Im Onsen
Naruto ging unruhig auf und ab, als er endlich das langersehnte Umdrehen des Schlüssels vernahm und Sasuke eintreten sah. Seine Frage, wieso dieser so lange gebraucht habe, verstummte auf Narutos Zunge, als diese ihm sabbernd aus dem Mund herausfiel. Sasuke war etwas einkaufen gegangen und hatte zwei dampfende Nuddelsuppen dabei.
Sasuke lächelte warm. Narutos Anblick erinnerte ihn an den eines ausgehungerten Streuners. Dieser Anblick wurde von Narutos wirrem Haar, welches sein Gesicht umgab nur bekräftigt.
„Zur Feier des Tages,
auf die geglückten Konferenzen.“
Schlürfend verspeiste Naruto gerade seine zweite Nuddelsuppe. Sasuke hatte für sich selbst einen Becher Obstsalat geholt, als ….
„schlüüümpftmpf...?“
… Naruto mitten in seiner Frage unterbrochen wurde.
„Ich kann dich beim besten Willen nicht verstehen, Dope.“
Missmutig starrte Naruto Sasuke an, und hörte für eine Weile mit dem Schlürfen auf. Dann schlürfte er die Nudeln dennoch herunter.
„Ich wollte fragen, was die Untersuchung ergab.“
Damit stellte Naruto seine heißgeliebte Nudelsuppe kurz zur Seite, schaute Sasuke, welcher ihm gegenüber saß ernst an.
„Nichts Besonderes.“
Sasuke verspeißte ein Stück Ananass.
„Und was bedeutet nichts Besonderes?“
„ Das die Symptome nicht nachgelassen haben und immer noch nicht klar ist, was die Ursache des Ganzen ist. Allerdings scheinen die Schlafmedikamente etwas zu Nutzen.“
Sasuke stocherte gerade nach einer Weintraube, die versuchte vor seiner Gabel wegzurollen.
„ Mehr nicht?“
„Nope, ich soll mich schonen, dass ist alles.“
Naruto legte seine Stirn in Falten.
„Über was zerbrichst du dir denn jetzt schon wieder den Kopf?“ „Äh, ach über gar nichts.“
Naruto wandte sich wieder seiner Nudelsuppe zu. Sasuke schaute ihn eindringlich an.
Zeit verstrich.
„ Ich hab doch gesagt es ist nichts.“
„ Wenn nichts wäre, würdest du im Moment nicht wie Pakkun ausschauen.“
„Hey!“
„Was denn? Eine gewisse äußere Ähnlichkeit habt ihr beide, wenn du dir den Kopf zerbrichst.“
Sasuke erntete einen wütenden Blick und im nächsten Moment flog Narutos Sitzkissen auf Sasukes Gesicht zu.
„Ich mach mir eben Sorgen um dich.“
„ Dann hör damit auf.“
„ Wie bitte?!“
Naruto starrte ihn an.
„ Wieso machst du dir Sorgen, über etwas, was du nicht ändern kannst?“
Sasuke zuckte mit den Achseln und Naruto schaute auf seine Schüssel.
„Vielleicht.. weil du dir meiner Meinung nach zu wenig Sorgen machst.“
Es verstrich wieder etwas Zeit, in der keiner von beiden wusste, was sie sagen sollten.
„Lass uns nach dem Essen zu den heißen Quellen gehen!“
Murren von Sasukes Seite;
„Komm schon, so ein heißes Bad tut nach so einer anstrengenden Woche jedem gut.“
„Hast du nicht noch Sachen zu erledigen?“
„ Nope.“
„Bist du dir sicher? Vielleicht hast du wieder was Wichtiges vergessen oder..“
„Sasuke.“
„Na schön... meinetwegen;“
Naruto saß vor seinen leeren Schüsseln Ramen und beobachtete Sasuke grimmig, der mal wieder nach einer Weintraube stocherte. Dann kam er zur Erkenntnis.
„Du machst das extra.“
„Was?“
„ Was wohl? Wie lange willst du noch brauchen deinen Obstbecher aufzuessen.“
„Geduld ist eine Tugend...“
Diese Phrase konnte Naruto nicht mehr mit anhören und er presste sich symbolisch die Hände auf die Ohren:
„ Die mir fremd ist.. ich weiß, ich weiß, aber wie lange willst du bitteschön noch brauchen!.“
„Solange bis du zu ungeduldig wirst und etwas anderes unternimmst?“
„ Sasuke!...“
„ Ja, so heiße ich.“
Naruto sah ein, dass ein Gespräch die ganze Angelegenheit nur noch mehr verzögerte und legte genervt seinen Kopf auf den Tisch.
Naruto zerrte Sasuke hinter sich her.
„ Hey, ich war noch nicht fertig....“
„Klappe das Stück Wassermelone kannst du auch essen, wenn wir wieder zurück sind.“
„ Das Stück hat gerade noch gefehlt, meinen Hunger zu stillen.“
„RAAAAAAAA.“
Sasuke verstummte und ließ sich unwillentlich hinterher ziehen. Sie hasteten an einigen Ständen entlang.
„Bist du umgedingt so scharf darauf meinen vernarbten Körper der Öffentlichkeit preiszugeben? Ein warmes Bad hätte den selben gesundheitsförderlichen Effekt gehabt.“
Naruto verdrehte die Augen.
Typische Sasuke Eitelkeit; In der Welt der Anbus, waren Narben sowas wie Trophäen. Entweder du hattest welche, das zeichnete einen Anbu als äußerst erfahren aus, oder du warst ein Frischling und hattest keine, dann war man sich nicht so sicher, ob er die Probezeit überhaupt überleben würdest. Aber nichs desto trotz lag Sasuke sehr viel an seinem äußeren Erscheinungsbild.
Das Osen war schwach besucht, als die beiden ins Wasser stiegen. Naruto tauchte seinen Kopf unter Wasser und schüttelte sich wie ein Hund. Er seufzte und genoss die Wärme.
„ Ach ja, da werden Erinnerungen wach... Erinnerst du dich noch wie dein Plan Kakashi dazu zu bewegen sein Tuch abzunehmen, fehlschlug? Da waren wir auch hier… das war ein Fail.“
Naruto grinste zu Sasuke, der etwas schiniert, seinen Arm, der ihn vor Narutos Wasserspritzer geschützt hatte, wieder runternahm.
„ Ach ja?! Deine Idee war aber auch nicht gerade der Brüller gewesen...“
Naruto, der Sasuke gegenüber saß, bemerkte, wie die Astlöcher in der Trennwand der beiden nach Geschlechter getrennten Onsen, Augen bekamen. Wie lange war es eigentlich her, dass er Sasuke das letzte Mal mit seinen Fangirls aufgezogen hatte? Auf seinem Gesicht bereitete sich ein breites Grinsen. Zu lange; Sasuke wunderte sich, als ...
Naruto mit einem Male das Handtuch von Sasukes Lenden zog, die Trennwand fing hysterisch an zu schreien. Aus Reflex heraus versteckte Sasuke sein bestes Stück vor Naruto und ließ sich, ohne sich an die Temperatur des Wassers überhaupt gewöhnen zu können, was er sonst immer gewissenhaft tat, ins Wasser fallen.
“Hast du sie noch alle?!“
Sasuke musste schreien, um das laute Nachgekreische übertönen zu können. Naruto lächelte nur entschuldigend. Die Hitze des Wassers vertuschte Sasukes Zornesröte, so dass Naruto keinerlei Vorwarnung mitbekam, als ihn plötzlich eine Wasserwelle am Fuß durch die Luft warf. Sasukes Handzeichen, hatte er im sprudelndem Wasser nicht sehen können.
Sakura: „Wa, wieso sind so viele hier? So mitten unter der Woche ist doch sonst nicht so viel los. Ist irgendwas besonderes passiert?“ Sakura betrat mit Ino und Hinata das Osen, als gerade in dem Moment die Mädchen und Frauen schreiend sich in Sicherheit brachten, da Naruto, ihr Hokage, aufs Wasser aufklatschte.
Als er auftauchte sah er mitten in Sakuras wütend pochendes und peinlich berührtes Gesicht. Naruto schluckte schwer. Plötzlich erinnerte er sich wieder, wieso er Sasuke so lange nicht mehr mit dessen Fangirls aufgezogen hatte. Sasukes Racheaktionen, waren einfach jedesmal die Härte gewesen. In diesem Punkt konnte man mit ihm einfach nicht scherzen.
Sasuke nutzte sein Ablenkungsmanöver, um unbemerkt von den anderen Badegästen das Onsen zu verlassen. Der Besitzer verabschiedete ihn an der Kasse persönlich.
„Es ist immer wieder ein großes Vergnügen, wenn sie uns besuchen. Beehren sie uns doch bald wieder,“ und damit gab er ihm seinen Eintrittspreis zurück.
