen, dass man den Kontakt doch lieber mied.
 

So aber nicht Rodrigo.

Irgendjemand musste ja einmal was machen. Jan war auf Urlaub, welch Überraschung, und Bela ließ sonst keinen an sich ran.

Also probierte Rodrigo sein Glück.

Bewaffnet mit allen möglichen Utensilien fuhr er zu Belas Haus vor, stutzte dann aber.

Die letzten Meter zum Haus waren unmöglich zu befahren. Es sei denn, man war stolzer Besitzer eines Schneepfluges. Und selbst da war sich Rod nicht ganz sicher.

Also stieg er aus, vergrub die Hände in den Taschen des langen, schwarzen Mantels, zog die Schultern hoch.

Als ob das was bringen würde. Warum dachten die Menschen immer, dass sie weniger Schnee oder Regen trifft, wenn sie eine blöde Grimasse zogen und sich demütig zusammenkauerten?

Er ging so schnell wie möglich zu Belas Haus, watete durch den knietiefen Schnee, beeilte sich, um nicht noch mehr Schnee abzubekommen.

Lange Zeit verging, nachdem er geklingelt hatte. Ihn wunderte es nicht, dass Bela die Klingel vermutlich nicht hörte, war aber umso erstaunter, als die Türe sich schließlich doch öffnete.

Und erschrak, als er Bela sah.

„Spar dir deinen Kommentar.“, murrte Bela.

„Ich habe nicht vorgehabt, etwas zu sagen.“ Rodrigo grinste schief und klopfte sich den Schnee von den Schultern, lächelte dann sachte.

„Zieh dich an.“

Bela trug nur Shorts und ein Shirt, welches schon so manchen schmuddeligen Fleck aufwies. Oha, anscheinend war es diesmal RICHTIG schlimm.

Und was Rodrigo so zwischen Tür und Angel erkennen konnte, sah auch Belas Haus aus wie eine einzige Müllhalde.

Aber gut, war das was Neues?

„Ich HABE was an.“

Rodrigo seufzte. So schlecht konnte es Bela aber doch nicht gehen. Solange der trotzig wie ein Fünfjähriger sein konnte, war alles noch im grünen Bereich.

„Was willst du eigentlich hier?“, fragte der Drummer misstrauisch, sein Blick verriet, dass er nicht besonders begeistert war, gestört zu werden.

Mehrere, lange Nächte ohne Schlaf, dafür mit viel mehr Alkohol zeichneten Belas Gesicht, sorgten für schier unfassbar tiefe Augenringe.

„Wirst du schon sehen. Zieh dich an und komm dann raus. Ich bin in meinem Wagen.“

Rodrigo sah Bela eine Sekunde fast schon streng an, lächelte dann aber sachte.

„Und mach hinne, ich will nicht unbedingt erfrieren.“

Und schon war der Chilene weg.

Bela starrte ihm einige Sekunden nach, den Mund halb geöffnet, ein riesiges Fragezeichen im Gesicht.

„Aber…“

Langsam wurde aus der anfänglichen Verwirrung wieder der typische Trotz.

Er würde da sicher nicht rausgehen. Er war ja nicht bekloppt. Außerdem: was bildete Rodrigo sich eigentlich ein, Bela so rumzukommandieren?

Bela schnaubte.

Sollte der Bassist sich halt seinen süßen Hintern abfrieren, es zwang ihn keiner dazu, auf ihn zu warten.

Bela knallte die Haustüre zu und ging wieder rein. Und er würde sein Haus in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten nicht verlassen.

Ganz sicher nicht.
 

Zwei Stunden später stand Bela vor einem zugefrorenen See.

Neben ihm stand Rodrigo.

In den Händen hielt er Eislaufschuhe.

Die Indizien waren eindeutig.

„Schlittschuhfahren?!“, meinte Bela fast schon entsetzt, war immer noch blass wie der Schnee um ihm rum. Nur der drei Tage Bart und die dunklen Augen sorgten dafür, dass Belas Gesicht nicht mit dem Schnee vermischte.

