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Der Pfau

Deutschland, das sind wir selber
von

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15 - Rund und unberechenbar

Man hatte es sich in Zenzies Zimmer gemütlich gemacht, denn sie stellte bei dem Auftaktspiel der deutschen Mannschaft die meisten Spieler zur Verfügung. Nicht jeder war gekommen. Viele Bundesländer interessierten sich ganz einfach nicht für Fußball; andere waren beleidigt, dass ihre Spieler nicht in den Kader gekommen waren und blieben daher in ihren Räumen.
 

Bremen und Bremerhaven waren die letzten, die eintraten. Die beiden hatten jeweils ein Sixpack mitgebracht, wobei zumindest der letztere diesem Alkoholkonsum eher skeptisch ins Auge blickte. Auf dem langen, blauweiß karierten Sofa quetschten sich fünf der anderen Anwesenden. Zenzie saß als Gastgeberin in der Mitte und hatte den besten Blick auf den riesigen Flachbildschirm vor ihnen, wo sich gerade Decker und Netzer schon vor dem Spiel einen Schlagabtausch lieferten. An ihren Seiten saßen Hamburg und Niedersachsen, die zwar beide in der Aufstellung heute Abend keine Spieler hatten, aber allgemein auf Fußball standen und daher trotzdem gekommen waren, um einen möglichen Sieg der deutschen Mannschaft zu feiern. Als die Bremer Brüder eintraten, wandte Jette den Kopf um und grinste schief. „Viel Glück mit Özil und Mertesacker, Roland!“ wünschte sie ihm. Natürlich war sie sich sicher, dass zumindest einer ihrer vier Spieler, die von Löw aufgestellt worden waren, im Laufe des Spiels ausgewechselt werden würde – und die Leistungen von Bremens jämmerlichen zwei Witzfiguren in den Schatten stellen würde. Ludwig und Gilbert waren natürlich beide persönlich vor Ort in Südafrika anwesend.

Am Rand neben Hamburg saß Württemberg, der mit dem nachgerückten Khedira einen Mittelfeldspieler gegen die Australier ins Rennen schickte. Neben der anderen Lehne saß Berlin, dem ein Aschenbecher hingestellt worden war und der trotzdem auf den edlen Teppichboden aschte. Sein Friedrich, da war er überzeugt, würde als Verteidiger den Kasten sauber halten.

Vor Berlin saß Nordrhein-Westfalen, wohl der größte Fußball der ganzen Nation, und hatte sich unzählige Deutschlandfahnen um den Körper gewickelt, viele kleine deutschlandfarbige Gimmicks umgehängt, sich das Gesicht Schwarz-Rot-Gold bemalt und sah allgemein aus wie ein typischer Fußballfan zur WM-Zeit. In der rechten Hand hielt er eine Vuvuzela, aber Bayern hatte ihn schon darauf hingewiesen, dass er nicht einmal daran denken sollte, in diese hineinzutröten. Sein Torwart würde ganz sicher nicht einen einzigen Ball ins Netz lassen, und sein Herz klopfte jetzt schon, wenn er daran dachte, wie Poldi mit dem runden Leder nach vorne stürmen würde und alle australianischen (oder wie auch immer das Adjektiv von Australien war, es kümmerte ihn nicht) Verteidiger einfach elegant umdribbeln würde.

Hinter Württemberg lehnte sich Baden an das Sofa an und beobachtete das Geschehen auf dem Fernseher. Er war mitgekommen, weil er jeden einzelnen Fehler des Stuttgarter Spielers gnadenlos ausschlachten wollte. Außerdem musste er natürlich jede Minute darauf hinweisen, dass jegliche gute Leistungen der Spieler heute einzig und allein dem Training von Löw und dessen Assistenten Flick, beide gebürtige Badener, verdanken zu waren. Aber niemand hörte ihm zu.

Bremen, der einen Stürmer und einen Verteidiger in der Mannschaft hatte, ließ sich mit seinem kleinen Bruder und den zwölf Flaschen Bier neben Hans nieder. Sofort griffen einige Hände nach dem Alkohol, und innerhalb von wenigen Momenten, in denen ein Flaschenöffner herumgereicht wurde, hatte jeder eine offene Flasche Weizenbier in der Hand.
 

Zenzie war höchst zufrieden, was das Ganze anging. Mit sagenhaften fünf Spielern bewies der Bayern München mal wieder, dass sie einfach die besten Fußballspieler im ganzen Land hatte. Zwar war die Gesellschaft jetzt schon nervig (von Pauls Rauchen bekam sie Kopfweh, neben ihr regte sich Maximilian mal wieder auf und die Bezeichnung „Schwabenseggel“ fiel so einige Male, Hans' Vuvuzela trug nichts zur Beruhigung bei und Hamburg stank nach Fisch) aber sie würden die Australier weghauen. Und es gab genug Bier für alle.
 

„Shht!“ machte Georg, als Decker und Netzer zu dem Spiel hinüberschalteten. Baden musste noch seinen Satz zuende bringen („... steigt dein blöder VfB hundertpro ab!“) und wandte dann auch den Blick nach vorn. Jeder ließ den Blick in die Runde gleiten, und für einen kurzen Moment, als sie alle mit ihren Bierflaschen anstießen und im Hintergrund die deutsche Nationalhymne erklang, fühlten sie sich tief miteinander verbunden, und jeder Grund, zu streiten, würde für die nächsten neunzig Minuten verschwunden sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  moi_seize_ans
2010-06-14T18:33:34+00:00 14.06.2010 20:33
Es wird also Weizenbier getrunken, so so.. :D
Ich habs mal wieder viel zu spät gesehen, aber hey: ein neuer OS!
Und noch ein ganz aktueller dazu.
4:0 (ja, vier zu null... nicht drei zu null meine Liebe *g*)
Oh man, einige die wollten also nicht kommen, der ganze "Ostblock", wa?! xD
Aber hey, wir feiern auch.... irgendwie...

xD (Aber wie immer: ein sehr amüsantes Kapitel, sehr schön. :3)


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