Sasuke war kurz über diese Aktion verblüfft, bis er peinlich berührt rot anlief und davonjagte. Das Geld ließ er fallen. Soweit kam es noch, dass man ihn als Frauenmagnet missbrauchte, um die eigene Wirtschaft anzukurbeln!
Aber er kam nicht weit, als ihn ein Schwindelgefühl ereilte. Er musste sein Tempo drosseln und eine kurze Verschnaufpause einlegen. Er stütze sich an einem Laternenmast ab. Das Schwindelgefühl war wohl eine Nachwirkung auf den plötzlichen Temperaturschock gewesen, die vertrug er nie so besonders.
Er bemerkte wie sich einige besorgte Blicke auf ihn richtete. Etwas was er absolut nicht abkonnte. Es war schon schlimm genug, dass Naruto ihm diese dauernd zuwarf. Sasuke beschloss zu sich zu gehen, da sein Zuhause nicht so weit von ihm entfernt war, wie das von Naruto.
Er gab sich alle Mühe einen normalen Eindruck auf die Dorfbewohner zu erzeugen, doch als er endlich das Uchihaviertel erreichte, war er dennoch dankbar mal für sich sein zu können und sich nicht verstellen zu müssen, und ließ sich einfach nur auf sein Bett fallen. Eine Staubwolke ließ ihn husten und er richtete sich wieder auf. Man wie lange war er nicht mehr hier gewesen? Er erzeugte ein paar Doppelgänger, die für ihn sein Zimmer wieder auf Vordermann brachten. Einer der vielen Vorteile eines Shinobilebens.
Währenddessen überlegte er sich, ob Narutos Onsenidee eigentlich zu dessen Konoha wirtschaftsankurbelndem Plan gehört hatte, welchen er bei der Konderenz angesprochen hatte, der mit der „mehr Eigeninitiative zeigen und so“.. Am besten er dachte gar nicht erst weiter darüber nach.
Währenddessen wurde Naruto immer noch von Sakura verfolgt. Nachdem sie schon einige Straßen zerstört hatte und Naruto sich darüber im Klaren, dass er sie hätte wieder reperieren lassen müssen, hatte er ihre Jagd in den Wald verlegt.
„Ich hab wirklich gedacht du wärst erwachsen geworden, du Vollidiot! Als Hokage kannst du dir sowas nun wirklich nicht erlauben!“
Ein Baum wurde senkrecht von Sakura halbiert, Naruto konnte sich gerade noch vor diesem retten.
„Aber..“
„Tsunade würde sich schämen, wenn sie davon erführe!“
„Jetzt beruhig dich doch mal, ich konnte doch nichts dafür! Sasuke hat mich über den Zaun geworfen!“
Der Name Sasuke bewirkte Wunder. Sakura blieb stehen und auch Naruto wagte sich in einigem Abstand stehen zu bleiben.
Deswegen waren also so viele in den Onsen da gewesen.
„Was ist passiert?“
„Nunja, ich habe mir mal wieder einen kleinen Schwerz erlaubt und..“
Sakuras Blick schien ihn wie ein Röntgengerät zu durchleuchten.
(das Folgende kam sehr schnell über seine Lippen)
„..habe Sasuke sein Handtuch von den Lenden gezogen?“
Irgendwie hatte Naruto das Gefühl seine Situation nicht verbessert zu haben.
„Wieeeeeee?????????“
Naruto machte sich auf eine lange Parade gefasst.
Sie blieb aus. Stattdessen…
„Wieso war ich nicht früher da!“
Ein Krater bildete sich unter Sakuras Faust.
„Nur weil Ino nicht wusste, was sie anziehen sollte.“
Ihr Ärger nicht Sasukes Arsch hatte sehen zu können, ließ bei Naruto eine Sicherung durchbrennen.
„ Also bitte Sakura, Tsunade würde sich für dich schämen, wenn sie davon erführe.“
Fehler! Warum hatte er Sakura nicht einfach wütend auf Ino gelassen? Nun würde sie ihren gesamten Frust an ihm auslassen. Er würde Sasuke garantiert niemals mehr mit seinen Fangirls aufziehen!
Müde und erschöpft kam Naruto an seiner Wohnung an. In den Händen hielt er zwei Nudelsuppen. Er hatte nicht wirklich Lust mit Sasuke heute noch mal in der Öffentlichkeit essen zu gehen, zumal es bereits nach 1 Uhr war und er saumüde von der Verfolgungsjagd war. Dann mussten sie sich halt bei ihm einen gemütlichen Abend machen.
Er öffnete die Tür und schaltete das Licht im Flur an.
„Gomen nasai für heute. Ich weiß, es war falsch, was ich getan hab und Sakura hat mich bereits geleugnet… ich musste 3 Straßen in Reparatur geben.. aber nun gut, hab ich wohl selbst zu verschulden…ich hab..“ er öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Sasuke war nicht da, dann hatte dieser sich sicherlich bereits schon hingelegt, wie ihm dies von Tsunade verordnet worden war. Er öffnete die Tür zum Gästezimmer..: „ uns zwei Nudelsuppen mitgebracht.“ Das Licht schaltete sich ein, aber niemand war anwesend. Naruto schaltete das Licht aus.
Stimmte ja, die Konferenzen waren vorbei, Sasuke hatte keinen Grund mehr bei ihm zu übernachten. Etwas enttäuscht, da es schön gewesen war, mal mit jemandem zusammen zu wohnen, torkelte er in die Küche, um die Rammenschüsseln auf den Tisch zu stellen.
Sasuke besaß einen Ersatzschlüssel zu seiner Wohnung, ursprünglich war es nur dafür vorgesehen gewesen, um ihn rechtzeitig zu wichtigen Konferenzen wecken zu können, ohne dauernd dessen Tür einzutreten zu müssen. Nicht, dass dieses eigentlich Türeintreten nötig gewesen wäre, Naruto hatte sich allein 12 Türen letztes Jahr neu anschaffen müssen, aber Sasuke hatte es nicht eingesehen, minutenlang ihn aus dem Bett zu klingeln. Seiner Meinung nach war es irrsinnig Naruto mit der Klingel wecken zu wollen, wenn Narutos Wecker, dessen Berufung ja ausschließlich darin bestand Naruto zu wecken, dies noch nicht mal vollbringen konnte. Irgendwie- dies musste man ja zugeben- war seine Erklärung auch schlüssig und logisch gewesen, auch wenn Naruto jedesmal heulend über seine Tür gehockt hatte und Sasuke wegen seiner Türbrutalität beschimpft hatte. Er hasste es nun mal, wenn jeder in seine Wohnung reinglotzen konnte!
Neben den beiden Ramenschüsseln, die er auf den Tisch gestellt hatte, stand immer noch Sasukes Obstbecher mit dem Stück Melone, welches Sasuke nicht aufgegessen hatte können. Naruto war grimmig. Noch nicht mal deswegen, war dieser zurück gekommen. Sollte er etwa hinter ihm aufräumen, oder was? Beleidigt schaute er auf die Ramenschüsseln. Und was sollte er nun mit diesen machen?
Sasuke müsste doch wissen, dass es wieder an ihm war, sie auf eine Schüssel Ramen einzuladen, schließlich war es Tradition.
„Elendiger Traditionsbrecher“, nuschelte er.
Seine grimmige Haltung wollte und konnte er nicht rational begründen. Eine unterbewusste Vorfreude Sasuke wieder zu sehen, war enttäuscht. Er beschloss die beiden Ramenschüsseln wegen so einem Traditionsbrecher nicht verkommen zu lassen und schlürfte sie aus Frust. Sie schmeckten nur halbsogut wie sonst, zu sehr beeinträchtigte seine Stimmung seine Geschmackspapillen.
Als er die Ramenschüsseln fertig geschlürft hatte, seufzte er und ließ sich in den Stuhl sinken. Er musste dann eben morgen sie beide zu einer neuen Ramenrunde einladen.
Er lauschte den Grillen, die in dem Park hinter seiner Wohnung zirpten und dem sachten Wind, der die Blätter der Bäume rauschen ließ. Es war eine etwas schwüle und warme Sommernacht. Naruto schloss für eine Weile seine Augen und genoß die vollkommende Ruhe der Nacht, dann rappelte er sich schlussendlich doch auf, um die Ramenschüssel zu entsorgen.
Er war gerade aufgestanden, als sein Blick über eine kleine unscheinbare Apothekenplastiktüte, die an dem Stuhl hinter Sasukes Obstbecher hängte, streifte. Die leeren Pappramenschüsseln fielen zu Boden, als er die Tüte packte, sie aufriss und in sie hineingriff. Er holte mit einer zitternden Hand einen kleinen Karton herraus.
„Fuck, Sasukes Schlafmedikamente!“
Er eilte aus der Wohnung.