Rodrigo nickte und schmunzelte schwach.

„Komm. Das wird lustig, zier dich nicht so.“

Bela musste zugeben, dass die Idee eigentlich seinen Reiz hatte. Zusammen mit Rodrigo Eislaufen gehen, seit wann konnte der Bassist das eigentlich? Die Vorstellung war einfach nur… unpassend. Aber gut, er ließ sich gerne eines Besseren belehren.

Sie zogen sich beide die Schlittschuhe an, und keine zwei Minuten später waren sie auf dem Eis.

Mehr oder weniger.

Rodrigo zumindest. Der konnte dies nämlich. Die Hände hatte er im wehenden, schwarzen Mantel vergraben, er drehte sich zu Bela um und…

Lachte.

„Jetzt komm..“, grinste er, sah Bela zu, wie dieser krampfhaft versuchte, das Gleichgewicht zu halten.

„Schnauze!!“, donnerte es ihm entgegen, Bela stieß noch einige Flüche aus, strauchelte sachte. Doch schließlich schaffte er es doch zumindest halbwegs ruhig aufrecht zu stehen.

„Siehste, geht ja.“

Rodrigo sollte sich seine Bemerkungen wohl sparen, denn würde ihn noch so ein vernichtender Blick treffen, würde er vermutlich zu Staub zerfallen.

„Ich kann das nicht. Ich hab keine Lust mehr. Rod. ROD!“ Bela jammerte, zog eine schmerzverzerrte Grimasse und ruderte mit den Armen.

Rodrigo lachte nur, glitt über das Eis zu ihm, griff seine Hand, zog ihn einfach mit sich.

Auch wenn dies alles andere als leicht war, denn Bela schimpfte, meckerte, wackelte und strauchelte fröhlich vor sich hin.

Rod seufzte, ließ von Bela ab, mittlerweile befanden sie sich ein Stück vom Ufer weg. Er drehte sich zu ihm um.

„Okay, machen wir es anders. Stell… stell dir einfach vor, dir wächst so ein Seil irgendwo raus…so.. aus der Stirn oder so.“

Bela vergaß einen Moment sogar darauf, Rodrigo finster anzustarren.

„Ein Seil aus meiner Stirn?“

Rodrigo zuckte mit den Schultern.

„Ja. Du lehnst dich immer zu weit nach hinten. Vielleicht bringts ja was.“

„Ein SEIL aus meiner STIRN!?“

„Komm, jetzt mach nicht so ein Theater…“

Und das erste Mal an diesem Tag konnte er Bela schmunzeln sehen.

„Ich glaube, das bring ich mal als Comic raus.“

Rod lachte leise und nickte.

„Komm.“

Bela seufzte schwer und konzentrierte sich wieder ganz auf sein Gleichgewicht. Auf sein nicht vorhandenes Gleichgewicht, nur um dies einmal anzumerken.

„Das funktioniert nicht, verdammte Scheiße!!!“, brüllte Bela, als er zum wiederholten Male auf seinen Hintern krachte und von Rodrigo wieder auf die mittlerweile schon schmerzenden Beine gezogen wurde.

„Ja, weil du dich einfach zu weit nach hinten lehnst.“

„ICH LEHNE MICH GAR NIRGENS WO HIN!“

Rodrigo lachte und ließ Belas Hand langsam los.

Und dann passierte es.

Bela machte eine unglückliche Bewegung, schaffte es sogar, einfach im Stehen umzufallen. Aber diesmal riss er den Chilenen mit, begrub ihn unter sich.

Beide keuchten auf, Rodrigo nun doch ein wenig lauter und schmerzhafter, immerhin war es sein armer Rücken, der ungebremst auf das harte, kalte Eis niederkrachte. Und immerhin war er es, der unter Belas Gewicht zu liegen kam.

Bela grinste.

„So gefällt es mir schon besser.“

Rodrigo wollte Bela gerade von sich schieben, als er den seltsamen Ausdruck in seinen Augen lesen konnte.

Unterdrückte Gefühle, wahrscheinlich Trauer und Schmerz, vielleicht aber auch Abenteuerlust und… unterdrückte Gier.

Rodrigo schluckte schwer, sah, wie Belas Grinsen langsam zu einem Lächeln zusammenfiel.

Beide schwiegen, einzig ihr Atem war zu hören, auch zu sehen, da er immer wieder zu kleinen, weißen Wölkchen verpuffte.

Kam es Rodrigo nur vor oder näherten sich ihre beiden Gesichter wirklich immer mehr?

„Dirk, ich…“

Und mit einem kleinen ‚Pling‘ schlug die Stimmung um, Belas Blick wurde auch anders, wieder etwas kühler und gefasster, er räusperte sich.

Rodrigo war heilfroh darüber.

„Wir sollten aufstehen.“

Bela schmunzelte und nickte, erhob sich, zog diesmal Rodrigo auf die Beine.

Dieser klopfte sich nur etwas Schnee von den Klamotten, sah dann zu Bela. Seine Wangen zierte eine zarte Röte und Rodrigo redete sich ein, dass die von der Kälte kam.

Natürlich.

Woher denn sonst?

Er schmunzelte matt und griff nach Belas Hand, ehe dieser wieder auf seine vier Buchstaben landen konnte.
 

„Wir sollten öfters Eislaufen gehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-05-14T11:15:49+00:00 14.05.2010 13:15
oooooooooooh<33 wie süß<3

schön mal wieder was von dir zu lesen!
momentan ist es auch wieder kalt draußen, da passt das echt gut. :D ich fühle mit Bela... zu Beginn bin ich auch immer die volle Niete auf dem Eis und hinterher klappts dann doch...
und Rod<333 kann man sich echt gut vorstellen (und hat dadurch mal wieder ne ausrede um nicht für Kunst lernen zu müssen :D)

wunderschön geschrieben und ich mag auch nur diesen leichten Anflug von Slash... lässt mehr Freiraum für eigene Gedanken :)
Ich freu mich auf mehr von dir!

liebste grüße
Von:  MissStrange
2010-05-10T16:07:23+00:00 10.05.2010 18:07
Aw, wie süß~
:3
Ich kann's mir auch super vorstellen...
Rod schwebt elegant übers Eis, lässt die Hüften schwingen, sieht verboten gut aus...
Und Bela... taumelt. xD
Haha.
Ist ja fast ein Fanart wert.
Oder ein kleines Filmchen... *g*
*schon auf Camcorder zum B-Day freu*
Rod... Bela... ich geb euch knapp drei Wochen Vorsprung... muhahaha.

Echt super gemacht! ^^
*knuffel*
Von: abgemeldet
2010-05-10T13:04:34+00:00 10.05.2010 15:04
Nein ist das süss >.<
*quitsch*
Kann mir richtig gut vorstellen wie Rod elegant übers eis schlittert während der Bela... XD
Ist wirklich sehr schön^.^
*auch mit Rod laufen will*
*schmoll*
Von:  cooking_butty
2010-05-09T12:54:08+00:00 09.05.2010 14:54
passend zur Jahreszeit^^
aber sehr schöne Geschichte - warum hab ich nur ein Bild von Rod in so einem Eiskunstlauf-Glitzer-Dress, der Pirouetten dreht im Kopf? Und warum will es nicht mehr weg?
Hehe und daneben Bela, der so gaaaanz vorsichtig einen Schritt nach dem anderen macht, wild mit den Armen rudert und im nächsten Moment wieder aufm Hintern sitzt

lg
Von: abgemeldet
2010-05-09T08:36:14+00:00 09.05.2010 10:36
wirklich unpassend draußen 20°C
und hier drin so eine romantische eisgeschichte
nein ist wirklich toll geschrieben


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