Zum Inhalt der Seite

Haselnuss

Das Auge des Herzens
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neues Leben

Mein Atem geht schneller. Ich sehe wie er auf mich zukommt, aber was will er von mir? Er streckt die Hand aus. „Komm mit mir“, haucht der Mann leise und kommt noch ein Schritt auf mich zu. Instinktiv weiche ich zurück. Lass mich in ruhe. Lass mich... aber wer ist das überhaupt und warum sage ich nichts? Ich schaue mich um und merke erst jetzt das ich in einer U-Bahn. Der Mann schaute mich an. „Komm mit mir du musst hier raus!“, sagte er „Sonst wirst du dein Augenlicht nie wieder finden. Hättest du damals das getan was ich gesagt habe, könntest du noch sehen“. Ich sehe ihn doch… was meint dieser Mann? Der Mann schaute panisch nach hinten. „Hör wenigstens jetzt auf mich“, sagte er mit einen leichten Lächeln. Warum sollte ich? Ich versteh das nicht. Er schaut wieder hinter. „RUNTER!“

Ich schrecke auf. Das Wort hallt in meinen Kopf wieder. Runter! Warum hatte ich nicht auf ihn gehört? Könnte ich dann noch sehen. Langsam stehe ich auf und gehe zum Fenster. Wie jeden Morgen öffne ich mit der Gewissheit das es nichts ändert die Vorhänge. Ich seufze kurz und gehe dann wieder zum Bett, setze mich darauf hin und denke über mein Leben nach. Was hat es noch für ein Sinn? Es bringt eh nichts wenn man nichts sehen kann. Seit Tagen bin ich nun im Haus, das nervt. Langsam schleiche ich runter und nehme meinen Stock. Seit dem ich wieder hier bin sind jetzt zwei Wochen vergangen, dann werde ich wohl einmal rausgehen dürfen.

Ich lauschte kurz nach oben. Das hören hab ich in letzter Zeit trainiert und bin darum schon besser darin als meine Mutter, denn ich hörte ihr leises Atmen von ihren Zimmer. Gut sie schläft noch. Ich schlich mich raus auf die Straße. Es ist relativ ruhig also muss es wohl noch recht früh sein. Ich taste nach meinen Augen. Das tat ich in letzter Zeit öfter um zu schauen ob sie noch da sind, aber Mama hat gesagt es ist schlecht für meine Augen wenn ich zu oft darauf rum drücke, aber was solls. Es gibt noch eine kleine Chance dass ich wieder sehen kann, wenn meine Augen sich erholt haben. Naja, die Chance war eben nur klein und ich hoffe normalerweise nicht auf etwas fast unmögliches, also konnte ich meine Augen auch ruhig zerstören. Ich frage mich in letzter Zeit ziemlich oft wie ich wohl aussehe, natürlich weiß ich das, aber ich weiß nicht genau wie ich aussehe und das stört mich. Früher habe ich mich nach den Aufstehen in den Spiegel bei meinen Schrank angeschaut und diese Gewohnheit habe ich beibehalten, obwohl es nichts bringt, aber heute habe ich das nicht getan. Vielleicht gewöhne ich mich langsam an mein neues Leben.

Jetzt stehe ich schon ne ganze Weile einfach an der Straße und denke einfach vor mich hin, aber es ist niemand vorbei gekommen, das höre ich. Ich lausche eine Weile um zu hören ob ein Auto kommt und bleibe noch stehen, obwohl ich weiß das wohl keines kommen wird. Wenn man sich so aufs hören konzentriert, kann man gleich viel besser hören. Ich hörte einen Wecker klingeln und leise ein Telefon klingeln, sowas habe ich früher nie beachtet. Langsam gehe ich dann doch über die Straße, denn auf der anderen Seite ist ein schöner Park, wo ich mich auf eine Bank setzte und nach dachte.

Bevor ich blind wurde habe ich über ganz andere Sachen nachgedacht, natürlich hauptsächlich über Jungs, aber das ist wohl normal. Wir haben einen neuen Jungen an der Schule, der gestern in unsere Klasse gekommen ist, also vor den Unfall Gestern. Ich habe mit meiner Freundin sehr viel über ihn geredet und wollte ihn eigentlich auch mal ansprechen, aber dazu ist es ja nicht mehr gekommen. Meine Freundin... Sie hat sich seit den Unglück nicht mehr bei mir gemeldet und das macht mich noch trauriger. Sie will wohl nicht mit einer Blinden befreundet sein, die immer nur Hilfe braucht. Darüber sollte ich jetzt lieber nicht nachdenken, erstmal will ich mein Leben wieder in den Griff kriegen.

In zwei Tagen ist das Konzert auf das ich eigentlich so gerne mit meiner Freundin gegangen wäre, aber das geht ja nicht. Was soll eine Blinde schon auf einen Konzert? Obwohl... wenn es ein Konzert ist, ist es nicht schlimm wenn man blind ist, man brauch nur jemanden der mit einen dahin geht und dafür habe ich ja jetzt keinen mehr. Warum ist das Leben nur so unfair? Ich habe doch nie was getan...

Ich sitze jetzt schon länger hier. Leute kommen in der zwischen Zeit vorbei und ich höre manchmal wie jemand den ich kenne mir sein Mitleid ausspricht. Meistens sind es Nachbarn von mir von denen ich die Stimme kenne, aber manche kann ich nicht ganz einordnen. Nachdem es für eine Weile so belebt war ist es nun wieder ruhig. Es waren wohl die Leute die gerade zur Arbeit oder zur Schule gehen gewesen und jetzt waren sie angekommen, das hieß das meine Mutter jetzt wohl auch wach ist. Langsam stehe ich auf und taste mich mit Hilfe meines Stockes zur nächsten Bank vor, hier kann man mich sicherlich nicht sehen, also von meinen Haus aus.

Der Wind verstärkte sich langsam und kleine Regentropfen rieselten vom Himmel. Meine Mutter hat sicherlich noch nicht nach mir suchen lassen weil sie Morgens nicht mal in mein Zimmer geht, also muss ich wohl frühestens um 16 Uhr wieder nach Hause. Bis dahin sind es bestimmt noch ungefähr sechs Stunden, also kann ich auch ein bisschen weiter weg gehen. Am besten gehe ich zum Marktplatz, weil das so ziemlich der letzte Ort war den ich gesehen habe, denn in die U-Bahn will ich lieber nicht mehr gehen. Obwohl... vielleicht reden Leute ja dort darüber was genau passiert ist also gehe ich doch zur U-Bahn. Langsam gehe ich durch die Strassen in denen sich jetzt kaum Menschen befanden, zum Glück, denn ich habe mein Blindenzeichen nicht dabei. Bei der ersten Straße bleibe ich aber dann schon stehen. Hier muss eine Ampel sein und da ist sie auch. Sie gibt ein leises Klicken von sich das nun in einen Piepton wechselte, also müsste sie jetzt grün sein. In der Hoffnung wie ein normaler Sehender Auszusehen gehe ich den restlichen Weg ganz normal zur U-Bahn Haltestelle ich muss eh nur noch die Straße lang und es wäre doof wenn alle wissen das ich das Opfer war das hier ihr Augenlicht verloren hat.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück